TEXTSAMMLUNG
das argument des monats
ausgabe: 04-06/06 april-juni/2006

fussnote zur sozialen ungleichheit

die welt ist aus dem lot, wenn für die individuen als ich die materiellen möglichkeiten ihrer sozialen ordnung real ungleich verteilt sind. Armut und reichtum sind ein zuverlässiges indiz dafür, dass die gesellschaft aus den fugen fällt, weil das spiel des ausgleichs gestört ist und auf der einen seite alles, auf der anderen seite nichts ist. Der notwendige austausch der güter kann unter dieser bedingung nicht funktionieren, weil derjenige, der alles hat, mit keinem etwas tauschen kann, und diejenigen, die nichts haben, keine potenten partner am markt sind, auf dem sie faktisch nicht existieren(1). Wenn das individuum als ich nur noch es selbst ist, dann ist es in sich verschwunden, weil es den anderen verloren hat, der es vom strudel des verschwindens zurückhalten kann.
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(1) die these, dass die gesellschaft nach den regeln des marktes funktioniere, ist der grundirrtum des neoliberalen denkens. Wie die gesellschaft ist der markt in seinen vielfältigen formen niemals ein zweck, sondern immer das mittel, mit dem das individuum als ich sein zusammenleben mit den anderen organisiert.

quelle: das werk, arg.: 2.33.212f
(unpubliziert)
 

stand: 06.07.26.

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