TEXTSAMMLUNG
Das fragment des monats
ausgabe (045)/45//2024/ fdm/24.045/ september/2024

1914/2022 - ein zulässiger historischer vergleich?
Das problem der zeitdiagnose und die realität des moments der gelebten gegenwart.

    Der optimismus von 1989/90 ist im jahr: 2022, einem pessimismus gewichen, der sich im jahr 2023 verstärkt hat. Das schlagwort: zeitenwende,(a) ist in aller munde, weil die erwartung von damals sich heute als eine enttäuschung erwiesen hat. Das gefühl, untergründig wirksam, ist dominant, dass das vorspiel zu einem dritten weltkrieg geprobt werde, ein weltgeschehen, das die medien in jedem moment der gelebten gegenwart unmittelbar zeitnah präsentieren(b). Der vergleich mit dem jahr: 1914, drängt sich auf, emotional zwingend, aber fragwürdig in der perspektive der historia(c).

    Die versuchung ist grooss, diese streitfrage positiv zu bejahen. Zwar kann die affirmierende antwort für das eigene tun entlastend wirken, weil der geschichtliche akteur mit seiner selbstentlastung die eigene schuld dem anderen zuschiebt, aber dieser affirmierende versuch, pragmatisch plausibel, muss scheitern, weil jede mögliche antwort theoretisch inkonsistent ist. Die prognose des kommenden ist als projektion in die zukunft mit einem factum der vergangenheit verknüpft, das real das vermeintlich kommende als ein vergangenes ausweist(d). Das erwartet neue, post festum geurteilt, ist ein factum der vergangenheit, das die bedingung ist für die projektion in die zukunft(=prognose), aber, das prognostizierte, gefasst als utopie, ist nicht das alte, weil über das, was neu sein soll, im moment der gelebten gegenwart nichts prädiziert werden kann(e). Allein im moment der gelebten gegenwart ist die zeiterfahrung des individuums als ich wirklich, dem moment, in dem das, was das neue sein soll, als ein factum der vergangenheit erinnert wird. Diese struktur des begriffs: zeiterfahrung, schliesst aus, dass künftiges mit logischer präzision prognistiziert werden könnte, aber es ist möglich, mit wahrscheinlichkeiten zu operieren, die ausschliessen, dass mit einem argument ein künftiges ereignis präzis vorhergesagt wird.

    Es ist zweckmässig, die struktur des prognostizierten ereignisses abzugrenzen von der projektion in die zukunft(=utopie). In der logik jedes möglichen ereignisses ist die kausalität definiert, mit der die prognose eines ereignisses auf dem fundament der akzeptierten kausalität verlässlich formuliert werden kann, die als wirkung einer definierten ursache begriffen wird. Es ist das verdienst der historiker, dass sie auf dem fundament verifizierter dokumente der historia ein vergangenes ereignis in seiner kausalität beschreiben können, um aus dieser beschreibung folgerungen abzuleiten, die, projektionen in die zukunft, als prognosen künftiger, weil möglicher ereignisse gehändelt werden. Die richtigkeit dieser prognosen kann nur post festum festgestellt werden, was ein factum der vergangenheit ist(f).

    Im blick auf die gegenwart(2024) gibt es indizien, die darauf zeigen, dass ein "III.weltkrieg" möglich geworden ist, so wie der I.weltkrieg bereits in den jahren vor 1914 wahrscheinlich gewesen war. Die politischen akteure von heute und damals waren und sind in machtblöcken gefangen, deren interessen gegensätzlich sind bis zum wechselseitigen ausschluss(g). Die damen/herren: politiker, von heute, gefangen in ihren ideologien, sind verpflichtet, ihr mandat, was praxis ist, nicht im vermeintlichen egoistischen interesse auszuüben, sondern im horizont des allgemeinen wohls, das global die gewalt ausschliesst. Die meldungen in den medien begründen jedoch den zweifel, dass die vertreter der sogenannten politischen eliten(h) begriffen haben, was einerseits auf dem spiel steht und was andererseits geboten ist.
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(a)
das schlüsselwort des bundeskanzlers: Olaf Scholz, in seiner regierungserklärung am 27.02.2022 (zum überfall des faschisten: zar:_p00(alias Putin) auf die Ukraina am 22.02.2022).          (a)<==// 
(b)
das gefühl der apokalypse ist im christentum(01) ein beständiges thema der gläubigen. Die hoffnung ist zwar präsent, dass mit dem untergang des bösen das paradies des guten geöffnet werde, aber im denken der gegenwart ist das eschatologische moment in den apokalyptischen vorstellungen(02) abhanden gekommen. Der tenor der meinungen ist, dass der prophezeite/prognostizierte untergang der welt zum verschwinden der gattung: homo sapiens, führen werde mit dem resultat, dass die natur wieder zu sich zurückkehren werde. Über das, was die natur in ihrem wesen sei(03) kann als zustand nichts prädiziert werden, weil die aufhebung der differenz: natur/kultur, das objekt dieser projektion in die zukunft ist, eine differenz, die nur im horizont der kultur diskutiert werden kann, die das individuum als ich und sein genosse geschaffen haben.  
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(01)    die "Apokalypse" des evangelisten Johannes.
(02)
das eschatologische denken ist zwar weiter wirksam(*1), aber dieses denken wird nicht immer geteilt(*2).
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(*1)
Ich verweise auf die evangelikalen in den USA und den verschwörungstheoretikern, die global wirksam sind.
(*2)   so das mantra der moderne, kultiviert in den naturwissenschaften.
(03)   im jargon des ontologen formluliert.        (b)<==// 
(c)
in den geschichtswissenschaften(=historia) sind vergleiche problematisch, weil unverrückt der satz gilt, dass die geschichte sich nicht wiederhole, es sei als farce. Dass jedes historische ereignis, belegt in den dokumenten der historia, in raum und zeit ein anderes ereignis ist, das ist als wissen akzeptiert, aber, und das sollte nicht übersehen werden, dieses wissen steht zu den erfahrungen der menschen in einem gegensatz, jedem für sich die meinung suggierierend, dass die geschichten, fortlaufend erzählt, die wiederholung des erzählten seien, immer ein bisschen anders erzählt. Im horizont der erfahrungen des homo sapiens ist das gesetz der historia subjektiv konnotiert und das individuum als ich und sein genosse sind genötigt, die erzählungen plausibel so zusammenzubinden, dass sie im moment ihrer gelebten gegenwart beurteilt werden können.        (c)<==// 
(d)     INDEX/register //==>stichwort: zeiterfahrung.         (d)<==// 
(e)
die unterscheidung: verneinung(ontisch) und negation(logisch), ist strikt zu beachten. Die projektion in die zukunft ist, logisch geurteilt, die negation eines factums der vergangenheit, aber das, was logisch jenseits von raum und zeit ist, das wird in raum und zeit ontisch als eine verneinung gehändelt. Das ist die logik jeder utopischen vorststellung.        (e)<==// 
(f)
jede aufgestellte utopie ist im moment der gelebten gegenwart unzureichend realisiert und als falsch ausgewiesen.        (f)<==// 
(g)
einerseits sind es die politischen vorstellungen: demokratie(menschenrechte)/autokratie(totalitarismus), andererseits sind es die machtblöcke: USA/China, Europa/Russland, westliche Welt/globaler Süden. Das sind indizien, die als fakten das potential zum konflikt haben, realitäten, die nicht notwendig in einem gewalttätigen konflikt ausmünden müssen.        (g)<==// 
(h)
partes pro toto und ohne wertung nenne Ich die namen: "Trump, Putin und Xi Jinpeng", einerseits, andereseits die namen: "Biden, Scholz und Selensky".        (h)<==//  
finis

 stand: 24.10.01.
eingestellt: 24.09.01.
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