Ein zitat kann banal
sein, prima vista, secunda vista aber ist mit dem zitat ein panorama
dann geöffnet, wenn der horizont mit einbezogen wird, in dem der
zitierte, hier der ex-finanzminister: Christian Lindner, seinen satz
gesagt hatte. Der horizont, besser formuliert in der sprache der
theatermacher, die kulisse des zitats ist der zerfall der
"ampelkoalition" - auf der bühne und im back der kulisse wird, höflich
formuliert, wahres gesagt und falsches kolportiert - al gusto nach dem
interesse falsch oder richtig, diese frage aber wird nur noch den
historiker interessieren, wenn er seiner wahrheit nachspürt. Was also
macht das zitat so interessant, das, abgelegt im protokoll der
bundestagssitzung, sein ewiges dasein fristen wird?
Herr Lindner hat mit
dem terminus: wer, Olaf Scholz addressiert, der als bundeskanzler seit
dem 6.november 2024 ohne parlamentarische mehrheit ist. Das ereignis
wird in der öffentlichen debatte kommentiert mit der meinung, dass Olaf
Scholz, der bundeskanzler, es gewagt habe, seinen finanzminister:
Christian Lindner, aus der regierung "rauszuschmeissen". Wie dem auch
sei
(
b), mit dem satz,
gesprochen auf der bühne der politik, hat Christian Lindner, einmal
ausgesprochen, die ebene der politik verlassen und sich auf eine
metaebene begeben, auf der die kategorien der politik eine andere
funktion haben.
Der ex-finanzminister: Christian Lindner, der
politiker, argumentiert auf der ebene der geometrie, im blick die
geometrischen figuren, einerseits die gerade linie, andererseits die
kreislinie. Er instrumentalisiert auf der ebene der politik als
argument die geometrischen figuren: kreis und linie, diese als metapher
gebrauchend, um seine interessen durchzusetzen. Das verfahren ist
legitim, aber, die gleichsetzung der geometrischen figuren mit der
politischen realität produziert zwingend falsche schlussfolgerungen,
weil die logik der politischen interessen nicht immer kompatibel ist
mit der logik der geometrischen figuren.
Es ist im politischen geschäft eine konvention
(
c),
den kreis zu assoziieren mit der idee der beschränkung und des
stillstands, die gerade linie aber mit dem fortschritt und der
freiheit. Das sind willkürliche zuordnungen, die in der realität von
raum ud zeit nicht zwingend sind. Die logik des kreises und der
kreislinie ist, dass jeder punkt auf den kreislinie denselben abstand
zum mittelpunkt des kreises hat; folglich muss, wenn die punkte der
kreislinie durchschritten werden, irgendwann einmal wieder der
ausgangspunkt erreicht werden, der im raum zwar derselbe ist, in der
zeit aber ein anderer punkt sein wird. Die linie, gerade oder krumm,
ist durch zwei punkte definiert, zwischen denen der raum und die zeit
different sind. Die logik der bilder, abgeleitet aus der geometrie, ist
(
d),
dass der wanderer auf dem weg, im kreis gehend, in der zeit immer
wieder im ausgangspunkt ankommen wird, die chance habend, zu sich
selbst zurückzukehren, um wieder fortschreiten zu können. Der wanderer
auf der linie hat in raum und zeit den ausgangspunkt verlassen und der
zielpunkt liegt in der ferne
(
e), der, wenn das ziel erreicht sein wird, den weg abgeschlossen hat, dem wanderer die rückkehr zu sich selbst verschliessend.
In ihrer logik werden die bilder der geometrie
aufgeladen mit den bildern der erfahrung und es werden verknüpfungen
geschaffen, die nicht immer erklärbar sind mit der idee der kausalität.
Die idee der natur, als ganzes in sich ruhend, wird mit dem kreis
symbolisiert, ein nachvollziehbarer gedanke, weil die prozesse in der
natur die ewige wiederkehr des immergleichen zu sein scheinen
(
f)
- generation folgt auf generation und dies seit millionen von jahren.
Die geburt eines lebewesens wird im tod dieses lebewesens abgeschlossen
sein, der tod des lebewesens ist die bedingung, dass ein neues, ein
anderes lebewesen geboren werde kann - nichts geht verloren, aber es
wird auch nichts neues hinzugefügt. Die idee der ökonomie, die ein
ganzes sein soll, wird mit der linie symbolisiert, die grenzenloses
wachstum zu sichern scheint. Auf das "mehr", das ein teil ist, folgt
ein "noch mehr", das auch nur ein teil sein kann und dem weitere teile
folgen werden, die sich nicht zu einem ganzen fügen. Das hinzufügen
immer neuer teile wird als fortschritt interpretiert, der offen lässt,
was der anfang gewesen war und was das ende sein wird. Die ideologie
des neoliberalismus
(
g) folgt
dieser bewegung zum "immer mehr", dem das sichernde fundament längst
zerbrochen ist. Einerseits verflüchtigt sich das "immer mehr" im nebel
des unendlichen, andererseits bleiben im crash die trümmer im endlichen
zurück
(
h).
Es sind zwei differente weltbilder, die der
ex-finanzminister: Christian Lindner, markiert hatte und die in ihrer
gegensätzlichkeit sich nicht zusammenfügen lassen. In dieser
perspektive hat Christian Lindner etwas richtiges gesagt, das auch dann
richtig bleibt, wenn seine intention eine andere gewesen sein dürfte.
(f) nach dem theorem
der ontologie Friedrich Nietzsche's frei formuliert.
es genügt, einen blick auf die historia
der grossen weltwirtschaftskrisen zu werfen, partes pro toto: die
tulpenpleite in Holland(1637)(01), die weltwirtschaftskrise 1929, die
finanzkrise 2008.
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