Parolen sind wohlfeil - es ist zu wenig, sich darauf zu kaprizieren,
auf den demonstrationen die parole zu schreien und denselben refrain
auf vortragsreisen immer wieder anzustimmen
(a). Als argument, griffig
in seinem duktus, ist die parole: frieden schaffen ohne waffen,
(b)
richtig, einerseits, andererseits ist das wort: frieden schaffen ohne
waffen, unzureichend, weil das argument in der ratio des satzes als
falsch ausgewiesen ist; denn, die realität muss in teilen notwendig
ausgeblendet sein, wenn der gewollte zweck des arguments realisiert
werden soll, der in der logik der gewalt vernichtet sein wird. Im
moment der gelebten gegenwart
(c) ist die realität de facto von der
ubiquitären gewalt
(d) zugestellt, die, so scheint es, den akteuren der
idee: frieden auf dauer zu schaffen, keine chance einräumt, ohne waffen
den gewollten zweck zu realisieren, fokussiert auf die idee, mit dem
dauerhaften frieden ohne waffen, die immer präsente gewalt einzuhegen.
De facto ist reale gewalt nur mit realer gegengewalt eindämmbar. Der
zweck der gegengewalt ist auf das ziel beschränkt, faktische gewalt
wirksam zu vernichten, um der zerstörung einhalt zu gebieten, die das
resultat der gewalttat ist. Noch nie hat der pazifist, der
sogenannte
(e), mit seinem wort den gewalttäter hemmen können
(f). Der
grund für das unvermögen des pazifisten ist in der sozialen beziehung
verortet, die den gewalttäter an sein opfer kettet, das opfer an den
täter. Das paradox der sozialen beziehung, eine konstruktion
wechselseitiger abhängigkeit, gefasst mit der relation:
individuum_als_ich:_A<==>genosse:_B,
(g), ist gegründet im prinzip
der reziprozität des handelns aller, die es betrifft. Die relation:
A<==>B, hat nur dann bestand, wenn das individuum als ich, das
das ich sein will, den genossen als der_andere anerkennt, der ein ich
ist, so wie das individuum als ich selbst das ich ist. Das gilt vice
versa. Die anerkennung des je anderen als der_andere können der
genosse: B, und das individuum als ich: A,, jeder für sich, nur ad
personam leisten
(h). Diese bedingung schliesst aus, dass der eine dem
je anderen die anerkennung als der_andere abzwingen kann
(i).
Das ist der horizont für den diskurs, der die parole: frieden schaffen
ohne waffen, zum objekt hat. Einerseits ist die einhegung der gewalt
das ziel, das, wenn gewalt geübt wird, nicht ohne die waffen der
gegenwehr erreichbar ist, andererseits ist die möglichkeit erst dann
real, den frieden zwischen allen, die es betrifft, zu leben, wenn jeder
für sich den genossen als den anderen, der der_andere ist, anerkennt.
Das hat zur bedingung, dass der gebrauch von waffen keine option sein
kann. Der theoretische gedanke, kreisend um die utopie: der ewige
Friede,
(j), erfordert in die praxis das wechselseitige vertrauen, dass
alle, die es betrifft, leben können, wissend, dass der je andere keinen
grund hat, gewalt gegen den genossen anzuwenden. Die bedingung dieses
vertrauens ist, dass der eine den je anderen anerkennt als der_andere,
in jedem moment der gelebten gegenwart
(k), unabhängig davon, was die
verfolgten interessen sind
(l).
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(a)
das porträt des friedensaktivisten: Jürgen Grässlin. Seine motive
sind zu loben, sein handeln aber ist im ergebnis nicht zielführend(01).
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(01) Uwe Buse: Ein bisschen Frieden. DER SPIEGEL, 01/2023,
p.54-58.
(a)<==//
(b)
den slogan: "Frieden schaffen ohne Waffen", haben Robert Havemann
und Rainer Eppelmann geprägt(01). Aktuell wird das "Manifest für
Frieden" diskutiert, als petition promotet von Sarah Wagenknecht und
Alice Schwarzer(02).
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(01) den Berliner Appell "Frieden schaffen ohne Waffen"(25.01.1982),
hatten Robert Havemann und Rainer Eppelmann verfasst(*1).
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(*1)
quelle: https://www.jugendopposition.de/node/150380.
-
(02)
quelle:
https://www.change.org/p/manifest-für-frieden?recruiter=63690469&recruited_by_id=59531cca-3418-4e33-8f67-597e7f919560
(b)<==//
(c)
das, was als gewalt real erfahren worden ist, das ist ein factum
der vergangenheit, real als dokument der historia, das erinnert wird
und sein spiegelbild in den projektionen in die zukunft hat. Es sind
die erinnerungen, die den kreislauf der gewaltakte in dauer halten(01).
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(01) zum problem der zeiterfahrung andernorts en detail(*1).
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(*1)
INDEX/register //==>stichwort: zeiterfahrung.
(c)<==//
(d)
die definition der gewalt, gültig im relationalen argument, lautet:
gewalt ist die ersetzung eines zustandes durch einen anderen
zustand(*1).
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(*1)
INDEX/register //==>stichwort: gewalt.
(d)<==//
(e)
der terminus: pazifist, bezeichnet begriffe und phänomene, die
streitig sind. Hier muss es genügen, auf die problemsituation
hinzuweisen.
(e)<==//
(f)
d'accord, es gibt anekdoten, die davon berichten, dass das wort
genügte, um den gewalttäter zu bewegen, von der gewalt weiterhin
abstand zu nehmen. Für den moment mag das genügen, aber in der
erfahrung gilt, dass das wort das taube ohr des gewalttäters nicht
erreicht, der die fehlende gegenwehr als ansporn deutet, weiter gewalt
zu üben, solange, bis er selbst das objekt einer stärkeren gewalt
werden wird.
(f)<==//
(g)
hinweis zum sprechen der formeln.
- lies: das individuum als ich grooss A
relationiert wechselseitig den genossen grooss B,
- lies: grooss A relationiert wechselseitig grooss
B,
- lies: der andere mit unterstrich. (g)<==//
(h)
der hinweis auf das prinzip: anerkennung des anderen als
der_andere, muss genügen, dazu andernorts en detail(01).
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(01)
INDEX/register //==>stichwort: prinzip:_adaad_a.
(h)<==//
(i)
der begriff: anerkennung, ist im blick auf Hegel's these
problematisch, dass der knecht, respektive der herr, im streben nach
anerkennung durch den je anderen in einem "Kampf auf Leben und Tod"
verstrickt seien. Dazu andernorts en detail(*1).
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(*1)
INDEX/register //==>stichwort: dialektik:_herr/knecht und
dialektik/herr_und_knecht.
(i)<==//
(j)
Immanuel Kant hat die idee eines "ewigen Friedens", als postulat
entwickelt. Sein gedanke ist heute noch gültig. Kant hatte seine idee
des immerwährenden friedens im rahmen des rechts ausgemalt, ein rahmen,
in dem der willen zum frieden implementiert sein muss, der wille
nämlich, den alle, die es betrifft, haben müssen, wenn sie die
gegensätze in der gesellschaft austarieren wollen, die im frieden
gelebt werden sollen.
(j)<==//
(k)
der (ewige) friede ist kein objekt, das auf dauer besessen werden
kann, der friede muss in jedem moment der gelebten gegenwart neu
geschaffen werden, um als ein ewiger frieden in dauer zu bestehen.
Dafür sind keine waffen erforderlich, mit denen das potential der
gewalt allein vergrössert, aber nicht beseitigt wird.
(k)<==//
(l)
aktuell ist der friede zwischen den ukrainern und russen eine fata
morgana und im blick auf diese illusion ist es jetzt schon notwendig zu
überlegen, was ein dauerhafter friede werden könnte, geschaffen in
verhandlungen gleichberechtigter partner auf augenhöhe. Ich denke, dass
drei essentials realisiert sein müssen:
- das freie wort in den gesellschaften, um die
fake-propaganda kontrollierbar zu halten,
- die wechselseitige anerkennung als souveräner
staat und gesellschaft,
- die territoriale integrität der Ukraina in den
grenzen von 1991.
Utopische bedingungen? - Ich denke: nein; denn anders kann das
wechselseitige vertrauen nicht gesichert werden, das der genosse und
das individuum als ich, jeder für sich, ad personam schaffen müssen,
wenn sie ohne gewalt in frieden leben wollen.
(l)<==//