Auf den t-shirt des junges mannes in Tiflis(Georgien) war zu lesen: "essentials fear of god"
(a).
Das ist eine botschaft, die, öffentlich geäussert, ein phänomen der
gegenwart ist, einerseits, weil es en vogue ist, sich ad libitum zu
etwas zu bekennen, andererseits, weil es eine kundgebung sein kann, die
im politischen diskurs (noch) sanktionsfrei coram publicum geäussert
werden kann
(b).
Der text: essentials fear of god, ist die verkürzte
wiedergabe eines gedankens, der in der perspektive der grammatik
mannigfaltige auslegungen öffnet. Eine der möglichen auslegungen könnte
sein, dass es existenziell unabdingbar sei, gott zu fürchten; eine
andere auslegung dürfte sein, dass es notwendig ist, als bedingung der
eigenen existenz die furcht vor dem (allmächtigen) gott in das kalkül
des eigenen lebens einzubeziehen; auch ist die auslegung zu erwägen,
dass mit den "essentials" das interesse verknüpft wird, die "furcht
gottes" zu instrumentalisieren, um einen bestimmten zweck erreichen zu
können
(c).
Ich greife den fall mit der botschaft auf dem t-shirt auf und erörtere zwei aspekte des textes:
- die frage nach der wichtigkeit des gesagten. Was also sind oder
sollen die essentials der existenz des individuums als ich sein? Dieser
frage kann keiner ausweichen und jeder gibt seine antwort.
- die frage nach dem, was die "furcht des gottes" ist und/oder sein
solle, eine frage, die zwei antworten evoziert, einerseits die antwort:
die furcht des (geglaubten) gottes, andererseits die antwort: die
furcht vor dem (geglaubten) gott.
Die 1.frage zielt ab auf die interessen, die das individuum als ich,
sein genosse eingeschlossen, in der realisierung seiner existenz
verfolgen kann und muss. Der junge mann in Tiflis hatte sich
entschieden und er machte öffentlich kund, was für ihn wichtig ist und
was nicht - ihm ist der gott wichtig, an den er glaubt. Er hätte sich
auch anders entscheiden können, pars pro toto, für seinen fussballclub
(d).
Seine entscheidung für den gott, an den er glaubt, ist ein faktum, und
das ist, ihm respekt zollend, zur kenntnis zu nehmen. Das problem
seiner öffentlichen kundgebung aber ist die frage nach dem interesse,
das er verfolgt, weil er mit seiner kundgebung eine frage gestellt hat,
auf die exakt soviele antworten möglich sind, wie es menschen gibt,
die, jeder für sich, fähig sind, sich zu entscheiden, was für sie als
das individuum, das ich seiend, wichtig ist und was nicht. Das spektrum
der interessen ist unübersehbar weit und die frage nach der furcht des
gottes ist eine mögliche antwort.
Mit dieser erklärung ist der anknüpfungspunkt für
die 2.frage gesetzt. Die formel: fear of god, wörtlich übersetzt: die
furcht des gottes, ist zweideutig. Der grund ist verortet in der
unterscheidung: genitivus objectivus und genitivus subjectivus,
(e),
weil die aussage: furcht des gottes, nicht die aussage: furcht vor
diesem gott, sein kann. Diese differenz muss beachtet werden; denn der
formel: fear of god, ist kein argument zu entnehmen, mit dem
entscheidbar wäre, welchen blick das individuum als ich, sein genosse
eingeschlossen, auf den geglaubten gott werfen soll.
Was also soll das argument sein, mit dem
unterschieden werden kann und entschieden wird, ob die aussage: furcht
des gottes, das moment der gesetzten relation:
individuum_als_ich<==|==>fear_of_god, ist, oder, ob das moment
die aussage: furcht des gläubigen vor seinem gott, sein soll. Der gott
selbst kann, geurteilt in der perspektive des relationalen arguments,
das moment der unterscheidung nicht sein, gleichwohl die meinung der
tradition wirksam ist, dass es der alles umfassende gott selbst sein
muss, auf den die furcht des individuums als ich fokussiert ist.
Konträr zur meinung in der tradition ist das individuum als ich in den
blick zu nehmen, das den geglaubten gott als objekt verfügbar hat,
einen gott, der als der gott des glaubenden in der vorstellung des
individuums als ich einerseits der gott ist, besessen von seiner angst
vor der eigenen schöpfung, und den das individuum als ich in seiner
vorstellung andererseits als seinen gott in der ganzen machtfülle
fürchtet.
Das sind zwei sachverhalte, die in raum und zeit
strikt unterschieden werden müssen, weil die struktur des relationalen
arguments nicht mit der struktur des ontologischen arguments, dominant
in der tradition, kompatibel ist. Der grund für die inkompatibilität
der argumente ist, dass dem individuum als ich der geglaubte gott
allein in der vorstellung präsent sein kann, die das individuum als ich
in seinem forum internum imaginiert
(f).
Wenn dieses argument als prämisse akzeptiert ist, dann ist die
conclusio des möglichen schlusses zwingend, dass es entweder das wissen
des individuums als ich sein muss, das sich einen gott vorstellt, der
von furcht(=angst) vor seiner eignen schöpfung und seinen geschöpfen
getrieben ist, oder, dass es das individuum als ich selbst ist, das
angst hat vor seiner vorstellung des gottes, an den es glauben will.
Das sind zwei folgerungen, die, entäussert auf dem
forum publicum, zueinander gegensätze sind, gegensätze, die sich
wechselseitig nicht ausschliessen, mit denen aber das individuum als
ich konfrontiert ist, sich genötigt wissend zu entscheiden zwischen den
gegebenen möglichkeiten, das eine oder das andere wählend, um mit der
gewählten möglichkeit eine neue realität zu schaffen.
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(a)
gesehen im oktober 2024. Solche
bekenntnisse sind an vielen orten in der welt und zu verschiedenen
zeitpunkten gegenwärtig. Es sind alltagsphänomene, die, wenn sie
reflektiert werden, eine vielzahl von
perspektiven öffnen.
(a)<==//
(b) den politischen aspekt der botschaft verfolge Ich hier nicht.
(b)<==//
(c)
in der logik einer theologie ist die
instrumentalisierung der "furcht gottes" ein systemisches moment. Immer
dann, wenn die theologen ihre macht über die gläubigen behaupten
wollen, predigen sie die "furcht gottes", weil sie wissen, dass die
angst vor den strafenden gott den gläubigen gefügig macht - gebrauchbar
für die eigenen interessen.
(c)<==//
(d) die phänomenologie der
möglichen wahloptionen ist
unüberschaubar.
(d)<==//
(e)