TEXTSAMMLUNG
zitat des monats
ausgabe: 04-06/06 - april-juni/2006
 

text:

"Saisonbereinigt stehe ein Rückgang um 5000 zu Buche."

                             Agentur für Arbeit in Nürnberg, Februar 2006

quelle: Frankfurter Rundschau: 01.03.2006 p.1.
Der autor zitiert in seinem artikel: "Hoffen auf mehr
Jobs. Neue Arbeitslosenzahlen."die Agentur für Arbeit
in indirekter rede.


kommentar:

Der bericht über die arbeitsmarktzahlen februar 2006 umfasst 29 zeilen; eine kleine graphik zur entwicklung der arbeitsmarktzahlen von 1992-2006(1) ergänzt den bericht. Das zitat ändert seinen sinn, wenn es mit dem vorangehenden satz konfrontiert wird: "Den Anstieg ((der arbeitslosenzahl im februar 2006, ur)) um 36000 auf 5,048 Millionen führte die Bundesagentur vor allem auf den strengen Winter sowie andere Sondereffekte zurück." Auf ihre logik reduziert formulieren die beiden aufeinander bezogenen sätze einen widerspruch, der als beschreibung von phänomenen nur ein gegensatz ist.

Zahlen gelten gemeinhin als objektiv; sie seien, so meint man, nicht korrupt; denn die zahl: 5000, ist die zahl: 5000, aber einem chamäleon ähnlich passen sich die zahlen an das jeweils gewünschte an, wenn ihre verwender den wunsch mit der realität relationieren. Der Agentur für Arbeit missgönne Ich nicht ihre genugtuung, dass sie trotz des im februar fälligen tatsächlichen anstiegs der arbeitslosenzahl, eine "saisonbereinigte" verminderung der arbeitslosenzahl um 5000 melden kann. Viel kann die zahl: 5000, bedeuten; für den 1-Euro-jobber können 5000€ ein vermögen sein, als konstante aber im kampf der schwarz-roten Merkelkoalition gegen die massenarbeitslosigkeit ist die zahl: 5000, ein symbol des scheiterns. Wenn Ich unterstelle(2), dass mit der konstante: 5000, fortan die arbeitslosigkeit in der Bundesrepublik Deutschland gesenkt wird, dann wären ca. 84 jahre erforderlich, um die zahl der arbeitslosen auf die zahl: 0, zu reduzieren. Konkret bedeutet die abstrakte rechnung, dass ein im jahr 2006 geborener bundesbürger, der eine durchschnittliche lebenserwartung von 75 jahren hat, das ende der arbeitslosigkeit nicht erleben kann, die die konkursmasse der herren Kohl und Schröder ist, und die jetzt die dame Merkel mit herrn Müntefering als erbteil zu verantworten haben.

Polemik? - vielleicht, aber mein ton ist der widerklang auf den zynismus der regierenden politikerkaste, die mit statistischen taschenspielertricks der öffentlichkeit weismachen will, sie bekämpfe die arbeitslosigkeit. So wird das gemeinwesen auch ruiniert, von dem alle abhängen.
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(1) die graphik zeigt eine kurve mit ansteigender tendenz, viermal folgt einem steilen und anhaltenden anstieg jeweils ein kurzer und flacher abschwung; das jahr 1992 zeigt das minimum: 3.150000, das maximum war im jahr 2005 die zahl: 5.220000. <==//
(2) statistische zahlen haben die eigenart, exakt in dem moment falsch zu sein, in dem sie veröffentlicht werden. Als beschreibung eines zustandes, der vergangenheit ist, taugt die statistische zahl, als moment einer prognostischen aussage aber ist die statistische zahl ein irrlicht, weil sie die künftigen veränderungen in der gesellschaft nicht abbildet. <==//


stand: 06.08.02.

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