So, wie die götter
vom homo sapiens vorgestellt werden, ist die existenz eines gottes
weder beweisbar, noch widerlegbar, weil der streit um die existenz des
geglaubten gottes nicht entscheidbar ist
(a).
Dem steht als gegensatz die erfahrung entgegen, dass in jedem moment
der gelebten gegenwart das individuum als ich und sein genosse, jeder
für sich, die streitfrage: existiert gott?, entschieden hat - so oder
so, immer gebunden in ihren glaubensbezeugungen mit absoluter geltung
gegen sich selbst. Für den genossen und das individuum als ich ist das
entschiedene die wahrheit, hypostasiert als die wahrheit des seins. Es
sind herausgekehrte wahrheiten, die in ihrer struktur nicht
unterscheidbar sind von den bildern, die der kleine Max imaginiert,
wenn er sich sein bild vom lieben oder bösen gott macht, erzählt von
der oma im märchen.
Werden die beweisstücke für die existenz/nicht_existenz
(b) des geglaubten/nicht_geglaubten gottes durchgemustert, dann ist in der vielfalt der antworten
(c)
ein konstantes schema aufzeigbar. Ein subjekt ist benannt, das, offen
oder nicht, im forum internum seine vorstellung von einem gott
imaginiert und diese vorstellung als argument auf dem forum publicum
geltend macht. Das subjekt behauptet, dass seine vorstellung von gott
genau der gott sein müsse, an den das subjekt glauben will oder auch
nicht
(d).
Im gegensatz zu den traditionalisten, die an das
umfassende sein der weltdinge glauben, macht das individuum als ich
eine gewissheit geltend, hinter die es nicht zurückgehen kann. Es ist
das individuum als ich selbst, das sich vorstellen muss, dass es selbst
das subjekt ist, das sich seinen gott vorstellt: Ich bin - das genügt
(e).
Das entscheidende momentum im argument ist die vorstellung des
individuums als ich von dem, was gesetzt sein muss, wenn es glaubt,
dass alles so ist, wie es ist
(f).
In diesem sinn ist der gott die vorstellung des individuums, das, das
ich seiend, sich vorstellen kann, was sein gott ist, geschöpft aus
seinem individuellen impuls, der eingebettet ist im horizont der
geschichtlichen erbschaft des homo sapiens.
In den mythen der völker, dokumentiert in den
heiligen schriften, ist nachvollziehbar die genesis der vorstellungen,
die mit dem terminus: gott, gefasst werden. Der in bildern vorgestellte
gott ist eine fiktion des individuums als ich, und es ist
gleich_gültig, ob Mose, wie erzählt wird, die gebote seines gottes vom
berg Sinai auf die erde geholt hatte, oder, ob der prophet Mohamed,
aufmerksam den erzählungen des erzengels Gabriel in der höhle
lauschend, das gehörte seinen mitbürgern in Mekka erzählt. Diesen
geglaubten gott, fixiert in seiner vorstellung, händelt das individuum
als ich wie einen fetisch, der, ein ding der welt, die inkarnation
seines glaubens ist
(g).
In dieser perspektive ist der geglaubte gott weder
das subjekt, der als sein geschöpf das individuum als ich zum objekt
hat, noch kann der geglaubte gott als gott für das individuum als ich
das objekt sein, das, vorgestellt als gott ein teil im ganzen seiend,
nicht das ganze ist. Der geglaubte gott ist als vorstellung des
individuums als ich ein ding der welt, al gusto.
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(a)
Richter,Ulrich: Gibt es gott? - nein
und ja! Die logik des ontologischen gottesbeweises im horizont des
relationalen arguments.(2013/2013). //==> homepage:
www.ur-philosoph.de/ bibliographie/
022:gottesbeweis.
(a)<==//
(b)
der unterstrich muss gelesen werden.
Die termini: nicht_existenz und andere, lies: nichtexistenz mit
unterstrich.
(b)<==//
(c)
es sind, different in der aussage,
exakt soviele antworten möglich wie individuen als ich benannt werden
können, die fähig sind, auf die frage nach dem geglaubten gott zu
antworten. Jede antwort ist für sich ein ding der welt, das mit einer
anderen antwort nicht identisch fallen kann.
(c)<==//
(d)
es ist eine beobachtung, die erstaunen
lässt, nämlich, dass die frage nach der existenz/nicht_existenz gottes
die zwingende unterscheidung zwischen dem atheisten und dem theisten
ausschliesst. Sowohl der theist als auch der atheist müssen ihr objekt:
gott, voraussetzen, wenn sie über die existenz/nicht_existenz gottes
streiten, entweder bejaht oder verneint. Scheinbar ist der theist in
einer günstigeren position, weil er das, was er beweisen will, den
existenten gott, voraussetzt - ein klassischer zirkelschluss. Der
atheist hat es scheinbar einfacher, weil er meint, den gott ignorieren
zu können, den er verneinen will. Der verneinte gott aber, in jeder
vorstellung eine position, ist dem atheisten nicht als objekt seiner
verneinung zur hand.
(d)<==//
(e)
die formel: Ich bin, formuliere Ich,
ohne die metaphysische prämisse zu teilen, in anlehnung an Descartes'
bekanntes wort: "ich denke, also bin ich".
(e)<==//
(f)
dieser gedanke ist in seiner struktur
eine tautologie, analog dem wort des biblischen gottes: Jahwe, der
sagte: ich bin, der ich bin.(2.Mose: Ex.3.14)
(f)<==//
(g)
im mechanismus des fetischismus ist der
grund für das bilderverbot(01) verortet, mit dem die theologen der
monotheistischen religionen einerseits ihren EINEN gott als momentum
ihrer macht schützen und andererseits die gläubigen ihres vorgestellten
gottes entfremden, was die basis ihrer macht ist; denn, so lehren es
die theologen, mit der vorstellung(=imagination) des geglaubten gottes,
ein aspekt der autonomie des individuums als ich, ist im gemachten bild
des geglaubten gottes, gemäss ihres begriffs von dem EINEN gott, genau
der EINE gott dementiert, der von den anderen dingen der welt nicht
unterscheidbar ist.
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(01)
"Du sollst dir kein Gottesbild machen, ... " heisst es im 1.gebot des dekalogs,(2.Mose: Ex.20.4).
(g)<==//