(fortsetzung: subtext/2.4.01-25)
 

2.4.01

die subjekttheorien der tradition(a) sind nicht der gegenstand des essays, aber wenn Ich den begriff: das individuum als ich, reflektiere, dann sind bestimmte aspekte dieser theorien, die in der tradition erörtert worden sind, auch mein gegenstand. Darauf verweise Ich, aber die auswahl der verweise unterliegt einer gewissen willkür, weil mein blick auf die welt nur ein individueller blick sein kann, mit dem Ich die welt nicht als ein ganzes ohne rest erfasse. Was der autor dem leser aber schuldet, das ist der hinweis auf den auswählenden blick, damit der leser für sich einschätzen kann, welches gewicht das argument für ihn haben könnte.
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(a)
Historisches Wörterbuch der Philosophie. Stichwort: subjekt. Bd.10, sp.374-400.  //==>2.9.04.
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2.4.02
die termini: mensch oder subjekt, werden in ihrer bedeutung überschätzt(a). Es kann daher genügen, wenn Ich die phänomenologie auf die wenigen zitierten beispiele beschränke, weil die vermehrung der fälle das argument nicht stärker machen können. Der terminus ist gleichgültig, solange die bedeutung des terminus im argument unbestimmt ist. Erst die zugeordnete bedeutung individualisiert quasi das zeichen, das als das bestimmte zeichen seine verweisende funktion ausfüllen kann. Heute ist es üblich, die bedeutung eines zeichens mit einem code gleichzusetzen, der verabredet sein muss(b), wenn das zeichen funktionieren soll.
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(a)
es ist eine illusion, mit der anrufung des namen in der sache etwas ändern zu können. Der name ist nur ein terminus, also ein zeichen, das auf etwas verweist. Weiter kann die funktion des zeichens nicht reichen. Die rede von den heiligen namen ist also blanke ideologie, die einen illegitimen anspruch verdecken soll. Etwas anderes ist es, wenn der heilige name, ein ding der welt, das der genossen schätzt, von dem individuum als ich nicht mit dem erforderlichem respekt gehändelt wird; denn dieses weltding verweist auf den genossen, den das individuum als ich im wohlverstandenen eigeninteresse respektieren muss. Diese differenz wird nur zu oft missachtet.
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(b)
die bedeutung, die dem zeichen beigelegt ist, gilt als resultat einer absprache. Es gibt keine natürlichen zeichen und was als ein natürliches zeichen angesehen wird, das ist das resultat einer verabredung, die über die zeiten gültig gewesen war und deren grund heute nicht mehr bekannt ist.
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2.4.03
als phänomen ist der begriff: weg, eine metapher. Für das individuum als ich ist der moment der gelebten gegenwart real, aber was dieser moment für das individuum als ich real ist, das hat es in den facta der vergangenheit und den projektionen in die zukunft erinnernd präsent. Der moment der gelebten gegenwart ist ein punkt in raum und zeit, der in der zeit in das jetzt, das gestern und das morgen ausgeweitet ist, im raum in das hier, das da und das dort. Das sind orientierungspunkte, die das individuum als ich in seiner vorstellung im bild des weges zusammenfasst(a). Der weg mit seinen diskreten punkten ist als vorstellung ein stabiles ganzes, das, im analytischen blick in seine elemente aufgeteilt, in eine variable zahl von punkten gegliedert werden kann, von denen jeder benennbare punkt entweder ein transitorischer punkt ist, der den blick zurück, die erinnerung, und den blick nach vorn, die projektion, offenhält, oder es ist ein punkt, der als anfang des wegs entweder nur die projektion offen hat, für die das individuum als ich kein eignes fundament benennen kann, wohl aber fremdes wie die tradition, oder als ende des wegs, der nur den rückblick verstattet, den das individuum als ich selbst nicht leisten kann, als nachlebender des genossen gleichwohl leistet(b). In jedem moment seiner existenz fällt das individuum als ich identisch mit einem transitorischen punkt, der sein hier und jetzt ist, momente, die immer ein da oder dort, ein gestern und morgen haben. Anfang und ende sind nur momente in den erzählungen, wie es einmal gewesen war und eines tages sein wird. In dieser gestalt ist jeder historische anfang und jedes historische ende ein transitorisches moment(c).
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(a)
argument: //==>2.3.04<==//
(b)
in den mythischen erzählungen erscheint das modell des weges in vielen varianten. Die drei nornen spinnen den lebensfaden, wickeln ihn auf und schneiden ihn ab. In der nordischen mythologie heissen die nornen: "Urd(=vergangenheit), Werdandi(=gegenwart), Skuld(=zukunft)"; in der griechischen mythologie spinnt Klotho den lebensfaden; Lachesis teilt das lebenslos zu und Atropos durchschneidet den faden (so erzählt es Hesiod).   <==//
(c)
wenn diese deutung der historia richtig sein soll, dann muss die theorie, dass im tode der absolute geist sich vollende, falsch sein - oder es wird über verschiedenes geredet, das eine kommunikation ausschliesst.   <==//
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2.4.04
der wanderer ist immer unterwegs. Er kennt das woher und das wohin, in sich ruhend im moment des hier. Als konterfei des individuums als ich ist der wanderer eine passable metapher(a), die, ohne die deutungsbreite des bildes zu überstrapazieren, in einer situation eindeutig ist; der wanderer, in seinem ziel angekommen, fällt aus dem bild. Zwischenziele kennt der wanderer, wenn er innehält, reflektierend sein wohin und woher überblickend, aber diese ruhepunkte sind transitorisch, die als erinnerte momente variabel sind. Es sind wegmarken, die ein woher und ein wohin haben, aber für den wanderer weder ein anfang sein können, noch ein ende sind, weil der weg aus seiner perspektive in raum und zeit einen anfang gehabt hatte und ein ende haben wird.
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(a)
die metapher ist als instrument der welterfahrung das pars pro toto, niemals mehr.
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2.4.05
als begriff ist die welt ein ganzes(a), das als phänomen(b) vom individuum, das ein ich ist, in seinen teilen bestimmt erfasst wird(c). Das individuum als ich begreift sich selbst als den mittelpunkt seiner welt, aber es ist als ding dieser welt nicht der mittelpunkt der welt, die es mit dem genossen teilt. In der graphik ist die struktur des begriffs: welt im trialektischen modus, augenfällig. Die momente der relationen sind sowohl die konstitutiven punkte eines dreiecks als auch definierte punkte auf dem kreis. Der mittelpunkt, sowohl des kreises als auch des dreiecks, kann von keinem der drei momente besetzt werden, ohne die balance der momente zu zerstören(d). Was die graphik augenfällig macht, das sollte nicht überbewertet werden. Auch die interpretation einer graphik hat ihre grenzen und jenseits dieser grenze ist die interpretation der graphik beliebig.
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(a)
der begriff: welt, ist in seiner logik das ganze. Die definition des begriffs: welt, folgt der definition des begriffs: system. Ein system ist dann vollständig, wenn die menge der elemente: x, mit einer endlichen zahl: n, definiert ist, elemente, die nach regeln miteinander verknüpft sind, deren zahl: n', definiert ist. Das erforderliche dritte moment ist die differenz: innen/aussen, durch die festgelegt ist, dass das element: x, des systems: a, ein element des systems: a, ist, eine festlegung, die ausschliesst, dass das element: x, kein element des systems: a, sein kann - tertium non datur(1). Was das element: x, dann noch sein könnte, das ist nicht entscheidbar.
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(1) wiederholung des gedankens in einer graphik. Die konstitutiven momente des begriffs: system, sind: "n_elemente, n'_regeln, differenz:_innen/aussen". Die relationen:
1.relation: n_elemente<==|==>n'_regeln
2.relation: n_elemente<==|==>differenz:_innen/aussen
3.relation: n'_regeln<==|==>differenz:_innen/aussen.
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Zusatz: das system: a, ist durch die systemgrenze von dem absolut getrennt, was mit dem zeichen: NATUR, gekennzeichnet ist. Die differenz: innen||aussen, ist im logische sinn absolut.   <==//
(b)
der begriff: welt im trialektischen modus, entwertet nicht die begriffe, die in den naturwissenschaften, aber auch in theologie und philosophie vertreten werden. Diese begriffe haben ihre rationale funktion dann, wenn sie in ihren methodischen grenzen als argumente in den diskursen verwandt werden. Auf dieser einschränkung bestehe Ich aber, dass die schöpfungsgeschichte der Bibel ebenso ihre rationale funktion hat wie die begründeten vermutungen, die die astrophysiker mit der urknalltheorie behaupten. Diese weltbilder werden dann in unsinn transformiert, wenn die ideologen sich ans werk machen, die funktionsweise des universums mit der schöpfungsgeschichte der Bibel zu erklären oder das wesen des universums mit der urknalltheorie dingfest zu machen. In der welt, die die gläubigen mit ihren ideologen gemeinsam teilen, gibt es genügend viele gegensätze, die für alle etwas bieten, in keinem fall aber das ganze.   <==//
(c)
in welchem umfang das individuum als ich die teile der welt, alles dinge der welt, in raum und zeit erfassen kann, ist eine offene frage. Der horizont des einen wird vom kirchturm festgelegt, der horizont eines anderen kann auch die phänomene des universums erfassen, die gegenstände der urknalltheorie sind. Endlich ist die zahl der phänomene allemal, mit denen das individuum als ich seine welt bestückt und der horizont ist die grenze seiner welt, jenseits der das individuum als ich kein wissen haben kann, ein bereich, den Ich mit dem zeichen: NATUR, kennzeichne, um mit dem genossen über diese weltdinge kommunizieren zu können. Die grenze: welt||NATUR(1), ist absolut, und was über jenes etwas geredet wird, das, jenseits der grenze situiert,  mit dem zeichen: NATUR, bezeichnet wird, das ist ein sprechen über die dinge in der welt(2).
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(1)
lies: welt, absolute grenze, NATUR in versalien
(2)
wiederholung des gedankens in einer graphik. Die konstitutiven momente des begriffs: welt, sind: "individuum_als_ich, ding_der_welt:_b(=teil) und ding_der_welt:_c(=das_ganze). Die relationen:
1.relation: individuum_als_ich<==|==>ding_der_welt:_b(=teil)
2.relation: individuum_als_ich<==|==>ding_der_welt:_c(=das_ganze)
3.relation: ding_der_welt:_b(=teil)<==|==>ding_der_welt:_c(=das_ganze).
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Zusatz: die drei momente erscheinen als punkte auf dem kreis, der als horizont die grenze: welt||NATUR, markiert, die die welt von dem abgrenzt, was mit dem zeichen: NATUR, gekennzeichnet ist.   <==//
(d)
argument: //==>2.3.14<==//
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2.4.06
der begriff: glaube, setzt den begriff: selbstbewusstsein, implizit voraus. Das lebewesen kann nur dann glauben, wenn es weiss, dass es ein ich ist. Die gegensätze zwischen dem glauben einerseits und dem wissen andererseits hatten die diskurse der tradition bestimmt und wie die dokumente der historia es ausweisen, wurden die behaupteten gegensätze zwischen glauben und wissen entweder auf das wissen oder den glauben verkürzt. Der klare widerspruch auf der argumentebene der begriffe, bedingung, dass die begriffe: glauben und wissen, ihre unterscheidende funktion erfüllen können, erscheint auf der argumentebene der phänomene, wo die dinge der welt miteinander und gegeneinander in raum und zeit einfach da sind, in den unterschiedenen phänomenen nicht in der gewünschten eindeutigkeit. Die unterscheidung von glauben und wissen ist dann rational nachvollziehbar, wenn akzeptiert wird, dass vom glauben nur im horizont des wissens gesprochen werden kann, vom wissen nur im horizont des glaubens(a). Der begriff: das individuum als ich, ist mit jeder denkbaren religion vereinbar, gleichwohl setzt das gläubige individuum als ich in seiner welterfahrung andere akzente als das wissende individuum als ich(b). Ein anderer aspekt ist die frage, ob der begriff: das individuum als ich, mit den interessen kompatibel ist, die der eiferer seiner religion oder seiner weltanschauung durchsetzen will. Für diese ideologen, sich selbst als ich verlierend, ist jedes individuum, das ein ich ist, ein stein des anstosses, der im namen des höheren prinzips, was immer das sein soll, aus dem weg zu räumen ist.
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(a)
Richter,Ulrich: Ich glaube, was Ich weiss - Ich weiss, was Ich glaube. In: www.ur-philosoph.de/ //==>bibliographie //==>verzeichnis //==> 009:anerkenng.
(b)
zumindest in der katholischen kirche ist gegenwärtig die tendenz zu beobachten, dem wissen wieder mehr raum einzuräumen, aber weiterhin werden die gegensätze, in wachsender toleranz eingebunden, behauptet. Benedict XVI: Glaube und Vernunft. Die Regensburger Vorlesung. Freiburg: 2006.
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2.4.07
wenn vom individuum die rede ist, dann muss auch vom bewusstsein gesprochen werden, über das das individuum als lebewesen verfügt. In der tradition war es üblich gewesen, das bewusstsein ausschliesslich dem menschen zuzuordnen(a). Heute wird diese meinung subtiler gehändelt und es domminieren die theorien, die jedem lebewesen, das über einen neurologischen apparat verfügt, die phänomene zuordnen, die als bewusstsein gedeutet werden. Diese zuordnungen geben sich gewichtig, aber die zuordnungen besagen wenig, weil die komplexität der neurologischen systeme eine breite skala von möglichkeiten umfasst, die von den einzellern bis zum menschen gespannt ist. Es mag ja noch plausibel sein, dass dem haushund mit seinem treuen blick menschliche regungen angedichtet werden, schwieriger ist es schon, das gleiche einem kolibakterium zusprechen zu wollen, das eine lästige magenverstimmung verursacht hat. Ohne komplizierte hilfkonstruktionen, mit denen die menschen einmal der kreatur bewusstsein zubillgen, ein andermal die ereignisse im neurolgischen apparat als reaktionen der natur abmeiern, sind diese unterscheidungen nicht begründbar, die über die streitigen sachen zwar wenig aussagen, dafür aber viel über die streitenden subjekte, die meinen, sich zu göttern der schöpfung erheben zu dürfen. Der begriff: bewusstsein, und die phänomene des bewusstseins sind im relationalen argument ein objekt der einschlägigen wissenschaften(b). Etwas anderes ist der begriff: das selbstbewusstsein, und seine phänomene. Auch diese sind ein objekt der philosophischen reflexion, aber die begriffe: bewusstsein und selbstbewusstsein, sind auf der argumentebene der begriffe ein widerspruch, auf der argumentebene der phänomene aber erscheinen sie als gegensätze, die viele merkmale gemeinsam haben, merkmale, die die unterscheidung streitig fallen lassen(c).
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(a)
die zuordnungen der tradition räumen den menschen das vermeintliche recht ein, sich als die krone der schöpfung zu verstehen, genauer, sich misszuverstehen, ein recht, das erlaubt, jedes andere lebewesen als sache zu qualifizieren, mit der nach belieben verfahren werde könne, den genossen eingeschlossen, der als sklave wie eine ware gehandelt und verbraucht wird. Das ist ein faktum der historia, dessen gründe hier nicht zu erörtern sind.   <==//
(b)
das problem der wissenschaften ist, dass die phänomene, die ein bewusstsein symptomatisch anzeigen, noch nicht angemessen gedeutet werden können. Was fehlt, das ist der gemeinsame code, der die zeichen für die kommunikation gebrauchbar macht. Es ist offensichtlich, dass die phänomene des bewusstseins bei mensch, tier und pflanze unterscheidbar gestaltet sind, aber es ist immer noch weitgehend eine terra incognita, wie die strukturen der unterscheidbaren neuralen systeme miteinander vergleichbar sind. Es ist schwer zu sagen, wie die grenze gezogen werden soll, die das lebewesen: mensch, von den anderen lebewesen: tier und pflanze, abgrenzt. Das ist eine pragmatische frage, die mittels bestimmter theorien entschieden wird, theorien, die dem wandel der zeit unterliegen.   <==//
(c)
argument: //==>2.4.08<==//
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2.4.08
der begriff: das selbstbewusstsein, wird im relationalen argument mit den aequivalenten termini: das selbstbewusstsein und das ich, bezeichnet(a). Der begriff: das selbstbewusstsein oder das ich, fixiert die vorstellungen, die das individuum von sich selbst hat, wenn es sich als ich begreift. Das entscheidende moment im begriff ist der rückbezug des bewusstseins eines individuums als neuronales ereignis auf das individuum selbst(b). Die möglichkeit, dass das individuum in seiner körperlichkeit, das neurale ereignis eingeschlossen, sich selbst im prozess des neuralen ereignisses zum gegenstand seiner reflexionen machen kann, begründet die behauptung, dass dieses individuum ein ich ist(c). Die entscheidung, sich selbst in seiner ganzen körperlichkeit zum gegenstand der reflexion im forum internum zu haben(d), muss als autonom vorgestellt werden, gleichwohl unterliegen alle reflexionen post festum der kausalität. Was das individuum als ich mit dem begriff: selbstbewusstsein, bestimmt erfassen kann, das hat das individuum als ich mit der relation: individuum_als_ich<==|==>selbst(=das_ich), in raum und zeit gesetzt. Für spekulationen, die das selbstbewusstsein mit den phänomenen des geistes gleichsetzen wollen, ist im relationalen argument kein ort benennbar(e).
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(a)
es sind stilistische erwägungen, die zur verwendung von zwei termini geführt haben. Der terminus: das ich, ist knapp und handlich, der terminus: selbstbewusstsein, dagegen wirkt schwerfällig; zudem ist die formel: das individuum als selbstbewusstsein, missverständlich. In der verknüpfung mit dem terminus: individuum, erscheint in der regel der terminus: das ich, wird das problem des selbstbewusstseins erörtert, dann erscheint in der regel der terminus: selbstbewusstsein. Was unter dem terminus: theorie des ich, erörtert wird, das sind die unterscheidbaren vorstellungen, mit denen das individuum als ich und sein genosse mögliche formen des selbstbewusstseins als phänomene diskutieren.   <==//
(b)
was mit dem terminus: selbstbewusstsein, in der tradition bezeichnet wird, das kann auch mit dem terminus: das selbst, bezeichnet werden. Von sich selbst kann nur das individuum als ich sprechen; ob tiere ein bewusstsein von sich selbst haben, das ist streitig. Es spricht zwar einiges dafür, aber das sind meinungen, die ihren grund in der perspektive des individuums als ich haben. Es gibt triftige gründe, die begriffe: "selbst, ich oder selbstbewusstsein" zu unterscheiden, aber die unterscheidungen haben ihren grund in den phänomenen der sprache und nicht in der sache. Mit den termini: "das selbst, das ich oder das selbstbewusstsein" werden differenzen in der bedeutung angezeigt, die nicht ignoriert werden sollten. Der terminus: das ich, verweist auf das individuum als person, der terminus: das selbst, auf das individuum in seiner physischen präsenz in raum und zeit, und der terminus: das selbstbewusstsein, bezeichnet die mentalen prozesse des individuums, wenn es im forum internum über die dinge der welt reflektiert. Das sind aspekte des begriffs: selbstbewusstsein, der alle die dinge der welt von anderen unterscheiden soll, die als phänomene oft eine verwirrende ähnlichkeit aufweisen.  <==//
(c)
das individuum als ich ist es selbst, das sich von allen anderen lebewesen der natur unterscheidet. Die abgrenzung verantwortet das individuum als ich.   <==//
(d)
das problem des unbewussten ist ein aspekt des phänomens: selbstbewusstsein. Was dem individuum als ich real im moment der gelebten gegenwart bewusst ist und als schatz seiner erinnerungen im tresor der facta der vergangenheit aufbewahrt wird, das ist nur ein teil, vermutlich ein sehr kleiner teil der neuralen prozesse im gehirn, die in ihrer gänze nicht erfassbar sein dürften. Damit wird das verhältnis von bewusst und unbewusst in der realen situation immmer variabel bleiben. Woran das individuum als ich sich halten kann, dass sind die phänomene des bewusstseins, das unbewusste wird immer als eine quelle der möglichen bedrohung präsent bleiben. Das individuum als ich will die fakten des unbewussten möglichst klein halten, aber rational kalkulieren kann es nur mit den phänomenen des bewussten, und das genügt ihm.   <==//
(e)
die frage, ob das selbstbewusstsein eine inkarnation des geistes ist oder die seele gar selbst sein könne, spielt in der tradition eine wichtige rolle. Im kontext des ontologischen arguments ist die interpretation des selbstbewusstsein sowohl als seele als auch als inkarnation des geistes plausibel, aber diese deutungen sind logisch inkonsistent, weil sie zirkelschlüssig begründet sind. Die seele ist sowenig wie der geist das sein, sondern im besten falle etwas seiendes, das als emanation des seins gedacht ist.   <==//
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(2.4.07)<==//
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2.4.09
die kausalität der weltdinge ist mit dem gründenden grund vom individuum als ich gesetzt. Der begriff: kausalität, ist eine konstruktion des individuums als ich, das mit diesem begriff einerseits alle dinge seiner welt miteinander verknüpft, andererseits die ordnung der weltdinge in raum und zeit unterscheidet. Der im ontologischen argument gültige begriff: kausalität, gilt im relationalen argument nicht, eine behauptung, die überrascht und kopfschütteln provozieren mag, aber das, was im ontologischen argument prima vista als eine überlegende plausibilität erscheint, das kann in der kausalen kritik sich nicht als richtig erweisen, weder im relationalen argument noch im ontologischen argument; denn das gemeinsame fundament der kausalität, strikt im sinn der tradition, ist die überzeugung, dass alles in der welt seinen grund habe, allein die frage steht im streit, was der grund der weltdinge sei oder sein solle, auf dem das system der kausalität errichtet ist, systeme, von denen es in der welt eine vielzahl gibt(a).

Als system ist der begriff: kausalität, zirkular strukturiert. Wenn die idee des systems gelten soll, dann kann immer nur ein element des systems der gründende grund des systems sein, aber jedes element des systems ist zweideutig sowohl als ursache(=grund) als auch als wirkung codiert; im blick auf den gründenden grund des system muss also die feststellung des tertium e multum datur gelten, obgleich die feststellung: tertium non datur, von der logik eingefordert ist. Die doppelcodierung jedes elements eines systems in raum und zeit(b), einmal als ursache, ein andermal als wirkung, ist sinnfällig, wenn eine beliebige kausalreihe betrachtet wird. Nach der regel: ursache==>wirkung,(c) kann die folge von elementen: "a, b, c und d" so dagestellt werden: a==>b==>c==>d. Die elemente: b und c, haben sowohl die funktion der ursache als auch der wirkung - es ist nur eine frage der perspektive, in der allein der anfang: a, der kausalreihe und das ende: d, streitig fallen können. Die festlegung, dass das element: a, der anfang sein solle und das element: d, das ende, ist aus der kausalreihe nicht ableitbar; der zirkelschluss scheidet als unzulässig aus. D'accord mit der tradition wird im ontologischen argument die festlegung des anfangs und des endes, mit dem begriff: sein, bewerkstelligt, der das sein als das umfassende ganze bestimmt, das sowohl der quellgrund als auch das ziel aller daseienden dinge ist(d). Die festlegung eines anfangs ist im relationalen argument in der setzung des individuums als ich eingebunden, das sich, den gründenden grund autonom setzend, in der setzung, das ende einschliessend, gebunden hat(e). Nicht das, was das individuum als ich in raum und zeit als gründenden grund setzt(f), ist entscheidend, entscheidend ist allein das faktum, dass das individuum als ich es ist, das den gründenden grund setzt; denn mit der setzung des gründenden grundes, seine handlung aus autonomie, bindet sich das individuum als ich selbst in eine struktur von ursache und wirkung ein, die das individuum als ich beachten muss, wenn es von seinem genossen verstanden sein will. Die einbindung in eine struktur von ursache und wirkung ist der horizont, in dem die zahl der denkbaren kausalitätssysteme überschaubar reduziert ist(g), kausalitätssysteme, deren wirksamkeit unterschiedlich beurteilt wird. Jedes dieser denkbaren und auch gelebten kausalitätssysteme ist ein geschlossenes system, das systemimmanent kein element des systems als den gründenden grund des systems ausweisen kann(h), und der versuch von aussen diese bestimmung vorzunehmen, so wie ein deus ex machina auf dem theater, scheidet als scheinlösung aus, weil diese festlegung das versprechen systemimmanent nicht einlösen kann, das kausalitätssystem aber für jeden missbrauch und jeden betrug öffnet.
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Und die arbiträre setzung der kausalität durch ein individuum als ich? - In seiner setzung kann das individuum als ich sich irren und autonom seinen irrtum korrigieren, aber den genossen kann es mit seiner setzung nicht betrügen, weil der genosse an die setzung seines anderen nicht gebunden sein kann und sich selbst autonom entscheiden muss.
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(a)
es wäre naiv, den kausalitätbegriff der naturwissenschaften ernsthaft in frage stellen zu wollen, aber dieser, in der gegenwart dominierende konsens ist allein in seinen logischen grenzen gültig. Das entscheidende moment des geltenden begriffs: kausalität,(1) ist der methodische trick, den gründenden grund dieser kausalität als nicht bezweifelbar vor die klammer zu ziehen(2), um innerhalb der klammer desto sicherer argumentieren zu können.
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(1)
der kausalitätsbegriff der moderne soll für alle wissenschaften gelten, aber das steht im streit. Obgleich das prinzip der kausalität nicht teilbar sein soll, wird zwischen den sogenannten natur- und geisteswissenschaften unterschieden und als beweis der trennung die jeweilige praxis geltend gemacht. Auf dem fundament der sogenannten naturgesetze kann der physiker aus bestimmten vorgaben sicher die wirkung prognostizieren, weil bestimmte fragen in seinem kalkül nicht zugelassen sind; mit der logik kann der philosoph zwar messerscharf beweisen, welche aussagen richtig oder falsch sind, aber dennoch kann er das künftige mit seinem logischen kalkül nicht exakt prognostizieren. Der empirische befund ist eindeutig, aber zur erklärung der differenz nur eingeschränkt tauglich. Faktisch liegen unterscheidbare kausalitätsbegriffe vor, weil sowohl der physiker als auch der philosoph ihren setzungen folgen, deren kausalitätssysteme unterscheidbar sind, mit denen sie die identischen weltdinge beurteilen. Der streitpunkt ist allein die vermengung der kausalitätssysteme, die, wenn sie nicht ausgewiesen ist, zu logisch unzulässigen folgerungen führen.
(2)
die anstrengungen der astrophysiker und der kernphysiker sind auf das ziel fokussiert, den letzten grund der welt, fälschlich als weltformel definiert, dingfest zu machen. Auf ihrem weg zum ziel haben sie bewundernswertes geschaffen, aber das, was das ziel ihrer sehnsucht ist, das können sie nicht erreichen, weil sie das ziel ihrer sehnsucht in der verfügbaren sprache formulieren müssen, die das nicht sein kann, was der postulierte gründende grund, man sagt auch der letzte grund, sein muss.   <==//
(b)
der begriff: raum/zeit,(1) definiert, so kann man sagen, analog ein spezielles kausalitätssystem. Jeder punkt im raum und jeder moment in der zeit erscheint bestimmt und kann in das schema von ursache und wirkung eingepasst werden. Aber die differenz sollte nicht ignoriert werden. In raum und zeit kann weder ein anfang bestimmt sein noch ein ende, weil kein element im system benannt werden kann, das einen bestimmten raumpunkt oder ein bestimmtes zeitmoment als anfang oder ende bestimmen könnte. Raum und zeit sind eine konstruktion des individuums als ich.
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(1)
argument: //==>2.3.04<==//
(c)
es ist eine frage der perspektive, ob zuerst die ursache gesetzt sein muss, um zu einer wirkung fortzuschreiten, oder ob erst eine wirkung behauptet werden muss, um auf die ursache zurückschliessen zu können. Für das individuum als ich erscheint der zusammenhang von ursache und wirkung in der relation(3): ursache(=grund)<==|==>wirkung, für die das individuum als ich das ausgeschlossene dritte moment ist; denn was das individuum als ich in der relation als ursache oder als wirkung ansieht, das hat es in der relation(1): individuum_als_ich<==|==>ursache(=grund), und in der relation(2): individuum_als_ich<==|==>wirkung, gesetzt(1).
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(1)
wiederholung des gedankens in einer graphik. Die relationen:
1.relation: individuum_als_ich<==|==>ursache(=grund),
2.relation: individuum_als_ich<==|==>wirkung,
3.relation: ursache(=grund)<==|==>wirkung.
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(c)<==//
(d)
die religiöse variante des ontologischen arguments, die einen gott als schöpfer setzt, lasse Ich hier beiseite.    <==//
(e)
im relationalen argument ist der anfang mit der biologischen geburt des individuums und das ende des individuums mit dem biologischen tod konnotiert. Was vor den geburt gewesen war, darüber kann das individuum als ich in seiner rolle, ein nachlebender zu sein, reflektieren, was nach seinem biologischen tod, der das individuum vernichtet hat, noch sein wird, das kann ein gegenstand seiner nachlebenden sein. Den anfang hat das individuum als ich in den facta der vergangenheit gegenwärtig, den physischen tod in seinen projektionen in die zukunft.   <==//
(f)
im prozess der selbstbildung folgt das individuum als ich den vorgaben seiner tradition. Es übernimmt, was es von den vorfahren übernehmen kann, so wie es seine überzeugungen an die nachfahren, die nachlebenden, weitergeben wird. Kontinuität ist die bedingung der tradition, aber das, was tradiert wird, das kann nicht das entscheidende sein, weil das individuum als ich und sein genosse es nach ihrem willen rezipieren und tradieren(1).
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(1)
den aspekt einer phänomenologie der denkbaren gründenden gründe kann hier beiseite gestellt werden. Eine auswahl der beispiele wäre beliebig, eine denkbare systematik der gründende gründe ist aber nicht der gegenstand des essays.  <==//
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(g)
die zahl der kausalitätssysteme ist überschaubar und es gibt keinen ernsthaften einwand gegen das kausalitätssystem, das gegenwärtig durch die naturwissenschaften dominiert wird. In der historia war das nicht immer so gewesen und auch heute gibt es vorstellungen, die nicht dem ideal der naturwissenschaften folgen. Wer an geister, gute und böse glaubt, der wird von ihrer ursächlichkeit und wirkmächtigkeit zutiefst überzeugt sein, etwas anderes ist es, ob diese kausalitätssysteme in ihrer prognostik so überzeugend sind wie die naturwissenschaften dem anschein nach es heute sind.     <==//
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(h)
Ich beschränke mich, auf das unvollständigkeitstheorem Kurt Gödel's zu verweisen.  <==//
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2.4.10
mit dem begriff: gründender grund, bestimmt das individuum als ich ein bestimmtes ding seiner welt als fundament der welt, auf dem die ordnung der welt aufgebaut ist. Der begriff: gründender grund, weist drei merkmale auf. Zum ersten ist der gründende grund keiner weiteren begründung bedürftig(a), zum zweiten begründet der gründende grund die kausalität, die für das individuum als ich bindend ist(b), und drittens ist der gründende grund das resultat einer setzung, die das individuum als ich autonom vorgenommen hat(c). Jedes ding der welt kann die funktion des gründenden grundes tragen, es ist aber ein teil der welterfahrung des individuums als ich, dass nur wenige weltdinge in der funktion des gründenden grundes genutzt werden. Die wichtigsten weltdinge unterscheidet das individuum als ich mit dem begriff: gott, und dem begriff: idee. Was das individuum als ich und sein genosse mit ihren begriffen als phänomene unterscheiden, das kann in einer phänomenologie zusammengestellt werden, die scheinbar grenzenlos ist. Die zahl der möglichen phänomene ist identisch mit der zahl der individuen, die ein ich sind(d).
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(a)
der versuch, einen gründenden grund zu begründen(1), bestimmt das ding der welt als element einer kausalkette, das in raum und zeit im perspektivischen blick des individuums als ich sowohl grund als auch wirkung ist. Der gründende grund hat in der kausalität, die mit dem gründenden grund gesetzt ist, nur die funktion der wirkung(2), es ist logisch ausgeschlossen, dass der gründende grund einen anderen grund haben könnte als den grund, der der grund selbst ist.
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(1)
das ist das geschäft der sogenannten gottesbeweise.
(2)
man spricht auch von einem letzten grund als ziel, aber das ist eine unterscheidung, die ihren grund in der perspektive hat. Das ziel in der form des letzten grundes hat nur die funktion des grundes, aus dem nichts mehr folgen kann. Die metaphern: tod und geburt, sind hier einschlägig, sie illustrieren, wie schwankend der boden ist, wenn der gründende grund wieder in frage gestellt und dem prozess der begründung unterworfen wird.   <==//
(b)
die mit der setzung des gründenden grundes gesetzte kausalität ist absolut bindend. Wird die bindung infrage gestellt, dann ist auch der gründende grund infrage stellt und der prozess der begründung ist wieder offen.   <==//
(c)
als postulat kann die autonomie des individuums als ich nicht infrage gestellt werden. Wird sie aber in frage gestellt, dann ist der konsens zerbrochen, der die kommunikation zwischen dem individuum als ich und seinem genossen möglich macht.  <==//
(d)
in der gemeinsam geteilten welt gibt es exakt soviele gründende gründe, wie individuen als ich benannt werden können. Es ist eine frage der praxis, die unübersichtliche zahl denkbarer gründender gründe auf eine überschaubare zahl zu reduzieren(1). Das problem ist die verbindlichkeit der reduktion. Eine möglichkeit, die reduktion durchzusetzen, ist die gewalt und der herrschende gott ist, wie die dokumente der historia belegen, immer das resultat einer gewalttat. Eine andere möglichkeit, als utopie gedacht, ist der konsens, mit dem ein gott oder eine idee als gründender grund anerkannt wird. Das individuum als ich und sein genosse konsentieren darin, dass der bestimmte gott oder die bestimmte idee für beide in gleicher weise und ohne differenz gelten solle. Wenn das individuum als ich und sein genosse den konsens reflektieren, dann erscheint der gründende grund als ein vermittelter grund, dessen verbindlichkeit theoretisch dem gründenden grund gleich ist, den das individuum als ich gesetzt hat, praktisch aber sind die im konsens vermittelten gründenden gründe erbschaften der tradition, die das individuum als ich und sein genosse übernehmen, mal willig, mal unwillig genötigt.
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(1)
aus der perspektive der wissenschaften werden die möglichen gründenden gründe klassifiziert und die götter, so ist's brauch, erscheinen als etiketten für die einzelnen klassen. Das verfahren ist praktikabel, aber die konsequenzen können nur begrenzt gültig sein.   <==//
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2.4.11
der begriff: autonomie, ist ein postulat, der begriff: freiheit, ist ein moment der kausalität, die das individuum als ich mit seiner autonomen entscheidung gesetzt hat. Als begriff kann die autonomie des individuums als ich nicht den bedingungen von raum und zeit unterliegen. Der begriff definiert die situation, in der das individuum als ich sich entscheiden muss, ob das ding der welt: a, oder das ding der welt: b, gelten soll, aber eines muss als gründender grund gelten(a). Die autonomie, die das individuum als ich in jedem moment seiner gelebten gegenwart erfährt(b) ist einerseits absolut ohne bindung, andererseits, wenn das individuum als ich sie geübt hat, absolute bindung. Das ist eine vorstellung des individuums als ich, die es in seinem forum internum denken muss, wenn es sich als ich bestimmen will. Als postulat ist das argument nicht beweisbar, aber wenn das individuum als ich eine zwingende kausalität konstituieren will, dann muss es an einem punkt die kausalität durchbrechen, um der kausalität ihre bindungswirkung zu verschaffen, mit der das individuum als ich sicher kalkulieren kann. In der tradition wird dieser schöpfungsakt den göttern zugeordnet, Ich ordne den schöpfungsakt dem individuum zu, das ein ich sein will. Dieses argument muss akzeptiert werden oder es wird verworfen, aber wer das argument verwirft, das muss Ich akzeptieren, der legitimiert sich nicht, mein argument als unwahr vernichten zu dürfen.
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Die bürgerlichen freiheiten(c) sind anders begründet und über diese begründungen ist ein diskurs möglich. Für jede bestimmte bürgerliche freiheit ist ein grund angebbar, der in der gesetzten kausalkette verortet ist. Die bürgerlichen freiheiten sind gebundene freiheiten, die immer in einer spannung zwischen der freiheit zu etwas und der freiheit von etwas stehen(d). Es kann und es wird darüber gestritten, wie weit der horizont der freiheit gezogen sein soll, aber in ihrer bürgerlichen ordnung müssen alle, die es betrifft, sich zwischen dem entscheiden, was erlaubt sein soll, also der freien wahl zugänglich ist, und dem, was nicht erlaubt ist, also keiner freien wahl zugänglich sein soll(e).
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(a)
die autonomie des individuums als ich ist auf die setzung des gründenden grundes beschränkt. Die bestimmung anderer gründe unter den bedingungen einer gesetzten kausalität ist der gegenstand der bürgerlichen freiheiten.   <==//
(b)
es wäre weltfremd, jeden moment der gelebten gegenwart in eine grundentscheidung umdichten zu wollen. Die erfahrung zeigt, dass die mehrheit der individuen als ich, in der tradition eingebunden, dem folgen, was die vorfahren als ordnung und sitte gelebt haben. Allein das alter der tradition ist kein beweis, dass die tradition richtig sein muss. Das individuum als ich und sein genosse haben in der historia mit jeder neuen generation diese entscheidung für oder gegen das herkommen treffen müssen; mit ihren entscheidungen haben sie immer nur weniges verändert, weil das alte gegenüber dem neuen den vorteil der bewährung hat.   <==//
(c)
man spricht traditionell vom begriff: freiheit, aber das, was mit dem begriff: freiheit, definiert wird, das sind die bürgerlichen freiheiten, von denen nur im plural gesprochen werden kann, weil das, was als freiheit angesehen wird, das eine zu tun, das andere zu lassen, immer eine verknüpfung von erlaubnis und verbot ist.   <==//
(d)
der gedanke mag quer zu den gängigen theorien der freiheit stehen, aber was die ideologen neoliberaler denkungsart nicht begreifen, das ist das wissen, dass die idee der freiheit nichts mit dem schlagwort: anything goes, zu tun hat, das in der postmoderne der globalisierten welt die beliebigkeit zum maass aller dinge gemacht hat. Wenn alles möglich ist, dann ist das moment der entscheidung aufgehoben, weil die chance der entscheidung voraussetzt, dass von zwei möglichkeiten, die sich ausschliessen, eine möglichkeit frei wählbar sein muss.  <==//
(e)
die phänomenologie möglicher freiheiten ist hier nicht zu erörtern.   <==//
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2.4.12
der individuelle impuls ist eine metapher, die etwas erklärbar machen soll, was einer letzten, abschliessenden erklärung entzogen ist. Im relationalen argument hat der begriff: individueller impuls, die funktion, die vorstellungen eines individuums als ich zusammenzufassen, die das individuum als ich mit dem anfang seiner existenz, ihrer realität in raum und zeit und auch mit dem projektierten tod verknüpft. Mit der metapher des individuellen impulses, konkret in seiner körperlichkeit als individuum verortet, in der materielles und geistiges amalgamiert ist, versucht das individuum als ich den blinden fleck jeder theorie der letztbegründung auszufüllen, der im ontologischen argument mit dem begriff: wahrheit, ausgefüllt ist. Der individuelle impuls kann in seiner funktionsweise beschrieben werden, aber diese beschreibungen sind nicht das, was in der metapher angedeutet wird. Die differenz zwischen dem argument, ein phänomen der sprache, und jenem moment, das als ding der welt in einem phänomen dem individuum als ich präsent ist, diese differenz ist nicht aufhebbar(a). Ich kann nur soviel sagen, dass der individuelle impuls das moment bestimmt, aus dem Ich, rückblickend in raum und zeit, sagen kann, woraus Ich mich selbst als dieses ich verstehe. Der individuelle impuls ist die grenze, die mich von dem trennt, was Ich in meiner welt mit dem zeichen: NATUR, zu fixieren versuche. Über den grenzpunkt kann Ich vieles sagen, den grenzpunkt kann Ich aber nicht überschreiten und Ich muss mich mit dem bescheiden, was Ich in raum und zeit sehen, hören und auch denken kann. Jenseits dieses punktes, eine vorstellung in meiner welt, schreien nur die scharlatane, sklaven ihrer obsessionen, und auf diesen betrug verzichte Ich(b).
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(a)
im relationalen argument ist die grenze explizit offengelegt, ohne dass behauptet wird, das problem damit gelöst zu haben. Das individuum als ich kann in seinem forum internum überzeugt sein, das problem aufgelöst zu haben, aber wenn es auf dem forum publicum seine überzeugung als glauben dem genossen mitteilt, dann wird es nicht ignorieren können, dass dem genossen es unmöglich sein kann, das für wahr zu halten, was das individuum als ich für wahr hält. Im ontologischen arguments wird dieser streitpunkt mit dem begriff: das wesen der weltdinge, maskiert, so als ob das problem des ursprungs gelöst sei, das das individuum als ich in jedem moment seiner gelebten gegenwart lebt.
(b)
siehe auch: Ulrich Richter: Der unbegreifbare Mythos - Musik als Praxis Negativer Dialektik. Eine philosophische Abhandlung zur Schönberg-Interpretation Theodor W.Adornos. Phil.Diss. Köln 1974. p.37.
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2.4.13
die Leibniz'sche monade(a) scheint eine gewisse ähnlichkeit mit dem zu haben, was das individuum, zirkulär in seiner welt eingeschlossen, als ich umtreibt. Die meinung ist in der welt, dass das individuum, das ein ich sein soll, in seinem radikale rückbezug auf sich selbst entmächtigt, seinen genossen als den anderen nicht in den blick nehmen kann. Es ist aber das individuum als ich, das, sich autonom entscheidend, die möglichkeiten aktiv ergreifen muss, die ihm für die kommunikation mit dem genossen in raum und zeit real verfügbar sind. Es kann sich für oder gegen den genossen entscheiden, es kann den genossen zu einem spielstein seiner interessen machen(b), aber das individuum als ich kann, solange es sich selbst als ich begreift, nicht auf den genossen als seinen anderen verzichten, es sei, es will sich selbst als ich entmächtigen. In seinen bestimmungen als ich ist das individuum als ich nicht verkürzbar, aber was das individuum als ich real in natur und gesellschaft an lebensmöglichkeiten verfügbar hat, das ist etwas anderes. Wenn die protagonisten der politischen klasse in feierlichen erklärungen die würde des menschen am sonntag beschwören und die reale würde des menschen gierig am montag auf den börsen der welt verzocken, dann ist die differenz greifbar, auf die das individuum, das ein ich sein will, seine kleinen interessen eingedampft hat. Die weite welt ist eingeschrumpft auf das maass des beschränkten ego, das kein fenster zur welt hat. Nicht die interessen, die das individuum als ich pflegt, wenn es mit dem genossen kommuniziert, machen das individuum als ich zum egoisten, das individuum, das ein ich sein will, macht sich zum egoisten, wenn es sein fenster zur welt schliesst und sich als ich verliert(c).
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(a)
wenn vom individuum als ich gesprochen wird, dann ist der verweis auf Leibniz zur hand, aber der rückgriff auf Leibniz' begriff der monade hat im horizont des relationalen arguments allein eine heuristische funktion, mit dem ein bestimmter aspekt des begriffs: das individuum als ich, schärfer gesehen werden kann; denn die projektion des bildes einer fensterlosen monade in die vorstellung, was das individuum als ich sein soll, entzieht dem individuum, das ein ich sein will, die möglichkeit, sich als ein ich zu bilden; fensterlos wäre dem individuum, das ein ich sein soll, der blick auf die dinge seiner welt versperrt, ein blick, der konstitutiv für das individuum als ich ist. Sein fenster auf die welt kann das individuum als ich verschliessen, aber es kann das verschlossene fenster auch wieder öffnen. Die metapher des fensters, das geöffnet oder verschlossen werden kann, ist die bedingung der selbstschöpfung, aber die entscheidung, ob das fenster geöffnet oder geschlossen sein soll, ist allein im individuum verortet, das ein ich sein will. Autonom, aber eingebunden in die gesetzte kausalität, entscheidet das individuum als ich, ob es den blick auf die dinge der welt öffnen oder verschliessen will, und in dieser entscheidung kann es nicht vertreten werden(1).
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(1)
ein anderer aspekt des Leibniz'schen bildes von der fensterlosen monade ist die frage, wer das auf sich selbst eingeschlossene individuum in seinem handeln bestimmen soll oder faktisch bestimmt. Die möglichkeit ist wenig plausibel, dass dieses moment die monade ohne fenster selbst sein könnte, plausibler, weil eingebunden in die tradition, ist Leibniz' vorstellung eines gottes, der alles lenkt, also auch das individuum, das seine fenster öffnet oder schliesst. Anderes pflegen aber die theologen auch nicht zu lehren.   <==//
(b)
im kontext seiner interessen kann das individuum als ich den genossen auch als mittel instrumentalisieren, ohne sich selbst als ich zu verneinen. Die skala der möglichkeiten ist sehr breit und in den theorien des individualismus wird gegenwärtigt die ganze breite erörtert, die von einem hemmungslosen egoismus bis zum aufopfernden altruismus reicht. Ich beschränke mich auf die andeutung der möglichen gegenstände, die diskutiert werden müssen, wenn das individuum als ich und sein genosse die möglichkeiten ihrer existenzweisen in der moderne reflektieren. Vieles kann auf dem forum publicum als zumutung diskutiert werden, aber es gibt auch zumutungen, die nicht akzeptabel sind, so bestimmte soziale ordnungen, die einem teil der gesellschaft alles verschaffen, das dem anderen teil der gesellschaft vorenthalten wird oder mit gewalt genommen.   <==//
(c)
der egoist ist die karikatur eines individuums als ich. Wer als egoist klassifiziert wird, der ist unbestreitbar ein individuum als ich, aber seine kommunikativen beziehungen zum genossen sind gestört, sie entsprechen nicht dem, was als norm in einer bestimmten gemeinschaft angesehen wird. Wird über die merkmale des begriffs: egoist, gestritten, dann geht es um werturteile, die ihren grund in den interessen haben, die jeder für sich verfolgt. Es ist ein schier unferloser diskurs um details, die mal so, ein andermal so bewertet werden.  <==//
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2.4.14
das individuum, das ein ich sein will, kommuniziert mit dem genossen. Den begriff: das individuum als ich, oder den begriff: der genosse, kann das individuum als ich in seinem forum internum nicht denken, wenn es in sein argument die situation nicht einbezieht, die, explizit oder implizit, mit dem terminus: kommunikation, bezeichnet wird. Es mag sein, dass die situation der kommunikation gestört erscheint, aber auch die möglichkeit der negation einer kommunikation kann die wechselseitige beziehung zwischen dem individuum als ich und dem genossen nicht aufheben, auch dann nicht, wenn sie bewusst abgebrochen wird oder nicht erreicht worden ist. Es genügt, dass das individuum als ich die relation mit dem genossen als seinem anderen denkt, um die situation der kommunikation zu schaffen(a). Das individuum als ich kann nur mit seinesgleichen kommunizieren, also mit seinem genossen, der der_andere ist. Alle anderen weltdinge scheiden als formen der kommunikation aus(b). Das ding der welt: gott, kommuniziert nicht mit dem individuum als ich, auch dann nicht, wenn das individuum als ich seinen gott fürchtet oder liebt.
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(a)
die wechselseitige relation zwischen dem individuum als ich und seinem genossen impliziert das, was mit dem terminus: kommunikation, bezeichnet wird, folglich ist ausgeschlossen, dass die abhängige relation mit dem terminus: kommunikation, bezeichnet werden kann. Auf der argumentebene der begriffe ist diese feststellung richtig, aber diese unterscheidung ist auf der argumentebene der phänomene keineswegs klar. Wie selbstverständlich wird von einer kommunikation des individuums als ich mit den weltdingen seiner lebenswelt gesprochen(1). Das sind eingeschliffene konventionen, die, wenn sie richtig eingeordnet werden, unschädlich sind. Man weiss schon, was gemeint ist, und händelt diese weltdinge.
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(1)
so, wenn der herr mit seinem hund redet oder der computer-freak seinen pc besänftigend oder fluchend malträtiert und liebkost. Die konventionen umfassen alle dinge der welt, die das_andere sind.
(b)
gegenstand der kommunikation sind die sozialen beziehungen, die das individuum als ich und sein genosse in ihrer gemeinschaft eingehen können. Die phänomenologie der sozialen beziehungen ist hier nicht der gegenstand der erörterung.
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2.4.15
das wort: genosse, ist alt; es klingt altväterisch und in den zeiten der political correctness ist es auch in verruf geraten, aber das wort hat einen bedeutungshorizont, der nicht in vergessenheit geraten sollte. Der eine aspekt ist das geniessen, das nur in der gemeinschaft mit gleichen möglich ist; der andere aspekt ist der nutzen, den der eine in der gemeinschaft mit dem anderen im anderen hat. Im genossen spürt das individuum als ich, dass es als ich, nicht auf sich allein gestellt sein kann, sondern, wie das im jargon heute heisst, immer auf den anderen angelegt ist. Wenn das individuum als ich über sich selbst nachdenkt(a), dann kann es sich in dem, was es als ich ist, nur dann bestimmen, wenn es diese bestimmung im horizont des genossen präsent hat, der das ausgeschlossene dritte moment ist. Das dritte moment aber, sein genosse, fasst das individuum als ich in der relation: individuum_als_ich<==>genosse, eine relation, die dann bestimmt ist, wenn das individuum als ich sie im horizont des ausgeschlossenen dritten moments reflektiert, das das bild ist, das das individuum als ich von von seinem selbst, das ich, gemalt hat(b). Diese enge verknüpfung, die das individuum als ich mit dem genossen hat, fixiere Ich in der formel: das individuum als ich und sein genosse, eine formel(c), die keine bewertung ausdrückt(d). Die formel umfasst sowohl die verbindung als auch die trennung, die einerseits das individuum als ich und andererseits sein genosse leben. In raum und zeit sind das individuum als ich und sein genosse getrennt, jeder für sich mit sich selbst identisch, aber das ziel ihrer kommunikation ist die verbindung, die in den phänomenen der liebe und der freundschaft von beiden gelebt werden soll, gelebt werden kann und gelebt wird.
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(a)
das nachdenken über sich selbst ist in der relation: individuum_als_ich<==|==>selbst(=körperlichkeit), gefasst.   <==//
(b)
wiederholung des gedankens in einer graphik..
Die relationen:
1.relation: individuum_als_ich<==>genosse
2.relation: individuum_als_ich<==|==>selbst(=das_ich)
3.relation: genosse<==|==>selbst(=das_ich).
-

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Zusatz: das selbst kann sowohl die eigene körperlichkeit sein als auch das bild von sich selbst, das das individuum als ich mit dem begriff: das ich, als definition des begriffs gemalt hat.   <==//
(c)
die formel: das individuum als ich und sein genosse, ist stilistisch schwerfällig, aber wegen der klarheit des gedankens erscheint mir die formel unverzichtbar zu sein. Wenn die termini: individuum als ich und genosse, isoliert gebraucht werden, ist die falsche deutung möglich, dass das individuum als ich sich selbst genügen könnte. Das individuum, das ein ich sein will, kann von sich nur in der perspektive auf den genossen reden. Es kann in analytischer absicht den genossen ausblenden, aber wenn es seinen weltbezug synthetisierend reflektiert, dann hat es den genossen präsent.   <==//
(d)
das moment der bewertung ist auf der argumentebene der begriffe kein gegenstand des begriffs, aber wenn auf der argumentebene der phänomene diskutiert wird und die phänomene mit der formel bezeichnet werden, phänomene, die gegensätzlich sowohl innigste verbindung als auch hasserfüllte trennung umfassen, dann müssen beide, der genosse wie das individuum als ich, ihre sozialen beziehungen bewerten. Diese bewertungen verändern nicht die struktur ihrer wechselseitigen relation, aber ihre einschätzenden bewertungen können die ganze skala der gefühle umfassen, zu denen menschen fähig sind, die in einer gemeinschaft zusammenleben müssen.  <==//
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<==//
2.4.16
die wechselseitige relation: individuum_als_ich:_A<==>genosse:_B, weist bestimmte umkehrungen auf, die als spiegelung interpretiert werden können. Schematisch ist das so darstellbar:
-

-
Die reziprozität der wechselseitigen relation ist das verknüpfende moment, das das individuum als ich mit seinem genossen verbindet. Was der eine vom anderen fordern kann, das muss der andere ihm zugestehen, aber legitim fordern kann der eine das ihm zustehende nur dann, wenn das individuum als ich und sein genosse, jeder für sich, das sein wollen, was sie sein sollen, ein ich. Was der eine dem anderen gibt oder von diesem erhält, das ist zwar gleich, aber es kann in raum und zeit nicht dasselbe sein. Die differenz zwischen den dingen der welt als phänomene und demselben ding als begriff ist der differenz gleich, die das bild von seinem spiegelbild trennt. Aber diese erläuterung ist wiederum nur eine metapher, die begrenzt auf etwas anderes verweisen kann(a).
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(a)
argument: //==>2.4.17
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(2.4.17)<==//
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<==//
2.4.17
der_andere als das spiegelbild des ich(a) ist als metapher problematisch, weil die metapher mit zwei perspektiven operiert, die unterscheidbar verschieden sind. In der relation: individuum_als_ich<==>genosse, hat sowohl der genosse die funktion eines spiegels für das individuum als ich als auch das individuum als ich die funktion des spiegels für den genossen(b). Das spiegelbild, das das individuum als ich erkennt, ist nicht der genosse, sondern es ist das bild, das auf das gespiegelte individuum als ich umkehrend zurückweist, aber vorausweisend dem genossen, der_andere, gelten soll. In der gleichen weise wirkt die metapher aus der perspektive des genossen. Was das individuum als ich und der genosse im spiegelbild erkennen können, das sind sie selbst, aber das gesehene soll auch für den jeweils anderen gelten. Was gleich sein soll, das ist die idee, dass sowohl das individuum als ich als auch der genosse ein ich sind, eine idee, die, mit sich identisch, als bild aber das jeweils andere sein soll. Die mit sich identische idee, das ich, ist der gegenstand der reflexion, wenn die situation mit dem beobachtenden dritten: D, erweitert wird, der die relation: individuum_als_ich<==>genosse, in seiner perspektive als moment der vierten relation setzt(c). Die idee: der_andere, als begriff mit sich identisch, erscheint in seinen phänomenen, den spiegelbildern, die perspektivisch wahrgenommen werden als etwas anderes, in vielen aspekten als gleich, aber in keinem fall als identisch. Diese differenz kann mit der metapher des spiegelbildes erläutert, aber nicht aufgehoben werden. Die idee, dass der begriff: das ich, sein fundament im begriff: der_andere, hat, ist ebenso wie der begriff: der_andere, nur denkbar, wenn dieser andere real ein individuum als ich ist; diese idee ist im trialektischen modus darstellbar, eine idee, die das individuum als ich im moment seiner gelebten gegenwart als erinnertes factum der vergangenheit präsent hat.
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(a)
die historia des begriffs: spiegelbild, ist als metapher nicht der gegenstand der untersuchung. Ich verweise auf zwei zusammenfassungen, für die Ralf Konersmann verantwortlich zeichnet. Von Ralf Konersmann selbst das stichwort: Spiegel, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Bd.9, sp.1379-1383*. Von Kristina Kuhn das stichwort: Spiegel, in: Wörterbuch der philosophischen Metaphern. Hrsg.R.Konersmann. Darmstadt: 2007, p.375-388.
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//==>2.9.04<==//
(b)
argument: //==>2.4.16<==//
(c)
die situation ist kompliziert, weil der beobachtende dritte: D, als das dritte moment der relation: individuum_als_ich<==>genosse, erscheint, obgleich der beobachtende dritte: D, für diese relation nicht notwendig ist(1); denn das, was die relation: individuum_als_ich<==>genosse, notwendig als drittes moment vermittelt, das ist das spiegelbild, das sowohl der genosse als auch das individuum als ich in ihrer wechselseitigen relation erkennen(2). Es sind also zwei strikt zu unterscheidende situationen, die in der form einer überblendung präsent sind(4), deren vermittelndes moment die relation: individuum_als_ich<==>genosse, ist, die perspektivisch aus dem blickwinkel des individuums als ich und seines genossen unmittelbar, interpolierbar aus der perspektive des beobachtenden dritten: D, auch die form zweier abhängigen relationen mit dem spiegelbild als gemeinsamen, verbindenden gegenstand hat(3).
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(1)
wiederholung des gedankens in einer graphik.
Schema(1): der beobachtende dritte: D, hat die funktion des movens, die wechselseitige relation zwischen dem individuum als ich und seinem genossen hat in der form der 4.relation die funktion eines moments.
Die relationen:
1.relation(1): beobachtende_dritte:_D<==>individuum_als_ich:_A
2.relation(2): beobachtende_dritte:_D<==>genosse:_B
3.relation(3): individuum_als_ich:_A<==>genosse:_B
4.relation:  beobachtende_dritte:_D<==|==>(individuum_als_ich:_A<==>genosse:_B).
-

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(c1)<==//
(2)
wiederholung des gedankens in einer graphik.
Schema(2): mit dem vermittelnden spiegelbild erscheint die relation: individuum_als_ich:_A<==>genosse:_B, in zwei relationen aufgespalten. Die relation: individuum_als_ich:_A<==|==>spiegelbild, und die relation: genosse:_B<==|==>spiegelbild. Diese relationen haben in getrennten schemata sowohl die funktion der relation: (1), als auch die funktion der relation: (2).
Die relationen:
1.relation(1 oder 2): individuum_als_ich:_A<==|==>spiegelbild
2.relation(2 oder 1): genosse:_B<==|==>spiegelbild
3.relation(3) : individuum_als_ich:_A<==>genosse:_B.
-

-
(c2)<==//
(3)
wiederholung des gedankens. Die relation: individuum_als_ich:_A<==>genosse:_B, hat im perspektivischen blick auch diese form:
-
   individuum_als_ich:_A<==|==>(x)<==|==>genosse:_B.
-
(x) = das spiegelbild, das in der perspektive des A und des B nicht identisch ist*.
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* dieser aspekt wird im argument: 2.3.21(b/4), erläutert. Hier bleibt der aspekt ausgeblendet, weil die graphik in der erhöhten komplexität unübersichtlich würde.   (c3)<==//
(4)
wiederholung des gedankens in einer graphik. Die überblendung der schemata: (1) und (2), kann so dargestellt werden:
-

-
Zusatz: die umfassenden kreise sind weggelassen. Die eingezeichnete markierung hebt den mit sich identischen gegenstand der reflexion hervor, der sowohl als wechselseitige relation erscheint als auch in der form einer abhängigen relation.  (c4)<==//  (c)<==//
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(2.4.16)<==//
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<==//
2.4.18
die begriffe: gleichheit und ungleichheit, sind als relationsbegriffe nicht mit einem kalkül feststellbar(a). Wenn von der gleichheit bestimmter weltdinge gesprochen wird, dann erfolgt diese bestimmung im horizont einer vorausgesetzten ungleichheit(b), aber das, was die ungleichheit sein soll, das ist wiederum nur im horizont der gleichheit feststellbar. Das dilemma der relationsbegriffe ist im trialektischen modus darstellbar, aber es wird im trialektischen modus nicht abschliessend aufgelöst, weil das individuum als ich im moment seiner gelebten gegenwart entscheidet, was gleich sein soll und was ungleich. In der entscheidungssituation ist es mit zwei relationen konfrontiert, die einander sich ausschliessen. In der ersten relation: individuum_als_ich<==|==>gleich, behauptet es, was gleich sein soll; in der zweiten relation: individuum_als_ich<==|==>ungleich, behauptet es das, was ungleich ist. Bestimmt ist jede relation im horizont des ausgeschlossenen dritten moments. Was immer das individuum als ich als gleich oder als ungleich behaupten will, es ist damit konfrontiert, dass es seine behauptung nur im horizont des ausgeschlossenen dritten moments formulieren kann(c). Die problematik der bestimmung von gleich und ungleich ist in der dritten relation: gleich<==|==>ungleich, präsent, deren ausgeschlossenes drittes moment, das individuum als ich, der bestimmende horizont ist. Als objekt der wissenschaften ist die dritte relation in der historia umstritten, aber es ist eine neue situation, wenn das individuum als ich die dritte relation als moment der vierten relation: individuum_als_ich<==|==>(gleich<==|==>ungleich), aufnimmt(d). Allein das, was das ziel der anstrengung ist, die festlegung, was gleich oder ungleich sein soll, das ist wieder entglitten(e).
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(a)
wenn davon gesprochen wird, dass die weltdinge: a und b, gleich sind und die gleichheit mit einem merkmal festgestellt wird, z.b. in der verbindung mit einer zahl, dann liegt eine klassifikatorische feststellung vor. Das moment der bestimmung ist das merkmal, in dem bestimmte dinge der welt gleich sein sollen. Über das, was gleichheit ist, im jargon also das wesen der gleichheit, wird in der klassifikation nichts prädiziert.   <==//
(b)
klarstellung. Der begriff: ungleich, ist nicht die logische negation des begriffs: gleich. Für die verneinung des begriffs: gleich, muss der terminus: nicht_gleich, verwendet werden. Nicht anders die logische negation des begriffs: ungleich. Der korrekte terminus: nicht_ungleich, ist aber stilistisch schwerfällig, eleganter, weil leichter handhabbar, ist der terminus: ungleich, aber dieser terminus ist falsch, weil er in die irre führt; denn das, was nicht_gleich ist, das muss nicht nicht_ungleich sein, weil mit dem terminus: nicht_gleich, nur festgestellt werden kann, dass keine gleichheit besteht; was das phänomen sonst noch sein könnte, eine möglichkeit ist denkbar, nämlich ungleich, das ist aus dem terminus: nicht_gleich, nicht ableitbar. Es ist ein anderer fall, wenn der terminus: ungleich, verwendet wird, der immer eine position kennzeichnet, die mit einer negation konfrontiert werden kann.   <==//
(c)
Ich greife wieder zur metapher, um das argument plausibel zu halten. Das symbol der gleichheit, aber auch der ungleichheit, ist die waage. Ist der balken im lot(1), dann gilt die gleichheit, alle anderen stellungen des balkens gehören in den bereich der ungleichheit. Die gleichheit ist, wie die erfahrung in raum und zeit zeigt, ein moment des durchgangs, es ist also jener rätselhafte moment, wenn rechts und links austariert sind. Aber, um sagen zu können, dass der balken der waage im lot sei, muss das individuum als ich auch alle möglichen stellungen des waagbalkens in seiner vorstellung mit in betracht ziehen, die die ungleichheit nach der einen oder der anderen seite anzeigen. Ebenso kann das individuum als ich nur dann von den ungleichheiten sprechen, wenn es in seiner vorstellung zumindest den rätselhaften punkt der gleichheit aktiviert.
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(1)
an jedem waagbalken ist lotrecht ein kleiner zeiger angebracht, dieser muss im lot sein. Auch in dieser anordnung ist die unlösbare verknüpfung von gleich und ungleich angezeigt.   <==//

(d)

wiederholung des gedankens in einer graphik. Die ausgangssituation wird im schema(1) fixiert. Im schema(2) erscheint die 4.relation in der funktion der relation(1). Als 2.relation kann das individuum als ich z.b. seinen begriff von welt als das dritte moment setzen. Schema: (1) und (2), erscheinen in der realität oft übereinander geschichtet. Diese überblendung des einen schema mit dem anderen wird im schema(3) dargestellt.
Schema(1). Die relationen:
1.relation(1): individuum_als_ich<==|==>gleich
2.relation(2): individuum_als_ich<==|==>ungleich
3.relation(3): gleich<==|==>ungleich
4.relation: individuum_als_ich<==|==>(gleich<==|==>ungleich),
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Schema(2). Die relationen:
1.relation(1): individuum_als_ich<==|==>(gleich<==|==>ungleich)
2.relation(2): individuum_als_ich<==|==>welt
3.relation(3): (gleich<==|==>ungleich)<==|==>welt
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Schema(3)
Die relationen des schema(1):
1.relation(1): individuum_als_ich<==|==>gleich
2.relation(2): individuum_als_ich<==|==>ungleich
3.relation(3): gleich<==|==>ungleich
4.relation: individuum_als_ich<==|==>(gleich<==|==>ungleich),
Die relationen des schema(2):
1.relation(1): individuum_als_ich<==|==>(gleich<==|==>ungleich)
2.relation(2): individuum_als_ich<==|==>welt
3.relation(3): (gleich<==|==>ungleich)<==|==>welt
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Zusatz:
O markiert die momente des 2.schema.
Das individuum als ich ist in beiden schemata dasselbe.
Die beiden kreise markieren die schemata (1) und (2).   <==//
(e)
klarstellung. Das ergebnis der reflexion schliesst nicht aus, dass das individuum als ich und sein genosse in ihrem täglichen leben wissen, was gleich sein soll und was nicht gleich ist, was ungleich ist und was nicht ungleich sein soll. Diese festlegungen sind gegenstand des wissens, das in die gültige kausalität eingebunden ist; in raum und zeit unterliegt das wissen dem wandel, der in den dokumenten der historia belegt ist.   <==//
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2.4.19
der begriff: die autonomie des individuums als ich, schliesst aus, dass das individuum als ich in seiner handlung, den genossen als der_andere anzuerkennen, durch einen dritten vertreten werden könnte. Die anerkennung des anderen als der_andere kann nur das individuum als ich leisten; handlungen aber, die das individuum als ich im moment seiner gelebten gegenwart als momente einer kausalkette vornehmen soll, können vom genossen stellvertretend ausgeführt werden(a). Das pendant zur ausgeschlossenen vertretung ist die logische unmöglichkeit, das individuum als ich zu zwingen, den genossen als den anderen anzuerkennen. Die erfahrung zeigt, dass unter bestimmten bedingungen fast jedes individuum als ich gezwungen werden kann, bestimmte handlungen zu leisten; denn in der abwägung von vorteil und nachteil wählt das individuum als ich, wenn es das noch kann, das kleinere übel und spricht den satz der anerkennung, aber diese anerkennung ist ohne bindungswirkung, weil die autonome entscheidung nicht abzwingbar ist(b).
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(a)
das rechtsinstitut der stellvertretung hat in der rechtsordnung eine andere funktion und sollte mit der autonomie des individuums als ich nicht verwechselt werden. Im kontext einer gesetzten kausalität können die situationen bestimmt sein, in denen das individuum als ich: A, und der genosse: B, in bestimmten handlungen sich vertreten können. Das ist ein vernünftiges instrument, die sozialen beziehungen in einer gesellschaft lebbar zu machen. Das fundament der regel ist ein gesetz, auf das sich alle, die es betrifft nach einem festgesetzten verfahren geeinigt haben. Die geltung dieser regeln reicht soweit, wie der konsens sie legitimiert, auf den sich alle, die es betrifft, autonom geeinigt haben.
(b)
es ist ein aspekt der verwendung bestimmter termini, wenn zutreffend gesagt wird, dass dem bürger die erklärung einer anerkennung im rahmen der gesetze abgezwungen werden könnte; als beispiel sei auf den offenbarungseid verwiesen. Diese fälle sollten strikt von den fällen unterschieden werden, die durch die strukturen der macht bestimmt sind. Der mächtigere kann den schwächeren zu erklärungen der anerkennung nötigen, aber die bindungswirkung dieser erklärungen ist auf die macht begrenzt, über die der mächtigere verfügt. Entfällt die macht, dann ist auch die bindungswirkung zerronnen. Seine autonome entscheidung kann der schwächere nicht an den mächtigeren zedieren, auch dann nicht, wenn er es im moment vorteilhafter fände. Könnte er es, dann hätte sich das individuum als ich entmächtigt, es wäre nur noch ein ding der welt, das das_andere ist.
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2.4.20
das prinzip der anerkennung des anderen als der_andere scheint dem individuum, das ein ich sein will, keine wahl zu verstatten. Damit, so scheint es, stehe die idee einer anerkennung des anderen als der_andere in einem widerspruch zu der vorstellung einer autonomie des individuums als ich. Diese meinung ist falsch(a); denn die entscheidung eines individuums, ein ich sein zu wollen, autonom getroffen, setzt voraus, dass es mit seiner entscheidung, den genossen als den anderen anzuerkennen, sich selbst gebunden hat. Das argument, so scheint es, dreht sich im kreis um sich selbst(b); denn die handlung des individuums als ich, den genossen als den anderen anzuerkennen, ist, wenn das individuum als ich sich entscheidet, in die gesetzte kausalität eingebunden. Sowohl der genosse: B, als moment der relation ein ding der welt, als auch das ding der welt: c, als moment der relation ein ding der welt, sind als dinge der welt in der kausalität eingebunden, die das individuum als ich gesetzt hatte(c). Für seine entscheidung, den genossen als den anderen anzuerkennen, kann das individuum als ich viele gründe anführen, aber das sind gründe, die ihm in den formen seiner bürgerlichen freiheiten, bestimmtes verstatten, anderes aber nicht. Was immer auch der fall sein mag, seine autonomie, sich für die anerkennung zu entscheiden, wird dadurch nicht aufgehoben. Das individuum als ich kann durch den genossen seiner bürgerlichen freiheiten beraubt werden, nicht aber seiner autonomie.
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(a)
die falsche meinung ist möglich, weil die argumentebenen der begriffe und der phänomene vertauscht sind. Als begriff sind der begriff: anerkennung des anderen als der_andere, und der begriff: autonomie des individuums als ich, ein widerspruch, als phänomene aber markieren die begriffe nur gegensätze. Verknüpft das individuum als ich und sein genosse diese begriffe mit den phänomenen der anerkennung und bestimmten individuen als ich, dann räsonieren sie auf der argumentebene der phänomene, auf der in raum und zeit auch die gegensätzlichen weltdinge miteinander koexistieren können.  <==//
(b)
diese beobachtung ist nicht falsch. Sie kennzeichnet die situation des anfangs - womit beginnen?  Das postulat der autonomie ist die bedingung, dass das individuum als ich beginnen kann, die these vom individuellen impuls ist die bedingung, dass das individuum als ich begonnen hat. Beides muss zusammenwirken, wenn das individuum als ich sich im moment der gelebten gegenwart entscheidet und eine relation, mit der es sich absolut bindet, setzt. Mit dem gesetzten anfang beginnt die kausalität, der es sich mit der setzung unterworfen hat.  <==//
(c)
die wechselseitige relation: A<==>B, ist mit der anerkennung des anderen als der_andere gesetzt, die abhängige relation: A<==|==>b, ist ausgeschlossen; die abhängige relation: A<==|==>c, ist mit der bestimmung eines dinges der welt als das_andere gesetzt, die wechselseitige relation ist ausgeschlossen. Es gilt: tertium non datur. Mit dieser festgelegung ist auch entschieden, dass die problematische relation: mensch<==|==>tier, nicht als eine wechselseitige relation bestimmt werden kann. Das tier ist immer das_andere, niemals der_andere, auch dann nicht, wenn es den anschein hat, dass das tier der bessere mensch sein könnte. Ein ding der welt, das nur das_andere sein kann, ist als moment einer wechselseitigen relation nicht einsetzbar. Was auf der argumentebene der begriffe eindeutig ist, das verliert seine klaren konturen, wenn es auf der argumentebene der phänomene reflektiert wird. Da kann die abhängige relation: mensch<==|==>sache, als wechselseitige relation erscheinen, wenn für die sache, wie in der antike üblich und im zeitalter des neoliberalismus noch nicht vergessen, der sklave: S, eingesetzt wird, oder, was nur eine andere perspektive ist, wenn die relation: A<==>S, in der realität ökonomischer ausbeutungsverhältnisse in die abhängige relation: A<==|==>s, transformiert wird.  <==//
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(2.2.25(b))<==//
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2.4.21
das individuum als ich, das den genossen als den anderen anerkennt, will vom genossen auch als der_andere anerkannt sein. Die logik der reziprozität hat Hegel in seiner herr/knecht-dialektik darlegt(a). Soweit Hegel die struktur der relation zwischen herr und knecht(b) analysiert, kann Ich seinen überlegungen folgen. Ich kann ihm aber nicht folgen, wenn er diese relation als einen kampf bestimmt, der "auf den Tod des Anderen geh((t))"(c). Die formen des kampfes sind vielfältig(d), aber ein kampf, der im realen tod des anderen sein ziel hat, beseitigt den kampf als eine form der wechselseitigen relation. Was bleibt, das sind momente, die beliebig in der welt verteilt sind. Soweit der kampf die form des spiels hat, dessen faszinierendes geheimnis der immer wieder mögliche neubeginn ist, soweit ist das kämpfen eine form des anerkennens, die im sieg das anerkanntsein zum preis hat, einen preis, der in seiner dauer immer wieder im kampf erneuert werden muss. Im moment der gelebten gegenwart kann das gefühl, anerkannt zu sein, ein erlebnis des glücks sein, aber das gelebte glück ist nicht von dauer, weil das individuum als ich die anerkennung des genossen als der_andere immer wieder autonom neu bewähren muss.
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(a)
Hegel. Phänomenologie des Geistes, Bd.3, p.145-155    <==//
(b)
klarstellung. In der wechselseitigen relation: herr<==>knecht, verweisen die termini auf dinge der welt, die das_andere sind, aber der herr wie der knecht werden konkret als reale personen: A und B, vorgestellt.    <==//
(c)
Hegel. Phänomenologie des Geistes, Bd.3, p.149.    <==//
(d)
eine phänomenologie der formen muss hier nicht vorgelegt werden. C.Schmitt kommt das verdienst zu(1), diese definitionen mit der ihm eigentümlichen radikalität auf die absurde spitze getrieben zu haben. Aber die toten helden markieren nur die schädelstätten, die die sieger mit ihren festtafeln zynisch feiern.
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(1)
in der historischen perspektive ist das verdienst C.Schmitt's zweideutig. Einerseits hat er die logik des kampfes geklärt, das sollte nicht übersehen werden, andererseits hat er aber als ideologe auch die blaupause für eine gesellschaftliche ordnung geschrieben, die das phänomen der gewalt zum maass der dinge gemacht hat, das sollte nicht vergessen werden.    <==//
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2.4.22
kann der gewalttäter oder der mörder ein individuum als ich sein? - die antwort im relationalen argument ist differenziert und hängt von der perspektive ab, in der die frage beantwortet wird. Gewalt zwischen dem individuum als ich und seinem genossen, in welcher form auch immer, zerstört die wechselseitige relation und transformiert diese in eine abhängige relation. Wer den anderen mit gewalt traktiert, der entzieht dem anderen seine anerkennung als der_andere und reduziert den anderen zu einem ding der welt, das das_andere ist. Das individuum als ich: A, das seinen genossen: B, tötet,(a) hat mit der gewalttat implizit dem B seine anerkennung als der_andere verweigert und den B als das ding der welt: b, behandelt. Mit der zerstörung der wechselseitigen relation: A<==>B, und ihrer transformation in die abhängige relation: A<==|==>b, hat sich das individuum: A, das ein ich sein wollte, sich selbst als ich entmächtigt und zu einem weltding: a, degradiert. Die verweigerung der anerkennung des genossen: B, als den anderen ist die autonome entscheidung des individuums: A, kein ich sein zu wollen, und was es dann noch ist, das bleibt offen. Aus der perspektive des anderen(b), seines opfers: B, erscheint der täter: A, als das weltding: a.
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Die situation ist komplexer, wenn der beobachtende dritte: D, in die reflexion einbezogen wird. Die soziale beziehung zwischen A und B erscheint doppeldeutig als eine wechselseitige und als eine abhängige relation. Die individuen als ich: "A, B und D" sind wechselseitig relationiert. D muss, wenn es sich selbst als ein ich erkennen will, den A und den B, jeden für sich, als der_andere anerkennen. Für A und B ist es die gleiche situation und die differenz zwischen A und B ist nachrangig für die soziale beziehung zu D. Wenn die gewalttat des A geschehen und B in seiner existenz zerstört ist, dann sind die wechselseitigen relationen, die zwischen A, B und D bestanden hatten, verändert. Der getötete B ist für D das ding der welt: b,(c). Die dritte relation kann für D nur sein: A<==|==>b. Aber kann das richtig sein, wenn A sich selbst als ich entmächtigt hat und damit die wechselseitige relation des D zu A in eine abhängige relation: D<==|==>a, transformiert ist und folglich die dritte relation in der form: a<==|==>b, ausgedrückt werden muss? Die antwort kann nur dann korrekt sein, wenn die perspektiven des A und des D in die antwort mit einbezogen werden. Aus der perspektive des A, der als ich sich entmächtigt hat, kann in der relation zwischen D und A das moment: A, nur mit dem zeichen: a, ausgedrückt werden, aus der perspektive des D aber muss das moment: A, mit dem zeichen: A, ausgedrückt sein; denn das individuum als ich: D, kann sich als dieses nur dann bestimmen, wenn es den täter: A, als seinen anderen anerkennt, trotz seiner tat, die strafrechtlich als unrecht bewertet wird. Würde D die unrechtstat des A nutzen, dem A seine anerkennung als der_andere zu entziehen, dann entmächtigte sich D selbst als ich(d)(e). Für den beobachtenden dritten: D, ist die relation: A||a<==|==>b, doppeldeutig, aber diese doppeldeutigkeit kann D dann auflösen, wenn er die relation als das zweite moment einer neuen relation setzt, dessen horizont das ausgeschlossene dritte moment: die unterscheidbaren perspektiven des A und des D, ist, der die beiden deutungsmöglichkeiten der relation einschliesst. Das ist aber eine neue situation, in der das problem beim beobachtenden dritten: D, und nicht bei dem täter: A, verortet ist(f). Es mag eingewendet werden, dass einer identischen relation zwei prädikate zugeordnet werden. Das ist aber nicht der fall; denn die streitige relation: A||a<==|==>b, ist kein logisches urteil, sondern ein phänomen in raum und zeit und die perspektiven des D und des A sind in raum und zeit nicht dasselbe.
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(a)
die gewalt weist ein breites spektrum von phänomenen auf, die nicht einfach zu klassifizieren sind. Die vielfalt der tatbestände im strafrecht gibt einen hinreichenden eindruck von den schwierigkeiten, einen streitigen sachverhalt differenziert zu erfassen. Ich beschränke das argument auf die tötung des anderen und lasse dabei die frage ausser betracht, ob die tat als totschlag oder mord zu bewerten ist. Die motive des täters und seine schuld haben für die struktur der relation eine nachgeordnete rolle und bleiben daher ausser betracht.   <==//
(b)
der gedanke ist hypothetisch, weil mit dem tod des genossen: B, das individuum als ich: B, nicht mehr existent ist. Aber der gedanke ist in der vorgeschichte des tötungsereignisses möglich; denn jede form von gewalt, die A gegen B übt(1), degradiert den B faktisch zu einem ding der welt: b, ein phänomen, das in unzähligen fällen benannt werden kann, zum beispiel die ökonomische ausbeutung der menschen durch menschen.
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(1) ausgenommen sind die formen legitimierter gewaltanwendung, die in den rechtsordnungen normiert sind. <==//
(c)
die erinnerung des D an den getöteten B soll hier ausser betracht bleiben. Mit der tat des A ist für D die situation verändert und im getöteten: B, hat D nur ein ding der welt: b, verfügbar.   <==//
(d)
das ist die logik, warum es dem staat als juristischer person nicht erlaubt sein kann, die todesstrafe in katalog legitimierter sanktionen zu führen. Wer im namen des staates ein individuum tötet, das ein ich sein kann, auch dann, wenn es sich selbst als ich entmächtigt hat, der ist ein mörder, der sich selbst als ich entmächtigt.   <==//
(e)
wiederholung des gedankens in einer graphik. Der beobachtende dritte: D, ist das movens(1). Die situation vor der tat des A ist simpel (innere kreis), nach der tat ist sie komplex (äussere kreis).
Die relationen:
1.relation(1): D<==>A   //(a?; D<==>A oder a<==|==>D**)*
2.relation(2): D<==>B   //(b; D<==|==>b)*
3.relation(3): A<==>B   //(A<==|==>b oder a<==|==>b)*
4.relation: D<==|==>(A<==>B) // (A<==|==>b oder a<==|==>b**)*
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Zusatz:
die mit stern: *, ausgezeicheneten relationen sind logisch möglich. Die mit doppelstern: **, ausgezeichneten relationen sind aus der perspektive des D ausgeschlossen.
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(1)
um die komplexität der graphik nicht unnötig zu erweitern, sind die personen und sachen auf die buchstaben verkürzt. Ebenso wird die möglichkeit nicht weiter erörtert, wenn A oder B in der situation als movens gesehen werden.   <==//
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(f)
wiederholung des gedankens in einer graphik. Die situation ist verändert, wenn der beobachtende dritte: D, nach der tat des A die dritte relation: A||a<==|==>b, zum moment seiner relation(1) hat und als das dritte moment seine perspektive oder die perspektive des A setzt, die D hypothetisch fassen kann. Das sind zwei unterscheidbare schemata, die strikt getrennt werden sollten.
Die relationen:
1.relation(1): D<==|==>(A||a<==|==>b)
2.relation(2): D<==|==>perspektive:_D_oder_A
3.relation(3): (A||a<==|==>b)<==|==>perspektive:_D_oder_A.
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Zusatz:
die 3.relation hat, abhängig von der perspektive, entweder die eine form: (A<==|==>b)<==|==>perspektive:_D, oder die andere form: (a<==|==>b)<==|==>perspektive:_A, tertium non datur.
Das zeichen: A||a,  bedeutet entweder A(=der_andere) oder a(=das_andere) - tertium non datur.  <==//
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2.4.23
der begriff: subjekt, hat in der historia viele varianten(a), deren gemeinsamer nenner nicht über das hinausgeht, was ein lexikon vermeldet: "Subjekt - das denkende, wahrnehmende, wollende Wesen; Ggs Objekt"(b). Da die explizite verknüpfung meiner theorie des individuums als ich mit den subjektbegriffen der tradition nicht der gegenstand des essays ist, kann die auseinandersetzung mit den positionen in der historia unterbleiben, weil dieser versuch entweder eine willkürliche und verkürzende darstellung der fakten wäre oder eine uferlose auseinandersetzung über ein streitobjekt, das in der perspektive des ontologischen arguments eine wiederholung des bekannten wäre, in der perspektive des relationalen arguments aber eine abweisende kritik. Beides liegt nicht in meinem interesse.
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(a)
Historische Wörterbuch der Philosophie. Stichwort: subjekt, Bd.10. sp.373-400. //==>2.9.04.
(b)
Wahrig,Gerhard: Deutsches Wörterbuch. Gütersloh: 1986, p.1249
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2.4.24
die definition des begriffs: reales subjekt,(a) umfasst sechs konstitutive merkmale, die nicht weiter reduziert werden können. Die zahl der merkmale kann vergrössert werden, aber jedes ergänzende merkmal ist akzidentiell, das einmal vorhanden sein kann, ein andermal nicht.

Die merkmale sind in einer liste zusammengefasst:

1. das subjekt ist ein individuum.
2. das individuum ist sich seines selbst bewusst.
3. das individuum lebt aus sich selbst.
4. das individuum verfügt über autonomie.
5. das individuum lebt mit dem genossen,
6. das individuum anerkennt den genossen als der_andere.
Erläuternde zusätze:
ad 1:
nur ein lebewesen kann subjekt sein(b). Das lebewesen ist, wie jedes ding der welt, als individuum mit sich identisch. Die bestimmung, mit sich selbst identisch zu sein, schliesst die meinung aus, dass ein kollektiv, zu dem sich bestimmte individuen als genossen vereinigt haben, als reales subjekt bestimmt werden kann.
ad 2:
für den terminus: selbstbewusstsein, kann auch der terminus: das ich, gebraucht werden. Der begriff: selbstbewusstsein, legt fest, dass das individuum sich im rückbezug auf sich selbst autonom als subjekt bestimmt.
ad 3:
in seiner selbstbestimmung als ich kann das individuum nur auf sich selbst in seiner körperlichkeit zurückgehen. Der individuelle impuls als quellgrund seines lebens ist eine metapher.
ad 4:
die autonomie des individuums als ich ist ein postulat, das das individuum als ich denken muss(c), wenn es in der gesetzten kausalität seinen anspruch auf die bürgerlichen freiheiten legitimieren will(d).
ad 5:
als der_andere ist der genosse, wie das individuum als ich, selbst ein reales subjekt. Der genosse ist kein objekt, auch dann nicht, wenn der genosse, situationsbedingt, in der rolle eines objekts erscheinen kann.
ad 6:
im moment seiner gelebten gegenwart muss das individuum als ich die handlung selbst leisten, die als anerkennung des genossen bestimmt ist, der der_andere ist. Weder kann das individuum als ich die handlung zedieren, noch kann dem individuum als ich die handlung: anerkennung des anderen als der_andere, abgezwungen werden; denn die erzwingung der handlung: anerkennung des anderen als der_andere, ist nur mit der vernichtung dessen möglich, was das individuum als ich auszeichnet, nämlich ein ich zu sein.

Im relationalen argument ist die rede dann von einem realen subjekt möglich, wenn die merkmale des begriffs: reales subjekt, in ihrer gänze erfüllt sind. Was in der tradition mit den termini: mensch oder subjekt, bezeichnet wird, das bezeichne Ich mit dem terminus: das individuum als ich.

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(a)
die definition folgt der methode der begriffsbestimmung, die in der tradition üblich und im diskurs ein hilfreiches instrument ist.   <==//
(b)
die meinung, dass nur lebewesen reale subjekte sein können, wird in der tradition weitgehend geteilt, aber es bleiben unbestimmtheiten. Die götter zum beispiel gelten als subjekte, zumindest werden sie in der tradition als lebewesen behandelt, wenn den mythen gehör gegeben wird. Diese streitfrage, für den gläubigen eine herzenssache, für den philosophen eine sachfrage, soll nicht weiter verfolgt werden.   <==//
(c)
das postulat, dass das individuum als ich autonom sei, ist nicht beweisbar, und das, was in der historia als beweise geltend gemacht worden ist, sind gemeine zirkelschlüsse, die keine bindung begründen können. Der grund des glaubens ist keines beweises zugänglich, weil der glaube den prozess initiiert, der exakt den zwängen unterliegt, die der vom glauben gesetzten kausalität inhärent sind.   <==//
(d)
die autonomie des individuums als ich und seine bürgerlichen freiheiten können weder identisch fallen, noch sollten sie als gleiche vorstellungen missverstanden werden; zwar kann das individuum die bürgerlichen freiheiten mit gewalt vernichten, aber es ist keine gewalt vorstellbar, mit der es die autonomie des individuums als ich vernichten könnte, ohne den genossen als individuum zu vernichten, der weiss, dass er als ich autonom handelt.   <==//
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<==//
2.4.25
die definition des begriffs: reales subjekt,(a) impliziert die behauptung, dass das reale subjekt ein benennbares objekt hat. Die behauptung indiziert keine tautologie, eine tautologie, die in den heftigen diskussionen wetterleuchtet, die unter den stichworten: subjekt/objekt oder subjekt/objekt-dialektik,(b) geführt worden sind. Mit der setzung einer relation ordnet das reale subjekt jedem ding der welt, sich selbst einschliessend, ein anderes ding der welt zu, das die funktion eines objekts hat. Die abhängige relation: A<==|==>b, hat dann die form, die in der subjekt/objekt-dialektik mit dem zeichen: SxO,(c) gekennzeichnet wird. Das zeichen täuscht eine ähnlichkeit vor, die zwischen der relation des individuums als ich mit seinem ding der welt und der beziehung zwischen dem subjekt und dem objekt nicht gegeben ist; denn eine relation, deren momente das reale subjekt und sein objekt sind, ist nicht denkbar, wenn das moment der relation: das objekt, durchgestrichen würde. Die beziehung zwischen dem subjekt und dem objekt in der dialektik von subjekt und objekt suggeriert aber, dass das subjekt und das objekt für sich als wesenheiten isoliert bestehen könnten. Es ist zwar richtig, dass das subjekt immer auf ein objekt ausgerichtet ist, aber das objekt sei als objekt auch dann denkbar, wenn es nicht auf ein subjekt ausgerichtet ist. Was im kontext des ontologischen arguments plausibel sein kann, weil der begriff: das sein, als das ganze im blick auf die teile, das daseiende, nicht als subjekt denkbar ist, das ist im kontext des relationalen arguments gegenstandslos, weil die dinge der welt sowohl in der funktion des subjekts als auch in der funktion des objekts erscheinen können; denn das individuum als ich kann seine beziehungen zu den dingen der welt sowohl in einer abhängigen relation fassen als auch in einer wechselseitigen, in der die dinge der welt einmal als der_andere, ein andermal als das_andere erscheinen können(d). Formal könnten in der formel der wechselseitigen relation: A<==>B, nur reale subjekte erscheinen, was im horizont der subjekt/objekt-dialektik ausgemachter unsinn wäre; denn reale subjekte können als begriffe keine objekte sein und folglich könnte von einer subjekt/objekt-dialektik mangels eines objekts nicht mehr geredet werden. Andererseits ist aber in der wechselseitigen relation: A<==>B, der fall möglich, dass sowohl A als auch B in der funktion eines objekts erscheinen, dann, wenn die relation bestimmt im schema des trialektischen modus gedacht wird und das ding der welt: c, oder das ding der welt: C, die funktion des ausgeschlossenen dritten moments hat.
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(a)
klarstellung: die termini: reales subjekt oder individuum als ich, bezeichnen die gleichen phänomene und begriffe.   <==//
(b)
Historisches Wörterbuch der Philosophie. Stichwort: Subjekt/Objekt, Bd.10, sp.401-433. //==>2.9.04  <==//
(c)
es gibt konventionen, die verwirren können, wenn die verwendeten zeichen in einen anderen kontext gestellt werden und die bedeutung der zeichen nicht exakt definiert ist. Es ist verleitend, die übliche kennzeichnung: S=subjekt und O=objekt, auch für die kennzeichnung der abhängigen relation: A<==|==>b, zu verwenden und die formel: A<==|==>b, korrekt auszudrücken oder fehlerhaft mal so: S<==|==>O, oder so: SxO(1). Über kreuz können die bedeutungen der zeichen beliebig ausgetauscht und neu zugeordnet werden - das ergebnis wird allemal unsinn sein.
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(1)
lies: grooss S hat (ein) grooss O; oder: das grooss S(=subjekt) hat ein grooss O(=objekt).  <==//
(d)
diese konstellation ist der grund, der mich bestimmt hat, die termini: subjekt und objekt, in meinen reflexionen möglichst zu vermeiden, um keine falschen assoziationen zu provozieren.   <==//
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(fortsetzung: subtext/2.5.01ff)
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(anfang)<==//
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eingestellt: 08.09.04.

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