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005:aesth/pol

Das umstrittene schöne denkmal. Reflexion über die dialektik von politik und ästhetik.
(1998/2002)
(*abs.:001-038*)
XXII.Hegel-Kongress. Hegels Ästhetik. Die Kunst der Politik - Die Politik der Kunst.
Utrecht. 26.-29.August 1998 vortrag
(fssg.f.d.druck, unverändert) publiziert in: Hegel-Jahrbuch-1998.
Hegels Ästhetik. Die Kunst der Politik - Die Politik der Kunst. Erster Teil.
Berlin: Akademie-Verlag 1999. p.71-75.
*stichworte  //*abstract  //*übersicht  //*text  //*register
stichworte:
aesthetik/ das_aesthetische
das_individuum_als_ich
denkmal
holocaustdenkmal/Berlin
interesse
politik/ das_politische
trennung_in_analytischer_absicht
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abstract:
Der streit um das Berliner holocaustdenkmal (1988-1998) ist der
kristalisationkern für eine methodische überlegung zur differenzierung der argumentebenen in einer debatte, in der notorisch die beteiligten, politiker wie künstler, interessegeleitet ästhetische und politische fragen miteinander vermengen. Es wird ein argumentatives modell aus drei relationen entwickelt, das in der analyse eine eindeutige zuordnung der politischen interessen und der werturteile des schönen ermöglicht. Das vermittelnde moment in diesem modell ist das individuum als ich.  <--//
text

Das umstrittene schöne denkmal.
Reflexion über die dialektik von politik und ästhetik.

übersicht:

1. das problem
2. die analyse
3. die synthese
4. eine abschliessende bemerkung
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1. das problem

Der streit um denkmäler dürfte so alt sein wie die menschen das bedürfnis haben, der erinnerung an die taten und leiden ihrer verstorbenen einen steinernden, versteinerten ausdruck zu geben. Was dem einen eine heldenmütige, immer zu erinnernde tat ist, das ist für den anderen ein schändliches verbrechen, das besser im orkus des vergessens spurlos verschwinden sollte. (*abs.:001*)

Die debatten um das für und wider solcher versteinerten erinnerungen werden mit argumenten geführt, die mit dem objekt, der erinnerung an vergangenes, nichts zu tun haben: im streit wird behauptet, das denkmal sei schön oder hässlich ganz so wie die interessen der beteiligten an dem streitgegenstand verteilt sind. Der streit selbst ist oft abstossend als beispiel zitiere Ich den streit um das geplante Berliner holocaustdenkmal(1). (*abs.:002*)

Diese konflikte sind nicht zufällig, sondern sie sind ein konstitutiver teil des gesellschaftlichen prozesses; weder sind diese streitigkeiten vermeidbar, noch sind sie verzichtbar; denn sie klären die interessenlagen aller beteiligten und damit sind diese konflikte ein vorrangig politisches phänomen, das die eigentümlichkeit besitzt, aspekte des ästhetischen zu instrumentalisieren, die - wie man so sagt - keinem interesse unterliegen, um interessen, offen oder verdeckt zur herrschaft zu verhelfen. (*abs.:003*)

Das problem ist die gemengelage, die jeden versuch einer rationalen analyse und reflexion der phänomene bereits im ansatz zunichte zu machen scheint. (*abs.:004*)

Die details der oft erbittert geführten streitigkeiten lasse Ich
beiseite; Ich nutze die spektakel nur als kristallisationskern, um ein allgemeines problem der politischen debatte zu analysieren und zu reflektieren: das verhältnis von politik und ästhetik. (*abs.:005*)

Aus gründen der raumökonomie sind zwei ausgrenzungen erforderlich. (*abs.:006*)

Den begriff des denkmals enge Ich auf die fälle ein, in denen das denkmal durch ein kunstwerk vergegenständlicht wird, das für sich keinen expliziten bezug zum erinnerten historischen ereignis hat. Damit scheide Ich alle die fälle aus, in denen ein historisches dokument später zum denkmal erklärt worden war oder erklärt werden soll(2). (*abs.:007*)

Die zweite ausgrenzung betrifft ein methodenproblem. Ich werde mein konzept der trennung der argumentationsebenen in analytischer absicht nicht im detail erläutern und begründen, sondern als faktum voraussetzen(3). Mein interesse ist auf die synthese der vorher in analytischer absicht getrennten momente gerichtet. (*abs.:008*)
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2. die analyse

Anstössig sind die streitereien um die schönen denkmäler, weil die kontrahenten bewusst oder unbewusst die ebenen ihrer argumentationen vertauschen, um sich im meinungskampf strategische vorteile zu verschaffen. Zumeist werden ästhetische argumente geltend gemacht, um ein politisch nicht genehmes oder streitiges projekt der erinnerung zu verhindern oder zu befördern. Mit argumenten, die quer zur korrekten argumentationsebene liegen, wird der gegner niedergemacht. Das politisch nicht gewollte wird als ästhetisch minderwertig diffamiert; das ästhetische wollen wird dem politischen verdacht preisgegeben. (*abs.:009*)

So unbestreitbar es ist, dass die argumentebenen des politischen und des ästhetischen in der sozialen realität nicht voneinander getrennt werden können, so wenig rechtfertigt dies die beliebige vertauschung der argumentebenen aufgrund eines nicht explizit geäusserten interesses. Es ist daher notwendig, zunächst die einzelnen argumentebenen in ihrer strikt unterscheidbaren struktur zu benennen, um so die unterscheidungen festzustellen, die die bedingung ihrer verknüpfungen in einem rationalen diskurs sind. (*abs.:010*)

Um aber von einer dialektik der beiden argumentebenen oder momente sprechen zu können, muss noch ein drittes moment in die überlegungen einbezogen werden, das implizit in den momenten des politischen und des ästhetischen enthalten ist: es ist das individuum als ich. Für sich macht die rede vom politischen oder vom ästhetischen keinen sinn; erst im bezug auf ein konkretes individuum als ich erhalten diese begriffe ihren spezifischen sinn. (*abs.:011*)

Der begriff des politischen artikuliert das interesse eines ichs an seinem anderen. Sein blick ist nach aussen auf den anderen gerichtet. Dieser blick auf den anderen, der genauso ein ich ist wie es selbst, umfasst den anderen mit dessen interessen an ihm. Der begriff des interesses impliziert, dass ein bestimmtes interesse immer auch ein gegeninteresse hat, das diesem widerstreiten kann. Die möglichkeit des konfliktes ist für den begriff des interesses konstitutiv. (*abs.:012*)

Der begriff des ästhetischen(4) definiert die relation eines ichs zu sich selbst als das andere, das es selbst ist. Der blick des ichs ist nach innen auf sich selbst als objekt gerichtet. In diesem sinne greife Ich Kants definition des schönen als interesseloses wohlgefallen auf(5). Die eigene körperlichkeit ist das andere, aber sie ist nicht ein anderer im sinne des subjektbegriffs. Der begriff des interesses scheidet aus. (*abs.:013*)

Es ist daher sinnlos, die zentralen begriffe des ästhetischen: das schöne und das hässliche, mit dem interesse zu verknüpfen, gleichzusetzen oder gar zu identifizieren. Was schön und was hässlich ist, dass entscheidet jedes individuum als ich für sich; gleichwohl akzeptiere Ich, dass es konventionen(6) über das schöne und hässliche gibt, die von vielen geteilt werden und folglich die beteiligten auch binden. (*abs.:014*)

Das ergebnis der analyse der begriffe des ästhetischen und des politischen sind drei relationen. Ihre differentia specifica ist die zuordnung des begriffs: interesse:

skizze 01:

skizze 01

(*abs.:015*)

Das konzept der trennung der argumentebenen in analytischer absicht diskutiert die drei relationen einschliesslich ihrer momente isoliert voneinander. Die bedingung dieser bewussten und explizit benannten isolierung der momente und ihrer relationen ist aber, dass die analyse der elemente nur in ihrer synthese plausibel in einen rational kontrollierbaren diskurs erfolgen kann. (*abs.:016*)
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3. die synthese

Mit der begrenzung der analyse auf die drei momente des politischen, des ästhetischen und des individuums als ich, die allesamt elemente eines bestimmten begriffs von welt sind, ist die zahl der möglichen relationen und ihres zusammenspiels logisch begrenzt. Das individuum als ich verknüpft diese momente und ihre relationen systematisch in dieser weise: von einem moment, z.b. dem politischen kann das individuum als ich nur dann sprechen, wenn es zugleich dieses moment und sich selbst in ihren relationen zu dem anderen moment, dem ästhetischen, in den blick nimmt, das als das jeweils ausgeschlossene dritte moment den horizont der erörterung bildet. (*abs.:017*)

Wenn ein individuum als ich im kontext eines umstrittenen schönen denkmals über politik spricht, dann kann es das nur, wenn es ästhetische kategorien verwendet; denn das merkmal, das den bereich des politischen markiert, die interessen, kann das individuum als ich nur artikulieren, wenn es sich selbst als individuum wahrnimmt. Wenn von interessen gesprochen wird, ist also immer der bezug des individuums als ich auf sich selbst impliziert, weil ein interesse nur in seiner konkreten form denkbar ist, und dieses ist von einem benennbaren individuum als ich, das für sich eine solches interesse formuliert, nicht ablösbar. (*abs.:018*)

Die theorie kann ein abstraktes interesse hypothetisch als argument postulieren, in der praxis der menschen aber ist dieses interesse immer ein konkretes interesse, das in bezug auf einen anderen in dem anderen sein gegeninteresse hat. (*abs.:019*)

Es sind die beteiligten individuen als ich, die ihre interessen äussern und damit ihre relationen zu den anderen definieren. Zugleich definieren sie auch den bezug zu sich selbst, den sie allein mit ästhetischen kategorien wahrgenehmen können. Wenn ein individuum als ich sagt, dieses denkmal ist schön, dann definiert diese aussage zunächst einmal seinen bezug zu dem denkmal. Und diese aussage hat das individuum als ich allein zu verantworten. (*abs.:020*)

Diese aussage über das schöne denkmal ist aber auch der ausdruck seines interesses, das das individuum als ich an dem anderen hat, der ebenso ein individuum als ich ist, wie es selbst eines ist, und in der gleichen weise sein interesse artikuliert, indem er auf sich selbst zurückkommt und für sich entscheidet, dass das umstrittene denkmal nicht schön ist. Denn die relation: das politische und das individuum als ich, impliziert durch das moment: das individuum als ich, zugleich die relation: das individuum als ich und der andere. Jedes konkrete interesse steht damit in einem doppelten bezug zu einem individuum als ich; es kann der ausdruck einer übereinstimmung sein aber auch eines dissenses. Der gegenstand des politischen ist die artikulation und die durchsetzung der in der regel widerstreitenden interessen, wobei der konsens aller beteiligten letztlich das ziel dieses prozesses sein muss. Es ist unvernünftig anzunehmen, dass das ziel des notwendigen streites die absolute realisierung eines interesses ist, indem die interessen aller anderen vernichtet werden. Der grund dafür ist die überlegung, dass mit der vernichtung eines bestimmten interesses auch das relationierte individuum als ich notwendig vernichtet ist. Mit der vernichtung des anderen ist logisch zwingend die relation: das individuum als ich und der andere, gegenstandslos geworden, und in der vernichtung der relation verschwindet das triumphierende individuum als ich selbst. (*abs.:021*)

Wenn das problem aus dem blickwinkel der ästhetik reflektiert wird, dann ist mein argument strukturell gleich. Die ästhetischen fragen können sinnvoll nur im kontext politischer kategorien beantwortet werden. Das urteil: dieses denkmal ist schön oder hässlich, artikuliert immer auch das interesse, das ein individuum als ich an diesem gegenstand hat. Seine entscheidung, einen gegenstand seiner welt mittels ästhetischer kategorien von anderen gegenständen zu unterscheiden, ist zunächst einmal eine frage, die nur das
individuum als ich selbst betreffen kann, aber vermittelt über den konkreten gegenstand, der immer auch der gegenstand eines anderen ist, steht die entscheidung des ichs in einer relation zu diesem anderen. Es ist also der andere, der die entscheidung eines individuums als ich in einer konkreten frage, die nur dem ästhetischen gelten soll, zugleich zu einem gegenstand des interesses macht. Damit ist die ästhetische frage implizit auch ein politisches problem. (*abs.:022*)

Der strukturvergleich der momente des politischen und des ästhetischen endet in einem dilemma: so wie das politische moment ohne seine ästhetische dimension nicht gedacht werden kann, so ist auch das ästhetische moment ohne seine politische dimension für das individuum als ich nicht fassbar. (*abs.:023*)

Auflösen kann dieses dilemma allein das individuum als ich. Es verknüpft die momente miteinander und macht sie durch geeignete handlungen in seiner welt manifest, die dann für andere individuen, die in gleicher weise agieren, gegenstände ihrer welterfahrung sein können und tatsächlich auch sind. Es ist das individuum als ich, das mit den anderen individuen zusammen in einer gesellschaft lebt, das entscheiden kann und muss, was für es gelten soll. Folglich muss es für seine entscheidungen auf der politischen ebene einen ausgleich mit den entscheidungen der anderen suchen, indem es sich auf der ästhetischen ebene realisiert. (*abs.:024*)

In jeder handlung eines individuums als ich sind die drei konstitutiven momente: das ich, das politische und das ästhetische präsent. Allein das individuum als ich entscheidet, welche relation es als wichtig einschätzt und diese akzentsetzung ist wiederum eine handlung, in der die momente präsent sind. (*abs.:025*)

Wer - öffentlich oder privat - argumentiert, er spreche nur als politiker oder nur als ästhetiker, der muss wissen, dass immer das andere moment als horizont impliziert ist. Wer dies verneint, der täuscht sich selbst und will andere täuschen. Im rationalen diskurs über das umstrittene schöne denkmal ist es unverzichtbar, die momente: politik und ästhetik, analytisch trennen, aber der diskurs selbst ist für die beteiligten individuen allein in der dialektisch vermittelten synthese der momente erfahrbar. (*abs.:026*)
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4. eine abschliessende bemerkung

Mich binden diese überlegungen zur dialektik von politik und ästhetik, für die anderen können sie allein ein angebot sein; sie müssen sich also entscheiden, ob sie meinen überlegungen folgen wollen oder nicht. (*abs.:027*)

Ich verkenne nicht, dass im politischästhetischen diskurs das politische moment dominiert. Es sind vorrangig ethische argumente, die den streit der interessen begleiten. Die extremen positionen der l'art pour l'art-ideologie oder die ästhetik totalitärer systeme(7), sind nur ein teil des problems. Sie haben im einzelfall unbestreitbar eine enorme politische bedeutung, die nicht gering geachtet werden sollte, sie bestimmen aber nicht den politischen prozess ziviler gesellschaften. (*abs.:028*)

Der streit um einzelne denkmäler ist zumeist lokal begrenzt, und immer sind nur wenige wirklich daran beteiligt. Auch der streit um das holocaustdenkmal in Berlin hat nur das niveau eines provinzspektakels, dessen protagonisten politiker sind, die mit gezinkten karten spielen; die ästhetischen argumente sind auf die kategorie der gigantomanie geschrumpft, der frage nämlich, wie man die fläche von der grösse eines fussballplatzes mit einem sogenannten kunstwerk mediengerecht möbliert. (*abs.:029*)

Für die politiker - stellvertretend für alle zitiere Ich den bundeskanzler a.D. Dr. Helmut Kohl - zählt nur der politische zweck. Seine klientel verlangte nach einem denkmal, also sollte sie es auch kriegen. Der rest ist ein problem der durchsetzbarkeit konkreter gegenstände. So jedenfalls war die diskussion um die piéta der Käthe Kollwitz in der Neuen Wache, Berlin, gelaufen. Heute regt das keinen mehr auf; das ding steht eben einfach da. Auch der streit um das holocaustdenkmal wird schnell vergessen sein, wenn es erst einmal zum mobiliar der hauptstadt Berlin gehören wird. Der streit wird sich dann ein neues objekt suchen und sicher finden. (*abs.:030*)

Das alles gehört zum politischen spiel, einem spiel aber, in dem die menschen sich selbst realisieren. Damit das spiel glücken kann, müssen die beteiligten die vereinbarten spielregeln einhalten, die unabdingbar sind, wenn nach dem streit der zustand des friedens der normalszustand sein soll. Die bedingung dafür ist, dass der andere, der im streit mit seinen interessen unterlag, das resultat am ende des streites dennoch anerkennen kann. Sowenig ein denkmal, das die interessen seiner kritiker platt gemacht hat, den gesellschaftlichen frieden fördern kann, sowenig dient die schleifung bestimmter denkmäler nach der wende politischer macht diesem zweck. Der notwendige konsens im dissens sollte nicht als fauler kompromis denunziert werden; er ist die bedingung einer zivilisierten gesellschaft. (*abs.:031*)
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anmerkungen:

(1)     1988-1998. Der streit hat mit dem regierungswechsel im herbst 1998 eine neue richtung erhalten. Die änderung   betrifft allein das agierende personal, das stück bleibt im programm. Abzusehen ist derzeit nur, dass die bisherigen vorstellungen kaum noch eine chance auf realisierung haben dürften. (*abs.:032*)  <--//
(2)     Die masse der historischen baudenkmäler ist damit ausgeschlossen; es handelt sich vor allem umgebäude, die mit bestimmten historischen erinnerungen verknüpft sind, z.b. das Anne-Frank-Haus in Amsterdam. In diesen fällen ist der ästhetische aspekt offensichtlich sekundär; eine grundsätzliche einschränkung ist das aber nicht. Die erfahrung zeigt, dass hier die unterschiedlichen aspekte von politik und ästhetik nicht so unmittelbar aufeinanderprallen wie das bei den kunstwerkender fall ist, wo die verknüpfung des interesselosen wohlgefallens am künstlerischen objekt mit den konkreten politischen interessen, die das kunstwerk als mittel gebrauchen, der kern des streites ist. (*abs.:033*) <--//
(3)     mein vortrag: Trennung von ästhetik und ethik? Das konzept einer trennung in analytischer absicht. Symposium der int. Schopenhauergesell.: Ästhetik und Ethik, Literatur, Medien.  München: 1997.
--> www.ur-philosoph.de/002:aesth/ethik.*abs.:001-030*          (*abs.:034*) <--//
(4)     Es ist ein altes problem, dass der begriff des ästhetischen auf die klassische ästhetik und ihr bemühen um das schöne verkürzt wird. Viel entscheidender für mein problem ist aber die ursprüngliche bedeutung des begriffs als wahrnehmung. In diesem sinne hatte Kant die ästhetik in seinen kritiken verstanden. Auch wenn die klassische ästhetik die verwendung des begriffs heute dominiert, so darf die ursprüngliche bedeutung des begriffs nicht ignoriert werden, wenn die ästhetik mit der politik vermengt wird; denn den dingen haftet die schönheit nicht als merkmal an, sondern sie ist das resultat einer konkreten wahrnehmung eines individuums als ich, das seine wahrnehmung für seine vielfältigen interessen verwertet. (*abs.:035*) <--//
(5)     Kant: Kritik der Urteilskraft, Analytik §5. (*abs.:036*) <--//
(6)     Konventionen sind konsensuell geschaffene überzeugungen, die eine kommunikation unter den individuen erst ermöglichen. Sie sollten nicht mit der entscheidung eines individuums als ich verwechselt werden, das ein bestimmtes phänomen,z.b. ein skulptur als schön/hässlich empfindet. Es liegt im interesse des individuums als ich solche konventionen zu beachten, wenn es von dergemeinschaft anerkannt sein will. Die geltung von konventionen über das schöne und das hässliche ist damit nicht ein problem der ästhetik sondern der politik. (*abs.:037*) <--//
(7)     Ich denke hier an den faschismus und die kommunistischen systeme, die offen die ästhetik für ihre politischen zwecke instrumentalisiert hatten. Hierher gehört auch das exzentrische künstlertum, das den kult um die eigene person zu einer religion mit ästhetischer drapierung umfunktioniert hat; z.b. die pop-szene mit M.Jackson, Madonna u.a.. Eine nicht zu unterschätzende rolle spielt dabei die medienöffentlichkeit, die partiell die phänomene zur kenntnis nimmt und mit profitmaximierung vermarktet. (*abs.:038*) <--//
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register/ lokal

anerkennung                                 *031
erinnerung                                    *001,002,009
ethik                                             *028
horizont                                        *026
individuum_als_ich                        *011,018,020-25,037
interesseloses_wohlgefallen           *013
Jackson,Michel                             *038
Kant,Immauel                               *013,035,036
Kohl,Helmut                                 *030
Kollwitz,Käthe                             *030
konvention                                   *014,037
kristalisationskern                         *005
Madonna                                     *038
öffentlich                                      *026
privat                                           *026
relation                                         *015,017,025,025
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finis

stand: 09.0.01.  //  eingestellt: 03.01.03.

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