TEXTSAMMLUNG

zitat des monats
ausgabe: zdm/(46)08/23 / august/2023  (blieb stehen bis 12/2023)

Text.

"Diese Klimaidioten sind keine Aktivisten, sondern Kriminelle".
                     (Herbert Reul, Landesinnenminister NRW,CDU)
                             (quelle: Westfälische Nachrichten, 14.07.2023,(a).)

Kommentar.

Das zitat ist in seiner struktur das modell für äusserungen anderer politiker zum selben sachverhalt(b). Es geht um die protestaktionen der "Letzten Generation", die seit anfang 2023 die öffentliche meinung in aufregung versetzen. Die mahner, die auf die konsequenzen der offenbar durch die menschen in den letzten 100 jahren verursachten veränderungen im Erdklima zeigen, werden als straftäter gebrandmarkt, verknüpft mit dem offenkundigen ziel der damen/herren: politiker, vom eigenen handeln als mandatsträger abzulenken. Es ist auffällig, dass die damen/herren: politiker, im öffentlichen diskurs das faktum der beobachtbaren veränderungen im klima zwar beklagen, aber alles tun, um zu verschleiern, was ihre rolle ist im inszenierten schmierenstück: kampf gegen die klimakatastrophe, einerseits in ihrer rolle als lobbyisten für private interessen, andererseits in ihrer rolle als mandatierte, die sorge tragen sollen für das öffentliche wohl. Von einem "mea culpa" ist nichts zu hören, aber laut werden die anderen verdammt als terroristen(c), die in der rolle des mahners den autoverkehr lokal stören.

Das problem der aktionen der "Letzten Generation" sind nicht die blockaden des öffentlichen verkehrs, die lästig sind und stören, das problem ist, dass die damen/Herren: politiker, den protest mit den rechtswidrigen und strafbewehrten handlungen nicht als verweis auf ihr nicht_handeln thematisieren und mit ihrem nicht_handeln durch unterlassen ihre pflicht verletzen, für das gemeine wohl zu wirken. Sie leisten als mandatierte nicht das, was von ihnen erwartet wird, einerseits die zum handeln erforderlichen beschlüsse zu fassen(d), um andererseits qua verwaltungshandeln das durchzusetzen, was gemäss des urteils der wissenschaftler geeignet ist, die drohende katastrophe abzuwenden.

Unstreitig ist, dass die blockade der strasse ein straftatbestand sein kann, aber es gibt hinreichende gründe, mit diesen aktionen die öffentlichkeit auf einen interessenkonflikt in der gesellschaft aufmerksam zu machen, der zu einer katastophe sich ausweiten wird, wenn die adressaten der proteste notorisch nicht hören wollen(e). Nicht die demonstranten handeln kriminell, kriminell handeln die damen/herren: politiker, wenn sie durch unterlassen nicht das tun, was im interesse des gemeinwohls das notwendige ist, eingebettet in der verfassung, einerseits legislativ die erforderlichen maassnahmen auf den weg zu bringen und exekutiv andererseits die entscheidungen im verwaltungshandlungen umzusetzen.
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(a)
den O-ton des zitats hatte Ich am 13.07.2023 im radio gehört(WDR-Köln).    (a)<==// 
(b)
so zitierte die FAZ(01), sich auf das nachrichtenprotal t-online stützend, den Bundesverkehrsminister: Volker Wissing(FDP): "Diese gefährlichen Eingriffe in den Verkehr müssen ein Ende haben. Was die Letzte Generation betreibt ist kein Klimaschutz, sondern Kriminalität". Ähnlich äusserte sich herr Wissing in einem interview mit den Westfälischen Nachrichten, 15.07.2023: "Das, was die Letzte Generation betreibt, ist krimineller Rechtsbruch". (Die liste kann mit anderen namen verlängert werden).
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(01)
Frankfurter Allgemeine Zeitung: Empörung über Aktivisten. Letzte Generation blockiert Flughafen. 14.07.2023, p.4.    (b)<==// 
(c)
Ich verweise auf den politiker: Alexander Dobrindt(CSU)(01).
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(01)    //==> fragment: Dummheit ist maasslos ... . fdm/23.032.    (c)<==//     
(d)
wider besseres wissen, gebetsmühlenhaft wiederholt, verweisen die damen/herren: politiker, darauf, dass der "demokratische prozess" einzuhalten sei(01) im kampf gegen das drohende unheil: klimakatastrophe. Statt zu demonstrieren sollten die protestierer  mehrheiten organisieren, um dann als mehrheit das notwendige auf den weg zu bringen. D'accord, im demokratischen entscheidungsprozess gilt die mehrheitsregel, aber es gilt auch, dass im demokratischen prozess die mehrheit gebunden ist, die rechte der minderheiten in ihr handeln einzubeziehen. Die regel: the winner takes all, zerstört de facto den demokratischen prozess(02). Das wissen ist alt: notwendige reformen scheitern, weil die mächtigen die mittel in der hand haben, diese reformen solange zu hintertreiben, bis die kritische masse erreicht ist, in der alles in einer revolte/revolution auseinanderfliegt. 
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(01)
der mechanismus der transformation der demokratischen ordnung in eine autoritäre, totalitäre ordnung ist bekannt. Die mächtigen beuten die demokratischen regeln aus, um, als demokratisch gewählte in der macht sitzend, den demokratischen prozess zu zerstören. Ich beschränke mich und zitiere: Trump, Erdogan, Orban, Putin, Hitler.
(02)
das problem der mehrheit im demokratischen prozess habe Ich  andernorts en detail erläutert(*1).
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(*1)
//==> adm/ (34) 07/17 - Ist mehrheit mehrheit? Anmerkungen zu einer entscheidungsregel.
//==> adm/ (35) 10/18 - Die illegitime präsidentschaft des herrn T.    (d)<==// 
(e)
taub für die vernunft sind alle, die hören können, aber nicht hören wollen. Taubheit ist die sprachwurzel für dummheit(01).
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(01)   anm.: (c).    (e)<==//    
finis

stand: 24.01.01.
eingestellt: 23.08.01.

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