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026:original_kopie

Original oder kopie.
Das kunstwerk als vorstellung im schnittpunkt digitaler (re)produktion.
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(2015/2015)

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Die these/I.: die situation.

Im zeitalter digitaler produktion und reproduktion ist die traditionale unterscheidung: originales kunstwerk oder kopie, obsolet geworden. Das traditionale bild, gespeicherte bits als ausdruck, und die gespeicherten bytes als datei sind zwei dinge der welt, die mit den begriffen: original oder kopie, nicht mehr unterscheidend gefasst werden können. Es kann, ausgehend von W.Benjamin's bekannter these, behauptet werden, dass die aura des kunstwerks im zeitalter der digitalen (re)produktion vernichtet ist. Das, was das kunstwerk als original gewesen war, und das, was als kopie noch gehändelt wird, das ist ununterscheidbar geworden, aber, wenn das authentische kunstwerk ohne seine aura nicht mehr identifizierbar ist, dann muss, wenn der status des originals weiter an die aura des kunstwerks geknüpft wird, gefolgert werden, dass die existenz eines kunstwerks unter den bedingungen der digitalen (re)produktion zu verneinen ist. Das original, gedeutet als kunstwerk, und die kopie, gezogen vom original, sind zu beliebigen dingen der welt transformiert worden, die, nicht unterscheidbar, auf den märkten der welt als objekte des kunstbetriebs gehandelt werden.

Die these/II.: das argument.

Der schluss, heute könne es kein kunstwerk mehr geben, ist dann richtig, wenn die prämissen des arguments wahr sind. Die wahrheit der behaupteten prämissen aber werden aus gründen bezweifelt, die einerseits in der tradition verwurzelt sind, andererseits von der tradition kritisch abgegrenzt werden. In der aktuellen moderne, eingegrenzt auf die gegenstände der tradition, hat die differentia specifica: original oder kopie, seine unterscheidende funktion nicht verloren. Das kunstwerk als original ist in seiner ontischen fülle präsent und die kopien des originals, technisch jederzeit möglich, gelten als abbild des originals, denen aber, weil die aura des kunstwerks nicht reproduzierbar ist, der status des kunstwerks nicht zugeordnet sein kann. Diese behauptung ist dann in frage gestellt, wenn das kunstwerk als ein ästhetisches urteil gefasst wird, das das individuum als ich in seinem forum internum denkt, auf ein reales ding der welt verweisend, das die unterscheidung: kopie oder original,  nachrangig erscheinen lässt, wenn die kopie, technisch möglich, die deckungsgleiche reproduktion des originals ist. Zwar sind die kategorien: kopie und/oder original, nicht gegenstandslos geworden, aber ihnen ist eine modifizierte funktion zugewachsen, die dem individuum als ich es möglich macht, in seiner reflexion einerseits die aura des kunstwerks mit der kopie zu verknüpfen (=das berühmte werk), andererseits in analytischer absicht die idee des kunstwerks (=epoche prägendes werk), vom status des originals zu trennen. Im forum internumm gedacht, aber streitig auf dem forum publicum diskutiert, kann das individuum als ich über kreuz seine vorstellung des kunstwerks am original, ein unikat, als die idee des kunstwerks begreifen, fixiert im ästhetischen urteil, ohne die aura des kunstwerks an den kopien, ungezählte objekte seiner analysen, entbehren zu müssen. Unter den bedingungen der (re)produktion digitaler technik ist diese spannung zwar relativiert, aber nicht beseitigt.

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stand: 16.04.01.
eingestellt: 15.02.15.

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