TEXTSAMMLUNG

zitat des monats
ausgabe: (29)01-03/2010 januar-märz/2010 (blieb bis 10/2010 stehen)

text:

"too big to fail"
(N.N. /der autor ist nicht bekannt)


kommentar:

sprachfloskeln, stereotyp wiederholt, sind zitate, die al gusto mit sinn aufgeladen werden. Die formel: too big zu fail, ist ein passepartout(01), der, wenn ein bestimmtes interesse durchgesetzt werden soll, jedes sinnfach öffnet oder schliesst, so wie das argument es erfordert. Die beliebigkeit der formel kann ein zufall sein oder eine notwendigkeit - das eine schlösse das andere aus. Vorstellbar ist aber auch, dass die formel dummheit signalisiert, die vielleicht auch vorsatz markiert - ein gegensatz, der beides als möglich erscheinen lässt. Was also soll der satz bedeuten, der anzeigt, dass etwas zu grooss geworden sei und ohne schaden für andere nicht mehr zugrunde gehen dürfe?

Seit beginn der finanzkrise 2008 sehen sich die ideologen des marktradikalismus mit einem phänomen konfrontiert, dass gemäss der reinen lehre, wenn die lehre konsistent wäre, ausgeschlossen ist, die tatsache nämlich, dass firmen im markt real pleite sind, die aber nicht pleite gehen dürfen, weil das ganze internationale finanzsystem, träte der fall ein, dem schneeballsystem gleich, strukturell funktionsunfähig würde. Die attitüde ist billig, auf jene wirtschaftstheoretiker überlegend lächelnd herabzublicken, die in der krise, nobelpreisdekoriert und den gurus nicht unähnlich, zusehen müssen, dass die fiktion eines freien, sich selbst regelnden marktes, ihr spielzeug, zerbrochen ist. Ihr irrtum, für viele existenzbedrohend und tödlich, ist die meinung, dass die idee eines freien marktes, begriffen als ort des austauschs der nötigen güter, reduziert werden könne auf das umwälzen von finanzprodukten(02), die, analytisch für sich betrachtet, keinen mehrwert schaffen, wohl aber den finanzjongleuren in den banken gesicherte provisionen bescheren, leistungen, die aus der substanz der gehandelten finanzpapiere beglichen werden müssen. Dieses spiel, eine raffinierte drapierung betrügerischer kettenbriefe, funktioniert nur solange, wie neue und immer grössere kapitalmengen in den markt gepumpt werden, um die leermengen aufzufüllen, die als reales kapital in den büchern geführt werden(03). Wird der zufluss neuen kapitals aber unterbrochen, dann kollabiert das system: internationaler finanzmarkt, vulgo: casino. Solange die rally die systemdefinierte toleranzmarge nicht überschreitet, können kleine störungen im kapitalfluss systemimmanent kompensiert werden, jenseits der grenze zerstört der markt auf kredit sich selbst. Das kalkül, die wegen ihrer grösse systemrelevanten marktteilnehmer wider die logik des marktes zu stützen, ist simpel, weil als konsequenz des falliet gegangenen finanzmarktes auch der tauschmarkt der realwirtschaft zusammenbricht, dem das benötigte kapital für die abwicklung der realen tauschgeschäfte entzogen worden ist(04).

Die politiker der globalisierten welt haben sich entschieden, das pleitegegangene weltfinanzsystem: Wallstreet-London-Hongkong, mit kapital zu stützen, kapital, das die staaten, also ihre bürger,  bereitgestellt haben. Wenn's nicht ein witz der hintertreppe wäre, so könnte von einer list der geschichte gesprochen werden; denn die marktideologen, die keine gelegenheit versäumt hatten, den staat als Leviathan zu schelten, müssen einräumen, dass der gescholtene staat, dem Messias gleich, allein als der retter taugen könne, um die bankrottgegangene sippschaft von bankern aus der bredouille zu holen, die sie in ihrer gier nach rendite und boni geschaffen haben. Ob die maassnahmen der staaten aber tauglich sind, den gestörten markt des tauschens wieder funktionsfähig zu machen, ist derzeit eine frage ohne antwort; denn das, was von den maassnahmen im moment der krise richtig oder falsch gewesen war, kann in der zeit erst dann beurteilt werden, wenn ergebnisse der getroffenen maassnahmen vorliegen. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass im moment der bedrängnis es klug gewesen sein könnte, den kollabierten finanzmarkt mit einer anleihe auf die zukunft zu stützen, weil die moderne realwirtschaft von der funktion des kapitalmarkts nicht abgelöst werden kann; denn es ist eine illusion zu glauben, dass die doppelfunktion des kapitals im markt verschwände, wenn sie als faktum geleugnet würde. Im markt erscheint das kapitals einerseits selbst als objekt des tausches, andererseits bleibt aber das kapital das, was es ist, ein blosses mittel, das für den austausch bestimmter güter benötigt wird. In der doppelten perspektive könnte der satz: too big to fail, ein blosses apercù sein, das auf der champagnerparty eindruck macht, der satz: too big to fail, könnte aber auch das symptom ein, dass der austauschprozess der güter auf dem markt zerstört ist und der markt seine funktion verloren hat, ort des tauschens zu sein; denn seine funktion, ort des austauschens der güter zu sein, kann der markt nur dann leisten, wenn zwei kriterien erfüllt sind. Die regeln des austauschens, deren funktion es ist, die willkür jedes marktteilnehmers zu begrenzen, müssen zum ersten für alle, die es betrifft, verbindlich sein, und zum zweiten gilt die bedingung, dass alle teilnehmer im markt innerhalb einer zugestandenen marge gleichrangig sind(05). Die bestimmte grösse eines marktteilnehmers kann systembedingt definiert sein, damit der teilnehmer im markt des austauschens überhaupt agieren kann, aber die balance des austauschs im markt ist immer dann gestört, wenn ein markteilnehmer auf grund seiner grösse die austauschprozesse zu seinen bedingungen dominiert(06). Der markt als ort des austauschs realer güter kann seine funktion nur dann erfüllen, wenn die regeln des austauschens die marktmacht einzelner teilnehmer beschränken, einschliesslich des verbots gewisser geschäftspraktiken. Im interesse aller marktteilnehmer muss das entstehen von oligopolen unterbunden und bestehende kartelle müssen zerstört werden(07). Die erforderlichen regeln können von den marktteilnehmern in zügelloser freiheit(08) nicht gesetzt werden, weil alle marktteilnehmer, jeder für sich, in die eigenen interessen eingebunden sind. Es ist eine mediatisierende instanz erforderlich, die die gegenläufigen interessen aller marktteilnehmer zusammenfasst, die im eingehegten raum, die willkür des einzelnen begrenzend, freiheitsmöglichkeiten für alle schafft. Dazu ist allein die institution des modernen staats fähig, der als neutrale instanz zwischen den gegenläufigen interessen der marktteilnehmer mediatisiert. Aber, und das sollte nicht aus dem blick geraten, was der staat ist, das sind seine bürger in ihrer gesamtheit, die, jeder für sich, nach bestimmten regeln entscheiden, was gelten soll. Der bürger ist, vertreten durch einzelne bürger mit beschränktem mandat, zugleich bürger des staates und akteur auf dem markt. Die differenz, die ein gegensatz ist und kein widerspruch, muss der bürger gegenwärtig haben und den gegensatz zwischen dem partikularen interesse und dem notwendigen allgemeinwohl gestalten(09). Ob die bürger in der welt dazu fähig und auch bereit sind, das muss, eine bittre erfahrung des vergangenen jahrzehnts, bezweifelt werden, solange der satz: too big zu fail, das maass der ordnung des marktes, in wirkung bleibt.
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Subtext
(01)

als passpartout hat die formel: too big to fail, ein pendant: too little to be saved. Dieser satz spielt im publizistischen alltag keine rolle, weil der satz die routine des marktgeschehens spiegelt, die in der statistik der insolvenzen ihren niederschlag findet. Einerseits gehört es zum credo der marktradikalen, dass alle, die im markt das tempo nicht halten können, zugunsten des grösseren ganzen eliminiert werden müssen, aber dieses credo wird fadenscheinig, wenn es auch für die ganz grossen gelten soll, deren genie sich darin erschöpft hat, eine prächtige fassade aufzumachen, die nichts verbirgt.  <==//
(02)
in den berichten und kommentaren zum wirtschaftsgeschehen wird immer wieder darauf verwiesen, dass auf den globalen finanzmärkten an kapital tagtäglich ein vielfaches von dem umgeschlagen wird, was der reale wert der an einem tag getauschten handelsgüter ist. Es wird die zahl: "1.000.000.000.000,00 (=eine billion dollar)" kolportiert. Was aber sind die gegenstände, die auf den finanzmärkten als objekte des tausches erscheinen? - es sind blosse ziffern, die in bits in den dateien der börsenhändler abgelegt sind. Ein vergleich dieser virtuellen transaktionen mit den realen tauschhandlungen auf den gütermärkten der welt scheitert, weil unvergleichliches miteinander verknüpft werden soll, dennoch ist in den finanzmärkten eine macht gegenwärtig, die in gewalt umschlägt, wenn das geflimmer der bildschirme auf schwarz fällt.  <==//
(03)
das spiel, unter dem lemma: casino-kapitalismus, betrieben, ist betrug (§263 StGB). Die herrschaften, die das spiel betreiben sind betrüger, aber als gruppe verfügen sie über die macht, sich die gesetze so schreiben zu lassen, dass sie schadlos davon kommen und den reibach zu lasten anderer einstreichen. Es ist nicht nachvollziehbar, dass bankmanager, die milliarden in den sand gesetzt haben, mit einem goldenen handschlag verabschiedet werden und boni als beute einsacken, summen, die nicht im HartzIV-tarif gelistet sind.  <==//
(04)
das problem des gestörten gütermarkts wird derzeit unter dem stichwort: kreditklemme, diskutiert. Es wird behauptet, dass die banken die von der realwirtschaft benötigten kredite nicht mehr ausreichen würden, obgleich die staatlichen zentralbanken den geschäftsbanken dafür geld faktisch zum nulltarif zur verfügung stellen. Diese klagen spiegeln exakt die verwerfungen im geldmarkt, die den gütermarkt malträtieren, weil die manager der zockenden bankhäuser jeden cent benötigen, um ihre bilanzen mit dem öffentlichen geld schöner aussehen zu lassen als sie tatsächlich sind. Mit ihrem verhalten, betriebswirtschaftlich nachvollziehbar, verfehlen die banken aber ihre einzige, rational begründbare funktion, nämlich die funktion jeder volkswirtschaft, die laufenden geschäfte einer modernen güterwirtschaft vorzufinanzieren, um den tausch der benötigten güter zu ermöglichen; denn geld, gleichviel in welcher form es erscheint, als kapital oder münze, ist allein ein mittel zum tausch der güter, es ist in keinem fall ein gut, das gegen ein anderes gut getauscht werden könnte. Die rede von den sogenannten "finanzprodukten" ist eine bewusste irreführung der öffentlichkeit; denn das, was mit diesen sogenannten "finanzprodukten" angeboten wird, ist ein versprechen, die bestimmte menge des jetzt vereinnahmten tauschmittels: geld, später zu einem bestimmten zeitpunkt in der gleichen menge wieder zurückzugeben. In dieser transaktion wird der wert des taschmittels: geld, weder vermehrt noch vermindert. Davon sind strikt die anderen geschäfte der bank zu unterscheiden, die die bank mit ihrem angebot von dienstleistungen verknüpft, z.b. die vereinbarte zinszahlung, aber diese leistungen haben nichts mit dem gegenstand des tauschs: die bestimmte summe geldes, zu tun, obgleich der vereinbarte zins sehr wohl ein moment im prozess des tauschens ist, der für alle beteiligten seinen preis hat. Was auf den globalisierten finanzmärkten derzeit zu beobachten ist, das ist die absolute trennung des objekts der tauschhandlung von der handlung des tauschens selbst(*). Was getauscht wird, das ist gleichgültig geworden(**), entscheidend ist, dass der schein des tauschens blendet.
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(*) als die börsen noch reale orte des tauschens waren und keine virtuellen welten auf den bildschirmen der pc's, da war die abtrennung des objekts der tauschhandlung von der handlung des tauschens selbst noch nicht eindeutig, zumindest wurde dem besitzer einer aktie auch der anteilsschein ausgehändigt, der schön gemalt, ein kleines kunstwerk gewesen war, das, nachdem die ausgebende firma falliet gegangen war, heute dem sammler solcher schätze das kapital bringen könnte, das als nennwert auf dem papier aufgemalt war. Es ist unterhaltsam, darüber zu streiten, was das reale objekt eines schön gemalten aktienpapiers von damals, nichts anderes als ein finanzprodukt, gewesen sein könnte, verglichen mit jenen finanzprodukten, die heute, auf die bits einer pc-datei reduziert, beliebig kopiert werden können.
(**) ob reale güter, die für das leben notwendig sind, oder devisen, oder optionen, oder wetten auf das fallen und steigen der kurse, einschliesslich der sogenannten leerverkäufe - alles ist gleich, wenn's dafür nur einen zweiten gibt, der in den tauschhandel einschlägt. Mit ökonomie, die das dasein sichert, hat das nichts mehr zu tun, wohl aber etwas mit dem spielen in einer zockerbude.  <==//
(05)
das erfordernis einer rechtsstaatlichen ordnung dürfte in den demokratischen gesellschaften unstreitig sein; denn jedes geschäft ist nur dann von dauer, also auch vorteilhaft für alle geschäftspartner, wenn alle darauf vertrauen können, dass der staat als unabhängig dritte instanz die rechtssicherheit gewährleistet. Das zweite erfordernis ist keinesfalls als selbstverständlich gegeben, auch nicht in den modernen gesellschaften, die sich selbst als zivilisiert interpretieren. Die kluft zwischen arm und reich in den gesellschaften ist nicht nur eine erbschaft der geschichte, die beklagt werden muss, sie ist in ihren dimensionen heute das resultat des handelns vieler, die von sich auch noch behaupten, aufgeklärte bürger ihres staates zu sein. Solange dieses missverhältnis faktum ist(*), werden die prozesse des tauschens im markt unbefriedigend ausfallen. Das hat nichts mit dem neid der habenichtse auf die habenden etwas zu tun, wie die interessierten ideologen der herrschenden politischen kaste immer wieder behaupten, sondern das ist schlicht die mathematische logik des prinzips der zahl: 1,(**); denn wer nichts hat, der fällt als anbieter von leistungen und nachfrager im markt ebenso aus, wie derjenige, der alles hat und im markt keinen tauschpartner mehr vorfindet. Nun ist das mit der mathematischen logik eine merkwürdige sache, wenn aus den extremwerten der beiden möglichen seiten der durchschnitt gebildet wird, der alles als niviliert erscheinen lässt. Sowenig in den mathematischen extremwerten das heil liegen kann, so wenig in der blossen zahl des durchschnitts, es muss abweichungen nach plus und minus geben, aber die marge der abweichungen darf in keinem fall so grooss sein, dass der eine dem anderen aufgrund seiner numerischen marktmacht vorschreiben kann, was dieser zu tun oder zu lassen hat. Der blick auf die verteilung des besitzes in der welt zeigt, dass diese marge weder in der BRD faktisch gilt noch in der welt.
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(*) in der BRD ist es eine faustformel, dass die hälfte der bürger vom in der gesellschaft verfügbaren vermögen nichts oder nur sehr wenig besitzt, die andere hälfte aber den grossen rest und 60% davon gehört allein dem obersten zehntel der gesellschaft, alles mit wachsender tendenz zu mehr ungleichheit(+).
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(+) Abb.1, p.687, in: Claus Schäfer, Berichte des WSI. Aus der Krise in die Krise? WSI-Verteilungsbericht 2009. (WSI Mitteilungen 12/2009. p.683-691).
(**) Ulrich Richter: Das prinzip der zahl: 1. In: www.ur-philosoph.de //==>bibliographie //==>textsammlung //==>argument des monats: (20)09/2007. <==//
(06)
die grösse eines wirtschaftsunternehmens kann niemals selbstzweck sein, sondern sie nur ein mittel zum zweck. Das kosten/nutzen-kalkül weist einen grenzwert auf, an dem sich das verhältnis von nutzen und kosten umkehrt, ein wert der anzeigt, dass grösse auch kontraproduktiv sein kann. Einige spektakuläre firmenfusionen belegen dies hinreichend(*). Dass grösse kein sicheres kriterium für erfolg sein kann, hat seinen grund in der mathematischen logik; denn als numerischer wert ist grösse oder kleinheit immer in zwei zahlen eingebunden, die den exakten wert nach unten oder oben bestimmen. Entfällt eine zahl als grenze, dann verschwindet auch das, was als kleinheit oder grösse fixiert werden soll. Aber die grösse eines wirtschaftsunternehmens hat noch eine weitere funktion. Sie stellt, immer relativ beurteilt, eine macht dar, die, anders als die ideologen behaupten, den wettbewerb nicht fördert, sondern faktisch ausschliesst. Die zahl: 100, kann mit der zahl: 1000, nicht im wettbewerb bestehen, weil die zahl: 100, im kalkül der zahl: 1000, entweder verschwindet oder als teilmenge erscheint.
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(*) als beispiel kann die geschichte der Mercedes Benz AG zitiert werden, deren manager, von grösse träumend, milliarden verschwendet haben; zu erinnern ist an die manager: Reuter und Schrempp. Sicher verdient hatten an diesen fusionsspielchen nur die investmentbanken, die satte provisionen abgegriffen haben, einmal bei der einfädelung der komplizierten geschäfte und dann noch einmal bei der rückabwicklung.  <==//
(07)
die behauptung ist gängig, dass nur der sogenannte global player in der globalisierten welt eine chance zum überleben habe. Ob die sogenannten global players, weltkonzerne mit einem jahresbudget, gegen das die haushalte der meisten UN-staaten klein sind, als institutionen des welthandels der staaten vorteilhaft sind, kann mit guten gründen bezweifelt werden; denn nach der mathematischen logik ist der dollar im jahresbudget von EXXON auch nur ein dollar, so wie der dollar im haushalt des staates: Ghana, der ein dollar bleibt, mit dem der Staat: Ghana, seine erdölrechnung bei EXXON begleicht, aber es ist eine andere sache, wenn EXXON mit der verfügbaren kapitalmenge jeden renitenten "geschäftspartner" im global market einschüchtert und, den eigenen nutzen vermehrend, zum kuschen zwingt. Weltwirtschaftlich ist es vernünftiger, die akteure auf die lokalen märkte zu beschränken und die verknüpfung der lokalen märkte zu einem virtuellen globalen markt durch die gemeinschaft aller staaten zu sichern, die, in einer zugestandenen marge der abweichung vom rechnerischen mittelwert, gleich mächtig sind. Es genügt zum beispiel, wenn die Deutsche Bank sich auf den regionalen markt der Bundesrepublik Deutschland, oder weiter gedacht, der Europäischen Union, beschränken würde, um das zu leisten, was die legitimierte funktion einer bank ist, den realen gütermarkt mit dem erforderlichen kapital zu versorgen. Aber mit diesem "geschäftsmodell", das für die ökonomie der gesellschaften vorteilhaft wäre(*), können die manager nicht reüssieren; denn nach der geltende logik ihres wirtschaftens, gibt es nur den einen zweck, rendite zu machen, egal wo, egal wie und egal in welcher höhe, allein unter 25% darf es bei strafe der liquidation nicht sein. Es kann sein, dass mit solchen maximen an den börsen kurzfristige erfolge in der form steigender kurse erreicht werden können, das ende aber wird immer sein, was das ende der Lehmann Brothers im september 2008 gewesen war, und diese bank war, weiss gott, keine kleine klitsche gewesen, die man, wie gesagt wird, "über die Wupper" gehen lassen konnte.
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(*) die forderung nach einem strengen und strikten kartellrecht ist keine erfindung linker spinner, sondern ein integrales moment des funktionierenden marktes. Die ordoliberalen wussten das noch und ihr praktiker, der alte Ludwig Erhard, hatte das, wenn auch vergeblich, gegen die "freunde" durchzusetzen versucht.  <==//
(08)
Ich unterscheide strikt zwischen der autonomie des individuums als ich und seinen bürgerlichen freiheiten. Die autonomie des individuums als ich kann keiner beschränkenden bedingung unterliegen, aber wenn das individuum als ich seine autonomie im moment der gelebten gegenwart gebraucht hat, dann hat es sich an diese entscheidung, seine entscheidung, absolut gebunden. Jede bürgerliche freiheit ist aus diesem grund eine gebundene freiheit, und es widerspricht in keiner weise der idee der freiheit, wenn die realen freiheiten des bürgers begrenzt werden. Jedermann ist frei, sich seine welt so einzurichten, wie er es für commod hält, soweit er der freiheit seines genossen, das gleiche zu tun, keinen abbruch tut (Ich zitiere Kant, Kant's worte frei wiederholend). Es kann also kein widerspruch sein, wenn der markt des austauschs strikten regeln unterworfen wird, weil die regeln, die willkür des einzelnen begrenzend, die freiheit aller im markt erst ermöglichen.  <==//
(09)
in der relation: staat<==|==>bürger,(*) ist dem individuum als ich eine gedoppelte funktion zugeordnet. Einmal setzt das individuum als ich die relation: individuum_als_ich<==|==>staat, zum anderen setzt das individuum als ich die relation: individuum_als_ich<==|==>bürger. Das individuum als ich, das auf dem markt des tauschens als akteur agiert, steht immer in der gedoppelten funktion. Einmal als der bürger mit seinen legitimen interessen, zum zweiten als mitglied eines staates, der, das gemeinwohl aller, die es betrifft, im blick habend, mediatisierend zwischen den gegensätzlichen interessen ausgleichend wirken soll. Das individuum als ich, akteur auf dem markt des tauschens, hat das eine oder das andere bestimmt nur im horizont des jeweils ausgeschlossenen dritten moments präsent. Es kann sein legitimes partikulares interesse nur dann erfolgreich verfolgen, wenn es das gemeinwohl beachtet, also das funktionieren des marktes, der jedem akteur die gleichen freiheiten zubilligt; ebenso kann das gemeinwohl nur dann behauptet werden, wenn das individuum als ich faktisch auch seine legitimen interessen frei realisieren kann(**).
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(*) das relationszeichen: <==|==>, bedeutet: relationiert abhängig. Lies: die relation: der staat relationiert abhängig den bürger.
(**) der gedanke, graphisch wiederholt im schema des trialektischen modus:
1.relation: individuum_als_ich<==|==>staat(=gemeinwohl),
2.relation: individuum_als_ich<==|==>bürger(=partikularinteresse)
3.relation: staat(=gemeinwohl)<==|==>bürger(=partikularinteresse)
 
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finis

stand: 10.11.14.   /10.02.24.

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