fortsetzung:
subtext/argumente: 2.22.01-2.22.20
 

2.22.01

die formel: "alle, die es betrifft" mag stilistisch langweilig wirken, aber die wiederholung der formel ist der präzision geschuldet, die dem gedanken gilt. Alle individuen, die ein ich sind, werden mit der formel zu einer gruppe zusammengefasst, deren entscheidendes merkmal ein bestimmter konsens ist(a). Mitglied einer konsensgemeinschaft(b) ist das individuum als ich dann, wenn es den konsens mit seiner autonomen entscheidung anerkannt hat. Mit seiner anerkennung hat das individuum als ich sich der kausalität verpflichtet, auf die die konsensgemeinschaft sich verständigt hat. Was in den grenzen des konsenses gilt, das gilt absolut(c) für jedes mitglied der konsensgemeinschaft. Das individuum als ich, das den konsens nicht anerkennt, ist kein mitglied dieser konsensgemeinschaft und ledig seiner normen.

Jedes individuum als ich ist mindestens einer konsensgemeinschaft verpflichtet. Autonom kann das individuum als ich jederzeit und an jedem ort die konsensgemeinschaft verlassen oder einer konsensgemeinschaft sich anschliessen. Weil das individuum als ich sich autonom entscheiden muss, ob es mitglied der konsensgemeinschaft sein will oder nicht, können die mitglieder der konsensgemeinschaft dem individuum als ich die mitgliedschaft weder verweigern noch diese mitgliedschaft erzwingen.
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(a) es ist zweckmässig, die anforderungen weit zu fassen, die von der gruppe und vom konsens erfüllt sein müssen. Es ist weder erforderlich, dass eine gruppe benannt ist, die mit einer rechtsnorm einschlägig definiert ist, noch muss der konsens förmlich als notariell beglaubigter vertrages vorliegen; entscheidend ist, dass die gruppe und der konsens gedacht werden können, gleichviel was diese in der welt als phänomene sind(1).
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(1) argument: //==>2.22.28 (begriff: konsens).     <==//

(b) die formen der konsensgemeinschaften folgen in ihrer struktur den begriffen, die in der soziologie geläufig sind. Der entscheidende aspekt ist die idee der autonomie des individuums als ich, die in den formen der bürgerlichen freiheiten in der sozialen realität mit den fixierten normen der gruppe zumeist in einem gegensatz steht. Auch liegt es nahe, von übergeordneten konsensgemeinschaften zu sprechen, die die menschen in ihrer geschichte bewusst geschaffen haben, so die familie, den clan, den staat oder künftig als projektion, die weltgemeinschaft. Diesen phänomenen kann das individuum als ich sich nicht entziehen, weil es strukturen der gemeinschaft sind, in die das individuum, das ein ich sein will und ein ich ist, sich einpassen muss, wenn es seine chance nutzen will, als individuum zu existieren. Diese strukturen seiner gemeinschaft mit dem genossen akzeptiert das individuum als ich nolens volens, aber die akzeptanz dieser strukturen kann nicht mit der anerkennung dieser strukturen gleichgesetzt und damit verwechselt werden.     <==//

(c) der begriff: absolut, im sinn der logik.     <==//
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(text/1.1.1)<==//


2.22.02

das_andere ist als begriff die bedingung, dass das individuum sich als ich bestimmen kann. Mit sich identisch erfährt das individuum sich selbst als das ich, indem es, selbst ein ding der welt und die welt in ihren dingen als das_andere voraussetzend, die dinge seiner welt begreift, die momente seiner relationen sind(a). Jedes bestimmte ding der welt ist als moment in den relationen zu den dingen der welt ein spiegel(b), in dem das individuum, das ein ich sein will, sich selbst als das ich erkennt(c). Im horizont des ausgeschlossenen dritten moments: das_andere, sind die relationen eindeutig bestimmt, die das individuum als ich, identisch mit sich selbst, zu den dingen der welt als das_andere setzt. Der begriff: das_andere, ist als phänomen ein ding der welt. Im horizont des ausgeschlossenen dritten moments: das ding der welt, ist die relation mit dem begriff: das_andere, eindeutig bestimmt(d). Werden die relationen(e) des individuums als ich zu den dingen der welt und das_andere negiert, dann ist dem individuum als ich die möglichkeit abgeschnitten, sich selbst als das ich zu erfahren(f)(g).

Der begriff: das_andere, ist eine konstruktion(h)(i), die im relationalen argument ein konstitutives element ist. Wird der gedanke negiert, dass der begriff: das_andere, eine konstruktion ist, dann wird auch das fundament des relationalen arguments geschliffen. Es könnte die meinung formuliert werden, dass der begriff: das_andere, nur ein ersatz ist für das schibboleth des ontologischen arguments: das sein, oder, theologisch gewendet, ein ersatz für die unterscheidbaren götter. Diese meinung ist falsch und eine fehlinterpretation des relationalen arguments. Es sollte unstreitig sein, dass das individuum, das ein ich sein soll, mit sich identisch ist und als dieses ein element des systems ist, das in der tradition mit den termini: kosmos oder welt oder materie oder realität, bezeichnet wird. Dem mit sich selbst identischen individuum, das ein ich sein soll, steht immer etwas entgegen, das nicht mit diesem individuum identisch ist. Dieses etwas, ein ding der welt unter den vielen dingen der welt, ist, wenn es vom individuum, das ein ich ist, in einer relation erfasst wird, im relationalen argument immer etwas anderes, gleichviel, wie dieses etwas bezeichnet werden sollte. Im begriff: das_andere, sind diese vielen dinge der welt als ein ganzes zusammengefasst(j). Soweit dürfte der einwand noch plausibel sein, dass der begriff: das_andere, sich als konstruktion nicht signifikant von den konstruktionen der tradition unterscheidet. Die scheidelinie ist aber die these, dass der begriff: das_andere, nur dann formuliert werden kann, wenn dieser begriff ein moment der relation: das_individuum_als_ich<==|==>das_andere, ist, eine relation, die allein das individuum als ich setzen kann(k). Der begriff: das_andere, ist, anders als eine entität, nur dann für das individuum als ich existent, wenn das individuum als ich diesen begriff denkt, und das individuum als ich denkt den begriff: das_andere, in der relation, die es gesetzt hat. Entscheidend ist das individuum als ich, das sich in der relation mit dem begriff: das_andere, als dieses ich erfährt, das es als individuum ist. Wenn diese relation negiert wird, dann ist das individuum als ich vernichtet, und was dann noch bleibt, das muss offen bleiben(l).
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(a) der gedanke wiederholt als formel der relation: das_individuum_als_ich<==|==>das_ding_der_welt:_n. <==//

(b) der spiegel ist eine metapher(1). Mit der metapher ist auch die grenze des arguments bestimmt.
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(1) argument: //==>2.22.42. <==//

(c) jedes ding der welt markiert eine grenze, die das individuum als ich, mit sich selbst identisch, nicht überschreiten kann(1). Die im ding der welt bestehende grenze schränkt das individuum ein auf das, was es sein will, ein ich. Das faktum, dass das individuum als ich durch die dinge der welt begrenzt wird, ist die bedingung, dass das individuum sich einerseits selbst als ein weltding erfahren kann und andererseits sich als das ich bestimmt, das es sein will.
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(1) die situation, dass das ding der welt den anderen dingen der welt als grenze erscheint, ist ein moment der kausalität, in die alle dinge der welt eingebunden sind, die das individuum als ich im raum nebeneinander und in der zeit nacheinander wahrnimmt. Das individuum, das ein ich sein soll und dieses ich sein will, setzt, bewusst auf sich selbst bezogen, das nebeneinander im raum und das nacheinander in der zeit in eine bestimmte relation. Dieses vermögen, ausdruck seines bewusstseins von sich selbst, schreibt das individuum als ich sich selbst zu. Es ist die setzung, mit der das individuum als ich, alle anderen lebewesen der natur ausschliessend, sich selbst als lebewesen in der natur behauptet, dass allein fähig ist, sich als ich zu erkennen und zu bestimmen. Das stelle Ich behauptend fest, ohne die these hier weiter zu erörtern.     <==//

(d) verweis: graphik/ ==>2.24.05. <==//

(e) die dritte relation: das_ding_der_welt<==|==>das_andere, kann hier in der reflexion des problems zurückgestellt werden. Diese relation ist das vornehmliche objekt der wissenschaften. Im blick auf die methoden wird das individuum als ich ausgeklammert(1), aber es ist als horizont immer präsent.
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(1) die ausklammerung des individuums als ich wird in der methodik der wissenschaften als eine form der objektivität gerechtfertigt. Die rechtfertigungen sind, was die begründung betrifft falsch, und sie verfolgen den zweck, die interessen zu verbergen, die das rechtfertigende subjekt realisieren will. Die dritte relation ist wie jede andere relation auch ein ding der welt, und das individuum als ich, das mit den methoden der wissenschaften seine welt reflektiert und bearbeitet, hat diese relation, wenn es diese explizit setzt, in einer abhängigen relation präsent, als formel ausgedrückt:
das_individuum_als_ich<==|==>(das_ding_der_welt<==|==>das_andere).
Im schema des trialektischen modus wird diese relation als 4.relation bezeichnet; sie erweitert das schema nicht. Die objektivität der wissenschaften, der naturwissenschaften insbesondere, ist eine chimäre, das heisst aber nicht, dass die wissenschaften keine gültigen aussagen über die welt machen, in der alle, die es betrifft, leben.      <==//

(f) wenn die relationen negiert werden, dann ist das individuum, das ein ich sein will, jene monade, die Leibniz als fensterlos geschildert hatte. <==//

(g) ein ding der welt hat das individuum als ich immer präsent, wenn es den moment der gegenwart lebt, sei dieses weltding nun ein unausweichlicher stein oder ein erinnertes factum der vergangenheit; das individuum als ich kann sich dem anderen nicht entziehen.     <==//

(h) zur bezeichnung des begriffs: das_andere, verwende Ich das zeichen: das_andere. In allen anderen grammatikalischen formen fehlt der unterstrich: _; es ist aber nicht zu vermeiden, dass das fehlen des unterstrichs in bestimmten konstellationen die präzision des gedankens trüben kann. Diese eintrübung akzeptiere Ich aber aus stilistischen gründen. <==//

(i) klarstellung. Der begriff: das_andere, der im relationalen argument verwendet wird, sollte nicht mit den begriffen vermengt werden, die mit dem gleichen oder einem ähnlichen zeichen gekennzeichet werden, begriffe, die dem ontologischen argument zugeordnet sind. Als beispiel verweise Ich auf die formel, die Max Horkheimer geprägt hatte: "Sehnsucht nach dem Anderen"(1).
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(1) interview, DER SPIEGEL, 1-2,1970, p.81.

Zusatz: das zitat im kontext.
"SPIEGEL: Möge es so sein, daß es einen guten Gott gibt?
HORKHEIMER: Adorno und ich ((...)) auf jeden Fall haben wir beide nicht mehr von Gott, sondern von der 'Sehnsucht nach dem Anderen' gesprochen." Analog zum jüdischen bilderverbot vermeidet Horkheimer auch die nennung des namen gottes: "So nennt auch die Kritische Theorie das Absolute vorsichtig 'das Andere'.     <==//


(j) es ist üblich, die gesamtheit der weltdinge in die klassen: materielle und geistige dinge, einzuteilen. Diese klassifikation, ein zentraler streitpunkt der tradition, hat für das relationale argument eine nachrangige bedeutung. <==//

(k) die geltung der setzung kann in raum und zeit bestritten werden, aber wenn die geltung einer bestimmten setzung in raum und zeit bestritten wird, dann geht die rede über etwas anderes. Das individuum als ich antwortet auf die frage der geltung im kontext des konsenses, der den genossen ebenso bindet wie das individuum als ich selbst.     <==//

(l) was offen bleiben muss, das ist ein grenzproblem der erkenntnis; es wird immer streitig erörtert werden, weil die diskurtanten in ihrer kommunikation über etwas sprechen, das im horizont der verbindlichen logik nicht mehr sagbar ist; man redet über das unsagbare - ein widerspruch, der nicht auflösbar ist. In der kommunikation aber, die immer ein sagbares zum gegenstand hat, ist die rede über das unsagbare ein gegensatz, der auch die einander sich ausschliessenden meinungen umfasst. Das in der kommunikation unsagbare ist ein problematischer gegenstandsbereich und diesen bereich kennzeichne Ich mit dem zeichen: NATUR(1). Die diskurse sind dann unproblematisch, wenn alle beteiligten wissen, dass sie über das unsagbare reflektieren, über das sie nicht mehr sprechen können, aber dennoch darüber sprechen, weil sie das bedürfnis haben, auch das unsagbare auszusprechen(2).
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(1) das zeichen ist ein teil der methode, die das individuum als ich anwendet, wenn es über die dinge seiner welt reflektiert. Aus dem zeichen kann nichts abgeleitet werden, das das phänomen oder den begriff bestimmt; das zeichen ist eine spielmarke, die alles vertreten kann.
(2) das bedürfnis, nicht zu schweigen, ist wiederum die grenze, die Wittgensteins kategorischer satz fassbar macht: "7 Wovon man nicht sprechenn kann, darüber muss man schweigen"*.
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* Wittgenstein. trac.log.-phil./ p.178. //==>2.93.30. <==//
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(2.22.44)<==//
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(text/1.2.22)<==//


2.22.03

der_andere, das ist der genosse des individuums als ich. Als der_andere ist der genosse ein ich, so wie das individuum als ich selbst ein ich ist. Der genosse, der_andere, erscheint dem individuum als ich in einer gedoppelten funktion; in der einen funktion ist der genosse als der_andere wie jedes ding der welt das_andere, das dem individuum als ich in den dingen der welt zur hand ist, in der zweiten funktion ist der genosse, der für das individuum als ich der_andere ist, das ausgezeichnete ding der welt, das das individuum als ich von den dingen der welt unterscheidet und das dem individuum als ich in dieser unterscheidung gleich ist(a). Dem individuum, das ein ich ist, und seinem genossen, der als der_andere ein ich ist, kommt das merkmal, ein ich zu sein, uneinschränkbar zu. Der grund dieser zuordnung ist in der autonomie des individuums als ich verortet, das sich entschieden hat, ein ich sein zu wollen, und in dieser entscheidung gebunden ist.

Mit dem begriff: der_andere, unterscheidet das individuum als ich die dinge seiner welt und grenzt die phänomene, die der_andere sind, ab von jenen phänomenen, die das_andere sind(b)(c). Diese abgrenzung ist in den formen der relationen fixiert, die das individuum als ich zu den dingen der welt setzt, die ihm als das_andere oder als der_andere erscheinen(d). Für das individuum als ich ist die relation mit dem genossen, der für das individuum als ich der_andere ist, eine wechselseitige relation; die relation mit dem ding der welt, das für das individuum als ich das_andere ist, kann das individuum als ich nur als eine abhängige relation setzen(e). Die wechselseitige und die abhängige relation sind nicht miteinander austauschbar. Das individuum als ich entscheidet autonom(f), welche form die relation haben muss, die es zu dem ding der welt setzen will, in der ihm das ding der welt als das erscheint, was es für das individuum als ich sein soll, entweder das ding der welt als das_andere oder das ding der welt als der_andere - tertium non datur(g). Mit der behauptung der relation hat das individuum als ich sich gebunden; es muss, was nicht gleich ist, ungleich behandeln und gleich behandeln, was gleich ist(h). Wenn das individuum, das ein ich sein will, die wechselseitige relation gesetzt hat(i), dann muss es den genossen, der der_andere ist, als das anerkennen, was das individuum selbst als ich ist, ein ich(j).
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(a) die differenz in der gedoppelten funktion sollte nicht ignoriert werden. Der genosse ist als der_andere auch das_andere, aber als das_andere ist der genosse dem individuum als ich auch der_andere, und in dieser gedoppelten funktion kann der genosse für das individuum als ich nicht ein beliebiges ding der welt sein, weil der genosse in seiner funktion, der_andere zu sein, dem individuum als ich gleich ist mit der konsequenz, dass das individuum als ich das, was das individuum als ich für sich fordert oder meint, fordern zu dürfen, fordern zu können oder fordern zu müssen, dem genossen, seinem anderen, in der gleichen weise ohne einschränkung und geheimen vorbehalt auch zugestehen muss, nämlich ein ich zu sein. Diese gleichheit ist allein auf die auszeichnung begrenzt(1), dass das individuum als ich und sein genosse als der_andere ein ich sind.
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(1) in allen anderen merkmalen, die dem individuum als ich und seinem genossen sonst noch zugeordnet werden können, unterscheiden sich das individuum als ich und sein genosse. Das maass dieser gleichheiten und ungleichheiten sind die interessen, die das individuum als ich und sein genosse in raum und zeit miteinander verbinden oder trennen. Das sind gewichtige aspekte, aber diese aspekte werden in anderen kontexten erörtert, die hier nicht, noch nicht, der gegenstand des diskurses sind; sie können daher ausgeblendet bleiben.  <==//

(b) die unterscheidungen in den phänomenen, mit denen das individuum als ich und sein genosse die dinge der welt zur hand haben, sind das resultat von klassifikationen, die, im blick auf die begriffe: das_andere und der_andere, keine wertung implizieren(1). Auf der argumentebene der begriffe ist jede wertordnung, die diesen klassifikationen übergestülpt werden könnte, gegenstandslos.
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(1) die behauptung mag verwunderlich erscheinen und missverständnisse begünstigen; denn es ist tradition, der person den vorrang vor den dingen einzuräumen. Diese ordnung der werte ist im kontext des relationalen arguments gültig, aber die begründung dieser ordnung ist verändert. Weder ein abstraktes prinzip noch ein geglaubter gott sind der grund der ordnung, der der person den vorrang vor den sachen einräumt, sondern es ist das individuum als ich, das, autonom sich selbst als herr seiner welt einzusetzend, den vorrang vor den sachen gesetzt hat.     <==//

(c) die argumente, die mit dem terminus: der/das andere, operieren, sind im umkreis des ontologischen arguments nicht eindeutig. Die formel: "Die Spur des Anderen", von E.Lévinas als zentraler gedanke seiner philosophie konzipiert(1), ist im blick auf die unterscheidung: der_andere/das_andere, zumindest zweideutig. Ich stelle das hier lediglich fest; denn die auseinandersetzung mit Lévinas' denken ist mir nicht möglich, weil Ich es bisher nicht vermocht habe, den weg seiner gedanken nachzugehen.
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(1) Lévinas. Die Spur des Anderen. //==>2.93.15. <==//

(d) die unterscheidung kann prima vista irritierend wirken. Auf der argumentebene der begriffe sind die begriffe: der_andere und das_andere, widersprüche, entweder der eine begriff oder der andere - tertium non datur. Auf der argumentebene der phänomene ist die eindeutige unterscheidung der weltdinge aber nicht so klar, weil die phänomene des anderen nur gegensätze sind, die ein drittes keineswegs ausschliessen. So hat das individuum als ich, das seinen genossen mit gewalt traktiert und auch tötet, den genossen zu einer sache degradiert, die für das individuum als ich das_andere ist. Auch kann das individuum als ich ein tier(1) in seine vorstellungswelt einbeziehen, das als das_andere dem individuum als ich als der_andere erscheint - tertium e multum datur. Die variabilität der fälle ist für das individuum als ich das salz, das ihm die welt als ein abenteuer erscheinen lässt.
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(1) tiere gehören zur lebenswelt des menschen und der prozess der vermenschlichung der tiere kann emotional nachvollzogen werden bis zur frage, wer in dieser lebensgemeinschaft zwischen mensch und tier die person ist und was die sache. Die begriffsverwirrungen gehen noch weiter. Selbst gewöhnliche weltdinge können für ein individuum als ich die funktion einer person übernehmen. Man spricht dann vom fetischismus, der auch krankhafte formen annehmen kann. In denselben umkreis gehören die phänomene der vergöttlichung von weltdingen. Der geglaubte gott ist aber nur das_andere, das in keinem denkbaren fall der_andere sein kann, auch dann nicht, wenn pfaffen und sonstige gottesmänner dem gläubigen volk weismachen wollen, sie stünden mit dem herrgott auf du und du.     <==//

(e) verweis: graphik/ ==>2.24.06. <==//

(f) die autonomie des individuums als ich ist das fundament der entscheidung, aber in raum und zeit entscheidet sich das individuum als ich im horizont der gesetzten kausalität. Dieser horizont kann in den bürgerlichen freiheiten, die das individuum als ich und sein genosse einander sich zubilligen sehr eng begrenzt sein.     <==//

(g) die klare unterscheidung der begriffe wird nicht immer in den phänomenen der realität gespiegelt. Die sozialen beziehungen des individuums als ich mit seinem genossen können so gestaltet sein, dass es unklar bleiben muss oder soll, ob der genosse als der_andere anerkannt ist oder nur als das_andere ausgebeutet wird. Die unklarheiten in den phänomenen(1) können aber nicht als mangel der begriffe verrechnet werden.
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(1) die realität der arbeitswelt stellt ein breites anschauungsmaterial zur verfügung und es macht keinen prinzipiellen unterschied, ob die historischen verhältnisse der sklaverei und der leibeigenschaft reflektiert werden oder die aktuellen arbeitsbedingungen auf den märkten des neoliberalismus. Das system der entlohnung für geleistete arbeit spiegelt die realen verhältnisse zwischen denen, die die arbeit zuteilen und jenen, die die arbeit leisten. Das muster ist allemal das gleiche. Der sich mächtiger dünkende benutzt den sich schwächer fühlenden als blosses mittel zu einem anderen zweck.     <==//

(h) die person, der_andere, und die sache, das_andere, sind nicht gleich, folglich ist es zweckmässig, person und sache ungleich zu behandeln und dies in einer wertordnung auch zu fixieren. Die behauptung, dass der person der vorrang vor den sachen zukommen solle, ist seit alters her unbestritten; streitig ist allein, welchem ding der welt das merkmal zukommen soll, der_andere zu sein, und welchem ding der welt das merkmal zugeordnet ist, das_andere zu sein. Diese entscheidung obliegt allein dem individuum als ich und seinem genossen, die in raum und zeit im spannungsfeld ihrer autonomie als ich und der gesetzten kausalität verortet ist. Was dann noch bleibt, das ist ein teil jener phänomenologie der weltdinge, mit denen die wissenschaften beschäftigt sind.     <==//

(i) das individuum, das ein ich sein will, kann sich sowohl in den abhängigen relationen zu den dingen der welt: n1....x, als auch in den wechselseitigen relationen zu den genossen: N1....x, bestimmen. In den abhängigen relationen sind die dinge der welt blosse mittel zu einem zweck, den das individuum als ich gesetzt hat. In der wechselseitigen relation ist der genosse als der_andere für das individuum als ich weder ein behaupteter zweck(1), noch ist der genosse als der_andere ein mittel, mit dem das individuum als ich al gusto verfahren könnte. Das relationale argument behauptet und befestigt den praktischen imperativ Kant's, dass der mensch niemals blosses mittel zu einem zweck sein könne(2).
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(1) Kant unterscheidet den begriff: zweck, in die begriffe: der relative zweck und der zweck an sich selbst. Der relative zweck ist das, was gemeinhin mit dem terminus: interesse, bezeichnet wird; der zweck an sich selbst oder der selbstzweck ist nicht denkbar, wenn das individuum als ich nicht das ziel ist, das dem zweck setzt.
(2) Kant. Grundlegung zur Metaphysik der Sitten.(BA64,66-67). Bd.VII. p.59,61 //==>2.93.13. <==//
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(j) argument: //==>2.22.04.   <==//
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(2.22.44)<==//
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(text/1.1.21)<==//


2.22.04

allein das individuum als ich kann etwas anerkennen(a). In der anerkennung entscheidet es sich autonom für etwas bestimmtes gegen etwas, das unbestimmt bleibt. Was dieses bestimmte etwas ist, das ist in raum und zeit in einer position bestimmt(b). In der autonomen entscheidung der anerkennung von etwas kann das invividuum als ich nicht vertreten werden. Was das individuum als ich anerkennt, das verantwortet es auch(c).
Zusatz: das individuum als ich will auch anerkannt sein, aber das ist etwas anderes(d).
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(a) das anerkennen ist strikt vom akzeptieren zu unterscheiden. Das individuum als ich akzeptiert etwas, weil es unterschiedliche gründe in der form von interessen behaupten kann, eine bestimmte sache sich zu eigen zu machen. Diese gründe sind für das individuum als ich immer fremde gründe.
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(b) die phänomenologie kann hier beiseite gestellt werden. Im prinzip kann jedes ding der welt ein gegenstand der anerkennung des individuums als ich sein, aber nicht alle möglichen dinge der welt sind dafür tauglich, weil sie für das individuum als ich unterscheidbare bedeutungen haben.
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(c) in der verantwortung ist auch die schuld des individuums als ich
begründet, die das individuum als ich gegen seinen genossen aufsichnimmt, wenn es gegen den genossen fehlt.
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(d) Hegel hat das anerkannt sein wollen in der herr/knecht-dialektik akzentuiert. Ich habe Hegel's denkansatz aufgegriffen, aber in konträrer richtung weiterentwickelt.
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(2.22.03/(j))<==//
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(text/1.3.22)<==//
2.22.05
die arbeit ist mehr als der bürgerliche broterwerb. Die arbeit des individuums als ich ist die tätigkeit, mit der das individuum als ich sich aus dem naturverhältnis löst und sich einfügt in die bindung der zivilgesellschaft(a). Die autonomie des individuums, das ein ich sein soll, ist die bedingung, dass es in der arbeit sich als ich bildet(b). Diese autonomie ist der quellgrund, warum das individuum als ich in seiner arbeit weder von seinem genossen vertreten wird, noch die leistung seiner arbeit an diesen abtreten kann. Das individuum als ich leistet die arbeit selbst und es hat das recht, die früchte seiner arbeit uneingeschränkt zu geniessen(c). Das individuum, das ein ich sein soll und dieses auch sein will, ist teil seiner natur(d), aber es löst sich aus dieser natur, indem es sich seine eigene ordnung schafft, deren fundament der tausch der früchte ist, die es mit seiner arbeit geschaffen hat(e). In den früchten seiner arbeit, die das individuum als ich mit seinem genossen tauscht, erfährt das individuum als ich sein glückseliges leben(f), das ihm nicht einfach zufällt, sondern der lohn seiner mühen ist(g).
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(a) die phänomenologie dieser tätigkeiten kann Ich offen lassen. Im prinzip ist jede tätigkeit eines individuums(1) arbeit, mit der es sich als ich bildet.
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(1) in diesem sinn können die aktivitäten aller lebewesen, die kein ich sind, keine arbeit sein. Der vogel, der sein nest baut, arbeitet nicht, auch wenn er mit seinen aktivitäten durchaus beachtliches leistet, das für das individuum als ich ein bewundernswertes objekt sein kann.    <==//

(b) die tätigkeit des menschen, der versklavt wird, ist keine arbeit im sinn des begriffs: arbeit; was heute als realität auf den märkten der arbeit beobachtet werden kann, das ist die schamlose ausplünderung einer ressource. Unter diesem aspekt unterscheidet sich antike sklavenarbeit nicht von den modernen formen der arbeit, die in den bilanzen der unternehmen in der rubrik: kosten, verrechnet werden. Was die antike sklavenarbeit von der modernen zu unterscheiden scheint, das ist heute die möglichkeit, den ökonomischen mehrwert zu verhandeln, aber die chance, dieses zu verhandeln, ist in der realität der neoliberalen finanzmärkte eine fata morgana.     <==//

(c) vergleichende verweise auf das tierreich sind problematisch, weil sie als analogien irreführend sein können. Aber mancher verweis hat doch eine gewisse demonstrative plausibilität. Die tätigkeit der tiere ist keine arbeit, aber in ihrer tätigkeit ist ein modell erkennbar, das vielleicht doch ein brauchbares muster bieten kann, die these zu erläutern, dass der arbeitende die früchte seiner arbeit uneingeschränkt geniessen dürfe. Der gegenstand der tätigkeit der lebewesen ist die erlangung von nahrung, die das lebewesen für sich benötigt, und die es sich auch unmittelbar aneignet, wenn es diese in der natur findet(1). In den lebensbereichen der lebewesen gibt es weder märkte noch sonstige institutionen, die dies regeln, es sind die situationen der natur, die den lebewesen den rahmen ihrer gattungsexistenz bestimmen. Aus dem kontext der natur muss das individuum sich lösen, wenn es ein ich sein will, aber es kann das ich nur dann sein, wenn es sich mit dem genossen auf eine gemeinschaft verständigt, für die sie gemeinsam die neue ordnung schaffen, die anders ist als die ordnung, die dem lebewesen in seiner natur vorgegeben ist.
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(1) der hinweis sticht nicht, dass es unter tieren und pflanzen lebensgemeinschaften gibt, die eine gewisse arbeitsteilung erkennen lassen und in denen die verteilung der gemeinschaftlichen beute nach dem rang der mitglieder geordnet ist. Die meinung kann Ich akzeptieren, wenn diese formen als vorstufen im prozess der zivilisation (Norbert Elias) interpetiert werden, aber Ich halte dagegen, dass diese interpretationen analogieschlüsse sind, die zwar gewisse phänomene plausibel erklären können, aber nichts beweisen.     <==//

(d) die natur ist dem individuum als ich in der alten sorge um die physische existenz als herkunft und erbe bewusst; gegen die natur mit ihren situationen muss das individuum als ich seine existenz sichern und diese sicherung war in der geschichte immer prekär und wird auch künftig prekär bleiben. Dein brot sollst du im schweisse deines angesichts erwerben, ein satz, mit dem die autoren der bibel die grunderfahrung des individuums als ich zusammengefasst haben. Arbeit ist nicht immer das vergnügen, aber in der arbeit findet das individuum als ich sein glück, wenn es die früchte seiner arbeit ungeschmälert geniessen kann, die es mit dem genossen tauscht. Die realität der welt ist dieser utopie nicht günstig, sie war es weder damals noch wird sie es morgen sein. <==//

(e) der tausch und der markt als ort des tausches der früchte ist nicht das problem, vor dem das individuum als ich und sein genosse sich ängstigen sollten, das problem ist die ordnung des marktes, auf dem das individuum als ich und sein genosse die früchte ihrer arbeit austauschen. In den dokumenten der historia sind viele modelle verzeichnet, nach denen der tauschmarkt geregelt worden ist; alle modelle der historia sind defizitär, eingeschlossen das modell der neoliberalen ideologen, das heute bestimmend ist. Und für die zukunft? - die chance einer gerechten ordnung ist klein, aber nicht ausgeschlossen.     <==//

(f) Ich greife den terminus auf, den Aristoteles in seinen diskursen über ethik und politik eingeführt hatte.     <==//
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(g) im relationalen argument ist der begriff: arbeit, eine projektion in die zukunft, im denken der tradition also eine utopie. Diese utopie ist kein gegenstand schwärmerischer illusionen, sie ist ein gegenstand nüchterner rationalität.     <==//
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(2.22.34)<==//
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(text/1.3.12)<==//

2.22.06
jeder gedanke, den das individuum als ich in seinem forum internum denkt und auf dem forum publicum in einer form der sprache mit dem genossen wechselt, ist ein argument(a). Die formen des arguments sind vielgestaltig. Das argument kann sein ein logisches urteil, ein satz oder teil eines satzes, eine relation, ein logischer schluss, eine konstruktion, eine theorie(b). Als element der sprache ist das argument ein ding der welt, aber nicht jedes ding der welt ist auch ein argument(c). Für jedes argument ist ein individuum als ich benennbar, das das argument verantwortet(d), mit dem es die ordnung seiner welt präsent hat.
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(a) argument: //==>2.11.04.

(b) die liste ist nicht geschlossen.

(c) der terminus, mit dem ein begriff oder ein phänomen bezeichnet wird, ist ein ding der welt, aber der terminus ist kein argument, nicht anders der begriff und das phänomen, aber das phänomen, der begriff und der terminus sind als moment einer relation teile eines arguments.

(d) ein text ist als dokument der historia dann ein argument, wenn ein individuum als ich den text als argument verwendet.
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(text/1.2.22)<==//

2.22.07
die autonomie des individuums als ich ist die bedingung, dass ein individuum, das ein ich sein soll, sich als ich bilden kann. Der begriff: autonomie, legt fest, dass ein individuum als ich im moment seiner gelebten gegenwart sich frei(a) von irgendeinem grund, der ein ding der welt ist, entscheidet und die im moment der gelebten gegenwart erscheinende möglichkeit in einer position affirmiert oder in einer negation negiert. Affirmiert das individuum als ich die möglichkeit, dann hat es sich in der position gebunden und unterliegt dieser kausalität; negiert das individuum als ich die möglichkeit, dann fällt diese unbestimmt in das zurück, das Ich mit dem zeichen: NATUR, fixiere. Die entscheidung, ob das individuum als ich im moment der gelebten gegenwart die möglichkeit affirmiert oder negiert(b), kann nur das individuum als ich leisten; eine stellvertretung ist ausgeschlossen, sei es, dass ein individuum als ich gezwungen werden sollte, sich vertreten zu lassen, sei es, dass es seine autonomie an einen anderen abtritt(c). In der entscheidung aus autonomie schöpft das individuum als ich nicht aus dem nichts, es hat nur seine welt verfügbar, aber in der entscheidung setzt es, für sich gültig und bindend, die ordnung der welt, die es als seine welt erfasst(d). Nur das individuum als ich kann in seiner autonomie sich selbst binden.
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(a) die begriffe: autonomie und freiheit, sind als begriffe strikt zu unterscheiden. Nur in seiner autonomie hat das individuum als ich die kompetenz, ohne grund sich für das eine oder das andere zu entscheiden; die freiheit des individuums als ich ist dagegen immer eine gebundene freiheit, die in der autonomie des individuums als ich ihren grund hat. Diese aufassung mag quer zu den meinungen der tradition stehen, die in der freiheit, so jedenfalls reden ihre ideologen, das höchste gut sehen wollen. Die bürgerlichen freiheiten(1) sind ein hohes gut, aber die begründung dieser freiheiten, denen konträr einschränkungen entgegenstehen, kann nicht die eine oder andere freiheit sein(2), weil das gründe sind, die ihrerseits eine vorstellung des individuums als ich zum fundament haben, mit der die zuordnung oder der entzug einer bestimmten freiheit nach gründen entschieden werden kann. Die autonomie des individuums als ich ist das fundament der bürgerlichen freiheiten, das als vorstellung des individuums als ich eine projektion in die zukunft ist und die das individuum als ich im moment der gelebten gegenwart als erinnertes factum der vergangenheit präsent hat.   <==//
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(1) von den bürgerlichen freiheiten kann nur im plural gesprochen werden, weil der bürger seine bestimmten freiheiten nur in einem system von erlaubnissen und verboten behaupten kann.     <==//
(2) begründungen dieser art sind immer unerlaubte zirkelschlüsse; sie erscheinen mehr oder weniger geschickt getarnt in den diskursen. Der mögliche einwand ist aber unzutreffend, dass mein argument auch ein verkappter zirkelschluss sei. Es ist richtig, dass auch die theorie der autonomie des individuums als ich begründungsbedürftig ist, und als phänomen ist keine entscheidung des individuums als ich aus autonomie der kausalität entzogen, die das individuum als ich gesetzt hat. Die möglichkeit zu dieser entscheidung unterliegt aber der vom individuum als ich gesetzten kausalität nicht. Das ist der punkt, an dem jedes rationale wissen seine grenze hat und dem glauben raum zu geben ist. Ich kann nicht beweisen, dass die autonomie des individuums als ich der letzte grund ist, über den das individuum als ich verfügen kann, und Ich versuche auch nicht, diesen beweis zu führen, aber im sinne Kants halte Ich dieses postulat für so vernünftig, dass es einen konsens stiften kann, den alle, die es wollen, akzeptieren können. Über die anerkennung muss jedoch jeder für sich selbst entscheiden.    <==//

(b) das individuum als ich ist im moment seiner gelebten gegenwart immer gefordert, diese entscheidung aus autonomie zu vollziehen. Es wäre aber weltfremd, nun von jedermann zu fordern, dass er sich in jedem moment seiner existenz immer wieder neu entscheiden müsse - das damaskuserlebnis im zehnerpack ist nicht das, was es in der bibel gewesen sein soll. Zumeist entscheidet das individuum als ich sich in der routine der kausalitäten, die es als plausibel ansieht. Und die situation, in der Luther auf dem Wormser Reichstag seinen legendären ausspruch getan hatte: "hier stehe ich, ich kann nichts anders" ist eine sternstunde, die nur wenigen vergönnt ist. Die möglichkeit, dass es auch anders sein könne, wird von der routine des täglichen lebens verdeckt, die den mut lähmt, das andere, das möglich ist, auch zu tun.    <==//

(c) gewalt und macht können das individuum als ich zum äussersten zwingen, aber der mächtige kann die autonomie des anderen nicht zerstören. Der sich mächtig dünkende: A, kann die autonomie des genossen: B, zwar dementieren, aber wenn A den B mit gewalt zwingt, dann entzieht der A dem B die anerkennung als ich und im entzug zerstört A die wechselseitige relation: A<==>B; was bleibt, das ist für den A die relation: A<==|==>b. Der genosse: B, gedemütigt durch die gewalt, ist aber weiter das, was er ist, das individuum: B, das sich selbst als ich begreift und autonom entscheidet, was ihm in seiner not real an chancen geblieben ist, die es kalkulierend verwerten kann; die denkbare möglichkeit, dass A in seinem machtwahn den B totschlägt, hat mit dem tod des B auch dessen autonomie zerstört, weil mit dem tod des B das objekt, die autonomie des B, aus dem machtbereich des A gefallen ist.    <==//

(d) es wird gesagt, dass jedermann der schmied seines glückes sei. Von den voraussetzungen aus betrachtet ist diese redeweise sicherlich nicht falsch, aber die realität der welt setzt dem wollen des individuums als ich enge grenzen. In hohem maass von der natur abhängig, muss auch das individuum als ich sich im 21.jahrhundert nach den möglichkeiten strecken, die ihm seine mutter: erde, zubilligt. Den rest schränken die gesellschaftlichen verhältnisse ein, die die chancen auf glück ungerecht wenigen zu lasten aller anderen zukommen lassen. Die realität der welt erklärt vieles, aber sie legitimiert nicht das, was für die realität der welt erklärt wird - der rest ist gewalt.    <==//
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(2.22.15)<==//
(2.22.44)<==//
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(text/1.2.22)<==//

2.22.08
der begriff ist eine vorstellung, die das individuum als ich in seinem forum internum autonom(a)denkt(b). Mit dem begriff unterscheidet das individuum als ich die dinge seiner welt als dieses oder jenes(c) für sich in seinem forum internum, auf dem forum publicum mit dem genossen in der kommunikation. Autonom definiert(d) das individuum als ich den begriff mit merkmalen, die ohne ausnahme andere dinge der welt sind. Wenn das individuum als ich die dinge der welt als dieses und jenes phänomen unterscheidet, dann benutzt es den begriff als ein werkzeug, mit dem es unterscheidet, ob das zu unterscheidende phänomen die definition des begriffs erfüllt oder nicht. Ist die definition erfüllt, dann ist das phänomen das ding der welt und alle anderen dinge der welt scheiden aus; ist die definition nicht erfüllt, dann ist das phänomen nicht das ding der welt, das mit dem begriff bestimmt werden soll, und was das phänomen dann noch ist oder sein könnte, das kann mit diesem begriff nicht entschieden werden. Mit dem begriff identifiziert das individuum als ich ein ding der welt als dieses ding der welt.

Den begriff denkt das individuum als ich im moment seiner gelebten gegenwart, und im prozess des denkens muss es sich autonom entscheiden, welche merkmale es als gültig setzen will. In diesem prozess des denkens, dessen ort das forum internum ist, kann das individuum als ich nicht sicher sein, dass es seinen begriff unverändert denkt(e); denn im moment der autonomen entscheidung hat es immer die alternative verfügbar, sich auch anders entscheiden zu können und damit den begriff zu verändern. Als factum der vergangenheit aber kann das individuum als ich sich an vorangegangene entscheidungen erinnern, die eine leitende funktion haben und die dem begriff, den es denkt, eine dauer geben, die genügt, der definition des begriffs die gleichförmigkeit zu geben, der das individuum als ich vertrauen kann(f). Der begriff ist eine konstruktion des individuums als ich und diese konstruktion revidiert es in raum und zeit(g)(h).
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(a) nur der begriff, den das individuum als ich in seiner autonomie definiert hat, kann für das individuum als ich gültig sein. Der begriff ist, anders als im ontologischen argument, keine entität, die dem individuum als ich vorgegeben ist und der das individuum als ich sich zu unterwerfen hat, sondern der begriff ist das resultat der arbeit, die das individuum als ich aus autonomie leistet. Das individuum als ich schafft sich seine begriffe, mit denen es die dinge der welt unterscheidet. Mit dem terminus: freiheit, können exakt so viele begriffe bezeichnet werden, wie es individuen als ich gibt, die diesen begriff denken. Etwas anderes ist es, wenn das individuum als ich den begriff seines genossen aufgreift und diesen sich zu eigen macht. Den entscheidenden schritt, die bestimmung eines anderen sich zu eigen zu machen, kann aber nur das individuum leisten, das in der aneignung sich als ich bewährt.     <==//

(b) in meiner reflexion untersuche Ich nicht die frage, wie der prozess einer autonomen entscheidung im physischen system des individuums als ich ein ereignis ist. Die wissenschaftler, die auf dem feld der gehirn- und nervenphysiologie forschen, haben bisher beachtliches geleistet, aber Ich meine, dass es ein fehlschluss ist, aus den beobachteten daten zu folgern, dass die phänomene des geistigen schon erklärt seien, wenn der materielle prozess beschrieben ist und die ergebnisse im experiment verifiziert werden können. Es ist eine erregende frage, ob das nervensystem des menschen als ein ganzes mit der postulierten willensfreiheit des menschen, oder wie Ich es formuliere, mit der autonomie des individuums als ich, vereinbar ist oder nicht. Eine zureichende antwort scheidet aber aus, weil die frage unvereinbares miteinander verknüpft. Die unterscheidung: materielle und geistige dinge der welt, ist eine klassifikatorische unterscheidung, für die die empirie viele plausible argumente verfügbar hält, die aber nicht das beweisen können, was sie beweisen sollen, nämlich, dass es diese unterscheidung gibt; genauso wenig kann das gegenteil bewiesen werden.   <==//

(c) das individuum als ich denkt exakt soviele begriffe wie es dinge in seiner welt erfahren kann. Wenn es die dinge seiner welt in ihrer phänomenalen präsenz unterscheiden will, dann muss es für jedes ding der welt einen begriff verfügbar haben. Im forum internum hat das individuum als ich seine begriffe ohne die kontrollmöglichkeiten seines genossen verfügbar, aber auf dem forum publicum, wenn die vorstellung des individuums als ich: A, und die vorstellung seines genossen: B, aufeinanderprallen, unterliegen die begriffe des A und des B wechselseitigen begrenzungen, die in den intentionen des A und des B zwar dasselbe ding der welt zum gegenstand haben, aber mit differierenden begriffen erfasst werden(1).
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(1) es ist etwas anderes, wenn die begriffe des A und des B als phänomene gegenstand eines konsenses sind, der beide bindet. Das individuum als ich: A, übernimmt konsentierend die definition des genossen: B, die für alle, die es betrifft, bindend ist. Ich setze voraus, dass über den begriff: freiheit, der konsens besteht, der die kommunikation unter den diskurtanten sichert. Dieser diskurs ist aber nur solange gewährleistet, soweit die diskurtanten gewillt sind, den konsens anzuerkennen. Wer sich dem konsens verweigert, der ist aus der konsensgemeinschaft ausgeschieden und redet über etwas anderes, wenn er sich in raum und zeit in den diskurs einmischen sollte. Nicht das ding der welt: freiheit, ist der grund des streites, das mit dem begriff als phänomen von anderen phänomenen unterschieden wird, sondern der grund des streites sind die widersprüchlichen begriffe, die mit dem terminus: freiheit, gekennzeichnet sind und mit denen die diskurtanten die phänomene unterscheiden, über die sie streiten. Diskurtanten, die ideologisch verfeindet sind, mögen sich über dasselbe ding der welt streiten, aber sie streiten sich über phänomene, die sie mit widersprüchlichen begriffen unterscheiden. Dieser streit kann nicht durch den begriff entschieden werden, von dem die ideologen des ontologischen arguments verbissen behaupten, dass er die quelle der wahrheit sei, den streit entscheiden allein die beteiligten, das individuum als ich und sein genosse, in ihrer autonomie und solange sie keinen konsens über ihre begriffe zustande gebracht haben, mit denen sie über bestimmte phänomene streiten wollen, solange sind ihnen die phänomene nur schatten, über die sie streiten.     <==//

(d) die definition ist ein verfahren der zuordnung. Eine definition kann nur positionen enthalten, negationen sind ausgeschlossen(1). Die position bedeutet, dass das individuum als ich dem begriff ein bestimmtes ding der welt als merkmal zuordnet und mit der zuordnung hat es implizit alle anderen dinge der welt ausgeschlossen - tertium non datur; das ausgeschlossene kann alles mögliche sein, allein für den definierten begriff haben diese möglichkeiten keine relevanz. Wenn das individuum als ich den begriff: freiheit, definiert(2), dann impliziert diese definition ein aktives tun für etwas; so impliziert der begriff: freiheit der meinung, die äusserung der meinung als ein faktum, auch dann, wenn die ausübung dieser freiheit die machtspiele des mächtigeren stören sollte(3). Ein phänomen, das zeigt, dass ein individuum als ich von seiner freiheit der meinungsäusserung gebrauch gemacht hat und dafür im loch sitzt, ist zwar unbestreitbar ein moment der politischen realität, aber dieses phänomen ist von anderen phänomenen der politischen realität nicht mit dem begriff: freiheit der meinungsäusserung, positiv unterscheidbar. Wer es dennoch versucht, und es wird getan, der betreibt eine böswillige rabulistik, deren zweck es ist, die politische öffentlichkeit zu täuschen.     <==//
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(1) das gängige und beliebte verfahren, einen begriff durch eine negation zu bestimmen, ist methodisch unzulässig. Der begriff: freiheit, kann nicht mit dem begriff: unfreiheit, als konstitutivem merkmal definiert werden; denn die regel: ex nihilo omnia, ist der freibrief, der freiheit all das zuzuordnen, was beliebt. Die täuschung wird erkennbar, wenn das, was als merkmal des begriffs: freiheit, intendiert wird, nicht mit dem terminus: unfreiheit, gekennzeichnet wird, sondern mit dem terminus: knechtschaft. Der trick, einen begriff mit seiner negation zu definieren, ist den diktatoren, fundamentalisten und beschränkten dogmatikern so geläufig, dass sie zwar das hohe lied der freiheit singen, aber was sie als gesang missverstehen, das ist das schauerliche gekrächze in den ohren ihrer realen opfer.     <==//
(2) die möglichkeit, dass ein individuum als ich aus faulheit oder sonstigen gründen keine anstrengung unternimmt, die eigenen begriffe einer kritischen analyse zu unterwerfen, soll hier nicht erörtert werden.  <==//
(3) ein anderer aspekt ist, dass die bürgerlichen freiheiten immer gebundene freiheiten sind; so hat die freiheit, seine meinung zu äussern, dann ihre grenze, wenn die meinung den freiheitsraum des anderen in unzulässiger weise berührt, einschränkt oder gar vernichtet. Die beleidung des genossen ist im bürgerlichen recht mit vernünftigem grund strafbewehrt. Dieser aspekt soll hier nicht weiter erörtert werden. <==//

(e) das ontologische argument behauptet, dass der begriff eine unveränderbare entität sei. In diesem sinn hatte Platon die ideen als unveränderbare quelle bestimmt und Plotin das EINE. Das sind glaubenssätze, die auf dem forum publicum respektiert werden müssen, aber mehr als der respekt des anderen kann für diese behauptungen nicht geltend gemacht werden. <==//

(f) den psychischen aspekt der begriffsbildung will Ich hier nicht weiter reflektieren; diese prozesse unterliegen in raum und zeit der vom individuum als ich gesetzten kausalität.     <==//

(g) die these, dass die begriffe konstruktionen des individuums als ich seien, sollte nicht mit dem generalverdacht der beliebigkeit verwechselt werden. Das individuum als ich hat ein interesse daran, die stabilität der verwendeten begriffe im konsens mit dem genossen zu sichern. Die angeeignete tradition ist ein weg, aber die tradition kann auch eine fessel sein, die den prozess der autonomen entscheidung bis zur unkenntlichkeit deformiert(1).
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(1) ein beispiel? - das will Ich dem leser überlassen, aber, und soviel will Ich hinzufügen, das individuum, das sich seines selbst als ich bewusst ist, denkt seine begriffe selbständig und weiss den horizont zu schätzen, der die tradition ist.     <==//

(h) zur einteilung der begriffe siehe das argument: relationbegriff, //==>2.22.38. <==//
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(2.22.34)<==//
(2.22.40/(b)<==//
(2.72.02/(e))<==//
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(text/1.1.21)<==//

2.22.09
der begriff: differenz, konnotiert keinen metaphysischen gedanken(a). Weder unterscheidet der begriff: differenz, einen widerspruch noch einen gegensatz; der begriff stellt lediglich fest, dass zwei dinge der welt in mindesten einem merkmal(b) unterscheidbar sind, eine unterscheidung, die das individuum als ich unter der bedingung der geltenden kausalität für sich instrumentalisieren kann.
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(a) mit dem terminus: différance, hat Jacques Derrida den begriff: differenz, mit bedeutungen aufgeladen, die einen rationalen diskurs über die unterscheidbarkeit der weltdinge ausschliessen. Nach der konvention müsste Ich nun meine behauptung mit beweisenden argumenten absichern, aber Ich werde das unterlassen, weil es nicht mein interesse ist, über gedanken zu räsonieren, die mich langweilen, weil im wortschwall der texte kein orientierungspunkt erkennbar ist, an dem Ich meine produktive gegenrede anknüpfen könnte.

(b) die dinge der welt, mit sich identisch, können keine differenz sein, aber sie können differenzen markieren.
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(text/1.2.22)<==//

2.22.10
selbst ein ding der welt hat das individuum als ich nur dinge der welt zur hand, die ihm das_andere sind(a). Mit dem begriff: das ding der welt, bestimmt das individuum als ich das_andere in seinen teilen als ein ding der welt, das, vom individuum als ich in seinem forum internum mit dem begriff: das ding der welt, unterscheidend gedacht, dem individuum als ich in raum und zeit verfügbar ist und in der reflexion, mit den anderen dingen der welt ein ganzes vorstellend, als welt erscheint, im moment seiner gelebten gegenwart als realität, in seiner erinnerung als ein factum der vergangenheit, in der imagination des kommenden als projektion in die zukunft. In ihrer gänze sind die dinge der welt die welt des individuums, das sich als ich bildet(b).

Das individuum als ich erfasst das bestimmte ding der welt in der kausalität, die das individuum als ich gesetzt hat(c). Im moment seiner gelebten gegenwart ist das ding der welt ein phänomen, das in raum und zeit seine realität behauptet. Jenseits von raum und zeit gibt es keine dinge der welt, die das individuum als ich in seinem forum internum denken könnte, und was im jargon das emanierende sein, daseiendes, sein soll, das ist nicht einmal ein gegenstand der spekulation(d). Diesseits in raum und zeit mag dem individuum als ich das bestimmte ding der welt ein rätsel sein, auf das es antwortet, aber die antwort ist nur seine bestimmende auslegung des rätsels. Auch mag es weltdinge geben, die einer bestimmten kausalität nicht zuordbar, darum für das individuum als ich nicht handhabbar sind, aber das ist kein grund, aus dem geschlossen werden könnte, dass sie keine dinge der welt sind, die das individuum als ich mit dem genossen teilt. Auch mag es weltdinge geben, an denen das individuum als ich scheitert, aber sein scheitern ist kein grund, dass das individuum als ich dieses weltding verbannend negiert, das es in seiner relation gesetzt hatte. In seiner welt ist das individuum als ich von den dingen der welt umstellt, die ihm weder in ihrer gänze entzogen werden können, noch denen es sich in ihrer gänze entziehen kann(e).
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(a) für den begriff: das ding der welt,(1) sind die fragen nach dem wesen der weltdinge(2) und ihre klassifikationen nachrangig. Das sind pragmatische erwägungen, die aber die diskurse in der tradition bestimmt haben. Die frage, was die welt im innersten zusammenhalte, mag für Faust das fundament seiner existenz sein, aber das individuum als ich kann sich damit begnügen zu wissen, was die gesetzte kausalität ist, die die bekannten dinge der welt ordnet. Und ob das bestimmte ding der welt nun ein materielles weltding sei oder ein geistiges, das mag eine streitfrage sein, die in bestimmten kontexten ein beherrschendes gewicht hat, für die frage aber, was das ding der welt für das individuum als ich im moment seiner gelebten gegenwart real bedeutet oder bedeuten soll, sind die erwägungen, was die weltdinge in ihrem wesen oder in der taxonomie ihrer begriffe sein sollen, allein ein praktisches problem, weil aspekte geltend gemacht werden, die für die soziale praxis bestimmend sind, nicht aber die theorie dieser praxis berühren. Ein wort, ein geistiges ding der welt, kann ebenso töten wie eine waffe, die ein materielles ding der welt ist, aber das wort und die waffe haben als phänomen eine gemeinsame schnittmenge und das ist die gewalt, mit der das individuum als ich ein weltding an die stelle eines anderen setzt.    <==//
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(1) die termini: ding der welt und weltding, bezeichnen dasselbe. Ihre differenz ist allein im stil begründet. Der vorteil fixierter formeln und termini ist, dass die identität im zeichen auf die identität des bezeichneten verweisen soll. Dieser vorteil wird aber von der schwerfälligkeit im stil konterkariert, weil die variation der zeichen, der bezeichneten phänomene und begriffe das erkennungszeichen des guten stils ist. Die eindeutigkeit des arguments und das argument in seiner eleganz sind ein gegensatz, der in jedem fall neu ausbalanciert werden muss. Der leser möge entscheiden, ob mir das gelungen ist.    <==//
(2) die möglichen systeme, die dinge der welt zu klassifizieren, werden hier nicht weiter erörtert.    <==//

(b) in der abgrenzung von dem, was seine welt nicht ist, begreift das individuum als ich die welt als ein ganzes. Wenn aber das argument gültig sein soll, dass das individuum als ich über die dinge der welt nur dann sprechen kann, wenn es diese mit einem begriff des ganzen von dem abtrennt, was nicht seine welt sein kann, dann muss das individuum als ich den gegensatz bewältigen, der zwischen den bereichen besteht, in denen das individuum als ich einerseits nicht mehr über das sprechen kann, über das es andererseits aber sprechen muss, wenn es mit dem genossen über die gemeinsam geteilte welt kommunizieren will. Den gegensatz neutralisiere Ich einem kunstgriff(1). Das, was nicht welt sein kann, das kennzeichne Ich mit dem zeichen: NATUR. Theoretisch ist das zeichen leer, aber praktisch wird es mit jeder vorstellung gefüllt, die das individuum als ich in seinem forum internum imaginiert und auf dem forum publicum der erstaunten menge präsentiert, allein die verbindlichkeit dieser vorstellungen ist auf das individuum als ich beschränkt, das die vorstellungen in seinem forum internum denkt und auf dem forum publicum preisgibt.
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(1) der kunstgriff ist der trick mit dem als ob. Man tut so, als ginge das, was mit guten gründen vorher theoretisch ausgeschlossen worden ist. Logisch ist das verfahren unzulässig, aber pragmatisch liefert es zumindest plausible erklärungen für das, was mit der sprache nicht mehr fassbar ist. In dieser einschränkung ist der trick als ein heuristisches verfahren tolerierbar.  <==//

(c) die relation: individuum_als_ich<==|==>ding_der_welt, wird in der tradition mit den termini: subjekt und objekt, fixiert. Die termini: subjekt und objekt, verwende Ich im kontext des relationalen arguments nicht, weil sie untrennbar mit den grundannahmen des ontologischen arguments verknüpft sind. Das individuum als ich, im relationalen argument der entscheidende begriff, ist in seiner funktion nicht das subjekt des ontologischen arguments, das den begriff des subjekt nur als emanation des seins, was immer dieses auch sein mag, fassen kann, und die objekte sind nicht jene realität, die als seiendes des seins auch ausserhalb des subjekts da sind. Die unterscheidung, dass subjekt und objekt verschiedenes seien, die in einer bestimmten hierarchie miteinander verknüpft sind, gültig im ontologischen argument, wird im relationalen argument nicht negiert, aber die unterscheidung wird anders bestimmt. Das individuum als ich, selbst ein ding der welt, setzt seine relation zu einem bestimmten ding der welt, das vom individuum als ich nur in dieser relation als dieses bestimmte ding der welt wahrgenommen werden kann. Was das ding der welt ausserhalb dieser relation noch sein könnte und für den genossen faktisch auch ist, das kann hier offen gelassen werden(1). Das individuum als ich mag das bestimmte ding der welt in seiner kausalität nicht begreifen, aber darum ist das bestimmte ding der welt dem individuum als ich nicht das unbekannte, es ist in seiner unbestimmten kausalität das bestimmte ding der welt(2).
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(1) was offen bleibt, das könnte für den genossen der aspekt sein, der sein besonderes interesse erregt, aber das ist eine andere sache.
(2) die frage nach der kausalität der weltdinge wird oft gleichgesetzt mit der frage nach dem wesen der dinge. Die wesensfrage, zentral für das ontologische argument, hat im relationalen argument allein eine philosophiehistorische bedeutung; denn die dinge der welt können für das individuum als ich immer nur das sein, was sie für das individuum als ich in der gesetzten relation sind. In einer relation gesetzt sind aber die dinge der welt immer real, mögen sie auch noch so irreal und abstrus in der welt der dinge erscheinen. <==//

(d) das individuum als ich mag den genialsten gedanken der welt in seinem forum internum denken oder das dümmste argument auf dem forum publicum äussern, aber weder das eine noch das andere können ein gegenstand jener spekulation sein, die im ontologischen argument jenseits von raum und zeit plaziert sein muss, wenn die konstruktion des seins rational erfasst werden soll. Das daseiende, dem sein emaniert, ist allemal ein ding der welt, das jedem zur hand ist und mit dem jeder al gusto umgehen kann. Mein argument mag als phantasie erscheinen und als irreal verworfen werden, aber was ein individuum, das ein ich sein will, in seinem forum internum denken mag(1), das ist in seiner reflexion ein ding seiner welt, und als ding der welt ist es für das individuum als ich den bedingungen von raum und zeit unterworfen. Solange das individuum, das als ich sich bildet, denkt, solange kann es sich nicht seiner welt mit ihren dingen(2) entziehen.
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(1) in dem argument sind alle krankhaften formen eingeschlossen, die denkbar sind; denn was als krank klassifiziert werden soll, das setzt eine bestimmung von dem voraus, das nicht krank ist. Streitig ist aber genau die unterscheidung zwischen dem, was krank ist, und dem, was nicht krank ist oder nicht krank sein soll. Die strittige unterscheidung ist aber normativ nicht entscheidbar, gleichwohl wird sie immer wieder pragmatisch entschieden.
(2) das argument schliesst auch den gedanken ein, dass dem individuum als ich seine welt nicht entzogen werden kann. Es ist denkbar und es ist auch täglich gelebte realität, dass dem individuum als ich bestimmte weltdinge entzogen werden, aber dieser entzug kann niemals total sein; denn ein ding der welt bleibt dem individuum als ich in seiner bürgerlichen disqualifizierung immer und das ist es selbst in seiner kreatürlichkeit. Wenn aber der entzug aller weltdinge der fall sein wird, dann wird das individuum, das ein ich gewesen war, als ein ding der welt aus dieser verschwunden sein - gemeinhin spricht man dann vom tod des individuums.    <==//

(e) die rede von der welt als das ganze der weltdinge bedeutet nicht, dass dinge der welt, die dem individuum als ich in raum und zeit nicht bekannt sind, darum keine dinge seiner welt sein können. Es gibt einen gemeinen spruch, der so geht: was ich nicht weiss, das macht mich nicht heiss. Das nicht bekannte ist dem individuum als ich hinter dem horizont verborgen, der seine kleine welt des bekannten vom nichtbekannten abtrennt. Aber was verborgen ist, das ist darum für denjenigen, dem es verborgen erscheint, nicht inexistent, zumindest der genosse könnte es als bestimmtes ding der welt wahrnehmen. In raum und zeit hat das individuum als ich seine welt in den teilen gemäss seiner möglichkeiten verfügbar, nicht aber als ein ganzes, das nur ein postulat der vernunft sein kann. Im relationalen argument ist die forderung unsinnig, dass das individuum als ich seine welt erst dann verstünde, wenn es alle dinge der welt kenne, weil es in raum und zeit genügt, dass es alle dinge der welt kennen könnte, wenn es im moment seiner gelebten gegenwart über die voraussetzungen für das kennen verfügt.   <==//
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(text/1.1.21)<==//

2.22.11
der trialektische modus hat drei konstitutive momente, die in drei relationen miteinander verknüpft sind. Wenn in analytischer absicht eine bestimmte relation in den focus der erörterung gesetzt werden soll, dann ist das dritte moment in der erörterung notwendig ausgeschlossen, weil es nicht ein moment der relation ist. Die formel: das dritte moment ist ausgeschlossen, kann nur in der funktion einer klarstellung gültig sein(a).
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(a) die reale ausschliessung ist ausgeschlossen, weil das ausgeschlossene dritte moment im trialektischen modus die funktion des horizontes hat, der für die relation einerseits die grenze und andererseits das maass ist, mit dem das individuum als ich das in der relation gesetzte weltding beurteilt.
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(2.23.04/(c))<==//
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(text/1.2.22)<==//
2.22.12
die existenz des individuums als ich ist sein leben, wenn es sich als ich in raum und zeit bildet(a). Die begriffe: existenz und leben, sind strikt voneinander zu trennen(b), aber sie haben in dem individuum, das sich in seinem leben als ich bildet, eine schnittmenge, die eine partielle verknüpfung zulässt(c). Das merkmal: leben, kommt allen individuen zu, die sich in einem anderen individuum fortpflanzen können; das merkmal: existenz, kann nur dem individuum zugeordnet werden, das fähig ist, sich als ein ich zu bilden. Mit dem begriff: existenz des individuums als ich, unterscheidet das individuum als ich die dinge des lebens, die seinesgleichen sind, von denen, mit denen es zwar das merkmal: leben, teilt, seinem leben aber eine besondere wertung zuspricht(d).

Das individuum als ich existiert, wenn es sich als ich bildet, und, als ein ich existierend, verändert es nicht nur seine welt, sondern es gestaltet diese welt auch(e). Immer ist das individum als ich in seiner existenz gefährdet, weil es im moment der gelebten gegenwart niemals gewiss sein kann, dass das projekt der selbstbildung und der gestaltung der welt gelingen wird(f). Das individuum als ich kann momente seiner geglückten existenz erleben, die auf dem weg orientierungspunkte sind, auf seine zweifelnde frage aber, ob es seine existenz als werk auch vollendet habe, antworten allein die nachlebenden auf ihre weise.
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(a) in der klassischen taxonomie der begriffe ist der begriff: existenz, in seinen merkmalen umfassender als der begriff: leben; in seinem inhalt aber ist der begriff: existenz, immer enger als der begriff: leben. Die existenz eines individuums als ich ist nicht auf sein biologisches leben reduzierbar, aber ohne das biologische leben ist die rederei von der existenz dummes zeug - helden existieren nicht, aber die bilder dieser helden sind dem individuum als ich in seiner existenz immer präsent.   <==//

(b) die differenz von leben und existenz wird in den diskursen selten offen verneint, aber die differenz der begriffe ist in der gebräuchlichen terminologie nur schwer erkennbar. Ob das absicht ist, will Ich dahingestellt sein lassen; denn weder die formulierung der begriffe oder die auswahl der phänomene, noch die ingebrauchnahme bestimmter termini sind frei von interessen, die das individuum als ich al gusto geltend macht. In das kalkül ist also immer auch das interesse mit einzubeziehen, aber die unterschiedlichen interessen sind hier nicht der gegenstand der erörterungen. <==//

(c) klarstellung: die verknüpfung der begriffe: existenz und leben, zum begriff: die existenz des individuums als ich, ist ein dritter begriff. Auf der argumentebene der begriffe schliessen sich diese begriffe logisch aus, auf der argumentebene der phänomene ist die unterscheidung nicht immer eindeutig. <==//

(d) auf der argumentebene der begriffe ist die unterscheidung eindeutig. Nur das individuum, das sich als ich bildet(1), kann von seiner existenz sprechen. Diese festlegung schliesst ein, dass allen individuen, das merkmal: existenz, abgesprochen werden muss, die sich nicht als ein ich bilden können. Tiere und pflanzen leben, aber sie existieren nicht(2).
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(1) es ist ein sonderfall, wenn ein individuum zwar das potential hat, sich als ein ich zu bilden, es aber durch unzulänglichkeiten in seiner physischen natur faktisch nicht oder nur in ansätzen fähig ist, sich zu einem ich zu bilden. Die abgrenzung ist heikel wie die debatten um die geistesschwachen und geisteskranken immer wieder demonstrieren. Eine normative abgrenzung scheidet aus und jede pragmatische unterscheidung ist von interessen umlagert. Ich denke, dass das problem zu lösen ist, wenn den individuen, die das potential haben, sich zu einem ich zu bilden, die auszeichnung zugesprochen wird, ein ich zu sein, und dass das faktum der erforderlichen einschränkungen allein auf der ebene der bürgerlichen teilhabe entschieden wird. Das problem auf der pragmatischen ebene ist weniger die gefahr, dass sich diese individuen als ich vorteile zu lasten anderer verschaffen könnten, die gefahr ist eher, dass diesen individuen als ich das erforderliche maass an fürsorge verweigert wird, das sie benötigen, um leben und existieren zu können.
(2) der laxe sprachgebrauch unterläuft die eindeutige unterscheidung; das ist zur kenntnis zu nehmen.  <==//

(e) als eine literarische bewegung im 20.jahrhundert hatte der existenzialismus aus der selbstbildung des ich und der gestaltung der welt einen kult gemacht(1). Diese weltsicht hatte in ihrer tendenz zwar die intention, das individuum als ich aus seinen vielfältigen bindungen zu befreien, denen es, nicht immer bewusst, unterworfen war, aber die resultate dieser befreiungen müssen im historischen rückblick als deprimierend bewertet werden - der sprung in die grosse freiheit endete in den ketten des deregulierten konsums, den sich nur das obere drittel der gesellschaft leisten kann.
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(1) einer der wortführer des grossen aufbruchs war Jean Paul Sartre gewesen. Sein protest gegen die tradierten strukturen der gesellschaft hatten eindruck bei denjenigen gemacht, die anderes wollten. Der literarische existenzialismus ist historia und im rückblick erweisen sich die angebotenen lösungen als dürftig. Das demonstrierte Sartre, eine autorität, mit seinem besuch des gefängnisses Stammheim, in dem einige mitglieder der RAF einsassen, um wegen mordes gerichtet zu werden.     <==//

(f) das individuum als ich, das die welt verändert und in der veränderung seine welt auch gestaltet, kann sich im moment der gelebten gegenwart nicht sicher sein, dass seine projektionen in die zukunft in den facta der vergangenheit 1:1 abgebildet sein werden. Dieser unsicherheit kann es sich nicht entziehen, weil es ein moment seiner autonomie ist, mit der es seine projektionen in die zukunft gestaltet. In seinen projektionen in die zukunft folgt das individuum als ich zwar der gesetzten kausalität, aber diese kausalität ist kein determinismus, dem es sich nicht entwinden kann. Jede gesetzte kausalität ist veränderbar(1), wenn das individuum als ich die phantasie hat, sich auch vorzustellen, dass seine welt anders sein könnte.
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(1) al gusto kann das individuum als ich mit seiner gesetzten kausalität keinesfalls umspringen. Unter den bedingungen von raum und zeit kann es die eine kausalität gegen eine andere austauschen, aber es wird nur dann erfolgreich sein, wenn es den genossen davon überzeugen kann.     <==//
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(text/1.1.1)<==//

2.22.13
die formel: das factum der vergangenheit, bezeichnet ein historisches ereignis, das das individuum als ich im moment der gelebten gegenwart erinnert(a)(b)(c). Alles, was das individuum als ich im moment der gelebten gegenwart real lebt, das ist, wenn der moment gelebt ist, ohne ausnahme ein factum der vergangenheit, das in die vergangenheit abgesunken ist. Das factum der vergangenheit ist dem individuum als ich nur in seiner erinnerung verfügbar, wenn es in einem anderen, einem neuen moment der gelebten gegenwart dieses factum der vergangenheit erinnert, das, wenn der moment der gegenwart gelebt ist, als ein neues, als ein anderes factum der vergangenheit in diese wieder absunken sein wird(d)(e). Als ein ding der welt hat das individuum als ich die facta der vergangenheit in unterscheidbaren formen präsent, sei das factum der vergangenheit nun ein gedanke, den es erinnernd in seinem forum internum denkt, oder sei das factum der vergangenheit ein dokument der historia, das es auf dem forum publicum in einem archiv aufbewahrt. Der text eines factums der vergangenheit, sei er in der form eines erinnerten gedankens, sei er in der form eines archivierten dokuments fixiert(f), ist in seiner semantischen bedeutung variabel und wird vom individuum als ich in jedem moment der gelebten gegenwart aktualisiert; konkret ist das factum der vergangenheit im moment der gelebten gegenwart, wenn das individuum als ich die relation setzt, in der das erinnerte factum der vergangenheit das zweite moment der relation ist(g).
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(a) der terminus: factum der vergangenheit, ist ein terminus technicus. Der buchstabe: c, im terminus, verweist auf die semantische bedeutung: facere/factum = machen/gemacht. Die geschichte ist nicht die vorgabe eines gottes oder einer universalen idee, denen das individuum als ich schicksalshaft ausgeliefert wäre; in den dokumenten der historia gegenwärtig ist die geschichte das werk des individuums als ich und seines genossen.   <==//

(b) der begriff: factum der vergangenheit, ist ein element der drei konstitutiven elemente des begriffs: zeiterfahrung,(1).
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(1) argument: //==>2.22.56. <==//

(c) in seiner funktion ist der begriff: factum der vergangenheit, dem begriff: vergangenheit, äquivalent, der im traditionalen zeitbegriff einer der konstitutiven begriffe ist.     <==//

(d) es heisst, dass das, was geschehen ist, unveränderbar sei, folglich könne das historische ereignis als eine tatsache nicht mehr verändert werden. Die sogenannte historische wahrheit ist für den methodisch bewusssten historiker ein hohes gut, aber dem historiker fehlt das argument, mit dem er sich der wahrheit eines historischen ereignisses versichern könnte; denn das individuum als ich verändert, wenn es ein historisches ereignis erinnert, dieses ereignis in mindestens einem moment, sei es, dass das individuum als ich ein moment der erinnerung nicht mehr verfügbar hat, sei es, dass das individuum als ich, gleichviel aus welchen gründen, in seine erinnerung ein anderes moment interpoliert. Allein der konsens, der von allen, die es betrifft, geteilt wird, gibt einem bestimmten historischenereignis(1) eine gewisse dauer. Alle, die es betrifft, haben sich in einem konsens auf die interpretation des historischen ereignisses verständigt, die gültig sein soll; es gilt aber auch, dass das, was für gültig erklärt wurde, gerade aus diesem grund nicht immer auch zwingend wahr(2) sein muss, entgegen der doktrin des klassische wahrheitsbegriffs, wonach wahr sein soll, was als wahr dekretiert ist.     <==//
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(1) so gilt es als gesichert, dass Cäsar am 15. märz 44 v.Chr. von Brutus ermordet worden ist. Für andere ereignisse gilt ähnliches. Solche daten sind stabil, solange es keine mächtigen interessen gibt, das datum in zweifel zu ziehen. Allein die tatsache, dass ein historisches ereignis nicht bezweifelt wird, macht den schluss nicht richtiger, dass es so auch gewesen sein muss, wie es erzählt wird und wie es geschrieben steht. Für den historiker, der sich auf dokumente stützt, ist die kritik der texte ein dauerhaftes problem, der historiker aber, der die mündliche überlieferung pflegt, kann die probleme der historischen wahrheit elegant lösen, wenn er als erzähler das in den generationen verblasste exakte kalenderdatum mit einer formel umschreibt; er sagt dann: als könig David lebte..., oder: vor langer zeit..., oder: zu weihnachten begab sich....     <==//
(2) jedes historische ereignis wird unterschiedlich, ja einander gegensätzlich ausschliessend interpretiert. Die geschichtslegenden liefern das erforderliche anschauungsmaterial und unüberholbar hat Friedrich Schiller diese erfahrungen in den versen über Wallenstein festgehalten: "Von der Parteien Gunst und Haß verwirrt/ Schwankt sein Charakterbild in der Geschichte"*.
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* Schiller. Wallensteins Lager, Prolog. Bd.2, p.273 //==>2.93.26<==//

(e) den begriff: geschichte, kann das individuum als ich ich nur dann formulieren, wenn es die differenzen in sein kalkül einstellt, die es in der erinnerung der facta der vergangenheit feststellt. Die geschichte, anders als die historia, ist für das individuum als ich kein statisches faktum, sondern ein dynamischer prozess, dessen ziele das individuum als ich in seinen projektionen in die zukunft fixiert hat. Die geschichte ist für das individuum als ich der glaubhafte kompass, aber die wahrheit der geschichte im sinn des klassischen wahrheitsbegriff ist ein punkt ausserhalb des kompasses. Dieses moment beuten die ideologen aus, wenn sie das volk auf ihre geschichtsdeutung einschwören - der rest, das ist macht, die der gewalt sich bedient. <==//

(f) die dokumente der historia sind quasi in stein gefallene facta der vergangenheit. Sie gelten als das unveränderbare zeugnis des ereignisses, von dem das dokument erzählt. Aber diese gewissheit ist ein trügerischer schein. Es ist zutreffend, dass die texte der historischen dokumente(1) von der erinnerung des individuums als ich im moment seiner gelebten gegenwart abgelöst werden und in ihrer äusseren gestalt nicht den veränderungen unterworfen sind, denen die erinnerungen unterliegen, wenn das individuum als ich die erinnerten facta der vergangenheit in seinem forum internum reflektiert, aber dem prozess der veränderung sind die texte der historischen dokumente nicht entzogen, wenn das individuum als ich die texte als zeichen deutet. Ein anderer aspekt ist, dass die dokumente der historia mit vorsatz verfälscht werden(2), sei es physisch, sei es immateriell durch interpretation.
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(1) eingeschlossen die bilder, mit denen die erinnerung an die historischen ereignisse tradiert wird.
(2) die veränderung historischer dokumente oder die schaffung neuer dokumente, die ein historisches ereignis bezeugen sollen, ist ein dauerndes problem der historik. Das ist in der historischen forschung ein zentrales thema, hier aber ein nebenaspekt, der beiseite gestellt bleiben kann.     <==//

(g) der begriff: das factum der vergangenheit, ist in den kategorien des ontologischen arguments nicht fassbar, weil das factum der vergangenheit als phänomen, so wie das individuum als ich es im moment der gelebten gegenwart erinnernd präsent hat, kein seiendes ist, das, einmal dem sein emaniert, nicht veränderbar ist. Es wäre aber eine fehldeutung des begriffs, wenn das factum der vergangenheit als etwas beliebiges abqualifiziert würde, das mal so und mal so sein könne. Das factum der vergangenheit ist, wenn das individuum als ich es im moment der gelebten gegenwart erinnert, präzis und nicht verwechselbar bestimmt, aber die bestimmung im moment der gelebten gegenwart ist etwas anderes als jenes ereignis, das der gegenstand der erinnerung gewesen war und der dem individuum als ich nur als erinnerter gegenstand verfügbar sein kann. Diese erfahrung fixiert das individuum als ich mit dem begriff: das factum der vergangenheit.   <==//
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(2.22.56/(h))<==//
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(text/1.1.22)<==//

2.22.14
auf zwei argumentebenen(a) hat das individuum als ich seine welt präsent, entweder auf dem forum publicum oder im forum internum - tertium non datur. Die begriffe: das forum internum und das forum publicum, unterscheiden imaginierte orte der reflexion, in denen das individuum als ich entweder bei sich ist oder ausser sich(b). Im forum internum denkt das individuum als ich seine welt bei sich oder es denkt seine welt ausser sich, wenn es mit dem genossen auf dem forum publicum kommuniziert(c). Allein das individuum als ich entscheidet für sich(d), was es, im forum internum gedacht, auf dem forum publicum preisgeben will, oder was es, auf dem forum publicum als mögliche dinge der welt erfahren, in seinem forum internum sich zu eigen machen will. Dem individuum als ich ist es nicht möglich, auf forum publicum in das forum internum des genossen einzugreifen, noch kann der genosse auf dem forum publicum in das forum internum des individuums als icheindringen(e). Das forum internum ist der heilige ort(f), bei dem das individuum als ich bei sich ist, aber das individuum als ich kann nur dann bei sich sein, wenn es auf dem forum publicum, dem profanen ort, mit dem genossen kommunizierend, sich entäussert. Das forum internum ist der ort des geheimnisses, das das individuum als ich bewahrt, das forum publicum ist der öffentliche ort, auf dem es kein geheimnis geben kann. Aber weder ist das forum internum der undurchdringliche ort, der dem individuum als ich angst machen könnte, noch ist das forum publicum ein markt, auf dem die eitelkeiten und waren al gusto feilgeboten werden sollten. Als imaginärer ort ist das forum publicum der ort, wo das individuum als ich ausser sich ist, wenn es mit dem genossen über die dinge der gemeinsam geteilten welt spricht, und das forum internum ist ein anderer ort, wo das individuum als ich bei sich ist, wenn es seine welt denkt.
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(a) was mit den termini: forum internum und forum publicum, bezeichnet wird, das sind phänomene der sprache, die zwei unterscheidbare ebenen bezeichnen, auf denen das individuum als ich die argumente miteinander verknüpft, mit denen es die dinge seiner welt erfasst. Das individuum als ich argumentiert auf beiden ebenen, aber es kann, wenn es in raum und zeit argumentiert, immer nur auf einer ebene gültig argumentieren(1). Was das individuum als ich in seinem forum internum denkt, das ist auf dem forum publicum nicht als unmittelbarer gedanke kommunizierbar, es sei, das individuum als ich artikuliert seinen gedanken in worten und verwendet auf dem forum publicum den gedanken als argument, das für den genossen ein blosses ding der welt ist, mit dem der genosse machen kann, was ihm beliebt. Die auf dem forum publicum entäusserten gedanken des genossen sind für das individuum als ich dinge der welt, mittels derer das individuum als ich mit dem genossen kommuniziert, aber diese argumente sind als dokumente der historia nicht seine gedanken, die das individuum als ich in seinem forum internum denkt. Die argumente des genossen werden aber zu seinen gedanken, wenn das individuum als ich sie aufgreift und für sich in seinem forum internum denkt(2). Es ist das individuum als ich, das zwischen dem forum internum und dem forum publicum oszilliert, und vermittelnd entweder auf dem forum internum agiert oder auf dem forum publicum. Auf der ebene der begriffe ist die unterscheidung eindeutig, auf der ebene der phänomene, die in raum und zeit voneinander nicht immer eindeutig getrennt werden können, ist die klare scheidung getrübt(3). <==//
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(1) was das individuum als ich in seinem forum internum als gültig denkt, das kann nur das individuum als ich unmittelbar binden; an das gedachte ist das individuum als ich gebunden, wenn es den gedanken als sein argument auf dem forum publicum entäussert hat, und dieses argument ist für den genossen auch nur dann gültig, wenn das argument in dem konsens eingebunden ist, der alle bindet, die es betrifft.    <==//
(2) die aneignung eines arguments, das das individuum als ich auf dem forum publicum aufgegriffen hat, ist eine handlung des individuums als ich und kann nur von diesem realisiert werden. Ein dokument der historia ist solange ein totes objekt, solange das individuum, das ein ich sein will, das dokument auf dem forum publicum nicht ergreift und in seinem forum internum zu einem gedanken transformiert, der allein sein gedanke sein kann.  <==//
(3) unter den bedingungen von raum und zeit ist nicht immer eindeutig erkennbar, auf welcher argumentebene das individuum agiert, das ein ich ist. Als symbol zitiere Ich Auguste Rodin's skulptur: der denker, die im öffentlichen raum steht, aber als skulptur auf etwas verweist, das nur im forum internum des betrachters realität haben kann. Ein anderer aspekt der prekären unterscheidung der argumentebenen sind die bedingungen der mediengeilen öffentlichkeit, die aber nicht als prinzipieller einwand gegen die strikte unterscheidung taugen. Jeder kann sich entblöden und auf der schaubühne des forum publicum seine dummheiten präsentieren, die als geheimnisse seines forum internum auf dem forum publicum schlechtes theater sind, das langweilt; ebenso langweilt der politiker das publikum, wenn er sein forum internum als öffentliches haus missbraucht; und wer, in seinem forum internum ganz zuhaus, sich eingepanzert hat, der übersieht auch die möglichkeiten, die ihm auf dem forum publicum eröffnet sein können.     <==//

(b) die merkmale: bei sich und ausser sich sein, sollten weder mit den vorstellungen einer entfremdung(1) noch mit den vorstellungen einer innerlichkeit(2) gleichgesetzt und damit verwechselt werden. Das individuum als ich, das bei sich ist, wendet seinen blick auf sich selbst, das individuum als ich, das ausser sich ist, hat seinen blick auf den genossen gerichtet. Dass diese blicke mit konnotationen umstellt sind, die phänomene der entfremdung und innerlichkeit sein können, ist ein problem, das hier nicht erörtert wird.
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(1) die theorien der entfremdung, zentrales thema der debatten in den vergangenen zwei jahrhunderten, sind untauglich, die spezifischen probleme der entäusserung zu erklären, die entstehen können, wenn das individuum als ich sich an den genossen wendet. Das individuum als ich, das in der kommunikation sich entäussert, kann sich in der entäusserung seines selbst entfremden, nicht, weil es sich auf dem forum publicum entäussert, sondern weil es auf dem forum publicum mit bedingungen konfrontiert ist, die das individuum als ich nötigen, gründen zu folgen, die es nicht gesetzt hat.
(2) die epochen der innerlichkeit signalisieren, dass das inndividuum als ich sich auf sich selbst zurückgezogen hat. Was immer auch die gründe für den rückzug sein mögen, es sind gründe, die mit der psychischen verfassung des individuums als ich verknüpft sind, nicht aber mit dem factum, dass das individuum als ich seine welt allein im forum internum bei sich denken kann. <==//

(c) das forum internum und das forum publicum sind keine realen orte der welt, es sind als phänomene der sprache metaphern, mit denen bestimmte phänomene plausibel gemacht werden können. Das forum publicum(1) ist die schaubühne, die zugleich die welt ist und die welt des individuums als ich und seines genossen sein soll. Auf dieser bühne kann alles, was das individuum als ich begeistern könnte, eine requisite sein. Mit einer schaubühne vergleichbar sind die vorstellungen, mit denen, logisch unzulässig, das nervensystem eines menschen als forum internum identifiziert wird. Dem neurologen ist allein ein system von nervenzellen zur hand, die miteinander in chemischen reaktionen vernetzt sind, zu denen, bis heute jedenfalls, keiner einen unmittelbaren zugang hat. Was das individuum als ich in seinem forum internum denkt, das ist für jedermann ein geheimnis, das dem genossen prinzipiell verschlossen ist. Allein das individuum, das sich zu einem ich bildet, entscheidet, welche gedanken, in seinem forum internum gedacht, es auf dem forum publicum entäussern will. Das forum publicum ist quasi die welt, die als bühne jedermann offen zur hand ist, und auf der jedermann die dinge der welt miteinander al gusto in den grenzen der akzeptierten kausalitäten verknüpfen kann. Was das individuum als ich aber aus der fülle der möglichkeiten für sich als bindend aufgreifen will, das entscheidet es, eingebunden in seine interessen, selbst. Das individuum als ich ist den versuchen seines genossen ausgesetzt, der seine entscheidungen durchzusetzen sucht, aber es ist nicht der genosse, der für seinen anderen entscheidet, was dieser auf diesem forum publicum zur kenntnis nehmen soll und was nicht(2). Wenn ein ding der welt auf dem forum publicum im forum internum des individuums als ich ein moment sein soll, dann muss das individuum als ich entschieden haben, ob es dieses ding der welt in seinem forum internum sich zu eigen machen will oder nicht.     <==//
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(1) jede terminologie unterliegt der eigenen logik, und gemäss dieser logik wären nur diese termini: forum internum und forum externum oder forum publicum und forum privatum, korrekt. Die zusammenstellung der termini: forum internum und forum publicum, ist historisch entstanden. Als Ich meine überlegungen systematisierte, war mir nur der terminus: forum publicum, geläufig, diesem ordnete Ich dann den terminus: forum internum, bei. Ich sehe keinen vernünftigen grund, diese verknüpfung aufzulösen, weil andere termini logisch zwingender zu sein scheinen, die aber bedeutungen aufweisen, die nicht mit meinen intentionen harmonieren. Um mögliche missverständnisse zu vermeiden, habe Ich die frühen termini beibehalten, zumal die termini weder die bezeichneten begriffe noch die bezeichneten phänomene bestimmen können.     <==//
(2) die soziale realität sollte nicht ausgeblendet sein, wenn die strukturen der imaginären orte reflektiert werden. Vieles, das das individuum als ich in seinem forum internum denken muss, ist ihm von der realität auf dem forum publicum aufgenötigt worden, aber was unter dem aspekt des forum publicum als eine fremde entscheidung erscheint, das ist unter dem aspekt des forum internum immer die entscheidung des individuums als ich. Im forum internum ist das individuum als ich sein eigener herr. Diese feststellung kann missverständnisse provozieren, weil eine metapher instrumentalisiert wird, die auch anders gedeutet werden kann, wenn die Hegel'sche herr/knecht-dialektik das maass ist, die Ich als unzureichend kritisiere.     <==//

(d) der freie wille und die autonome entscheidung sind als begriffe widersprüche, als phänomene nur gegensätze. Den freien willen hat das individuum als ich nur in den phänomenen der bürgerlichen freiheiten verfügbar. Was also als freier wille erscheint, das ist ein in der vom individuum als ich gesetzten kausalität gebundener freier wille, der die autonome entscheidung des individuums als ich zur bedingung hat.   <==//

(e) kein machthaber kann die grenze überschreiten, die das forum internum von dem forum publicum abgrenzt, auch dann nicht, wenn der machthaber in seiner illusionären omnipotenz das individuum, das ein ich ist, mit gewalt vernichtet; denn in der physischen vernichtung seines anderen ist dem machthaber das entschwunden, dessen er habbaft werden wollte, das forum internum des vernichteten individuums, das ein ich gewesen war(1).
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(1) auch wenn der machthaber nicht das letzte mittel anwendet und seinen genossen tötet, so sind seine versuche, sich des forum internum seines genossen zu bemächtigen, erfolglos. Ich verkenne nicht, dass diese versuche der manipulation, z.b.die methoden der gehirnwäsche, in begrenztem umfang erfolgreich sein können. Es ist möglich, die persönlichkeit eines menschen soweit manipulativ zu deformieren, dass dieser als willfähriges werkzeug missbrauchbar ist, aber letztlich können diese manipulationen nicht die autonomie des individuums als ich zerstören. Was aber für die gegenwart und die vergangenheit gilt, das ist für die zukunft ungeklärt. Es kann vermutet werden, dass mittels der fortschreitenden nanotechnik wege gefunden werden, die die möglichkeit eröffnen, in den neurologischen apparat eines individuums soweit einzudringen, dass dieser apparat über einen implantierten chip einen fremdimpuls unmittelbar wahrnehmen und adäquat in den neurologischen apparat einführen kann. Das ist aber eine andere situation, und diese situation ist mit den positionen der tradition nicht vereinbar. Wenn das einmal der fall sein sollte, dann hat die rede von einem individuum als ich oder, traditional formuliert, einer person, keinen gegenstand.     <==//

(f) der terminus: heiliger ort, ist zwar religiös konnotiert, aber die religiösen aspekte, die die unterscheidung der religiösen oder sakralen sphäre von der profanen oder weltlichen bestimmen, sind für die termini: heilig und profan, hier nachrangig. Entscheidend ist allein die abgrenzung zweier räume voneinander, die aber, wenn das individuum als ich sie sich vorstellt, ein ganzes sind(1). In der vorstellung des individuums als ich ist das forum publicum eher ein gemeiner ort, der ausnahmslos allen zugänglich ist, das forum internum ist aber für das individuum als ich ein besonderer und damit ausgezeichneter ort. Diese orte galten als herausgehobene orte in der tradition immer als heilig.
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(1) vielleicht wirkt die unterscheidung weniger verdächtig, wenn die unterscheidung des römischen rechts herangezogen wird, das den privaten und den öffentlichen bereich trennt. Der römer als bürger der Civitas Romae war sowohl privat als auch öffentlich tätig, wobei, zumindest der theorie nach, diese beiden bereiche strikt getrennt sein sollten. Die probleme, die mit den termini: privat und öffentlich, verknüpft sind und die die begriffe und phänomene bezeichnen sollen, können aber die begriffe und phänomene selbst nicht berühren, wohl aber kann ihre falsche verwendung die kommunikation zwischen dem individuum als ich und seinem genossen stören. Das muss in einem diskurs angemessen beachtet werden. <==//
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(text/1.3.23)<==//

2.22.15
der terminus: freiheit, ist doppeldeutig konnotiert(a). Einerseits scheint der terminus die entgrenzung in der welt zu verheissen, andererseits sind die mit dem terminus gekennzeichneten vorstellungen von der angst des individuums als ich umstellt. In den begriffen der freiheit ist diese doppeldeutigkeit gespiegelt(b). Jede vorstellung einer freiheit des individuums als ich ist in raum und zeit eine gebundene freiheit, die der kausalität unterliegt, die das individuum als ich gesetzt hat. Das individuum als ich, autonom, wenn es sich als ich schafft, folgt der kausalität, für die es sich autonom entschieden hat. Die dinge der welt, die das individuum als ich mit dem begriff: freiheit, unterscheidet, sind als phänomene freiheiten, die das individuum als ich, selbst beanspruchend, dem genossen zubilligt oder auch nicht. Jede freiheit ist bedingt(c) und was die bürgerlichen freiheiten(d) in der geschichte sind, das ist in den perioden der historia unterschiedlich definiert worden. Die geschichte der politischen ordnungen als die geschichte der freiheit zu interpretieren(e), ist ein wesentliches moment der abendländischen tradition(f), das nicht kleingeredet werden sollte, auch dann nicht, wenn die blütenträume auf dem weg verblüht sein werden, ohne zur frucht gereift zu sein(g). Die bürgerlichen freiheiten sind kein dauernder besitz; in jedem moment der gelebten gegenwart muss das individuum als ich sie neu bewähren.
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(a) eindeutig(1) ist der terminus: autonom, der oft synonym, aber unzulässig, mit dem terminus: frei, gleichgesetzt wird. Allein das individuum als ich, das seine autonomie gebraucht(2), kann den zwängen in der welt widerstehen, weil es sich als ich in einer alternative ohne grund einen grund setzend für die eine oder die andere seite entscheiden kann. Wenn der begriff: freiheit, reflektiert wird, dann ist der begriff: autonomie, als moment der welt der reflexion vorgeschaltet, der die bedingung dafür ist, dass das, was der begriff: freiheit, in der gesellschaft ermöglichen soll, realität werden kann.
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(1) im strikten sinn kann jedem terminus eine beliebige bedeutung zugeordnet werden. In der kommunikation mit dem genossen ist aber das individuum als ich gehindert al gusto zu verfahren, wenn es von dem genossen verstanden werden will. Es ist nur eine feststellung, dass der terminus: autonom, in der kommunikation der individuen als ich nicht so buntschillernd gebraucht wird wie der terminus: frei, der für jedes verbrechen missbraucht wird.
(2) argument: //==>2.22.07. <==//

(b) es ist tradition, den begriff: freiheit, in einer gedoppelten fassung zu erörtern. Einmal definiert der begriff: freiheit, die freiheit von etwas, dann definiert der begriff: freiheit, die freiheit zu etwas. Der eine aspekt der freiheit ist das frei sein von zwängen jeder art, auch der nagenden angst vor dem morgen, der andere aspekt der freiheit ist die freiheit als ermächtigung zu etwas, das das individuum, sich selbst als ich schaffend, gestalten will. Der zweifache blick auf den begriff: freiheit, schliesst einerseits jede eindeutige definition des begriffs: freiheit, aus, andererseits ist der zweifache blick die bedingung, den begriff: freiheit, interessengebunden zu manipulieren; auch der bösartigste tyrann schwafelt von der freiheit, wenn er die eigene meint, die er anderen versagt.    <==//

(c) eine bedingte freiheit? - das scheint eine adiectio oppositorum zu sein. Es ist eine geschichtliche erfahrung, dass mit dem terminus: freiheit(1), damals wie heute, schindluder getrieben wird(2). Es war immer eine legitime forderung, freiheit für sich geltend zu machen, aber in der forderung wurde verdeckt, dass die freiheit des einen zugleich die unfreiheit des anderen bedeutet. Was als freiheit gelten soll, das ist nicht aus dem begriff: freiheit, ableitbar, sondern wird von dem bestimmt, was als interesse das individuum als ich und sein genosse zugleich verbindet und trennt; letztlich entscheidet, wie die dokumente der historia es belegen, die macht des einen, der sich der gewalt bedient. Der verlauf jeder historischen revolution belehrt, dass vor der revolution die eine gruppe der anderen die selbstbeanspruchten freiheitsrechte verweigert hatte, und, wenn die revolution erfolgreich gewesen war, die siegreiche gruppe die nun selbstbeanspruchten freiheitsrechte den anderen verweigert(3). Was von den revolutionen dauerhaft bleibt, das ist die enttäuschte hoffnung, weil das individuum als ich in seiner hoffnung auf freiheit die bedingung der eigenen freiheiten nicht verstanden hat.   <==//
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(1) der begriff: freiheit, ist für manipulationen weniger anfällig, weil jedes individuum als ich für sich den begriff auf dem forum publicum rechtfertigen muss. Auf dem forum publicum ist der begriff: freiheit, ein moment des konsenses, auf den die individuen als ich sich verständigt haben, der für alle gelten soll, die konsentieren wollen. In dem prozess der wechselseitigen abstimmung wird manches detail eliminiert, das unter dem deckmantel des terminus: freiheit, im begriff verankert werden sollte. <==//
(2) das phänomen kann gut illustriert werden, wenn die chamäleongleiche anpassung des terminus: freiheitskämpfer, zur kenntnis genommen wird. Diese helden, die sich als freiheitskämpfer selbst stilisierten, endeten, wenn sie den sieg lebend erreicht hatten, immer als die neuen folterknechte. <==//
(3) die feinde der revolution sind immer wohlfeil denunzierbar - und auch in demokratischen gesellschaften ist der spruch nicht unbekannt: keine freiheit den feinden der freiheit.     <==//

(d) wer von der freiheit träumt, der träumt von freiheiten(1), die ihm als bürger versperrt oder nur in unzureichender weise(2) zugänglich sind. In ihrer geschichte haben die individuen als ich systeme bürgerlicher freiheiten entwickelt, die, wenn der maasstab der gerechtigkeit gültig sein soll, die bürgerlichen freiheiten ungleich auf die individuen, die ein ich sein wollen, verteilt haben. Nicht jede freiheit für sich hat für das individuum als ich das gleiche gewicht. Der gefangene will frei sein von den ketten; der selbstbewusste bürger will frei sein, das zu tun, was er für richtig hält, wenn er mit seinem tun andere nicht hindert oder schädigt, vergleichbares zu tun. Es ist plausibel, wenn jede rechtsordnung einer gemeinschaft(3) als ein system von freiheiten interpretiert wird, die die gemeinschaft allen mitgliedern einräumen und garantieren will; ebenso nachvollziehbar ist, dass das system der realen freiheiten keine numerische gleichheit sein kann, die 1:1 verrechnet werden muss. Aber es gibt vorstellungen, die beschreiben, wie die bürgerlichen freiheiten unter denen, die es betrifft, verteilt sein müssen, wenn das kriterium der gerechtigkeit keine leere phrase sein soll. Der gegenwärtige zustand der welt ist von diesen vorstellungen äonen weit entfernt(4). <==//
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(1) das individuum als ich kann den begriff von freiheit nur in der einzahl denken, aber was es als das phänomen: freiheit, im moment der gelebten gegenwart erfährt, das sind für ihn freiheiten. Ich verwende dafür den terminus: bürgerliche freiheiten. Diese freiheiten werden in der abendländischen tradition mit dem terminus: menschenrechte, bezeichnet.     <==//
(2) die verweigerung bestimmter freiheiten wird gemeinhin mit den sogenannten sachzwängen gerechtfertigt, die als rechtfertigung vorgeschoben werden, um dem anderen, der konkurriert, seine rechte zu nehmen, zu beschneiden oder erst gar nicht zuzubilligen. Wenn die ideologen des neoliberalismus von der freiheit der märkte schwätzen, dann wollen sie die freiheiten in den märkten auf die potentesten marktteilnehmern beschränken. Wer in diesen freiheiten nicht mithalten kann, der wird aus dem markt eliminiert.  <==//
(3) mit dem terminus: gemeinschaft, erfasse Ich alle gruppenbildungen, denen ein individuum als ich sich autonom anschliessen kann. Die realen lebensverhältnisse schränken seine wahlmöglichkeiten jedoch erheblich ein. In welchem maass diese einschränkungen konstatiert werden müssen, kann hier offen bleiben, weil das spektrum der möglichen gemeinschaftsformen breit gefächert ist, das sowohl die organisation eines zivilisierten staates umfasst als auch die organisation einer räuberbande einschliesst, deren mitglieder in einem system der rechte und pflichten eingebunden sind, die als freiheiten der bandenmitglieder gelesen werden können, aber nicht als modell einer zivilisierten gesellschaft taugen. Phänomene aber, die als gemeinschaften erscheinen, aber keine gemeinschaften sind, scheiden aus. Der ideale markt der neoliberalen ideologen ist ebensowenig eine gemeinschaft wie ein haufen von soldaten, der durch mörderische befehle in fasson gezwungen wird.     <==//
(4) die faktischen ordnungen en detail zu erörtern ist hier nicht die aufgabe, zumal für jede historische epoche eigene maasstäbe anzusetzen sind.     <==//

(e) Hegel hatte die weltgeschichte als eine geschichte der freiheit interpretiert. Ich verkenne nicht, dass Hegel mit seiner theorie die deutung der moderne erheblich beeinflusst hatte, aber Ich wende ein, dass die freiheit, oft als allegorie in einer frau versinnbildlicht, kein subjekt der geschichte sein kann, weil das individuum als ich das subjekt seiner geschichte ist, das sich im moment seiner gelebten gegenwart bewähren muss. Hegels weltgeist - das bin Ich, das ist jeder, den Ich als meinesgleichen anerkenne, und das, was die historiker, den ruhm verteilend, aus der weltgeschichte machen, das ist etwas anderes.     <==//

(f) die anderen traditionen der welt haben die akzente anders gesetzt. Die feststellung der differenzen mindert aber weder die erfolge der abendländischen tradition, deren vorstellungen in der idee eines universalen menschenrechts ihren kulminationspunkt haben, noch sollte die feststellung der akzentverschiebungen als eine kritik anderer traditionen missdeutet werden, die das heil der welt in der idee der ordnung denken. Das sind positionen, die einander fremd sein können,  aber Ich interpretiere die ideen der freiheit und der ordnung als versuche, das individuum, das ein ich sein will, als ein ich zu ermächtigen.     <==//

(g) die idee der universalen geltung der menschenrechte ist ein wesentliches moment des begriffs: die bürgerlichen freiheiten. Das individuum, das sich als ich bilden will, kann diese aufgabe in der gemeinschaft mit seinesgleichen nur dann bewältigen, wenn es in seinen sozialen beziehungen mit dem genossen dem genossen gleichgestellt ist. Zumindest muss das individuum als ich und sein genosse gleichen anteil an den bürgerlichen freiheiten haben können, wobei es kein verstooss gegen die gleichheit sein muss, wenn darüber diskutiert wird, welche bürgerlichen freiheiten das individuum als ich für sich konkret behaupten will; allein es muss gesichert sein, dass der einen gruppe oder der anderen gruppe in der gemeinschaft nicht mehr oder weniger zugestanden ist als der anderen. In raum und zeit ist diese balance kein status, sondern ein prozess. <==//
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(text/1.3.22)<==//

2.22.16
der begriff: geltung, legt fest, dass ein argument(a) für das individuum als ich bindend ist. Was gelten soll, das hat das individuum als ich autonom gesetzt, aber diese setzung gilt allein für das setzende individuum als ich absolut(b), für den genossen ist diese setzung nur dann bindend, wenn der genosse diese setzung als seine autonome setzung in einem konsens(c) akzeptiert hat, der sowohl den genossen bindet als auch das individuum als ich. Die bestimmung der geltung ist auf der argumentebene der begriffe eindeutig, mehrdeutig sind aber die unterschiedenen phänomene auf der argumentebene der phänomene. Das individuum als ich, das den konsens nicht akzeptiert, kann, weil es dieser konsensgemeinschaft nicht zugehört(d), durch keine regel gebunden werden, die diese gemeinschaft als konsens in geltung gesetzt hat(e). Aber das dissentierende individuum als ich ist in seiner verneinung gleichwohl mitglied einer anderen konsensgemeinschaft, die ihre regeln gesetzt hat. Was also soll gelten, wenn in raum und zeit zwei geltungsansprüche als gegensätze unvereinbar sind? Der begriff: geltung, ist uneingeschränkt gültig, zerbrochen ist allein der konsens, der die unterscheidbaren geltungsansprüche miteinander kompatibel hält. Den streit können das individuum als ich und sein genosse nur dann auflösen, wenn sie, jeder autonom für sich entscheidend, einen neuen konsens schaffen, der sowohl den genossen als auch das individuum als ich bindet(f).
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(a) das argument ist ein ding der welt, aber nicht jedes weltding ist ein argument. Eine waffe kann töten, aber sie kann das individuum als ich nicht binden; denn die bindung durch zwang hat in raum und zeit keine dauer(1). Der begriff: geltung, ist auf die phänomene der sprache begrenzt; für die phänomene, die keine phänomene der sprache sind(2), gilt der begriff: kausalität. In der kausalität sind zwei dinge der welt nach einer gesetzten regel miteinander verbunden. Als phänomen mag die bindung, die in der kausalität ihren grund hat, nicht von der bindung prima vista unterscheidbar sein, die ihren grund in der geltung hat(3), aber die differenz sollte nicht unterschlagen werden. In seiner körperlichkeit unterliegt das individuum als ich den bedingungen der kausalität, was aber das individuum als ich und der genosse in ihrer sozialen beziehung ins werk setzen, das hat seinen grund in der geltung, über die das individuum als ich und sein genosse, jeder für sich, autonom entscheiden. <==//
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(1) die bindung durch zwang verdampft, wenn der zwang weicht. Dieses phänomen ist in jeder zwangssituation beobachtbar, aber dennoch glaubt das individuum, das ein ich sein will, auf das mittel des zwanges nicht verzichten zu können - was für ein irrtum.     <==//
(2) die sozialen beziehungen, die zwischen dem individuum als ich und seinem genossen benannt werden können, werden vom individuum als ich auf zwei argumentebenen reflektiert. Die eine argumentebene hat die physischen relationen zum gegenstand, die andere argumentebene hat die psychischen relationen zum gegenstand. Der physische aspekt wird im horizont des begriffs: kausalität, reflektiert, der psychische aspekt, also im weitesten sinn die sprachlichen phänomene, im horizont des begriffs: geltung. <==//
(3) im ergebnis unterscheidet sich die tötung eines individuums als ich mit einer waffe nicht von der tötung eines individuums als ich durch ein todesurteil - die tötung ist mord. Die tötung mit einer waffe, die den körper des opfers tödlich verletzt hat, ist nach den regeln der kausalität zu beurteilen*; die tötung durch ein todesurteil, das das opfer an die schergen ausliefert, die morden, hat einen geltungsgrund, der behauptet wird, aber ohne gegenstand ist**; real ist aber die tötung durch das todesurteil mit einer waffe, sei diese waffe die guillotine, der elektrische stuhl, der galgen oder sonst ein ding der welt, das kausal geeignet ist.
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* die sonstigen motive für die tat sollen hier ausser betracht bleiben.
** es ist frivol, wenn behauptet wird, dass die todesstrafe durch die verfassung legitimiert sei. Es ist historisch zutreffend, dass der mord im staatsauftrag immer rechtsförmig organisiert war und das gilt auch heute noch, aber die berufung auf das gesetz ist ein missbrauch der idee des rechts, die zur bedingung hat, dass das individuum als ich und sein genosse gemeinsam als gleiche handeln, nicht aber, dass der eine den anderen wie eine sache behandeln könne, die beseitigt werden müsse.     <==//

(b) der begriff: absolut, ist nur auf der argumentebene der begriffe gültig. Die axiome der logik gelten absolut, die kausalität, vom individuum als ich gesetzt, kann aber nur auf der argumentebene der phänomene beurteilt werden, und diese beurteilung kann in raum und zeit in keinem fall absolut gültig sein.     <==//

(c) argument: //==>2.22.28. <==//

(d) aufgrund seiner autonomen entscheidung ist das individuum als ich  mitglied der konsensgemeinschaft, deren konsens es anerkennt; wenn diese bedingung erfüllt ist, dann ist das individuum als ich in der konsensgemeinschaft auch akzeptiert. Die feststellung impliziert, dass die konsensgemeinschaft kein mitglied gegen seinen willen ausschliessen kann und dass der austritt des individuums als ich aus der konsensgemeinschaft ebenso die konsequenz der autonomen entscheidung des individuums als ich sein muss. Es ist eine irrige meinung, die den konsens mit der geltenden rechtsordnung gleichsetzt; die verletzung einer rechtsnorm kann ein indiz sein, dass der rechtsverletzer den konsens aufgekündigt hat, aber in der regel ist das nicht der fall.     <==//

(e) es ist zu unterscheiden zwischen der prinzipiellen anerkennung einer rechtordnung (=legitimität) und der beachtung einzelner rechtsnormen (=legalität). Was im streit steht, wenn die geltung eines anspruchs bezweifelt wird, das sind zumeist konflikte um die legalität eines konkreten interesses. Auch der dieb, der mit seiner handlung das gesetz bricht, erkennt im prinzip die rechtsordnung an, in der das gebrochene gesetz ein teil ist, weil der dieb weiss, dass er sich seiner beute nur dann sicher sein kann, wenn die rechtsordnung als ganzes gilt, die seinen neuen besitz, rechtwidrig erlangt, solange schützt, wie der rechtsbruch nicht bekannt geworden ist. Der verstooss gegen die legalität einer norm muss nicht notwendig auch ein verstooss gegen die legitimität der ordnung sein, in der die norm ein teil ist. Erst wenn die legitimität der rechtsordnung in zweifel gezogen wird und der staatsbürger gewalttätig(1) zur revolution schreitet, hat die rechtsordnung ihre legitimität verloren, die neu begründet werden muss.
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(1) wer mit worten nicht weiterkommt, der greift zur waffe - das ist eine alte beobachtung, die zu ignorieren ebenso dummheit ist wie die gewalt die reale gleichgültigkeit ist. Auf dauer ist kein konsens möglich, der mit gewalt durchgesetzt werden soll. Die dokumente der historia belegen hinreichend, das alle revolutionen* der historia gescheitert sind, aber ihr scheitern rechtfertigt a posteriori weder die vormals mächtigen, die den grund für die gewalt gesetzt hatten, weil sie glaubten, in ihrer vermeintlichen allmacht den konsens missachten zu können, noch entschuldigt das scheitern jene, die im guten glauben meinten, mit gewalt die achtung des neuen konsenses erzwingen zu können.
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* kann es gelungene revolutionen geben? - ja, wenn die gewalt nicht der geburtshelfer des neuen konsenses ist, sondern die vernunft, die auf die wirkkraft der sprache setzt, in der das individuum als ich und sein genosse miteinander kommunizieren.     <==//

(f) die forderung, einen neuen konsens zu stiften, ist keine weltfremde träumerei, auch dann nicht, wenn einzuräumen ist, dass die welt eher durch erbitterte konflikte bestimmt ist als durch harmonische konsense. Die welt ist nicht das paradies, aber der traum ist real, dass die welt ein paradies sein kann, wenn das individuum als ich und der genosse es wollen.  <==//
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(text/1.2.11)<==//

2.22.17
der terminus: genosse, ist aus der mode gefallen und wer, dem zeitgeist konträr, den terminus verwendet, der gilt als politisch verdächtig(a). Der begriff: genosse, teilt aber nicht das schicksal des terminus. Der genosse ist der_andere, ohne den das individuum, das ein ich sein will, kein ich sein kann(b). Das werk, sich als ich zu bilden, kann das individuum als ich nur mit dem genossen realisieren(c). Das phänomen: genosse, ist jedoch in raum und zeit nicht eindeutig bestimmbar, weil nicht nur die individuen als ich, jedes für sich, genossen sind, mit denen das individuum als ich in der gemeinschaft harmoniert, sondern es sind auch jene individuen als ich, jedes für sich, genossen, deren interessen mit den interessen des individuums als ich nicht kompatibel sind. Im streit um die gegenläufigen interessen sind die gegner, jeder für sich, ein genosse(d).
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(a) die mit dem terminus: genosse, verknüpfte bewertung des begriffs: genosse, ist mit der pawlow'schen reaktion vergleichbar; denn im linken spektrum war der titel: genosse, nur eine phrase, und wer im real existiert habenden sozialismus den konkurrenten offiziell mit dem titel anredete, der hatte als hintergedanken schon beschlossen, den konkurrenten bei passender gelegenheit im Gulag verschwinden zu lassen, vorausgesetzt, das war opportun und auch die machtmittel waren verfügbar. Im rechten spektrum redet man nicht vom genossen, sondern vom kameraden, aber das ist nur ein anderer terminus für das gleiche.     <==//

(b) Ich halte an dem alten wort: genosse, fest, weil es den präziseren terminus: der_andere, der nüchtern und kalt wirkt, vertreten kann; denn im terminus: genosse, schwingt auch die wärme und die zutraulichkeit mit, ohne die keine soziale beziehung bestand haben kann. Das individuum als ich ist in seiner rationalität nicht der kalte automat, der strikt vollzieht, was die logik seines urteils ihm vorgibt. Am schmerz seines genossen kann das individuum als ich teilhaben und daran sich selbst bilden.  <==//

(c) in den anthropologischen theorien ist es ein topos, dass der mensch ein soziales wesen sei, das nur in der gemeinschaft mit seinesgleichen existieren könne. Diese tradition ignoriere Ich nicht, wenn Ich dezidiert einen bestimmten terminus verwende, der in den theorien eher ein randständige rolle hat; Ich setze mit dem terminus: genosse, einfach andere akzente. <==//

(d) der genosse kann nicht der feind sein und der feind ist kein genosse, weil das individuum als ich, das seinen anderen zum feind erklärt, sich selbst als ich entmächtigt.     <==//
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(text/1.1.1)<==//
 

2.22.18
der begriff: geschichte, ist vom begriff: historia(a), zu unterscheiden. Was das individuum, das ein ich ist, als seine geschichte begreift, das ist ein prozess, den es im moment der gelebten gegenwart realisiert. Die geschichte(b) ist kein unverrückbarer fels(c); die geschichte ist nicht statisch, weil die geschichte jene vorstellungen sind, die das individuum als ich in seinem forum internum reflektiert, wenn es im moment seiner gelebten gegenwart, sowohl die facta der vergangenheit erinnert als auch die projektionen in die zukunft träumt. Seine geschichte ist volativ, und doch ist sie in ihrer plastizität, wenn sie im moment der gelebten gegenwart real gelebt wird, immer auch ein verlässlicher orientierungspunkt, der den weg weisen kann. In ihrer formbarkeit ist die geschichte aber nicht beliebig; denn als ein erinnertes factum der vergangenheit zerfällt die geschichte nicht in die unerbittlichen dokumente der historia, die in ihrer faktizität das individuum als ich zweifeln, aber auch hoffen lassen(d).
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(a) argument: //==>2.22.21. <==//

(b) oft redet man in pathetischer anspannung von der geschichte, aber das ist der mantel, der oft leere sprachhülsen zudecken soll. Jedes individuum als ich hat seine geschichte, genauso wie jene gemeinschaften ihre historia haben, denen das individuum als ich angehört, und wenn mit dem terminus: das deutsche(1)volk(2), geredet wird, dann sind zwei dinge der welt strikt zu unterscheiden, einmal das faktum der historia, das durch viele dokumente der historia repräsentiert wird, und zum zweiten die vorstellungen, die jedes individuum als ich für sich als facta der vergangenheit erinnert. Das sind zwei dinge der welt, die unter dem terminus: geschichte, als identische gegenstände erscheinen, die aber als dinge der welt für sich nur dann real sind, wenn ein individuum als ich sie im moment der gelebten gegenwart denkt und damit auch erlebt. Die geschichte ist kein seiendes, das als seiendes unveränderbar dem sein emaniert ist, die geschichte ist eine vorstellung des individuums als ich, das diese vorstellung in seinem forum internum denkt und auf dem forum publicum mit dem genossen erörtert.    <==//
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(1) das adjektiv: deutsch, ist durch jedes andere adjektiv in der gleichen funktion ersetzbar.     <==//
(2) für den terminus: volk, kann auch der terminus: nation, eingesetzt werden. Es wird zwar zwischen den begriffen: volk und nation, eine klare trennlinie gezogen, aber das trennende ist eher der perspektivische blick auf die phänomene: volk und nation.     <==//

(c) von der ewigkeit der geschichte schwätzen die ideologen, die hinter ihrem wortschwall etwas verbergen wollen. Es ist geläufig, dass die ewigkeiten der tausendjährigen reiche eine erbärmliche endlichkeit in ihrer realen zeit haben - eines war schon nach 12 jahren erledigt....  <==//

(d) der erzähler gestaltet seine geschichte, die aufgabe des historikers ist es, die dokumente der historia zu sichern. Beide, der historiker und der erzähler, sind aufeinander verwiesen. Der erzähler benötigt ein minimum an gesicherten historischen fakten, um seine geschichte gestalten zu können, und die zuhörer schätzen seine kunstfertige gestaltung, wenn der erzähler die fakten respektiert; der historiker versteht die dokumente der historia nicht, wenn er sich darauf beschränkt, die blossen fakten zu sichern, ohne die dokumente der historia deutend in einen benannten kontext zu stellen.     <==//
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(2.22.21/(b))<==//
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(text/1.1.22)<==//

2.22.19
die grenze ist eine imaginierte linie, die das eine von dem anderen trennt(a); was das eine ist, das kann nicht das andere sein - tertium non datur. Der begriff: grenze, fixiert zwei konstitutive merkmale, die eine linie, imaginiert oder real, als grenze bestimmen. Das eine merkmal ist die trennung des raumes(b) in zwei distinkte bereiche - tertium non datur; das andere merkmal ist die unterscheidung von position und negation - tertium non datur. Was diesseits der grenzlinie gelten soll, das kann jenseits der grenzlinie nicht gelten. Was diesseits der grenzlinie von einem ding der welt prädiziert werden kann, das kann jenseits der grenzlinie nicht der fall sein. Was aber auf der argumentebene der begriffe eindeutig ist, das erscheint auf der argumentebene der phänomene als vieldeutig; denn es kann streitig sein, ob das, was auf der einen seite der grenzlinie im bestimmten fall positiv bestimmt ist, auch auf der anderen seite als bestimmung negativ ausgeschlossen sein muss(c). Im diskurs über den die phänomene unterscheidenden begriff: grenze, hat ein aspekt der grenzphänomene eine herausragende stellung, der den begriff: grenze, nicht dem zerstörenden zweifel aussetzt, wohl aber den begriff: grenze, als phänomenpräzisiert(d). Mit dem begriff: grenze, hat das individuum als ich die bedingungen definiert, die es in seiner welt beachten muss, wenn es sich selbst als ich bestimmen will, weil das individuum als ich den begriff: welt, nur dann denken kann, wenn es seine welt als begrenzt definiert(e). An die, seine welt konstituierende grenze kann das individuum als ich zwar herantreten, aber es kann diese grenze real nicht überschreiten, gleichwohl es diese imaginierte linie immer wieder real verschiebt(f) - jenseits dieser grenze, die nicht mit den grenzen in der welt gleichsetzbar ist, kann das individuum als ich nichts prädizieren, und was es prädiziert, das ist ein reden in seiner welt.
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(a) die grenze ist als metapher ein ding der welt, aber die bestimmung, eine grenze zu sein, ist für den begriff: ding der welt, kein notwendiges merkmal. Das merkmal, eine grenze zu sein, fügt das individuum als ich dem bestimmten ding der welt zu, wenn es dieses ding der welt dem zweck unterwirft, eine grenze zu sein. Ein fluss kann eine grenze sein, aber der fluss kann auch der raum sein, in dem sich die bewohner beider ufer vereint finden können.    <==//

(b) die vorstellungen eines individuums als ich im umkreis des begriffs: grenze, haben im begriff: zeit, keine funktion. Der terminus: zeitgrenze(1), verweist im relationalen argument auf begriffe und phänomene, die als vorstellungen des individuums als ich durch den begriff: raum und zeit,(2) bestimmt sind.
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(1) gemeinhin wird von zeitgrenzen geredet, aber das ist ein laxer sprachgebrauch, der gleichwohl zugestanden ist, weil mit der metapher: grenze, mögliche gegensätze ausbalanciert werden.
(2) argument: //==>2.22.36. <==//
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(c) die phänomene der grenze sind doppeldeutig; denn eine grenze, die trennt, bietet auch schutz. Als grenze versperrt die mauer einerseits den zugang zu einem bestimmten raum, andererseits schützt sie den raum vor unerwünschten eindringlingen. Die realen grenzen in der welt sind der ort, an dem das indviduum als ich sowohl die trennende funktion der grenze schmerzlich erfährt als auch den schutz der grenze dankbar feiert. Was die grenzen in ihrer bewertung unterscheidet, das sind die zwecke, die das individuum als ich, von seinen interessen geleitet, mit der bestimmten grenze verknüpft. Die  eingeschränkten bürgerlichen freiheiten diesseits der grenze sind jenseits der grenze die bedingung der bürgerlichen ordnung - die gründe dafür sind allemal willkür; und was der genosse als eine schmerzliche abtrennung erfahren kann, das ist für das individuum als ich sein schutz vor unerträglichen zumutungen. Was die grenze in der welt als ein ding der welt zweideutig erscheinen lässt, das sind die weisen, in denen das individuum als ich und sein genosse sich der grenze nähern, die sie, neue grenzen setzend, überschreiten. <==//

(d) dem begriff: grenze, ist ein aspekt eigentümlich(1). Die nach aussen wirkende trennende funktion der grenze hat nach innen eine identitätsstiftende funktion(2); denn das individuum als ich kann sich nur dann in seiner welt als ich bestimmen, wenn es seine welt als ein ganzes verfügbar hat, dem kein teil fehlen kann. Die grenzlinie, imaginiert im forum internum, die seine welt als ein ganzes eingrenzt, kann das individuum als ich nur dann denken, wenn das individuum als ich alles, was ein ding der welt sein soll, diesseits der grenzlinie verortet, dinge der welt, die es jenseits der grenzlinie nicht als ding der welt verorten kann. Diese grenze ist für das individuum, das ein ich ist, nicht überschreitbar. Das merkmal: unüberschreitbarkeit der grenze, ist mit dem merkmal: trennung in zwei räume, das den begriff: grenze, konstituiert, logisch nicht verknüpfbar. Das problem löst das individuum als ich methodisch auf, indem es das eine und das andere merkmal in zwei unterscheidbaren relationen denkt, die im individuum als ich vermittelt sind(3). Beide merkmale fasst das individuum als ich mit der metapher des horizontes(4), die als dinge der welt für das individuum als ich nur in seiner welt denkbar sind. Für die grenze, die seine welt abschliessend begrenzt, verwendet das individuum als ich neben der metapher des horizontes auch die metaphern des spiegels und des spiegelfensters(5). <==//
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(1) diese eigentümlichkeit des begriffs: grenze, kann mit dem terminus: die grenze als transzendentaler begriff, gekennzeichnet werden, aber die terminologie ist doppeldeutig. Einmal kann sie auf den transzendentalismus als eine philosophische bewegung verweisen, die dem ontologischen argument zuzurechnen ist. In dieser bedeutung ist die verwendung des terminus: die grenze als transzendentaler begriff, im relationalen argument unzulässig, weil irreführend. Dann kann der terminus: die grenze als transzendentaler begriff, ein problem fixieren, das seit Aristoteles mit dem terminus: metaphysik, markiert ist. Die termini: transzendental oder metaphysisch, verweisen auf begriffe, in deren horizont der begriff: grenze, eine für das relationale argument konstitutive bedeutung hat.    <==//
(2) das ding der welt ist mit sich identisch. Der grund ist, dass jedes ding der welt von jedem anderen ding der welt abgegrenzt ist. Für das individuum als ich kommt hinzu, dass es sich dieser abgrenzung von jedem anderen ding der welt bewusst ist. Die bedingungen der identitätsbildung des individuums als ich sollen hier nicht en detail erläutert werden. argument: //==>2.22.26. <==//
(3) verweis: graphik //==>2.24.07. <==//
(4) argument: //==>2.22.22. <==//
(5) Richter. Grenzen - die autonomie des ich und seine selbstbindung. 007:grenze //==>2.93.25  <==//

(e) das argument ist kein zirkelschluss; es werden keine prämissen miteinander verknüpft, sondern die bedingungen genannt, die für das zirkelargument(1) eigentümlich sind und dem das individuum als ich sich nicht entziehen kann.
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(1) argument: //==>2.22.57. <==//

(f) als ich überschreitet das individuum jede grenze seiner welt. Es mag sein, dass es grenzen gibt, die das individuum als ich in raum und zeit nicht passieren kann, weil es über die erforderlichen mittel nicht verfügt, aber wenn das individuum als ich am wegsperrenden grenzbalken steht, dann übersteigt es, sich in seinem forum internum vorstellend, den balken, ohne das der grenzwächter mit seinen waffen es daran hindern könnte. Jedes totalitäre regime scheitert, die realen grenzen einer absoluten kontrolle zu unterwerfen, weil das individuum, das ein ich sein will, in seiner phantasierenden vorstellung die reale grenze in eine irreale transformiert hat.    <==//
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(2.22.54/(d)/2))<==//
(2.23.04/(a))<==//
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(text/1.2.2)<==//

2.22.20
wenn ein individuum, das ein ich ist, agiert, dann handelt es, aber nicht jede lebensäusserung eines individuums als ich ist eine handlung(a). Ist ein phänomen als eine handlung bestimmt, dann ist auch ein individuum als ich benennbar, das der autor dieser handlung ist(b).
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(a) die traditionelle klassifikation der lebensäusserungen in bewusste und reflexive handlungen bleibt unberührt. Die reflexartige reaktion eines individuums als ich ist keine handlung, gleichwohl wird das individuum als ich nicht in jedem fall von seiner verantwortung exkulpiert.
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(b) der name des individuums als ich kann unbekannt bleiben, ohne dass die definition des begriffs: handlung, in ihrer struktur verändert werden muss.
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(text/1.3.42)<==//
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es folgt:
subtext: 2.22.21-40

<==// (anfang/bibliograpische angaben)

stand: 16.04.01.
(änderungen: 13.05.01.
//eingestellt: 08.12.31.)

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