ARCHIV/dokumentation
028:gott_gesetzt_A
(der ordner wurde unverändert übernommen/einige links können deaktviert sein)
===========================================================

028:gott_gesetzt

Der gesetzte gott und das setzende individuum als ich.
G.W.Leibniz' prinzip des zureichenden grundes im horizont des denkens Nikolaus von Kues', G.W.F.Hegel's und I.Kant's.(A-fassung/2016)

Text

1.1. bis 1.3.2
Subtext
(vorab die argumente: 2.11.03, 2.11.05, 2.82.01 (// 2.22.08  ==>adm ))
Register(noch nicht angelegt).
Stichworte
Notiz
Abstract
Druckfassung/.pdf-format
-----------
Stichworte:
prinzip des zureichenden grundes,
coincidentia oppositorum,
dialektik Hegel's,
postulat,
anfang/ende,
Gottfried Wilhelm Leibniz,
Nikolaus von Kues (= Cusanus),
Georg Wilhelm Friedrich Hegel,
Immanuel Kant.       (kopf)<==//
Notiz:
Der plan war nicht realisierbar, den essay in der form: text und subtext, zum vorgesehenen termin auf der homepage einzustellen. Die A-fassung ist eine zwischenlösung. Der text ist abgeschlossen und ist, von marginalen korrekturen abgesehen, in dieser fassung im kongressreader abgedruckt. Der subtext ist in arbeit und drei fertiggestellte argumente werden als anmerkungen zum text hinzugesetzt:
2.11.03 -->gliederung des textes(*1)
2.11.05 -->meine orthographie als problem(*2)
2.82.01 -->die rede vom ganz anderen(Max Horkheimer)(*3).
Der subtext wird im herbst 2016 fertiggestellt sein.

Das argument: 2.22.08, wird in der funktion eines fragments vorab in der rubrik: argument des monats, publiziert.
----
(*1)

die gliederung hat zugleich die funktion, das register der argumenttitel zu sein, die in der textfassung gestrichen sind.
(*2)
zur differenz in der orthographie der beiden textfassungen
(*3)
1.2.2./(abs.: d).        (kopf)<==//
Abstract
in der funktion eines abstracts wird das exposé meines vortrags dokumentiert, das Ich bei der anmeldung zum X.Internationaler Leibniz-Kongress eingereicht hatte:
Der gesetzte gott und das setzende individuum als ich.
G.W.Leibniz' prinzip des zureichenden grundes im horizont des denkens Nikolaus von Kues', G.W.F.Hegel's und I.Kant's.

    Was immer das glück auch sein mag, ohne die prämisse der kausalität ist der gedanke: das eigene glück und das glück der anderen, nicht denkbar. Im horizont der kausalität sind diese formen des glücks in einem zureichenden grund gegründet und dieser grund ist, folgt man der these Leibniz', die vorstellung eines gottes, der selbst grundlos ist. Das problem des zureichenden grundes aber ist, dass dieser grund selbst als argument ohne grund sein muss. Dieser gedanke ist in anderen formen immer wieder reflektiert worden. Die gefundenen ergebnisse stimmen in dem einen punkt überein, dass die lösungen, jede für sich, inkonsistent sind, in der verknüpfung aber ein rationales argument sein können.
    Der gegenstand der untersuchung ist die struktur der Leibniz'schen these, dass, wenn ein rationales argument möglich sein soll, die idee eines zureichende grundes gedacht werden müsse. Das, was Leibniz mit der idee des zureichenden grundes proponiert, das ist, ohne den terminus: zureichender grund, zu verwenden, immer wieder in der tradition reflektiert worden. Wenn mit den termini: gott und schöpfergott, die gründende idee bezeichnet wird, dann ist, wenn das kriterium: zureichender grund, gültig sein soll, die schöpfung gottes als kausal determiniert ausgewiesen und folglich erscheint jedes denkbare moment der schöpfung in einem kausalzusammenhang gefasst.
    Im vortrag werden vier positionen miteinander verknüpft, die als geschichten zweifelsfrei in einem vermittlungprozess eingebunden sind. Die positionen sind mit den namen: "Leibniz, Nikolaus von Kues, Hegel und Kant" kenntlich gemacht. Es sind positionen, die im blick eines dritten entwickelt werden.
    Die these, dass der vom individuum als ich gesetzte gott ein zureichender grund sei, wird in zwei propositionen analysiert und reflektiert.
    Die erste proposition gilt der these Leibniz', dass alles, was gedacht werden könne, einen zureichenden grund haben müsse.
    Die zweite proposition gilt dem historisch/geschichtlichen zusammenhang des Leibniz'schen postulats eines zureichenden grundes.
    Leibniz hat mit der behauptung eines zureichenden grundes die wahrnehmung und das denken der menschen als problem erkannt. Mit der these, dass die wahrnehmung der welt nur auf dem boden der gültigkeit des prinzips vom zureichenden grunde möglich sei, hat Leibniz das denken als kausal determiniert, folglich muss jeder gedanke, der in raum und zeit gedacht wird, ein bestimmtes ding der welt zum fundament haben, das in dieser welt als argument ausgewiesen ist, streitig sind allein die weltdinge, die diese funktion ausfüllen sollen. Das kann der geglaubte gott sein oder es ist ein anderes ding der welt, das in der zugewiesenen funktion als teil im ganzen seiner welt kausal bestimmt ist. Mit der behauptung eines zureichenden grundes ist dieses fundament zwar absolut gesetzt, aber streitig ist in raum und zeit, was der beginn der gesetzten kausalitätskette sein muss und was letztlich ihr ziel sein wird oder sein soll. Die entscheidung, was der anfang und was das endes sein muss, das kann das individuum als ich, den phänomenen in raum und zeit unterworfen, diesem ding der welt als gründenden grund nicht entnehmen, weil der grund immer nur sein grund der welt sein kann, aber nicht der grund ist, den sein genosse setzen will und/oder gesetzt hat.
    Nikolaus von Kues(Cusanus) hat die funktion, den anfang zu markieren. Das prinzip der coincidentia oppositorum fasst das widerstreitende in einem argument zusammen, das als das absolute gewiss sein muss. Für sich ist die position des Cusanus frappierend, weil einerseits alle differierenden aspekte seiner theorie in der koinzidenz der gegensätzlichen weltdinge verortet sind, andererseits sind aber die möglichen letzten gründe der welt in dem verschwunden, was jenseit der welt liegen muss, das der ort der koinzidenz der widerstreitenden weltdinge ist. Das problem des Cusanus' ist, dass der letzte grund in der argumentkette, der geglaubte gründende grund dieser kausalitätskette, in seiner herkunft, seinem wahrnehmbaren anfang in raum und zeit, zwar bestimmt ist, dieser grund aber als teil des ganzen im ganzen nicht als notwendig ausgewiesen werden kann, weil in der koinzidenz der gegensätzlichen weltdinge, vorgstellt als das ganze, in der perspektive des individuums als ich keine unterscheidung der teile, gefallen in die koinzidenz, möglich ist.
    Hegel hat die funktion, das ende zu markieren. In seiner Phänomenologie des Geistes hat er den weg als den gang der dialektik: position - negation - vermittlung, beschrieben, dessen ziel die vermittlung ist, in der der begriff, die vorstellung: der absolute geist, seinen vollendenden abschluss erreicht haben wird. Dieses ziel, imaginiert als das ende des wegs in raum und zeit, fällt mit der vorstellung zusammen, die dem tod, der alles aufhebt, zugeordnet ist. In seinem argument ist Hegel konsequent, so lange er sich auf dem weg zum absoluten weiss, aber im moment der erreichten vermittlung, denkbar in raum und zeit, ist er wieder auf eine position zurückverwiesen, die mit der notwendig gedachten negation der neuen position den prozess der dialektik erneut öffnet, immer das ziel als horizont im blick, der mit jedem schritt zurückweicht. Weil aber Hegel in den stationen des weges, das ist die notwendige bedingung seines arguments, mit den dingen der welt nur ein moment im ganzen als teil im ganzen fassen kann, ist ihm notwendig das ganze, das den teilen ihren ort zuweist, als das ganze nicht verfügbar. Das ganze, fixiert im begriff: das absolute, gedacht als der absolute geist, ist für Hegel "das ganz Andere"(Horkheimer), das nicht greifbar als ding der welt jenseits der grenze von raum und zeit liegt.
    Kant hat die funktion, einen weg gewiesen zu haben, auf dem das problem der letzt-/respektive der erstbegründung zwar nicht aufgelöst wird, auf dem aber eine mögliche auflösung in das subjekt verlegt ist, das, den weg gehend, die begründung seiner existenz versucht. Zwar erkennt Kant, dass das problem nicht entscheidbar ist, aber mit dem aufweis seiner nicht_möglichkeit zeigt er eine möglichkeit auf, in der das streitige problem händelbar ist, ohne das prinzip vom zureichenden grund zu verwerfen. Es ist das individuum als ich, das, wenn es sich in seiner welt orientieren will, einen grund setzen muss, Kant sagt: postuliert, der die funktion hat, eine kausalitätskette zu begründen, ohne selbst der gestifteten kausalität unterworfen zu sein. Mit dem postulat unterstellt Kant im syllogismus eine wahre prämisse, ohne dass die wahrheit dieser prämisse ausgewiesen sein muss, der glaube an die wahrheit der gesetzten prämisse genügt, um den schluss als gültig zu sichern. Die verantwortung für das postulat ist immer beim individuum als ich verortet, das weiss, dass es aus einem quell schöpfen muss, über den es in raum und zeit nichts sagen kann. Den quellgrund bezeichne Ich mit dem terminus: individueller impuls.
    Es ist das interpretierende individuum als ich, das die vier positionen zu einem ganzen verknüpft. Die position Leibniz' ist der angelpunkt, um den herum die positionen Cusanus', Hegel's und Kant's sich drehen, positionen, die von den jeweils anderen nicht abgelöst werden können. Das nämliche problem, die dialektik von teil und ganzen und die auflösung dieser dialektik im ganzen, ist in jeder der vier positionen wirksam.
    Das entscheidende moment in dieser dialektik ist das individuum als ich, das, seinen gott postulierend, diesen gott als zureichenden grund setzt, der die funktion hat, für es, das gläubige individuum, ein ich seiend, der garant der ordnung zu sein. Im horizont dieses postulats ist es nachrangig, welches ding der welt als der zureichende grund gesetzt wird, wenn nur ein ausgewiesenes weltding gesetzt ist, das als zureichender grund fungieren könnte. Dies kann der gott der tradition sein, aber es genügt auch die idee eines ganzen, in dem die teile des ganzen verknüpft sind, ohne die dialektik der teile in raum und zeit zu suspendieren. Es sind zureichende gründe, die alle, die es betrifft, realisieren müssen, wenn sie rational ihre existenz in raum und zeit realisieren wollen. Diese leistung des individuums als ich, sein genosse eingeschlossen, kann als eine form des glücks angesehen werden, das dem individuum als ich ebenso zukommen muss wie es seinem genossen zukommen sollte. Es ist eine verwunderliche beobachtung, dass die theologen immer von ihrem EINEN gott reden, eingebunden die ideologen der moderne, die eine idee behaupten. Dieser idee und/oder dem EINEN gott sind eine reihe von eigenschaften, gute und/oder böse, zugeordnet, die projektionen in die zukunft sind, denen die wirklichkeit, der moment der gelebten gegenwart, entgegensteht, und die dem glaubenden individuum als ich und seinem genossen als facta der vergangenheit präsent sind, verantwortet von dem gott und/oder verbürgt von der idee. Ihre idee und/oder ihren gott deutend, verteilen sie das glück in der parteiischen zuordnung einseitig, in der einseitigkeit das gemeinsam geteilte glück aller verfehlend. Der gläubige im himmel kann sein glück nicht geniessen, wenn er den genossen brennend in der hölle weiss, der unglückliche wird, die realität erfahrend als hölle, vom schauen auf das glück nicht ablassen, das fern am horizont wetterleuchtet.     (kopf)<==//

finis
====================
Text
1.1     einleitung

1.1.1

was immer das glück auch sein mag, ohne die prämisse der kausalität ist der gedanke: das eigene glück und das glück der anderen, nicht denkbar. Im horizont der kausalität ist jede form des glücks in einem zureichenden grund gegründet, den Leibniz in der vorstellung eines gottes, die für sich grundlos ist, fundiert hatte. Das problem jeder theorie des zureichenden grundes ist der fundierende grund selbst, der, fixiert als element eines kalküls, ein argument sein muss, das ohne grund ist. In der tradition ist dieses wissen immer wieder in varianten formen reflektiert worden, mit unterschiedlichen ergebnissen, die in dem einen punkt übereinstimmen, dass jede der proponierten lösungen für sich zwar inkonsistent ist, die behauptete kausalverknüpfung aber als auflösung des problems ein rationales argument sein kann.
1.1.2
der gegenstand des essays ist die struktur der Leibniz'schen these, dass die idee eines zureichenden grundes gedacht werden müsse, wenn ein rationales argument möglich sein soll. Das, was Leibniz mit seiner idee des zureichenden grundes proponiert hatte, das war, ohne den terminus: zureichender grund, zu verwenden, in der tradition immer wieder reflektiert worden. Wenn Leibniz die gründende idee der welt anstelle der traditionalen termini: gott und/oder schöpfergott, mit dem neuen terminus: zureichender grund, bezeichnet, dann ist die schöpfung gottes, der schöpfungsakt gottes eingeschlossen, als kausal determiniert ausgewiesen und folglich muss jedes denkbare moment der schöpfung in einem kausalzusammenhang erscheinen, dem auch der schöpfergott nicht entzogen sein kann. Diese feststellung wird irritieren, weil, immer auf das NÄMLICHE verweisend, der unterschiedliche gebrauch der termini in der tradition eine vielfalt von unterscheidbaren gedanken suggeriert, die alle, eingeschlossen in der kausalität, auf dem nämlichen gegründet sind. Die vielfalt der termini verstattet plausibel die benennung einer vielzahl von positionen der welterfahrung, die einerseits in einer behauptung kausal miteinander verknüpft werden können, welterfahrungen, die andererseits als behauptung einer verknüpfung im horizont der behaupteten kausalitäten weder als wahr ausweisbar sind, noch als falsch ausgewiesen werden können. Jede behauptete verknüpfung, gleich_gültig, ob falsch oder wahr, ist ein akt des individuums als ich, den es in seinem forum internum als gedanke denkt und den es, sein genosse eingeschlossen, auf dem forum publicum als handlung vollzieht, fixiert in einem ausweisbaren dokument der historia, das als ein ding der welt sowohl dem genossen als auch dem individuum als ich verfügbar ist. Jeder gedachte zureichende/gründende grund ist, einmal entäussert auf dem forum publicum, in einem dokument der historia sedimentiert, das, gehändelt als argument, eine mögliche position der welterfahrung markiert.(abs.: a)

Mein blick ist gerichtet auf den vergleich der denkbaren positionen, fokussiert einerseits auf die struktur des gedankens, die historischen zusammenhänge andererseits ausschliessend. Die ausklammerung der historischen zusammenhänge ist analytisch einerseits rechtfertigbar, andererseits ist aber dieses verfahren problematisch, weil in jeder synthetisierenden reflexion das räsonierende individuum als ich dem gegebenen historischen material ein neues moment hinzufügt, das nur von ihm selbst verantwortet werden kann.(abs.: b)

Ich verknüpfe vier positionen der historia miteinander, die als geschichten der tradition zweifelsfrei in einem vermittlungprozess eingebunden sind. Mit der nennung der namen: "Cusanus, Leibniz, Kant und Hegel" sind die positionen hinreichend bezeichnet. Im blick des rezipierenden dritten werden diese positionen entfaltet. Das ziel der arbeit ist, die idee des zureichenden grundes als das zentrale thema des denkens der genannten auszuweisen.(abs.: c)

1.2     hauptteil

1.2.1

die these, der vom individuum als ich gesetzte gott, unterfallend dem prinzip des zureichenden grundes, wird in zwei propositionen analysiert und reflektiert.(abs.: a)

Die erste proposition gilt der these Leibniz', dass alles, was gedacht werden könne, einen zureichenden grund haben müsse. Die frage des philosophen nach dem gründenden grund seiner existenz in der welt ist, das säkulare gewand mit dem sakralen gewand vertauscht, de facto die frage des theologen nach der existenz seines geglaubten gottes. Die möglichen antworten sollten der klarheit des arguments wegen sorgfältig voneinander getrennt werden, weil die funktion des theologen, das ist die perspektive des priesters, von der funktion des philosophen, das ist die perspektive des gläubigen, strikt zu trennen ist.(abs.: b)

Die zweite proposition gilt dem historisch/geschichtlichen zusammenhang des Leibniz'schen postulats eines zureichenden grundes. Als person der historia hatte Leibniz in der debatte um das problem des zureichenden grundes sowohl vorgänger gehabt als auch nachfolger. In den blick genommen werden drei positionen der tradition, mit denen ihre protagonisten das problem des zureichenden grundes in unterscheidbaren ansätzen diskutieren. Diese positionen sind in der ordnung des historischen zeitablaufs bezeichnet mit den namen: Cusanus - Kant - Hegel, in der sache soll die reihung: Cusanus - Hegel - Kant, gelten.(abs.: c)

1.2.2
Ich skizziere zunächst die funktion der ausgewählten positionen im kontext meiner these.(abs.: a)

Leibniz hat mit der these eines zureichenden grundes das problem der wahrnehmung und des denkens der menschen formuliert. Die wahrnehmung der welt sei dem individuum als ich nur auf dem boden der gültigkeit des prinzips vom zureichenden grunde möglich. Das denken des individuums als ich ist mithin kausal determiniert und mit dieser kausalität ist das problem in der welt, dass das fundament jedes gedankens, der in raum und zeit gedacht werden kann, ein bestimmtes ding der welt als argument in dieser welt ausweisen muss, allein, die antwort auf die frage, welches ding der welt die funktion des zureichenden grundes ausfüllen soll, ist streitig. Das kann der geglaubte gott sein oder es ist ein anderes ding der welt, das als teil im ganzen seiner welt in der zugewiesenen funktion kausal bestimmt ist. Mit dem postulat eines zureichendes grundes wird dieses fundament zwar absolut gesetzt, aber das, was der beginn der gesetzten kausalitätskette sein muss und was ihr ziel sein wird oder sein soll, das ist in raum und zeit umstritten. Die entscheidung, was der anfang und was das endes sein müsse, kann das individuum als ich, dem problem in raum und zeit ausgesetzt, aus dem gründenden grund nicht ableiten, der immer nur sein grund in der welt sein kann, nicht aber der grund ist, den sein genosse auch gesetzt hat.(abs.: b)

Cusanus hat die funktion, den anfang zu markieren. Das prinzip der coincidentia oppositorum fasst das widerstreitende in einem argument zusammen, das, fixiert als das absolute, gewiss sein muss. Für sich ist die position des Cusanus frappierend, weil alle differierenden aspekte einer theorie einerseits in der koinzidenz der gegensätzlichen weltdinge verortet werden, andererseits aber die möglichen letzten gründe der welt in dem verschwunden sind, was in der verortung von raum und zeit jenseits der welt liegt. Das problem des Cusanus ist, dass der letzte grund in der argumentkette, der geglaubte gründende grund dieser kausalitätskette, in seiner herkunft, seinem wahrnehmbaren anfang in raum und zeit, zwar bestimmt ist, dieser grund aber als teil des ganzen im ganzen nicht als notwendig ausgewiesen werden kann, weil in der koinzidenz der gegensätzlichen weltdinge, vom individuum als ich vorgestellt als das ganze, keine unterscheidung der teile möglich ist.(abs.: c)

Hegel hat die funktion, das ende zu markieren. In seiner Phänomenologie des Geistes beschreibt er den weg der wahrnehmung und der reflexion von welt als den gang der dialektik: position - negation - vermittlung, dessen ziel die vermittlung ist, in der der begriff seinen vollendenden abschluss, vorgestellt als begriff: der absolute geist, erreichen soll und/oder erreicht haben wird. Dieses ziel, traditional imaginiert mit dem ende des wegs in raum und zeit, fällt zusammen in der vorstellung, die dem tod zugeordnet ist, der alles aufhebt. Hegel ist in seinem argument konsequent, solange er sich auf dem weg zum absoluten weiss, aber in der realisierung der vermittlung, denkbar allein in raum und zeit, ist er auf eine position zurückverwiesen, die im horizont der notwendig gedachten negation den prozess der dialektik erneut öffnet, das ziel im blick, das als horizont mit jedem schritt zurückweicht. Weil aber Hegel auf den stationen des weges die welt mit ihren dingen nur als teile im ganzen fassen kann, ist ihm notwendig das ganze, das den teilen ihren ort zuweist, nicht als das ganze verfügbar, das, fixiert im begriff: das absolute als der absolute geist, für Hegel "das ganz Andere"(2.82.01) ist, das, nicht greifbar als ding der welt, jenseits der grenze von raum und zeit liegt.(abs.: d)

Kant hat die funktion, einen weg gewiesen zu haben, auf dem das problem der letzt/- respektive der erstbegründung zwar nicht aufgelöst wird, auf dem aber eine mögliche auflösung in das subjekt verlegt ist, das, den weg gehend, die begründung seiner existenz versucht. Zwar erkennt Kant, dass das problem des gründenden grundes nicht entscheidbar ist, aber mit dem aufweis seiner nicht_möglichkeit zeigt er eine perspektive auf, in der das streitige problem händelbar ist, ohne das prinzip vom zureichenden grund zu verwerfen. Es ist das individuum als ich, das, wenn es sich in seiner welt orientieren will, den grund setzen muss, Kant sagt: postuliert, der ihm die rationalität seiner welterfahrung verbürgt. Dieser grund, arbiträr vom individuum als ich eingefordert, hat die funktion, eine kausalitätkette zu öffnen, ohne selbst der gestifteten kausalität unterworfen zu sein. Kant bedient sich eines methodischen tricks, mit dem, die wahren prämissen im syllogismus unterstellend, einerseits die setzung der wahrheit in den prämissen nicht ausgewiesen sein muss, weil andererseits der glaube an die wahrheit der gesetzten prämissen genügt, den schluss als gültig auszuweisen. Mit diesem kunstgriff aber ist die verantwortung für das postulat beim individuum als ich verortet, das weiss, dass es aus einem quellgrund schöpft, über den es, in raum und zeit, nichts sagen kann.(abs.: e)

1.2.3
das interpretierende individuum als ich verknüpft in seiner reflexion die vier positionen zu einem ganzen. Das ontologische argument, das ist die tradition, fixiert das fundament der verknüpfung. Einerseits hat das ontologische argument die funktion, die möglichen perspektiven auf das streitig gefallene problem zusammenfassend zu verknüpfen, andererseits unterliegen aber die denkbaren lösungen des streitigen problems dem intrinsischen problem des ontologischen arguments, nämlich der frage, wie das ganze in den teilen und die teile im ganzen widerspruchsfrei zusammen bestehen können. Der schlüssel für die möglichen antworten ist in Leibniz' these vom zureichenden grunde verortet, das im kontext des ontologischen arguments als prinzip der welterfahrung eine gedoppelte funktion hat. Zum ersten markiert das prinzip: zureichender grund, den daseinsmodus des seins, der von den verfechtern des ontologischen argument als identisch mit dem sein gedacht wird. Zum zweiten hat das prinzip: zureichender grund, die funktion, eine regel der logik zu sein, die nicht in zweifel gestellt werden kann. Im blick zu halten ist aber die erfahrung, dass mit den reflexionen über das prinzip des zureichenden grundes immer auch der horizont präsent ist, der, eine doppelfunktion habend, mit diesem grund gesetzt ist, zum ersten der horizont des seins als aspekt des ganzen, zum zweiten der horizont des daseins als aspekte der teile im ganzen. In der analyse der weltdinge ist es methodisch zulässig, den aspekt des seins dann auszuklammern, wenn in ihrem erscheinen in raum und zeit die kausalität der weltdinge beurteilt werden soll. Der in der analyse gewählte methodische ausschluss des seins kann aber nicht bewirken, dass mit seinem ausschluss auch die frage des seins als begrenzender horizont eskamotiert ist, nämlich dann, wenn das individuum als ich über die denkbare kausalität der weltdinge zueinander synthetisierend reflektiert. Konsequent, sich als genosse seiner zeit ausweisend, entfaltet Leibniz das argument des zureichenden grundes als ein problem der metaphysik. Folglich ist Leibniz exakt mit dem grundproblem (je)der metaphysik konfrontiert, das seine zeitgenossen, die vorgänger in der zeit eingeschlossen, ebenso wie seine nachlebenden, in vielfältigen, sich unterscheidenden lösungen reflektiert haben und auflösungen erwogen hatten, die in der eigenen perspektive vorgetragen wurden. Ich instrumentalisiere Leibniz' position als angelpunkt meines arguments, um das herum die positionen des Cusanus, Hegel's und Kant's sich drehen, positionen, die von den jeweils anderen nicht abgelöst werden können. Das nämliche problem, die dialektik von teil und ganzem und die auflösung dieser dialektik im ganzen, wetterleuchtet in jeder der vier positionen, aber die vertreter dieser positionen nehmen das problem des zureichenden grundes in ihrer je eigentümlichen weise in den blick, angetrieben von dem wollen und dem wunsch, das glück für alle möglich zu machen.
1.2.4
das tableau der positionen.
1.2.4.1
Leibniz kann als subjekt des denkens das problem des zureichenden grundes nur unter der bedingung von raum und zeit formulieren. Der begriff: zureichender grund, setzt einen begriff von wissen voraus, dessen grund genau der begriff des wissens ist, der einen grund voraussetzt. Methodisch ist es zulässig, in analytischer absicht die frage nach dem letzten grund auszublenden, aber das, was in der praxis ein tauglicher kunstgriff ist, das kann der theorie nicht genügen, wenn eine antwort auf die frage gegeben werden muss, was der gründende grund der aussage sein soll, die das wissen begründet, das dem wissenden als absolut gültig präsent ist.(abs.: a)

Das ist der horizont, in dem Leibniz seine theorie der monade entfaltet. Mit der "Monadologie" ist die struktur des denkens fixiert, die Leibniz, die praxis im blick habend, in der "Theodizee" reflektiert, den versuch unternehmend, auf die frage nach dem guten und bösen in gottes schöpfung seine antwort zu formulieren, die mit dem prinzip des zureichenden grundes kompatibel ist. Leibniz öffnet den diskurs über die grundlagen seiner welt mit der these, dass die monade eine einfache substanz sei, die ohne teile ist. Leibniz, das dilemma seiner these fixierend, fährt fort und sagt, dass die einfache substanz gegeben sein müsse, weil es zusammengesetzes gibt. Die frage, warum es ein zusammengesetztes geben müsse, das dem nicht_zusammengesetzten entgegen stehe, ist also zwingend. Folglich sind mit der these und der implizierten entgegenstehenden proposition zwei blicke gegeben, die entweder vom einfachen auf das zusammengesetzte gerichtet sein können oder vom zusammengesetzten auf das einfache. Das problem ist die begründung für die behauptete zweiteilung, die etwas voraussetzt, das, geurteilt in der logik der dinge, nur die folge sein kann. Das macht Leibniz kenntlich, wenn er die idee der perzeption der weltdinge einführt, die den zustand der weltdinge zueinander festlegt, der eine vielheit in der einheit einschliesst und/oder die einheit der einfachen substanz in der vielheit repräsentiert. Das schlüsselwort: perzeption, setzt in raum und zeit ein subjekt voraus, das einerseits die einheit der weltdinge in dem einen weltding wahrnehmen kann und das andererseits in den weltdingen die vielheit in ihren formen wahrnimmt. Seine überlegungen zum begriff: perzeption, schliesst Leibniz ab mit dem verweis auf die zwei grossen prinzipien, zum einen das prinzip des widerspruchs, zum anderen das prinzip des zureichenden grundes, die jede form bestimmen, in der das subjekt seine welt perzipiert. Das prinzip der logik legt fest, was richtig und falsch ist, das prinzip des zureichenden grundes definiert, was der gründende grund sein muss, der der probierstein (je)der wahrheit ist. Sowohl in der definition des begriffs: wahrheit, als auch in der festlegung des zureichenden grundes folgt Leibniz dem, was seine zeitgenossen damals gedacht hatten. Im blick des interpreten formuliert Leibniz, die lösung anbietend, eine aporie, die exakt die frage offenlässt, was der zureichende grund in seiner finalen konsequenz, ende und anfang einschliessend, sein muss.(abs.: b)

1.2.4.2
Cusanus hat die funktion, das von Leibniz als ein problem des zureichenden grundes formulierte wissen in der perspektive des anfangs zu entfalten. Cusanus ist überzeugt, dass jedes denkbare wissen in dem gegründet sein müsse, das die schöpfung des EINEN gottes ist. Dieses wissen ist als wissen ein daseiendes im sein, das in allen seinen formen vom individuum als ich im ganzen als teil erfasst wird. In der perspektive der logik ist ausgeschlossen, dass das als teil bestimmte wissen als das ganze gefasst werden kann - eine aporie, die Cusanus mit seiner theorie: docta ignorantia, zu kompensieren versucht, indem er einerseits, im sinn der tradition, das konzept eines zureichenden grundes behauptet, um andererseits in der unendlichkeit der koinzidenz den bestimmten grund, der gott des traditionalen christentums, als das ganze wirksam ausweisen zu können, das ganze nämlich, das als weltding im ganzen ein teil des ganzen ist, das als teil des ganzen nicht das ganze sein kann. Das dilemma des Cusanus sind die teile im ganzen, die dem denker: Cusanus, in raum und zeit verfügbar sind, die teile nämlich, die der mensch: Cusanus, als das ganze in seinem umfassenden sinn verfügbar hat. Seine idee: coincidentia oppositorum, hat Cusanus real in der theorie: docta ignorantia, verfügbar, eine idee, die in der behauptung konkret ist, dass die teile dann identisch fallen müssen, wenn sie vollständig im ganzen erfasst sind. Nachvollziehbar ist dieser gedanke in jeder vorstellung einer zahl. Wenn die denkbare zahl, eingebettet in einer zahlenreihe, vorgestellt wird, dann ist diese zahl als argument auch verwendbar. Die endpunkte der vorgestellten zahlenreihe, bezeichnet als maximum und minimum, erscheinen, sich im unendlichen verlierend, als identisch. Das argument des Cusanus ist solange stringent, solange das argument als ein moment in der zahlenreihe interpretiert werden kann. Das argument ist aber dann ein anderes, wenn in der zahlenreihe der schritt von der zahl: n, auf die zahl: unendlich, fixiert mit dem zeichen: , gemacht werden muss. Für das: n, ist eine rationale aussage noch möglich, weil für jedes n ein nachfolger denkbar ist, aber für den schritt: n+1, auf unendlich, fixiert im zeichen: , ist dieser schritt nicht mehr möglich, weil im unendlichen - möglich ist alles und nichts - nichts und alles als identisch erscheinen müssen, aber über dieses erscheinen, die vorgegaukelte identität von alles/nichts, kann im horizont der logik nichts mehr prädiziert werden. Der als möglich gedachte schritt von n+1 auf unendlich, fixiert im zeichen: , ist also nicht entscheidbar und mit dieser nicht_entscheidbarkeit sind alle prädikationen in raum und zeit wieder offen, weil einerseits viele gründe benannt werden können, aber keiner der benannten gründe als gründender grund zwingend ausgewiesen wird. Cusanus kann die aporie des schlusses von n auf n+1, im unendlichen ausmündend, mit seiner these von der coincidentia oppositorum, gegründet in einer aporie, zwar beschreiben, aber er kann mit dieser theorie die aporie des schlusses nicht kausal aufklären, weil, logisch ausgeschlossen, die geforderte aufklärung, einen anfang in der kausalreihe setzend, in raum und zeit nicht_möglich ist. Obgleich der versuch des Cusanus vielversprechend ist, das problem des zureichenden grundes vom anfang her aufzuzäumen, kann die fixierung eines zureichenden grundes, der selbstbegründet ist, geurteilt in der perspektive des anfangs, nicht mit der idee des zusammenfallens der gegensätze geleistet werden, weil die theorie der coincidentia oppositorum(=das ganze), das fundament des cusanischen denkens, in raum und zeit zwar denkbar ist, aber in den dingen der welt(=die teile) real nicht durchgeführt werden kann. In ihrer identität mit sich sind die teile wie das ganze das, was sie sind. Mit dieser feststellung ist die folgerung logisch ausgeschlossen, dass das ganze in den teile erfasst sein könne und die teile im ganzen als teile absolut bestimmt sind.
1.2.4.3
Hegel hat die funktion, das problem des zureichenden grundes vom ende her aufzulösen. Nicht der anfang, also die herkunft des zureichenden grundes, ist für Hegel der kern seiner reflexionen, sondern im fokus seiner reflexionen stehen die folgen des im anfang gesetzten zureichenden grundes, vorgestellt als ziel eines kausalen prozesses. Die dialektik der streitig gefallenen weltdinge ist im horizont der position Hegel's allein im resultat des prozesses als entschieden denkbar, aber dieses resultat ist, emotionslos betrachtet, nur im realen tod des subjekts möglich, das, auf dem weg seiend, seine vollendung im kausalen prozess, vorgestellt als resultat, denkt, und das als subjekt, begriffen als der gedachte absolute geist, im moment der vollendung, dem moment seines realen todes, in diesem verschwunden sein wird. Mit der Hegel'schen dialektik kann der weg des kausalen prozesses zwar präzis gewiesen werden, aber die finale vermittlung der widerstreitenden momente: position und negation, sind unter den bedingungen von raum und zeit allein in einer erneuten position möglich, die den prozess der dialektik von: position - negation - vermittlung, neu öffnet. Es muss unbestritten gelten, dass mit der Hegel'schen dialektik, wenn die bedingungen von raum und zeit wirksam sind, einerseits die kausalität der wechselwirkung zwischen den weltdingen präzis fassbar ist, dass diese dialektik andererseits aber jede denkbare antwort im entscheidenden finalmoment offen lassen muss, weil das individuum als ich, in raum und zeit auf dem weg, im ziel des weges, sein physisches ende, die wechselwirkung von position und negation aufgelöst hat, verschwunden in seinem physischen tod. Hegel's dialektik formuliert eine aporie, die das individuum als ich dann ratlos auf dem weg festhält, wenn es, den tod als ziel seiner existenz im blick, entscheidungen für sich trifft, die abschliessend sein müssen, in raum und zeit aber nicht abschliessend sein können, und der reale tod kann die antwort nicht sein und scheidet aus.
1.2.4.4
Kant weise Ich die vermittelnde funktion zu. Weder kann Kant, Leibniz' these vom zureichenden grund aufgreifend, die position des Cusanus behaupten, noch könnte er die position Hegel's akzeptieren. Im horizont der aporie des wissens und des glaubens versucht Kant das problem des nicht auszuschliessenden zureichenden grundes zu neutralisieren. Sein kalkül ist, dass, wenn ein rationales argument(=wissen) denkbar sein soll, ein zureichender grund postuliert sein müsse, der das, was geglaubt wird, als wissen sichert. Mit der postulation eines zureichenden grundes für das wissen ist implizit die frage aufgeworfen, wer das subjekt sei, das das postulat aufwirft und das mit dem postulat den zureichenden grund setzt, seinen grund nämlich, was immer dieser grund auch sein mag. Das kann ein gott sein, das kann eine idee sein, das kann ein simples weltding sein, gleich_gültig, welches ding der welt es ist - es sind weltdinge, die dem individuum als ich und seinem genossen die kausalität ihres räsonierens über die dinge der welt verbürgen, die gewissheit(=sicherheit) nämlich, die, vermittelt in einer bestimmten kausalität, für die bewältigung ihrer existenz in der welt benötigt wird. Mit der bürgschaft einer gesetzten kausalität sind sowohl der glaube als auch das wissen in gleicher weise gültig. Das, was mit dem postulat in seiner willkürlichen setzung ante festum als schwäche des individuums als ich erscheint, das ist die im syllogismus post festum gesicherte abschätzung, die in raum und zeit wirksam sein soll. Die frage nach dem gott, der, seiner kausalität folgend, die welt in ihrer kausalität geschaffen hatte, ist ein moment, das Kant als ein moment der historia beiseite legen kann, wenn das individuum als ich, den fernen gott vertretend, seinen zureichenden grund postuliert und die kausalität dieser welt selbst regelt, gegründet in dem zureichenden grund, den es, verbunden mit dem genossen, in der gemeinsam geteilte welt als sein glück und das glück aller leben will.
1.2.5
die frage nach dem subjekt, allein fähig, das postulat zu formulieren, hatte Kant nicht ausdrücklich thematisiert. In der tradition war und ist die doktrin unbestritten, dass das mit vernunft begabte wesen, der mensch nämlich, als das geschöpf des gottes, befähigt zu allem, von seiner vernunft, verliehen vom schöpfergott, freien gebrauch machen könne und gebrauch machen muss, weil seine freiheit des handelns nicht mit der bedingenden abhängigkeit vom schöpfergott vereinbar ist. In dieser tradition sahen sich Cusanus, Leibniz, Kant und Hegel fraglos eingebunden. Die frage nach dem subjekt in seiner säkularen variante war einerseits eingekapselt in der frage nach dem sein, anderseits war die frage nach dem subjekt, gefasst in seiner theologischen variante, die frage nach dem gott, der die schöpfung geschaffen hatte, zugleich als gut und böse erscheinend. Das problem des seins proponierte Leibniz als das ganze, das alles umfasst, der begriff: gott, eingeschlossen. Cusanus hatte seinen begriff des seins gelehrt, der den begriff des ganzen bereits in seinem anfang enthalten müsse. Hegel wird zeigen, dass der begriff: der absolute geist, vollendet als das ganze, das telos des wegs ist, den das Hegel'sche subjekt als resultat seines lebens realisiert, wahrgenommen als dialektischer prozess. Kant zeigt, sich auf den raum und die zeit beschränkend, dass die position des anfangs im ende und die position des endes im anfang widerstreitende antworten seien, die dann aufgelöst sein werden, wenn die eine oder die andere position postuliert ist, mit dem behaupteten postulat jeweils das fundament der rational möglichen schlüsse legend. Die mit dem postulat aufgeworfene frage nach dem subjekt, fähig, das postulat zu formulieren, ist der drehpunkt des arguments, das die these proponiert, die kausalität, für das subjekt als antwort absolut bindend, sei durch das postulat begründet, das, gesetzt vom subjekt, der ratio angemessen ist oder auch nicht. Als subjekt scheidet der schöpfergott aus, weil es die individuen sein müssen, die, sich als ich bildend, sich als die geschöpfe ihrer freiheit, selbst geschaffen, begreifen.(abs.: a)

Es ist tradition, vom subjekt als einem mit vernunft und autonomie(=freiheit) begabtes wesen der schöpfung gottes zu sprechen. Ich ziehe es vor, anstelle des terminus: subjekt, den terminus: individuum als ich, zu verwenden. Das individuum, das ein ich sein will, bestimmt sich als ich, wenn es das postulat eines zureichenden grundes als den gründenden grund seiner existenz setzt. Im akt des glaubens ist das individuum, das ein ich ist, des schöpfergottes nicht bedürftig, weil es selbst der grund seiner existenz ist, durch den es sich ermächtigt weiss, das postulat autonom zu setzen. Kant hatte mit seiner theorie des postulats auf die behauptung Leibniz' zurückgegriffen, dass das prinzip des zureichenden grundes ein postulat sei, aber Kant hatte den bezug auf die schöpfung und seines schöpfergottes aus dem argument gestrichen. Zwar kann das individuum als ich viele weltdinge als gründe benennen, aber keiner dieser gründe wird, absolut im sinn der logik, die funktion des zureichenden(=gründenden) grundes ausfüllen. Auch das individuum als ich sieht sich mit dem faktum konfrontiert, dass es eine aporie einzuräumen hat, darauf verwiesen, sich auf die feststellung zurückziehen zu müssen, dass in der kausalitätskette seiner existenz ein moment aufzeigbar ist, aus dem heraus es seine existenz lebt. Dieses moment hat es in einer vorstellung präsent, die in einer metapher fixiert ist. Diese metapher bezeichne Ich mit dem terminus: individueller impuls. Der begriff: individueller impuls, ist prima vista nicht mit dem vergleichbar, was Leibniz, Cusanus, Hegel und Kant gelehrt hatten; ihre thesen, interpretationen post festum, sind secunda vista aber falsch, weil Ich das problem des gründenden grundes der existenz des individuums als ich nicht in der perspektive des ontologischen arguments entfalte, sondern in der perspektive des relationalen arguments. Die gewährsleute für die beiden möglichen perspektiven haben ihre philosophischen systeme, konstruktionen ihres denkens, einerseits als personen entworfen, konstrukte, die andererseits, erscheinend als dokumente der historia, in der maskerade eines schöpfungsgeschehens präsentiert werden, für die entweder ein gott, nämlich der EINE gott, den zureichenden grund markieren soll, dessen herkunft notwendig im dunkeln bleiben muss, oder für die das individuum es ist, das, aus sich selbst schöpfend, sich als ich schafft, seine welt in der tat begründend, das resultat seiner tat in das licht der ratio stellend. Es ist ein kennzeichen der tradition, dass in den interpretationen des anfangs der existenz und ihres endes, die elemente: ursache und wirkung, fehlerhaft vertauscht worden sind, es ist aber eine falsche hoffnung, mit dem zurechtrücken der möglichen positionen das problem des zureichenden grundes auflösen zu können, gleichwohl eine darstellung der denkbaren auflösungen möglich ist, die, gebunden in raum und zeit, vom individuum als ich im horizont der jeweils ausgeschlossenen möglichkeit proponiert wird und von diesem, nur für sich gültig, verantwortet werden muss.(abs.: b)

1.3     schluss

1.3.1

es ist das individuum als ich, das im postulat des zureichenden grundes, eingebunden in die kausalitäten der welt, seine these proponiert, nämlich, dass das individuum als ich selbst es sein müsse, das seinen gott setzt, der, begrenzt auf seine funktion, gründender grund zu sein, für das gläubige individuum, ein ich seiend, der garant seiner ordnung ist. Mit dieser behauptung hat das individuum als ich, sich glaubend als das geschöpf gottes verstehend, das traditionale verhältnis: schöpfergott/geschöpf, umgekehrt. Es mag zutreffend sein, dass die meinung der tradition prima vista dominierend ist, secunda vista ist aus dem faktum der dominanz aber nicht die meinung ableitbar, dass der anspruch der traditionalisten auch richtig sein müsse. Die verfechter der tradition können das dilemma, präsent in der moderne als der moment der gelebten gegenwart, nicht auflösen, aber sie können ihr problem rational händeln, ihre kritiker eingeschlossen, wenn alle, die es betrifft, sich auf einen modus vivendi, pragmatisch gefordert, verständigen könnten. Im horizont des postulats ist es nachrangig, welches ding der welt als der zureichende grund gesetzt ist, wenn nur ein ausgewiesenes weltding gesetzt wird, das als zureichender grund fungieren kann. Dies kann der gott der tradition sein, aber es genügt auch die idee eines ganzen, in dem die teile des ganzen verknüpft sind, ohne die dialektik der teile mit gewalt zu suspendieren, nämlich die dialektik des daseins in der welt, die alle, die es betrifft, realisieren müssen, wenn sie ihre existenz rational, die prämisse eines glaubens, in raum und zeit realisieren wollen.
1.3.2
die leistung des individuums als ich, seine welt in ihrem gründenden grund zu postulieren, ist eine projektion in die zukunft und kann als eine form des glücks angesehen werden, das dem individuum als ich ebenso zukommen muss, wie es seinem genossen zukommen sollte. Es ist eine verwunderliche beobachtung, dass die theologen(=ideologen) immer von ihrem EINEN gott reden, dem eine reihe von eigenschaften, guten und bösen, zugeordnet sind, dass aber die wirklichkeit, die ihr gott zu verantworten hat, genau das gegenteil ausweist. In der parteiischen zuordnung der theologen, die ihren gott interpretierend deuten, wird das glück einseitig verteilt und in der einseitigkeit verfehlt. Der gläubige im himmel kann sein glück nicht geniessen, wenn er den genossen im unglück(=hölle) weiss, und der unglückliche wird, die realität als hölle erfahrend, vom schauen auf das glück nicht ablassen, das so fern am horizont - im himmel - wetterleuchtet.
finis           (kopf)<==//
=======
Subtext
(vorab drei argumente in der funktion einer anmerkung zum text).
2.11.03   (gliederung des textes(a))
1.1.  einleitung
1.1.1 das problem des fragments: " - ad felicitatem nostram alienamve".
1.1.2 die methode des essays.

1.2. hauptteil
1.2.1 die these in zwei propositionen.
1.2.2 die historisch wirksamen positionen.
1.2.3 die positionen in ihrer interpretierten verknüpfung.
1.2.4  das tableau der positionen.
1.2.4.1  Leibniz
1.2.4.2  Cusanus
1.2.4.3  Hegel
1.2.4.4  Kant
1.2.5. das individuum als ich und seine funktion im konzept einer theorie des zureichenden grundes.

1.3.  schluss
1.3.1 die formel: der gesetzte gott.
1.3.2 das glück des anderen ist das eigene glück - gespiegelt.
-----
(a)

Die struktur der argumentnummer:
die ziffer: 1.         ==> markiert den text(a).
die ziffer: 2.1.      ==> markiert die klass.gliederung des textes
die ziffer: 2.1.1    ==> markiert die sachliche ordnung des arguments
die ziffer: 2.2.4.1 ==> markiert die unterordnung.
(kopf)<==//
2.11.05   (meine orthographie als problem)
die funktion der orthographie ist, die kommunikation des individuums als ich mit dem genossen im schriftlichen verkehr sicherzustellen. Dazu sind regeln notwendig, die aber nicht per ordre de mufti dekretiert werden können(a), sondern in der kommunikation praktisch (weiter-)entwickelt werden müssen. Es sind konventionen des verkehrs, die einerseits rigoros sein können, aber andererseits flexibel sein müssen, wenn sie als regel en detail sinnvoll sein sollen.

Ich gebrauche eine orthographie, die in bestimmten teilen von den regeln des Duden abweicht und die Ich, im bestreben mich klar und eindeutig auszudrücken, im kontext meiner philosophischen arbeit entwickelt habe(b). Einige besonderheiten sind keine marotten(c), sondern es sind notwendige formen, um die einheit des gedankens zu sichern.

Ein stein des anstosses kann die übung der (gemässigten) kleinschreibung aller substantive sein(d). Die praxis der grooss-/kleinschreibung ist in anderen sprachen nicht die regel und Ich habe auch nicht den eindruck, dass die deutsche besonderheit von anderssprachigen menschen als ein manko ihrer eigenen sprache angesehen wird.

Auffällig ist auch der extensive gebrauch des kommas zur gliederung des gedruckten textes, eine praxis, die, das ist zugegeben, prima vista verwirrend sein kann. Ich gebrauche das komma auch zur gliederung der sprecheinheiten, durch die der text erst seine wahrnehmbare struktur als akustisches ereignis erhält. Meine texte sollten beim lesen auch laut gesprochen werden.
----
(a)

in Deutschland sind das die vorschriften, die von der Duden-redaktion entwickelt worden sind und weiter entwickelt werden. In ihrem rechtlichen charakter sind ihre festlegungen nur hinweise für den korrekten gebrauch der deutschen sprache, die regeln aber sind kein gesetz(01).
----
(01)
wenn das der fall wäre, und diese bemerkung erlaube Ich mir, dann würde die deutsche sprache bald in einer sackgasse stecken, unfähig, die neuen entwicklungen in raum und zeit adäquat abzubilden.      (a)<==//
(b)
das problem habe Ich in verschiedenen argumenten bereits erörtert, und zur vermeidung von wiederholungen verweise Ich auf die einschlägigen argumente in anderen texten(01).
----
(01)   //==>INDEX der argumente/stichwort: orthographie.      (b)<==//
(c)
auf zwei abweichungen, die augenfällig sind, will Ich hinweisen.
Zum ersten die schreibweise: Ich/ich.
In der tradition verweist der terminus: ich, auf das substantiv: ich, das gemäss Duden grooss geschrieben wird. Den gebrauch des substantivs: ich, gekennzeichnet mit dem terminus: ich, stelle Ich nicht in frage, wenn Ich mit dem terminus: Ich, das subjekt markiere, das Ich selbst bin. Ich bin das subjekt des formulierten gedankens und für diesen bin Ich verantwortlich. Mit diesem gebrauch des englischen wortes: I(=ich), folge Ich einer regel in der englischen sprache. Mir ist nicht bekannt, dass die englischsprechenden menschen mit dieser regel ein problem hätten, wenn sie, "I" sagend, den buchstaben: i, grooss schreiben.
Zum zweiten der gebrauch des doppelpunktes mit begrenzendem komma.
Die einschlägigen beispiele sind bereits im letzten absatz angeführt. Die funktion des doppelpunktes ist, für den begriff, oder das phänomen, oder das zeichen eine variable zu markieren, die austauschbar ist, ohne mit den unterscheidbaren variablen die struktur des gedankens zu berühren. Die variable wird in der regel mit dem komma abgeschlossen. Wenn im terminus aber, der die variable bezeichnet, ein komma als teil des zeichen erscheint, dann wird mit den zeichen: "_", die variable einschliessend markiert, das komma entfällt(01).
----
(01)
keine regel ohne ausnahme. Am ende des satzes steht statt des kommas der punkt. Das komma wird aber gesetzt, wenn die an-/abführungszeichen durch eine andere regel erforderlich sind, z.b. die markierung eines zitats.       (c)<==//
(d)
die kleinschreibung war auch der stein des anstosses gewesen, der bewirkt hatte, dass die textfassung des essays im kongressreader in der orthographie des Dudens abgedruckt wurde. Ich hatte mich dem druck der redaktion des readers gebeugt(01), weil Ich einerseits das interesse habe, dass mein text auch in den kongressakten präsent ist, und andererseits wäre es unklug gewesen, störrisch an einer form festzuhalten, die in anderen sprachen, auch in der kongressakte präsent, üblich ist. Ich hatte also in (mühseliger) arbeit den text nach weisung korrigiert, die Dudenorthographie applizierend, und wieder stellte Ich fest, wie überflüssig die extensive grooss-/kleinschreibung gemäss Duden ist.
----
(01)
Ich habe den weg eingeschlagen, den mir herr Wenchao Li gewiesen hatte. Ich wiederhole die bemerkung, dass der verbindliche text des essays die publikation auf meiner homepage ist.      (d)<==//


2.82.01   (die rede vom ganz anderen(Max Horkheimer))

die formel: das ganz andere, geht auf eine aussage zurück, die Max Horkheimer in einem SPIEGEL-interview, 1970, gemacht hatte(a). In den philosophischen debatten, wenn die frage auf die religion und gott zentriert ist, taucht diese formel immer wieder in varianten auf(b). Die redeweise von dem anderen(c) ist, und darauf bestehe Ich, in den beiden möglichen perspektiven, einerseits das ontologische argument, andererseits das relationale argument(d), strikt getrennt zu erörtern, weil zwei verschiedene weltdinge, nicht miteinander kompatibel, mit demselben terminus: andere, bezeichnet werden(e). In der formel: das ganz andere, ist präzis der teil des kosmos erfasst, der als inbegriff des seins nur im glauben, nicht aber als wissen erfasst werden kann. Zulässig im relationalen argument ist nur die unterscheidung: das_andere/der_andere, termini, die verschiedenes in der welt bezeichnen, die als dinge der welt immer einer definierten kausalität unterliegen, die gehändelt wird als das wissen über die weltdinge.
----
(a)
das zitat im kontext:
"SPIEGEL: Möge es so sein, daß es einen guten Gott gibt?
HORKHEIMER: Adorno und ich - wer von uns beiden es zuerst formuliert hat, weiß ich heute nicht mehr - , auf jeden Fall haben wir beide nicht mehr von Gott, sondern von der <<Sehnsucht nach dem Anderen>> gesprochen.
SPIEGEL: Diese Behutsamkeit im Umgang mit Gottes Namen ist - wie häufig festgestellt - jüdisches Erbe.
HORKHEIMER: Ja. ((...)) Der fromme Jude versucht, das Wort <<Gott>> nach Möglichkeit zu vermeiden, ja er schreibt es nicht aus, sondern macht ein Apostroph. So nennt auch die Kritische Theorie das Absolute vorsichtig <<das Andere>>. Was mich bewegt, ist die theologische Idee angewandt auf eine vernünftige Theorie der Gesellschaft."(01).
-----
(01)   DER SPIEGEL 1-2/1970, p.81.     (a)<==//
(b)
es ist nicht erforderlich, die metamorphose der formel: das ganz andere, als historia nachzuzeichnen(01). Mir ist die idee, bezeichnet mit dem terminus: das ganz andere, im horizont des ontologischen arguments immer wieder begegnet und Ich habe in der kommunikation mit dem anderen auch keine bedenken, die formel im sinn der verweisung auf etwas anderes zu benutzen, das in seiner logik der bestimmung entzogen ist, jenes andere zu sein, nämlich dieses und nicht jenes.
----
(01)
mir ist nichtbekannt, wer die formel: das ganz andere, zuerst geprägt hatte, und Ich weiss auch nicht mehr, in welchem kontext diese formel mir das erstemal begegnet ist. Es kann sein, dass diese formel beim reflektieren über das problem der grenze in meine vorstellungen gefallen ist, eine formel, die Ich in anderen texten wieder gesehen habe(*1). Ein punkt sollte aber bemerkt werden. Im zitat ist ein moment konstitutiv, das nicht übersehen werden darf. Das wort: ganz, wird in der funktion der verstärkung gebraucht, weil der verwender der formel genau das wort nicht verfügbar hat, mit dem er die besonderheit des anderen jenseits der grenze von raum und zeit fixieren will. Der nachdruck, der mit dem wort: ganz, suggeriert wird, ist leer, weil, wetterleuchtend in raum und zeit, das ganze nicht greifbar sein kann.
----
(*1)
die formel: das ganz andere, dürfte älteren datums sein und ist dem bereich der theologie zugeordnet. Das geht aus einem eintrag im Historischen Wörterbuch der Philosophie hervor(+1). Das philologische problem verfolge Ich nicht.
----
(+1)
der autor der stichworte: "Andersheit, Anderssein" verweist allgemein auf Rudolf Otto(Das Heilige,1923) und auf Cusanus, ohne verweis auf die textstelle, nach der im theologischen bezirk gott als das 'ganz Andere' bezeichnet werde(§1).
----
(§1)
Historisches Wörterbuch der Philosophie: Andersheit, Anderssein. Bd.1 sp.299/300. Basel: 1971.       (b)<==//
(c)
die formel: dem anderen, ist zweideutig. Das, was gemäss der grammatik bezeichnet ist, das ist in der sache zweideutig, es kann sowohl das_andere sein als auch der_andere.       (c)<==//
(d)
//==>INDEX der argumente/stichwort: argument/ontologische und relationale.      (d)<==//
(e)
die unterscheidung: das_andere/der_andere, habe Ich andernorts
erörtert(01).
-----
(01) //==>INDEX der argumente/stichwort: andere/der,das.     (e)<==//
finis
===============
(anfang)<==//

stand: 17.10.29.
eingestllt: 16.07.16.

zurück/übersicht  //
zurück/bibliographie  //  
zurück/bibliographie/verzeichnis  //
zurück/bibliographie/.pdf-dateien