Allerorten - rechts,
links und mitte - vom populismus ist die rede. Im blickfeld der
politischen debatten stehen phänomene, die mit dem traditionalen
begriff: populismus,
(a) präzis nicht erfasst werden können, weil die konturen populistischer politik fliessend sind
(b).
Im zwielicht des unbestimmten sind die chancen der populisten verortet,
sich das publikum zu schaffen, das sie brauchen, um ihre partikularen
interessen durchsetzen zu können, unterworfen den mechanismen der
macht, die mit dem gemeinwohl nicht zusammenpassen.
Die phänomene des populismus sind vielfältig, die
als kern den verweis auf "das volk"(lat.: populus) ausweisen, aber der
begriff: volk, ist in diesem kontext unscharf, weil zwei aspekte
miteinander verknüpft werden, die präzis getrennt werden sollten.
Einerseits ist es der terminus: das volk, der auf die biologische
abstammung ihrer mitglieder verweist
(c),
andererseits ist es die gesellschaft als ein ganzes, die traditional
mit dem terminus: das volk, bezeichnet wird, eine gemeinschaft von
menschen, die aus vielfältigen gründen sich als eine einheit erfahren.
Der populismus, eine variante der ideologien, unterläuft diese
differenz, weil er zwei kriterien ausweist, die sowohl einen bezug auf
das volk als eine abstammungsgemeinschaft haben als auch einen bezug
auf das volk als gesellschaft:
- der populist sagt, was das publikum hören will, egal, was die
situation real ist. Der bezugspunkt ist das volk als eine gesellschaft
in ihrer vielfalt.
- der populist will "der führer" sein, der seinen machtanspruch auf
eine definierte gruppe von menschen geltend macht und diesen
machtanspruch auch ausleben will, gleichgültig, ob die gruppe sich über
die abstammung definiert oder über ein spezifisches interesse. Die
bedingung ist, dass die gesellschaft als ganzes gespalten ist in die,
die entweder in der gruppe innen sind oder aussen - tertium non datur.
In der beurteilung eines populisten ist ein zweites
moment wirksam, dessen fokus die methode ist. Wer als populist erfolg
haben will, der muss wissen, was das volk(=die gruppe) denkt. Um das
herauszubekommen gibt es im deutschen sprachraum zwei redeweisen, die
die differenz eindeutig markieren:
- Luther schaute dem volk auf's maul(d).
- der populist redet dem volk nach dem mund(e).
Mit den beiden zitaten ist präzis die differenz
beschrieben, die den populisten von einem verantwortungsbewussten
politiker unterscheidet.
Die damen/herren: politiker, die ihr mandat ernst
nehmen, schauen dem volk auf's maul, weil sie wissen müssen, wie das
volk denkt, für das sie eine entscheidung treffen sollen, die mit dem
gemeinwohl verträglich ist. In der kommunikation mit dem bürger ist da
der stammtisch auch nicht ausgeschlossen.
Auch die populisten hören auf das volk, aber sie
wählen aus und sagen nur das, was das volk hören soll. Das, was das
echo des volkes sein soll, das ist de facto das interesse des
populisten, der, sein interesse als das interesse des volkes ausgebend,
definiert, was die wahrheit sein muss, die das volk umtreiben soll. Es
ist die wahrheit, die eine lüge ist.
Die populisten, die propheten der moderne, lügen und täuschen.
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(a)
die worterklärungen zum begriff:
populismus, sind sehr allgemein gehalten und darauf beschränkt, auf die
herkunft des terminus aus dem lateinischen: populus/volk, zu
verweisen(01). Auf den historischen kontext verweist das Historische
Wörterbuch der Philosophie, stichwort: populismus,(02). Der begriff:
populismus/populist, ist erst im 19.jahrhundert aufgekommen und spielte
vor allem in der auseinandersetzung der politischen parteien in
Russland(19./20.jahrhundert) eine grössere rolle.
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(01)
konsultiert wurden die lexika:
- Wahrig. Deutsches Wörterbuch,1986
- Schmidt. Wörterbuch der Politik,1995
- dtv-Lexikon, 2006. Bd.17.
(02) HWdPh. Basel. 1989. Bd.7. sp. 1100-1105.
(a)<==//
(b)
das problem ist fassbar, wenn die frage
gestellt wird: wer als populist gezählt werden soll - das angebot
an namen ist breit gefächert - Söder, Schröder, Seidel, Le Pen,
Johnson, Trump, Hitler, Putin, Milei, ... .
(b)<==//
(c) in der
perspektive von rechts: das völkische.
(c)<==//
(d)
die redeweise wird Luther
zugeschrieben(01). Sie gilt als maxime für seine bibelübersetzung aus
dem lateinischen/griechischen ins deutsche. Die tatsächliche
urheberschaft des satzes kann dahingestellt bleiben. Der kern des
satzes ist der versuch der mächtigen, das heraus zu bekommen, was das
volk tatsächlich denkt, das soll heissen, was die realen bedürfnisse
des volkes sind(02). Es sind die erwartungen, die in der gemeinschaft
befriedigt sein müssen, wenn die geduld des volkes nicht umschlagen
soll in die gewalt, die die unerträglichen lebensverhältnisse verändern
soll.
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(01) die quelle ist mir nicht bekannt.
(02)
dafür steht der kalif in Bagdad: Harun
al Raschid. Von ihm wird erzählt, dass er sich verkleidet unerkannt
unter das volk von Bagdad gemischt habe.
(d)<==//
(e)
der satz spiegelt die allgemeine
erfahrung, dass das nachgeplappert wird, was im volk gerade gängig ist.
Ein anderes wort ist: seine sache(=fahne) nach dem wind zu
richten.
(e)<==//