011:reine/leben:
Das reine, der terror und das leben.

subtext                                                                                                            (anfang<--//)
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1.001

kommentierend kompiliere Ich meine belegstellen zu Hegels begriff: das reine leben. Zumeist erscheint das zentrale zitat verkürzt; der nicht unwichtige zweite teil wird ausgeblendet. Der ganze satz lautet: "Reines Leben zu denken ist die Aufgabe, alle Taten, alles zu entfernen, was der Mensch war oder sein wird;" (Bd.1,p.370)*. Den gedanken im ersten teil des zitats erläutert Hegel mit zwei sätzen. Kurz und bündig definiert Hegel: "Reines Leben ist Sein" (Bd.1,p.371)*, und den gedanken weitertreibend gebraucht Hegel etwas weiter die formel: "Weil das Göttliche reines Leben ist, ..." (Bd.1,p.372)*. In seiner analyse der rolle Jesus' in der geschichte des christentums verknüpft Hegel den gedanken des zweiten teils des zitats unmittelbar mit dem leben Jesu; Ich beschränke mich auf den entscheidenden teil des gedankens, der von Hegel so formuliert wird: "Wegen der Verunreinigung des Lebens konnte Jesus das Reich Gottes nur im Herzen tragen, ... "(Bd.1,p.401)*. In dieser tendenz deutet Hegel auch die wundertätigkeit des Jesus von Nazareth als momente des unreinen und des reinen lebens: "jene wundersamen Wirksamkeiten vollbringt der Mensch, er und das Göttliche scheinen unzertrennbar"(Bd.1,p.412)*.
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 * Der Geist des Christentums und sein Schicksal.
 -->6.004 text<--//


1.002

kommentierend kompiliere Ich die zitate, die die austauschbarkeit der termini: "das leben, das sein und das göttliche" belegen. Im systemfragment von 1800 schreibt Hegel einen satz, der epigrammatisch das denken Hegels kennzeichnet: "ich müsste mich ausdrücken, das Leben sei die Verbindung der Verbindung und der Nichtverbindung ..."(Bd.1,p.422)* - ein kryptischer satz, der an klarheit gewinnt, wenn für den terminus: leben, der terminus: sein, eingesetzt wird. Hegel schreibt: "Sein ((ist)) die Synthese des Subjekts und Objekts, in welcher Subjekt und Objekt ihre Entgegensetzung verloren haben"(Bd.1,p.326)*. Subjekt und objekt sind, ganz in der tradition, momente eines ganzen, das die zentrale systemstelle im denken Hegels einnimmt. Über das ganze(1) sagt Hegel: "Gibt es eine schönere Idee ... eine erhabenere, als einem Ganzen anzugehören, das als Ganzes Eines der Geist Gottes ist, ... (Bd.1,p.394)*; diesen gedanken ergänzt und konkretisiert Hegel mit dem satz: "... zwei Substanzen gibt es nicht; Gott und der Mensch(2) müssen also eins sein - aber der Mensch der Sohn und Gott der Vater"(Bd.1,p.304)*. Was das sein, oder das ganze, oder das göttliche in einer weiteren bestimmung ist, das legt Hegel mit dem satz fest: "Das Herausgehen des Göttlichen ist nur eine Entwicklung, daß es, indem es das Entgegengesetzte aufhebt, sich selbst in der Vereinigung darstellt"(Bd.1,p.413)*(3). In der historischen person des Jesus von Nazareth sieht Hegel den vermittler zwischen gott und mensch: "Mit ihrem Glauben(4) wäre / das Reich Gottes vorhanden gewesen. Jesus hätte ihnen eigentlich nur ausgesprochen, was unentwickelt und unbewußt in ihrem Herzen lag" (Bd.1,p.397/398)*. Die geschichtlichkeit des menschen wie die seines EINEN GOTTES ist das zentrale motiv der philosophie Hegels, und diese geschichtlichkeit, sowohl die geschichtlichkeit des menschen als auch die geschichtlichkeit des EINEN GOTTES erscheint in der existenz des menschen als entzweiung, die nach einer versöhnung verlangt(5). Die abstrakte form dieser entzweiung ist die teilung des ganzen in die position und die negation, deren entgegensetzung im sein als eine verbindung erscheint. Hegel schreibt: "Geist und Körper haben nichts gemein; sie sind absolut Entgegengesetzte. Ihre Vereinigung, in welcher ihre Entgegensetzung aufhört, ist ein Leben, d.i. gestalteter Geist; und wenn dieser als Göttliches, Ungetrenntes wirkt, so ist sein Tun eine Vermählung mit verwandtem Wesen, mit Göttlichem, und Erzeugung, Entwicklung von neuem, der Darstellung ihrer Vereinigung ... ; Göttliches Tun ist Wiederherstellung(6) und Darstellung der Einigkeit; Wunder die höchste Zerreißung"(Bd.1,p.414)*. Hegel konstruiert einen dualismus, der einerseits im göttlichen(7), andererseits im gemeinen leben(8) die entgegengesetzten pole hat, die, so Hegel's these, im göttlichen als vereinigung erscheinen, die das tun des gottes sind(9). Aus der perspektive des gemeinen lebens ist die aufhebung der entzweiung in der versöhnung mit gott das sichere, aber ferne ziel, aus der perspektive des göttlichen erscheint das gemeine leben als das "göttliche tun", das zugleich eine wiederherstellung und darstellung der einheit ist. Damit hat Hegel das fundament gebaut, auf dem er sein system der welt gegründet hat, dessen leitmotiv die geschichtlichkeit der existenz des individuums als ich ist(10). text<--//
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 * Der Geist des Christentums und sein Schicksal.
 * Systemfragment von 1800
 -->6.004 <--//

(1) bereits hier taucht der terminus: das ganze, auf; in der Phänomenologie des Geistes formuliert Hegel den immer wieder zitierten zitierten satz: "das Wahre ist das Ganze"(Bd.3,p.24). Die wahrheit - Hegel's wahrheit - kann in diesem knappen satz erfasst sein. Dazu mehr in meinem essay: Hegel/Adorno - drei weltentwürfe. -->6.012<--//

(2) dieser mensch ist Jesus von Nazareth; das ist eine ergänzung, die Ich erläuternd hinzufüge. Im monotheismus ist gott nur der EINE GOTT, aber der mensch? - das kann jeder sein, und so ist es von Hegel vermutlich auch intendiert gewesen, aber, so Hegel in seiner schrift über das christentum, Jesus von Nazareth sei der exemplarische mensch gewesen. Das ist interpretation, wenn Ich es profan fasse, theologie, wenn Ich es in den religiösen kontext stelle. Es wäre gut, wenn diese differenz beachtet würde. <--//

(3) Ich bewerte die tatsache als beachtlich, dass Hegel diesen satz zum ende seiner Schrift: Der Geist des Christentums und sein Schicksal, formuliert hat. Hegels idee, dass das göttliche in seiner geschichtlichkeit gegründet ist, die durch den menschen vermittelt wird, interpretiere Ich als das vermittelnde moment, das seiner idee, die weltgeschichte als eine theodizee gottes zu deuten, sowohl ihre plausibilität als auch ihre politische faszination verschaffte. Es ist eine spekulation post festum, dass Hegel sich dieser wirkung bei der niederschrift des satzes schon bewusst gewesen war, aber diese spekulation ist, einmal formuliert, in der welt und teil der tradition, die Hegel begründet hatte. <--//

(4) Ich ergänze: die apostel und christen; gemäss der theologen sind damit alle menschen gemeint, auch die heiden, die den weg zu dem wahren und den EINEN GOTT noch nicht gefunden haben.
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(5) die idee der entzweiung der welt und die aufhebung dieser entzweiung in einer versöhnung verweist auf die religiösen implikationen der hegelschen philosophie. Das ist eine feststellung und keine kritik. Hegel hatte das problem aus der tradition aufgegriffen und in vielfältiger weise reflektiert. Ich verweise hier auf die stichworte: entzweiung und versöhnung, im registerband der theorie Werkausgabe, Bd.21, p.155-156 und 701-702. Das problem verfolge Ich in diesem essay nicht weiter, obgleich es in der rezeption der hegelschen welt bei freund und feind starke emotionen freigesetzt hatte. Lässt man die religiösen konnotationen der phänomene: entzweiung und versöhnung beseite, dann erscheinen die phänomene der entzweiung und der versöhnung als differenz und indifferenz, zwischen denen das leben oszilliert. <--//

(6) der begriff: wiederherstellung, impliziert den gedanken, dass zum beginn des prozesses, der auf wiederherstellung abzielt, etwas gewesen gewesen sein musste, das so gewesen war, wie das wiederhergestellte sein soll. Anfang und ende des prozesses können sich insofern nicht unterscheiden; der prozess kehrt zu sich selbst zurück. Hegel hatte diesen gedanken aufgegriffen und über den anfang des Johannes-evangeliums(Joh.1.1) reflektiert: "Im Anfang war der Logos, der Logos war bei Gott, und Gott war der Logos; in ihm war Leben"(Bd.1,p.373). Diese welt ist in sich abgeschlossen und gegen alles, das nicht teil der welt ist, abgeschottet. An diese welt kann nur derjenige glauben, der an diese welt glaubt - wieder ein zirkel. Und wo bleibt derjenige, der nicht daran glauben kann oder will? - er ist der ausgeschlossene, der fremde, der feind, und wenn er eingeschlossen wird, dann muss er sich unterwerfen oder er wird vernichtet. <--//

(7) für den terminus: das göttliche, kann der terminus: das sein, oder oder der terminus: das reine leben, und als weitere bestimmung der terminus: der geist, eingesetzt werden. <--//

(8) für den terminus: das gemeine leben, kann der terminus: der körper, oder der terminus: das unreine leben, eingesetzt werden. <--//

(9) Ich habe schwierigkeiten, die logik dieses gedankens nachzuvollziehen, weil das logische prinzip des ausgeschlossenen widerspruches diese aussage ausschliesst. Ich rechne mit dem einwand, dass Ich mir hier meinen Hegel so passend zurechtgelegt habe, dass Ich plausibel auf ihn einschlagen könne. Das kann sein, aber das müssen andere beurteilen; Ich kann diese sätze Hegels mir nur in der weise klar machen, wie Ich es hier formuliert habe. Dem gedanken Hegels verweigere Ich meinen respekt nicht, aber der respekt, ärger noch, die bewunderung, ist kein ersatz für den beweis, dass die dinge auch sind, wie Hegel (in meinen worten) meint darzulegen, dass sie so auch sein müssen. Ich kann nur das erfassen, was in meiner welt fassbar ist, alles was jenseits der grenze meiner welt liegt, das kann der teil einer anderen welt sein, aber darüber kann Ich nichts mehr sagen, und wenn jene andere welt doch ein ding meiner welt wäre (indem Ich jene welt denke, und damit sie in meine welt eingefügt habe), dann kann Ich darüber nur in der weise sprechen, in der mir meine welt verfügbar ist. Die axiome der logik sind dafür die bedingung. <--//

(10) Hegel interpretiert die entzweiung als bedingung, dass er im gemeinen leben sich seines selbstbewusstseins bewusst werden kann. Diesen prozess des sich selbst als ich bewusstwerdens erscheint bei Hegel in der metapher des weges, den das ich gehen muss, um zu dem zu gelangen, das ihm am beginn des weges vorbestimmt gewesen war. In den vorlesungen zur "Philosophie der Geschichte" (1822ff) hatte Hegel diesen weg soweit abgeschritten, dass er sagen konnte: "Zweck in ihm selbst nämlich ist der Mensch nur durch das Göttliche, das in ihm ist, ist, durch das, was von Anfang an Vernunft und, insofern sie tätig und selbstbestimmend ist, Freiheit genannt wurde"(Bd.12.p.50). In der kennzeichnung als freiheit ist 1822ff der zweck das, was Hegel am beginn, 1798-1800, mit dem terminus: reines leben, gekennzeichnet hatte. An den entscheidenden wegmarken leuchtet immer in anderer gestalt das selbige auf: das reine leben; allein die termini dieses selbigen wechseln in seinen historischen erscheinungen: Der Geist des Christentums und sein Schicksal(1798-1800), Glauben und Wissen(1802), Die Phänomenologie des Geistes(1808) und die Vorlesungen zur Philosophie der Geschichte(1822ff). Ich nehme diese formen als ein ganzes. <--//text<--//


1.003

die termini: leben und freiheit, bezeichnen das selbige. Was Hegel 1798 mit dem terminus: leben, gekennzeichnet hatte, das erscheint 1822ff unter dem terminus: freiheit. Hegel sagt: "die Substanz, das Wesen des Geistes ((ist)) die Freiheit. ... es ist dies eine Erkenntnis der spekulativen Philosophie, daß die Freiheit das einzige Wahrhafte des Geistes sei"(Bd.12,p.30)*. Etwas später sagt Hegel es noch deutlicher: "Zweck in ihm selbst nämlich ist der Mensch nur durch das Göttliche, das in ihm ist, durch das, was von Anfang an Vernunft und, insofern sie tätig und selbstbestimmend ist, Freiheit genannt wurde"(Bd.12,p.50)*. Das argument ist schlüssig, wenn die termini: substanz und das göttliche, als zeichen interpretiert werden, die auch die vermittelnden begriffe bezeichnen, die in der tradition die phänomene des daseienden und des göttlichen unterscheiden. Die bunte vielfalt der termini täuscht eine fülle von begriffen und phänomene vor, die im kontext des ontologischen arguments nur das nämliche bezeichen können: das, was unter dem zeichen: sein, erscheint.
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 * Vorlesungen zur Philosophie der Geschichte.
 -->6.004   text<--//


1.004

kommentierend stelle Ich die zitate zusammen, mit denen Hegel seine faszinierende these formuliert, dass der mensch in seiner geschichte seine freiheit präsent hat. Hegel sagt: "Denn die Weltgeschichte ist die Darstellung des göttlichen, absoluten Prozesses des Geistes in seinen höchsten Gestalten, dieses Stufenganges, wodurch er seine Wahrheit, das Selbstbewusstsein über sich erlangt"(Bd.12,p.73)*. Diesen gedanken(1) präzisiert Hegel: "Die Weltgeschichte zeigt nur, wie der Geist allmählich zum Bewusstsein und zum Wollen der Wahrheit/ kommt; es dämmert in ihm, er findet Hauptpunkte, am Ende gelangt er zum vollen Bewusstsein."(Bd.12, p.73/74, cf. auch p.77)*. Diese art der betrachtung des menschen kennzeichnet Hegel als "eine Theodizee, eine Rechtfertigung Gottes"(Bd.12,p.28)*(2). In der logik dieser deutung ist der mensch nicht das subjekt des geschehens, sondern das objekt eines anderen, nämlich des EINEN GOTTES oder anderer götter, die sich selbst mittels der menschen realisieren; in einem seitenblick auf die res gestae der historia mundi zweifele Ich aber an der in den theologien verheissenen güte gottes, die die individuen als ich real, vergangen oder gegenwärtig, als den kalkulierenden zynismus der götter oder des EINEN GOTTES erfahren, die die individuen als ich in ihren phantasien selbst sind. Ich halte es aber für dumm und kurzsichtig, den gedanken Hegels nur als ein theologisches täuschungsmanöver zu verleumden. Ohne die theologischen implikationen(3) deute Ich den gedanken Hegels als einen entwurf der welt, in der das individuum als ich in einem komplexen vermittlungsprozess sich selbst in der differenz von welt und freiheit(4) erschafft. Die geschichte eines individuums als ich ist seine geschichte, und in dieser geschichte begreift es seine welt. In dieser deutung bleibt zunächst die frage offen, ob Hegel mit seiner theorie der dialektik das programm der theodizee gottes realisieren kann, das er sich in seiner philosophie der geschichte zum gegenstand gemacht hatte.  text<--//
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 * Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte. -->6.004

(a) zitat im text: Bd.12,p.32 <--//
(b) zitat im text: Bd.12,p.49 <--//

(1) -->2.008  <--//

(2) Hegels philosophie der geschichte ist eine theologie der geschichte. Ich gebrauche dafür den terminus: geschichtstheologie. Den terminus dürfte Ich von Günter Rohrmoser adaptiert haben, der in seinem essay über Hegels theologische jugendschriften die formel: die Oetingersche Geschichtstheologie, benutzt hatte(+). Die auswechselung des namens ist kein ungewöhnliches verfahren. Der historische kontext, der den pietismus mit der aufklärung verbindet, ist aber kein gewichtiges argument für das problem, das der gegenstand dieses diskurses ist; auch ist der streit darüber unergiebig, ob die hegelsche philosophie eine verkappte theologie sei oder nicht sei, und und an den verleumdungskampagnen beteilige Ich mich nicht. Gewichtiger für meine beurteilung des hegelschen begriffs: geschichte, ist das faktum, dass Hegel das theologische deutungsmuster in seiner darstellung der weltgeschichte verwendet hat, das die deutung seiner weltgeschichte auf die theologische deutung der welt eingrenzt. Ebenso ist der endlose streit gegenstandslos, ob die theologische betrachtungsweise eine philosophische sein kann oder nicht (das gilt auch umgekehrt). Die begriffe: philosophie und theologie, sind gemäss der logik einander ausschliesend, und wenn das individuum als ich die phänomene unterscheidet, dann kann immer nur der eine oder der andere begriff gültig sein; ein anderes problem ist die beobachtung, dass die phänomene sich einer eindeutigen unterscheidung entziehen. Bleibt noch die in der tradition unendlich erörterte rangfrage der beiden wissenschaften. Das ist eine frage des geschmacks, im bösen fall eine frage des machtinteresses; für diesen typus von fragen ist es gleichgültig, ob die philosophie, die theologie oder irgendeine mode als gegenstände einschlägig sind. An diesen streitereien beteilige Ich mich nicht.
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  (+) cf. p.82 -->6.014<--//    1.004/2<--//

(3) es dürfte unstreitig sein, dass Hegel den anlass für seine schrift: Der Geist des Christentums und sein Schicksal, in der theologie seiner zeit vorgefunden hatte. Der anlass muss aber nicht das motiv gewesen sein, das Hegel dazu antrieb, den text zu fixieren. Seinem charakter nach schätze Ich diesen text als eine form der selbstverständigung ein, mit dem Hegel sein eigenes verhältnis zu seiner welt klären wollte. Hegel konnte den theologischen blick beiseitelegen, nachdem er den philosophischen blick meistern konnte. Diese überlegung erlaubt es mir, die theologischen annotationen seiner frühschrift beiseite zu legen, um mich auf das problem der dialektik zu konzentrieren, die Hegel unter dem terminus: weltgeschichte, entfaltet hatte; allein den terminus: das reine leben, nehme Ich aus dieser schrift mit, um die theologische dimension seines denkens als horizont präsent zu haben. <--//

(4) statt des terminus: freiheit, präferiere Ich den terminus: autonomie des ich. <--// text<--//


1.005

der blick in den registerband(1) macht dem leser schnell deutlich, dass Hegel die termini: zweck und endzweck, häufig gebraucht hat, wobei mir der kontext, in dem Hegel die termini verwendet, die notwendigen hinweise für die präzisierung der bezeichneten begriffe: zweck und endzweck, angibt. In den vorlesungen zur philosophie der geschichte gebraucht Hegel einmal den terminus: endzweck der Welt (Bd.12,p.32)*; dann etwas weiter den terminus: der absolute endzweck (Bd.12,p.35)*; in seinen vorlesungen über die geschichte der philosophie sagt Hegel in dem teil, der Kant zum gegenstand hat, den satz: "das allgemeine Gute, der allgemeine Endzweck als Endzweck der Welt kann nur erreicht werden durch ein Drittes. Und diese Macht über die Welt, die zum Endzweck hat das Gute in der Welt, ist Gott"(Bd.20,p.382)**. Die aussage halte Ich für plausibel, dass Hegel in seiner geschichtstheologie das ziel des geschichtsprozesses(2) mit dem identifiziert hat, was in den religionen mit dem terminus: das heil, bezeichnet wird(3). In dieser verknüpfung ist der prozess der geschichte, genauer: die geschichte eines individuums als ich in seiner welt, die erzählung seiner rückkehr in den ausgang, der nach Hegel dem individuum als ich so unbewusst gewesen war, wie das ziel in seiner gänze dem individuum als ich unbewusst bleiben muss. Im ziel verschwindet seine rückkehr im ursprung....  text<--//
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 *   Vorlesungen zur Philosophie der Geschichte.
 ** Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie.
 -->6.004

(a) zitat im text: Bd.12,p.33 <--//

(1) stichwort: endzweck, (Bd.21,p.150); stichwort: zweck, (Bd.21,p.765- 768) -->6.004  <--//

(2) den terminus: endzweck der geschichte, gebraucht Hegel in der einleitung zu seiner Philosophie der Geschichte. Vorangegangenes zusammenfassend sagt er: "Von der Idee der Freiheit als der Natur des Geistes und dem absoluten Endzweck der Geschichte ist die Rede gewesen"(Bd.12/p.38). <--//

(3) die theologischen konnotationen des begriffs: das heil, lasse Ich beiseite. Die etymologie des terminus: heil(adjektiv), verweist auf die vorstellung eines ganzen und unversehrten (cf.Wahrig: Deutsches Wörterbuch. Gütersloh: 1986; stichwort: heil(adj.) und ableitungen). <--//   text<--//


1.006

Hegel sagt: "Das Sichselbstgleiche entzweit sich, heißt darum ebensosehr: es hebt sich als schon Entzweites, es hebt sich als Andersseins auf"(Bd.3,p.132)*. Der gedanken, dass das entgegengesetzte in einer vermittlung sich aufhebt, ist ein genialer trick, dessen konstruktion einen unschönen fehler hat; denn im selben kontext(1) sagt Hegel: " ... , so ist sein Entzweien hiermit ein Aufheben dessen, was es ist, und also das Aufheben seines Entzweitseins"(Bd.3,p.133)*. Die termini: aufheben und sich aufheben, sind nicht dasselbe, und die von ihnen bezeichneten begriffe schliessen sich per definitionem aus. Man kann nun endlos lange darüber diskutieren, in welchem verhältnis diese begriffe und termini als phänomene zueinander stehen, an dem faktum aber kann man nicht vorbei, dass weder das aufheben noch das sich aufheben die vorausgesetzten differenzen im aufgehobenen beseitigen. Das kritische potential dieser konstruktion liegt allein darin(2), dass die vorausgesetzten differenzen im aufgehobenen weiter tradiert werden, was dem individuum als ich allein in einer position möglich ist, die aber notwendig defizitär sein muss, weil sie der negation entbehrt, oder, wenn die notwendige negation gesetzt wird, die position in eine neue runde von position, negation und vermittlung treibt, was die auflösung in der zeit immer wieder hinausschieben muss. Bliebe noch die möglichkeit zu erörtern, dem problem sich zu entziehen und den vermittlungsprozess abzuschneiden und bei der position zu verharren, die eine beliebige behauptung ist. Diese lösung ist ebensowenig plausibel wie die lösung, die Hegel in seiner konstruktion der vermittlung vorgeschlagen hatte. text<--//
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 * Phänonomenologie des Geistes. -->6.004

(1) die sätze hat Hegel in einem absatz zusammengefasst. Es ist daher plausibel, wenn Ich vom selben kontext spreche. cf.ebd.Bd.3,p.132-133. cf.ebd.Bd.3,p.132-133. Zum problemfeld verweise Ich auf das stichwort: aufheben, im registerband der theorie-werkausgabe, Bd.21,p.56.  <--//

(2) es könnte auch die alternative erwogen werden, dass in der vermittlung jede differenz aufgehoben wird, d.h. faktisch in einem neuen moment, das mit sich identisch ist, übergeführt wird. Mit dem resultat aber ist jeder zusammenhang mit dem vorangegangenen abgeschnitten, und das neue ist als dasselbige beliebig, dass erst in einer differenz seinen eigenwert erhält. <--//text<--//


1.007

Hegel schreibt: "Die lebensverachtende Schwärmerei kann sehr leicht in Fanatismus übergehen; denn um sich in ihrer Beziehungslosigkeit zu erhalten, muß sie dasjenige, von dem sie zerstört wird und das, sei es auch das Reinste, für sie unrein ist, zerstören, ... denn indem nur das Bewußtsein beschränkter Formen in ihnen war, so blieb ihnen nichts übrig als eine durch Greueltaten und Verwüstungen bewerkstelligte Flucht ins Leere"(Bd.1,p.404)*. In der Phänomenologie des Geistes, im kapitel: Die absolute Freiheit und der Schrecken, hatte Hegel diesen gedanken in seinem systematischen kontext präzisiert(Bd.3,p.431-441)*. Hier erscheint "die absolute Freiheit" als "die neue Gestalt des Bewußtseins"(Bd.3,p.431)*(1), aber diese freiheit ist defizitär, weil in der "Wechselwirkung des Bewußtseins mit sich selbst" die "wollende Freiheit" zu keinen taten und werken kommen kann (Bd.3, p.434*(2). In einem umkehrschluss (zulässig oder nicht, darüber kann man endlos streiten) konkludiert Hegel: "Kein positives Werk noch Tat kann also die allgemeine Freiheit hervorbringen: es bleibt / ihr nur das negative Tun; sie ist nur die Furie des Verschwindens"(Bd.3,p.435/436)*. In dieser bestimmung ist für Hegel die absolute freiheit, die dem ich in der realität nur als eine position verfügbar sein kann, "die ganz unvermittelte reine Negation, und zwar die Negation des Einzelnen als Seienden in dem Allgemeinen. Das einzige Werk und Tat der allgemeinen Freiheit ist daher der Tod, und zwar ein Tod, der keinen inneren Umfang und Erfüllung hat; denn was negiert wird, ist der unerfüllte Punkt des absolut freien Selbst; er ist also der kälteste, platteste Tod, ohne mehr Bedeutung als das Durchschlagen eines Kohlhaupts oder ein Schluck Schluck Wassers"(Bd.3,p.436)*. Mit zwei feststellungen schliesst Hegel den gedanken ab. Seine erste feststellung ist: "Die absolute Freiheit hat also als reine Sichselbstgleichheit des allgemeinen Willens die Negation, damit aber den Unterschied überhaupt an ihr und entwickelt diesen wieder als wirklichen Unterschied"(Bd.3,p.438)*. In der zweiten feststellung bestimmt er die negation als eine position: "seine Negation ist der bedeutungslose Tod, der reine Schrecken des Negativen, das nichts Positives, nichts Erfüllendes in ihm hat"(Bd.3,p.438)*. Was Hegel in seinen feststellungen beschreibt, das sind die zustände in ihren gleichgültigkeiten, die Ich mit dem zeichen: NATUR, kennzeichne. text<--//
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 * Der Geist des Christentums und sein Schicksal
 * Die Phänomenologie des Geistes
 -->6.004

(1) die grammatik des satzes machte eine umstellung notwendig; Hegels satz lautet: "Diese Rücknahme der Form der Gegenständlichkeit des Nützlichen ist aber an sich schon geschehen, und aus dieser inneren Umwälzung tritt die wirkliche Umwälzung der Wirklichkeit, die neue Gestalt des Bewußtseiuns, die absolute Freiheit hervor". <--//

(2) die zitatfragmente im kontext: "Diese Bewegung ist hierdurch die Wechselwirkung des Bewußtseins mit sich selbst, worin es nichts in der der Gestalt eines freien ihm gegenübertretenden Gegenstandes entläßt. Es folgt daraus, daß es zu keinem positiven Werke, weder zu allgemeinen Werken der Sprache noch der Wirklichkeit, weder zu Gesetzen und allgemeinen Einrichtungen der bewußten, noch zu Taten und Werken der wollenden Freiheit kommen kann"(Bd.3,p.434).
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2.001
es mag befremdlich erscheinen, dass Ich Hegel umstandslos unter eine tradition subsumiere, die Ich mit dem terminus: das ontologische argument, kennzeichne. Es wäre aber ein missverständnis, wenn mit dieser einordnung das werturteil verknüpft würde, dass die abendländische tradition, der Ich mich zurechne, quasi als eine vorstufe des relationalen argument eingeschätzt und diese tradition mit dem verweis auf die funktion der vorstufe auch klammheimlich abgewertet würde. Mit den termini: das ontologische argument und das relationale argument, bezeichne Ich denkmögliche strukturen der welterkenntnis, die das individuum als ich realisiert, wenn es in seiner autonomie sich entscheidet(1). Es sind strukturen, die das ich als denkmöglich verfügbar hat, ohne entscheiden zu können, ob sie so, wie sie gedacht werden, auch wahr sind. Das ich muss sich für eine der möglichkeiten entscheiden, und mit dieser entscheidung konstituiert es seine welt, die für das ich wahr ist, weil sie, eingeschlossen in das zirkelargument, wahr sein muss. Die differenz ist, dass diese wahrheit, die in der entscheidung eines ich gegründet ist, keine transzendentale wahrheit im sinne des ontologischen arguments sein kann, sondern eine wahrheit, die das entscheidende ich absolut zu verantworten hat, die aber für den anderen keine bindewirkung haben kann, es sei, der andere akzeptiert diese bindung in seiner autonomen entscheidung auch als für sich absolut bindend. Für das ich ist die frage nicht beantwortbar, ob es einen gott, ob es die götter oder ob es das sein gibt; in jedem fall ist diese frage nicht im sinne einer logischen allgemeinheit beantwortbar, gleichwohl antwortet jedes individuums als ich auf die frage in seiner weise, indem es das eine oder das andere glaubt, und in diesem glauben gründe erfindet, die seinen glauben als wahr begründen. Hegel hatte sich in seiner zeit für das schema des ontologischen arguments entschieden, durchaus im einklang mit den vorstellungen einer übermächtigen tradition; Ich kann dieser tradition nicht folgen und versuche in der negation des ontologischen denkens die momente positiv zu bestimmen, die in der tradition notwendig verschüttet worden sind. Das unterscheidet mich von Hegel, dessen denken der begrenzende horizont meiner überlegungen ist.
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(1) im sinne der Weberschen idealtypen sind diese strukturen der welterfahrung konzepte, die als begriffe voneinander strikt getrennt sind, als phänomene aber keineswegs so eindeutig bestimmt sind, wie das die termini als etiketten suggerieren. Allein die tatsache, dass das ich das relationale argument, respektive das ontologische argument nur im horizont des jeweils ausgeschlossenen dritten moments präsent haben kann, verweist darauf, dass in der realität sowohl die elemente der beiden systeme als auch die motive der individuen als ich schnittmengen aufweisen, die den beiden phänotypen der welterkenntnis gemeinsam sind. Weder schliesst das eine argument das andere argument als unwahr aus, noch können die beiden grundformen der welterkenntnis als strukturen interpretiert werden, die im sinne der komplementarität einander sich ergänzen. <--//


2.002

die erste aporie des ontologischen arguments hatte Hegel nicht sonderlich beunruhigt; sie ist das betätigungsfeld der theologen. Und für den philosophen ist es allemal interessanter, in der vielfalt das verbindende band zu suchen und zu bestimmen. Die probleme der theologen und der philosophen sind aber wie die beiden seiten einer medaille. Man kann die beiden bilder in analytischer absicht getrennt beschreiben, ihr sinn aber wird sich immer erst in der verknüpfung der beiden bestimmen lassen(1). Im blick auf die methode ist es sicher vorteilhaft, die beiden aporien des ontologischen arguments strikt voneinander zu trennen, aber der sinn der einen wie der anderen aporie wird sich nur dem erschliessen, der die beiden aporien miteinander in einer synthese verknüpft. Für meinen zweck kann Ich die erörterung dieses aspektes hier auf sich beruhen lassen. text<--//
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(1) die münze kann als demonstrationsobjekt herangezogen werden. Für sich sind die zahl- und die wappenseite der münze beliebig. Auf der zahlseite erscheinen ziffern, die einen bestimmten wert bezeichnen, der in grenzen nahezu grenzenlos variabel sein kann. Auf der wappenseite erscheinen köpfe oder wappen, die auf mächtige personen verweisen, die für den wert der zahlzeichen bürgen sollen. Auch diese gruppe von personen ist in grenzen nahezu grenzenlos variabel. Der wert der münze, für sich ein beliebiges stück aus metall, ist nur dem bekannt, der beide seiten zusammendenken kann, sei's in der konkreten konkreten lebenssituation, sei's im historischen rückblick.
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2.003

soweit die erinnerung der menschen in ihre geschichte zurückreicht, solange haben sie nach dem sein der dinge gefragt, die ihr schicksal sind. Sie mussten nach dem fragen, was die welt im innersten zusammenhält(1). Die frage nach der ordnung der dinge, dürfte also ein existenzsicherndes bedürfnis der menschen gewesen sein, und an dieser sachlage hat sich im 21.jahrhundert nichts entscheidendes geändert. In der historia der philosophie ist das problem unter dem terminus: ontologie, systematisiert worden. Die vielfältigen meinungen in der tradition sind aber für meinen zweck, den Ich in diesem essay verfolge, nachrangig; denn die seinsfrage ist im relationalen argument gegenstandslos. Das ich hat die dinge der welt nur als daseiende dinge präsent, und das unterstellte verknüpfende band, das sogenannte sein, kann ihm nur in der form eines dinges der welt, mithin als ein dasseiendes verfügbar sein. Was im ontologischen argument quasi der nabel der welt ist, das ist im relationalen argument eine beliebige frage, mit der man sich beschäftigen kann, aber nicht beschäftigen muss. Dennoch kann das relationale argument die zentralen fragen des ontologischen arguments nicht ignorieren, weil sie der begrenzende horizont sind, in dem es die eigenen probleme diskutieren muss(2). text<--//
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(1) das motiv des Faust ist: "Daß ich erkenne, was die welt/ Im Innersten zusammenhält"(J.W.Goethe,Faust, 1.teil. vers 382-383). Es ist die alte metaphysische frage, deren moderne fassung auf Aristoteles zurückgeht (cf. Metaphysik,buch I,1/980a21 und  VII,1/1028b). <--//

(2) Ich wiederhole den gedanken in seiner graphischen darstellung:


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2.004

in der theorie-werkausgabe des suhrkampverlages(1) merken die herausgeber an, dass Hegel für den terminus: leben, zuerst den terminus: selbstbewusstsein, verwandt hatte. Das ist ein bemerkenswerter austausch der termini, der auf die weitere entfaltung des systems in der Phänomenologie des Geistes und der Philosophie der Geschichte hinweisen kann(2), aber solche entwicklungslinien, gerade wenn sie in das eigene konzept gut eingepasst werden können, sind spekulationen, die nie aus dem zwielicht heraustreten können. Ich registriere nur das faktum, ohne es zu einem besonderen gegenstand meiner reflexion zu machen.  text<--//
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(1) cf. Bd.1, p.370. -->6.004  <--//

(2) im anschluss an Dilthey's hegelinterpretation hatte G.Rohrmoser in seiner interpretation der theologischen jugendschriften Hegels geltend gemacht, das Hegel das lebenskonzept der theologischen jugendschriften später zugunsten des begriffs aufgegeben habe(+). Soweit es die termini betrifft, ist der befund nicht bestreitbar, den schluss dieser reflexion Rohrmosers halte Ich aber für wenig plausibel. Dieser aspekt scheint mir in der geschichte der hegelrezeption ein randthema zu sein, dem Ich keine besondere aufmerksamkeit geben möchte.
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(+) cf.p.112/anm.47a(p.378) -->6.015 2.004/2<--//    <--//


2.005

die unterscheidung: reines/unreines leben, hat die tradition des manichäischen denkens zum horizont; diese manier des denkens kann nur zwischen den extremen unterscheiden und scheidet jede vermittlungsposition aus. Die vorstellungen von einem reinen oder einem unreinen leben sind in ihrer reziproken position und negation als begriffe denkbar, als phänomene sind diese vorstellungen aber beliebige gegensätze, für die die regel: tertium datur, gilt. Jeder versuch, ein bestimmtes phänomen als rein oder unrein zu bestimmen, scheitert, weil die begriffe: rein und unrein, relationsbegriffe sind, sind, die in der position des einen begriffs: rein, die position des anderen begriffs: unrein, in seiner negation implizieren. Anders als die klassenbegriffe, bei denen das ich das differenzierende merkmal setzt, bestimmt das ich den einen relationsbegriff im horizont des ausgeschlossenen anderen relationsbegriffs; die phänomene des lebens aber sind das, was sie sind, und die kennzeichnung als rein und/oder unrein ist eine wertung, die in einem akzeptierten konsens logisch zwingend sein kann, aber scheitern muss, wenn der konsens nicht festgestellt oder feststellbar ist.  text<--//


2.006

die philosophie hatte Hegel in seinen "theologischen Jugendschriften" (Hermann Nohl,1907) noch nicht strikt von der theologie abgegrenzt; diese trennung war für ihn erst ab Jena bestimmend geworden. Ich kann die streitfrage, ob diese trennung von Hegel selbst gewollt war oder nicht, ohne antwort offen lassen, weil im blick auf sein system, das er als ein philosophisches system angesehen hat, die trennung von philosophie und theologie problematisch ist, und jede interpretation, die diese trennung oder verknüpfung zum gegenstand macht, das werk derjenigen ist, die Hegel interpretieren. Vieles deutet daraufhin, dass Hegels philosophisches denken ohne die religiösen implikationen nicht zureichend verstanden werden kann, und dieser tatsache war sich Hegel belegbar bewusst gewesen(1). Zueinander stehen philosophie und religion in einem wechselverhältnis, in dem das eine nicht vom anderen getrennt werden kann. Dass die theologien seiner zeit Hegel nicht sonderlich interessiert haben, berührt das problem nicht. Als theorien der welt sind die philosophie und die theologie verschieden, und diese trennung sollte strikt behauptet werden. Der gegenstand der philosophie ist das individuum als ich, die theologen haben ihren gott oder die götter zum gegenstand, und da nach altem brauch mensch und gott nicht dasselbe sind, ja kaum das gleiche sein können, ist die differenz dieser wissenschaften einleuchtend. Ich denke, dass diese trennung auch das fundament ist, das den diskursen über die individuen als ich und ihre götter ihre rationalität sichert. Etwas anderes ist es aber, wenn in der philosophischen wie in der religiösen reflexion strukturen aufweisbar sind, die eine verknüpfung von religion und philosophie zumindest nahelegen. Unter diesem blickwinkel ist es zwingend, Hegels philosophisches system sowohl im horizont der religion als auch im horizont der philosophie zu analysieren und zu bewerten. Es ist daher eine pragmatisch motivierte entscheidung, wenn Ich den akzent auf die philosophie setze und nicht auf die religion, und folglich die theologischen aspekte ausblende(2), die sich vordrängen würden, wenn Ich den religiösen momenten im system Hegels den vorrang gäbe.  text<--//
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(1) Hegel notierte den satz: "es bleibt der unauslöschliche unbefriedigte Trieb nach Gott"(Bd.1/p.407)*; diesen gedanken bekräftigt er 1800 im systemfragment(cf.Bd.1,p.422-423)*. Seine schrift: Glauben und Wissen (1802), belegt, dass er auf dem weg zur philosophie den gegenstand der theologen, nämlich gott, nicht aus den augen verloren hatte. Der kreis schliesst sich, wenn er in seiner Philosophie der Geschichte (1822) die weltgeschichte "als Theodizee, als eine Rechtfertigung Gottes"(Bd.12,p.28)* bestimmt.
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 * Der Geist des Christentums und sein Schicksal
 * Systemfragment von 1800
 * Glauben und Wissen
 * Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte
 -->6.004   <--//2.011/3<--//

(2) die biographie Hegels erklärt plausibel und hinreichend, dass die theologischen fragen ihn in seiner jugendzeit stark beschäftigt hatten. Diese fragen verloren aber erheblich an gewicht, nachdem er in Jena die intellektuelle freiheit erreicht hatte, die es ihm ermöglichte, die grenzen der theologischen methode zu überschreiten. Diese historischen zusammenhänge sind nicht unwichtig, aber Ich halte sie nicht für geeignet, das system der philosophie Hegels als eine verkappte theologie zu denunzieren oder zu vereinnahmen. Beschränkte geister mögen sich vielleicht darüber erregen, aber ihre erregungen werden kaum eine resonanz in den postmodernen medien finden, für die das dümmste noch passend genug ist, eine schlagzeile daraus zu zimmern. <--// text<--//


2.007

die hegelsche dialektik betrachte Ich als eine einheit; sie ist in den sogenannten frühschriften im kern bereits nachweisbar, die späten schriften hatten sie zur frucht reifen lassen. Der historische blick, für die philologischen probleme konstituierend, ist für die kritik des systems der hegelschen dialektik nachrangig. In den vorlesungen zur philosophie der geschichte hatte Hegel sein system so weit konsolidiert, dass es für die von ihm gestiftete tradition als der prototyp seiner überlegungen angesehen werden kann. In der analyse des systems erscheinen die vorbereitenden schriften, insbesondere die Phänomenologie des Geistes, als die notwendigen stufen, die zu dem ausgearbeiteten system in der Logik führten. Die nuancen, die Hegel seinen darstellungen gegeben hatte, haben ihren reiz, aber diese lege Ich beiseite, weil sie für die analyse der struktur seines systems einer dialektik nicht erforderlich sind. Das verfahren ist zulässig, wenn seine bedingungen im diskurs kenntlich gemacht worden sind.
 text<--//


2.008

in der Phänomenologie des Geistes hatte Hegel den prozess der dialektik unter dem terminus: dialektik des begriffs,entwickelt(1). Ich beschränke mich hier auf den extrakt dieses modells, das, wie jede reduktion, die vielfältigen facetten ignorieren muss, die Hegel in seiner theorie entfaltet hatte. Mein interesse an Hegels dialektik ist nicht pädagogisch motiviert, darum kann Ich die details beiseite lassen, die oft ein ermüdender gegenstand in den seminaren gewesen waren und die lektüre der hegelschen texte zu einer geduldsprobe gemacht hatten, eine erfahrung, die Ich bei jeder wiederlektüre erneut erneut mache. Ich belasse es bei diesem hinweis.
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(1) in der zeit hatte Hegel seine theorie präzisiert und modifiziert; diese veränderungen sind ein immanentes problem des hegelschen systems, an dem Ich im horizont meiner philosophischen erfahrungen kein spezielles interesse habe.
 <--//   1.004/1<--//  text<--//


2.009

mit dem stufenmodell der dialektik ist in der hegelrezeption viel unfug getrieben worden; historisch betrachtet hat das von den vulgärdialektikern destillierte spiralmodell kläglichen schiffbruch erlitten(1), aber listig, wie Hegel die vernunft einmal eingeschätzt hatte(2), hat die simplizität des modells das prinzip der hegelschen dialektik präziser erfasst als die ausgeklügelste theorie der professionellen hegeldeuter. Der gedanke ist einfach so plausibel, dass er nicht beiseite gelegt werden kann: der position ist die negation entgegengesetzt, die, in einer höheren stufe als vermittlung präsentiert, eine position ist - eine drehung im prozess. Allein diese position setzt wieder eine negation, die in einer vermittlung aufgehoben wird, die wieder eine position ist - eine weitere drehung im prozess. Und weiter geht's, die position ... die negation ... die vermittlung ... die positio ... die negatio ... die vermittl... die pos ... die neg ... die ver ... usw. usw. usw. ... und so weiter. Das modell hat, unfehlbar wie es scheint, den vorteil, mit keinem factum der vergangenheit widerlegbar zu sein, um das versprechen, alles zu revolutionieren, im prozess der geschichte desto wirksamer inszenieren zu können, dessen einlösung mit der klausel, es fehle noch der kleinste rest zum glücke, in die fernsten zukünfte verschoben ist. Die politischen rattenfänger wussten genau, welchen zauberstab sie da in der hand hatten, mit dem sie einmal das tausenjährige reich als das heil predigten, ein anderes mal den kommunismus.  text<--//
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(1) diejenigen, die über das scheitern des real existierthabenden sozialismus in triumpfgeheule ausgebrochen sind, haben das klägliche scheitern des so plausibelen modells nicht verstanden. Kein modell, das die realität abbilden soll, kann in der realität 1:1 umgesetzt werden. In der realität bleiben reste übrig, die das modell desavouieren. Bleibt noch die historische frage, die für jede grosse tat gültig ist: war die sache den versuch wert gewesen, das hegel/marx'sche projekt einer geschichtstheologie, in den lebenswirklichkeiten der menschen zu realisieren? - jede antwort wird interessengebunden sein, und die blütenträume (Goethe,Prometheus) werden weiter geträumt werden, die den himmel auf erden verheissen und auf der erde die hölle schaffen (K.R.Popper). Jede generation muss seine geschichtlichen erfahrungen machen, die ohne neue versuche nicht möglich sind. Alle gescheiterten versuche sind mahnmale, es anders zu machen, aber geurteilt wird post festum, ob das, was als neu auf dem markt ausposaunt worden ist, nicht doch die alten modelle gewesen waren; aber kann das ein argument sein, jeden weiteren versuch zu unterlassen, und dem besseren die chance zu verweigern, ein neuer blütentraum zu werden, der die bedingung jeder frucht ist? <--//

(2) Hegel verwendet den terminus: list, sowohl im allgemeinen sinne (cf.Phän.d.G.;Bd.3,p.53, oder Phil.d.G.;Bd.12,p.119) als auch im speziellen sinne: list der vernunft,(Bd.12,p.49). (cf. auch registerbd/ stichwort: list, p.380). -->6.004 <--// text(*2.009/2)<--// text<--//


2.010

ist der gedanke genial oder einfach nur sophistisch, mit dem Hegel raffiniert ein philosophisches problem so auflöst, wie der zauberer die dinge vor dem staunenden publikum verschwinden und erscheinen lässt? - Die streitfrage will Ich nicht auflösen, weil das kernstück seiner dialektik, die vermittlung von position und negation, zwischen die pole: genialer gedanke oder taschenspielertrick, gespannt ist. Die apologeten Hegels feiern seine dialektik als genial, so als habe Hegel abschliessend die auflösung des letzten welträtsels formuliert, ein mieser taschenspielertrick sei diese dialektik, schreien seine erbitterten feinde, und nirgends ist ein vermittelnder dritter in sicht, der sine ira et studio das bezeichnet, was Hegels dialektik auch sein kann, ein gedanke, der in raum und zeit punktgenau die erfahrungen des individuums als ich fixiert, die notwendig in der welt eingegrenzt sind, in der das individuum als ich seine gedanken denken kann. In dieser welt ist jede mögliche antwort begrenzt, die das individuum als ich formulieren kann, wenn es als ein möglicher gegenstand seiner welterfahrungen auf diese frage antwortet. text<--//


2.011

der begriff: entzweiung, ist ein schlüsselbegriff im hegelschen system(1). Hegel interpretiert die existenz des menschen als eine entzweite, die der mensch in seinem gemüt als "schmerzhaft fühlt"(2). Das ist in seinen frühen schriften ebenso präsent wie in den späten. Die entzweiung hatte Hegel sicherlich als ein movens seiner philosophie angesehen und darin auch die chance des individuums als ich erkannt, die biologische existenz als die eigene existenz zu erfahren und zu leben. Solange aber das individuum sich als ein ich erfahren kann, bleibt in der realität das bedürfnis des individuums als ich unbefriedigt(3), die entzweiung als last aber auch als bedingung seiner existenz aufzuheben; und soweit das individuum als ich die aufhebung der entzweiung in der vermittelnden zeit erfahren könnte, ist diese aufhebung eine position, die das individuum als ich als objekt seiner begierde im endzweck der (welt-)geschichte präsent hat. Es ist wenig überzeugend, den theologischen horizont der hegelschen theorie zu negieren, so, wie Karl Marx das entzweiungsproblem unter dem terminus: entfremdung, aufgegriffen hatte, und wie er es in seinen schriften mittels des terminus: entfremdung des menschen von sich selbst, mit der realität des lebens konfrontiert hatte, das die menschen im 19. und 20.jahrhundert in ihren gesellschaften lebten(4). Diese realitäten sind sowohl für Hegel wie für Marx die prüfsteine ihrer theorien; beide träumten von der realen aufhebung der entzweiung, die aber, wenn die aufhebung real wird, das versöhnte in sich aufsaugt und die hüllen der entzweiung und entfremdung als reale fakten zurücklässt.

 Die phänomene der entzweiung und der entfremdung sind real, aber die termini: entzweiung und entfremdung, haben ihre funktion der kommunikation verloren, weil sie historisch mit konnotationen beladen sind, die, wenn sie als instrumente der kommunikation eingesetzt werden, das problem wie bei einem taschenspielertrick verschwinden lassen. Ich ziehe es daher vor, statt von der entzweiung von den differenzen zu sprechen, die notwendig sind, wenn das individuum sich selbst als ein ich erfahren will. Das bedürfnis, die realen differenzen einzuebenen, ist für das individuum als ich real, aber es weiss auch, dass es diese differenzen unter den dingen seiner welt anerkennen muss, weil es dieses individuum nur sein kann, wenn es in der differenz sich als das ich bestimmen kann.  text<--//
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(1) cf. registerband: stichwort: entzweiung (einschliesslich der verweisungen) Bd.21,p.155-156 -->6.004 <--//

(2) im kapitel: Selbstbewusstsein, der Phänomenologie des Geistes(Bd.3,p.163-177)* analysiert Hegel das "unglückliche, in sich entzweite Bewußtseins" (Bd.3/p.163)*. Das unglückliche bewusstsein ist ein moment des selbstbewusstseins, das in Hegels theorie des Selbstbewusstseins mehrfach prädiziert erscheint, so "als reines Bewusstsein"(Bd.3,p.168)* oder nur als "Bewußtsein" ohne weitere spezifizierung(Bd.3,p.168,169)*. Es ist daher nach meinem dafürhalten nicht eindeutig, von welcher bewusstseinsform Hegel spricht, wenn er schreibt: "Es ist hierdurch die innerliche Bewegung des reinen Gemüts vorhanden, welches sich selbst, aber als die Entzweiung schmerzhaft fühlt"(Bd.3/p.169)*.
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 * Die Phänomenologie des Geistes. -->6.004  <--//

(3) Ich verweise auf den satz Hegels: "es bleibt der unauslöschliche unbefriedigte Trieb nach Gott"(Bd.1/p.407)*. -->2.006/(1)
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 * Der Geist des Christentums und sein Schicksal   -->6.004 <--//

(4) das problem der entzweiung hatte G.Rohrmoser aus anderen motiven in den vordergrund seiner interpretationen gerückt, die Hegel und Marx (einschliesslich ihrer erben) zum gegenstand hatten. Er spekulierte auf den zeitgeist der jahre 1950-1975, und opportunistisch zog er die theologische karte, um sich von den normativen tendenzen der politisch mächtig gewordenen marxianern aller coleur abzusetzen. Vermutlich hatte er gehofft, bei den liberalen, denen alle theologie ex cathedra verdächtig ist, zu punkten, indem er Marx wie Hegel verdächtigte, die theologische erbschaft übernommen und unbewältigt tradiert zu haben. Karl Marx in der theologischen ecke, so sein kalkül, würde die kritik Marxens und seiner erben an den gesellschaftlichen verhältnisse ihrer zeiten auf einem appell an die caritas reduzieren, die, so die meinung der theologen, immer eine pflicht der christen gewesen war, die kapitalistischen christenmenschen eingeschlossen. Allein die liberalen von damals waren schon die gewendete neoliberalen von heute, in deren bilanzen die caritas auf der kostenseite verrechnet wird, die den shareholdervalue mindert.
 <--//   text<--//


2.012

die kategorien: raum und zeit, sind die konstitutiven momente des begriffs: realität. Wenn Hegel in seiner geschichtstheologie die phänomene der realität auf die phänomene der (welt-)geschichte eingrenzt, dann können ihm die phänomene der realität nur in den phänomenen der zeit gegenwärtig sein: "Die Weltgeschichte ... ist also überhaupt die Aus-/legung des Geistes in der Zeit, wie die Idee als Natur sich im Raume auslegt"(Bd.12,p.96/97)*(1). Folglich muss die kategorie des raumes in dieser dialektik gegenstandslos sein. Ich stelle das faktum nur fest, ohne der neigung nachzugeben, das faktum mit bestimmten spekulationen zu verknüpfen, deren ziel es ist, das strukturelle defizit der hegelschen dialektik mit spekulationen über den raum aufzufüllen. Aber der polemischen versuchung will Ich doch nicht ganz widerstehen und Ich beschränke mich auf den hinweis, dass die vulgärdialektik die einschlägigen emendationen bereit hält. Eine der reich sprudelnden quellen an belehrungen dieser art ist Friedrich Engels' "Dialektik der Natur"(2). text<--//
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 * Vorlesungen zur Philosophie der Geschichte. -->6.004

(1) in seinen Vorlesungen zur Philosophie der Geschichte entfaltet Hegel einige gedanken zur theorie der zeit(Bd.12,p.101-105)*. Diese erörterungen lasse Ich beiseite, weil seine theorie der zeit in der tradition verbleibt und diese theorie als phänomen nicht der gegenstand meiner reflexionen ist. Meine theorie der raum-/zeiterfahrung steht als phänomen formal in einem gegensatz zu den anderen theorien der zeit, und diese gegensätze sind wiederum gegenstände bestimmter zeittheorien, denen hier mein interesse nicht gilt. <--//

(2) MEW, Bd.20 -->6.006<--//   text<--//


2.013

Hegels begriff der zeit ist im zeitbegriff der tradition verwurzelt(1). Das ist der grund, warum jeder versuch, seine dialektik der geschichte im horizont des geltenden zeitbegriffs der tradition zu reflektieren, über eine affirmation dessen, was Hegel gesagt hatte, nicht hinauskommen kann. Meine behauptung, dass Hegels dialektik der geschichte defizitär sei, hat in der plausibilität des traditionellen zeitbegriffs, der die zeit als ein unablässig fliessendes kontinuum fasst(2), keine stütze, aber die plausibilität des traditionellen zeitbegriffs ist auch kein beweis, dass meine behauptung deswegen falsch sein muss, weil die frage nicht entschieden werden kann, ob die traditionale theorie der zeit adäquat mit den metaphern des fliessens oder des zeitpfeils dargestellt werden kann oder nicht. Augustinus hatte das problem präzise benannt(3). In den grenzen des gültigen zeitbegriffs ist Hegels theorie der geschichte plausibel nachvollziehbar, und das, was der plausibilität sich entzieht, wird in die fernsten fernen abgeschoben; denn das beruhigende wie auch das aufstörende an der zeit ist, dass sie, als ein pfeil vorgestellt, immer in bewegung ist, und dennoch das gefühl vermittelt, dass sie in sich ruht. Was ist, das kann, wenn's gefällt, als gut bewertet werden; was nicht gefällt wird als unzureichend verworfen - im blick auf die facta der vergangenheit immerhin ein fortschritt, aber im blick auf die projektionen in die zukunft ist die gegenwart, wie immer sie auch erscheinen mag, nie das letzte wort - die hoffnung bleibt allemal. text<--//
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(1) der philologische aspekt des problems interessiert mich nicht sonderlich, der philosophische aspekt der theorien der zeit ist nicht der gegenstand dieser arbeit. Der begriff: raum-/zeiterfahrung ist die prämisse meiner reflexionen, und das sollte als begründung genügen.  <--//

(2) die metapher des pfeils ist eine plausible erklärung der zeit, aber die metapher sagt nichts über die zeit. Die metapher verweist nur auf den raum, in dem die zeit als pfeil vorgestellt ein moment ist, der die momente der zeit: "gegenwart, facta der vergangenheit und projektionen in die zukunft" als distinkte raumpunkte: "hier, da und dort" kenntlich macht. Das bild ist plausibel, aber das argument, das dieses bild verwertet, kommt nicht über das hinaus, was die konstituierenden momente für den raum festlegen. Das problem wird nur an die frage weitergereicht: was ist der raum? - aber jede zureichende zureichende antwort darauf führt wieder zum ausgangspunkt zurück, der zeit nämlich. <--//

(3) Augustinus hat das problem in die fragen gefasst: quid est enim "tempus"? Quid est ergo "tempus"? um knapp und bündig zu antworten: Si nemo ex me quaerat, scio; si quaerenti explicare velim, nescio. (Denn was ist "Zeit"? Was also ist "Zeit"? Wenn mich niemand danach fragt, weiß ich es, will ich einem Fragenden es erklären, weiß ich es nicht). (Confessiones, liber decimus) -->6.005 <--//    text<--//


2.014

es ist offensichtlich, dass die vorstellungswelt, die Hegel in seinen frühen schriften entfaltet hatte, in den späteren schriften immer wieder auftaucht. Einer der schlüsseltermini seines denkens ist der terminus: das ganze(1), der wie ein roter faden sein system durchzieht. Der philologische nachweis ist aber nur ein indiz für die begrifflichen zusammenhänge, die das ausgearbeitete system mit seinen anfängen verbindet. An hand dieser objektiven befunde kann man den entwicklungsprozess des begriffs: das ganze, als ein paradigma für das das ich lesen, das in seiner tätigkeit zu sich selbst findet(2).
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(1) cf. registerband: stichwort: ganzes, p.209-210 -->6.004<--//

(2) einen aspekt davon habe Ich in meiner schrift: Hegel/Adorno - drei weltentwürfe, reflektiert. -->6.012<--//     text<--//


2.015

1806 sprach Hegel vom schrecken(1); heute spricht man vom terror. Der wechsel scheint marginal zu sein, und soweit es die phänomene betrifft ist der wechsel marginal - dem opfer ist es gleichgültig, wie das bezeichnet wird, das ihm real widerfährt; die begriffe aber unterscheiden sich erheblich. Für Hegel war das grauen noch nicht vorstellbar, das heute der gegenstand des begriffs: terror, ist. Der schrecken damals war das unmittelbare gefühl erlebter angst, die in den erinnerungen mit dem terminus: furcht, gekennzeichnet wurden; terror heute ist das unbestimmte gefühl der angst, dass das grauen in jedem moment, an jedem ort der welt realität werden kann. text<--//
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(1) cf. Phänomenologie des Geistes, Abschnitt VI B III: Die absolute Freiheit und der Schrecken.(Bd.3,p.431-441) -->6.004 <--//


2.016

das lebens retten zu wollen, indem die vernichtung des leben zur bedingung seiner rettung erklärt wird? - ein absurdes programm. Das ist aber rational betrachtet die quintessenz des programms, mit dem Hegel sein ziel erreichen will, die reinheit des lebens zu denken. Das problematische moment seines programms ist der moment, in dem das als tatsache vorausgesetzte unreine leben in das als ziel gedachte reine leben umschlagen soll. Hegel spiegelt mit seinem programm das romantische motiv(1), dessen kritischer kern die idee ist, dass die erlösung vom realen leid, die das individuum als ich ersehnt, allein im tod des helden real sein kann, der stellvertretend abend für abend auf der bühne des theaters agiert(2). Die struktur des romantischen motivs ähnelt stark vergleichbaren handlungsmustern in den religionen, und es ist daher kein zufall(3), dass Hegel sein programm in einer kritik der aktuellen theologie entwickelt hatte, in der er versuchte, das schicksal des christentums im blick auf den begriff: geschichte, zu taxieren. Ich kritisiere Hegel nicht, dass er, eingebunden in die tradition, das defizit seiner konstruktion einer dialektischen welterkenntnis nicht erkannt hatte; vielmehr ist sein scheitern für mich der anlass, das problem der veränderung der welt in seinem geschichtlichen prozess wieder aufzunehmen, um auf die frage antworten zu können, wie die auf die spanne des lebens eingeschränkte existenz eines individuums als ich dem angenähert werden könnte, was die individuen als ich in den projektionen in die zukunft sich stets versprechen, in den facta der vergangenheit aber stets verneint vorfinden.
 text<--//
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(1) bestimmte ereignisse in der gegenwart veranlassen mich, das romantische motiv strikt von den vorstellungen abzugrenzen, die einige theologen im islamischen kosmos unter dem terminus: märtyrertum, verbreiten. Das romatische motiv ist teil eines ästhetischen programms, dessen struktur dem religiösen programm des monotheismus als ähnlich erscheinen mag, dennoch aber eine gleichsetzung ausschliesst. Die theologen der christlichen tradition des monotheistischen glaubens haben das martyrium zwar als eine besondere form der gewalt gerechtfertigt, aber der christliche märtyrer war und ist ein von gott gerufener, und kein christlicher gläubiger konnte sich diesem ruf der auserwählung gottes entziehen, wenn er weiter als christ gelten wollte; der märtyrer der islamischen tradition des monotheismus ist in einigen aktuellen, aber maassgebenden varianten ein selbsterwählter, der seinen gott: allah, auf eine Koransure verweisend, den eintritt ins paradies abnötigt. Es ist eine blasphemische volte bieder erscheinender theologen, die das wollen eines gläubigen in einen befehl an allah umfunktionieren, die 70 jungfrauen einem mordgierigen feilzubieten.  <--//

(2) cf. dazu meine ausführungen in: www.ur-philosoph.de/
-->006:Hegel/Adorno; *abs.:033-034*.     -->6.012       <--//

(3) Ich lasse das biographische datum beiseite, dass Hegel, wie damals üblich, seinen weg in die philosophie über das theologische seminar gefunden hatte. Die erfahrungen seiner studienzeit mögen in vielen details richtungweisend gewesen sein, aber aus diesen verknüpfungen, soweit sie dokumentiert sind, eine theorie konstruieren zu wollen, halte Ich nicht für überzeugend; es sind zumeist spekulationen, die mit gegenspekulationen bequem konterkariert werden können. Es kann sein, dass diese spiele unterhaltsam sind, das rationale denken dürften sie aber kaum motivieren.
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2.017

Hegel ein vordenker des totalitarismus? - seit Popper ist es üblich, Hegel in dieser schublade abzulegen, und verdächtig war der Hegel mit seinen dunklen schriften schon immer gewesen. Aber die verfahren des klassifikatorischen denkens sind zu glatt, um einen unbequemen philosophen gefügig zu biegen, wenn die feinde und freunde Hegel's, ihre interessen unter dem denkmantel der ratio bergend, sein denken instrumentalisieren wollen, sei's zustimmend oder abwehrend. Politisch mag man diese verfahren als effektiv einschätzen, aber diese verfahren sind für eine angemessene erkenntnis der welt untauglich, weil sie genau das kritische potential der hegelschen dialektik verschütten, das die mechanismen offenlegt, deren sich alle bedienen, die die totalitarismen zu ihren maximen erklären. Diese mechanismen hatte Hegel mit seiner dialektischen methode identifiziert, die, wenn sie in raum und zeit abgebrochen wird, genau die automatik in bewegung setzt, die heute unter den termini: totalitarismus, fundamentalismus und terrorismus, diskutiert werden. Aus der tatsache, dass Hegel diese mechanismen erkannt hatte, den schluss abzuleiten, dass Hegel dies auch gewollt und gerechtfertigt habe, ist ein fehlschluss, der auch durch die affirmation seines denkens oder der erbitterten abwehr nicht richtiger wird. text<--//


2.018

die bürgerlichen kritiker Hegels hatten kaum eine gelegenheit ausgelassen, die vertreter des real existiert habenden sozialismus, solange sie herrschten, als die über Marx vermittelten erben Hegels zu identifizieren, um, die untaten und taten dieser erben im blick, den erblasser zu verleumden. Nun - die experimente dieser erben sind als facta der vergangenheit in der historia verschwunden, als bilder der utopie verbraucht und erledigt. Aber im religiösen bereich sind die strukturen, deren sich die erbschleicher Hegels und Marxens bedient hatten, immer noch wirksam, und da macht es keinen unterschied, dass andere sich dieser strukturen wieder bedienen, seien es nun christen oder moslems. Was den beobachter irritiert, das sind die verschiedenen drapierungen, mit denen der gleiche kern verdeckt wird. Das schema funktioniert unverändert, auch wenn der alte Hegel zunehmend aus dem blick geraten ist. Für die freunde Hegels mag das beruhigend sein, aber es ändert nichts daran, dass neue sündenböcke gesucht und gefunden werden, um das eigene tun mit der maske der rechtschaffenheit zu camouflieren.  text<--//


2.019

Ich kann nur für mich selbst sprechen, insofern ist der vergleich mit Hegel problematisch; im hier und jetzt kommt Hegel als mein gesprächspartner nicht mehr in frage, und was für Hegel in seinem namen geltend gemacht wird, sind einerseits die gesicherte textüberlieferung und andererseits die sich widersprechenden teile der hegelrezeption bis heute. Die textüberlieferung akzeptiere Ich, die hegelrezeption, soweit sie mir bekannt ist(1), habe Ich hier als gegenstand meiner reflexionen beiseitegelegt; Ich ignoriere aber nicht die erfahrung, dass Ich in einer tradition aufgewachsen bin, die unentschieden zwischen links und rechts geschwankt hatte, und die bis heute sich weder für das eine noch das andere entscheiden konnte; Ich nutze das denken Hegels als kristalisationskern meiner eigenen welterfahrung(2), und das erbe der tradition kann Ich weder als ein ganzes ausschlagen noch will Ich dies in teilen.  text<--//
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(1) die tradition der hegelrezeption habe Ich auswählend zur kenntnisgenommen, und vieles davon ist nur den umständen der zeitmoden geschuldet. An Hegel habe Ich kein historisch-antiquarisches interesse. Soweit Ich die aktuelle hegelrezeption in meiner marginalen gesellschaftlichen stellung zur kenntnis nehmen konnte, hat das, was auf dem markt der institutionalisierten philosophie verhandelt wird, bei mir keine saite zum schwingen gebracht; mich fasziniert allein Hegel's idee einer dialektischen welterfahrung, die mich in ihrer theoretischen ausformung zum produktiven widerspruch motiviert. <--//

(2)  cf. mein essay: Die philosopheme Arthur Schopenhauers und Theodor W.Adornos als momente meiner selbsterfahrung. -->6.013  <--//


 

3.001

die logik fixiert die voraussetzungen, die das individuum als ich anerkennen muss, wenn es mit dem anderen kommunizieren will. Die logik ist eine methode, und als methode sagt sie, im gegensatz zum jargon der ontologen, nichts über das wesen der dinge in der welt aus, und wenn ein individuum als ich dennoch behauptet, das wesen eines dinges endgültig bestimmt zu haben, dann ist das seine meinung, die für jeden anderen beliebig ist, auch dann, wenn diese meinung für das individuum als ich bedeutsam, ja seine ganze welt ist. Jede meinung, auch wenn sie logisch abgeleitet erscheint, ist für jeden anderen ohne bindewirkung, es sei, der andere hat sie als seine meinung akzeptiert(1).

 Drei axiome sind das fundament der logik, die das ich als elemente des konsenses akzeptieren muss, wenn das ich mit seinem anderen das zustande bringen will, das unter dem terminus: kommunikation, als phänomen geläufig ist:

 1. das axiom der identität. Ein ding der welt: a, kann nur mit sich selbst identisch sein - jedes andere ding der welt: b,c....n, ist zu dem bestimmten ding der welt: a, das_andere.

 2. das axiom des widerspruchs. Dem ding der welt: a, kann das merkmal: m, nicht zu und abgesprochen werden; die aussage: a ist m, und die aussage: a ist nicht m, widersprechen sich. Es kann nur eine aussage gültig sein.

 3. das axiom des ausgeschlossen dritten. Es gibt nur zwei möglichkeiten: das ding der welt: a, hat das merkmal: m, oder das ding der welt: a, hat das merkmal: m, nicht -  eine dritte möglichkeit gibt es nicht.

 Jede theorie der logik enthält noch weitere bedingungen, die den bereich eines rationalen arguments eingrenzen. Diese bedingungen unterscheiden die speziellen systeme der logik voneinander, so z.b. das axiom des zureichenden grundes. Es kann streitig sein, ob dieses axiom und weitere für die logik unabdingbar sind oder nicht, aber solange sie als elemente eines konsenses akzeptiert sind, der alle bindet, die es betrifft, sind diese bedingungen konstituierende momente einer bestimmten logik.  text<--//
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(1) gewalt scheidet aus; kein individuum als ich kann gezwungen werden, einen konsens zu akzeptieren, und was mit gewalt erzwungen wird, ist nichtig, weil das individuum als ich mit der gewalt nur einen zustand, hier eine meinung, gegen einen andere zustand auswechseln kann. <--//


3.002

der begriff: absolut, bedeutet im logischen sinne, dass einer aussage in der realität das entspricht, das in der aussage ausgedrückt wird. In diesem sinne ist es das kriterium der vollständigkeit.

 Der begriff: absolut, im logischen sinne sollte strikt von dem begriff: wahr, unterschieden werden, gleichwohl ist es in der terminologie einzelner logiken üblich, auch den terminus: logisch wahr, zu gebrauchen. Um missverständnisse zu vermeiden, gebrauche Ich die termini: wahr und unwahr, nicht im sinne der logiken, angemessener ist der gebrauch der termini: richtig und falsch.

 Strikt vom begriff: absolut, ist das phänomen: absolut, zu unterscheiden, das als phänomen, wie alle phänomene, die für absolut erklärt werden, nur relativ zu anderen phänomenen sein können. Es ist schlicht ein schludriger sprachgebrauch, wenn in den aussagen, die unbedingheiten zum gegenstand haben, das wörtchen: absolut, aufgeblasen wird, das an jeder realität zerplatzt. Absolute wahrheiten sind sprechblasen, die leute absondern, die interessengeleitet etwas verbergen wollen.
 text<--//


3.003

der begriff: begriff, und der begriff: phänomen, schliessen sich aus.

 Der begriff ist eine vorstellung des ich, die nur dieses ich in seinem forum internum im gelebten moment seiner gegenwart denken kann. In seiner vorstellung legt das ich die merkmale fest, mit denen es die dinge seiner welt voneinander unterscheidet. Die kategorien: raum und zeit, sind keine kategorien des begriffs. Es gilt, was das ich im moment seiner vorstellung definiert, alle anderen vorstellungen sind für das ich nicht verfügbar oder es sind als facta der vergangenheit phänomene, die das ich mit den anderen im forum externum teilt. Jeder begriff ist mit sich identisch und steht zu jedem anderen begriff in der relation des widerspruchs. Für das ich kann nur ein begriff gültig sein, alle anderen vorstellungen, die dem ich in der form eines begriffs erscheinen, sind für das ich phänomene.  In der vorstellung des ich ist jede vorstellung ein ding der welt, das das ich unter den bedingungen von raum und zeit als ein phänomen präsent hat. Jedes ding der welt unterscheidet und klassifiziert das ich entweder als ein phänomen der materie oder als ein phänomen des geistes(1). Der stein, an dem der fuss eines individuums als ich sich gestossen hat, ist ein phänomen der materie, die erzählung von dem zusammenstooss, und mag dem individuum als ich sein schmerz noch so real erscheinen, ist ein phänomen des geistes. Für das ich ist jedes phänomen real, auch dann, wenn die bestimmte erzählung eines individuums als ich dem anderen nur als ein phantasieprodukt erscheinen mag, das von keiner narrheit mehr übertroffen werden kann. Die phänomene stehen zueinander in der relation eines gegensatzes.  text<--//
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(1) die unterscheidung ist pragmatisch motiviert, und für jede klassifikation gilt die maxime: tertium datur. Die einordnung eines bestimmten phänomens kann streitig sein. <--//


3.004

der begriff unterliegt nicht den bedingungen des raumes und der zeit. Die phänomene, die das ich mit seinen begriffen unterscheidet, kann das ich nur unter den bedingungen von raum und zeit wahrnehmen. Die unterscheidung ist apodiktisch und kann in seiner begründung nicht hinter die setzung des ich zurückfallen, die allein das ich zu verantworten hat. Die klare unterscheidung erscheint aber als problematisch, wenn die individuen als ich phänomene mit begriffen gleichsetzen(1) und ignorieren, dass, wenn sie über bestimmte begriffe reflektieren, sie die begriffe nur als phänomene in ihren diskursen präsent haben(2). Dieser schwierigkeit kann sich kein individuum als ich entziehen, wenn es über bestimmte dinge seiner welt reflektiert. Diese schwierigkeiten sind aber kein grund, die unterscheidung von begriff und phänomen zu ignorieren, wenn das individuum als ich über seine stellung in raum und zeit im zweifel ist.  text<--//
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(1) in den religiösen vorstellungen der gläubigen hat der fetisch, ein beliebig-bestimmtes phänomen, die funktion, den geglaubten gott zu verkörpern. Die verkörperung des gottes im fetisch ist in der vorstellung des gleichsetzenden individuums als ich zugleich die substanz seines begriffs: gott, die dieser begriff für das individuum als ich haben muss. Soweit diese identifikation als real geglaubt wird, ist es eine sache des glaubenden, wer diese gleichsetzung nicht glaubt, kann mit diesen vorstellungen nicht behelligt werden; die realität des lebens aber ist eine andere, und die götter in der raum-/zeiterfahrung der individuen als ich sind einander todfeinde....

 Zusatz: was im religiösen bereich als faktum beschrieben wird, das gilt analog auch für die weltanschaulichen vorstellungen; in diesen vorstellungen haben die schönen ideen die funktion des fetischs - alles nur leere worte, die mit beliebigem inhalt angefüllt werden können. <--//

(2) die gläubigen der monotheistischen religionen setzen die vorstellungen ihres EINEN_GOTTES mit dem begriff: gott, gleich und identifizieren den subjektiv verstandenen EINEN_GOTT mit ihrem begriff: der eine gott. Man kann es glauben, aber der glaube ist kein beweis für denjenigen, der dies nicht glaubt. Der gläubige wie der nichtgläubige streiten sich über phänomene, die in ihrer gegensätzlichkeit keinen wunsch mehr offen lassen, aber jeder streitet mit seinem begriff, der logisch mit dem begriff des anderen nicht vereinbar ist.

 Zusatz: um mich anderen verständlich zu machen, bezeichne Ich das, worüber die glaubenden miteinander streiten mit einem bestimmten zeichen, das zeichen: EINE_GOTT. Das zeichen ist analog dem zeichen: NATUR, konstruiert. -->4.012  -->4.011
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3.005

die negation ist als phänomen eine position. Der begriff: position, legt fest, dass in der situation der entscheidung das ich die aussage macht: a ist b, oder, den gleichen gedanken in einer anderen form ausgedrückt, das ich hat in der aussage das bestimmte merkmal: m, dem bestimmten ding der welt: a, zugeordnet. Der begriff: negation, legt fest, dass in der situation der entscheidung das ich die aussage macht: a ist nicht b, oder, den gleichen gedanken in einer anderen form ausgedrückt, das ich hat in der aussage das bestimmte merkmal: m, dem bestimmten ding der welt: a, nicht zugeordnet(1). Als begriffe stehen die begriffe: position und negation, zueinander in der relation des widerspruchs, als konkrete aussagen sind die urteile: a ist m, und: a ist nicht m, phänomene, die zueinander in der relation des gegensatzes stehen. Die position ist für sich unproblematisch. Mit der affirmation des merkmals: m, sind in der aussage alle anderen möglichen prädikationen ausgeschlossen und damit irrelevant geworden; es gilt, was die aussage festlegt. Dagegen ist die negation komplexer strukturiert. Die aussage, dem ding der welt: a, kommt das merkmal: m, nicht zu, stellt allein fest, dass dem ding der welt: a, das bestimmte merkmal: m, nicht zukommt und alles andere, was dem ding der welt: a, noch zukommen könnte, ist unbestimmt im unbestimmten verschwunden, wo alles gleich gültig und ungültig ist. Was bleibt ist die aussage, dass dem ding der welt: a, das bestimmte merkmal: m, nicht zukommt, und diese aussage ist seiner form nach eine position, die dem ding der welt: a, alles mögliche zuordnen kann, nur das bestimmte merkmal: m, weist es nicht auf.

 Die logische struktur dieses denkens begrenzt alle aussagen, die ein ganzes zum gegenstand haben. Das sein, das seinem begriff nach ein ganzes sein muss, das ausserhalb des ganzen nichts mehr zulässt, erscheint dem individuum als ich als ein dasseiendes, das seinem begriff nach nicht das ganze sein kann. Wenn das individuum als ich das sein als ganzes in einer position fassen will, dann kann es dieses ganze nur in der aussage eines daseienden fassen, was seiner form nach eine negation ist, die das individuum als ich nur als eine position in einer bestimmten aussage als phänomen präsent haben kann. Aus diesem kreislauf von position-negation-position kann das individuum als ich nicht ausbrechen, ohne sich selbst als ein ich zu verlieren.  text<--//
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(1) das problem der wahrheit kann auf dieser ebene des arguments beiseitegelegt werden. <--//
 

3.006
die sprache ist das medium der aufklärung, aber sie kann auch in die irre führen. Der terminus: gemeinsames objekt, täuscht eine identität der gegenstände vor, die unter den bedingungen von raum und zeit nicht besteht. Als objekte des tuns sind die welt Hegels und meine welt nicht identisch, wohl aber können diese welten ähnlich, ihre strukturen gleich sein. Diese gleichheit kann sich auf alle möglichen merkmale beziehen bis auf das eine und entscheidende merkmal: identität. Jedes denkbare phänomen kann nur mit sich selbst identisch sein, zu jedem anderen phänomen ist es ein aliud. Hegels welt und die welten jedes anderen individuums als ich sind in raum und zeit ein aliud; in keinem argument darf dieses faktum unterschlagen werden. Es ist eine andere situation, wenn Hegel und Ich, in einem gedankenexperiment formuliert, reale zeitgenossen in raum und zeit wären, die einen bestimmten gegenstand in den blick nähmen, um darüber einen diskurs zu führen. Das objekt ist mit sich selbst identisch, aber wie Hegel und Ich dieses objekt auch ansehen mögen, es sind unterscheidbare ansichten, die in vielen einzelpunkten übereinstimmen können, und in einem punkt sich aber immer unterscheiden müssen: es sind zwei distinkte ansichten über ein identisches objekt. Die gemeinsame welt ist das eine, die ansichten dieser welt sind etwas anderes - eine simple feststellung, die immer dann ignoriert wird, wenn sie quer zum argument steht, mit dem bestimmte interessen verfolgt werden sollen.  text<--//


3.007

was gemäss der logik als unzulässige aussage ausschlossen ist, das erscheint in der realität als phänomen keinesfalls ausgeschlossen(1). Die realität ist für das individuum als ich eine definierte menge von dingen der welt, die es als phänomene präsent hat. Was das individuum als ich im begriff als widerspruch ausschliessen muss, das erscheint ihm in den phänomenen als gegensatz, die in zeit und raum die gesamte skala des neben- und nacheinander ausfüllen. Von den spielwiesen der vulgärdialektiker pflücke Ich die berühmteste blume der absurden beispiele einer dialektik der natur(2). Die behauptung, dass das wasser in den drei aggregatzuständen für sich zueinander in einem widerspruch stünden, ist sinnloses gerede, obgleich es nicht zu bestreiten ist, dass der stoff, für den die chemiker die formel: H2O, verwenden, in seiner flüssigen form etwas anderes ist als in den bekannten festen oder gasförmigen formen. Das sind phänomene, die in den verschiedenen aggregatzuständen des wassers als gegensätze erscheinen, und so werden sie vom individuum als ich auch wahrgenommen. Die begriffe aber, mit denen das individuum als ich die aggregatzustände des wassers voneinander unterscheidet, stehen zueinander in der relation eines widerspruches; denn es ist nicht dasselbe, ob dem bestimmten ding der welt: wasser (chemische zeichen: H2O), das prädikat: fest oder flüssig oder gasförmig, zugeordnet wird, weil die begriffe: eis oder wasser oder dampf(3), definiert sind, und nur das kann das individuum als ich als die phänomene: eis oder wasser oder dampf, bestimmen, das mit den merkmalen des definierten begriffs übereinstimmt. Fehlt es an der übereinstimmung, dann ist das phänomen, das das individuum als ich von anderen unterscheiden will, alles mögliche, es ist aber das nicht, das es nach dem begriff sein soll. Den fall gestalte Ich noch komplexer, wenn Ich darauf verweise, dass die begriffe: eis oder wasser oder dampf, in raum und zeit dem individuum als ich auch als phänomene gegenüberstehen. Für den chemiker ist der begriff: wasser, ein anderer als für den seemann, der mit dem element: wasser, in einem existenzkampf steht, oder, wenn das problem historisch ausgeleuchtet wird, der heute allgemein gültige begriff: wasser, hatte in der naturphilosophie der griechischen klassik einen anderen inhalt; die alten naturphilosophen verrechneten das wasser als eis unter der erde, als wasser unter dem wasser und als dampf unter der luft. Die differenzen in den begriffen sind für das ich phänomene, und die alten griechen kamen mit ihren begriffsdefinitionen ebenso zurecht, wie heute die menschen mit ihren definitionen. Diese definitionen fixiereren gegensätze, die oft unüberbrückbar erscheinen, aber diese phänomene sind keine widersprüche im logischen sinn.  text<--//
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(1) vielleicht wäre die welt um vieles verträglicher, wenn die logik mehr beachtet würde; denn jede dummheit der welt ist logisch ein falscher satz, allein diese sätze sind als phänomene endemisch und vermehren sich wie die hydra, der für einen abgeschlagenen kopf neun weitere nachwachsen. <--//

(2) das beispiel mit dem wasser stammt aus der zeit, als Ich noch mit den gegenständen des histomat und diamat traktiert worden war. Die referenzstelle ist Friedrich Engels Dialektik der Natur, p.348-353. -->6.006  <--//

(3) Ich beschränke mich auf die geläufigen begriffe in der umgangssprache; die begriff: eis oder wasser oder dampf, werden in den den naturwissenschaften präziser definiert, und damit stehen diese begriffe zueinander in der relation eines widerspruchs. Der wissenschaftler unterscheidet seine phänomene anders als der bürger, auch wenn beide die gleichen phänomene im blick haben.
<--//    text<--//


3.008

es ist üblich, theorien im verhältnis zueinander als widersprüchlich zu kennzeichnen. Diese kennzeichnung ist falsch und irreführend. Der vergleich der theorien: a und b, hat die theorien als phänomene zum gegenstand, folglich ist, weil nur begriffe zueinander in der relation des widerspruchs stehen können, die verwendung des terminus: widerspruch, für den vergleich bestimmter theorien miteinander logisch unzulässig(1). Es ist etwas anderes, wenn die individuen als ich die phänomene, mit denen sie konfrontiert sind, voneinander unterscheiden, indem sie mit ihren begriffen die faktischen gegensätze der phänomene interessengeleitet wahrnehmen(2). Um über diese phänomene in ihren gegensätzen rational sprechen zu können, müssen alle, die es betrifft, ihre begriffe eindeutig bestimmt haben; der konsens in der bestimmung der begriffe ist die bedingung dafür, dass die unterscheidung der phänomene in ihren gegensätzen verbindlich ist. Im text von Hegel und im text von mir liegen zwei phänomene vor, die der gegenstand des diskurses sind. Die differenz der dokumentierten textfassungen und ihrer bedeutungen kann so grooss sein, dass es nicht mehr sinnvoll erscheint, von einer verknüpfung dieser texte und ihrer bedeutungen zu sprechen; die differenz kann aber auch so marginal sein, und dennoch ist es unzulässig, von einer identität der phänomene zu sprechen. Die spannweite dieser differenzen ist im diskurs auszumessen und zu beschreiben.
 text<--//
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(1) die regel, dass jeder begriff zu einem anderen begriff in der relation eines widerspruchs steht, ist die bedingung dafür, dass die individuen als ich miteinander kommunizieren können. Die regel stellt sicher, dass ein bestimmter begriff, der kein anderer begriff sein kann, nur die phänomene, die er begrifflich umfasst, von allen anderen anderen dingen der welt, die für das ich phänomene sind, unterscheidet und mit der unterscheidung von allen anderen phänomenen das bestimmte phänomen als dieses bestimmte feststellt, mit dem alle, die es betrifft, in einer kommunikation operieren. <--//

(2) die dinge der welt stehen dem ich als das_andere gegenüber. In raum und zeit ist das_andere für das ich immer ein bestimmtes ding der welt, das in seiner blossen faktizität zu jedem anderen ding seiner welt in einem gegensatz steht; diese dinge der welt sind dem ich als phänomene in ihrer gegensätzlichkeit präsent, auch wenn das ich in seinem forum internum diese gegensätzlichkeit ignorieren will und von fall zu fall auch ignoriert. <--//


3.009

strikt logisch ist meine aussage: das reine leben als prozess, dann unzulässig, wenn ihr maasstab die bedingungen sind, die Hegel für sich als gültig angesehen hatte. Das leben, das sich im prozess der geschichte zu einem selbst entfaltet, ist für Hegel das unreine, das entzweite leben. Folglich muss das merkmal: rein, das das leben im moment seines endzwecks auszeichnet, ein widerspruch im begriff sein. Ich mache aber geltend, dass dies nur die eine seite des problems sein kann, die andere seite des problems sind die möglichkeiten, die dem individuum als ich verfügbar sind, wenn es im realen prozess seiner raum-/zeiterfahrung sein leben wahrnimmt. In dieser wahrnehmung erscheint dem individuum als ich sein leben in einer gedoppelten gestalt, es ist sowohl das unreine leben in seiner entzweiung, die es schmerzlich duldet, als auch das ziel, das es sich als endzweck in den reinsten formen ausmalt, in denen die entzweiung aufgehoben ist und das individuum als ich sich mit seinem schicksal versöhnt hat. Das eine ist die gelebte gegenwart, das andere sind die projektionen in die zukunft, die das ich nur im moment der gelebten gegenwart realisieren kann, wenn es diese als ein factum der vergangenheit sehnsüchtig erinnert. Diese beiden seiten des lebens stehen im dialektischen prozess Hegels real unvermittelt gegenüber; entweder argumentiert Hegel auf der ebene des prozesses, der eine nichtabschliessbare kette von position, negation und aufhebung(=position) ist, oder er verweist auf die ebene des endzwecks, wo das reine leben im anfang als position und das unreine, entzweite leben im prozess als negation in einer vermittlung aufgehoben sind, die Hegel, wenn er den prozess nicht im erreichten ende abschneiden will, nur in einer erneuten position fassen kann, die genau das widerruft, was er als endzweck statuiert hat. Die konsequenz ist, dass Hegel mit seinem argument entweder auf den geschichtlichen prozess und seiner implizierten entzweiung zurückverwiesen wird, oder der endzweck im erreichten ziel verschwindet, der die entzweiung in einer versöhnung aufhoben haben soll, die in den worten Hegels der "kälteste, platteste Tod" (Bd.3,p.436)* ist. Die theorie wird, solange das leben des individuums individuums als ich währt, stets von der praxis überholt.
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 * Die Phänomenologie des Geistes  -->6.004  text<--//


3.010

im gelebten moment der gegenwart ist der gegenstand der erinnerung entweder ein factum der vergangenheit oder eine projektion in die zukunft. Eine dritte möglichkeit ist logisch ausgeschlossen. Wenn ein individuum als ich ein factum der vergangheit erinnert, dann ist der gegenstand der erinnerung entweder eine historische tatsache (ein factum der vergangenheit) oder eine im bestimmten bild ausgemalte utopie (eine projektion in zukunft). Diese unterscheidung trennt in der theorie strikt, in der praxis aber erscheint diese trennung als heiss umstritten, weil erstens die projektion in die zukunft dem individuum als ich in seiner erinnerung nur als ein faktum der vergangenheit präsent sein kann, und zweitens, weil jedes factum der vergangenheit, in den geläufigen theorien der geschichte die sogenannten historischen tatsachen, die erinnert werden, ein gegenstand genau der gegenwart ist, in der die historische tatsache erinnert wird, das auf ein datum verweist, das in die vergangenheit abgesunken ist. Im moment der erinnerung ist jedes factum der vergangenheit ein durch das individuum als ich vermitteltes, das entgegen der behauptungen der traditionellen geschichtsschreibung nicht in seinem sogenannten originalen zustand, also dem zustand des zeitlichen ereignisses, rekonstruiert werden kann. Wenn es aber zwischen den individuen als ich ein einverständnis darüber gibt, dass ein bestimmtes ereignis sich ereignet hat, die zerstörung des World Trade Centers in New York am 11.09.2001 als beispiel, dann sind die daten dieser geschichte das resultat eines konsenses, der im prozess des erinnerns beständig modifiziert werden wird. Die strikte trennung, die das prinzip des tertium non datur bewirkt, ermöglicht erst den rationalen diskurs über die tatsachen, die streitig gefallen sind.  text<--//


3.011

Ich bestehe darauf, dass die phänomene des zirkelarguments strikt von den phänomenen des zirkelschlusses abgegrenzt werden. Der zirkelschluss ist ein fehlerhaftes beweisverfahren; es täuscht da eine eine begründung vor, wo sein verwender im schlussatz auf die prämissen seines schlusses zurückgreift. Das zirkelargument ist dagegen ein kritisches moment in der erkenntnis der welt. Für das ich ist die erkenntnis seiner welt auf die welt begrenzt, die es in seinem bewusstsein von sich selbst hat; daraus folgt implizit, dass das ich, wenn es seine welt erkennt, nur auf die argumente zurückgreifen kann, die ein argument in dieser welt sind. Diesem zirkel kann kein individuum als ich sich entziehen. Das theoretisch nicht auflösbare problem löst das individuum als ich in einer setzung auf, für die es allein verantwortlich ist. Das problem ist nicht das theoretisch unauflösbare zirkelargument; das problem ist die praxis, die einer bestimmten setzung ihre verbindlichkeit schafft. Das ontologische argument eskamotiert das problem und lässt es im sein oder dem EINEN GOTT verschwinden, das relationale argument benennt es, indem es einen bestimmten grund setzt, der nicht mehr ausweisbar ist, aber absolute verbindlichkeit für den impliziert, der den grund gesetzt hat, ohne jeden anderen binden zu können, es sei, der andere anerkennt in seinem autonomen akt diese setzung als für sich absolut verbindlich. text<--//


3.012

die formel: trennung in analytischer absicht, verweist auf einen teilaspekt meiner theoretischen überlegungen zum trialektischen modell. Unter definierten bedingungen ist es zulässig, eine bestimmte relation losgelöst von den beiden anderen relationen des modells zu analysieren. So können die drei konstituierenden relationen des modells(1) für sich ohne den begrenzenden horizont des ausgeschlossenen dritten moments analysiert, d.h. in ihren elementen beschrieben werden. Das verfahren ist analog den verfahren in den sogenannten naturwissenschaften strukturiert und unterliegt absolut den normen definierter theorien. Insofern kommt diesem verfahren keine sonderstellung zu.

 Die analyse kann aber nur ein teilaspekt des ganzen reflexionsprozesses sein, mit dem das individuum als ich seine welt wahrnimmt und zu verstehen versucht. Die teile, die das individuum als als ich im prozess der analyse voneinander separiert hat, stellt es im prozess seiner reflexion mit anderen teilen des analytischen prozesses in beziehung, es synthesiert(2) die momente zu einem ganzen, das etwas anderes ist als das, was der ausgangspunkt der analyse gewesen war. Im prozess der synthese ist es ausgeschlossen, dass das ich das ausgeschlossene dritte moment als horizont der synthese des analytisch getrennten ausschliessen kann. Wenn das individuum als ich ein ding seiner welt zum gegenstand seiner relation mit diesem ding der welt macht, dann hat es immer auch die welt präsent, die der gegenstand in der 2.relation ist, und die der deutende horizont des bestimmten dinges der welt ist. Nicht anders ist es mit der welt, die das ich als ein ganzes präsent hat und als dieses der gegenstand seiner 2.relation ist.

 Diese welt als ein ganzes hat das individuum als ich real nur in den bestimmten dingen seiner welt präsent. Wenn die 3.relation der gegenstand einer reflexion ist, dann kann von dem individuum als ich nicht abgesehen werden, das diese relation denkt oder als factum der vergangenheit einmal gedacht hatte.  text<--//
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(1) als beispiel soll das trialektische modell der welterfahrung dienen. Es ist aus den drei relationen konstituiert:

 zur graphischen darstellung  -->3.013/4

 Jede der drei relationen kann für sich der gegenstand einer analyse sein, indem die elemente einer relation einer weiteren analyse unterzogen werden. Das jeweils ausgeschlossene dritte moment wird auf dieser ebene der untersuchung ausgeblendet, es spielt keine rolle. <--//

(2) Kant hatte die unterscheidung von analyse und synthese zum fundament seiner kritik der reinen vernunft gemacht. Ich knüpfe an dieser unterscheidung an, ohne dass Ich seine prämisse übernehme, die eine erbschaft des ontologischen arguments ist. <--//text<--//


3.013

der begriff: welt, definiert den horizont, den das ich präsent hat, wenn es in seiner raum-/zeiterfahrung die dinge seiner welt ordnend wahrnimmt. Was jenseits des horizontes im sinne eines theoretischen postulats vorhanden sein mag, ist dem ich nicht zugänglich und diesen bereich kennzeichne Ich aus gründen der kommunikation mit dem zeichen: NATUR. Die welt des ich und das, was Ich mit dem zeichen: NATUR, belege(1), schliessen sich als begriffe einander aus, als phänomene sind es gegensätze, die allein dem bereich der welt zugehören(2). Der begriff: welt, hat im relationalen argument die funktion eines globalen begriffs, der alle vorstellungen zusammenfasst, die dem individuum als ich in seiner raum- /zeiterfahrung faktisch verfügbar sind oder zumindest verfügbar sein könnten(3). Was dem ich sein anderes ist, das ist ein ding seiner welt. Diese dinge seiner welt sind eindeutig geordnet(4)(5). Was jenseits der grenze dieser welt angenommen werden könnte, ist für das ich in seiner welt nicht existent, und alles was jenseits der grenze als möglich postuliert wird, das ist als postulat des ich ein ding seiner welt.   text<--//
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(1) -->4.011  <--//

(2) hinweis: was Ich mit dem zeichen: NATUR, kennzeichne, hat nichts mit dem zu tun, was in der traditon als "die natur" bezeichnet wird, zu der die menschen in einem gegensatz stehen, obgleich sie allesamt von dieser umfasst sind. Für die individuen als ich ist es eine beständige erfahrung, dass es in seiner welt dinge gibt, die es nicht seiner gewalt unterwerfen kann, und deren gewalten es ohne ausweg ausgeliefert ist, letztlich im eigenen biologischen tod. <--//

(3) der gedanke wird falsch gedeutet, wenn die globale funktion des begriffs: welt, mit dem begriff identifiziert würde, der in der tradition wirksam gewesen war und für den der terminus: sein, geläufig ist. Der theorie nach ist das sein das dem subjekt vorgängige. In der welt des relationalen arguments ist das vorgängige ein ding der welt, und als ein solches ist das vorgängige eine konstruktion des individuums als ich, die dann gegenstandslos sein wird, wenn das individuum als ich, das das vorgängige denkt, in seinem biologischen tod verschwunden ist. Es gibt faktisch soviele welten, wie es individuen als ich gibt. <--//

(4) zur erläuterung zitiere Ich das trialektische modell der welterfahrung:

 <--//   3.012/1<--//

(5) das nichtwissen der zusammenhänge in der natur ist kein widerspruch zu dieser aussage; jedes wissen des ich erscheint als eine ordnung, die das individuum als ich den phänomenen der natur überstülpt, um so die phänomene der natur unter seine gewalt zu bringen. <--// text<--//


3.014

der begriff: grenze, hat die vorstellung zur prämisse, dass eine trennlinie zwischen zwei bereichen besteht, die als ein ganzes erfasst werden; diesseits und jenseits der imaginierten trennlinie(1) gibt es immer dinge der welt, über die das individuum als ich bestimmtes prädizieren kann. Diese definition der grenze ist problematisch, wenn die grenzlinie der horizont ist, der jede welt von dem abtrennt, das jenseits des horizontes auch noch sein soll, und das Ich aus gründen der kommunikation mit dem zeichen: NATUR, kennzeichne. Der blick über die grenze ist für das individuum als ich ein metaphysisches bedürfniss, weil es nur im blick über die grenze, der immer ein blick in seine welt ist, seine welt präsent hat(2)(3). text<--//
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(1) die grenze ist als trennlinie eine konstruktion, die in den phänomenen in vielfältiger form erscheinen kann. Die grenze wird nicht selten als hindernis angesehen (was sie als politische grenze immer ist), aber das ist nur die eine seite der medaille. Die andere seite, und viel zu wenig gewürdigt, ist die funktion der grenze als bedingung der erkenntnis des selbst. Als reaktion auf die einschränkungen der realität ist der wunsch nach entgrenzung psychologisch nachvollziehbar, aber jeder versuch, alle grenzen im sinn des utopischen bildes hinter sich zulassen, um in das elysium eintreten zu können, ist in der realität terror und gewalt für diejenigen, die auf der reise in den neuen grenzen, die die alten sind, zurückgelassen werden. Das heil im jenseits wird stets verfehlt und was bleibt, das ist das unheil in dieser welt. <--//

(2) cf.meinen essay: Grenzen - die autonomie des ich und seine selbstbindung -->6.011  <--//

(3) Geburt und tod, anfang und ende sind insofern absolute grenzen, die das individuum als ich nicht überschreiten kann; über das, was jenseits des anfangs und des endes liegen soll, kann es nichts prädizieren - insofern ist das problem, das Hegel als aufgabe definiert hatte, für denjenigen, der dem relationalen argument sich verpflichtet weiss, ein scheinproblem, das ausser vielen wörtern, also termini oder zeichen, nicht neues an erkenntnis beisteuern kann. Diesen wörtern, die mit emphase das reine leben oder das göttliche oder das sein darstellen sollen, fehlt entweder das bezeichnete oder sie bezeichnen beliebiges. Den welten können sie nicht entzogen werden, in die sie als dinge der welt eingegrenzt sind.  <--// text<--//


3.015

die streitfrage, ob etwas existiert oder nicht, kann das individuum als ich nur in den grenzen seiner welt entscheiden, und diese entscheidung ist bestimmt(1). Ob die bestimmung in jedem fall eindeutig ist, das ist eine anderefrage(2). Alles, von dem ein individuum als ich behauptet, dass es jenseits der grenze(3) seiner welt läge, ist nach dem begriff: welt, für das individuum als ich nicht existent und folglich kann es als solches für das ich in seiner welt nicht relevant sein. Denn die logik, die das ich für seine aussagen jenseits der grenze seiner welt zugrunde legen muss, ist dem ich nicht bekannt, und soweit die aussagen darüber gemacht werden, folgt die logik den prinzipien, die der logik seiner welt zugrunde liegen. Daher ist es sinnlos, in jenem hypothetisch angenommen bereich, den Ich mit dem zeichen: NATUR, kennzeichne, von einer position (existenz) oder negation (nicht-existenz) zusprechen(4). text<--//
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(1) die frage, ob gott existiert oder nicht, ist eine streitfrage der abendländischen tradition. Dieser frage kann Ich nur noch ein historisches interesse abgewinnen. Hinsichtlich der ratio ist die frage entschieden; sie ist nicht beantwortbar, und was als antworten im laufe der historia geltend gemacht worden ist, das sind glaubenüberzeugungen, über die ein diskurs, der der ratio verpflichtet verpflichtet ist, nicht geführt werden kann. Unter ihren glaubensbrüdern sind die theologen glaubwürdiger, die ohne kautelen sagen, dass die sache der existenz gottes eine glaubensfrage ist, und die es als eine zumutung empfinden, den eigenen glauben auch noch beweisen zu müssen. <--//

(2) die klarheit der bestimmung hängt davon ab, welchen begriff von welt das individuum als ich verfügbar hat oder welchen es seiner bestimmung zugrunde legen will. Diese gegensätzlichen bestimmungen können bis hin zur wechselseitigen ausschliessung reichen. Was einmal als gültig angesehen worden war, man sprach fälschlich von wahrheit, das kann an anderem ort, in anderer zeit als dummes gerede abqualifiziert werden. Der blick in die geschichte der wissenschaften liefert hinreichendes anschauungsmaterial für das, was einmal als bestimmtes wissen gegolten hatte. <--//

(3) das problem der grenze wurde in der tradition unter den stichworten: metaphysik und transzendenz, erörtert; auch heute ist das problem nicht erledigt, weil das individuum als ich das bedürfnis spürt, über den zaun seiner welt zu schauen, um das einzusammeln, was es jenseits des zauns seiner welt verortet. Im besitzergreifenden blick ist das fremde jenseits des zaunes aber schon ein teil seiner welt. Das individuum als ich teilt das mythische schicksal des königs Midas, dem alles zu golde wurde, was er berührte. Soweit die metaphysiker oder die transzendentalsphilosophen der jüngeren zeit es bei dem problem belassen, das sie zurecht und plausibel aufwerfen, sind ihre ausführungen in der perspektive des relationalen arguments nicht zu beanstanden, zum skandal aber werden diese erklärungsversuche dann, wenn sie dem publikum als letzte wahrheiten verkauft werden, die sich, vom jargon abgesehen, in der struktur in nichts von den diversen glaubenssystemen unterscheiden. <--//

(4) wenn Ich über die grenze meiner welt reflektiere, dann kann Ich, wenn Ich in der kommunikation mit den anderen mich verständlich machen machen will, den blick über die grenze nicht vermeiden, und munter beginne Ich über das zu fabulieren, das jenseits der grenze sein soll. Um das fabulieren in der kontrolle zu halten, pflege Ich diesen bereich mit dem zeichen: NATUR, zu kennzeichnen; das ist ein trick, der den zweck hat, das argument, das seinem zirkel nicht entkommen kann, zumindest plausibel zu machen.    <--//   text<--//


3.016

alle dinge der welt sind bestimmt; was kein ding der welt ist, das ist für das ich gleich_gültig. Die negation zu bestimmt ist unbestimmt, d.h. das ding der welt ist nicht das, was in der aussage von dem ding der welt prädiziert wird; was es sonst noch sein mag, das das bleibt unbestimmt. Zum begriff: gleich_gültig, gibt es keine negation(1) sondern nur parallele termini, die per analogiam hinweise geben können, was ein sprecher intendiert. Solche termini sind: zufällig oder unentscheidbar. Das problem besteht darin, dass in der kennzeichnung dessen, was das individuum als ich meint (oder vorgibt zu meinen), die grenzen der sprache erreicht sind. Was das individuum als ich mit seiner sprache erreichen kann, das ist ein ding der welt, von dem, was jenseits liegt, muss es schweigen(2). text<--//
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(1) die erklärung des sachverhalts stösst an die grenze, die jede erklärung auf sich zurückfallen lassen muss. Das, was der begriff: gleich_gültig, von anderen phänomenen unterscheiden soll, das kann der der begriff logisch nicht bewältigen, weil die rede vom begriff nur innerhalb der welt möglich ist, in der er definiert wurde; was jenseits der welt liegt, das kann alles mögliche sein, nur eines ist dieser begriff nicht, das, worauf der terminus: begriff, als zeichen verweist. Insofern ist, da die logik nur in der welt des ich gültig sein kann, eine negation des begriffs: gleich_gültig, logisch ausgeschlossen. Etwas anderes ist es, wenn der terminus: gleichgültig, in rede steht, der in der welt, die die individuen als ich miteinander teilen, eine bestimmte bedeutung hat, nämlich die, dass zu bestimmten wertvorstellungen eine bestimmte aussage indifferent ist. <--//

(2) Ludwig Wittgenstein hatte das problem als quintessenz seines tractatus an den schluss seiner abhandlung gesetzt. -->6.016   <--//     text<--//


3.017

der begriff: raum-/zeiterfahrung, ist ein zentraler begriff im system des relationalen arguments. In dieser erfahrung hat das ich die dinge seiner welt real(1) präsent. Die begriffe: raum und zeit(2), sind konstruktionen des ich, die, begrenzt von ihren prämissen, für das ich ich wahr sind und nichts über das aussagen, was der raum, respektive die zeit ihrem wesen nach sein sollen(3)(4). Der relationale begriff: begriff: zeit, ordnet die drei konstitutiven momente des traditionalen zeitbegriffs: "gegenwart, vergangenheit und zukunft" nicht auf einer stetigen linie(5), sondern in einem kreis, der die gegenwart zum vermittelnden moment hat. Was die zeit für das ich ist, das weiss das ich nur im moment seiner gelebten gegenwart, in der das ich die facta der vergangenheit erinnernd ebenso präsent hat wie die projektionen in die zukunft, die gedacht, als ein factum der vergangenheit in diese abgesunken waren und vom ich in den bildern der utopie erinnert werden. In seinem forum internum lebt das ich die zeit als ein phänomen, das es mit den anderen auf dem forum externum real teilt.
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(1) der begriff: real (respektive realität), ist wie jeder begriff der tradition in der raum-/zeiterfahrung des ich mehrdeutig. Ich akzeptiere die deutungen des begriffs, die der realität ein transsubjektives moment zuordnen, das, wenn es fixiert werden soll, im sein nicht differenzlos verschwindet. Für das ich ist jedes ding der welt als phänomen real, soweit es ein anderes ist, an den der fuuss eines individuums als ich stossen kann, oder das den reflexionen dieses individuums als ich eine benennbare form gibt. In diesem sinne sind die phänomene der zeit und des ortes real, auch die begriffe, die jedes individuum als ich in seinem forum internum denkt, und die der andere auf dem forum externum als phänomene rezipiert. <--//

(2) Ich stelle die these Kants nicht in frage, dass die termini: raum und zeit, "zwei reine Formen sinnlicher Anschauung, als Prinzipien der Erkenntnis a priori"(KrV,A23)(-->6.008a) bezeichnen, aber Ich ziehe aus dieser feststellung eine andere konsequenz als Kant. Für Kant war die tradition, die Ich mit dem terminus: das ontologische argument, bezeichne, noch übermächtig, und der gedanke, dass die welt des ich eine konstruktion dieses ich ist, war als gedanke zwar in der welt Kants schon denkbar gewesen, aber in der gesellschaft noch nicht akzeptiert. Für die gesellschaft war die trennung von schöpfung und geschöpf absolut verbindlich, und der gedanke galt als ein frevel, dass die schöpfung die tat der geschöpfe sein könnte; aber Kant hatte sich von der tradition schon soweit abgegrenzt, dass er die begriffe: zeit und raum, ohne die üblichen anleihen bei gott, den göttern oder das sein, definierte, und sie als anschauungen einschätzte, die nur in der sinnlichkeit der subjekte, also der geschöpfe der schöpfung gottes, ihren ort haben können. <--//

(3) soweit die theorien der zeit und des raumes ein teil der historia sind, nehme Ich sie als facta der vergangenheit zur kenntnis; sie sind für mich in der weise objekte, wie alle anderen dinge der welt meine objekte sein können. Insbesondere stelle Ich nicht die modernen theorien der zeit und des raumes in frage, die auf konkrete probleme der menschen nachvollziehbare resultate für das praktische leben verfügbar halten; es gibt keine vernünftigen zweifel, dass mit den parametern: raum und zeit, bestimmte phänomene präzis bestimmt werden können, als beispiele verweise Ich auf die spektakulären astronomischen ereignisse einer mond-/ oder einer sonnenfinsternis oder das ereignis des venus-transits (08.06.2004). Die voraussagen der astronomen sind keine wahrsagereien, die der theologe erfindet, der das, was er objektiv beobachtet, post festum mit dem wirken gottes in seiner schöpfung begründet. Die theorie der raum-/zeiterfahrung des ich, die das relationale argument für denkbar hält, ist als phänomen ebenso eine theorie, wie alle einschlägigen theorien der historia es auch sind. <--//

(4) den begriff: raum, im relationalen argument thematisiere Ich hier nicht explizit, aber soviel setze Ich zur erläuterung hinzu. Die konstituierenden momente des begriffs: raum, sind die momente: "hier, da und dort". Diese momente stehen analog zu den momenten, die in den begriffen: zeit oder welt, konstituierend sind. Zwecks übersicht lässt sich folgendes schema aufmachen:


 

Die darstellung als schema kann in der verkürzung zu fehldeutungen anlass geben. In seiner struktur ist das trialektische modell identisch, aber die einzelnen momente habe jeweils im speziellen modell eine eigene bedeutung, deren funktion im modell als gleich anzusetzen ist. Das modell kann nur ein hinweis sein, wie das individuum als ich seine welt in seinem forum internum sieht.  <--//

(5) die metapher des zeitpfeils charakterisiert gut die eigentümlichkeit des traditionalen zeitbegriffs, der die zeit als einen unablässigen strom von ereignissen malt, der nur eine richtung kennen kann: nach vorn. Der vorstellung ist eine zwingende plausibilität nicht abzusprechen, aber es ist ein irrtum, aus der plausibilität die folgerung abzuleiten, dass die zeit auch so etwas wie ein strom oder ein pfeil sein muss. Das sind metaphern, die plausibilitäten vermitteln - mehr nicht. Für viele bereiche des täglichen lebens genügen diese vorstellungen, aber das genügt nicht, wenn die gegensätzlichen phänomene in einem kohärenten system der welterklärung eingeordnet werden sollen.  <--//  text<--//


3.018

die zeit als vorstellung ist eine konstruktion des ich - sie entsteht mit der geburt eines individuums, das ein ich werden will, und sie verschwindet im biologischen tod dieses individuums als ich. Die konstituierende elemente des begriffs: zeit, sind die gegenwart, die facta der vergangenheit und die projektionen in die zukunft(1). Die gegenwart ist der gelebte moment des individuums als ich. Das leben dieses individuums als ich ist nur in diesem moment(2) real, und gelebt sinkt dieser moment als factum(3) in die vergangenheit ab, und wird vom individuum als ich erinnernd in die gegenwart zurückgeholt und vermittelt durch die gegenwart sinkt diese auch wieder als ein factum der vergangenheit in diese ab. Die projektionen in die zukunft sind vorstellungen des individuums als ich, wie seine welt sein soll, die es im moment der gelebten gegenwart als defizitär erfährt. Als vorstellung sind die projektionen in die zukunft facta der vergangenheit, die das individuum als ich in den bildern der utopie erinnert(4). Die drei momente sind in einem system von drei relationen miteinander verknüpft:

 Jede relation ist im horizont des ausgeschlossenen dritten moments eindeutig bestimmt(5)(6).   text<--//
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(1) die traditionale dreiteilung der zeit in vergangenheit, gegenwart und zukunft übernehme Ich, aber Ich ordne diese bereiche menschlicher erfahrung in einer anderen weise. Die anordnung der drei bereiche auf dem zeitpfeil: aus der vergangenheit durch die gegenwart in die zukunft, ist für viele phänomene der menschlichen erfahrung plausibel, und Ich habe keinen zureichenden grund, diese überlegungen, die common sense sind, als unsinn beiseite zu legen, aber diese ordnung der dinge provoziert fragen, die mit der zeit wenig, aber sehr viel mit sozialer gewalt zu tun haben. Wer über die organisation der zeit verfügen kann und fähig ist, diese muster anderen aufzuzwingen, der schränkt unmittelbar die autonomie des anderen ein, der als ein individuum als ich wie sein anderer ein anderes organisationsmuster für besser hält. Die erzählungen der geschichte sind dafür die paradigmen. <--//

(2) es ist sinnlos, den moment der gelebten gegenwart zu quantifizieren; man sagt, dass dieser moment nur der augenblick des glücks oder die ewigkeit des todes sein kann, und wenn ein physiker den moment im nanobereich verortet oder die lichtjahre zu sekunden im universum umdeutet, so sind das vergleichbare anstrengungen. Unter bestimmten bedingungen kann es sinnvoll sein, den moment zu quantifizieren, aber dann sind diese quantifizierungen den bedingungen der jeweiligen theorie geschuldet, die die maasszahl definiert. <--//

(3) der terminus: factum der vergangenheit, ist ein terminus technicus, und der rückgriff auf eine altertümliche schreibweise soll dies auch kenntlich machen. Der ausdruck führt direkt auf das lateinische verbum: facere = machen, zurück. In der gelebten gegenwart gegenwart ist die vergangenheit immer eine von den individuen als ich gemachte vergangenheit.  <--//

(4) es ist auffällig, das alle utopischen bilder negationen dessen sind, was das individuum als ich im moment der gegenwart erfährt oder als facta der vergangenheit in seiner erinnerung präsent hat. Das gute leben ist eine projektion, die das erbärmliche leben im moment der gegenwart zum horizont hat. Unter den bedingungen der zeit, vorgestellt als zeitpfeil, mag es plausibel sein, dass das gute im noch nicht der zukunft bereits vorgefertigt da sei, aber ein beweis ist das nicht, eher ist die brutale realität der gegenwart der empirische beweis, dass diese zukunft ein trugbild der hoffnung ist, die als utopie in der realität der gelebten gegenwart kein pendant hat, aber dennoch als projektion in die zukunft ein realer gegenstand der gelebten gegenwart des individuums als ich ist. <--//

(5) den gedanken wiederhole Ich in seiner graphischen darstellung.

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(6) das modell der zeit kann, wie jedes modell, das die realität verkürzt, der anlass für ein missverständnis sein. Im schema der termini scheint für das ich, das die zeit konstituiert, kein platz mehr zu sein. Soweit das argument auf die termini beschränkt bleibt, ist der eindruck richtig, aber die termini haben die funktion bestimmte begriffe zu bezeichen, und der begriff: gegenwart, ist als ein moment in der konstruktion der zeit ohne die begriffe: das ich und und das individuum als ich, nicht denkbar. Allein das ich oder das individuum als ich geben dem moment der gegenwart seinen spezifischen sinn. Insofern ist der begriff: zeit, zirkulär, und aus dem zirkel der zeit kann das individuum als ich nicht heraustreten, wenn es sich sich selbst als ein ich bestimmen will. Mit etwas muss das individuum als ich aber beginnen, wenn es sich selbst als ein ich erfahren will. Ich schlage als auflösung des problems vor, dass das individuum als ich sich selbst als diesen anfang setzt, indem es seine gegenwart lebt, so wie jedes andere individuum als ich auch, das dem anderen der_andere ist. Diese setzung ist per definitionem einer begründung unzugänglich. Im trialektischen modell erscheint damit das schema der zeit modifiziert. Die systemstelle: gegenwart, ist im begriff: zeit, auch mit dem terminus: das ich (oder das individuum als ich), ausdrückbar. Die systemstellen: vergangenheit und zukunft, können auch mit den termini: factum der vergangheit und prokjektion in die zukunft, ausgedrückt werden. Die gleichsetzungen haben die funktion, die flexibilität des modells zu sichern.

 Das modifizierte modell der zeiterfahrung in der graphischen darstellung:

 Wenn das ich zu den konstituierenden momenten des begriffs: zeit, eine relation konstituiert, dann ist der begriff: zeit, das dritte moment.

 Dieser gedanke in seiner graphischen darstellung:

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3.019

die projektionen in die zukunft sind vorstellungen des ich, die das individuum als ich im moment der gelebten gegenwart imaginiert, und die als facta der vergangenheit vom individuum als ich wieder erinnert werden. Im traditionellen zeitschema besetzen die projektionen in die zukunft die funktionsstelle der zukunft, die dem individuum als ich in den utopischen bildern präsent ist(1). Diese bilder der utopie komponiert das individuum als ich aus den erinnerten facta der vergangenheit, die es als spiegelbilder wahrnimmt(2). In der differenz von bild und spiegelbild ist das kritische potential der utopischen bilder verortet, die in der reflexion des ich die funktion eines korrektivs der erinnerten facta der vergangenheit haben. Jede projektion in die zukunft ist ein phänomen des geistes, das dem individuum als ich im forum internum unbestreitbar verfügbar ist und auf dem forum externum mit anderen projektionen im streit liegen kann(3). text<--//
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(1) die utopischen bilder sind ein buntes und wirres geflecht von bildern, in denen das individuum als ich in seiner gegenwart das ausmalt, was einmal sein soll, und die aus den versatzstücken seiner biographie zusammengesetzt sind, die es als facta der vergangenheit erinnert. Die skala reicht von den ernsten versuchen, so etwas wie eine wissenschaft der utopien zu etablieren (z.b.Ernst Bloch), über romanhaftes wie die produkte des science fiction (z.b.Jules Verne), über die realen zukunftspläne der menschen, die auf naheliegendes gehen, eine party als beispiel, ein urlaub oder die lösung einer komplexen aufgabe, einschliesslich der luftschlösser, die das bessere in der alltäglichen misere sind; nicht unterschlagen werden sollten die apokalyptischen bilder des Johannes, die die welt des ich in der hölle des paradieses und im paradies der hölle verschwinden lassen. <--//

(2) Ich verwende das spiegelbild als metapher, um die struktur dieser wahrnehmung im forum internum zu fixieren. Spiegelbilder sind keine negation der realität, aber analog der physikalischen phänomene kann das ich sie nur seitenverkehrt rezipieren. Wenn in den utopischen erzählungen von einer phantastischen welt fabuliert wird, die immer eine andere ist als die welt, die der erzähler und der hörer der geschichte kennen, dann sind diese schilderungen einer anderen welt nur dann verstehbar, wenn der vergleich des bildes und seines spiegelbildes möglich ist. In der differenz liegt das kritische moment moment jeder utopischen erzählung. <--//

(3) sobald das ich eine projektion in die zukunft auf dem forum externum entäussert hat, ist die projektion ein text, der als ding der der welt ein gegenstand der reflexionen jedes anderen sein kann. <--//  text<--//

4.001
was soll biologisches leben heissen? - Ich beschränke mich auf das reale leben, und das ist, wenn es klassifiziert wird, primär immer das biologische leben. Was als das geistige leben eines individuums angesehen wird, das ein ich sein soll, das ist eine projektion, die ihr eigenrecht hat, aber exakt von dem abgegrenzt werden kann, was als als das biologische leben wahrgenommen wird; diese differenzen sollten nicht bis zur unkenntlichkeit verschliffen werden. Das geistige leben ist ohne das biologische nichts, das biologische leben hat aber in seiner blossen physis kein genügen, jedenfalls nicht für das individuum, das als ein ich sich erfahren kann - über das leben der tiere und pflanzen kann vergleichbares nicht gesagt werden, auch wenn es unter den sogenannten höheren lebensformen phänomene gibt, die per analogiam den lebensformen der menschen ähnlich sein können. Man spricht auch vom geheimnis des lebens, und letztlich werden in der erklärung immer reste überbleiben, die nicht aufgeklärt werden können. Wer beobachten kann, wie die kreatur im leben sich zu erhalten sucht, die sich da noch aufbäumt, wo die ratio das spiel längst als sinnlos aufgegeben hat, der kann ahnen, was das leben in seiner biologischen perspektive ist.  text<--//


4.002

seinem begriff nach ist der tod die negation des lebens; die phänomene des lebens und des todes aber sind gegensätze. Den eigenen tod kann das individuum als ich nicht wahrnehmen(1), es kann nur vom tod des anderen sprechen und das ist ein phänomen, mit dem es wie mit den anderen dingen seiner welt umgeht(2). Der tod des anderen kann nicht der schrecken sein, auch wenn das phänomen des todes das individuum als ich ängstigt; denn der tod ist ein zustand, den Ich mit mit dem zeichen: NATUR, kennzeichne, aber das individuum als ich erlebt in seinen projektionen in die zukunft den tod des anderen als den schrecken, den es als facta der vergangenheit erinnert, und die als spiegelbilder des eigenen biologische todes sein schicksal markieren. Der tod des anderen ist für das individuum als ich real, nicht physisch, aber in seinem bewusstsein; der tod ist das symbol, dass für das individuum als ich seine zeit endlich ist(3). text<--//
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(1) das sterben ist etwas anderes; es ist das leben hin zum eigenen biologischen tod, und jedes individuum als ich lebt diesen prozess, ob ob bewusst oder gleichgültig, das ist keine entscheidende differenz. Das sterben eines individuums als ich ist ein prozess, den es unter den bedingungen der raum-/zeiterfahrung erfährt. In diesen vorgängen, psychisch komplex, erduldet das sterbende individuum als ich die grenze seiner welt; es kann wissen, dass es an dieser grenze steht, die kategorisch seine welt abgrenzt von dem, was Ich mit dem zeichen: NATUR, kennzeichne, aber das wissen über das letzte, den überschritt, hat das sterbende individuum als ich nur in seinen projektionen in die zukunft gegenwärtig, die es als facta der vergangenheit im gelebten moment der gegenwart erinnert. Den prozess der vermittlung der projektionen in die zukunft mit den facta der vergangenheit erfährt das individuum als ich in der gelebten gegenwart als leid. So wie die todesangst und der tod verschiedenes sind, so ist das leid und der tod verschiedenes. <--//

(2) der tod des anderen ist ein ding der welt wie jedes andere ding der welt dieses individuums als ich; es ist ein phänomen, gleich gültig, und die globalisierten medien der welt bestätigen mit jeder berichterstattung die indifferenz des todes, wenn sie von den gewalttätigen konflikten auf allen kontinenten der erde berichten, und in den berichten die berichte vom tod der anderen mit den anderen ereignissen des globalisierten weltgeschehens vermengen, mit schönheitswettbewerben zum beispiel, oder die banalitäten der medienstars für einen tag im big-brother-container, oder die kritik einer gediegenen vernissage mit sekt von Aldi für alle. Der alte wertekanon, so scheint es, ist passé, und was zählt, das ist die ware, die vermarktet wird. Die maxime der selbstachtung mahnt aber, die achtung vor dem tod des anderen nicht mit den waren des alltags zu verwechseln. <--//

(3) die definitionen des todes, die in den naturwissenschaften im gebrauch sind, lasse Ich ausser betracht. Sie sind nicht der gegenstand dieser reflexionen. <--//


4.003

die möglichkeit schliesse Ich nicht aus, dass der rezipient dieses textes versuchen könnte, einen widerspruch zwischen zwei aussagen zu konstruieren, einerseits der aussage, dass der gegenstand einer projektion in die zukunft alles vorstellbare sein kann, und der aussage andererseits, dass der tod als negation des lebens für das individuum als ich keine reale option sein kann. Dieser widerspruch besteht nicht, weil die aussagen als phänomene nur in einem gegensatz zueinander stehen können. Soweit der tod, der gemäss seines begriffs der tod des anderen ist, als realer gegenstand der reflexion eines individuums als ich erscheint, ist dieser tod ein moment der welt des ich, und als ding der welt ist er immer ein potentieller gegenstand einer projektion in die zukunft. Das, worauf Ich abziele, ist das faktische verlöschen eines individuums als ich in seinem biologischen tod, in dem für das individuum als ich die bedingungen von raum und zeit gegenstandslos werden. Diese option scheidet für das individuum als ich aus, weil für das individuum als ich unter den bedingungen seiner raum-/zeiterfahrung die alternative leben oder tod nicht real sein kann; es lebt, dann ist sein biologischer tod eine projektion in die zukunft oder es ist tot, dann ist es ... ja was? - diesen zustand kennzeichne Ich mit dem zeichen: NATUR, und was bleibt, das sind die nachlebenden, die jenes individuum als ich, wenn überhaupt, als ein factum der vergangenheit in ihrer erinnerung präsent haben - im guten oder bösen.  text<--//


4.004

der terminus: die nachlebenden, mag schockierend wirken, aber er bezeichnet nur eine alltägliche erfahrung. Das individuum als ich, das sein leben für sich lebt, ist in seinem selbstverständnis als ich auf den anderen verwiesen, der ebenso ein individuum als ich ist, wie es selbst eines ist. Sein biologischer tod kann den anderen als zustand nicht betreffen, affiziert diesen aber als ein factum der vergangenheit, das der andere erinnern kann(1). In der erinnerung der nachlebenden kann das individuum, das in seinem leben ein ich gewesen war, fortleben, wenn die nachlebenden es wollen; das aber entscheiden allein die nachlebenden in ihrer autonomie, die ebenso handeln wie das das individuum es getan hatte, als es als ich noch lebte, wenn es mit dem tod seines anderen konfrontiert gewesen war.  text<--//
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(1) ... aber der andere keinesfalls erinnern muss. Dieser zusatz ist notwendig. Die erfahrung ist geläufig, dass in der zeit die erinnerung an die toten verblasst bis sie ganz aus dem gedächtnis verschwunden ist - allein irgendwelche archive und steinernde grabmäler verweisen noch auf den toten. Diese erfahrungen in der zeit sind den unterschiedlichsten sozialen gruppen in den vielfältigen todesriten und ahnenkulten vertraut, und der ritus der erinnerung funktioniert solange, wie die ahnen das objekt der kollektiven erinnerungen sind. Erst wenn diese objekte verschunden und vergessen sind, wenn kein zeuge mehr da ist, sei's ein geschichtenerzähler, der von diesen toten berichten könnte, sei's ein steinerndes mahnmal oder ein sonstiges textdokument, das als zeugnis gelesen werden könnte, und wenn das eingetreten ist, dann ist das eingetreten, das Ich den absoluten tod nenne - ein zustand, den Ich mit dem zeichen: NATUR, kennzeichne.  <--//


4.005

dass ein individuum als ich spurenlos in die welt tritt und aus dieser welt spurenlos wieder verschwindet, ist eine behauptung, die jeder erfahrung zu widersprechen scheint. Der schein der behauptung ist das problem. Das eine ist die sicht der nachlebenden, die jedem individuum als ich in der geschichte eine spur überlassen, sei's in der form der ahnen (ahnenkulte), sei's in der form grosser taten (mythen). Das andere ist die sicht des individuums als ich, und diese position ist nur in der form einer projektion in die zukunft möglich, weil das argument an die grenze stösst, die dem individuum als ich in seiner sprache gesetzt ist und die es nicht überschreiten kann. Was die menschen an der geschichte so fasziniert, und auch beunruhigt, ist, dass sie über etwas sprechen müssen, von dem sie noch nicht sprechen können, aber von dem sie nicht mehr sprechen können, wenn sie im tod die grenze überschritten haben.  text<--//


4.006

das individuum als ich kann in seiner raum-/zeiterfahrung die momente: transitorisches moment und ziel des prozesses, nur distinkt erfahren. Es ist faktisch ausgeschlossen, dass diese momente identisch fallen können. Die metapher des zeitpfeiles nährt die illusion, dass auf der skala der zeit, eine raumvorstellung par excellence, ein durchgangsmoment mit dem ziel zusammenfallen kann. Projektiv sind in der reflexion des individuums als ich zwei konstellationen denkbar, in denen in der raum-/zeiterfahrung diese momente identisch gewesen waren und wieder identisch sein werden. In der geburt eines individuums, das ein ich werden will, differenziert sich die identität, über die nichts prädiziert werden kann, in die transitorischen momente des lebens, die, jedes für sich, auf der zeitskala der geschichte als ein fixes datum markiert werden können. Im biologischen tod des individuums verschwindet der moment der gegenwart und mit ihm das individuum als ich differenzlos in zuständen, über die nichts prädiziert werden kann. Diese beiden extremen momente seiner existenz, beginn und ende des lebens, kann das individuum als ich nicht leben(1), aber es kann seine geburt als ein factum der vergangenheit erinnern und seinen biologischen tod als projektion in die zukunft vorausnehmen; das sind handlungen des individuums als ich in seiner gelebten gegenwart, die einmal geworden war und dann auch wieder vergangen sein wird.  text<--//
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(1) es ist immer wieder interessant zu hören, mit welchen vorstellungen einzelne der öffentlichkeit erzählen, was sie alles schon vor der geburt erlebt haben, und nach dem tod noch erleben werden. Soweit es die privaten phantasien dieser individuen als ich bleiben, sind diese erzählungen ein teil der unterhaltung, die auf die widersprüche in den geschichten nicht achten muss. Zu einem sozialen problem wird dieses gerede dann, wenn die ideologen sich dieser erzählungen bemächtigen und sie in gesetze umdeuten, die absolut gelten sollen. Das phänomen ist in allen religionen zu beobachten. Der glaube an eine seelenwanderung im hinduismus unterscheidet sich darin ebensowenig vom nirwana des Buddhismus oder den paradiesen, aus denen die christen, die sündigen, und die moslems, nicht weniger sündig, einst vertrieben worden waren, und denen gott/allah die heimkehr verheissen hat, für den guten wieder das paradies, den bösen aber den sturz in die sonderabteilung, genannt hölle.
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4.007
in der extremsten abstraktion kann das schema des trialektischen modells auf die drei konstituierenden elemente: "a, b, und c" reduziert werden, die untereinander in einem dreieck miteinander relationiert sind(1). Die drei elemente werden symbolisch auf einem kreis zusammengefasst; den bereich innerhalb des kreises kennzeichne Ich mit dem terminus: welt, alles, was nicht welt ist und ausserhalb des kreises situiert werden muss, kennzeichne Ich mit dem zeichen: NATUR.

 Nach der einsetzungsregel kann für a, b, und c jedes ding der welt eingesetzt werden.

 Das trialektische modell ist ein hilfsmittel der kommunikation, mit dem das ich seine welterfahrung auf überschaubare relationen reduzieren kann, die es in seiner autonomie kausal miteinander verknüpft. Das modell ist ein ding der welt; es ist in den grenzen der welt eingeschlossen, in der es ein ding ist. Mehr kann das modell nicht leisten, und was darüber hinausgeht, das ist eine metaphysische spekulation, die im horizont des ontologischen arguments nicht vermeidbar ist.

 Ich wiederhole den gedanken in seiner graphischen darstellung:

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(1) die relationen werden in diesem essay allgemein mit dem zeichen: <==>, dargestellt. Das zeichen: <==>, verwende Ich in der theorie des relationalen arguments ausschliesslich für die relation des ich mit seinem anderen (ich<==>der_andere); diese relation ist strikt wechselseitig. Diese strikte wechselseitigkeit liegt aber in den relationen nicht vor, die das ich mit den dingen seiner welt hat, die nur das kriterium: das_andere, erfüllen können. Zwar unterliegt das individuum als ich, das in seiner welt ebenso ein ding dieser welt ist wie alle anderen, in vielen formen den gewalten der natur, aber im sinne seiner autonomie sind diese relationen einseitig auf das bestimmte andere ding ausgerichtet: ich==>a. Die relation kann für das das ich zugleich auch in dieser form vom ich erfahren werden: ich<==a. Der pfeil gibt jeweils die richtung der einwirkung an. In den häufigsten fällen liegt eine wechselseitigkeit vor, aber diese ereignet sich nicht auf derselben ebene. Ich erläutere es mit einem beispiel; für: a, setze Ich das phänomen: bedrohliches feuer, ein. Das individuum als ich versucht einerseits dem feuer zu entkommen, indem es versucht, es auszulöschen; anderersseits steht es in der gefahr von dem feuer vernichtet zu werden. Wenn Ich hier im essay von der strikten unterscheidung abweiche, dann nur, um die graphischen darstellungen des modells nicht zu überlasten.
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4.008

in den gleichsetzungen verknüpfe Ich drei unterscheidbare terminologien(1). An der ersten stelle steht die terminologie Hegels, dann die traditionale terminologie und schliesslich die terminologie des relationalen arguments. Solche gleichsetzungen sind nicht unproblematisch, aber sie erlauben es, in engen methodisch motivierten grenzen die unterschiedlichen aspekte kenntlich zu machen, mit denen die vergleichbaren vorstellungen erfasst werden können. Diese gleichungen sind eine interpretation der gegenstände, die aufeinander bezogen werden. Indem mit den gleichsetzungen ein vergleichsmaasstab etabliert wird, können nach meinem dafürhalten die defizite der konstruktions Hegels und der tradition kenntlich gemacht werden, die gegenstand eines rationalen diskurses sein können. Weiter reicht meine intention nicht. text<--//
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(1) den gedanken wiederhole Ich in seiner schematischen und graphischen darstellung:

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4.009

um den gegenstand der relation hinreichend deutlich zu fixieren, muss in der formel mehr zusammengestellt werden als die ästhetik des satzes tragen kann. Die korrekte formel der relation(1) ist stilistisch überaus schwerfällig: das_transitorisches_moment_in_der_zeit<==>endzweck_des_prozesses(1a). Ich habe die formel aus stilistischen gründen verkürzt: transitorische_moment<==>ziel(1b). Das entscheidende moment ist der gedanke, der zwei distinkte punkte(2) eines prozesses miteinander relationiert: ein beliebiger punkt im system und eine spezifischer punkt im system, dessen bedeutung nicht auswechselbar ist. Zwischen diesen beiden punkten im system stellt das ich eine relation her, indem es einmal den beliebigen punkt, dann den zielpunkt ins auge fasst, und zwischen beiden eine relation konstituiert, die selbst als eine relation aufgefasst werden kann, die die relation der beiden punkte zum gegenstand hat. Diese konstruktion gibt der relation eine spezifische funktion. Einerseits erscheint in der formel nicht der terminus: ich, zum anderen ist das ich in der formel über die elemente der relation präsent, das als das ausgeschlossene dritte moment erscheint. In einer zusatzüberlegung kann diese relation, wenn sie selbst zu einem gegenstand einer relation gemacht wird, im modell als eine vierte relation erscheinen(3). Diese erweiterung(4) verändert das modell der trialektischen welterkenntnis in seinem erscheinen, nicht aber in seiner struktur.  text<--//
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(1) ein hinweis zum lesen und aussprechen der formel: Ich schlage vor, die formeln so zu lesen, wobei Ich, um das schema in der fassung des redetextes deutlicher zu kennzeichnen, die elemente der relation durch das zeichen: (!), voneinander abtrenne. <--//

(1a) : (!) das transitorisches moment in der zeit (!)  relationiert wechselseitig (!) den endzweck des prozesses (!). <--//

(1b) : (!) das transitorische moment (!) relationiert wechselseitig (!) das ziel (!). <--//

(2)  die konstruktion mit den zwei punkten verweist auf den aspekt des des raumes in der zeit. Diesen aspekt der raum-/zeiterfahrung habe Ich nicht ausdrücklich thematisiert, weil die theorie der raum-/zeiterfahrung nicht der gegenstand dieses essays ist. Ich kann es daher mit einem hinweis auf das problem genug sein lassen. <--//

(3) den gedanken wiederhole Ich in seiner graphischen darstellung:

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(4) auch wenn das ich in dieser relation nicht als element der relation erscheint, so ist diese relation im trialektischen modell ebenso konstituierend wie die anderen; eine rangfolge der relationen gibt es nicht. Davon ist strikt die erfahrung abzugrenzen, dass nicht jedes individuum als ich diese relation zum gegenstand seiner reflexionen macht. Zu den bestimmten dingen seiner welt hat jedes individuum als ich einen spezifischen bezug und in seiner autonomie, freilich von vielen interessen eng umstellt, entscheidet es sich für das eine oder andere. Zumeist ist es an den unmittelbaren dingen seiner lebenswelt interessiert, die allgemeinen dinge, und die sind der gegenstand in der 3.relation, erregen kaum sein interesse. Ich stelle das faktum nur fest und füge hinzu, das nicht jedes individuum als ich auch ein philosoph sein muss, zumal viele vertreter dieser zunft, die sich, zeitlich begrenzt, in den medien sonnen können, diesen status weder erreicht haben noch erreichen werden.
<--//    text<--//

4.010
vier termini: "der transitorische moment, der durchgangspunkt, der moment des durchgangs oder das durchgangsmoment" verwende Ich für den entscheidenden punkt auf der zeitskala, der zwischen dem anfang und dem ende eines prozesses liegt; sie bedeuten dasselbe. Die differenzen in der form sind allein stilistisch begründet; in der sache besteht weder hinsichtlich der phänomene noch hinsichtlich des begriffs eine differenz.
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4.011

das zeichen: NATUR, hat im relationalen argument eine funktion, die das zeichen logisch strikt nicht erfüllen kann, in den theoretischen grenzen der erkenntnis der welt aber dennoch eine notwendige funktion ausfüllt. Strikt logisch bezeichnet das zeichen: NATUR, etwas, das gemäss der theorie kein gegenstand der theorie sein kann. Die erkenntnis des ich ist auf seine welt begrenzt, und was jenseits der grenzen dieser welt verortet wird, ist dem ich per begriff nicht zugänglich, es ist ? ? ? - und auch diese zeichen sind logisch unzulässig(1). Der strikten logik steht aber eine merkwürdige beobachtung entgegen; das ich kann über ein bestimmtes ding der welt nur dann sinnvoll sprechen, wenn es das ding der welt von dem abgegrenzt, das das ding der welt nicht sein soll. Wird diese beobachtung in ein übergeordnetes system eingeordnet, dann ist, die geltung des übergeordneten systems vorausgesetzt, die bestimmung des dinges der welt möglich, weil zwei reale systeme verfügbar sind, deren relation zueinander eindeutig festlegt, was dem bestimmten ding ding zugeordnet ist und was nicht. Dieses verfahren der bestimmung versagt aber, wenn es um die sogenannten letzten dinge geht. Zwar ist es möglich, die grenzen eines systems systemimmanent von innen her zu bestimmen, diese grenzen des systems sind aber nicht von aussen fixierbar, und wenn das ich diese fixierung dennoch versucht, dann ist das resultat dieser bestimmung immer und ohne ausnahme ein bestimmung von innen, weil per definitionem das moment, das die bestimmung eingrenzt, als nicht dem system des zu bestimmenden dinges zugehörig bestimmt ist, und wenn dieses moment dennoch behauptet wird, dann ist dieses moment, weil es bestimmt ist, notwendig ein moment des systems, dem das zu bestimmenden ding der welt zugehört. Was aber in der theorie ohne rest aufzugehen scheint(2), das kann dem ich in seiner lebenspraxis nicht genügen; denn sein blick auf die dinge der welt, die in seiner welt eingeschlossen sind, geht zugleich immer über die grenze hinaus auf das, was kein ding seiner welt sein kann, aber bereits ein ding seiner welt ist, wenn das ich den blick über die grenze geworfen hat. In der kommunikation mit dem anderen hat das zeichen: NATUR(3), die funktion, diesen problematischen bereich zu kennzeichnen, damit einzugrenzen und für den austausch der gedanken aller, die es betrifft, zu fixieren. Was das so bezeichnete in den vorstellungen derjenigen, die es betrifft, auch sein mag, es ist, wenn es bezeichnet ist, ein ding der welt aller, die es betrifft, mit dem alle operieren müssen. Was das so bezeichnete real ist, das ist der gegenstand der spekulation, und im metaphysischen diskurs ist nichts unmöglich. Der eine nimmt seine zuflucht im unendlichen universum, das, seltsam genug, im urknall seine grenze haben soll; ein anderer sieht darin den EINEN GOTT, der, wiederum merkwürdig genug, in den drei grossen monotheistischen religion in mindestens drei distinkten gestalten verfügbar ist; wieder andere hatten darin eine ganze versammlung loser gesellen ausgemacht, die den wolkenumhangenen Olymp bevölkerten; bedeutende philosophen erklärten es zum sein und einer von ihnen verklärte es sogar zum SEYN; ein nüchterner ökonom, der soll und haben addiert hatte, sah darin die unsichtbare hand im alles richtenden markt; die vielen anderen überspringe Ich und beende meine aufzählung mit den beiden zwielichtigen kerlen, die abend für abend im theater auf ein gewissen Godot warten. Gewiss, das sind beliebigkeiten, aber das sind keine unverbindlichen belustigungen, wenn sie zu metaphysischen absolutheiten aufgeblasen werden und anderen als die wahrheit mit endlicher macht eingebleut werden.  text<--//
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(1) das ontologische argument antwortet auf diese kalamität mit der setzung der kontraposition: sein/nichts. Für sich sind das sein und das nichts schlichte termini, die entweder einen begriff oder ein ding der welt bezeichnen; als blosse termini suggerieren sie in den diskursen da den fortschritt eines arguments, wo die begriffe wie die phänomene in der nichtunterscheidbarkeit von allem und nichts verschwunden sind. Es ist schon eine kuriose beobachtung, dass Heidegger das nichts, das nichts als das nichts sein soll, auf der bühne seines SEYNs als ein subjekt auftreten lässt, dessen tätigkeit das reine nichten ist - das ist eine contradictio in adiecto, und in den sprachspielen, die etwas verbergen müssen, ist alles zulässig, solange es nicht auffällt. <--//

(2) die allgemeine systemtheorie kann als ein brauchbares modell genutzt werden, um die relationen sinnlich begreifbar zu machen, aber keine der speziellen theorien kann das problem lösen. Im gegensatz zu dieser einschränkung sollte die leistung der systemtheorien nicht zu gering eingeschätzt werden; denn die hoffnung auf die auflösung aller rätsel ist solange im leben präsent wie das leben währt. <--//

(3) das zeichen: NATUR, geschrieben in majuskeln, ist ein terminus technicus. Ich verwende es in einer feststehenden formel, die nicht immer stilistisch elegante phrasen zulässt. Mit dem zeichen: NATUR, verbinde Ich selbstredend bestimmte vorstellungen, aber diese vorstellungen beanspruchen keine verbindlichkeiten, die über das hinausgehen können, was für mich allein verbindlich sein muss. <--//
3.004/2<--//     3.013/1<--//  4.012<--//  text<--//


4.012

das zeichen: EINE_GOTT, hat wie das zeichen: NATUR(1), eine verweisende funktion. Es bezeichnet sowohl den begriff: gott, als auch auch die phänomene, mit denen das individuum als ich in vielfältigen relationen verknüpft ist. Ich gebrauche das zeichen(2) nur in seiner verweisenden funktion, wobei es offenbleiben kann, ob das zeichen auf das phänomen oder den begriff verweisen soll. Nichts ist aus dem zeichen ableitbar, das für den begriff oder das phänomen relevant sein könnte. Die phänomene sind das, was sie sind und wie sie einem individuum als ich erscheinen; der begriff ist jeweils die konstruktion, die das individuum als ich in seinem forum internum geschaffen hat, um das, was ihm in seiner welt begegnet als dieses oder jenes unterscheiden zu können. Das zeichen ist ein medium, das in seiner funktion auf die kommunikation begrenzt ist, die die individuen individuen als ich unter sich pflegen; es ist eine der voraussetzungen dafür, dass die individuen einander verstehen können. Diese leistung sollte nicht zu gering geschätzt werden, aber es ist ein fehler, diese leistung zu überschätzen; die grenzen zur selbsttäuschung und der täuschung anderer sind unklar.
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(1) siehe: --> 4.011       <--//

(2) das zeichen kann im kontext eines satzes entsprechend der grammatik modifiziert erscheinen.    <--//          3.004/2<--//


4.013

in der tradition kennzeichnet der terminus: subjekt, ein problem, das die idee des selbstverständnisses eines individuums als ich zu seinem gegenstand hat. Ich kennzeichne das problem mit dem terminus: das ich. Die offene differenz zwischen den termini kann für die konstruktion eines scheinproblems instrumentalisiert werden, in der sache aber ist die differenz der worte kein zureichender grund. Zu recht kann eingewandt werden, dass die traditionelle redeweise vom subjekt stilistisch eleganter und gefälliger ist als die redeweise: das ich, einschliesslich seiner ableitungen(1). Den einwand will Ich nicht in abrede stellen, aber die behauptete eleganz ist nur schein, deren betörende gefälligkeit die schwankende brücke zum betrug ist. Jeder terminus hat seine geschichte, und seine konnotationen strahlen auch auf das objekt aus, das der terminus bezeichnet. Wer vom subjekt spricht, der bewegt sich in der tradition des ontologischen arguments, das Ich als objekt meiner selbstverständigung wie jedes andere ding der welt beachten muss, aber meine achtung des ontologischen arguments impliziert nicht die meinung, dass Ich auch das programm dieses arguments teile. Um mich vor missverständnissen zu schützen, muss Ich die vertraute terminologie des ontologischen arguments in jedem fall kritisch prüfen. Das ist der grund, warum Ich bestimmte termini im kontext des ontologischen arguments nur unter eng definierten bedingungen verwende - den terminus: subjekt, meide Ich, soweit nicht historische probleme zu erörtern sind.  text<--//
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(1) neben dem terminus: das ich, verwende Ich oft den terminus: das individuum als ich. Die bezeichneten gegenstände sind verschieden. Der terminus: das ich, bezeichnet das allgmeine problem; der terminus: das individuum als ich, bezeichnet jeden menschen in seiner unverwechselbaren individualität. Die neuen termini sind gewöhnungsbedürftig, und der stil ist ein eifersüchtiger zensor. Ich denke, die präzision des gedankens hat den vorrang, die geschmeidigen und geläufigen termini der tradition können nachfolgen. <--//


4.014

das logische prinzip: tertium non datur, ist, entgegen der meinungen, kein gegenstand des glaubens; seine funktion ist auf die logik der unterscheidung begrenzt, die das fundament der kommunikation ist. Das prinzip legt fest, dass etwas dieses bestimmte in der abgrenzung zu der ausschliessenden negation ist - eine weitere möglichkeit wird nicht zugelassen. Für das logische prinzip sind alle fälle irrelevant, in denen den individuen als ich die dinge der welt mal als diese, mal als jene phänomene erscheinen. Mit seiner glaubensentscheidung hat das individuum als ich eine entscheidung getroffen(1), in der etwas in seiner abgrenzung zur negation positiv behauptet wird, das für sich ein phänomen ist, mit dem die anderen individuen als ich operieren können. Mit seiner glaubensentscheidung hat das individuum als ich etwas für sich als bindend in geltung gesetzt, das für die anderen keine geltung implizieren kann, solange ein anderes individuum als ich diese entscheidung nicht als für sich bindend in geltung gesetzt hat. Die entscheidung, etwas in geltung zu setzen, ist in einer langen kausalkette zurückführbar, aber die kausalkette wird in raum und zeit an einer stelle mit einer nicht mehr begründbaren entscheidung eines individuums als ich abgeschlossen(2). Diese setzung ist immer eine position, seine negation ist in der entscheidung für etwas untergegangen und verschwunden, eine dritte möglichkeit ist nicht zugestanden. So wie das individuum als ich auf seine entscheidung als verkörperung seines selbstbewusstseins als ich bestehen muss, so muss das ich die setzung des anderen akzeptieren, wenn es sich selbst als ich verstehen will. Der mögliche dissens kann in einer gemeinsamen überzeugung, einem konsens, aufgehoben werden.  text<--//
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(1) die psychologischen aspekte einer solchen entscheidung lasse Ich hier auf sich beruhen. Als phänomen kann jede glaubensentscheidung als streitig diskutiert werden, weil diejenigen, die am diskurs beteiligt sind, ihre eigenen geltungsgründe in den streit einbeziehen, die für sich ebenso legitim sein können wie jeder andere bestrittene geltungsgrund. <--//

(2) die methodische möglichkeit des zirkelschlusses lasse Ich ausser betracht; das ist ein problem der begründungsverfahren, das hier kein gegenstand der erörterung sein soll. So wie der zirkelschluss als methodischer fehler bewertet und verworfen wird, so scheidet auch die theoretisch dritte möglichkeit, der regressus in infinitum, aus praktischen gründen aus; in raum und zeit kann das individuum als ich den regressus zwar ausdehnen und die setzung aufschieben, aber im blick auf das woher und das wohin des wegs, muss es einhalten und bricht den weg ab. <--//


4.015

die denkbare alternative: spekulation, will Ich nicht ausschliessen; es kann so sein, wie spekuliert wird, aber aus dem faktum der spekulation kann nicht abgeleitet werden werden, dass es so auch sein muss, wie der spekulierende es sich vorstellt - alles kann auch ganz anders sein. Das problem ist nicht die spekulation; diese ist, soweit sie gedacht und in der sprache fixiert ist, ein ding der welt, so wie alle anderen dinge in der welt des spekulierenden (auch das verrückteste hat in dieser welt platz, und, so lange es nicht stört, ist es harmlos). Diese spekulationen sind erst dann ein problem, wenn das individuum als ich seine spekulation mit einem bestimmten interesse verknüpft, und diese spekulation als die eine wahrheit den anderen aufnötigt. Es ist kein laissez faire, wenn in der politischen aufklärung der spruch gilt, dass jeder nach seiner façon selig werden solle. Diese regel ist die praktische umsetzung der einsicht, die Kant unter dem titel: antithetik der vernunft(1), formuliert hatte. In seiner lebenspraxis kann das individuum als ich nur die fragen verbindlich und logisch zwingend entscheiden, für die es einen maasstab definiert hat, mit dem es bestimmte konsequenzen abschätzen kann. Diese aussagen sind nur dann gültig, wenn der maasstab in seiner gültigkeit unbestritten ist. Es ist eine andere frage, wenn der maasstab selbst zur entscheidung ansteht. Diese entscheidung muss jedes individuum als ich für sich treffen, und in dem konsens, der alle, die es betrifft, bindet, kann und muss das individuum als ich sich mit den anderen darüber verständigen, die ebenso für sich entschieden haben. Verbindlich kann kein individuum als ich abschliessend für alle entscheiden, und die als maasstab beanspruchten vielen götter und der EINE GOTT sind ohne ausnahme die geschöpfe dieser individuen als ich.
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(1) cf. KrV  -->6.008b  <--//
4.016
in zwei typen von argumenten klassifiziere Ich jeden versuch eines individuums als ich, seine welt zu verstehen. Den einen typ kennzeichne Ich mit dem terminus: das ontologische argument, den anderen typ mit dem terminus: das relationale argument. Die begriffe der beiden klassen(1) stehen zueinander in einem widerspruch, die mit diesen begriffen unterschiedenen phänomene stehen zueinander in einem gegensatz. Das denken der tradition subsumiere Ich weitgehend unter dem terminus: das ontologische argument. Seine leitende idee ist die vorstellung eines prinzips, aus dem die welt emaniere, und in das die dinge der welt, einschliesslich ihrer subjekte, wieder zurückgeführt werden können. Das prinzip ist unter dem EINEN GOTT oder das sein(2) geläufig. Das relationale argument hatte in der tradition niemals eine führende rolle gehabt, aber es war und ist immer als korrektiv zum ontologischen argument wirksam gewesen. Seine leitende idee ist, dass das ich sich selbst zu den dingen seiner welt in eine relation setzt, in der es sich selbst als ein ich erfahren kann. In der form des zirkelarguments begründet es sich in einer setzung selbst, die allein das ich zu verantworten hat. Was die welt für das ich ist, das kann das ich nur in den relationen zu den dingen seiner welt erfahren. Diese konstruktion ist gegenstandslos, wenn sowohl das moment des ich als auch das moment der welt verneint würde. Über das selbstbewusstsein eines individuums als ich hinaus, selbst das ich zu sein, gibt es keine welt, und was es sonst noch geben möge, das bezeichne Ich mit dem zeichen: NATUR. In der klassifikation der beiden beiden argumente spiegeln sich die muster der welterfahrung, die in der einen oder andern ausprägung das denken der menschen bestimmt haben, ohne das rätsel des selbstbewusstseins abschliessend entscheiden zu können; Ich bescheide mich mit der feststellung des problems und verberge nicht meine entscheidung, die Ich allein zu verantworten habe(3).     text<--//
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(1) die meinung ist plausibel, dennoch aber unzutreffend, wenn die beiden argumente als relationsbegriffe eingeschätzt würden. Das relationale argument gewinnt seine bestimmungen nicht in der negation des ontologischen arguments, ebensowenig kann das ontologische argument sich negativ vom relationalen abgrenzen. Die phänomene beschreiben zugangsweisen des ich zu seiner welt. Für welche zugangsweise sich das individuum als ich entscheidet ist seine sache, und diese entscheidung hat es selbst zu verantworten. In der regel sind diese entscheidungen so bunt ausgestaltet, dass es schwierig ist, eine eindeutige scheidung vorzunehmen; die reinen formen des ontologischen wie des relationalen arguments sind idealtypen, die realität ist profaner und darin ehrlicher. Aber was auf der phänomenalen seite ein praktisches problem ist, das ist auf der begrifflichen seite ein theoretisches, und auf dieser seite ist die trennung kategorisch.  <--//

(2) Heidegger veredelt das sein zum SEYN - das ist kosmetik am zeichen, die am begriff: sein, nicht das geringste verändert.  <--//

(3) Ich räume ein, dass dies eine sehr globale, man kann auch sagen oberflächliche beschreibung ist, aber Ich denke, dass diese beschreibung auch genügt, die besonderheiten der beiden klassen kenntlich zu machen und zu verstehen. Mein gegenstand der untersuchung sind nicht die beiden theorieentwürfe der welterklärung, aber Ich verwende sie als instrumente meiner analysen und synthesen, und für diesen zweck genügt eine grobe unterscheidung.  <--//text<--//


4.017

die argumentimmanente reflexion ist eine methodische frage, die nicht auf die ratio beschränkt ist; ihr steht ein psychologisches moment entgegen. Wer die bedingungen eines arguments nicht verinnerlicht hat, für den sind bestimmte schwierigkeiten unüberwindbar, die das argument impliziert. So habe Ich immer wieder den eindruck, dass die argumente der ontologen sich endlos im kreise drehen, so wie eine wasserschraube, die unentwegt wasser nach oben befördert, ohne jemals vom fleck zu kommen. Nun erfüllt eine wasserschraube durchaus einen bestimmten zweck und das resultat ist die rechtfertigung seiner anordnung, aber als metapher ist dieser gedanke nur bedingt tauglich, das problem des ontologischen arguments plausibel zu machen. Ebenso werden barrieren aufgerichtet, wenn Ich das problem des ontologischen arguments aus der position des relationalen arguments entwickele, weil meine argumente dem verfechter des ontologischen arguments die vergleichbaren schwierigkeiten schaffen würden. Auch ist der verdacht keineswegs abwegig, wenn die verfechter des ontologischen arguments mir vorwerfen, dass Ich das unentscheidbarkeitsproblem mit einem trick aus der welt schaffe, indem Ich die auflösung der schwierigkeiten auf einer setzung gründe, die keiner begründung mehr zugänglich sein kann. Ich denke aber, dass die offenheit des relationalen arguments in diesem einen punkt den prozess von position und negation durchschaubar macht, ohne diesen prozess in raum und zeit abzubrechen. Zu den dingen seiner welt als seinem anderen setzt das ich sich selbst in eine relation, die, wie das ich selbst, eine position ist. Der vorgang, sich zu etwas anderem in eine relation zu setzen, ist als moment des prozesses eine negation, die das ich in raum und zeit nur als eine position erfahren kann, die es in der setzung einer neuen relation zugleich negiert und in einer neuen position, der relation, bestätigt. Solange das individuum als ich eine relation setzen kann, und nur in diesen relationen hat es seine welt verfügbar, ist es in den prozess von position und negation eingebunden, aus dem es nicht herauskommen kann. Das ich, das ganze im blick, weiss sich in einem prozess, der, solange es darum weiss, nicht abgeschlossen werden kann.  text<--//

 

5.001

das kongresslemma habe Ich als katalysator für meine gedanken genutzt; Ich kann es daher im raum stehen lassen, zumal der terminus: das leben, viele phänomene bezeichnen kann, die die spannweite des problems kenntlich machen. Bereits Hegel hatte in seinen überlegungen zum begriff: leben, die unterscheidung zwischen dem reinen und dem unreinen leben geltend gemacht(1). Im blick auf die wissenschaften heute ist die Hegelsche unterscheidung obsolet geworden und zum arcanum einiger unverbesserlicher moraltheologen verkommen, dafür hat eine andere unterscheidung an gewicht gewonnen: die wissenschaftliche analyse der phänomene des lebens und die philosophische reflexion ihrer begriffe. Dem begriff: leben, fügen die beiträge der anderen einschlägigen wissenschaften weitere momente hinzu, die ausnahmslos interessengeleitet sind(2). Diese aspekte werden von dem kongresslemma ebenso abgedeckt wie es das ziel sein sollte, die reflexionen der philosophen zu akzentuieren, die für die wissenschaften eine nachrangige bedeutung haben, weil ihre methoden der begriffsbildung sich grundlegend von der philosophischen reflexion unterscheiden. Diese differenzen dürfen nicht unterschlagen werden, aber sie sollten weder die diskurse der philosophen noch die der wissenschaftler dominieren.  text<--//
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(1) in der terminologie Hegels: das reine leben - die verunreinigung des lebens - cf. Bd.1/p.370 und p.401 -->6.004. Die unterscheidung ist ist auch der gegenstand der argumente: "1.001, 1.002, 2.005, 2.011"  <--//

(2) soweit die philosophische reflexion als eine wissenschaft betrieben wird, ist sie ebenfalls interessengeleitet, und es ist ein beklagenswerter zustand, dass die unterscheidung zwischen der philosophie als wissenschaft und der philosophie als lebenshaltung so wenig respektiert wird, wenn die autoritäten der zunft in den medien ihre weisheiten vermarkten. <--//


5.002

es ist zweckmässig, die geschichte eines zitates von seiner historia zu unterscheiden. Die textgestalt des zitats dokumentiert seine historia, die geschichte des zitats reflektiert das ich in der interpretation der dokumentierten texte; die schwierigkeiten der analytischen trennung von historia und geschichte sind die erregenden momente, die das individuum als ich lebt, wenn es, die zitate in einem argument verwendend, das getrennte synthetisch erfasst. Der aspekt der historia ist die dokumentierte textfassung des zitats, einschliesslich seiner varianten (lesarten), die eine überlieferungseinheit bilden. Der aspekt der geschichte ist der sinn oder die bedeutung des zitats, das in einer identischen textfassung vorliegt, aber auch die fälle einschliesst, in denen unterscheidbare textfassungen vorliegen, die prima vista nicht als zusammengehörig erfasst werden, aber im zweiten, dem reflektierenden blick als zusammengehörig erfasst werden können. Diesen aspekt habe Ich im blick, wenn Ich drei unterscheidbare textfassungen unter dem terminus: metamorphose, zusammenfasse, die zwei phänomene: das leben und das denken, zum gegenstand haben. Die verantwortung für diesen blick trägt jeder, der in einem diskurs eine in der historia dokumentierte textfassung als sein argument verwendet. In diesem sinn halte Ich es für zulässig, von der geschichte des schöpfers eines zitats zu sprechen(1). text<--//
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(1) wer einen dokumentierten text als zitat verwendet, kann als der schöpfer dieses zitats angesehen werden. Insofern ist jeder, der einen dokumentierten text als argument in einem diskurs verwendet, der schöpfer dieses zitats. Das argument will Ich nicht überdehnen; der gebrauch eines zitats erfolgt so routiniert, dass diese reflexionen im wissenschaftsbetrieb wie in der politik als lästig beiseitegestellt werden. Es ist aber immer die mühe wert, diese reflexionen nicht ganz aus dem blick zu verlieren, weil der kontext, in dem ein dokumentierter text aufgefunden und instrumentalisiert wird, für die einschätzung des arguments konstituierend ist. Mit meinen kommentaren zu ausgewählten zitaten versuche Ich, diesen aspekt zu aktivieren: www.ur-philosoph.de/ -->bibliographie/textsammlung: *zitat des monats    <--//   text<--//


5.003

oft sind es merkwürdige umstände, die die entstehung eines textes begleiten. Die formel: lebe das denken, ist die folge eines hörfehlers. Auf dem Hegel-kongress in Jena 2002 wurde das lemma für den kongress 2004 in Toulouse bekanntgegeben; Ich hatte gehört: Hegel denken, und unmittelbar das gehörte handschriftlich fixiert. Zeitnah korrigierte Ich diese notiz in die korrekte formel: das Leben denken. Die differenz war damit dokumentiert und diese differenz muss der anlass gewesen sein, der bei mir einen reflexionsprozess in gang gesetzt hatte, der den gesprochenen satz: das leben denken, über zwischenstufen in meine endformel: lebe das denken, verwandelte(1). Diese formel hat für mich die gleiche funktion wie der satz, den Hegel in seiner frühschrift formuliert hatte: es ist ein programm, und die grundlinien dieses programms werden im essay und seinem subtext ausgezogen. Ich entfalte mein programm im horizont des hegelschen programms, aber mein blickwinkel kann nur das jahr 2004 sein.  text<--//
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(1) der transformationsprozess der formel ist nicht mehr rekonstruierbar. Die zwischenstufen des reflexionsprozesses habe Ich nicht dokumentiert; meine notizen zum wandel der textfassung des titels dokumentieren nur die ausgangsformel und ihre endfassung. Das mögen die philologen bedauern, aber eine nachhaltige bedeutung räume Ich diesem faktum nicht ein. <--//


5.004

der terminus: metamorphose, bezeichnet allgemein die phänomene des gestaltwechsels. Das äussere einer sache verändert sich, ihr kern bleibt identisch erhalten. Als metapher ist der terminus: metamorphose, tauglich, die realitäten bezeichnet der terminus nur unzureichend. Man kann sich darüber ohne ende streiten, ob die larve, die puppe und dann der schmetterling dieselben phänomene sind - dafür spricht, dass diese phänomene im prozess der natur zu einem generationszyklus gehören und somit eine identität angenommen werden kann; dagegen spricht die anschauung: der maikäfer ist kein engerling; jedem kind war das in meiner jugendzeit noch geläufiges wissen. Es ist daher nicht ohne reiz, den begriff: metamorphose, als eine metapher zu instrumentalisieren, um die eigentümlichkeit eines zitats und seiner interpretationen zu erklären. Dabei stehen der text des zitats und seine bedeutungen spannungsgeladen über kreuz. Die spannung ist erhöht, wenn von einem zitat zwei oder mehr textfassungen bekannt sind, die zueinander im verhältnis eines aliud stehen(1); zumeist ist auch noch streitig, ob die textfassungen historisch in einem überlieferungszusammenhang stehen; in diesen fällen ist der versuch, die metamorphose als metapher zu bemühen, wenig sinnvoll. Wenn aber die textfassungen der zitate in der historia unverändert geblieben sind, während ihre bedeutungen in der zeit wandlungsprozessen unterworfen gewesen waren, dann haben diese fälle eine andere struktur, und es ist sinnvoll, soweit die verknüpfungen der verschiedenen bedeutungsgehalte der gegenstand der reflexion sind, mit der metamorphose als metapher zu operieren. Die fälle aber, in denen sowohl die textgestalt des zitats in seinen unterscheidbaren fassungen als auch ihre bedeutungen im prozess der geschichte der gegenstand des diskurses sind, erweisen sich als ein stein des anstosses; dieser fall liegt hier vor. Für die verbindliche festlegung sowohl der textfassung als auch seiner bedeutung gibt es keinen sicheren orientierungspunkt, und alles, was als orientierungspunkt instrumentalisiert werden könnte, erscheint als beliebig. Den schwierigkeiten zum trotz halte Ich an dem begriff: metamorphose, fest, weil er, wenn die bedingungen seiner anwendung für für jeden klar nachvollziehbar sind, im diskurs die unterschiedlichen unterschiedlichen nuancen kenntlich machen kann, die in den textfassungen eines gedankens und ihren bedeutungen beobachtbar und beschreibbar sind. Als metapher ist der begriff: metamorphose, ein instrument, mit dem jeder in einem diskurs seinen bestimmten gegenstand bearbeiten kann. Mehr kann dieser begriff nicht leisten. text<--//
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(1) das problem der lesarten lasse Ich beiseite. <--//text<--//


5.005

jedes zitat ist als phänomen ein text; dieser text ist aus wörtern zusammengesetzt, die als instrumente genutzt werden, mit denen das individuum als ich andere texte einbindet, um die phänomene und begriffe kenntlich zu machen, die es miteinander in einen bedeutungszusammenhang bringen will, der allein sein werk sein kann. Das streitige problem ist das faktum, dass der vom verwender hergestellte bedeutungszusammenhang dem autor des textes unterstellt wird, dessen text der benutzer für seine vorstellungen verwendet. Das ist ein strukturproblem, und jeder diskutant sollte sich dieses strukturproblems bewusst sein, wenn er die texte eines anderen in seinem argument nutzen will und tatsächlich auch nutzt. Das strukturproblem wird in seiner schärfe dadurch gemildert, dass alle, die es betrifft, einem konsens verpflichtet sind, der den bedeutungsgehalt der wörter eines textes definiert. Dieser konsens über die bedeutung der wörter ist die bedingung jeder kommunikation, die die individuen als ich miteinander pflegen wollen und tatsächlich auch pflegen. Solange der konsens nicht in frage gestellt ist und alle alle beteiligten, die es betrifft, die vereinbarten regeln achten, sind die strukturellen probleme quasi vor die klammer gezogen. Meine überlegungen setzen den gültigen konsens voraus. Auf diesem fundament suche Ich im umkreis des zentralen zitats zunächst im ursprungstext, dann im gesamten werk Hegels die sätze auf, in denen die infragekommenden termini erscheinen, um so ein tableau von sätzen (oder texten) zu erhalten, in denen der autor seine vorstellungen vor dem publikum entfaltet hat. Die kollegen der philologie haben dafür einschlägige verfahren entwickelt, die der philosoph dankbar nutzen sollte. In der praxis ist dieses verfahren als zitatenkompilation in verruf geraten - zu unrecht, wie Ich meine; denn sein missbrauch im gängigen wissenschaftsbetrieb sollte nicht der verbindliche maasstab sein. Im subtext habe Ich die sätze zusammengestellt und belegt, die mein bild der philosophie Hegels bestimmen; Ich bekräftige, dass es mein bild ist, von dem Ich hoffe, dass die anderen darin ihre bilder mehr oder weniger präzise widergespiegelt erkennen können.  text<--//


5.006

zustimmend oder ablehnend, jede übernahme des gedankens eines anderen ist eine interpretation dieses gedankens durch seinen verwender. Dabei mag die textfassung unverändert bleiben, der bedeutungsgehalt des textes wird aber in raum und zeit allemal verändert; eine grundlegende beobachtung, die altbekannt ist und dennoch immer wieder aus den blick fällt(1). Es ist ein allgemeiner brauch(2), das werk Hegels (und anderer autoren) nach geeigneten textstellen zudurchsuchen(3), und diesem brauch schliesse Ich mich an, wenn Ich das bild von der vorstellungswelt Hegels komponiere, das Hegel in seinem dokumentierten werk vorgezeichnet hat, und das Ich, die dokumentierten texte rezipierend, nachzeichne. Ich hoffe, dass die gemeinde der Hegeldeuter meinen versuch zumindest in den grundzügen akzeptieren wird. Damit dies gelingen kann, muss Ich meine methode der zitatenkompilation so durchsichtig gestalten, dass jeder an hand des textmaterials meinen reflexionsprozess nachvollziehen kann, der faktisch der reflexionsprozess meiner rezipienten ist. Mit der kompilation einiger zitate verfolge Ich nicht den zweck, ein möglichst möglichst vollständiges bild von dem zu geben, was Hegel unter dem terminus: reines leben, an vorstellungen zusammengefasst hat; Ich beschränke mich darauf, in wenigen strichen die bestimmenden linien aufzuzeigen, die das weltbild Hegels bestimmen, wobei mir bewusst ist, dass Ich diese nur aus dem blickwinkel meiner zeit leisten kann(4). 1798-1800 hatte Hegel in seiner schrift: Der Geist des Christenum und sein Schicksal, sein programm einer weltdeutung skizziert, das er in seiner schrift: Die Phänomenologie des Geistes, entwickelt und in den vorlesungen unter dem titel: die Philosophie der Geschichte, abgeschlossen hatte(5). Ich kann auf diese texte im jahr 2004 zurückblicken und sie als ein ganzes auffassen, wobei die chronologie der texte ein nachrangiger aspekt ist(6).
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(1) die vorstellungen von raum und zeit sind das grundproblem der hermeneutik. Es dürfte keinen streit darüber geben, dass jeder einen text in nuancen anders sieht als jeder andere, der diesen text auch verwendet. Was in der philologie gemacht wird, das ist der vergleich von zeichen, die für sich eine gewisse intersubjektive gültigkeit beanspruchen können. Das ist aber nicht das problem, wenn die bedeutung der zeichen zur diskussion steht. Die verfahren, die in der hermeneutik entwickelt worden sind, versuchen das bedeutungsproblem mit mehr oder weniger erfolg praktisch zu minimieren; soweit sie allgemein anerkannt sind, können diese verfahren den diskurs über die texte auf ein rationales fundament stellen und damit die verbindlichkeit der ergebnisse dieses diskurses feststellen. <--//

(2) die zitatenhuberei ist im wissenschaftsbetrieb eine gängige praxis, aber es ist ein irrtum zu glauben, dass ein wissenschaftlicher text nur dadurch als ein solcher ausgewiesen ist, weil die masse des textes aus zitaten besteht. Walter Benjamin soll einmal den plan erwogen haben, einen essay nur aus zitaten zu komponieren - ein unternehmen, das seinen autor als einen kenner des objekts ausweisen und bei den lesern seine wirkung nicht verfehlen würde, aber das bild, das der autor zeichnet, ist, abgesehen von dem anmerkungsteil mit seinen öden informationen, mitnichten das bild der zitierten, als das es erscheint, sondern es ist das bild des zitierenden autors, das wiederum zum objekt anderer wird, die an dem bild zustimmend sich erfreuen oder ablehend sich ärgern. <--//

(3) mit ihren phantastischen möglichkeiten haben die techniker der elektronischen datenverarbeitung die möpglichkeiten der zitatenklauber und zitatenhuber ins gigantische erweitert. Was vormals die frucht fleissigen lesens der werke der geliebten oder gehassten autoren gewesen war, die excerpiert in zettelkästen ein trauriges dasein fristen, das leistet heute ein mausklick, und schon purzeln die sätze en masse aus der maschine (Ich schränke meine aussage ein: das gilt nur, wenn die software etwas taugt, und das kann Ich nicht in jedem fall bejahen). Ich zweifle aber, ob diese datenmassen die philosophische reflexion über das, was ansteht, verbessern wird; der elektronische datenmüll, über den beredt geklagt wird, ist die kehrseite dieses technischen fortschritts. Es wäre aber dumm, die technik dafür verantwortlich zu machen, die oft von leuten bedient wird, deren horizont auf die enter-taste einer pc-tastatur geschrumpft ist.  <--//

(4) wenn Ich im jahr 2004 über Hegel reflektiere, dann ist faktisch die geschichte der Hegelrezeption bis heute der gegenstand meiner reflexionen, und es ist eine selbsttäuschung, wenn man meint, mit dem rückgang auf die quellen, würden diese auch wieder in der alten frische und reinheit sprudeln. Diese tradition ist für mich der horizont meiner kritischen arbeit am werk Hegels, aber der horizont ist in seiner vielgestaltigkeit nicht der gegenstand meiner reflexionen; soweit sich eine notwendigkeit aus sachlichen gründen ergibt, auf diese tradition bezug zu nehmen, werde Ich in einer notiz im subtext darauf verweisen. Ich räume ein, dass das ausblenden der rezeptionsgeschichte ein problem ist, aber das sind eng begrenzbare probleme, die bei einer anderen gelegenheit erörtert werden sollten. <--//

(5) Ich bestreite nicht, dass eine gegenstandsorientierte reflexion der dialektik Hegel's auch die anderen schriften Hegels, vor allem die Logik und die Enzyklopädie, einbeziehen muss, aber wie so oft ist die beschränkung auf weniger im ergebnis oft mehr; aus raum und zeitgründen lasse Ich diese texte hier ausser betracht. Ihre einbeziehung ergäbe in bestimmten details interpretationsnuancen, die Ich eher als ein ästhetisches problem einschätze denn als ein erkenntniskritisches problem. In der rezeptionsgeschichte wird immer wieder geltend gemacht, dass Hegel in einem system gedacht habe; diese meinung teile Ich, und das schafft meinen argumenten auch die erforderliche plausibilität; denn jedes in sich kohärente system ist zureichend auch in seinen elementen beschreibbar und ihre interessanten farbtupfer können unter definierten bedingungen vernachlässigt werden ohne das bild als ganzes zu beeinträchtigen. <--//

(6) in einer philologisch orientierten interpretation der texte kann die chronologie der texte wichtig, ja entscheidend sein, aber Ich halte dagegen, dass dieser aspekt oft überschätzt wird. Einerseits ist die chronologie der texte problematisch, weil die überlieferung der textdokumente lückenhaft sein kann, und wenn diese lückenhaft ist, dann können die lücken faktisch auch nicht mehr geschlossen werden; anderersseits entwickeln sich gedanken in der zeit, ohne dass ihre strikte chronologie in texten dokumentiert sein muss. Zudem ist es eine zu dürftige betrachtungsweise der welt eines anderen, diese nur auf die exakte chronologie der ereignisse reduzieren zu wollen. Die interessantesten biographien und auch autobiographien sind die, in denen die autoren mit der zeitabfolge konstruktiv umgehen, zumindest verschaffen sie den anderen damit den stoff, an dem die sache weiter kontrovers reflektiert werden kann - alle versuche der geschichtsklitterung und ärgeres schliesse Ich aus.  <--//   text<--//


5.007

die vorstellung, dass die position in sich selbst verschwindet, ist eine metapher, die mit assoziationen spielt, die als aussagen nie an das heranreichen können, was sie in den phänomenen miteinander verknüpfen. Diese methodische einschränkung muss präsent sein, wenn die metapher des strudels im argument den sachverhalt klarer darstellen soll. Mich fasziniert der vorgang immer wieder, wenn Ich einem holzstück in einem dahinfliessenden gewässer nachschaue und sehe, wie es von einem strudel erfasst wird und in diesem verschwindet. Aber diese beobachtung ist nur der eine teil der szenerie. Wenn das gewässer sich wieder beruhigt hat, erscheint an einer entfernteren stelle das stückchen holz wieder an der oberfläche des wassers, um das schauspiel, wenn das schicksal dieses objektes in raum und zeit weiter verfolgt wird, in einer neuen szenerie zu wiederholen. Das ist auch das schicksal des reinen lebens, das in den strudel des geschichtlichen prozesses hineingerissen wird, um im ausgang der wirrnisse, gereinigt in der negation des unreinen lebens und in der aufhebung geläutert, als neues, reines leben wieder zu erscheinen; allein im ziel, das den prozess abschliesst, ist der endzweck erreicht, entweder als vernichtung des realen lebens im tod, oder als verfehlung im realen leben, das in der fortsetzung des geschichtlichen prozesses sich weiter bewähren muss. Unvermittelt fallen diese beiden möglichkeiten bei Hegel auseinander: entweder das eine oder das andere. text<--//


5.008

das individuum als ich lebt, solange es das licht der sonne wahrnehmen kann - der grosse rest ist finsternis. Ich habe nicht die absicht, den alten dualismus: licht/finsternis, als argument auszubeuten, aber die konstanz, mit der die philosophen sich mit diesem phänomen beschäftigt haben(1), ist ein hinreichendes indiz, dass die individuen als ich in der lichtmetapher ihre existenzprobleme widergespiegelt finden. Mit dieser anmerkung lasse Ich es genug sein.  text<--//
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(1) cf.das stichwort: licht, in: HdWPh. Bd.5, Sp.282-289  -->6.007   <--//


5.009

jedes zitat hat seine eigene dynamik. Die knappheit der formel macht den sinn überschaubar, engt ihn aber darin auch ein. Die grammatikalische struktur des lemmas: lebe das denken, bestimmt das denken als objekt; auf dieses objekt richtet das individuum als ich seinem lebensvollzug aus. Dieses grammatikalische objekt ist in der realität durch alle dinge der welt im prinzip austauschbar, so wäre es es auch denkbar zu sagen: lebe das erinnern(1). Es ist daher notwendig, die formel zu präzisieren, und den begriff: denken, in seinem erscheinen als phänomen näher zu bestimmen. Das denken ist für mich ein pars pro toto, eine vorstellung, die mit anderen termini genauer bezeichnet werden kann und muss. Die frage ist unentschieden, ob andere lebenwesen als der mensch denken können(2); vieles spricht dafür, dass das denken eine differencia specifica ist, die den menschen vom tier unterscheidet. Damit ist das denken die form des lebensvollzuges, die den menschen vom tier einerseits unterscheidet, andererseits aber den menschen auf sich selbst verweist. Das tier lebt, so die allgemeine vorstellung, in seine instinkte eingegrenzt, sein artgerechtes leben. Der mensch ist, wie das oft gesagt wird, das prinzipiell offene wesen, das nicht festgelegte tier, er muss sich selbst als mensch schaffen, oder wie Ich es bezeichne, sich als ein ich schaffen. Auf diesen prozess der selbstschöpfung verweist der begriff: denken. Im denken schafft das individuum sich als ich. Den prozess kennzeichne Ich auch mit dem terminus: arbeit(3). Insofern ist das leben eines individuums als ich einerseits das biologische leben, andererseits aber ist es immer auch der bewusste vollzug dieses biologischen lebens hin zu einem ziel, das das individuum als ich in einer projektion in die zukunft sich selbst gesetzt hat.  text<--//
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(1) es ist auch möglich zu sagen: lebe das kämpfen, oder: lebe das töten, ... So wird die formel beliebig, und jeder kann sich auf sie berufen. In der struktur der sprache ist auch ihr missbrauch gegründet, das kann man beklagen, aber keiner, der nur sich selbst kennt, kann daran gehindert werden, seinen vorteil zu suchen und diesen mit dem missbrauch der sprache zu kaschieren. <--//

(2) diese debatte ist alt, und es können hinreichende fälle zitiert werden, die die eine oder andere behauptung belegen. Ich denke, dass das problem solange nicht auflösbar ist, solange es zwischen pflanze, tier und mensch keinen gemeinsamen code gibt, der eine kommunikation zulässt. In der entwicklung komplizierter instrumente wurde das problem auch auf den bereich der maschinen ausgeweitet. Künstliche inteligenz? - Ich will sie als phänomen nicht ausschliessen, aber es dürfte noch ein weiter weg sein, bis die maschinen der menschen soweit aufgerüstet sein werden, dass sie unabhängig vom menschen entscheidungssituationen auflösen können. Unter dem aspekt des selbstverständnisse eines individuums als ich halte Ich das für eine utopie, mehr noch ein wahngebilde von menschen, die ihr maass aus den augen verloren haben. <--//

(3) der begriff: arbeit, ist umstritten. Für das individuum als ich ist arbeit mehr als die unter dem ökonomischen blick reduzierte erwerbstätigkeit des menschen. Es ist nicht bestreitbar, dass in den modernen gesellschaften über das instrument der erwerbstätigkeit der anteil des einzelnen an den leistungen seiner gesellschaft ermittelt wird, aber es sollte auch nicht übersehen werden, dass die arbeit als blosse erwerbstätigkeit das instrument ist, mit dem einzelne gruppen in der gesellschaft festlegen, was die grosse masse der menschen als anteil bekommen soll, damit sie, abgesichert durch paragraphen den fettesten teil der beute für sich einstreichen können. <--//  text<--//


5.010

die ideen und gedanken sind in der zeit immer in entwicklungsprozesse eingebunden, die eine eindeutige datierung problematisch erscheinen lassen. Dokumente können an äusseren merkmalen in eine zeitskala eingeordnet werden; dieser eindeutigkeit entzieht sich aber der evolutionsprozess eines gedankens. Daher können zeitangaben nur äussere merkmale sein, die eine bestimmte ordnung der gedanken nahelegen, aber der wert dieser ordnungen sollte nicht überschätzt werden.
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5.011

es ist eine marginale differenz, ob der adressat eines textes ein leser oder ein hörer ist. Dass der hörer eines textes diesen anders wahrnimmt als der leser dieses textes, kann kaum als grund für einen streit taugen. Die organe: auge und ohr, reagieren auf die unterschiedlichen reize der welt, und diese reize legen fest, was das individuum als ich mit seinen organen wahrnehmen kann und will. Die form des textes aber ist das eine, etwas anderes sind die gegenstände, die der text umfasst, und die das individuum als ich synthetisch als ein ganzes wahrnimmt. Den text habe Ich für den leser konzipiert, der in seiner zeiterfahrung zwischen dem text des essays und seinem subtext hin und her wechseln kann; für das referat ist dieses verfahren nicht angemessen, das einem rigiden zeitregiment unterworfen ist und daher dem zuhörer in der unablässig fortschreitenden zeit einen leitfaden bereithalten muss, an dem er die abfolge der argumente unmittelbar plausibel erfassen kann. Der verfügbaren zeit ist es geschuldet, dass einige absätze des essays für das referat gestrichen wurden; der text des referats ist in die situation einer erzählung eingepasst, die eine wiederholung der erzählung ausschliesst, aber den weg für eine neue erzählung nicht versperrt. In seiner struktur unterscheidet sich das referat nicht vom essay, allein viele details, die einen gedanken abrunden, sind im referat herausgefallen. Soweit daraus differenzen entstanden sind, können sie als marginalien beiseitegelegt werden, die einen streit nicht lohnen; mit der publikation des essays und des referates steht es jederman offen, den text des essays mit dem text des referates zu vergleichen(1). text<- -//
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(1) der text des referates wird in den kongressakten abgedruckt; cf. Hegeljahrbuch 2005ff; sobald der text des referates dort publiziert sein wird, werde Ich ihn als anhang diesem essay beifügen. <--//


5.012

die begriffe: gut und böse, sind in der theorie des relationalen arguments relationsbegriffe. Im unterschied zu den klassenbegriffen, deren kriterien das ich im kontext seiner setzung willkürlich, wenn auch immer durch pragmatische erwägungen geleitet, festlegen kann, ist die definition eines relationsbegriffes immer von dem relationierten begriff abhängig. Ich will es mit einem beispiel erläutern, das weitgehend frei von emotionen die struktur der relationsbegriffe beschreibt(1). Die begriffe: rechts und links, gehören in die klasse der relationsbegriffe(2). Was ist rechts? Der volksmund antwortet darauf treffend: da, wo der daumen links ist. Und was ist dann links? - eben da, wo der daumen rechts ist. Relationsbegriffe sind nur im horizont ihres relationierten begriffes eindeutig bestimmt. Das lässt sie einerseits als sehr flexibel erscheinen, macht sie andererseits aber in der praxis dann problematisch, wenn sie aus einem technisch-pragmatischen bereich in den bereich der interessen verschoben werden, und was dem einen zum vorteil wird, das ist dann oft der nachteil des anderen. Diese pragmatischen schwierigkeiten sind aber nicht dem relationsbegriff und und seiner struktur anzulasten, sondern dem individuum als ich, das seinem anderen die anerkennung verweigert und damit sich selbst zerstört. text<--//
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(1) es gibt keinen begriff, der nicht mit einer bewertung konnotiert ist; jeder begriff ist politisch instrumentalisierbar, so auch die begriffe: rechts und links, wobei es ein zufall der geschichte ist, dass rechts mit konservativ, reaktionär und faschistisch konnotiert wird, und links mit progressiv, fortschrittlich und kommunistisch. Der zufall hätte es auch anders wirken können, aber das hätte an der sache nicht das mindeste geändert, und wer genau hinschaut, sieht, dass alle extremen politischen formen in ihren gegensätzen konvergieren und ununterscheidbar werden - rechter/linker terror oder linker/rechter terror, eine differenz ist da nicht mehr auszumachen. <--//

(2) Ich teile alle begriffe ein in relations- und klassenbegriffe. Eine restklasse, in der alle problematischen begriffe abgelegt werden können, ist nicht zugestanden. Über die einordnung eines begriffes in die eine oder die andere klasse ist seine struktur entscheidend. Wie jede einteilung, so kann auch diese einteilung streitig diskutiert werden. <--//  text<--//


5.013

der begriff: interesse, hat die relation zum gegenstand, die das ich und der andere miteinander verbindet. Das ich, das zu einem anderen als seinem anderen eine relation konstituieren will, signalisiert dem anderen nicht nur, dass dieser ihm nicht gleichgültig ist, sondern auch, dass es sich dessen bewusst ist, dass es dem anderen nicht gleichgültig ist(1). Dem begriff: interesse, soweit er auf die ebene der struktur einer relation zwischen dem ich und seinem anderen begrenzt ist, schliesst jede vorstellung einer bewertung aus. Der aspekt: bewertung des interesses nach gut oder böse, ist in raum und zeit auf der argumentebene bestimmter relationen das bestimmende kriterium. Auf dieser ebene muss und wird die bewertung einer bestimmten relation aus der perspektive des einen oder des anderen ich diskutiert, und für diese diskussionen, die oft erbitterte streitigkeiten sind, wird gemäss der tradition der terminus: interesse, verwendet. text<--//
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(1) in der gelebten realität erscheint diese relation oft in anderen formen, aber dieser aspekt ist auf dieser ebene des arguments nicht relevant.  <--//


5.014

man sagt, dass die philosophie interessenfrei sein solle; es ginge ja schliesslich um die wahrheit der dinge dieser welt und ihres seins. So objektiv sich diese meinung auch präsentieren mag, die verfechter dieser meinung sind ebenso von interessen geleitet wie diejenigen von ihren interessen geleitet sind, die zu ihren interessen stehen. Die differenz liegt allein darin, dass die einen ihr interesse kenntlich machen, und die anderen bemüht sind, es zu verbergen. Soweit ein diskutant seine interessen kenntlich gemacht hat, kann kein diskursteilnehmer von einem bestimmten interesse überrascht werden. Ich meine, dass eine scheindebatte interessengeleitet inszeniert wird, wird, wenn über die sogenannte wertfreiheit der wissenschaften, insbesondere der philosophie gestritten wird; das problem verorte Ich in der tatsache, dass die diskutanten, die die wertfreiheit ihres wissenschaftlichen tuns behaupten, diesen anspruch in der realität nicht einlösen können. Zu einem skandal wird diese haltung dann, wenn diese zeitgenossen es clever verstehen, sich der macht zu versichern, die ein bestimmtes interesse an den meinungen ihrer helfershelfer hat, die sich schamlos den erwartungen der machthabenden unterwerfen. Das mag als menschlich, allzumenschliches beklagt werden, aber die resignierende klage ist keine akzeptable rechtfertigung des faktischen. text<--//


5.015

ein nebengedanke, aber Ich unterlasse es nicht, darauf verweisen. Es gibt leute, die behaupten, dass es so etwas gäbe wie eine wertfreie wissenschaft; das vorurteil ist besonders unter den vertretern der sogenannten naturwissenschaften häufig zu beobachten, aber spätestens seit dem abwurf der atombombe auf Hiroshima 1945 ist zumindest die unschuld der naturwissenschaften zu einer tödlichen phrase geworden(1). Im relationalen argument ist die meinung einer wertfreien wissenschaft theoretisch unmöglich, weil jedes ding der welt für das ich in die welt eingebunden ist, in der es lebt. Im verkehr mit seinem anderen unterliegt jedes ding der welt den interessen, die die individuen als ich damit verbinden können. Insofern ist die streitfrage entschieden, nicht entschieden ist aber das problem, wie die unterschiedlichen interessen miteinander kompatibel gemacht werden könnten. Ich stelle diese frage als problem, lasse aber die beantwortung offen, weil das nicht der gegenstand der erörterungen in dieser abhandlung ist.  text<--//
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(1) blickt man in die geschichte der wissenschaften zurück, dann wird schnell deutlich, dass der sündenfall nicht erst 1945 geschehen war. Schon in frühester zeit wurden die erkenntnisse über die natur in technische erfindungen umgeformt, die das gewalttätige denken der menschen in waffen umfunktionierte, die die überlegenheit über den feind sichern sollte. <--//


5.016

mit den gegensätzen haben die theologen keine probleme; sie entrücken gott und das reine leben in die fernste ferne, und als phänomene des raumes und der zeit beklagen sie das jammertal der menschen beim wein. Pragmatisch ignorieren sie schlicht und einfach die realen gegensätze. Unter den stichworten: gut und böse, diskutieren die gottesgelehrten strikt theologisch, und dialektisch denken sie diese gegensätze im begriff: gott, zusammen, stets die notwendigkeit ihrer konstruktionen behauptend. Den polytheisten gelingt das durchaus plausibel, weil ihre distinkten götter für sich das gut und böse verkörpern müssen und so den menschen, durchaus gefürchtet, quasi als partner in verschiedenen rollen erscheinen; die monotheisten müssen, wenn sie ein minimum an plausibiblität bei der menschen aufrechterhalten wollen, zu tricks greifen, die das berühmte gespaltene kälberhaar noch einmal spalten; dreist behaupten sie, dass im glauben das krumme auch immer das gerade sei. Blieben diese theologen auf ihren akademischen spielwiesen, so wären ihre dispute als theater vielleicht ertragbar, auf der bühne der politik aber, erscheinen die götter der polytheisten und der gott der monotheisten als die legitimatoren der gerade stärkeren, die sich das als gut oder böse heraussuchen, was aktuell in ihr kalkül zu passen scheint. text<--//


5.017

Ich erörtere die frage nach dem sein oder nach dem EINEN GOTT parallel, weil die struktur dieser fragen die gleiche ist. Es ist weder eine frage der logik, noch ist es eine frage der erkenntnis, ob Ich das ganze einmal als sein betrachte, wie das die profanen philosophen tun, oder ob Ich das ganze als den EINEN GOTT ansehe, wie das die theologen, die verwalter des heiligen, tun. Das ist eine glaubensfrage, über die sowenig rational diskutiert werden kann wie über den geschmack, ob das theater gefallen habe oder nicht. Und Ich sehe, von marginalien abgesehen, auch keine differenz, ob über die seinsvergessenheit der menschen geklagt wird oder über ihre gottvergessenheit, in ihrer struktur laufen diese fragen auf das nämliche problem hinaus: wie können die teile im ganzen sich zusammenfinden, ohne dass die vorausgesetzte differenz im ganzen verschwindet. Dieses problem aber ist der mühe des nachdenkens wert, das nicht auf die seinsfrage oder die gottesfrage beschränkt ist. Wenn Ich mich stärker an den profanen philosophen orientiere, so hat das biographische gründe, die vielleicht ein farbtupfer im bild sind, denen aber keine grundsätzliche bedeutung zukommt. Es ist auch ein argument des stils, wenn Ich nicht immer auf das parallelphänomen verweise; die postmoderne mode der pc, pardon! der political correctness, mag das anders bewerten und unerbittlich balance einfordern, aber im philosophischen diskurs ist die ausgewogenheit der argumente die höfliche variante der lüge.  text<--//


5.018

die biblische erzählung von sündenfall ist der schlüsseltext für das problem der entzweiung. Solange die geschöpfe gottes, also erde, pflanze, tier und mensch, im garten Eden ohne das bewusstsein von sich selbst existierten, solange war die faktische entzweiung zwischen den geschöpfen und ihrem schöpfergott gegenstandslos; im bewusstsein der von gott geschaffenen geschöpfe gab es diese entzweiung nicht, weil jedes geschöpf für sich mit seinem schöpfer differenzlos verknüpft war. In der terminologie des ontologischen arguments ist dafür der terminus: identität, der einzig logisch zulässige terminus(1). Der begriff: gewalt, war bis zu diesem entwicklungsmoment der schöpfungsgeschichte kein teil der schöpfung gottes. Aber der erzähler der geschichte musste gefühlt haben, dass der schöpfergott bereits die entzweiung in seiner schöpfung geahnt hatte, als er seinen schöpfergott Adam und Eva mahnen liess, nicht von den früchten des baums des lebens zu essen; denn im garten Eden waren diese früchte das symbol der trennung, der spaltung, der differenz zwischen gott, dem schöpfer, und der welt, seinem geschöpf. Der akt der schöpfung war die trennung des EINEN GOTTES in die welt und ihren gott, und mit der realisierten schöpfung hatte der schöpfergott seine gewalt nicht zurückholbar an die schöpfung abgetreten. Der schöpfergott selbst hatte das faktum der trennung gesetzt, auch wenn der erzähler dem schöpfergott es zurechnet, diese trennung real nicht gewollt zu haben; diese trennung haben die geschöpfe gottes, Eva und Adam, realisiert, weil sie sein wollten wie gott, und spürten, dass sie nur in der trennung, ihrer tat, das sein konnten, was sie als ihres selbst bewusste geschöpfe sein wollten, ein ich sein.  text<--//
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(1) wenn Ich das ontologische argument beim wort nehme, dann hat, strikt logisch, die schöpfung noch nicht begonnen, oder profan formuliert: das sein ist noch nicht in seine daseienden teile zerfallen - die malaise der welt wäre damit nicht einmal ein traum - bös oder gut, das ist gleich. <--//


5.019

der postmoderne fundamentalismus ist eine variante des totalitarismus, die sich im ausgang des 20.jahrhundert herausgebildet hatte und in dieser und der nächsten generation der dominierende phänotyp des totalitarismus sein dürfte. Der postmoderne fundamentalismus ist eine gemengelage(1) heterogener ideologismen, die zueinander zum teil in einem unüberbrückbaren gegensatz stehen. Diese beobachtung erschwert die darstellung einzelner subphänomene des postmodernen fundamentalismus und relativiert ihre bewertungen. In ihrem kern sind die postmodernen fundamentalismen bestens bekannte bekannte phänomene der historia; schon immer hatten sich in den jahrtausendende die menschen in ihrem religiösen wahnsinn zu sekten zusammengeschlossen, die sich und anderen das verheissene heil einprügelten. In dieser hinsicht sind die differenzen marginal, und oft sind es nur die zufälle der faktischen bedingungen, die den radikalen islamismus(2) von den christlichenerweckungsgemeinschaften(3), den radikalen in der jüdischenorthodoxie(4) oder anderen gemeinschaften, mit und ohne gottesbezug, aber immer mit quasi religiösen riten(5), trennt. Was diese gruppen miteinander verbindet ist ein behaupteter religionsbezug, ein merkmal, auf das die faschismen und der kommunismus als gegenbewegungen zu den etablierten kirchen zumeist verzichtet hatten. Die vertreter des postmodernen fundamentalismus missverstehen den religionsbezug als legitimation der von ihnen propagierten ordnung.  text<--//
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(1) der nationalsozialismus zwischen 1933-1945 in Deutschland war ein vergleichbares phänomen; schamlos hatten ihre ideologen alles in sich aufsogen, das ihnen als passend dünkte, und der wahn eines einzelnen amalgamierte dieses gebräu von träumen und gedanken zu einer weltanschauung, die ohne maass war. <--//

(2) als religion ist der islam keine geschlossene einheit von vorstellungen; der Koran gilt zwar als der verbindende text, aber das entscheidende, seine auslegung ist in den unterschiedlichen gruppen umstritten. Die gruppen, die den heiligen krieg mit selbsmordattentaten propagieren, sind nur ein teil des islam, und es ist nicht zulässig, von diesen teilphänomenen auf das ganze zu schliessen. <--//

(3) in den USA haben die christlichen erweckungsgemeinschaften aller couleur eine politische macht erlangt, an der kein präsident bei strafe des machtverlusts mehr achtlos vorbeigehen kann. Mit G.W.Bush ist es den religiösen, den sogenannten, endlich gelungen, einen proselyten als präsident im Weissen Haus zu installieren, der ihre geschäfte zur besten zufriedenheit besorgt. Indizien deuten daraufhin, dass die USA des G.W.Bush schon jetzt dem staat der gottesmänner ähneln, der wie der Iran, als schurkenstaat der Bush's und Co. hinreichend geläufig, ein staat gottes sein soll. <--//

(4) ein teil der probleme, die Israel mit seinen nachbarn, den palästinensern hat, sind das resultat des politischen einflusses der jüdischen orthodoxie. Der ministerpräsident Israels J.Rabin hatte zumindest den versuch einer aussöhnung der alten feinde unternommen; er war das opfer eines fanatikers, der im umfeld radikaler siedler aufgezogen wurde, die ihre politischen zwecke mit der Thora bemänteln. <--//

(5) Ich denke an den fall der Jim-Jones-sekte, die massenselbstmord begangen hatte. Der fall wurde 1978 in den medien intensiv diskutiert. <--//  text<--//


5.020

die bestimmende ideologie des 20.jahrhunderts war die ideologie des totalitarismus gewesen; viele indizien weisen daraufhin, dass sie in der historischen entwicklung des 21.jahrhunderts der entscheidende faktor bleiben wird. Mit dem terminus: totalitarismus, bezeichne Ich drei phänotypen, zum ersten den faschismus in seinen spielarten, zum zweiten den kommunismus in seinen stalinistischen varianten, und zum dritten den fundamentalismus, dessen begrenzender horizont der monotheismus ist. Diese formen scheinen nichts gemeinsames zu haben, aber wie erbittert die vertreter der einzelnen spielarten sich einander auch bekämpfen mögen, in ihrer struktur sind diese ideologien ähnlich, weil ihr prinzip dasselbige ist. Die praxis, diese ideologien gegeneinander auszuspielen, ist im ergebnis unbefriedigend, und politisch geurteilt auch gefährlich, weil es den opfern dieser ideologien im resultat gleichgültig ist, ob sie auf den altären der faschisten, kommunisten und fundamentalisten gequält und physisch vernichtet werden. In den formen des totalitären denkens mag es erhebliche differenzen geben, aber die mechanismen dieses denkens, genauer, seine masche, ist immer gleich: ihre wortführer, die ideologen, postulieren ein ideal, und von diesem prädizieren sie, dass das ideal in einem historischen prozess, oder in einem heilsgeschehen(1) notwendig realisiert wird. Diese ideologen verstehen sich als die exekutoren des von ihnen postulierten ideals, dessen prozess der realisierung sie überwachen und dabei auf helfer setzen, die, gegen das versprechen des heils, die fantasien ihrer führer, um willen des sogenannten reinen, mordgierig realisieren. Es ist ein faktum, dass im vergleich dieser schemata, die in der meinung dieser ideologen zugleich die handlungsanweisungen und ihre rechtfertigungen sind, ähnlichkeiten mit der geschichtstheologie Hegels behauptet werden(2), die an oberflächenphänomenen interessengeleitet festgemacht werden, die aber über die relationen zwischen Hegels geschichtstheologie und den spielformen des totalitarismus wenig, in der substanz nichts aussagen und jeden verdacht nähren. Man verkennt die historische leistung Hegels, der in seiner theorie einer dialektik der geschichte prozesse beschrieben hatte, die von den ideologen des totalitarismus aufgegriffen und interessengeleitet in praxisanleitungen umfunktioniert worden sind. Wer ein phänomen beschreibt, der legitimiert das phänomen in seinen konsequenzen noch nicht(3). Sowohl seine kritik der französischen revolution, die Hegel als zeitgenosse verfolgt hatte, als auch seine rechtfertigung des preussischen staates in der restauration nach 1815 verweisen darauf, dass Hegel sehr genau gesehen hatte, dass der prozess der dialektik, wenn er in einem bestimmten endzweck interessengeleitet abgeschnitten wird, im untergang der gesellschaft und ihrer ordnung enden muss. Keiner kann sich dem missbrauch seiner gedanken entziehen, aber das faktum des missbrauchs setzt diejenigen noch nicht ins recht, die Hegel, um nur ihn als beispiel zu nennen, in einen theoretiker des totalitarismus umdeuten wollen, weil sie ihre interessen, die zu lasten anderer gehen sollen, verbergen müssen; das verbergen ist die gefahr, die ängstigt.  text<--//
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(1) ob man die prozesse profan als geschichtsprozess deutet oder theologisch-numinos als prozess des heils, ist eine differenz in den verwendeten zeichen. Ich sehe darin keine differenz im begriff. <--//

(2) in der 2.hälfte des 20.jahrhunderts pflegte die bürgerlichen kritik am marxismus stereotyp auf Hegel als den ideengeber Marxens zu verweisen. Diese kritik stellte bestimmte ähnlichkeiten mit dem totalitären denken heraus, die frappierten, aber sie leiteten direkt nicht die konsequenzen ab, die andere gezogen haben, ohne auf Hegel sich zu berufen. Ich verweise auf K.R.Popper's einflussreiche schrift: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, 1957 auf deutsch publiziert*, sowie auf die im jahr: 1958, publizierte abhandlung von Ernst Topitsch: Vom Ursprung und Ende der Metaphysik**.
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   * -->6.009
 ** -->6.016    <--//

(3) cf. meinen text: erklären - verstehen - rechtfertigen.   --> 6.010  <- -//     text<--//


5.021

der hegelsche schwärmer argumentiert politisch, aber die gewalt als seine ultima ratio ist kein begriff der politik. Gewalt ist die blosse ersetzung eines zustandes durch einen anderen. Sie ist dadurch bestimmt, dass zwischen dem, was gewesen war, und dem, was ist, keine vermittlung stattgefunden hat, allein das pure, auf sich selbst zurückgefallene faktum zählt, und diese fakten sind zueinander allemal beliebig - mal so, mal so und anders so. Politik aber ist eine relation, die mindestens zwei individuen als ich miteinander verbindet, und keines dieser individuen als ich kann den anderen beseitigen, ohne in der vernichtung des anderen sich selbst zu vernichten. Meine beschreibung der politik scheint in der realität heute kein pendant zu haben, aber der blick auf die grosse und kleine politik in der welt zeigt, dass das bild, das Hobbes als wolfszustand der gesellschaft gemalt hatte, heute, nach 400 jahren aufklärung, keineswegs der schatten verblasster erinnerungen ist. Das recht, das die interessen aller im wechselseitigen vorteil in schranken hält, wird gering geschätzt, und opportunistisch wird es immer dann beschworen, wenn's ins kalkül der interessen passt. Es gibt heute in der welt zwar regionen, in denen die nackte gewalt keine dominanz hat, aber das recht ist nur ein dünner firnis, der die gewalt unter der decke hält. Allerorts haben die radikalen lösungen der schwärmer konjunktur und das schützende recht wird den feilgebotenen lösungen angepasst, soweit, bis es von der gewalt selbst nicht mehr unterscheidbar ist. Was heute unter dem titel: kampf dem terrorismus, weltweit von selbsterwählten kreuzrittern propagiert wird, das ist nur nur das spiegelbild des terrors, den diese leute zu bekämpfen vorgeben.  text<--//


5.022

manchem zeitgenossen mag es gegen den strich gehen, wenn Ich die figuren: binLaden/Bush, in gleicher weise als terroristen oder freiheitskämpfer bezeichne. Die interessen der personen: Osama bin Laden und G.W.Bush, sind im spektrum der öffentlichen meinungen extrem gegensätzlich, in ihren differenzen aber sind sie reziprok gleich; Ich kann im blick auf die struktur ihrer denkschemata keine differenz erkennen. Beide denken im gleichen schema: nur der andere kann der feind sein. Aber wer ist nun der terrorist? wer ist nun der kämpfer für die freiheit? Auch als beobachter kann Ich diese streitfrage nicht zu beantworten, weil Ich mit meinen interessen in dem streit involviert bin und partei ergriffen habe; denn die welten eines Osama binLaden oder eines G.W.Bush sind auch die dinge meiner welt, und dieser kann Ich mich nicht entziehen. text<--//

 

6.001

der subtext ist ein eigenständiger text. In seiner form könnte er mit einem thesenpapier oder einer liste von anmerkungen verwechselt werden; beides ist unzutreffend.

Jeder gedanke ist komplex strukturiert und es sind die stilistischen erwägungen, die den gedanken im wahrgenommenen text auf den hauptgesichtspunkt reduzieren, die nuancen des gedankens aber verschwinden im ungesagten. Nun sind es aber diese aspekte, die den sinn und das gewicht einer aussage bestimmen. Angebunden an die gedanken im essay versuche Ich die aspekte des horizontes kenntlich zu zu machen, der für mich bestimmend ist, und die Ich als notwendig einschätze, meinen gedanken im essay angemessener zu verstehen. Ich weiss, dass Ich dem rezipienten des essays und des subtextes sehr viel eigenarbeit zumute, aber allein in der eigenen arbeit ist es möglich, den gedanken des anderen, sich zu eigen zu machen, sei's zustimmend oder produktiv abweisend.

Die mehrzahl der argumente ist direkt mit dem essay verknüpft. Wenige argumente sind ohne direkte anbindung im text und ergänzen den gedankengang der argumente im subtext. Zum einen, um die für sich bestehenden argumente in ihren schlüssigen zusammenhang zu stellen, zum anderen auch, um den subtext als einen geschlossenen text darzustellen. Die reihung der argumente folgt zwei äusserlichen ordnungsprinzipien. Das erste prinzip gliedert die argumente nach ihren gegenständen:

 1.001 ff zitatsammlung zu Hegel
 2.001 ff aspekte der hegelschen dialektik
 3.001 ff zur theorie des relationalen arguments
 4.001 ff aspekte des relationalen arguments
 5.001 ff andere themen und die obiter dicta eines philosophen
 6.001 ff technische anmerkungen und die bibliographischen hinweise.

Das zweite prinzip reiht die argumente innerhalb ihrer gruppe nach funktion und gewicht.

Zur zitierweise der hegelschen texte bitte Ich das argument: 6.004, zu konsultieren.

Bevor der kritische leser mit dem rotstift in der orthographie des essays und des subtextes wütet, empfehle Ich die lektüre des arguments: 6.002.

Einige technische hinweise zum navigieren in einem elektronischen medium habe Ich im argument: 6.003, notiert.

notiz<--//


6.002

die orthographie eines textes hat eine kommunikative funktion, die der sache gilt, nicht aber die empfindlichkeiten von sprachwächtern schonen soll, die andere mit ihren zusammengelesenen klugheiten nur nerven. Es wäre schon viel, wenn man zu den maximen eines Konrad Duden zurückfände, und nur das registriert, was usus ist und in der nächsten ausgabe des kanons das überflüssige einfach weglässt. Was aktuell unter dem schlagwort: reform der rechtsschreibreform, heiss diskutiert wird, ist schmierentheater und geht an der sache völlig vorbei. Mit den menschen entwickelt sich die sprache, die die menschen sprechen, und in diese prozesse sollten sich kultusbuaurokraten nicht mit ihren erfundenen regeln einmischen, die unsinn zum bösen prinzip machen. Vielleicht kann man sich zu einer montagsgesellschaft entschliessen, in die frauen und männer auf lebenszeit berufen werden, die ihre sensibilität für sprachliche nuancen durch werke unter beweis gestellt haben und deren aufgabe es ist, die entwicklungen in der sprache zu registrieren, festzustellen, was der brauch ist, dem gefolgt werden sollte und ansonsten die liste der unvermeidbaren ausnahmen von der norm aktuell zu halten. Da kann der überschwengliche hochmut engstirniger beamter in die überschwängliche freude der schüler mutieren, die nicht länger mit den den nickligkeiten von quasigesetzen malträtiert werden.

Ich pflege die gemässigte kleinschreibung und weiss mich in dieser übung in guter gesellschaft mit anderen kultursprachen.

Eine besonderheit habe Ich aus dem angelsächsischen übernommen. Die angelsachsen schreiben: I = ich, grooss(1), und das finde Ich ganz passend, um kenntlich zu machen, dass Ich einen gedanken als meinen gedanken formuliere. Das ist meine meinung, die jeder andere übernehmen kann oder nicht.

Sachlich begründet ist meine zeichensetzung in bestimmten sprachformeln. Als formel zitiere Ich ein beispiel. Der begriff: ich, hat die funktion ... . Die zeichensetzung ist technisch begründet. Der doppelpunkt benennt eine gruppe, der folgende terminus bezeichnet ein bestimmtes objekt, das durch ein komma abgegrenzt wird. Das schema erscheint unter bestimmten bedingungen modifiziert. Wenn die aufzählung der objekte durch ein komma getrennt wird, dann wird die ganze passage in die traditionalen anführungszeichen gesetzt: die begriffe: "ich, individuum als ich und subjekt" haben die funktion ... ... .

Ansonsten nutze Ich das komma auch als instrument, um einen text in seinem sprachrhythmus zu gliedern.
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(1) Ich schwanke noch im gebrauch der buchstaben: ß und ss. Da aber die reformer in dieser frage alles andere als eine konsequente position vertreten, bin Ich insofern in der misslichen lage, den lautwert eines vokals im geschriebenen wort kenntlich zu machen. In einzelnen fällen greife Ich dann auf ein verfahren zurück, das in der niederländischen sprache üblich ist: ein langer vokal wird vor einem konsonaten verdoppelt. Das bild erscheint dann doch immer noch als gewöhnungsbedürftig, aber vielleicht war die alte orthographie doch nicht so unvernünftig, wie die sprachpuristen es behaupten und alles modern auf vordermann bringen wollen. 6.001/n<--//  <--//


6.003

die verweiszeichen bedeuten:

 -->                 = gehe zu /argumentnummer
 <--//               = unmittelbare rückverweisung zum ausgangspunkt
 text<--//          = zurück zur textstelle im essay
 *1.001<--//    = zurück zur textstelle im essay
 1.001<--//      = zurück zum argument/ immer der anfang
 1.001/1<--//   = dto/ bestimmte stelle

Alle rückverweisungen sind numerisch aufgelistet und verlinkt.

Die browserfunktion: zurück, muss eingesetzt werden, wenn der link zu einer anderen datei gesetzt ist.

Argumentnummer, sowie die kennzeichnung der absätze im essay können über die suchfunktion des browserprogramms angesteuert werden.

Die eintragungen im register sind nicht verlinkt und müssen über die suchfunktion aufgesucht werden.

6.001/n<--//    notiz<--//
 


6.004

Ich zitiere nach der theorie-werkausgabe des suhrkamp-verlages.

 Hegel,G.W.F.: Werke in zwanzig Bänden. Frankfurt am Main: 1970.(+ registerband, Bd.21)

 aus den folgenden schriften wurde zitiert oder darauf verwiesen:

 - Der Geist des Christentums und sein Schicksal (1798-1800),   Bd.1, p.274-418
 - Systemfragment von 1800, Bd.1, p.419-427
 - Glauben und Wissen (1802), Bd.2,p.287-433
 - Die Phänomenologie des Geistes, 1808, Bd.3
 - Wissenschaft der Logik I + II, 1816/1831, Bd.5 + 6
 - Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte, 1822, Bd.12
 - Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie III, Bd.20

 technische hinweise:
 --> (Bd.12,p.50)* = abgekürzter zitatnachweis im text
 --> (...)                 = im zitat eine auslassung von mir.
 --> (( ))                 = doppelte runde klammer = eckige klammer in der suhrkamp-ausgabe
                                  / hier technisch bedingt.

 --> originale auszeichnungen im zitat wurden nicht übernommen     (technischer grund)

1.001<--//      1.002<--//  1.003<--//     1.004<--// 1.005<--//     1.005/1<--//  1.006<--//   1.007<--//  2.004/1<--//     2.006/1<--//2.009/2<--//  2.011/1<--//2.011/2<--//
2.011/3<--//    2.014/1<--//2.015/1<--//    3.009<--//  5.001/1<--//     6.001/n<--//


6.005

Augustinus: Confessiones - Bekenntnisse. Frankurt am Main: 1987, p. 626-629 (=insel taschenbuch it1002).  2013/3<--//


6.006

Engels,Friedrich: Dialektik der Natur. in: Karl Marx.Friedrich Engels. Werke. Bd.20,p.305-570. Berlin: 1973 (=MEW Bd.20)  2.012/2<--//3.007/2<--//


6.007

Historisches Wörterbuch der Philosophie. (Hrsg.Joachim Ritter u.a.) Basel: 1971 ff (bisher 11 bände erschienen.)  <--//


6.008

Kant,Immanuel: Kritik der reinen Vernunft. Ich verweise auf die ausgabe und zitiere nach: Immanuel Kant. Werke III + IV. (Hrsg.Wilhelm Weischedel) Frankfurt am Main: 1968 (=suhrkamp.theorie-werkausgabe.)

(a) Bd.3,p.71      3.017/2<--//
(b) Bd.4,p.409-440  4.015/1<--//


6.009

Popper,Karl R: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde. 2 Bde.: I. Der Zauber Platons; II. Falsche Propheten. Hegel, Marx und die Folgen. München: 1977 (5.aufl.) 5.020/2<--//


6.010

Richter,Ulrich: erklären - verstehen - rechtfertigen. in: www.ur-philosoph.de/-->textsammlung -->argument des monats/ 04-06/2002        5.020/3<--//


6.011

Richter,Ulrich: Grenzen - die autonomie des ich und seine selbstbindung. Metaphysische reflexionen über die metapher des spiegelfensters und der blick des ich auf den regenbogen. Thesen und erläuterungen (2002) (*abs.001-038).
 in: www.ur-philosoph.de/bibliographie  -->007:grenze    3.014/2<--//


6.012

Richter,Ulrich: Hegel/Adorno - drei weltentwürfe. Das wahre ist das ganze, sagt Hegel - Adorno sagt: das ganze ist das unwahre. Text.Subtext.(2000/2002)
 in: www.ur-philosoph.de/ -->006:Hegel/Adorno
 1.002/1<--//      2.014/2<--//       2.016/2<--//


6.013

Richter,Ulrich: Die philosopheme Arthur Schopenhauers und Theodor W.Adornos als momente meiner selbsterfahrung(1988/2003). in: www.ur-philosoph.de/ -->010:methode    2.019/2<--//


6.014

Rohrmoser,Günter: Pietismus und Aufklärung. Zur Vorgeschichte der Jugendschriften Hegels. in: Emanzipation und Freiheit. München: 1970. p.62-87.  1.004/2<--//


6.015

Rohrmoser,Günter: Theologie und Gesellschaft (Hegel). in: Emanzipation und Freiheit. München: 1970. p.88-158.
 2.004/2<--//


6.016

Topitsch,Ernst: Vom Ursprung und Ende der Metaphysik. Eine Studie zur Weltanschauungskritik. Wien: 1958)  5.020/2<--//


6.017

Wittgenstein,Ludwig: Logisch-philosophische Abhandlung. Tractatus logico-philosophicus. Kritische Edition. Herausgegeben von Brian McGuinness und Joachim Schulte. Frankfurt am Main: 1998 (stw 1359)  3.016/2<--//


finis
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stand: 09.01.01.  //  eingestellt: 04.10.16.

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