TEXTSAMMLUNG
Das fragment des monats
ausgabe (046)/46//2024/ fdm/24.046/ oktober/2024

Der frieden ist kein sieg - der sieg kann kein frieden sein.

    Im kontext des Ukraina-krieges wird immer wieder von einem siegfrieden der einen oder anderen kriegspartei geredet. Der terminus: siegfrieden, ist ein oxymeron, der einen begriff bezeichnet, der einen widerspruch enthält und dieser widerspruch ist nicht ausräumbar; denn das, was ein siegfrieden ist, das setzt einerseits einen sieger voraus, der den krieg für beendet erklärt, andererseits muss es einen verlierer geben, für den der krieg noch nicht zuende sein kann(a). Mit dem offenen widerspruch ist die fortsetzung der gewalt(=krieg) programmiert.

    Aus der historia ist hinlänglich bekannt, dass jeder siegfrieden den keim für den nächsten krieg in sich trägt. Es genügt, auf die geschichte der beziehung zwischen den völkern Deutschlands und Frankreichs zu verweisen. Die kette der konflikte begann in der neueren zeit mit der einverleibung der freien reichsstadt: Straßburg, durch den könig von Frankreich: Ludwig XIV., im jahr 1681, später der konflikt mit Napoleon (1799-1814) und dann die kriege: "1870/1871, 1914-1918 und 1939-1945". Der sieger hat diktiert, was als neues recht gelten soll, und alle, die an diesen konflikten beteiligt waren, pochten auf die legimität ihrer geübten gewalt.

    In der struktur der involvierten interessen ist jeder geschlossene frieden prima vista ein kompromiss, der secunda vista den konsens aller, die es betrifft, zum fundament hat(b), ein friede, der für alle, die es betrifft, eine win/win-situation sein muss(c). Der grund ist einfach. Nur dann wird jeder denkbare gegensatz aufgelöst sein, wenn alle, die es betrifft, das gefühl pflegen können, genau das bekommen zu haben, was jeder für sich legitim beanspruchen kann. Der kompromiss überbrückt die trennende bruchlinie zwischen den konfligierenden interessen, indem eine zone des miteinander geschaffen ist, in der sich alle, jeder für sich, frei bewegen können.

    In seiner struktur ist der dauernde friede ein fragiles gebilde, das nur dann in dauer bestand hat, wenn alle, die es betrifft, darin konsentieren, den je anderen als der_andere anzuerkennen. Das prinzip: anerkennung des anderen als der_andere,(d) ist die bedingung, dass der dauernde frieden, beschworen in einem vertrag(e), bestand hat, solange die gegenläufigen interessen aller, die es betrifft, miteinander kompatibel gehalten werden. In zeit und raum ist der frieden zwischen allen, die es betrifft, ein dauernder prozess, dessen ziel der prozess selbst ist, stets in bewegung gehalten zwischen den gegenläufigen interessen, die den imaginären punkt des "ewigen Friedens" transitorisch kreuzen.
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(a)
in der französischen Republik nach dem siegfrieden Preußens über Frankreich(1871), der die abtretung Elsaß-Lothringen an das Deutsche Reich zum gegenstand hatte, sagte man: nie davon sprechen, aber immer daran denken(01).
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(01) die quelle dieses zitats ist mir nicht bekannt, Ich zitiere aus dem gedächtnis.    (a)<==//  
(b)
jeder friede ist ein kompromiss(=vertrag), der einen konsens zum fundament hat, gegründet auf dem prinzip: anerkennung des anderen als der_andere(prinzip:_adaad_a). Die unterscheidung: kompromiss/konsens, ist strikt zu beachten(01).
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(01) INDEX/register //==>stichworte: "kompromiss, konsens, prinzip:_adaad_a, und vertrag .    (b)<==//  
(c)
die regel: the winner takes all, ist die blaupause für die logik konfligierender interessen, weil der looser(=verlierer) weiss, dass er alles verloren hat, geraubt mit gewalt und camoufliert als recht.   (c)<==//  
(d)
siehe auch die fragmente des monats:   
  1.  Die logik des friedens. (017) fdm/22.017/ 05/2022.
  2.  Die bedingung des friedens. Das prinzip: anerkennung des anderen als der_andere und eine anmerkung zum aktuellen Gazakrieg. (038) fdm/24.038/ 02/2024.      (d)<==//  
(e)
in Immanuel Kant's utopie eines "Ewigen Friedens" ist der vertrag die verknüpfende idee zwischen den divergenten interessen der völker.   (e)<==//  
finis

stand: 24.11.01.
eingestellt: 24.10.01.
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