TEXTSAMMLUNG
das fragment des monats
ausgabe (025)/25/2023/ fdm/22.025/ januar/2023

Wandel durch handel - eine in's gerede gekommene maxime.

    Die maxime: wandel durch handel, gültig seit 1990, ist mit dem putin-krieg in verruf geraten, aber so, wie die dinge liegen, ist das gerede ein missverständnis, jetzt wohlfeil; denn die formel: wandel durch handel, ist umkehrbar und das programm: handel durch wandel, kann ohne brüche in den mainstream des globalen kapitalismus und der doktrin des freien marktes integriert werden.

    Was aber könnte der grund sein, dass eine maxime, die dreissig jahre gute geschäfte möglich gemacht hatte, jetzt, im blick auf den putin_krieg(a) quasi als ein rezept des teufels verdammt wird? Der schlüssel für den wechsel dürfte in der person des Wladimir Putin zu suchen sein, der KGB_mann, der es verstanden hatte, sich in der umbruchszeit 1990-2000, einem chamäleon gleich, als demokrat zu drapieren, der, ins präsidentenamt gekommen, den alten KGB_mann wieder auskehrte, der er immer gewesen war. Im rückblick wird vieles erst erkennbar. Ich hatte mich in Putin getäuscht, weil Putin täuscht, der, nüchtern rational denkend, in den kategorien eines Gestapo_mannes denkt und handelt. Ist diese einschätzung eines akteurs auf der weltbühne hinreichend, die formel: wandel durch handel, als obsolet geworden, zu verwerfen? Ich denke: nein! Das urteil ist zwingend, wenn die andere dimension der formel in den blick genommen wird, die der zar_p00(alias Putin) im horizont seines denkens zu sehen nicht fähig ist.

    Die logik der maxime: wandel durch handel, oder, gedacht in der umkehrung: handel durch wandel, setzt voraus, dass alle, die es betrifft, sich einander anerkennen als der_andere(b). Das fundament dieser logik ist das vertrauen, mit dem sichergestellt ist, dass der eine den je anderen im handel als partner erkennen kann, der den ausgleich der dinge anstrebt und nicht den vorteil zu lasten des anderen ausbeutet. Es gilt, dass jeder handel zwischen zwei partnern nur dann für beide eine win-win-situation ist, wenn der austausch der güter, respektive der ausgleich der interessen, auf dem prinzip: gleichwertigkeit der getauschten güter, fundiert ist. Dies setzt voraus, dass die teilnehmer im handel anerkennen müssen, dass sie gleichrangig sind und gleiches in die waagschale legen, jeder für sich. Differenzen im rang sind nicht zugestanden, gleichwohl das argument in das kalkül einbezogen sein muss, dass in raum und zeit die absolute gleichheit nur ein idealer punkt sein kann, der transitorisch gequert wird. Das gleichgewicht der kräfte ist nur dann gewährleistet, wenn alle, die es betrifft, auf der bühne des marktes und/oder der politik sich wechselseitig als gleiche anerkennen, jeder für sich als der_andere. Mit dieser bedingung ist die faktische ungleichheit der marktteilnehmer ebenso wenig vereinbar wie die differenzen in den strukturen eines staates, der nach der verfügbarkeit der macht für den bürger organisiert wird. Ein fairer handel ist nur zwischen gleichen möglich, die sich einander angleichen müssen. Die aufforderung, sich zu wandeln, ist an alle gerichtet, die handel treiben wollen, und wenn sie handel treiben wollen, müssen sie sich wandeln - den je anderen anerkennen als der_andere. Gewalt gegen den anderen ist ausgeschlossen, weil die anwendung von gewalt gegen den anderen diesen zu einer sache, das_andere, degradiert.
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(a)
über den putin_krieg sollte der andere konfliktherd in der welt nicht aus den blick fallen, das ist China und die geopolitik des präsidenten: Xi Jinpeng. Xi hat eine machtfülle angehäuft, die ihn als diktator ausweisen, der unfähig ist, im handel mit den anderen die handelnden als der_andere anzuerkennen, nicht unterscheidbar von allen anderen, die ihr heil in der anhäufung von macht suchen, von der sie nicht genug haben, um ihre macht behaupten zu können.    (a)<==//  
(b)
das prinzip: anerkennung des anderen als der_andere(=adaad_a), stellt klar, dass das individuum als ich als individuum nur dann das ich sein kann, wenn es den genossen als der_andere anerkennt, der wie es selbst ein ich ist(01). Eine autokratisch organisierte gesellschaft ist ebenso wenig mit dem prinzip: adaad_a, vereinbar wie ein diktatorisch organisierter staat. Es liegt in der logik der macht, dass die macht des einen die macht des anderen verneinen muss, folglich ist der autokrat/diktator zur anerkennung des anderen als der_andere nicht fähig. Der andere ist nur ein spielstein im spiel, also nur das_andere, mit dem al gusto verfahren wird - so weit die verfügbaren machtmittel reichen.
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(01)   zu dieser theorie en detail: INDEX/register //==>stichwort: prinzip:_adaad_a.     //     (b)<==//  

finis

stand: 23.02.01.
eingestellt: 23.01.01.
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