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2.31.001-011
liste der links/argumentnummer: gehe zu
2.31.001
2.31.002 2.31.003 2.31.004 2.31.005 2.31.006 2.31.007 2.31.008 2.31.009 2.31.010
2.31.011
2.31.001
für jedes wissensgebiet können die einschlägigen
theorien benannt werden, nicht anders für das weite feld der
ästhetik, die ästhetischen theorien gehändelt als ein ästhetisches
argument. Der stolperstein ist, dass für den begriff: ästhetik,(a) kein konsens
behauptet werden kann, mit der konsequenz, dass viele theorien im
gebrauch sind, die, den kern der streitigen fragen verschleiernd,
unter dem terminus: ästhetik, zusammengefasst werden. Zwar besteht
über das, was die ästhetik im engeren sinn sein soll und ist, ein
gewisser konsens, aber die vielfalt der auffassungen lässt jede
eindeutige grenzziehung als eine illusion erscheinen(b). Es ist daher
zweckmässig, sich auf einige aspekte im spektrum:
ästhetik(=wahrnehmung), zu konzentrieren, die in der community
unbestritten sind.
Vier aspekte(c) werden
markiert:
- die funktion des handwerks in der ästhetik. Die
traditionale ableitung der kunst aus dem können sollte nicht
ignoriert werden. Um ein ästhetisch "wertvolles" kunstwerk zu
schaffen, bedarf es auch des handwerks, meisterhaft ausgeführt(d).
- die funktion der symmetrie in der ästhetik. Um schön von
hässlich abgrenzen zu können, bedarf es eines maasses, mit dem
die grenzlinie gezogen ist, die das hässliche vom schönen
scheidet(e).
- die funktion des raumes, in dem die kunstwerke situiert
sind. Die abgrenzungen: "religion, philosophie, politik und
ökonomie", sind keine kriterien für den begriff: ästhetik,
aber diese begriffe markieren den raum, in dem das ästhetische
argument geltend gemacht wird(f).
- die negativen formen des erscheinens eines als "wertvoll"
geschätzten kunstwerks(g). Wenn über das, was ästhetisch
wertvoll sein soll, räsoniert wird, dann sollte auch das
ästhetisch minderwertige nicht aus dem blick fallen. Das, was
an der oberfläche als schön erscheint, das kann in der
substanz den gültigen kriterien nicht genügen(h).
Es ist ein unmöglicher versuch, "reine prinzipien" des ästhetisch
wertvollen kreieren zu wollen. Das, was als ästhetisch wertvoll
erfahren wird, das ist ein gemenge differenter aspekte, die
situationsgemäss in den diskurs eingebracht werden. Das spektrum
der möglichen perspektiven auf das streitig gefallene objekt ist
weit aufgefächert. Der umgang mit dem material kann in der
perspektive des könnens ein aspekt sein. In der perspektive der
symmetrie kann es das zusammenspiel der farben sein, die der
meister auf seiner palette zusammengerührt hat. In der perspektive
des raumes kann es die beachtung/nicht_beachtung bestimmter
konventionen sein, die das urteil: ästhetisch wertvoll oder nicht,
bestimmen(i).
Bestimmt sind die perspektiven im subjekt, das individuum als ich
und sein genosse, die in ihrem individuellen blick bestimmtes
behaupten, das in einem vielschichtigen prozess verbindliche
objektivität schafft, die allgemein gültig sein soll; denn das,
was früher als schön gegolten hatte, das muss heute nicht mehr als
das schöne schlechthin bewertet sein(j).
------
(a)
die unterscheidung: ästhetik als begriff/phänomen,(01)
ist zu beachten. In den diskursen wird über die phänomene der
ästhetik mit den phänomenen der ästhetik gestritten,
unterschieden mit dem begriff: ästhetik, den jedermann für sich
in seinem forum internum denkt. Den allgemeinen begriff:
ästhetik, schlechthin, man sagt auch: der ästhetik an sich, gibt
es nicht(02), aber es gibt festlegungen über das, was ästhetik
ist, definitionen, auf die alle, die es betrifft, sich
einvernehmlich verständigt haben. In den grenzen dieses
allgemein gültigen begriffs: ästhetik, können die debatten
geführt werden, ausgefochten mit den ästhetischen argumenten auf
dem forum publicum.
-------
(01)
zur theorie des begriffs: begriff, und die
unterscheidung der phänomene im relationalen argument
andernorts im detail(*1).
----
(*1) //==>INDEX//Register:
stichworte: begriff und phänomen.
(02) //==>arg.: 2.51.007.
(a)<==//
(b)
das problem, was die phänomene des ästhetischen sein
sollen, wurde auf dem 10.Kongress der Deutschen Gesellschaft für
Ästhetik in Offenbach am Main(2018) diskutiert; der titel des
kongresses: Das ist Ästhetik,(01).
--------
(01)
die vorträge sind in den akten des kongresses
dokumentiert(*1).
-------
(*1) //==>
www.dgae.de/kongresse/das-ist-aesthetik.
(b)<==//
(c)
in den debatten über die theorie des begriffs:
ästhetik, ist es üblich, von merkmalen oder kriterien zu
sprechen, die gegeben sein müssen, wenn ein bestimmter begriff
definiert werden soll. Wenn aber das problem des begriffs:
ästhetik, analysiert wird, dann muss der blick des analytikers
auch auf die phänomene gelenkt sein, die mit dem begriff:
ästhetik, verknüpft werden können, selbst kein element des
begriffs seiend. Das sind einerseits die felder, auf denen auch
die phänomene des ästhetischen erscheinen und gegenstand der
debatten sind, partes pro toto die religion und die politik(01),
andererseits ist es ein problem der methode, festgemacht an der
unterscheidung: theorie und praxis,(02). Es ist also
erforderlich, sich auf weniges zu beschränken, aber die auswahl
muss nachvollziehbar sein.
------
(01) //==>anmerkung: (f).
(02)
die streitfrage: theorie oder praxis?, ist
unmittelbar wirksam in den konflikten über die ästhetisch
beurteilten weltdinge. Mittels der theorie werden behauptungen
formuliert, die als widersprüche erscheinen, die aber als
gegensätze pragmatisch in einer neuen harmonie aufgelöst
werden. Die these soll gelten, dass kriterien benannt werden
können, mit denen der ästhetische wert eines weltdinges
behauptet und rational dargelegt wird. Unstreitig können viele
bereiche im gesellschaftlichen prozess benannt werden, in
denen die schnittmengen der widerstreitenden elemente aber so
grooss sind, dass die kriterien, mit denen die mengen
festgelegt werden, als wenig bestimmt erscheinen, so die
kriterien: hässlich und schön. Unstreitig ist Goya's nackte
Maja schön, die kritzelei an der toilettenwand wohl nicht. Wie
aber sollen die hurenbilder von Toulouse-Lautrec und Grosz
beurteilt werden(*1), die das hässliche und das obszöne
markant darstellen? Diese werke sind ästhetisch ausgewiesen,
ethisch umstritten und als objekte auf dem markt
kristallisationskerne der begierde nach besitz,
handelsobjekte, die auf den kunstauktionen millionen bringen;
denn im markt ist alles handelbar, wenn für die objekte die
nötige aufmerksamkeit produziert worden ist.
-------
(*1) die gewollten provokationen eines Francis
Bacon sollten hier auch zitiert sein. (c)<==//
(d)
//==>arg.: 2.31.002.
(d)<==//
(e)
//==>arg.: 2.31.002.
(e)<==//
(f)
das sujet des kunstwerks ist dann heikel, wenn das
kunstwerk im bereich der religion oder der politik platziert
ist. Das streitige kunstwerk ist eingebunden in die
gesellschaftlichen prozesse, verknüpft mit definierten normen.
Die sakralkunst hat eine andere funktion als das kunstwerk im
politischen raum, das ein symbol des status seines besitzers
sein kann. Das kunstwerk kann auch ein gebrauchsgegenstand sein,
zitiert sei Raffaels madonna im schlafzimmer. Das
kunstwerk, verbreitet als kopie, kann das symbol des
protestes sein, so, wie es das signum der übereinstimmung ist
mit den normen der gesellschaft. Die identifikation des
künstlers mit seinem werk und/oder des besitzers des kunstwerks
ist ein moment, in dem die geschichte des kunstbesitzers ebenso
aufblitzt wie die geschichte seines schöpfers. Das kunstwerk ist
in der perspektive des philosophen die sichtbar gewordene
wahrheit, oder das gefällige kunstwerk ist, industriell
reproduziert, das passende objekt, das, schön aufgeputzt, im
markt einen besseren preis erzielen soll. Die bandbreite der
aspekte ist also grooss, in denen ein kunstwerk, hässlich oder
schön, das vermittlungsmoment sein kann, in dem die wirklinien
der interessen, ästhetisch begründet oder nicht, gekreuzt sind.
(f)<==//
(g)
es sollte einverständnis darüber bestehen, dass
zwischen dem begriff: kunstwerk, und dem ästhetisch/ökonomischen
wert eines objekts, beurteilt als kunstwerk, zu unterscheiden
ist. Ein objekt kann wertvoll sein, ohne ein kunstwerk im engen
sinn zu sein, pars pro toto ein archäologischer fund(01) oder es
ist ein gegenstand des rituals, prächtig gestaltet zu ehren des
geglaubten gottes(02). Nicht anders zu beurteilen ist das
objekt, das ein gebrauchsgegenstand gewesen war, der als
kunstwerk ausgestellt ist und durch den akt des aufstellens als
kunstwerk ausgewiesen wird(03).
--------
(01) pars pro toto die himmelscheibe von
Nebra(*1).
(02) pars pro toto das Liesborner
evangeliar(*2).
(03)
das gängige beispiel ist Warhol's Campbell-dose,
industrielle massenware, die, als einzelstück mit korona, ein
kunstwerk ist(*3). Im design kann dem produkt industrieller
massenfertigung das prädikat: schön, nicht immer abgesprochen
werden, aber der schön geformten löffel ist deshalb noch kein
kunstwerk, gleichwohl kann das objekt wertvoll sein, wenn das
objekt, in definierter zahl in serie hergestellt, vom besitzer
als ein schönes werk der kunst(=können) angesehen wird.
------
(*1)
Wikipedia: Himmelscheibe von Nebra, dl_19.05.11.
/bibliographie //==>argument: 2.92.020.
(*2)
Wikipedia: Liesborner Evangeliar,
dl_19.02.18./bibliographie //==>argument: 2.92.020.
(*3)
Richter,Ulrich: Die vollendung des kunstwerks und
die versuchungen des experiments. 020:kunstwerk.
/bibliographie //==>argument: 2.92.015.
(g)<==//
(h)
//==>arg.: 2.31.003.
(h)<==//
(i)
es sind die konventionen, wirksam in den
religionsgemeinschaften und praktiziert von den parteigängern in
der politik, die auf das ästhetische urteil ausstrahlen, und
die, die konvention: political correct or not, exekutiert, das
ästhetische urteil bestimmen, positiv oder negativ(01). Die
rechtfertigung bestimmter konventionen kann vielfältig begründet
sein, aber diese gründe sind nicht in einer ästhetischen theorie
gegründet. So kann das schöne nicht im nützlichen verankert
werden, gleichwohl das nützliche als das schöne gemeinhin
instrumentalisiert wird.
--------
(01)
pars pro toto sei die kunst des grafitti
zitiert(*1). In der öffentlichen meinung waren die aktionen
des Harald Nägeli umstritten und der streit umkreiste die
pole, einerseits sachbeschädigung durch minderwertige
strichmännchen, andererseits grosse kunst der abstraktion. Die
entscheidungen der gerichte hätten auch anders ausfallen
können. Das argument: sachbeschädigung, juristisch nach BGB
korrekt, kann auch im horizont der ästhetik interpretiert
werden, die entscheidung: ästhetisch wertvoll/ästhetisch
minderwertig, in den fokus rückend(*2).
-------
(*1)
die graffitis, gegenwärtig oft ein ärgernis, sind
ein altes phänomen, und die wandbemalung im alten Pompeji
war oft nur das resultat einer zufälligen aktion, heute,
nach der ausgrabung, gelten sie als grosse kunst.
(*2)
bemerkenswert ist der rechtsstreit um die
graffitis, die Harald Nägeli an der fassade der Akademie der
Kunst in Düsseldorf, 2019, angebracht hatte(+1).
--------
(+1)
das verfahren ist gegen eine geldauflage
eingestellt worden. Ca.800€ als wiedergutmachung eines
schadens und 500€ an ein kinderhospiz(§1).
-------
(§1) dpa_bericht in der Münsterschen Zeitung,
03.04.2019.
(j)
diese phänomene des schönen/hässlichen lassen sich am
wechsel der moden aufzeigen. Die vorstellungen von dem, was
schön sein soll, folgt den vorstellungen über die dinge, die
gerade, im jargon sagt man: in, sind. Im rückblick lässt sich
zwar eine wandlung und entwicklung des begriffs: schön,
aufzeigen, aber die gründe für den festgestellten wandel bleiben
im dunkeln oder sind willkürlich, genauso wie das gerade gängige
in der realen mode, das "das schöne" sein soll.
(j)<==//
/2.31.001/ text<==//
2.31.002
kunst kommt von können und der gold'ne schnitt ist das
maass der schönheit - konventionelle redeweisen, wenn über den
inbegriff des ästhetischen reflektiert wird. Unbestritten gilt,
dass in der kunst einerseits dem handwerk eine funktion zugeordnet
ist, und dass andererseits der aspekt der symmetrie der weltdinge
zueinander der maasstab sein soll, mit dem schön und hässlich
geschieden werden. Dem einverständnis in den begriffen stehen aber
die phänomene entgegen, die das resultat eines könnens sind,
beurteilt mit den vorstellungen von symmetrie, fassbar mit einer
mathematischen formel.
Das individuum als ich, das sein handwerk beherrscht, kann etwas,
aber müssen die resultate dieses könnens auch kunst sein?(a). Die antwort
auf diese frage ist ein argument, das den zureichenden grund
benennt, dem das jeweils eine dem anderen folgt.
Diese kausalkette ist brüchig.
Wenig bestritten(b)
ist die meinung, dass die kunst fundiert sei im (handwerklichen)
können(c) des
künstlers(d). Es
ist das handwerk, meisterlich beherrscht, mit dem das individuum
als ich ein ding der welt formt, das als objekt im blickfeld des
betrachters aus der menge der anderen objekte herausragt, ein
objekt, das wegen seiner solitären stellung als kunstwerk
wertgeschätzt wird(e).
Das gelungene handwerksstück sollte das maass sein, ein kriterium,
das eine der bedingungen ist, wenn einem objekt des handwerks das
prädikat, ein kunstwerk zu sein, zugeordnet wird(f).
Das kunstwerk sollte auch schön sein. Als schön gilt ein objekt
dann, wenn das objekt den vorstellungen des betrachters genügt,
der die teile des objekts im verbund mit dem ganzen beurteilt. Das
ebenmaass der dinge(g)
ist die symmetrie der teile im ganzen. Die abweichung von
ebenmaass, gemessen mit der grundregel: der goldene schnitt, gilt
als unordnung, die das chaos ist(h). Das ontisch verneinte aber, eine
position, unterliegt auch der symmetrie der teile im ganzen, mit
der differenz, dass diese ordnung in einem kalkül fixiert ist, das
mit der definition des schönen auch das hässliche eingrenzt. Das
hässliche kann als schön erscheinen und das schöne als hässlich.
Wenn ein objekt, handwerklich gelungen, die norm des schönen
erfüllt, und das objekt als kunstwerk ausgewiesen ist, dann gilt,
dass diesem objekt ein wert zugeordnet ist, der quantifiziert
werden kann(i).
------
(a)
die these, der mensch sei ein künstler, hatte Josef
Beuys aufgeworfen(01). Die formel: jeder mensch ist ein
künstler, war und ist ein kampfbegriff im streit um die
"richtige" ästhetik(02). Beuys ist zuzustimmen, dass das
individuum als ich schöpferisch seine welt gestaltet und mit
jedem gelungenen werkstück, das signum des künstlers, ein
kunstwerk geschaffen haben kann, Beuys ist aber zu
widersprechen, weil in der intention des handwerkers mit jedem
geschaffenen werkstück ein kunstwerk, das schibboleth der kunst,
nicht kreiert sein muss. Die qualifikation eines objekts als
kunstwerk ist eine auszeichnung des bestimmten objekts und diese
unterscheidung des kunstwerks von den anderen dingen der welt
ginge verloren, wenn das wort Beuys' eine allgemein gültige
maxime wäre.
------
(01)
in Wikipedia ist eine rede in München, 20.11.1985,
nachgewiesen, die formel aber ist früher in den Bitburger
Gesprächen(1978)
formuliert worden(*1). Der satz ist ein fundierender
mosaikstein in der ästhetik Beuys'.
-------
(*1)
Wikipedia, stichwort: Josef Beuys, im
unterkapitel: die reden von Josef Beuys. dl_19.05.12.
/bibliographie //==>argument: 2.92.020.
(02)
den streit um die "richtige" ästhetik greife Ich
nicht auf, weil jede ästhetik, rational konstruiert, im moment
ihrer geltungmachung zwar wahr ist, aber nicht zwingend auch
richtig sein muss. Es sind meinungen über die dinge der welt.
(a)<==//
(b)
die these, dass die kunst das können voraussetze, ist
mit dem begriff: kunst an sich, gültig im ontologischen
argument, nicht vereinbar. Im relationalen argument gilt, das
die dinge der welt, qualifiziert als kunstwerk, ein produkt der
arbeit des individuums als ich sind. Jedes produkt der arbeit
des individuums als ich ist ein mosaikstein im ganzen, der welt
des individuums, das ein ich ist. In seinem vorhandensein(01)
als ding der welt ist der mosaikstein, kunstwerk oder nicht,
nicht dem sein emaniert, sondern erschaffen durch die hand des
individuums als ich, das, seinen willen gebrauchend, sich als
künstler begreift oder nicht.
-------
(01)
im terminus: vorhandensein, ist ein anklang gegeben
an die sprache Martin Heidegger's. In der assonanz des
terminus kann eine falsche fährte gesetzt sein, die im
begriff: das vorhandensein der weltdinge, keinen gegenstand
hat. Martin Heidegger vertritt die position des ontologischen
arguments. (b)<==//
(c)
mit dem terminus: können(01), wird auf ein vermögen des
individuums als ich verwiesen, das die dinge der welt nach
seinen vorstellungen gestalten kann. Dieser wille ist in jedem
werk als kern des kunstwerks sedimentiert(02).
Im werk objektiviert das individuum als ich, der handwerker,
künstler oder nicht, seinen willen, die welt zu gestalten,
geteilt mit dem genossen, der als betrachter des werks den
willen zur gestaltung der welt erkennen kann(03).
Das geschieht in vielfältigen formen, die hier en detail nicht
betrachtet werden müssen.
-------
(01)
der terminus: können, wird mit den termini:
"vermögen, fähig sein, imstande sein, beherrschen",(*1)
erläutert. Die nachweise im Grimm'schen Wörterbuch sind
ausgreifender, aber sie erweitern den horizont
nicht(*2).
Die etymologie des worts: können, ist problematisch. Es galt
und ist noch gültig, dass das können eng mit der person
verknüpft ist, entweder ist oder war das individuum als ich
fähig, das geforderte zu machen oder nicht. Diese unmittelbare
verknüpfung des könnens mit der person, die etwas kann, ist in
der moderne aufgebrochen, weil im (falschen) sprachgebrauch
das können auch den maschinen zugeordnet wird. Zwar sind die
maschinen, geschaffen vom menschen, für sich wunderwerke, oft
bezeichnet mit dem terminus: kunstwerk, aber es bleiben
werkzeuge, mit denen frappierendes gelingen kann, und denen
das etikett: wunderwerke der technik, aufgeklebt ist,
kunstvolle dinge der welt, die aber nicht als kunstwerk im
ästhetischen sinn qualifiziert werden können(*3).
-------
(*1)
Wahrig, stichwort: können,
p.272/273./bibliographie //==>argument: 2.92.019.
(*2)
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm.
Stichwort: können. (Bd. 11, Sp. 1719 bis 1743)
/bibliographie //==>argument: 2.92.006.
(*3) //==>anmerkung: (d/02).
(c/01)<==//
(02)
für die definition des begriffs: kunstwerk,(*1) ist
das können ein moment, ein weiteres moment ist das ästhetische
urteil, das hinzugenommen werden muss, wenn das individuum als
ich das bestimmte objekt als ein kunstwerk erkennen will oder
dem bestimmten objekt diese qualifikation nicht zuspricht.
-------
(*1)
Richter,Ulrich: Die vollendung des kunstwerks und
die versuchungen des experiments. Das ästhetische urteil im
widerstreit von analyse und synthese. 020:kunstwerk.
/bibliographie //==>argument: 2.92.015.
(c/02)<==//
(03)
entscheidend für das ästhetische urteil ist das
vermögen(=können) des individuums als ich, dem ding der welt
seine vorstellung von welt einzuprägen(*1). Dem einen gelingt
dieses spiel(*2), dem anderen misslingt es, und diese
differenz macht den wert des ästhetisch gestalteten
weltdinges: n, aus.
------
(*1)
die abhängige relation zwischen dem können des
individuums als ich, sein handwerk zu beherrschen, und dem
produkt seiner arbeit, das durch die arbeit des individuums
als ich einen wert erhalten hat, ist im 21.jahrhundert nicht
mehr uneingeschränkt gültig, mit der konsequenz, dass die
kategorie: können/meisterschaft, obsolet geworden ist. In
der tradition haben sich die dinge der welt als dauerhaft
erwiesen, die das produkt der handwerklichen meisterschaft
sind, die anderen dinge der welt verschwanden im orkus des
vergessens(+1).
Der blick auf die produktionen der künstler heute ist
ernüchternd. Die ausstellungsräume sind vollgestellt mit
gegenständen, im jargon heisst es: installationen, die
zweifel begründen, ob ihre "macher" fähig sind, einen
einfachen tisch zu bauen. In den musikräumen werden
geräusche produziert, die musik sein sollen und nur
ohrenbetäubend laut sind(+2). Das können dieser künstler ist
darauf reduziert, versatzstücke der gegenwart neu zu
arrangieren(+3). D'accord, diese kritik ist
grob(schlächtig), aber nicht vermeidbar, wenn das kriterium:
können, ein konstituierendes moment sein soll, ein objekt,
ding der welt, von einem kunstwerk zu
unterscheiden.
------
(+1)
diese these ist in ihrer reichweite
einzuschränken. Für die archäologischen funde, die dem
vergessen entzogen wurden, ist das argument:
handwerkliches können, oft nachrangig. Das, was zählt, das
ist das dokument, das für eine zeitepoche steht,
gleich_gültig, ob das objekt handwerklich ein meisterstück
ist oder nicht. Es waren gebrauchsgegenstände des
täglichen lebens, mit der hand angefertigt und oft in
serie hergestellt.
(+2)
nur beiläufig hatte Ich im interview(§1) mit
einem der in den charts prominent gelisteten popstars sein
eingeständnis gehört, dass er auf der e-gitarre nur vier
akkorde beherrsche, die er immer wieder runterkloppe.
Entsprechend ist auch die harmonik der popmusik von heute
gestrickt, die über die grundharmonien des 19.jahrhunderts
nicht hinauskommt, aufgemotzt mit eingebauten falschen
tönen, die vom lärm aus den e-verstärkern überdeckt
werden.
-------
(§1)
die quelle hatte Ich mir nicht notiert, aber
diese notiz, ein fragment, ist im gedächtnis gespeichert
worden. Erst später wurde mir klar, was diese
feststellung bedeutet.
(+3)
es gilt zu diffenzieren. Es gibt arragements von
ausgewiesenen künstlern, im blick habe Ich Picasso(§1),
der gebrauchsgegenstände, in der zeit verbraucht und
deformiert, zu einem neuen ding zusammengefügt hat. Seine
meisterschaft ist im neuen arrangement der weltdinge
wirksam.
-------
(§1)
Ich denke an eine gruppe von skulpturen, die
Picasso aus holzstücken zusammengezimmert hat und die in
der staatsgalerie Stuttgart in einem arrangement des
kurators präsentiert werden($1).
--------
($1) Pablo Picasso: Die Badenden.(1956). Staatsgalerie
Stuttgart.
(*2)
spiel und arbeit sind nicht dasselbe, aber sie
haben dieselbe wurzel, das individuum als ich. Zu den
begriffen: arbeit und spiel, andernorts en detail(+1).
--------
(+1)
//==>INDEX//Register:
stichworte: arbeit oder spiel.
//==> lokalregister: 014:das_politische./bibliographie
//==>argument: 2.92.015.
(c/03)<==//
(c)<==//
(d)
die rede, wer kunst schaffe, der ist (auch) ein
künstler, ist eine konvention. D'accord, aber Ich halte dagegen,
dass der satz in seiner logik nicht zwingend ist, weil die
umkehrung der prämissen im kalkül des syllogismus einen anderen
schlussatz ausweist. Wer sich als künstler begreift, der schafft
deshalb nicht notwendig auch kunst(01). Sicher, das individuum
als ich schafft etwas, aber das geschaffene muss deshalb nicht
auch ein kunstwerk sein(02). Als ein ding der welt ist es nur
das objekt eines subjekts, das als objekt wie jedes andere
objekt gehändelt wird.
-------
(01)
der satz: kunst kommt von können, gilt auch heute
noch, aber die kriterien des begriffs: kunst, sind in der
moderne verschoben worden. Der maler im 19.jahrhundert musste
noch einen erkennbaren baum malen können, sein objekt aus gips
konnte der bildhauer noch erkennbar formen. Ob diese
handwerklichen fähigkeiten die künstler, die jetzt, 2019,
abstrakt malen und ihre installisationen zusammenstellen,
nachweisen können, das kann begründet in zweifel gestellt
werden. Die mindestforderung ist, dass der maler erkennbar ein
reales objekt zeichnen kann und die monteure, die aus abfall
und versatzstücken der moderne ihre installationen in die welt
stellen, fähig sind, eine funktionsfähige maschine zu bauen,
die im nächstgelegenen supermarkt gekauft werden kann.
(02)
die durch die kompetenz der ingenieure geschaffenen
meisterwerke der technik sind bewundernswert, und der
terminus: kunstwerke der technik, weist den weg, aber das sind
objekte, die, bei aller wertschätzung, nicht dem begriff:
kunstwerk, genügen, weil das merkmal: ästhetisches urteil,
fehlt. (d)<==//
(e)
es ist üblich, das allgemeine handwerk, sozusagen das
grobe, vom feineren, das kunsthandwerk, zu unterscheiden(01).
Die kriterien der unterscheidung werden aus vielen bereichen der
erfahrung genommen. Da ist einerseits das material, pars pro
toto das gold, das den handwerker vom anderen handwerker
unterscheidet, da ist andererseits der raum, partes pro toto die
kirche oder das schloss, in dem die werke der arbeit abgelegt
sind. Diese unterscheidung ist aber relevant, wenn der wert
dieser objekte abgeschätzt werden soll. Der kunstvoll gestaltete
wandschrank aus dem 19.jahrhundert ist zwar ein beweisstück
handwerklichen könnens, aber, aktuell gesprochen, sein design
ist vom kitsch nicht zu unterscheiden(02).
-------
(01) //==>arg.: 2.21.018.
(02) //==>arg.: 2.31.003.
(e)<==//
(f)
das spektakel schafft die aufmerksamkeit, verknüpft
mit der präsentation der kunstwerke, und das, was spektakulär
ist, das kann kunst sein(01) Das grandios inszenierte spektakel
kann dem kriterium: kunstwerk, genügen, affirmiert im
ästhetischen urteil, aber es kann auch nur die "show" sein, die
abgezogen wird, raffiniert in szene gesetzt.
------
(01)
spektakulär sind Christo's verhüllungen(*1), aber
sind die verhüllten objekte deshalb auch zu einem kunstwerk
geworden? Ich verneine das, gebe aber zu bedenken, das Christo
mit seinen aktionen denkprozesse in bewegung gesetzt hat, die
denen ähneln, die wirksam sind, wenn über kunstwerke
disputiert wird.
--------
(*1) pars pro toto der verhüllte Reichstag in Berlin, 1995.
(f)<==//
(g)
die erklärung zum wort: ebenmaass, nach Wahrig:
(schönes) gleichmaß, regelmäßigkeit(01).
-------
(01) Wahrig, stichwort: ebenmaß, p.375.
/bibliographie //==>argument: 2.92.019.
(g)<==//
(h)
die verknüpfung des gedankens der symmetrie, real im
ebenmaass der dinge, mit der vorstellung dessen, was schön sein
soll, ist zwar plausibel, aber nicht zwingend. Das ist
erkennbar, wenn die position: schön, mit seiner negation, dem
terminus: nicht_schön, und der verneinung, dem terminus:
hässlich,(01) konfrontiert wird. Über das logisch nicht_schöne
ist eine prädikation nicht möglich, viele termini über das
ontisch verneinte aber sind möglich, das hässliche als
beispiel(02). Die behauptung der symmetrie der weltdinge, ihr
ebenmaass, ist als position immer bestimmt im horizont der
ontischen verneinung, vermittelt in der vorstellung des
individuums als ich. Nicht anders die behauptung der asymmetrie
der weltdinge, real in den "unschönen dingen", die festgestellt
ist im horizont der ontischen position, der symmetrie oder der
harmonie der weltdinge. So kann das hässliche als schön
erscheinen, wie das schöne das hässliche zum gegensatz
hat.
-------
(01)
die gegenüberstellung: schön/hässlich, ist eine
konvention. Die begriffe: schön und hässlich, sind zueinander
relationsbegriffe(*1)
------
(*1)
zur logik der relationsbegriffe andernorts en
detail(*1).
------
(+1) //==> //==>INDEX//Register:
stichwort: relationsbegriff.
(02) andere termini sind: "das unschöne, das ungelenke,
das unordentliche, das brutale". Die liste kann erweitert
werden. (h)<==//
(i)
die quantifizierung des werts der weltdinge ist die
unabdingbare bedingung, dass diese objekte im markt gehandelt
werden können. Der begriff: wert, ist aber mehr als seine blosse
quantifizierung in einer zahl. Der wert eines objekts, kunstwerk
oder nicht, kann auch in der erinnerung des individuums als ich
gegründet sein, aber dieser grund setzt nicht voraus, dass das
erinnerte objekt ein kunstwerk sein muss. Jedes ding der welt
ist denkbar, an das eine erinnerung geknüpft sein kann, die vom
individuum als ich begriffen wird als ein wert.
(i)<==//
/2.31.002/ text<==//
2.31.003
die meinung ist allgemein akzeptiert, dass der kitsch
als verneinung der kunst einerseits ästhetisch wertlos sei,
andererseits habe der kitsch im markt, ein objekt des handels,
seine konjunkturen. Diese beobachtung markiert einen gegensatz,
der wechselseitig, kein widerspruch seiend, dann erklärbar ist,
wenn die argumentebenen strikt getrennt gehalten werden, auf denen
die debatten zu führen sind(a).
Der begriff: kitsch,(b)
ist eine kategorie der ästhetik. Die funktion der kategorie ist,
die sphäre der kunst von der sphäre der gewöhnlichen weltdinge
abzugrenzen, die als schön(c) angesehen werden, aber kein
kunstwerk sein sollen. Das problem ist, dass aus der perspektive
des logisch negierten der begriff: kitsch, nicht definiert werden
kann, dass aber in der perspektive des ontisch verneinten(d) notwendig
vage vorstellungen reflektiert werden, die in einer position
formuliert sind, pars pro toto, die ersetzung der frage: was ist
ästhetisch?, durch die frage: was soll das unästhetische sein? Das
argument wird nur um eine weitere drehung erweitert, weil mit dem
terminus: unästhetisch, den terminus: ästhetisch, verdrängend,
viele phänomene bezeichnet sind(e), deren einsortierung in der klasse:
kitsch, ebenso umstritten sein wird wie in der klasse: kunst.
Trotz dieser schwierigkeiten ist es nicht zweckmässig, auf den
begriff: kitsch, zu verzichten, weil die versuche, die objekte der
kunst von dem abzugrenzen, was nicht_kunst ist, im gleichen
dilemma stecken bleiben. Aber es gibt konventionen, mit denen das
ästhetische vom ästhetisch beliebigen, eben dem kitsch, zwingend
abgegrenzt wird. Die erforderlichen definitionen sind arbitrativ,
abhängig von interessen, die nicht in der ästhetik gegründet sind,
aber auf die ökonomie der dinge verweisen(f).
Im markt wird die funktion der kitschphänomene exemplarisch
manifest; denn alles hat, was im markt gehändelt wird, seinen
preis, auch das als ästhetisch erkannte minderwertige. Das ist der
grund, warum die gegenstände des kitsches nicht hässlich sein
können(g); denn
das schöne, gestutzt auf das maass der masse(h), verkauft sich besser, und alles ist
im markt zulässig, wenn das objekt sich "vermarkten" lässt(i). Das problem
sind die werke der kunst, die für den besitzer des kunstwerks,
jedes für sich, einen wert haben, sei's der wert der erinnerung(j), sei's der
wert des marktes. Das kunstwerk, in der erinnerung als ein wert
bewusst, kann erst in der abgrenzung vom kitsch als
nicht_verkäuflich im markt ausgewiesen sein.
-------
(a)
//==>arg.: 2.52.011.
(a)<==//
(b)
das, was kitsch sein soll(01), das wird mit den
passend erscheinenden termini umschrieben. Kitsch ist das
"Modisch- Gefällige"(02). Der terminus: kitsch, ist seit 1870
gebräuchlich und wird von dem wort: kitschen = strassenschmutz
zusammenfegen,(03) abgeleitet(04). Ausführlicher ist die
erklärung: "dem Geschmack der breiten Masse angepaßte, meist
süßlich-sentimentale, der Wirklichkeit nicht entsprechende
Scheinkunst"(05). Die erklärenden termini sind ebenso vage
formuliert wie der terminus: kitsch, der mit den erklärenden
termini erklärt werden soll. Nichts ist mit den termini gesagt,
die als merkmale des begriff: kitsch, gehändelt werden, der ein
breites spektrum von phänomenen umfassen muss, wenn er als
abgrenzungsbegriff für die kunst taugen soll(06).
-------
(01)
es ist eine andere perspektive, wenn gesagt wird:
das, was kitsch ist. Die seinsfrage der dinge ist im
relationalen argument ein nachgeordnetes problem.
(02) dtv-lexikon, Bd.12,p.13. /bibliographie
//==>argument: 2.92.010.
(03) a.a.O.
(04)
die herkunft des terminus ist ungeklärt(*1).
------
(*1) Wahrig: stichwort: kitsch. p.744. /bibliographie
//==>argument: 2.92.019.
(05) Wahrig, a.a.O.
(06)
das stichwort: kitsch, in Wikipedia(*1) gibt einen
guten überblick über die breite der meinungen, die den
begriff: kitsch, zum gegenstand haben. Das material genügt, um
für sich gültig den begriff in seinem umfang einzugrenzen(*2).
----------
(*1) Wikipedia, stichwort:
kitsch./bibliographie //==>argument: 2.92.020.
(*2)
drei aspekte des problemfelds: kitsch, sollten
nicht übersehen werden.
- die kunst der epigonen ist zu zitieren. Als
handwerker bestens befähigt, schaffen diese künstler
werke von bezaubender schönheit, aber irgendwie hat der
betrachter den eindruck, das alles schon einmal gehört,
gesehen und gefühlt zu haben. Vom standpunkt des
handwerks erstklassige ware(+1), vom standpunkt des
ausgewählten motivs nur abklatsch eines gelungenen
gedankens.
- auf die werke des manierismus ist zu verweisen. Ein
motiv oder eine perspektive erscheint immer wieder in
der wiederholung(+2).
- die kopien der meister, die mit der druckerpresse
vervielfältigt werden. Die kunst der kopisten, früher
und heute dringlichst benötigt, ist verramscht, wenn die
kopie des engels von Raffael als druck über dem ehebett
im schlafzimmer hängt.
--------
(+1)
die meister der "zweiten reihe"(§1) bringen
verblüffend schöne sachen zustande, aber sie verschwinden
vom markt, wenn die nachfrage im markt zurückgeht und
durch neues material ersetzt wird. Es sind die moden, die
von fähigen leuten bedient werden, ihr handwerk
meisterlich beherrschend.
-------
(§1) //==>anmerkung:
(f).
(+2)
hierher gehören auch die phänomene des
diletantismus. Es werden vorlagen kopiert, aber es mangelt
am handwerk. (b)<==//
(c)
es ist eine merkwürdige beobachtung, dass der kitsch
immer als schön rezipiert wird, auch dann, wenn die objekte der
begierde im allgemeinen urteil "potthässlich" sind. Das
geschmacksurteil des individuums als ich, sein genosse
eingeschlossen, ist zwar individuell, aber in keinem fall
allgemein gültig; denn die kriterien für das, was schön und/oder
hässlich sein soll, sind umstritten, pars pro toto der deutsche
gartenzwerg, den jedermann in seinen garten stellen kann oder
nicht. Die analyse der situation zeigt, dass die vorlieben für
den gartenzwerg vielfältig begründet sein können, und das
ästhetische argument steht, bedenkenswert, in der liste der
möglichen einschätzungen nicht an prominenter stelle. Der
liebhaber des gartenzwergs wird zwar einräumen, dass das objekt
seiner vorliebe den normen des guten geschmacks nicht
entspricht, also hässlich ist, aber dennoch wertschätzt er
seinen gartenzwerg und platziert ihn im garten an prominenter
stelle. Diese beobachtung ist als ein faktum zur kenntnis zu
nehmen, auch dann, wenn das resultat der analyse nicht
akzeptiert wird. (c)<==//
(d)
die ontische verneinung in der form einer position ist
das problem der bilder, die das grauen zum gegenstand haben und
das grauen in der welt in den formen der brutalität, der angst
und der verzweiflung visuell erkennbar machen, mit dem ziel,
dass das entsetzen unmittelbar taktil erfahrbar ist. Die
darstellungen sind nicht_schön, aber sind diese darstellungen
deshalb auch unästhetisch? - ein streitfall, der nicht auflösbar
ist, der aber ad hoc pragmatisch gelöst werden muss, wenn der
schrecken ein ende haben soll. (d)<==//
(e)
unüberschaubar ist die phänomenologie der dinge, die
als schön und/oder unschön bewertet werden, pars pro toto das
design der schönen dinge(01). Eigentlich sollte es
ausgeschlossen sein, sich über die schönheit/unschönheit der
dinge zu echauffieren, die den bürger in den werbeprospekten
bedrängen, aber das styling der dinge, die den betrachter
vereinnahmt, ist so glatt, dass der gedanke an den dingen keinen
anhaltspunkt hat und an der sache vorbeiwischt, gleichgültig, ob
unschön oder schön. Prima vista ist alles schön, secunda vista
... , aber da ist alles schon vorbei und die glanzbroschüre
fällt in den abfalleimer(02).
-------
(01)
ein beispiel will Ich zitieren: das S-Magazin, seit
einiger zeit dem SPIEGEL monatlich beigelegt(*1). Im design
ist das exemplar einerseits nicht von einer werbebroschüre
unterscheidbar, deren addressaten im besseren drittel der
gesellschaft verortet sind, andererseits ist das layout den
magazinen ähnlich, die allwöchentlich als beilage in den
tageszeitungen den kunden erfreuen sollen. Die grenzlinie zu
ziehen zwischen dem, was kitsch ist und dem, was kunst (oder
ähnliches) sein soll, ist problematisch, weil einerseits alles
so schön erscheint und die kehrseite andererseits ausgeblendet
ist.
--------
(*1)
DER SPIEGEL: Das Stilmagazin des SPIEGEL.
S-Magazin Nr.7: 05/2019. /bibliographie //==>argument: 2.92.016.
(02)
mit dem zweiten blick ist die kehrseite der schönen
dinge erkennbar, aufzeigbar am schicksal der models - glanz
und elend. (e)<==//
(f)
im markt ist der erfolg die gültige währung und der
erfolg wird mit den zahlen gemessen. Die schönen dinge müssen
sich verkaufen lassen. An der figur des Jan van Meegeren kann
dieser zusammenhang exeplarisch demonstriert werden. Jan van
Meegeren, ein meister der "zweiten reihe"(01), verstand sein
handwerk und seine bilder waren am markt gefragt, bis die mode
sich wandelte und sein geschäft stagnierte. Das neue
geschäftsmodell war das fälschen alter meister, voran Vermeer
van Delft. Das geschäft funktionierte, bis die täuschung
auffiel, nachdem ein gewisser Hermann Göring darauf
hereingefallen war(02).
-------
(01) //==>anmerkung: (b/06/*2/+1).
(02)
eine übersicht über den fall gibt das stichwort: Jan
van Meegeren, in Wikipedia(*1).
--------
(*1) Wikipedia. Stichwort: Jan van Meegeren. dl_19.05.24.
//bibliographie //==>argument: 2.92.020.
(f)<==//
(g)
die kategorie: hässlich, ist für die phänomene des
kitsches nicht anwendbar, weil der kitsch im markt verkäuflich
sein muss(01), also die funktion der ware ausfüllen kann. Kitsch
ist schön, aber diese regel schliesst nicht aus, dass der kitsch
auch in den formen des grotesken gängige ware ist. Jede
deformation des objekts ist möglich, wenn die grotesken
verzerrungen den wert des dinges im markt erhöhen, also, wenn
das unschöne ding als ware verkäuflich ist.
--------
(01) //==>anmerkung: (c).
(g)<==//
(h)
gespiegelt ist das maass der masse in der werbung, mit
der der bürger faktisch an jedem ort und in jedem moment der
zeit konfrontiert ist. Das schöne der dinge ist in den
werbeblättern vorgestanzt, alles ausblendend, was das schöne
bild trüben könnte - die models in ihren dessous sehen alle
gleich aus ... . (h)<==//
(i)
"marketing" ist das zauberwort der marktideologen. Sie
haben den wirtschaftsprozess auf die frage verengt, ob das
fragliche objekt im markt gehandelt werden kann oder nicht. Zwar
ist das tauschen der weltdinge das fundament des marktes, aber
aus dieser regel lässt sich nicht zwingend ableiten, dass jedes
weltding getauscht werden muss. Für den besitzer stellt das
kunstwerk einen wert dar, den er gegen einen anderen wert,
konkret in einem anderen kunstwerk, nicht eintauschen will.
Insofern hat kein kunstwerk einen preis, fixiert mit einer zahl,
aber die unmöglichkeit, den wert mit einer zahl zu fixieren,
schliesst nicht aus, dass das kunstwerk für den besitzer ein
wert ist, den nur der besitzer des kunstwerks abzuschätzen
weiss(01).
-------
(01)
die nicht_fixierbarkeit eines handelspreises
schliesst nicht aus, dass die kunstwerke unter den liebhabern
getauscht werden. Für diese transaktionen ist aber das motiv
des tauschens nicht die absicht, aus dem tausch einen in einer
zahl ausgedrückten vorteil zu ziehen. Für die sammler/besitzer
der kunstwerke sind die motive vielfältig und diese motive
können im markt verortet sein. (i)<==//
(j)
zu jedem kunstwerk kann der sammler, interessiert am
objekt: kunstwerk, eine geschichte erzählen, die im moment der
gelebten gegenwart die erinnerung an vergangenes ebenso
aufleuchten lässt wie die erwartung des künftigen.
(j)<==//
/2.31.003/ text<==//
2.31.004
die naive kunst(a) changiert zwischen kitsch und kunst.
Es ist problematisch, die bilder der votivkunst(b), ausgezeichnet
in der ungenügenden technik der maler, als kitsch(c) abzutun, weil
das motiv für das bild prima vista wenig mit kunst zu tun hat,
secunda vista aber viel mit einem glauben, der nach ausdruck
strebt. Darin gleicht der naive maler dem dilettanten, der nicht
über die erforderliche technik verfügt, seinem wollen den
adäquaten ausdruck zu geben. Die resultate weisen einen mangel
auf, der die objekte verwechselbar macht mit dem kitsch, ohne
dieser zu sein. Das kriterium der unterscheidung ist die technik
der materialbearbeitung, die dem künstler verfügbar ist, seinem
willen ausdruck zu geben, dem willen nämlich, der auch den
dilettanten auszeichnet, der aber seinem willen, mangels
zureichender technik, nicht den adäquaten ausdruck geben kann. Im
produkt ist die verfügbare technik gespiegelt und das spiegelbild
kann in den formen des kitsches erscheinen(d).
-----
(a) der begriff: naive kunst, wird weit gefasst und
darin liegt das problem. Die abgrenzung: dilettant/meister,(01)
ist nicht eindeutig. Der meister muss nicht notwendig auch ein
künstler sein und der dilettant als laie kann sein handwerk wie
ein experte meistern, ohne ein künstler sein zu wollen. Die
spannweite der möglichkeiten ist grooss und die abgrenzung der
fälle ist vom einzelfall abhängig.
------
(01) analog die abgrenzung: laie versus experte.
(b)
die votivkunst(01) ist ein eigenständiges genre der
kunst, subsumiert in der klasse: naive kunst. Das fundament der
votivkunst ist das ritual der weihe, mit der weihegabe als dem
entscheidenden moment. Die gesammelten weihegaben ändern ihre
funktion, wenn der geber der gabe nicht mehr anwesend ist. Die
gaben werden dann zu objekten, die sowohl ästhetisch betrachtet
werden können als auch ökonomisch genutzt werden. Die
perspektive: kitsch oder kunst, ist im betrachter verortet.
------
(01)
in den alten dorfkirchen und weniger bekanten
gotteshäusern ist das phänomen: votivkunst, klar zu
beobachten. Die votivbilder geben in der primitiven
bildsprache auskunft darüber, was den auftraggeber und den
ausführenden handwerker bestimmt hatten, das objekt
anzufertigen, das ein auftragswerk ist. Diese werke haben
einen ästhetischen wert, aber sie halten keinem vergleich
stand mit den maassgebenden objekten.
(c)
es ist eine fehleinschätzung, den kitsch auf das
unzureichende handwerk zu reduzieren. In einzelfällen sind die
produzenten von kitsch meister ihres metiers(01), ihr produkt
aber kann dem ästhetischen urteil nicht genügen, das das objekt
als kunstwerk ausweist.
----
(01)
das sind die meister der zweiten reihe(*1), die die
erwartungen ihrer auftraggeber erfüllen müssen, von denen sie
ökonomisch abhängig sind.
------
(*1) //==>arg.: 2.31.003/(f).
(d)
es ist falsch, die naive kunst in all ihren facetten
mit dem kitsch gleichzusetzen. Der mangel an technik ist kein
hinreichendes argument, das werk des naiven künstlers als
ästhetisch weniger wertvoll abzumeiern; denn im mangel an
technik kann ein anderer aspekt des werks aufblitzen, der mit
routinierter technik überspielt wird. Der blick des naiven
künstlers auf die welt ist ein anderer als der blick des
anerkannten meisters und in dieser differenz ist das ästhetische
urteil gegründet, das die werke der "naiven"(01), die
dilettanten eingeschlossen(02), als kunstwerke ausweist.
------
(01)
als beispiel sei Henri Rousseau, der zöllner,
zitiert, dem in der Tübinger Kunsthalle im jahr: 2001, eine
grosse ausstellung gewidmet war(*1).
-----
(*1) Adriani,Götz: Henri Rousseau. /bibliographie
//==>argument: 2.92.001.
(02)
gleichwohl eingeräumt ist, dass die unterschiede in
der bewältigung der technik bei den dilettanten sehr grooss
sein können.
/2.31.004/ text<==//
2.31.005
mit seinem ästhetischen urteil stellt das individuum
als ich fest, sich selbst bindend, dass das bestimmte ding der
welt ein kunstwerk ist(a). Als kategorie der ästhetik, vermittelt
durch das individuum als ich, ist das ästhetische urteil im
horizont der ökonomischen theorien als argument
instrumentalisierbar, ohne selbst eine kategorie der ökonomie
werden zu können(b). Auf die argumentebenen ist strikt zu achten,
sei's die argumentebene der ökonomie, sei's die argumentebene der
ästhetik. Das ästhetische urteil ist konstitutiv in der ästhetik,
in der ökonomie kann es nur ein mittel zum zweck sein(c).
Es scheint plausibel zu sein, das ästhetische urteil über ein ding
der welt, dieses als kunstwerk bestimmend, mit dem wert dieses
kunstwerks als ding der welt gleichzusetzen und/oder zu
identifizieren. Diese meinung ist falsch, weil in der
gleichsetzung das vermittelnde moment, das individuum als ich,
nicht präsent ist, aber, es ist etwas anderes, wenn das individuum
als ich sein urteil über das ding der welt: n, bestimmt als
kunstwerk, mit dem wert verknüpft, der als wert des kunstwerks mit
einer zahl fixiert ist. In diesem vermittlungsprozess ist das
ästhetische urteil ein kriterium, das als maass wirkt für eine
entscheidung, die entweder etwas bejaht oder verneint. Die
entscheidung, fundiert im ästhetischen urteil, unterliegt
wechselnden einschätzungen in der geschichte, veränderbar in jedem
moment der gelebten gegenwart(d). Der anstooss zur veränderung ist
nicht im objekt verortet(e), sondern kann nur im individuum als
ich verortet werden, das sich zu einer neueinschätzung des
objekts, bewertet als kunstwerk, genötigt fühlen kann, die
nötigung fundiert in vielen faktoren seiner existenz(f). Mit
seinem ästhetischen urteil ändert das individuum als ich den blick
auf die welt, der, vermittelt durch das objekt als kunstwerk, den
wert des objekts als kunstwerk als nachrangig erscheinen lässt,
aber, jede änderung in der konstruktion des ästhetischen urteils
tangiert auch den wert, den das kunstwerk hat als objekt des
marktes. Im widerstreit stehen zwei perspektiven, zueinander
jeweils etwas anderes, die auch dann wirksam sind, wenn das
individuum als ich in seiner funktion als sammler im markt tätig
ist(g).
------
(a)
der begriff: das ästhetische urteil, ist andernorts en
detail erläutert worden(01).
------------
(01)
Richter,Ulrich: Die vollendung des kunstwerks und
die versuchungen des experiments. Das ästhetische urteil im
widerstreit von analyse und synthese. 020:kunstwerk.
/bibliographie //==>argument: 2.92.015.
//==>INDEX//Register:
stichwort: ästhetische urteil.
(b) //==>arg.: 2.52.013.
(c)
der galerist nutzt par excellance die funktion des
ästhetischen urteils als mittel zum zweck. Als agent zwischen
dem künstler und dem kunstbetrachter als sammler gebraucht er
seinen sachverstand, konkret in seinen ästhetischen urteilen
über die kunstwerke, um den tausch der objekte seines geschäfts
zwischen dem sammler und dem künstler einerseits möglich zu
machen, andererseits real werden zu lassen.
(d)
der begriff: zeiterfahrung, gültig im relationalen
argument, ist andernorts en detail erörtert worden(01).
-------
(01)
Richter,Ulrich: Der begriff: raum und zeit, im
trialektischen modus. 012:raum/zeit. /bibliographie
//==>argument: 2.92.015.
//==>INDEX//Register:
stichwort: zeiterfahrung.
(e)
die these, dass der grund für die veränderung des
ästhetischen urteils nicht im objekt fundiert sein könne, ist im
horizont des ontologischen arguments logisch nicht
widerspruchsfrei möglich, weil die prämisse des ontologischen
arguments die behauptung ist, dass zwischen dem dasein eines
kunstwerks und seinem wert in der gesellschaft(=markt) eine
identität bestehen müsse. Im relationalen argument gilt allein
die aussage, dass das individuum als ich bestimmt hat, was für
es der wert des kunstwerks ist, eine einschätzung, die mit den
befunden im markt nicht übereinstimmen muss.
(f)
beachtet werden sollte, dass es im lauf der geschichte
für jeden künstler konjunkturen gibt. Mit diesen konjunkturen
ändert sich auch der wert der am markt gehandelten kunstobjekte.
Aber die unterscheidbaren einschätzungen können nicht der grund
sein für die geänderten bewertungen der objekte im markt,
gleichwohl diese änderungen der anlass zu einer neueinschätzung
des objekts als kunstwerk sein können. Das argument lässt die
phänomenologie der möglichen neueinschätzungen offen, ohne das
objekt in seinem erscheinen zu verändern.
(g)
das ästhetische urteil ist unabhängig vom realen
besitz des kunstwerks(01). Diese behauptung schliesst aus, dass
mit dem ästhetischen urteil definiert sein kann, was der wert
des objekts als kunstwerk im markt ist. Als ästhetisches subjekt
kann der sammler die argumentebene der ökonomie ignorieren,
nicht anders kann der sammler als akteur im markt die
argumentebene der ästhetik ignorieren, aber, es ist
auszuschliessen, dass der sammler als homo oeconomicus sich der
ökonomie entziehen könnte oder der sammler als homo aestheticus
der ästhetik.
----
(01) Richter,Ulrich: Original oder kopie.
026:original_kopie. /bibliographie //==>argument: 2.92.015.
/2.31.005/ text<==//
2.31.006
es ist eine konvention, wenn im diskurs postuliert
wird, dass das schöne auch wertvoll sei(a). In der tradition gilt,
dass das schöne, zumeist verknüpft mit dem guten(b), als (per se)
wertvoll eingeschätzt und folglich als gleich gesetzt wird. Man
sagt, dass das schöne auch wertvoll sei, aber das, was in der
empirie als zutreffend erfahren wird, das ist theoretisch
widerspruchsfrei nicht begründbar. Es ist kein grund benennbar,
aus dem zwingend abgeleitet werden könnte, dass das, was als schön
klassifiziert ist, auch wertvoll sein muss. Für sich kann die idee
des schönen ein wert sein, den das individuum als ich sich
vorstellt, aber dieser wert kann nicht mit einer zahl festgelegt
werden, weil das schöne für sich steht, das erst im blick auf eine
andere bestimmung, die kein element der idee des schönen sein
kann, festgelegt wird. Diese festlegung ist nicht im sein der
daseienden weltdinge fundiert, sondern im individuum als ich, das
sich autonom entschieden hat, das schöne objekt auch als wertvoll
zu beurteilen. Mit dem satz: "das schöne bild: n, ist 100,00€
wert", hat das individuum als ich, sein genosse eingeschlossen,
allein die absicht kenntlich gemacht, vielleicht auch realisiert,
dass es bereit ist, den geforderten und akzeptierten kaufpreis zu
zahlen. Weder kann aus der zahl: 100, auf die (supponierte)
"schönheit" des objekts geschlossen werden, noch aus der
empfundenen schönheit auf den wert des objekts, das geld fixiert
mit der zahl: 100. Es sind andere gründe, die den handel plausibel
machen und über diese gründe kann weder auf der argumentebene der
ästhetik für sich, noch auf der argumentebene der ökonomie für
sich räsoniert werden, weil die debatte im horizont der jeweils
anderen argumentebene geführt wird.
----
(a)
die verknüpfung der idee des schönen mit den
bestimmten wertvorstellungen über das objekt ist der cantus
firmus in der tradition. Kurz geschlossen galt und gilt, dass
das schöne(=die schönheit) wertvoll(=ein wert an sich) sei(01).
Das, was in der tradition eine gültige konvention ist, das ist
als konvention weder ein gesetz noch eine notwendige
erfahrung(02). Die konventionen sind elemente in der rationalen
organisation des gesellschaftlichen lebens, aber jede konvention
für sich ist nur ein element neben anderen, mit denen die
menschen ihre existenz realisieren, so das wissen und der glaube
um die dinge der welt(03).
----
(01) //==>arg.: 2.31.010.
(02)
es ist ein fehlschluss, aus der erfahrung auf das
gesetz zu schliessen, oder aus dem gesetz auf die erfahrung,
nicht anders, wenn versucht wird, logisch stringent aus dem
wert einer sache auf die schönheit des objekts zu schliessen
oder aus der schönheit auf den wert des objekts. Der wert des
objekts ist bestimmt im preis: 100,00€. 100€ sind 100€, mehr
ist der angabe: 100€, nicht zu entnehmen, auch dann nicht,
wenn es als "schön" empfunden wird, die 100€ in der hand zu
haben und/oder den verlust von 100€ als unschön zu empfinden
oder als nicht_schön zu beurteilen.
(03)
die trennlinien zwischen dem glauben, das wissen und
den konventionen sind nicht eindeutig gezogen. Das, was als
begriff, eindeutig definiert, akzeptiert wird, das ist als
phänomen umstritten. Glauben und wissen sind als konventionen
präsent, nicht anders bestimmte konventionen, für die gute
gründe angegeben werden können, gründe, die sowohl im wissen
als auch im glauben fundiert sind.
(b)
das gute gehört zum bereich der ethik, so wie die
ästhetik das schöne umfasst. Es ist aber zweckmässig, die
bereiche strikt zu trennen(01). Das argument, entfaltet in der
ästhetik der dinge, kann ebenso in der ethik des handelns als
argument formuliert werden(02). Die debatte um das, was das gute
sein soll, ist als eine andere situation nicht weniger
umstritten als das, was das schöne ist.
--------
(01)
die traditionale formel: das gute und das schöne,
statuiert eine verknüpfung, die als plausibel akzeptierbar
sein kann, die aber in keinem fall zwingend sein muss. Das
schöne kann das böse sein(*1), so wie das hässliche als das
gute erscheinen kann.
------
(*1)
der satz: die schöne seele ist böse, wird im
diskurs über das gute und das schöne immer wieder
behauptet(+1). Das urteil ist falsch, so wie das urteil
falsch ist, dass die böse hexe hässlich sein müsse.
-----
(+1)
der satz wird Hegel unterschoben(§1), gleichwohl
hat Hegel die argumente dafür in seiner Phänomenologie des
Geistes bereitgestellt(§2). Die formel: "c. Das Gewissen.
Die schöne Seele, das Böse und seine Verzeihung",(§3)
macht den falschen satz zwar plausibel, dennoch aber
bleibt der satz falsch, weil disparates nicht als logisch
richtig miteinander verknüpfbar ist, auch dann nicht, wenn
das individuum als ich in seiner autonomen entscheidung
diese verknüpfung behauptet.
-----
(§1)
so hatte Ich es in meiner studienzeit in Köln
(1965-1974) gehört($1). Die formel hat durchaus ihren
reiz, aber das macht die sache nicht besser, weil al
gusto mit den argumentebenen: ästhetik und ethik,
jongliert wird, die differenz interessengeleitet
ignorierend.
------
($1) der unbegründet vergessene philosoph:
Leo Kofler, hatte mit diesem satz seine ethik des
sozialismus argumentativ verteidigt.
(§2)
Hegel,G.W.F.: Die Phänomenologie des Geistes.
Bd.3, p.464-494, /bibliographie //==>argument: 2.92.007.
(§3) a.a.O, p.464.
(02)
es ist nur eine andere perspektive, wenn das
individuum als ich, seine existenz in der welt realisierend,
die ethik, begriffen als das gute handeln, mit der ökonomie,
begriffen als das streben nach erfolg, verknüpft.
/2.31.006/ text<==//
2.31.007
die symmetrie der weltdinge ist als ideal des schönen
ein topos der tradition. Es ist eine merkwürdige beobachtung, dass
einerseits das faktum der symmetrie nicht bestreitbar ist(a),
andererseits ist die verknüpfung der symmetrie mit der vorstellung
des schönen eine arbiträre zuordnung, die weder aus dem begriff
des schönen noch aus dem begriff der symmetrie ableitbar ist. Es
ist das individuum als ich, sein genosse eingeschlossen, die in
einem letzten schritt sich autonom entscheiden, an ihre
entscheidung sich absolut bindend(b).
Es ist konsens in der tradition, dass die symmetrie(c) das ideal
des schönen ist(d). Dieser konsens sollte nicht infrage gestellt
werden, auch dann nicht, wenn es nicht möglich ist, aus dem, was
offensichtlich zueinander symmetrisch angeordnet ist, logisch
nicht zwingend der begriff: schön, abgeleitet werden kann und,
weiter gefolgert, das schöne auch wertvoll sein müsse. Das problem
ist die verknüpfung des einen moments: symmetrie, mit dem anderen
moment: schönheit, eine konstruktion, die in der natur der
weltdinge kein pendant hat(e) und die nur eine vorstellung des
individuums als ich sein kann, sein genosse eingeschlossen. Die
verknüpfung der schönheit der weltdinge mit ihrem erscheinen in
einer symmetrie ist eine setzung des individuums als ich, sein
genosse eingeschlossen, die das resultat ihres denkens ist,
vollzogen im forum internum, jeder für sich. Das problem der
verknüpfung von schönheit und symmetrie, wird erst dann real, wenn
das individuum als ich und sein genosse ihre gedanken auf dem
forum publicum entäussern, wo sie, raum und zeit unterworfen, ihre
je eigene vorstellung mit der vorstellung des je anderen
konfrontieren. Es gibt gute gründe, diese vorstellungen, oft
gegenläufig bis zur wechselseitigen ausschliessung, mit den je
eigenen wertvorstellungen zu verbinden(f). In der
gesellschaftlichen praxis gibt es formen der verknüpfung, mit
denen die annäherungen an die vollkommende symmetrie und/oder
annäherungen an das ideal der schönheit als das maass definiert
werden, das maass, mit dem festgelegt ist, was der ästhetische
wert der weltdinge sein soll, die als kunstwerk angesehen werden.
-----
(a)
die spiegelung eines weltdinges in einem geeigneten
medium ist die urform jeder vorstellung von symmetrie.
(b)
insofern ist jede verknüpfung der idee des schönen mit
der idee der symmetrie arbiträr und folglich nicht als zwingend
ausweisbar. Die logik des schönen ist eine andere als die logik
der symmetrie(01).
------
(01)
es genügt, empirisch auf die unterscheidbaren
vorstellungen von schönheit zu blicken, pars pro toto, das
tätowieren. Der moderne zeitgenosse, der sich nach der
neuesten mode tätowieren lässt, folgt anderen
schönheitsvorstellungen als die genossen eines naturvolkes,
die im tattoo ein element ihrer identität verfügbar haben.
(c)
in den geometrischen formen, die in der natur
beobachtet werden können, sind die denkbaren symmetrien der
weltdinge zueinander inkorporiert. In ihrer anordnung sind die
drei konstituierenden seiten des dreiecks eine symmetrische
figur, den begriff der vollkommenheit erfüllend.
(d)
die vollständigkeit der elemente, die einen gegenstand
bilden, ist das konstitutive moment jeder vorstellung von
symmetrie(01). In der verknüpfung gilt, dass das, was
vollständig ist, auch schön sein müsse, und, weil die elemente
vollständig sind, ist das ding der welt auch vollkommen, das für
sich einen wert darstellt. Das problem der vollständigkeit aber
ist, dass der grad der vollständigkeit in raum und zeit nur
annäherungsweise (asymptotisch) erreichbar ist, anders als bei
der symmetrie, die nur einen punkt kennen kann, nämlich das
moment der deckungsgleichheit des bildes mit seinem spiegelbild.
Die reine schönheit als ideal ist real nicht darstellbar. Das
individuum als ich und sein genosse können die schönheit eines
weltdinges nur in abstufungen erfassen, die schönheit des
weltdinges: n, nämlich, die als eine form des mangels
interpretiert werden muss(02).
------
(01)
das spiegelbild, die urform der symmetrie, ist, wenn
die äusseren bedingungen von raum und zeit ausgeblendet
werden, als abbild immer vollständig - kein element kann
fehlen.
(02)
pars pro toto das unbeschädigt überlieferte mosaik,
das für sich vollständig und schön ist, aber, auch das
fragmentarisch überlieferte mosaik kann in seinen fragmenten
schön sein.
(e)
in der natur steht jedes ding der welt für sich(01),
unabhängig davon, ob es als urbild oder als abbild in seinen
elementen vollständig ist oder nicht.
-------
(01) darin liegt die faszination jeder blüte, die
bewundert wird.
(f)
das problem, das auf der argumentebene der ästhetik
plausibel auflösbar ist, muss als vorstellung auch mit den
vorstellungen kompatibel sein, die im markt auf der
argumentebene der ökonomie wirksam sind. Die einschlägigen
vorstellungen können kompatibel sein, aber die feststellung der
kompatibilität ist nur das resultat einer entscheidung, die das
individuum als ich und sein genosse, jeder für sich, gültig
treffen können(01).
-------
(01)
pars pro toto die weste von Elvis, die der star bei
einem konzert getragen hatte. D'accord, das objekt ist für den
fan von Elvis wertvoll, und er hat recht, ein anderer
fan von Elvis kann das anders sehen, und auch er hat recht.
/2.31.007/
text<==//
2.31.008
die these, so heisst es, gilt, dass nur das original
ein kunstwerk sein könne, nicht aber seine kopie. Diese these kann
nicht aufrecht erhalten werden, wenn sie im blick auf das
ästhetische urteil und auf dem markt analysiert wird.
Für das ästhetische urteil ist die frage: original oder kopie,
nachrangig(a),
im markt hat das argument: original, nur eine preistreibende
funktion(b). Im
diskurs wird ein problem aufgeblasen, das, wenn die perspektiven
präzis benannt sind, ein scheinproblem ist. Im markt sind sowohl
die kopien(c)
als auch die originale(d) objekte des handels, technisch
gesehen sind es blosse waren, die auf dem markt den besitzer
wechseln sollen(e).
D'accord, ein ausgewiesenes original hat ein besseres "standing"
als die gutgemachte kopie, das aber ist ein gesichtspunkt, der
irrelevant ist für das ästhetische urteil, mit dem das objekt als
kunstwerk ausgewiesen wird oder nicht. Damit ist aber noch nichts
gesagt über die funktion, die das original, ausgewiesen mit einer
expertise, im marktgeschäft hat. Das original kann seinen preis
wert sein, die unterschobene kopie(=fälschung) kann diesen preis
nicht rechtfertigen(f).
Im blick auf das ästhetische urteil, mit dem das weltding: n, als
ein kunstwerk bestimmt ist, ist das ästhetische urteil nicht
abhängig von der frage, ob dem urteilenden das original vorgelegen
hat oder nicht. Der urteilende kann sein wissen über das objekt
auf das vorliegen einer kopie stützen, wenn diese hinreichend
präzis das objekt spiegelt und aus dem gesehenen spiegelbild
werden exakt die kriterien abgeleitet, die auch das original in
effectu bietet. D'accord, die aura des originals mag das urteil
über das kunstwerk beeinflussen, aber das ist im urteil über das
objekt nachrangig und kann vernachlässigt werden.
------
(a)
Richter,Ulrich: Original oder kopie.
026:original_kopie /bibliographie //==>argument: 2.92.015.
(a)<==//
(b)
im markt gilt allein das gesetz: angebot und nachfrage
regeln den preis(01). Weil das original als unikat im markt
nicht beliebig verfügbar ist, steigt, wenn die nachfrage nach
dem objekt steigt, auch der preis.
-----
(01)
alle anderen aspekte des tauschgeschäfts sind
folklore im markt, die nach bedarf aktiviert werden oder
vernachlässigt werden können. (b)<==//
(c)
dazu gehören auch die duplikate, repliken, faksimiles
usw., die, weil es das original nur einmal geben kann, wie
originale gehändelt werden, im preis vielleicht ein wenig
gemindert. Oft sind es auch nur die kopien, die in der
geschichte sich erhalten haben und zeugnis ablegen von einem
original, das (offenbar) physisch vernichtet ist.
(c)<==//
(d)
das, was in den auktionen gehandelt wird, das sind
unikate, aber nicht immer haben sie auch die aura des originals,
weil im fortgang der zeit die physische substanz der objekte
veränderungen unterworfen ist, und der begriff: original, in der
zeit zunehmend obsolet wird(01).
-------
(01)
kann ein restauriertes objekt noch ein original
sein? - es genügt, nur die frage aufzuwerfen, um deutlich zu
machen, dass der hype in den märkten nur schlechtes theater
ist.
(d)<==//
(e)
die unterscheidung: original/kopie,(01) ist de facto
ein problem des marktes und kein problem in der kunst(02).
In den zeiten vor der technischen reproduzierbarkeit der
kunstwerke(03) hatte die kopie eine andere funktion und die
kopisten waren hochangesehene handwerker, die es den
kunstliebhabern unter den fürsten möglich gemacht haben, die
begehrten objekte zumindest als abbild zur verfügung zu haben.
Für die kopien wurde, wie für andere waren, viel geld bezahlt.
Jede kopie, mit hand verfertigt, stellt für sich einen eigenen
wert dar(04), aber dieser wert ist mit den aufkommenden
techniken in der moderne obsolet geworden. Die photographie(05)
ist in der wiedergabe des spiegelbildes prima vista
zuverlässiger als die bestgemalteste kopie, an der der kopist
kein detail wissentlich verändert hat. Sekunda vista ist die
gemalte kopie ebenso eigenständig wie das mit dem apparat
geschossene photo. Zwar hat jedes photo seine eigne existenz,
damit auch einen eigenen wert, aber jede photographie hat, weil
durch die technik das problem der symmetrie in den hintergrund
gerückt ist, einen eigenwert, der das sujet des bildes als ein
arrangement der abgebildeten weltdinge erkennbar macht, die
zueinander in einer eigenen ordnung stehen können. Das faktum
aber, dass jeder "schnappschuss" das spiegelbild der erfassten
realität ist, deren ordnung das photo abbildet(06), kann nicht
ausgelöscht werden und das stellt die unterscheidung: original
oder kopie, in ein zwielicht. Einerseits ist jedes photo für
sich ein original, andererseits ist es nicht plausibel, das
photo als eine kopie der realität abzuqualifizieren. Der markt,
jedes gehandelte photo als ware ausweisend(07), hat seine
spezifischen regeln.
-------
(01)
das kunstwerk als original hat strukturell einen
anderen wert als seine kopie, aber die struktur der objekte
ist kein ästhetisches problem, sondern ein ökonomisches. Diese
differenz sollte beachtet werden(*1).
----
(*1)
die wertdifferenz ist der grund, warum die
unterschobene kopie als original der drehpunkt aller
betrugsfälle in sachen: kunst, ist.
(02)
das problem wird sichtbar, wenn die entwürfe des
künstlers zu seinem werk in den blick genommen werden. Sind
diese skizzen schon kopien des werks in statu nasciendi, oder
sind es unikate, die dem vollendeten kunstwerk gleich stehen
sollen? Der markt händelt die blätter als unikate und
verscherbelt sie meistbietend. Für den betrachter des werks,
der sein urteil bilden will, sind die blätter notwendige
stufen zum ziel, die vergessen werden können, wenn das werk
vollendet ist.
(03)
das traditionale bild der reproduktion von
kunstwerken hat sich
mit den digitalen techniken grundlegend gewandelt. Die
technischen möglichkeiten sind so ausgefeilt, dass es oft
nicht mehr möglich ist, das original von der kopie zu
unterscheiden, weil die notwendige differenz im material nicht
mehr festzustellbar ist(*1). Es fehlen schlichtweg die spuren,
die jedes original in der kopie zurückgelassen hat.
-------
(*1)
die kopierte datei im computer ist nur dann als
kopie nachweisbar, wenn die datei als kopie dokumentiert
ist. Jede weitere kopie der kopie verwischt die spur zum
original.
(04)
zumindest der materialwert und der wert der arbeit
für die erstellung der kopie ist bezifferbar. Aber es sind
auch die kriterien der ästhetik, die wirksam sind. Eine
gelungene kopie ist "wertvoller" als eine 08/15 kopie, in der
das original noch andeutungsweise erkennbar ist.
(05)
mit der historia der photographie vergleichbar sind
die entwicklungen auf dem feld der elektronischen musik. Der
computer hat die funktion des komponisten übernommen, und
vielen musikstücken ist heute nicht mehr abhörbar, ob sie das
produkt eines genies(=natürliche person) sind oder der
zusammenschnitt aus einem sampler, generiert vom computer mit
einer bestimmten software. Die technischen veränderungen
verschärfen allein das problem der wertzuordnung, weil der
aspekt der ökonomie in den produkten dominant ist,
runtergebrochen auf das prinzip der ökonomie: angebot und
nachfrage.
(06)
d'accord, die digitalen techniken bieten viele
möglichkeiten der bildbearbeitung, die analog den techniken
der traditionalen kopisten wirken. Das problem aber bleibt,
dass das, was das gemalte bild/die digitale photographie
zeigen, eine arrangierte realität ist - gleichgültig, ob ein
original oder eine kopie.
(07)
die ausweisung der objekte als ware macht die
zuordnung ihres ästhetischen werts problematisch. Die
anstrengungen, die differenz: ökonomischer oder ästhetischer
wert, darzustellen, sind, ausser betracht gelassen das
material, wenig plausibel erklärbar, wenn der photograph bei
der bearbeitung einer photographie analog die techniken der
maler anwendet, und der maler, orientiert an der tradition,
weiter versucht, aufgeteilt in sukzessive teilschritte, das
reale bild auf seinem malgrund zu fixieren(*1). Das abbild der
welt, präsent als kopie der realität im gemalten bild und/oder
der photographie, beides originale, oder die realität der
welt, abgebildet in der realen photographie und/oder dem real
gemalten bild, beides kopien, sind, wenn die reale
photographie oder das real gemalte bild als objekte im markt
gehändelt werden, zueinander different, aber diese differenz
ist nachrangig, weil die differenz im preis der objekte
fixiert ist. Der echte da Vinci kostet millionen, die kopie
davon im museumsshop ist für 5€ käuflich.
-------
(*1)
Gerhard Richter hat mit seiner technik,
photographien zu übermalen, diesen zusammenhang kenntlich
gemacht. Es ist sein versuch, die arbeit des malers mit der
arbeit des phographen zu verbinden. Die beurteilung des
ästhetischen werts dieser bilder ist streitig, unstreitig
ihr kommerzieller erfolg im markt.
(e)<==//
(f)
das naheliegende problem der kunstfälschungen soll als
teilaspekt des marktes hier nicht weiter erörtert werden(01).
-------
(01) //==>arg.: 2.41.001/(d/02/*2,+1).
(f)<==//
/2.31.008/ text<==//
2.31.009
die logische negation von symmetrie wird mit dem
terminus: nicht_symmetrie, bezeichnet. Der korrekte terminus für
die ontische verneinung jeder vorstellung von symmetrie ist die
asymmetrie(a).
In der tradition werden die termini: symmetrie und asymmetrie, im
sinn eines widerspruchs gebraucht, aber das ist ein falscher
gebrauch der termini(b),
weil einerseits die begriffe: symmetrie(c) und asymmetrie(d), zueinander ein widerspruch sein
müssen, andererseits die phänomene des asymmetrischen und des
symmetrischen nur varianten symmetrischer phänomene sind, die als
gegensätze einander sich auch ausschliessen können.
Als regel ist die idee der symmetrie eindeutig, wenn strikt auf
der argumentebene der begriffe argumentiert wird, auf der allein
die logische unterscheidung: symmetrisch/nicht_symmetrisch,
zugelassen ist(e).
Der wechselpunkt/die wechsellinie zwischen symmetrie und
asymmetrie wird von den denkbaren vorstellungen in beiden
richtungen transitorisch durchschritten und jede abweichung von
dem nominalem punkt: 0, oder der achse der spiegelung, ist
entweder eine logische negation oder eine ontische verneinung,
deren grad der abweichung mit den termini: grösser/kleiner,
feststellbar ist. Der symmetrie steht jede anordnung entgegen, die
im prinzip des goldenen schnitts fundiert wird. Jedes denkbare
element, verortet auf der skala: 0-1, steht zu jedem anderen
element, in gleicher weise auf der skala: 0-1, verortet, in einer
eindeutig definierten ordnung. Im subjektiven blick des
individuums als ich erscheint diese ordnung als eine harmonie der
dinge, die zwischen den wertungen: schön und/oder hässlich,
changiert. Über das, was in der tradition als das ideal des
schönen angesehen wird, kann und muss gestritten werden, aber
nicht bestreitbar ist, dass die anordnung der weltdinge bewertet
werden kann nach dem prinzip des goldenen schnitts als das schöne,
instrumentalisiert als eine kategorie, die ein rational fundiertes
werturteil zulässt, unabhängig von allen möglichen individuellen
einschätzungen.
------
(a)
die strikte trennung ist unabdingbar, weil die
vorstellungen von symmetrie und asymmetrie im empirischen
gebrauch gegensätze sind und keine widersprüche.
(a)<==//
(b)
unter dem terminus: asymmetrie, diskutiere Ich die
regel vom goldenen schnitt. Die bedingung der regel ist, dass
die teile eines weltdinges zueinander nicht symmetrisch
angeordnet sind, sondern erkennbar different in ihrer anordnung.
Das maass für den begriff: schön, ist die verschiedenheit der
elemente und nicht ihre gleichheit; denn aus der gleichheit der
elemente ist das unterscheidende merkmal für das, was schön oder
hässlich sein soll, nicht ableitbar.
(b)<==//
(c)
in der tradition ist die symmetrie der elemente
zueinander ein modell für das ebenmaass(01). Nur gleiches kann in
einer symmetrie gegenübergestellt sein(02). Im kern ist die sache
simpel. Weltdinge, die zueinander symmetrisch angeordnet sind,
erscheinen, zueinander immer das_andere, als gleich und die
gleichheit der weltdinge ist das maass, mit dem gemessen werden
kann, was als schön oder nicht_schön gelten soll(03).
-------
(01)
das ebenmaass ist ein idealbild, das, gegründet ist
in der gleichheit der elemente, sowohl im urbild als auch im
abbild. Diese idee ist einerseits faszinierend(*1),
andererseit gilt aber, dass jede abweichung von der gleichheit
eine einschränkung der idee des schönen ist.
Entgegen der plausibilität des gedankens ist das schema der
gleichheit als ideal des schönen aber brüchig,
- weil der mensch als abbildner der realität abgelöst
worden ist durch die photographie und andere
maschinentechniken(*2),
- weil es schon immer das bestreben der menschen gewesen
war, ihr spiegelbild mit retouchen aufzubessern(*3).
Die prinzipien des schönen sind annäherungen an das, was als
das schöne angesehen wird, aber das bild des absolut schönen
ist eine projektion in die zukunft, die im moment der gelebten
gegenwart viele vorstellungen zulässt von dem, was als schön
gilt und/oder gelten soll(*4).
-------
(*1)
die assoziation an den mythos von Narziss ist
nicht vermeidbar.
(*2)
die maschinen können die realität perfekter und
vor allem zuverlässiger kopieren.
(*3)
das retouchieren des negativs(+1) ist nicht das
problem, weil im versuch, die realität auf den malgrund zu
bannen, die abbildung einer realität in einem medium schon
immer das problem der künstler gewesen war und ist. Sie
glauben pragmatisch an das prinzip der übertragung 1:1 und
arbeiten im schöpfungsprozess immer wieder an der
verbesserung ihrer entwürfe, um das abbild als das "wahre"
bild erscheinen zu lassen.
------
(+1)
die porträtmaler haben die kunst des
retouchierens zur meisterschaft gebracht, dann, wenn es
galt, ihren auftraggeber im "besseren" licht erscheinen zu
lassen. Die arrangements der landschaftsmaler, die das
eine oder andere detail der realität im abbild streichen,
zufügen und/oder verschieben, haben zum gegenstand ihrer
arbeit nicht immer den willen zur wahrheit gehabt, sondern
das motiv der maler ist ihr wollen, dem auftraggeber ihrer
arbeit, dem garanten der bürgerlichen existenz, zu
gefallen.
(*4)
illustrativ die historia der (kleider-)moden - mal
ist die wahrheit spitz/schlank, mal füllig/rund - und alles
arrangiert um ein mathematisches prinzip. Das produkt muss
gefallen ... . (c/01)<==//
(02)
es sollte beachtet werden, dass von der gleichheit
der elemente die rede ist, nicht von ihrer identität. Das ist
auch plausibel, wenn das abbild mit dem urbild, das bild mit
seinem spiegelbild verglichen wird(*1). Spiegelbild und bild,
urbild und abbild sind nicht dasselbe, sondern im
spiegelpunkt/spiegelachse erscheinen sie zueinander als etwas
anderes(*2).
------
(*1)
das ideal des schönen, in der tradition wird auch
von der absoluten schönheit gesprochen, ist in raum und zeit
nicht erreichbar, weil das abbild, identisch mit sich, nicht
das urbild, identisch mit sich, sein kann. Die banale
tatsache sollte nicht aus dem blick fallen, dass die
landschaft, die der maler sieht und auf seinem malgrund
fixiert, nicht das ist, was als bild auf dem malgrund
fixiert wird. Das "schöne" bild ist nicht die "schöne"
landschaft und die landschaft, die abgebildet wurde, ist
nicht schön, sondern real(+1).
------
(+1)
wäre das anders, dann könnte nicht erklärt
werden, warum, ohne das empfinden für schönheit zu
verletzen, die darstellung des hässlichen im bild auch ein
zulässiges stilmittel sein kann, das im ästhetischen
urteil anerkannt wird. Ich denke an die kriegsbilder von
Otto Dix(§1).
-------
(§1) //==>arg.: 2.81.007/(c).
(*2) im mythos hatte Narziss diese erfahrung
machen müssen. (c/02)<==//
(03)
das argument kann nur dann gültig sein, wenn jede
ontische überlegung ausgeschlossen ist. Das individuum als
ich, das in einer relation entweder das bild oder das
spiegelbild fasst, immer bestimmt im horizont des jeweils
ausgeschlossenen dritten moments, kann die momente: bild und
spiegelbild, nur in der relation:
bild<==|==>spiegelbild, fassen. (c/03)<==//
(c)<==//
(d)
die nicht_gleichheit der elemente, als einheit
angeordnet in einem ganzen, ist das prinzip der asymmetrie der
weltdinge zueinander. Die verteilung der elemente kann auf einer
skala von 0-1 angeordnet sein, eine anordnung der weltdinge, die
einerseits das chaos(=nicht-ordnung) ist, anderseits die
ordnung(=alles ist an seinem ort). Mit dem goldenen schnitt(01)
ist eine zahl fixiert, die das maass der abweichung von der
ordnung/chaos anzeigt. Die zahl ist definiert, aber jede andere
zahl kann auch gültig sein, die die abweichung/übereinstimmung
mit dem anzeigt, was als schön angesehen wird.
-------
(01) der goldene schnitt, ausgedrückt in einer zahl,
ist die magische zahl: 2/3, oder: 0,66666 ... .
(d)<==//
(e)
allein die logische negation kann gültig sein. Der
ausweg: ontische verneinung, ist ausgeschlossen. Es ist ein
problem der ontischen verneinung, wenn, die differenz beachtend,
die möglichen termini: asymmetrisch oder unsymmetrisch, in den
blick genommen werden. Mit dem terminus: asymmetrisch, ist der
ontische gegensatz zur symmetrie bezeichnet(01). Der terminus:
unsymmetrisch, unbestimmt und vage, markiert die vielfalt der
möglichen abweichungen von der symmetrie. Die unschärfe im
terminus markiert eine differenz, die, ohne die reale abweichung
von der symmetrie mit einer zahl benennen zu müssen, nicht
ignoriert werden darf. In diesem sinn ist jede versuchte
bestimmung der abweichung vom ebenmaass im sinn des goldenen
schnitts unsymmetrisch.
-------
(01) //==>anmerkung: (d).
(e)<==//
/2.31.009/ text<==//
2.31.010
die meinung ist ein fehlschluss, mit dem prinzip: der
goldene schnitt, könne, weil das objekt nach diesem prinzip
geformt sei, eine begründete aussage über den wert dieses objekts
abgeleitet werden. Einerseits ist es plausibel, dass ein schönes
weltding als wertvoll geschätzt wird, andererseits bietet der
markt hinreichende beweise dafür an, dass auch das hässliche ding
seinen wert haben kann, ausgedrückt in einer zahl. Das prinzip des
goldenen schnittes ist eine kategorie der ästhetik, nicht der
ökonomie, auch dann nicht, wenn es vergnügen bereiten kann, die
theorie eines ökonomen zu rezipieren, die in ihrer struktur
elegant elaboriert ist, weil die regeln bestimmter symmetrien
strikt eingehalten sind.
Es wird nicht bestritten, dass verknüpfungen postuliert und
beschrieben werden können, die zwischen der struktur einer theorie
und den zugrunde gelegten ästhetischen maasstäben behauptbar sind,
aber, das sind zuordnungen von werten, die anders zu erklären
sind. Den supponierten wert kann allein das individuum als ich
vermitteln, das, ästhetisch urteilend, dem objekt einen wert
zuordnet, der ökonomisch motiviert ist. Die logik des arguments
kann mit dem schema des trialektischen modus demonstriert werden.
Die problematische relation:
ästhetisches_kriterium<==|==>ökonomischer_wert, ist nur im
horizont des ausgeschlossenen dritten moments: das individuum als
ich, eindeutig bestimmt. Das individuum als ich hat, wenn es
ästhetisch urteilt, den ökonomischen wert des beurteilten objekts
im blick, nicht anders, wenn es strikt ökonomisch handelt, nicht
aus dem blick verlierend die ästhetische eleganz seines geschäfts.
Die argumentebenen: ästhetik und ökonomie, werden strikt beachtet,
die zueinander die funktion eines korrektivs haben. Übergriffe
sind immer als fehler im handeln erkennbar(a), sei es ökonomisch
begründet oder ästhetisch(b).
-------
(a) //==>arg.: 2.31.006/(a).
(b) //==>arg.: 2.52.014.
/2.31.010/ text<==//
2.31.011
in der bewältigung seiner existenz ist das individuum
als ich sowohl von seinen gefühlen(=emotionen) bestimmt als auch
von seinen erfahrungen über das wissen der gründe, die es mit den
dingen der welt verknüpft. In der tradition wird konventionell das
fühlen des individuums als ich, in seiner welt das wahrnehmen der
weltdinge, einerseits als ein glauben gehändelt, andererseit wird
die erfahrung im umgang mit den dingen der welt als wissen
operationalisiert(a). Das ist eine plausible zugangsweise des
individuums als ich zu seiner welt, aber sie lässt nur einen
eingeschränkten blick zu, weil die dialektik von wissen und
glauben(b) ausgeblendet wird, die das individuum als ich lebt,
wenn es, für sich gültig, entscheiden muss, ob es das bestimmte
weltding: n, als schön klassifizieren soll oder als hässlich.
Viele entscheidungen, die als wissen ausgegeben werden, werden,
wenn sie einer analyse unterworfen sind, als entscheidungen "aus
dem bauch" erkannt(c). Das sind de facto gegensätze, die aber im
diskurs als widersprüche definiert werden. Es sollte unstreitig
sein, dass in raum und zeit das gefühl für die dinge der welt das
fundament der erfahrung ist, aber das gefühl allein kann nicht
genügen, weil es von dem wissen bestimmt ist, das das individuum
als ich nur in seiner vorstellung über die dinge der welt präsent
haben kann(d). Die erfahrung der eigenen welt ist verkürzt, wenn
das ästhetische subjekt sich auf sein gefühl kapriziert.
------
(a)
die argumentebene der phänomene und die argumentebene
der begriffe sind strikt zu unterscheiden. Das wissen ist auf
der argumentebene der begriffe verortet, der glaube, also das
gefühl und das empfinden für die dinge der welt, auf der
argumentebene der phänomene, aber vermittelt sind die
argumentebenen des wissens und des glaubens im individuum als
ich, das einerseits die weltdinge als schön/hässlich empfindet
und andererseits weiss, warum das ding der welt: n, hässlich
oder schön ist. Das individuum als ich fundiert sein
ästhetisches urteil einerseits in seinem gefühl(01),
andererseits in seinem wissen(02). Der logik seiner begriffe,
manifest in ihrer dialektik, kann das individuum als ich sich
nicht entziehen, wenn es mit seinem ästhetischen urteil das
fundament seiner wertentscheidung baut.
-------
(01)
das individuum als ich, die weltdinge in seinem
gefühl präsent habend, schöpft die daten des wissens aus
seinem individuellen impuls(*1).
--------
(*1) //==>INDEX//Register:
stichwort: individueller impuls.
(02)
das individuum als ich, konfrontiert mit dem
unbekannten, ordnet das unbekannte mit seinem wissen, dessen
es sich nicht absolut gewiss sein kann(*1).
------
(*1)
jedes wissen eines individuums als ich ist das resultat eines
zirkelschlusses, der im zirkelargument(+1) eingebunden ist.
Dem zirkelargument kann das individuum als ich sich nicht
entziehen, weil das wissen und das gefühl(=glaube) die beiden
bereiche seiner welterfahrungen sind, die, voneinander nicht
abtrennbar, im rationalen diskurs getrennt gehalten werden
müssen. Die logik des wissens ist real in der kausalität der
weltdinge zueinander verortet, das gefühl aber, die
wahrnehmung der phänomene, kann allein im individuellen impuls
verortet werden. Die schnittmenge der widerstreitenden
vorstellungen, klar umrissen, ist nicht eindeutig bestimmt,
weil es vorstellungen sind, die im je anderen ihre bestimmung
haben. Das
gefühl hat seinen quellgrund im individuellen impuls, das
wissen ist immer durch ein anderes ding der welt als grenze
bestimmt. Das individuum als ich gestaltet diese dialektik,
wenn es sich im horizont des jeweils anderen auf seinen
glauben(=gefühl) und sein wissen einlässt.
(b)
der verweis auf die dialektik von wissen und glauben
ist notwendig, aber diese dialektik wird andernorts en detail
erörtert(01).
-------
(01)
Richter,Ulrich: Ich glaube, was Ich weiss - Ich
weiss, was Ich glaube. 009:anerkenng. /bibliographie
//==>argument: 2.92.015.
(c)
entscheidungen, die, wie man sagt, wissentlich aus dem
bauch getroffen werden, sind gegensätze, aber keine widersprüche
im sinn der logik, auch dann nicht, wenn die widerstreitenden
gegenstände als phänomene keine verknüpfung zulassen. Dieser
widerstreit ist allein in der dialektik der widerstreitenden
momente auflösbar, die das individuum als ich vermittelt, wenn
es zum einen die relation zu seiner emotion setzt, das objekt
betreffend, oder, wenn es zum anderen die relation zu seinem
wissen fasst, dasselbe objekt im blick habend.
(d)
in seiner physischen wahrnehmung, dem dafürhalten von
etwas, urteilt das individuum als ich nach den kriterien, die es
als die konstruktiven elemente seiner ästhetik erkannt hat,
allein, es weiss nicht den grund anzugeben, wenn es seinem
gefühl(01) folgt und sagt, das gefällt mir, jenes aber nicht.
Die frage: warum gefällt/nicht_gefällt etwas?, als frage immer
naheliegend, wird nicht gestellt, folglich fallen die gründe
aus, mit denen das individuum als ich, aus dem bauch
argumentierend, das eine als hässlich wahrnimmt, das andere aber
als schön beurteilt. Ohne die explizite angabe eines grundes für
das eine oder das andere erscheinen die urteile über die
behaupteten wertvorstellungen als beliebig(02).
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(01)
das gefühl, das "denken aus dem bauch", ist ein
empirisches phänomen, gewiss mit seiner feststellung, aber
diese feststellung kann nicht genügen, weil das individuum als
ich die benennung eines grundes erwartet und auch fordert, mit
dem es erklären kann, warum es die sache so ansieht und nicht
anders. Und das individuum als ich, sein genosse
eingeschlossen, benennen gründe, unabhängig davon, wie
zutreffend diese gründe sind oder nicht. Auch die falsche
antwort ist wahr, die sache für schön und/oder hässlich
erklärend, das problem aber, ob die antwort "richtig" ist,
wird allein mit den geltenden gründen erklärt.
(02)
der sammler, seinem instinkt auf besitz des objektes
folgend, wird, wenn er denn das erforderliche kapital
verfügbar hat, für das objekt seiner begierde jeden preis
bezahlen, mit dem er den konkurrenten um das objekt ausstechen
kann. /2.31.011/ text<==//
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fortsetzung: subtext:
2.41.001
<==// anfang
stand: 20.04.26.
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