fortsetzung:
subtext/argumente: 2.81.01-2.82.03
 

2.81.01

die nebengedanken, nicht unwichtig für den hauptgedanken, sind in der klasse: obiter dictum, abgelegt. Es sind beiläufige notizen, die, losgelöst vom kontext, ein eigenes gewicht haben. Diese notizen sind grob in drei unterklassen eingeteilt, die ordnung in den unterklassen folgt keiner inhaltlichen systematik und ist eine einfache numerische reihung in der folge des entstehens(a).
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(a)
hinweis. Es hat sich als zweckmässiger herausgestellt, die obiter dicta anders einzuordnen. Damit ist die übersicht im argument: 2.11.03, in teilen überholt. Das argument bleibt aber bis zum abschluss der arbeit unverändert stehen.
2.82.01
gelegentlich verweise Ich darauf, dass ein bestimmtes sachproblem der politischen theorie nicht weiter erörtert werden soll. Mit einem knappen verweis wird der abbruch des diskurses in einer sachfrage anzeigt. Prima vista entsteht der fatale eindruck, dass Ich mich der erörterung der konkreten sachfrage entziehen wolle, gleichgültig, welcher grund benannt wird. Dieser verdacht ist secunda vista ohne grund, aber den verdacht werde Ich mit keinem argument entkräften können, wenn der rezipient auf seiner meinung beharren will. Dem verdacht kann Ich nur das argument entgegensetzen, dass die erörterung bestimmter sachprobleme en detail den rahmen dieses essays sprengen muss, ohne der sache, die Ich im blick habe, eine erweiterung hinzuzufügen(a). Der gegenstand meiner reflexionen ist die struktur des politischen prozesses, eines prozesses, der mit details überbordend angefüllt ist, dessen details einer näheren betrachtung dann nicht bedürftig sind, wenn, wie man so sagt, das grosse ganze der gegenstand ist. Meine perspektive auf den politischen prozess ist philosophisch motiviert und der fokus der reflexion ist die synthese des analytisch getrennten, eine synthese, die das in der analyse getrennte als bereits geleistete arbeit voraussetzt(b). Ein unbehagen aber bleibt, weil der verweis auf die notwendigen vorarbeiten im unbestimmten belassen ist. Dieses unbehagen muss Ich aushalten, aber Ich verweise, mich selbst entlastend, auf die erfahrung, dass die perspektive des universalgelehrten, wenn sie jemals möglich gewesen war, eine illusion ist; denn das angesammelte wissen der welt ist quantitativ nicht überschaubar, eine erfahrung, die im geläufigen, aber falschen spruch von der lücke greifbar ist. Wenn aber dem spruch: habe mut zur lücke, ein körnchen der wahrheit abgerungen werden kann, dann ist es die geste, mit der auf die datenbänke der welt gezeigt wird, in denen die details des politischen prozesses, säuberlich gelistet, dingfest gemacht sind, details, die die struktur des humanen wissens zu überwuchern scheinen, daten, die dem zugriff des methodisch versierten zwar offen stehen, ihren sinn aber erst in der deutung des interessierten entfalten können. Der trugschluss sollte aber gewärtig sein, dass die benennung der analytisch getrennten dinge der welt nicht ihre reflexion sein kann, exakt die reflexion, mit der das individuum als ich und sein genosse, jeder für sich, die analytisch getrennten details in vielfältigen synthesen verknüpfen(c).
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(a)
mein essay hat in den teilen: text und subtext, einen umfang erreicht, der quer zur schnellen kommunikation steht(01). Der grund der ausweitung ist in der sache fundiert. Jeder diskurs über den begriff: das_politische, ist in seiner struktur komplex ausgestaltet und es ist auszuschliessen, dass der begriff: das_politische, argumentativ auf wenige sätze verkürzt werden kann. Das problem aber bleibt, dass auch der ausweitung der erklärenden sätze grenzen gesetzt sind. Um einen gedanken klar zu fixieren, ist es nicht erforderlich, alles zu berücksichtigen, das im umkreis des gedankens auffindbar ist.
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(01)
das, was im wissenschaftsbetrieb von heute zählt, das ist die geschwindigkeit, mit der informationen verarbeitet werden - der trugschluss aber steht, die reflexion eines arguments mit seiner rezeption gleichzustellen. Rezipiert werden kann vieles, aber nur weniges kann und wird das individuum als ich, eingebunden in seiner reflexion, sich zu eigen machen.
(b)
es ist ein gemeinplatz, dass die geläufigen gegenstände in der analyse des politischen prozesses ein teil des allgemeinen wissens sind, über das das individuum als ich und sein genosse in der wahrnehmung ihres lebens in gemeinschaften verfügen können. Das, was über dieses allgemeinwissen hinausgeht, das ist en detail in einer nicht mehr überschaubaren zahl von publikationen auf dem markt verfügbar. Ich würde mich nur mit fremden federn schmücken, wenn Ich mit ausführlichen bibliographischen hinweisen brillieren würde, beweisstücke, die mit fleiss und technischen hilfsmitteln kompiliert worden sind, die aber den gedanken ertränken. Das, was Ich von den anderen genossen der wissenschaft unmittelbar als argument übernommen habe, das habe Ich nach den regeln der konvention auch ausgewiesen.
(c)
es wird berichtet, dass Aristoteles eine vielzahl von staatsverfassungen gesammelt habe, eine sammlung, die als dokument der historia aber verloren gegangen ist. Das, was heute von der arbeit des Aristoteles, damals im antiken Athen, übergeblieben ist, das ist sein schema der möglichen staatsverfassungen, ein schema, das bis heute als maasstab für die interpretation staatlicher organisationen benutzt werden kann. Es war die beschränkung auf die möglichen strukturen der staatlichen ordnung, die der schrift des Aristoteles seine dauer verschafft hatte, die details im grossen bild müssen aber die rezipienten hinzufügen, wenn sie die argumente des Aristoteles verstehen wollen, argumente, die heute noch gültig sind.
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(2.32.13/(f/02))<==//
2.82.02
glück - was ist das? Diese frage(a) hat nur eine antwort(b), aber die zahl der möglichen antworten, jede antwort für sich identisch mit sich selbst, ist identisch mit der zahl der individuen, die diese frage stellen, wenn sie sich als ich begreifen(c). Jene phänomene, die das individuum als ich und sein genosse als formen des glücks ansehen, das eigne eingeschlossen, sind in raum und zeit endlich, unübersehbar ist aber die menge der phänomene, die als das glück angesehen werden, präzise formuliert als die güter des glücks erscheinen. Der begriff: das glück,(d), definiert vom individuum als ich und seinem genossen, ist für sich einerseits ein phänomen(e), andererseits sind die weltdinge, gegenstand der glückvorstellungen, in ihrer überschaubare menge als phänomene beschreibbar, jedes phänomen für sich in ihrer vielzahl. Was das glück in der vorstellung des individuums als ich sein soll, das ist eine projektion in die zukunft, die, im moment der gelebten gegenwart real geworden, ein factum der vergangenheit sein wird, das das individuum als ich erinnern kann(f). Durchgängig wurde in der tradition über die flüchtigkeit des glücks räsoniert(g), ein glück, das im himmel unerreichbar stabil sei, aber von diesem glück ist der sterbliche, kein gott, ausgeschlossen. Das individuum als ich, eingeschlossen in seine welt, weiss vom glück im himmel zu erzählen, wenn es sein glück als projektion in die zukunft imaginiert oder als factum der vergangenheit erinnnert, gegenstände, die es im moment seiner gelebten gegenwart präsent hat, das eine oder das andere im horizont des jeweils ausgeschlossenen anderen(h). In seiner imagination des projektierten glücks, ein ganzes, ist dem individuum als ich das factum der vergangenheit, ein teil des bildes, präsent, versatzstücke, die interessengeleitet auswechselbar sind(i). Die differenz zwischen der projektion in die zukunft einerseits und andererseits dem factum der vergangenheit, begriffen in den formen der vermittlung, lebt das individuum als ich im moment seiner gelebten gegenwart; denn viel kann das individuum als ich über sein glück erzählen, aber dem, was als glück in den phänomenen erscheint, dem wird immer das eine mangeln oder das andere. Als moment des gelebten glücks, dinge der welt, ist das glück in raum und zeit transitorisch(j) und das, was en vogue als das reale glück auf den tafeln der klassifikationen erscheint, das sind die kleinen steine im mosaik der  vorstellungen, die das individuum, das ein ich ist, als sein glückseliges leben ansieht(k). Es kann zutreffend sein, dass im forum internum das individuum als ich den moment der gelebten gegenwart als das glück, sein glück, lebt, aber eingeschlossen in das, was sein wird, und das, was gewesen war, kann es diesen moment des glücks in raum und zeit nicht auf dauer stellen, und das, was auf dem forum publicum als dauerhaft erscheint, das ist ein gewesenes glück, das in gleicher weise gegenstand ist eines euphorischen aufbruchs in die nahende zukunft oder eines resignativen fatalismus in bleierner vergangenheit. Ohne die utopie des glücks ist für das individuum als ich kein leben denkbar, dem das prädikat einer humanen existenz beigesellt sein könnte.
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(a)
nur das individuum als ich kann die frage nach dem glück stellen, gültig für sich. Folglich sind exakt soviele fragen nach dem glück möglich, wie individuen sich als ich bestimmen. Was der begriff des glücks(01) sein muss, das definiert das individuum als ich. Aber das, was das individuum als ich in seinem forum internum als sein glück lebt, das ist als phänomen auf dem forum publicum in seiner vielfalt so oder so beschreibbar. Diese beschreibungen des glücks(02) werden in ihrer vielzahl auf den tafeln der klassifikationen erfasst, ordnungen, die vom individuum als ich und seinem genossen im konsens gesetzt sein müssen, wenn die ordnung alle, die es betrifft, binden soll(03).
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(01)    argument: //==>2.22.08.

(02)

das glück ausmalen zu wollen, ist eine grosse versuchung, aber es sind verlorene mühen; denn das glück an sich, wie es in der tradition heisst, ist als ideal etwas unerreichbares, für sich ist das glück so banal und langweilig, dass es nur den zu begeistern scheint, der dieses glück, anderes adaptierend, denkt. Es kann zwar eine reizvolle sache sein, das bild der glücksvorstellungen nachzumalen, aber die resultate werden nur soweit verbindlich sein, soweit der genosse bereit und willig ist, diese resultate als für sich bindend zu akzeptieren. Das hier weiter auszuführen ist nicht der zweck meines essays über den begriff: das_politische. Der ausschluss soll aber nicht heissen, dass Ich die eine oder andere glücksvorstellung nicht aufgreifen werde, um diese in meiner welt zu reflektieren.
(03)
es sind also strikt die argumentebenen des begriffs und der phänomene zu unterscheiden. Der begriff: glück, kann nur für das individuum als ich bindend sein, das diesen begriff denkt. Den phänomenen, mit dem begriff unterschieden, kann verbindlichkeit dann zuwachsen, wenn der genosse die unterscheidungen zwischen den dingen der welt als auch für sich verbindlich akzeptiert. Das entscheidende moment ist nicht in den unterschiedenen phänomenen verortet, sondern im willen des individuums als ich und seines genossen, die unterscheidungen als für sich bindend zu akzeptieren. Es heisst, zu seinem glück kann keiner gezwungen werden, wäre es anders, dann entschiede die gewalt darüber, was das glück sein solle(*1), es wäre immer nur das glück des anderen.
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(*1)
allein im selbstentwurf des individuums als ich kann das realisiert sein, was das individuum, das ein ich ist, als sein glück lebt. Aber dieses glück ist immer mehr als die summe der interessen, die das individuum als ich, gegensätzlich geteilt mit dem genossen, in raum und zeit artikulieren kann; denn vermittelt durch die wechselseitigen interessen des genossen und des individuums als ich ist der aspekt der ethik in die reflexionen über das konkrete glück einzubeziehen. Ein interesse aber, das ethisch nicht akzeptabel ist, kann auch nicht als element des realen glücks taugen, weil das glück, wenn es auf das individuum als ich oder den genossen fokussiert ist, in der wechselseitigen relation zwischen dem genossen und dem individuum als ich nur dann bestand haben kann, wenn beide, der genosse und das individuum als ich, in der geteilten glücksvorstellung sich selbst erkennen können.       (a)<==//
(b)
die antwort auf die frage nach dem je meinigen glück ist ein obiter dictum - eine singuläre antwort, die mit anderen antworten gleich sein kann, in keinem fall aber identisch ist. Vergang'nes glück ist ein factum der vergangenheit, wiederholbar in der erinnerung als ein anderes glück.        (b)<==//
(c)
den eingehegten bezirk der tradition verlasse Ich nicht, auch dann nicht, wenn es den anschein hat, als ob nur das individuum als ich das glück definieren könne, einem gotte gleich. Die differenz ist in der terminologie verborgen. Das, was Ich dem individuum als ich zuordne, das wird in der tradition mit dem terminus: das subjekt, gefasst(01). Gemeinhin heisst es auch, nur der mensch sei fähig, eine vorstellung seines glückes zu fassen. Gemäss der logik heisst das, dass alle anderen geschöpfe der welt davon ausgeschlossen seien. Die logik ist das eine, und darüber kann nicht diskutiert werden, wenn kommunikation gelingen soll. Das andere sind aber die prämissen des schlusses, und diese können gemäss der regeln der logik nicht nach den logischen axiomen entschieden werden. Es kann sein, dass der mensch das einzige geschöpf ist, das zum glück fähig ist, allein wir wissen es nicht, ob die anderen lebewesen dazu auch fähig sind(02); denn das, was als dictum eine selbstgewissheit zu sein scheint, das ist nur das resultat eines denknotwendigen postulats, das in raum und zeit die setzung eines individuums als ich ist(03). Als setzung ist die behauptung, nur der mensch sei glücksfähig, logisch konsequent, als ontische aussage aber, üblich in der tradition, ist die glücksfähigkeit des menschen nur eine attribution, die zutreffend sein kann oder nicht, gemäss des glaubens. Ich halte es für möglich, dass tiere auch so etwas fühlen können wie einen glückhaften zustand, aber das sind spekulationen, die hier beiseite gelassen werden können.
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(01)
die historisch benennbaren differenzen zwischen dem begriff: das subjekt, und dem begriff: das individuum als ich, sollen beiseite bleiben(*1).
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(*1) //==>INDEX der argumente, stichwort: subjekt/ich.
(02)
ein vorzüglicher gesprächsstoff ist auf den stehparties die frage, ob ausser dem menschen auch noch andere lebewesen fähig sein können, ihre existenz als ein eigenständiges glück zu empfinden. Ein vorschlag für einen tiefschürfenden streit könnte die vorstellung sein, dass das bakterium: staphyllococcus aureus, dann glücklich sei, wenn es den menschen mit einer eiterbeule quält. Möglich ist dieser diskurs, aber er kann nur absurd sein. Mit diesem obiter dictum ist der diskurs in meiner perspektive geschlossen.
(03)
das, was das glück ist, das erscheint in der setzung des individuums, das ein ich sein will, als die bestimmung seines selbst. Das glück ist seine erfindung in den formen des gelingens.       (c)<==//
(d)
jede mögliche antwort auf die frage nach dem glück wird im horizont der unterscheidung: das ontologische/das relationale argument, reflektiert. In der perspektive des relationalen arguments ist die frage nach dem wesen des glücks gegenstandslos, im horizont des ontologischen arguments wird die frage nach dem wesen einer sache vom gläubigen zirkulär beantwortet. Zwar kann die antwort auf die wesensfrage plausibel sein, aber in keinem fall ist die antwort ein überzeugender beweis für denjenigen, der an das wesen der geglaubten sache nicht glauben kann. In der termininologie des ontologischen arguments ist das glück zwar eine daseiende sache, eingebunden in das sein, aber aus der sache selbst ist kein schluss ableitbar, mit dem als notwendig erwiesen werden könnte, dass die emanation des daseiende weltdinges aus dem sein, so wie behauptet, zwingend sei. Das, was das glück ist, im moment der gelebten gegenwart real erfahren, das ist nur in der relation des individuums als ich zu seinem genossen bestimmbar(01). Das ding der welt: das glück, gleichviel was es ist, das ist als vermittlungsmoment in die wechselseitige relation: individuum_als_ich<==>genosse, eingefügt, sodass die wechselseitige relation von beiden als eine abhängige relation zum vermittelnden ding der welt: das glück, bestimmt ist(02), das, mit sich identisch, von beiden in ihren perspektiven unterschiedlich erfahren wird(03).
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(01)
es ist vorstellbar, dass das individuum als ich in seinem forum internum das gefühl des glücks real lebt, ohne dass der genosse in irgendeiner realen form präsent ist. Dieses gefühl, selbstvergessen in einem besonderen zustand zu sein, der den genossen ausschliesst, sollte aber nicht dahingehend missinterpretiert werden, dass das erleben eines glücksgefühls die notwendige wechselseitige relation des individuums als ich zu seinem genossen aufhebt. Diese relation kann als gegenstand der analyse in der reflexion ausgeblendet sein, aber die relation ist dennoch präsent. Ohne den genossen, gegenwärtig oder nicht, kann das individuum als ich kein ding der welt als form seines glückes erfahren(*1).
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(*1)
es ist ein irrtum, wenn der sogenannte reiche meint, er könne im ausleben seines reichtums als formen des glückes den armen vergessen - er kann in seinem bewusstsein den armen verdrängen, aber nicht auslöschen.
(02)
der gedanke in einer graphik wiederholt. Die wechselseitige relation zwischen dem individuum als ich und seinem genossen ist auch dann real, wenn in der vermittlung durch das glück des einen oder des anderen das ding der welt: das glück, von beiden mit abhängigen relationen erfasst wird. Die relation: individuum_als_ich<==>genosse, ist äquivalent mit der relation: individuum_als_ich<==|==>(ding_der_welt:_das_glück)<==|==>genosse,(*1).
graphik: 204a

Diese konstellation ist im schema des trialektischen modus so darstellbar.
Die relationen:
1.relation: individuum_als_ich<==>genosse
2.relation: individuum_als_ich<==|==>ding_der_welt:_das_glück
3.relation: genosse<==|==>ding_der_welt:_das_glück
graphik:  204b


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(*1)

lies: das individuum als ich relationiert abhängig das ding der welt: das glück; das ding der welt: das glück, relationiert abhängig den genossen. Die reverse lesart ist äquivalent: der genosse relationiert abhängig das ding der welt: das glück; das ding der welt: das glück, relationiert abhängig das individuum als ich.
(03)
man sagt, das glück des einen könne das unglück des anderen sein; äquivalent ist die rede: das unglück des einen könne das glück des anderen sein. Das, was die differenz entscheidet, das ist die perspektive. Hier wird allein auf das problem der perspektive verwiesen, der gedanke aber soll nicht weiter verfolgt werden; denn die bewertung bestimmter phänomene als glück ist eine frage der klassifikation unterschiedlicher glückvorstellungen. In diesem kontext diskutiere Ich das problem der klassifikation möglicher glücksvorstellungen nicht und folglich kann Ich ihre möglichen formen offen lassen(*1).
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(*1) //==>anmerkung: (e)       (d)<==//
(e)
das glück, ein ding der welt, ist als vorstellung ein phänomen und als phänomen ist es wie jedes ding der welt klassifizierbar(01). Eine wissenschaft des glücks ist denkbar, aber wenn diese wissenschaft ins werk gesetzt wird, dann unterliegen die resultate den interessen, die für das individuum als ich und sein genosse bestimmend sind, wenn sie ihre vorstellungen vom glück erörtern. Eine vielzahl von kriterien sind benennbar, mit denen die bedingungen festgelegt werden, die für die bestimmten tafeln der klassifikationen gelten sollen(02). Die aufgabe ist reizvoll, eine phänomenologie der glücksvorstellungen zu komponieren(03); denn für den anderen sind die vorstellungen des glücks eine quelle, die fremden wie die eigenen, quellen, die viel über die person des individuum als ich: A, und seines genossen: B, erkennen lassen; es sind perspektiven auf die dinge der welt, fokussiert im individuellen blick, der vom horizont der interessen begrenzt ist. Diese interessen sind zwar teile eines panoramas von möglichkeiten, aber im plan meines essays sind diese möglichkeiten kein moment des textes, folglich bescheide Ich mich mit dem verweis auf ein ausgedehntes problemfeld und belasse es bei diesem obiter dictum.
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(01)
die begriffe sind auf der argumentebene des begriffs nicht klassifizierbar, weil jeder begriff, den das individuum als ich nach dem logischen axiom des ausgeschlossenen widerspruchs denkt, zu jedem anderen begriff ein widerspruch sein muss. Das ist anders, wenn auf der argumentebene des phänomens die begriffe vom individuum als ich und seinem genossen als phänomene gehändelt werden.
(02)
im gegensatz zur absicht halte Ich es für notwendig, auf ein kriterium möglicher einteilungen zu verweisen. Dem kriterium: zufall, wird in den vorstellungen vom glück eine grosse rolle zugestanden, aber mit dem, was als glück eingeschätzt wird, hat das kriterium: zufall, wenig zu tun. Zusammengezwungen in einem argument, hat das glück weder mit dem zufall etwas zu tun, noch kann durch einen zufall das bewirkt werden, das, wie man sagt, das glück sein solle. Was in den vorstellungen von welt als zufall erscheint, das ist ausserhalb der vertrauten kausalität zwischen den weltdingen verortet; denn es gilt, dass ein phänomen nur dann notwendig sei, wenn es in einer gültigen kausalität festgelegt ist. Folglich wird das als zufällig eingeschätzt, das einer geltenden kausalität nicht subsumiert werden kann. Insofern ist der zufall als phänomen, streng logisch geurteilt, das negative, über das nichts prädiziert wird. Im sinn des gemeinen verstandes, weniger streng geurteilt, wird das, was als zufällig klassifiziert ist, im graubereich des unbestimmten(*1) verortet. Vieles kann möglich sein, eins wird aber immer möglich sein, allein es ist nicht prognostizierbar, dass dieses ereignis der nächste fall sein wird. Das gängige beispiel ist die lotterie.
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(*1)
die differenz: unbestimmt/nicht_bestimmt, ist strikt zu beachten. Mit dem terminus: unbestimmt, wird keine logische verneinung fixiert, diese kann allein mit dem terminus: nicht_bestimmt, angezeigt werden. Aber was dem terminus: nicht_bestimmt, an stilistischem glanz fehlt, das kompensiert die logische klarheit des terminus.
(03)
das unternehmen, die möglichen glücksvorstellungen zu kartographieren, könnte dann lukrativ sein, wenn die versprechungen des glücks, gebunden und sauber geordnet, in die verkaufsregale der supermärkte eingestellt sind. Läuft das geschäft, dann ist der momentane erfolg für den verleger und seinem autor eine sichere bank, ihre leser aber, das versprochene glück in den händen haltend, jagen weiter dem glücke nach.       (e)<==//
(f)
das ding der welt kann nicht das glück sein, aber jedes daseiende ding der welt kann im moment des gelebten lebens für das individuum als ich ein möglicher gegenstand seines glückes werden; denn das, was das individuum als ich in seinen imaginationen des glücks sich vorstellt, das sind, evoziert in den erinnerten facta der vergangenheit, projektionen in die zukunft, vorstellungen, die das individuum als ich mit dem terminus: das glück, kenntlich macht. Jedes erinnerte factum der vergangenheit(01) kann der gegenstand einer projektion in die zukunft sein, projektionen in die zukunft, die im moment der gelebten gegenwart dem individuum als ich als gleich erscheinen können, als vorstellungen des glücks aber zueinander immer das_andere sind. Als das_andere leuchtet das glück in den schönsten farben, projektiert in der zukunft(02); es blitzt belebend auf im moment der gelebten gegenwart und ist als erinnertes factum der vergangenheit nur der schatten dessen, was das individuum, ein ich seiend, als sein glück gedacht hatte, ein factum der vergangenheit(03), das dem individuum als ich in den analysen und synthetisierenden reflexionen als phänomen präsent ist. Der vorwärts gewendete blick, im moment der gegenwart gelebt, ist im glück, gelebt im moment der gegenwart der blick zurück. Der blick des individuums als ich auf die dinge seiner welt, im glück gedoppelt erscheinend, ist für das individuum nicht verzichtbar, wenn es, eingeschlossen im horizont der facta der vergangenheit, in seinen projektionen in die zukunft sich als ich begreifen will.
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(01)
eine klasse dieser facta der vergangenheit wird in der tradition mit dem terminus: utopie, bezeichnet. Die erfahrung ist merkwürdig, dass das, was einmal sein soll, nur in den formen der erinnerten facta der vergangenheit imaginiert werden kann. Aber das, was prima vista auf der argumentebene der begriffe nicht mit den regeln der logik vereinbar zu sein scheint, das ist die realität in ihrer gegensätzlichkeit, wenn auf der argumentebene der phänomene secunda vista die dinge der welt wahrnehmend geordnet werden. Was dem individuum als ich real verfügbar ist, das sind die facta der vergangenheit in den formen ihrer erinnerung. Auch die schönste utopie ist, wenn das individuum als ich sie im moment der gelebten gegenwart als projektion in die zukunft denkt, nur als ein factum der vergangenheit in der erinnerung an diesen moment wieder präsent(*1).
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(*1)
das wiederdenken einer utopie kann das glück sein, das in der realität, komponiert aus den erinnerten facta der vergangenheit, schmerzlich vermisst wird. Ernst Bloch hat diese erfahrung in seinem werk: der Geist der Utopie, wahrnehmbar gemacht, wenn der leser den text zur hand nimmt, ein dokument der historia, und lesend in die welt eindringt, die noch nicht ist, aber sein soll, eine welt, die nur eine vergangene gewesen sein kann(+1).
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(+1) Bloch, Ernst: Der Geist der Utopie. bibliographie/ //==>2.93.62.
(02)
das erinnerte factum der vergangenheit, immer ein anderes, kann als projektion in die zukunft in seiner unbestimmtheit mit den schönsten farben ausgemalt werden(*1), aber das, was in der analyse als eine ausgepinselte negation positiv erscheint, das übermalt das individuum als ich in seiner synthetisierenden reflexion, die die differenz zwischen position und negation verschwinden lässt, ohne die differenz zwischen dem utopischen bild und dem dokument der historia beseitigen zu können. Es ist ein durchsichtiges spiel, das die züge von bösartigkeit hat, wenn der kritiker der gegenwart einerseits mit überlegendem lächeln auf die utopia der geschichte verweist, andererseits aber die krude realität der gegenwart im blick auf die historia dahingestellt sein lässt. Das, was für den kritiker des utopischen bildes eine sichere bank zu sein scheint, das zeigt sich als sein unvermögen, die facta der vergangenheit, als phänomene präsent, im schema der geltenden kausalität nach klassen zu ordnen(*2). Die klasse: utopie, ist durch andere merkmale definiert als die klasse: dokument der historia, gleichwohl das eine oder das andere durchaus in der jeweils andere klasse erscheinen kann, wenn auf bestimmte gemeinsame merkmale abgestellt wird.
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(*1)
es genügt, wenn Ich auf die historia der utopien seit Thomas Morus verweise, aber das phänomen: utopie, ist historisch betrachtet älter und dürfte in den formen religiöser praktiken zur erbschaft humaner existenz gehören. In der jüdischen tradition markiert die metapher: Jerusalem, eine form der erinnerung an vergangenes, das noch in der zukunft liegt. Die dreiteilung der welt: "erde, himmel und hölle", der mythos vom jüngsten gericht, ist ein zentrales moment in der christlichen religion. Das versprochene paradies und die heimkehr nach Jerusalem sind, analytisch-formal beurteilt, utopien, deren wirksamkeit, fundiert im vertrauen der gläubigen, die hoffnung ist, dass das, was noch nicht ist, sein werde.
(*2)
die prognosen der wissenschaften sind varianten der kritik des utopischen bildes. Die differenz sollte aber nicht unterschlagen werden, die zwischen einer prognose, basierend auf statistiken, und der interpretation bestimmter erwartungen besteht, irreführend mit zahlen unterlegt. Eine prognose, insbesondere die der wirtschaftswissenschaften, ist post festum nicht deshalb falsch, weil ihre konstrukteure nicht rechnen konnten, sondern ihre prognosen werden immer dann notwendig falsch sein, wenn die klassen falsch definiert sind, die mit bestimmten zahlen besetzt werden. Die hochgerechnete zahl einer statistik sollte nicht mit der verheissung einer utopie gleichgesetzt werden, auch dann nicht, wenn bestimmte parameter eine gleichsetzung anzuzeigen scheinen.
(03)
das, was als glück in einem ding der welt erscheint, das ist ein factum der vergangenheit, das in der erinnerung anders erscheint als es im moment der gelebten gegenwart erfahren wurde(*1). Die perspektive der zeiterfahrung kann analytisch ausgeblendet werden, in der synthese des analytisch getrennten ist sie aber wirksam, wenn das individuum als ich und sein genosse über das, was sie als glück ansehen, reflektieren. Die zeiterfahrung der diskurtanten ist in den diskursen über das glück ein konstitutives moment, das gespiegelt in den unterschiedlichen vorstellungen vom glück erscheint(*2).
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(*1)
das, was im moment der gelebten gegenwart als factum der vergangenheit in diese abgesunken ist, das kann das individuum als ich nur im moment der gelebten gegenwart erinnern, der immer ein anderer moment ist. Eine identität der momente ist logisch ausgeschlossen, und was als phänomen erscheint, das kann eine gleichheit der momente indizieren, zumeist sind es aber nur gegensätze in einem unterscheidbaren grad der verschiedenheit. In der erfahrung des glücks muss das individuum als ich seine zeiterfahrung immer mit einbeziehen.
(*2)
es kann zweckmässig sein, über die konkreten zustände des glücks(+1) zu räsonieren, damals und heute(+2). Das glück ist relativ, und was als form eines absoluten glücks(+3) präsentiert wird, das ist eine phantasmagorie, die gewalttätig wirkt. Weder das individuum als ich noch sein genosse können sich dem diskurs über das glück entziehen, weil das, was als ihr glück erscheint, von ihnen in einer konkreten relation festgestellt wird. Das glück, oder das, was für ein glück gehalten wird(+4), das ist als ding der welt ein teil der welt, das, gleichwohl im horizont der welt eingebunden, in keinem fall das ganze sein kann. Folglich muss das glück, von Aristoteles in seiner Nikomachischen Ethik erörtert(+5), ein anderes aussehen haben als das glück, von dem der moderne bürger, folgt man der werbung, träumen soll. Was das glück in seiner zeit ist, das ist ein problem der darstellung, und dieses problem ist mit einer kasuistik der glückfälle nicht auflösbar; denn jede gelebte gegenwart ist etwas neues, und das neue kann, wenn die zeit geschehen ist, nur ein factum der vergangenheit sein(+6).
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(+1)
das, was mit den termini: glück und glückseliges leben, bezeichnet wird, das sollte als phänomen auch strikt unterschieden werden. Der terminus: das glückselige leben,(§1) bezeichnet die strukturen, in denen das individuum als ich bestimmte dinge der welt als sein glück erfahren kann. Für sich ist das glück immer ein phänomen, das zu den anderen phänomenen relativ ist.
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(§1) argument: //==>2.42.04.
(+2)
das, was Aristoteles unter dem terminus: glück, in seiner zeit kritisch reflektiert hatte, das kann als dokument des historia heute noch von einem gewissen erkenntniswert sein, aber diese reflexionen sind etwas anderes als das, was meine zeitgenossen heute willens sind als glück anzusehen - eine bindensweisheit, auf die wieder einmal zu verweisen nützlich sein kann, wenn der raum freigehalten werden soll, um die strukturen möglicher glückserfahrungen diskutieren zu können, von denen behauptet wird, d'accord mit der tradition, dass sie gleich seien. Aber das ist ein anderes problem.
(+3)
das, was das glück konkret sei, das lässt sich wie ein katalog von meinungen über das, was glück sein soll, lesen. Die phänomenologie der glückvorstellungen ist so umfangreich wie die feststellbare zahl derjenigen, die sich als ein individuum begreifen, das ein ich ist. Für mich ist die realisation einer erschöpfenden phänomenologie des glücks nicht durchführbar und der zweifel besteht, ob die durchführung eines solchen programms sinnvoll sein kann. Vorhandenes wissen kann archiviert werden, wirksam ist das wissen aber nur dann, wenn es genutzt wird; denn in der zeit fasst das teil das ganze niemals real als ein ganzes.
(+4)
das, was so als glück gedacht wird, das ist in der postmoderne 2011 bestens geeignet, gegenstand einer polemik zu sein. Das glück ist beliebig geworden, reduziert auf das, was von den strategen in den büros der werbeagenturen gerade als glück propagiert wird. Es mag ja sein, dass der folgsame zeitgenosse sich genau dann glücklich fühlt, wenn er fühlt, dass er d'accord ist mit den angeboten der werbebranche - das glück im schock. Für die verkäufer des glücks könnte dies am markt ein erfolgreiches geschäftsmodell sein, das angedrehte glück aber entpuppt sich als fall für die anstehende müllentsorgung.
(+5)
Aristoteles hat das glück nicht als eine sache erörtert, wohl aber als eine tugend, die er mit dem terminus: glückseligkeit, bezeichnet. Nicht die güter des glücks, momentane zustände der glückseligkeit, sind der fokus seines interesses, sondern die formen des möglichen erwerbs der güter, die dann als das glück bewertet werden können. Diese differenz wird in den diskursen über das glück zumeist ignoriert.
(+6)
als ein erschöpfendes ganzes ist die komposition einer phänomenologie der glücksversprechen bestenfalls eine projektion in die zukunft; pragmatischer aufgefasst, folglich auch näher an der realität des moments der gelebten gegenwart, ist die absicht, die bedingungen festzustellen, unter denen ein individuum als ich das erfahren kann, was sein glück sein könnte. Diesen plan, gültig für seine zeit, hatte Aristoteles in seiner Nikomachischen Ethik realisiert, Ich folge ihm in meiner zeit.       (f)<==//
(g)
es sollte genügen, wenn Ich allgemein auf das stichwort: glück, glückseligkeit, im Historischen Wörterbuch der Philosophie verweise(01). In seiner darstellung der historia der begriffe akzentuiert Robert Spaemann den besitz der güter als formen des glücks. Die eingrenzung der möglichen phänomene des glücks ist das fundament für seine feststellung, dass die menschen das glück niemals als gesichert angesehen haben. Dieser einschätzung widerspreche Ich nicht, aber die reduktion des begriffs: glück, auf dem besitz von gütern, als reichtum erscheinend, ist in meiner perspektive unzureichend. Angemessener erscheint mir die fundierung des begriffs: glück, in den vorstellungen der arbeit, durch die das individuum als ich die dinge der welt schafft, die sein eigentum sind, eigentum, das es besitzen können muss. Ein aspekt des glücks ist auch die freiheit, die der besitz der güter schaffen kann, die das individuum als ich mit seiner arbeit als eigentum geschaffen hat(02).
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(01)
Historisches Wörterbuch der Philosophie: stichwort: glück, glückseligkeit. Bd.3, sp.679-707(Robert Spaemann). bibliographie/ //==>2.93.48
(02)
Richter,Ulrich: Die begriffe: eigentum und besitz, im trialektischen modus. 016:eigentum. bibliographie/ //==>2.93.49.           (g)<==//
(h)
die wiederholung des gedankens in einer graphik. Die einbindung des gedankens ist klarer fassbar, wenn die beziehungen zwischen den momenten: "das individuum als ich, sein glück und der besitz desselben" in einer graphik gefasst werden. Das zugrundeliegende argument ist die zeiterfahrung im trialektischen modus(01). Im moment: gegenwart, ist immer das individuum als ich einzusetzen. Im moment: zukunft, können die momente: "projektion in die zukunft, oder glück, oder utopie" eingesetzt werden und im moment: vergangenheit, die momente: factum der vergangenheit und besitz(02).
Das grundschema des glücks.
Die relationen sind:
1.relation: individuum_als_ich<==|==>glück
2.relation: individuum_als_ich<==|==>besitz
3.relation: glück<==|==>besitz
graphik: 204c


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(01)

zur schnelleren übersicht wird das schema als graphik zitiert(*1). Für den lokalen zweck wurde eine modifikation vorgenommen. Die momente: vergangenheit und zukunft, erscheinen im bezug auf die momente: glück und besitz, in ihrer stellung anpassend ausgewechselt.
Das schema der zeit/zeiterfahrung.
Die relationen sind:
1.relation: gegenwart<==|==>zukunft
2.relation: gegenwart<==|==>vergangenheit
3.relation: zukunft<==|==>vergangenheit.
graphik. 0204d
 

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(*1) argument: //==>2.24.26.

(02)
die schemata des glücks und der zeit können in der reflexion miteinander verknüpft werden, ohne dass sie identisch fallen, auch dann nicht, wenn die momente gegeneinander ausgetauscht werden. (In der graphik nicht ausgeführt, die kombinationen sind dem rezipienten überlassen).
graphik: 204e

(h)<==//

(i)
räsoniert wird über die facta der vergangenheit, die als glück erinnert werden, und in diesen erinnerungen erscheint das glück allein in den formen eines mangels, weil das, vorgestellt in einer projektion in die zukunft, im moment der gelebten gegenwart, ort seiner verwirklichung, in ein factum der vergangenheit transformiert worden ist. Das ist der systematische anknüpfungspunkt für die meinungen der tradition, in denen das glück immer mit den formen des besitzes und des reichtums(01) verknüpft erscheint. Im genuss des besitzes kann das individuum als ich sich glücklich fühlen, aber der besitz materieller güter ist in der welt nur eine der möglichen formen des daseins, andere formen des daseins sind von der erfahrung des glücks nicht ausgeschlossen, erfahrungen, die aber mit dem besitz einer sache nicht unmittelbar verknüpft sein müssen. In der tradition spricht man auch vom glück in der askese, das durch die formen des nichtbesitzens bestimmter weltdinge definiert wird. Was als das glück gelten soll, das kann weder auf die eine form reduziert werden, noch auf die andere, immer fehlt dem einen per definitionem notwendig das andere(02).
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(01)
reichtum, in den formen des besitzes bestimmter weltdinge, ist auch das vermittlungsmoment, das die unterschiedlichen interessen des individuums als ich und seines genossen in den formen des glücks miteinander verbindet. Das interesse ist wiederum nur eine perspektive auf das, was als glück angesehen wird. In ihren perspektiven machen das individuum als ich und sein genosse, jeder für sich, formen der welterfahrung geltend, die sie als zustände des glücks interpretieren. Unter dem terminus: interesse, verknüpft das individuum als ich heterogene vorstellungen mit den vorstellungen, die es mit dem terminus: glück, bezeichnet(*1). In der perspektive des interesses wird die phänomenologie der glücksvorstellung mit zusätzlichen phänomenen angereichert, was für die übersichtlichkeit der möglichen fälle nicht gerade förderlich ist. Über das, was ein interesse ist, soll hier nicht weiter nachgedacht werden.
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(*1)
in der erklärung der grundrechte von Virginia, 12.06.1776, ist diese situation mit dem terminus: persuit of happiness, bezeichnet(+1).
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(+1) Erklärung der Grundrechte von Virginia,12.06.1776, Artikel 1. In: Heidelmeyer(Hrsg.): Die Menschenrechte. bibliographie/ //==>2.93.55.
(02)
dieser aspekt schafft wiederum reizvolle perspektiven auf die möglichen phänomene, die von den menschen als zustände des glücks angesehen werden. Wenn über diese probleme reflektiert wird, dann werden immer die unterschiedlichsten phänomene in den blick fallen, die zu beurteilen im konkreten fall reizvoll, nützlich, ja zweckmässig sein können, aber was immer auch erörtert werden mag, es sind teile im ganzen, die im blick auf das ganze als defizitär gefühlt werden.        (i)<==//
(j)
das glück ist flüchtig, es lässt sich nicht einsperren wie ein ding der welt, das das individuum als ich besitzt und im besitz desselben den genossen vom genuss desselben ausschliesst. Immer ist das glück auf der wanderschaft; es kann, wenn's denn glückt, an einem ort in der zeit oder im raum in einem moment der zeit dingfest gemacht werden, aber bereits in der benenung des glücks hat sich das, was das individuum als ich auf dauer gestellt wissen will, seiner verfügung entzogen und wird, wenn's denn geschieht, als factum der vergangenheit erinnernd in den moment der gelebten gegenwart zurückgeholt, aber das ist ein anderes glück und das neue glück ist zumeist nur eine blasse vorstellung von dem, was einmal gewesen war. Im moment der gelebten gegenwart blitzt das glück auf, immer etwas neues, wenn die reflexion der erinnerten glückszustände gelingt.       (j)<==//
(k)
das glück und das glückselige leben(01) ist nicht dasselbe, obgleich beides am selben ding der welt festgemacht sein kann. Die differenz ist in den begriffen: glück und glückseliges leben, verortet und nicht in den dingen der welt, die mit den begriffen voneinander unterschieden werden(02). Das glückselige leben kann die summe unterschiedlicher glückserfahrungen sein, die als form möglichen glücks interpretiert werden, aber das glückselige leben erschöpft sich weder in dem einen glück, das im moment der gelebten gegenwart aufscheint, noch kann das erscheinende glück im moment der gelebten gegenwart das glückselige leben sein. Die dialektik von glück und glückseligem leben ist für das individuum als ich nur dann als ein ganzes fassbar, wenn das individuum als ich die dialektik von glückseligem leben und glück in die trialektik der momente einbindet, in der das individuum als ich selbst ein moment ist. Das ist logisch nur dann widerspruchsfrei fassbar, wenn die momente: "individuum als ich, sein glück und sein glückseliges leben" in ihrer differenz gefasst sind(03). Diese differenz behauptet es, wenn es sein glück und sein glückseliges leben als ein werk begreift, das es mit seiner arbeit schafft.
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(01)    argument: //==>2.42.04.

(02)

Ich scheine mich zu wiederholen, aber auf diese klarstellung will Ich nicht verzichten, weil in der reflexion der begriffe und der phänomene diese differenz in den hintergrund abgeschoben werden kann, damit werden aber die bedingungen verändert, unter denen Ich den begriff: das glück, und die phänomene des glücks diskutiere.
(03)   argument: //==>2.24.63.         /(k)<==//
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(text/1.3.21b)<==//
2.82.03
Ich habe die absicht, in einem utopischen bild meine unsystematischen gedanken zu einer gerechten besteuerung des bürgers zusammenzufassen, aber das ist eine projektion in die zukunft, fixiert in einem moment der gelebten gegenwart, eine projektion in die zukunft, für die der moment der realisation noch ausständig ist, ein moment der gelebten gegenwart, in dem die projektion in die zukunft in ein factum der vergangenheit transformiert sein wird, ein factum der vergangenheit, das in einem dokument der historia präsent ist. Angekündigt ist das projekt, aber vieles wird am rand des weges noch unvollendet zurückbleiben ... (a).
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(a)
zuviel versprochen? - und doch zu wenig, ein obiter dictum eben.
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(2.42.24/(h))<==//


fortsetzung:
subtext/argumente: 2.91.01 bis 2.92.04

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stand: 13.05.01.
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