TEXTSAMMLUNG
das
fragment des monats
ausgabe (009)/09/2021/ fdm/21.009/ september/2021
Ist's unsinn zwar, so hat es doch methode.
angelehnt an einen vers aus Shakespeare's Hamlet(a) ist die
rechtsgläubigkeit der bürger zu hinterfragen. Für diese
nachfrage ist die folgende erfahrung der anlass gewesen:
Im mai 2021, es ist die zeit der corona-krise, gab
Ich die ausgeliehenen bücher in der UB/Münster ab. In der
eingangskontrolle meldete Ich mich vorschriftsmässig an. Ich
ging zum abgabeschalter der ausgeliehenen bücher im
eingangsfoyer, mit mir waren drei personen im raum. Hinter der
üblich gewordenen plexiglasscheibe, saass ein mitarbeiter,
student der rechte, wie im disput deutlich geworden war, der
mich als erstes aufforderte, die maske aufzusetzen. Ich
erklärte ihm, dass Ich die maske nicht tragen könne und
verwies auf das ordentlich ausgestellte ärztliche attest(b). Die bücher packte
Ich auf den tisch. Der mitarbeiter beharrte unter verweis auf
das hausrecht auf die maske, Ich, wiederholend, auf das
attest. Der disput eskalierte und zwei weitere "offizielle",
wurden herangerufen. Die einigung war schliesslich, dass die
bücher in empfang genommen wurden, der beleg für die rückgabe
aber sollte mir von einem weiteren mitarbeiter vor der tür im
freien übergeben werden. Das geschah auch dann. Dort, vor der
tür, kam es mit den beiden mitarbeitern der UB noch zu einem
gespräch. Sie pochten auf die gesetzten regeln, auch dann,
wenn sie widersinnig seien, gleichgültig, ob die geltenden
regeln(=gesetze) mit der pragmatik des common sense vereinbar
sind oder nicht. Ich bemerkte nur knapp, dass mit dieser
regelgläubigkeit zwischen 33/45 in Deutschland ein staat
organisiert geworden sei. Darauf brach einer der beiden die
diskussion ab und ging. Das war geschehen.
Den juristen ist die redeweise geläufig: fiat iustitia et pereat
mundus,(c). Das, was
zählt, das ist nicht das ergebnis einer pragmatischen handlung,
sondern die buchstäbliche einhaltung einer regel, die, und das
wird immer unterschlagen, von menschen gesetzt worden ist
aufgrund spezifischer erfahrungen. Im prinzip ist die einhaltung
des gesetzes richtig, weil seine beachtung eine vertraubare
ordnung sichern kann, aber die zeiten ändern sich permanent, und
das, was in der einen situation zwingend gewesen war, das kann
in der geänderten situation widersinnig geworden sein und dem
(geschriebenen) gesetz zuwiderlaufen, das in den buchstaben
gleich geblieben ist. Vernunft und pragmatik müssen kombiniert
werden(d), wenn in der
situation der gefahr die bedrohung durch das unheil gemeistert
werden soll. Ich zweifle, ob diese vernunft bei den politikern
noch eine heimstatt hat, die aufgerufen und verpflichtet sind,
die corona-pandemie zu händeln. Statt mit augenmaass das
infektionsrisiko zu beurteilen und die restriktionen auf die
tatsächliche situation der infektion zu begrenzen, wird der
holzhammer geschwungen, der viel zerschlägt und nur weniges
treffen kann(e).
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(a)
Shakespeare: "Ist dies schon Tollheit, hat es doch
Methode"(Hamlet,V.2), original: Though this be madness, yet
there is method in't., zitiert nach: Reclams Lexikon der
Shakespearezitate, Stuttgart: 2002, p.350. (a)<==//
(b)
ergänzend: es wurde nicht verlangt, das attest
vorzuzeigen. Notiert werden muss auch, dass Ich zu diesem
zeitpunkt schon die 2.impfung erhalten hatte, allein vier tage
fehlten noch zum 14tage-limit. (b)<==//
(c)
vgl. mein text: "Fiat iustitia - pereat ratio". Die
chronik einer unsäglichen geschichte - die werbung auf den
fenstern der busse im öffentlichen verkehr.(2020) (Essay zu
dokument005).
034:dummheit (c)<==//
(d)
vgl. mein text: adm(32)02/16.
Das gesetz, mit verstand gehändelt, kann ein segen sein ...
. (d)<==//
(e)
das wenige ist dem gleich, was getroffen werden soll
- das ist schlichte statistik. Wo nur weniges vorhanden ist,
kann auch nur weniges tatsächlich getroffen werden, das andere
ist collateralschaden, der den nutzen
übersteigt. (e)<==//
finis
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stand: 21.10.01.
eingestellt: 21.09.01.
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