Der vortrag,
gehalten am 19.05.2016; unveränderte vortragsfassung.
31.Internationale Hegelkongress, Bochum, 17.-20.Mai 2016
Dr.Ulrich Richter
Dieninckstr.21
48167 Münster
hp.:  www.ur-philosoph.de
email: ulrichrichter@ur-philosoph.de

Der redundante gott oder die these: das individuum als ich und sein genosse.
Das prinzip der anerkennung des anderen als der_andere.

0. vorbemerkung(*1)

Die erste idee zum vortrag, das problem, die selbstschöpfung des individuums, das das ich sein will, habe Ich im prozess der analyse und reflexion zu einem eigenständigen essay ausgeweitet(01). Damit steht das problem im raum, den gegenstand des ausgreifenden textes in das zeitformat des kongresses einzupassen. Ich formuliere mit dem vortrag keinen erweiterten abstract, sondern Ich werde im probemfeld einen akzent setzen, der in der politischen situation der gegenwart nicht ignoriert werden sollte, nämlich die möglichkeit eines individuums, in der welt das subjekt seiner existenz sein zu können. Im fokus steht, als summarische skizze vorgetragen, die darstellung des prinzips: anerkennung des anderen als der_andere, eingeschlossen die logisch-systematisch folgerung, die als argument für die theorie eines ethisch richtigen handelns zu behaupten ist. Die argumente, erforderlich für die darstellung des prinzips, sind in knappen behauptungen zusammengefasst; die begründungen können en detail im text nachvollzogen werden, eingeschlossen der subtext, der noch in der planung ist und der in angemessener zeit hinzugesetzt werden soll.

Mein vortrag ist klassisch gegliedert: "einleitung, hauptteil und schluss", die unterpunkte werde mittels der powerpoint-präsentation fortlaufend eingeblenden(*2).

Ich gehe also medias in res.

1.  einleitung
1.1   die maxime: erkenne dich selbst, erkannt als eine tautologie.
Mein anknüpfungspunkt ist die maxime Apollon's, dass der mensch sich selbst erkennen solle. Mit dem spruch des gottes: erkenne dich selbst, ist, logisch geurteilt, das problem einer tautologie formuliert, die, als ein anthropologisches thema im kongresstitel ausgewiesen, auf der argumentebene der theologie zu situieren ist. Vom gott: Apollon, statuiert als ein gebot an den menschen und als solches von Hegel auch bezeichnet(02) ist prima vista die maxime, der mensch solle sich selbst erkennen, ein methodisches problem der erkenntnis, als maxime der moral aber ist secunda vista der spruch des gottes ein moment der ethik, das im horizont der theologie des EINEN gottes reflektiert wird, der, seinem namen nach, nur der EINE gott selbst sein könne, formuliert im tautologischen satz; ich bin, der ich bin(03). Wenn die behauptung gelten soll, dass der EINE gott es selbst sein müsse, der sich als es selbst erkennt, dann erzählt der mythos von der schöpfung gottes ein geschichte, deren problem die vorstellung ist, dass der gott der schöpfung, seine schöpfung als objekt seines tuns geschaffen hat. Mit seiner schöpfungstat hat der gott etwas geschaffen, das er selbst nicht sein kann. Formuliert in der relation: gott<==|==>schöpfung, ist die beziehung: gott/schöpfung, logisch behauptet, doppeldeutig. Einerseits ist der gott als das subjekt der schöpfungstat eines objekts bedürftig, weil der gott es ist, der in seiner schöpfung, der mensch als geschöpf eingeschlossen, sich als das erkennt, was er ist, nämlich der EINE gott selbst; andererseits, in der schöpfung seines gottes das objekt seiend und das gebot gottes befolgend, sich selbst zu erkennen, handelt das geschöpf gottes wie ein subjekt, das in seinem gott sich selbst, seinen gott als objekt wahrnehmend, als das erkennt, was es sein soll, das subjekt. Die tautologie der maxime: erkenne dich selbst, ist in seiner doppeldeutigkeit, gefasst als ein theologisches problem, nicht abschliessend auflösbar, als ein problem der ethik aber muss das geschöpf gottes die doppeldeutigkeit der maxime pragmatisch auflösen, wenn es, das geschöpf seines gottes, sich selbst erkennend, das sein will, das es ist, das ich.

In dieser problemlage stehen konträr entgegen, einerseits das wissen des individuums als ich über sich selbst, das, im erkennen des selbst, eines grundes bedürftig ist, andererseits der glaube des individuums als ich an etwas, das es glaubend als dieses anerkennt, ein glaube, den es aus sich selbst, seinem individuellen impuls, schöpft.

2.  hauptteil
2.1   die momente: das erkennen(Leibniz) und das anerkennen(Hegel).
Die dialektik von glauben und wissen(04) ist ein bekannter topos der erkenntnistheorie. Das erkennen der weltdinge, also das wissen, ist in G.W.Leibniz's lehre vom zureichenden grund fundiert(05); das anerkennen der weltdinge, also der glaube, wurzelt in der reflexion Hegel's über herrschaft und knechtschaft(06). Sowohl Hegel als auch Leibniz entfalten ihr argument in der ontologie der tradition, die Ich mit dem terminus: das ontologische argument, bezeichne. In dieser perspektive auf die welt ist die theologisch problematische relation: gott<==|==>geschöpf, zwar eindeutig bestimmt, oder, formuliert in der terminologie der subjekt/objekt-dialektik, gott ist das subjekt, aber de facto ist das objekt, das geschöpf gottes, das subjekt, das in seiner perspektive auf die schöpfung gottes, seine welt zum maass habend, seinen gott als objekt wahrnimmt, den es mit der relation: geschöpf<==|==>seinen_gott, gesetzt hat. Ein gott als objekt ist aber ein teil im ganzen, das mit jedem anderen teil des ganzen al gusto des subjekts ausgetauscht werden kann. Dieser gott, als objekt des subjekts erscheinend, ist dann redundant, wenn er als quellgrund der schöpfung gedacht wird, eine vorstellung des subjekts, die als zureichender grund im relationalen argument auszuscheiden ist. Auf sich selbst verwiesen ist das individuum als ich, das subjekt der tradition, es selbst, das sein zureichender grund ist. Mit diesem argument, in seiner struktur eine tautologie, hat ein theologe kein problem, wohl aber der philosoph, der sich der kausalität seiner argumente nicht entziehen kann.
2.2  die ontologie der welt in der perspektive des relationalen arguments - die unterscheidung: das_andere und der_andere.
In der perspektive des relationalen arguments ist die frage des sich selbst erkennens konträr zu beantworten. Das individuum, das ein ich sein will, kann sich seines ichs, das selbst, nur im moment seines individuellen impulses, das soll heissen: im moment der gelebten gegenwart, unabdingbar gewiss sein, nämlich in seiner vorstellung, dass es ist. Dass in raum und zeit das individuum sich selbst in seiner existenz gewiss sein kann, das ist in der situation gegründet, in der das individuum als ich die dinge der welt, mit diesen nicht identisch fallend, als etwas anderes wahrnimmt und das wahrgenommene als dieses und nicht jenes erkennt. Das erkannte, gefasst mit der relation: individuum_als_ich:_A<==|==>ding_der_welt:_n, wird im horizont der relation zu sich selbst als etwas anderes beurteilt, das vom individuum, sich als ich bildend, entweder akzeptiert/nicht_akzeptiert wird und/oder anerkannt ist. Für das individuum als ich haben die dinge der welt die funktion eines spiegels, in dem sich das individuuum, das spiegelbild betrachtend, sich selbst als das sieht, was es sein will und ist, das ich. Die weltdinge, das individuum als ich sich selbst als ding der welt einschliessend, sind als spiegel das vermittlungsmoment, durch das das individuum sich als ich bestimmt weiss. Mit diesem wissen, die weltdinge als das_andere erkannt, ist die differenz gesetzt, die das individuum als ich, seine existenz realisierend, leben muss. Als gattungswesen ist das individuum auf den genossen verwiesen, den es als seinesgleichen einerseits erkennt, diesen akzeptierend oder auch nicht, und den es andererseits als seinesgleichen anerkennt, weil der genosse, als das ding der welt: N, erkannt, nicht das_andere, gleich dem weltding: n, sein kann, sondern der_andere ist, der vom individuum als ich anerkannt sein muss, wenn das individuum das sein will, das es ist, das ich.
2.3  das prinzip der anerkennung des anderen als der_andere.
2.31 die struktur des prinzips.
In seiner logik ist das prinzip: anerkennung des anderen als der_andere, überschaubar nachvollziehbar. In umkehrung zum diktum Hegel's, dass der knecht, respektive der herr um die anerkennung des jeweils anderen bis auf den "Tod des Anderen" kämpfe(07), ist die anerkennung, die das individuum als ich an den genossen richtet, als handlung ein aktives tun des individuums, ein ich seiend, weil das individuum als ich es ist, das den genossen, das ding der welt: N, nicht als das_andere, das weltding: n, als objekt, händelt, sondern als subjekt, das dem individuum als ich, der_andere, ebenso ein ich ist wie der genosse selbst das ich ist. Im relationalen argument wird die grundlegende beziehung in einer sozialen gruppe zwischen dem genossen und dem individuum als ich mit der relationsformel: individuum_als_ich:_A<==>genosse:_B, fixiert(08). Das erkennen des selbst, das, was das individuum, ein ich seiend, als das ich ist, das kann das individuum als ich nur dann leisten, wenn es den genossen nicht nur als ein anderes erkennt, also ein ding der welt: n, dieses akzeptierend oder auch nicht, sondern diesen, also das ding der welt: N, als der_andere anerkennt, der in der bestimmung, ein ich zu sein, dem individuum, ein ich seiend, gleich ist. Im anerkennen des genossen als der_andere ordnet das individuum als ich dem genossen das moment zu, das es selbst ist, die bestimmung nämlich, ein ich zu sein; nicht anders der genosse, wenn er, als individuum ebenso ein ich, das individuum als ich als seinesgleichen erkennt und anerkennt. In der reziprozität des wechselseitigen anerkennens, nur vom individuum als ich und seinem genossen, jeder für sich, leistbar, können der genosse und das individuum als ich das sein, was sie selbst sind, ein ich, jeder für sich, oder, formuliert in der sprache der tradition, sie sind, jeder für sich, das subjekt, das autonom, zusammen mit seinem genossen, die gemeinsam geteilte welt gestaltet.
2.32  die logisch-systematische folgerung aus dem prinzip.
In der analyse ist das prinzip als eine komplexe struktur der sozialen beziehungen zwischen dem genossen und dem individuum als ich ausgewiesen, die vorgestellte abstrakte fassung des prinzips(09) genügt aber, wenn die folgerung skizziert wird, die dem prinzip implizit ist und nicht beiseite gelegt werden sollte.

Die wechselseitige verwiesenheit des anerkennens des anderen als der_andere, als handlung nur vom jeweils anderen leistbar, schliesst logisch aus, dass der eine dem jeweils anderen die handlung: anerkennen, abzwingen könnte. Jede form von gewalt zerstört die relation: A<==>B, und reduziert die beobachtbare beziehung auf die relationen: A<==|==>b und/oder B<==|==>a. Mit seiner formel: "auf den Tod des Anderen (gehen)"(10), hat Hegel die logik des dialektischen prozesses auf den punkt gebracht, das geheimnis seiner dialektik kenntlich machend. Im moment des todes, also in raum und zeit das resultat der gewalt, ist die soziale beziehung zwischen dem individuum als ich und seinem genossen, fixiert in der relation: A<==>B, aufgebrochen in die momente: das individuum und der artgenosse, die, jedes moment für sich, als rückfall in die natur nicht mehr das sein können, was sie sein wollen, nämlich das ich, das autonom entscheidet, was sein und was nicht_sein soll. Der genosse und das individuum als ich können das ich nur dann sein, wenn sie, sich selbst auf dem weg zum absoluten erkennend, den weg gehen, der ihnen in der dialektik des prozesses vorgegeben ist, nämlich den jeweils anderen als der_andere anzuerkennen und im anerkennen des anderen als der_andere das ich zu sein, sich selbst als das subjekt der gemeinsam geteilten welt begreifend.

2.4  die funktion des prinzips als moment der ethik.
Damit ist das prinzip als ein moment der ethik ausgewiesen, in deren struktur die maximen der moral eingeschlossen sind, die dem individuum als ich und seinem genossen nicht frei, das soll heissen, nicht al gusto, verfügbar sind. Jede maxime ist inakzeptabel, deren momentum die gewalt ist.
3.  schluss
3.1  die lamentable situation de zeit und die im prinzip geöffnete chance.
Ich komme zum schluss und richte meinen blick auf die aktuelle situation der welt, die lamentabel ist. Die gewalt, ubiquitär wahrgenommen, ist ein faktum, aber das faktum der ubiquitären gewalt ist kein argument, das prinzip der anerkennung des anderen als der_andere als eine utopie in das reich der, wie geredet wird, unerfüllbaren träume zu verweisen. D'accord, mit dem verweis auf das prinzip kann keine gewalttat verhindert werden, aber dem gewalttäter ist mit dem prinzip nicht die möglichkeit eingeräumt, seine gewalttat contra principium zu rechtfertigen; denn der gewalttäter ist es, der in der gewalttat dem genossen die anerkennung als der_andere verweigernd, mit seiner gewalttat sich selbst entmächtigt hat, das ich zu sein, das er, ein es geworden, sein wollte. In seiner gewalttat hat er sich selbst zu einem beliebigen ding der welt: n, degradiert, das nur das_andere sein kann, mit dem es al gusto umspringt, ein blosses moment des zufalls. Es genügt, die täglichen NEWS zur kenntnis zu nehmen, um erkennen zu können, was es bedeutet, wenn menschen ihre mitmenschen, die genossen, zu einem objekt gemacht haben, das mit waffen malträtiert und nihiliert wird, eingeschlossen die subtilen praktiken des globalisierten wirtschaftens.

Das prinzip der anerkennung des anderen als der_andere ist als projektion in die zukunft der aufgeschlagene regenbogen, das zeichen, unter dem das individuum als ich und sein genosse, der_andere, im moment ihrer gelebten gegenwart das sein können, was sie sein wollen. Nur in der wechselseitigen sozialen beziehung mit dem jeweils anderen kann das individuum als ich, das geschöpf gottes im mythos, das ich sein, das den genossen autonom als der_andere anerkennt, sich selbst als ich erkennend und in seiner autonomen entscheidung sich selbst gebunden habend.

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Anmerkungen: -----
technische anmerkungen: finis
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stand: 17.12.01.
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