TEXTSAMMLUNG
das fragment des monats
ausgabe (002)/01/2021/ februar/2021
Call for Paper.
Aber mehr als 500 zeichen dürfen's nicht sein. Dem ondit zufolge
liege die würze in der kürze - fasse dich kurz war an den
öffentlichen telephonzellen zu lesen, früher, heute wird nirgendwo
mehr geschwätzt als in den talkshows und den social media.
In geschichte und historia legt das medium den umfang eines textes
fest. Die tontafel der alten sumerer liess nur eine begrenzte zahl
von zeichen zu, der römische grabstein zwang zu abkürzungen und
jeder redakteur einer zeitung weiss, dass die zahl der zeilen auf
der seite begrenzt ist. Immer hatte man sich mit der raumvorgabe
des mediums anrangiert. Daran hat sich im wissenschaftsbetrieb
nichts geändert.
In der perspektive des philosophischen gedankens kann die frage
zugespitzt so formuliert werden: ist ein philosophieren im
twitter-format möglich? Vielfältige antworten sind denkbar und
jede gegebene antwort ist eingebunden in den horizont der
verfolgten
interessen.
D'accord, der philosophische gedanke, so scheint es, ist
grenzenlos, pars pro toto die idee, fixiert mit dem
terminus: gott, entweder komprimiert auf dieses zeichen mit 4
buchstaben oder weitläufig elaboriert im RGG(=Religion in
Geschichte und Gegenwart). Damit ist im umriss der raum
abgesteckt, in dem der philosophische gedanke entfaltet werden
kann, jeder fall abhängig von den vorstellungen, die der autor des
gedankens haben kann und/oder hatte. Jeder gedanke, egal ob
philosophisch intendiert oder anders, kann pragmatisch auf eine
präzise formel reduziert werden, fixiert in einer definition, die
quasi in stein gemeisselt ist. Der raum, den der gedanke ausfüllt,
ist der probierstein jedes textes, gleichviel, ob lang oder kurz;
denn der sinn des textes enthüllt sich erst, wenn die bedeutungen
des textes in einen anderen kontext(=horizont) gestellt werden,
der erklärung fordert. Diese erklärung soll, kann und muss gegeben
werden, aber die notwendigen erläuterungen überschreiten, modern
formuliert, das maassgebende format von twitter. Die crux jeder
begrenzung eines textes ist seine auslegung und obsolet ist jede
raumbegrenzung in den unwägbarkeiten der interpretation.
Die schliessende lösung für die raumbegrenzung eines textes gibt
es nicht, theoretisch, aber pragmatisch wird diese frage von fall
zu fall entschieden. Es ist ein aspekt der klugheit, nicht alles
wünschbare im für den text vorgegebenen raum unterbringen zu
wollen; denn über die interpretation seines textes hat der autor
keine gewalt. In dieser perspektive sind die platzvorgaben
akzeptierbar, soweit eine maschine den text nicht bei der zahl:
501, abschneidet.
Die kleine form ist eine kunst und diese sollte gepflegt werden.
finis
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stand: 21.03.25.
eingestellt: 21.02.01.
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