die phänomene der utopien sind umstritten; denn die zahl der vorstellungen
über das, was kommen soll, stimmt exakt mit der zahl der individuen
überein, die je auf der erde als ein ich existiert haben und existieren.
Jedes individuum als ich hat seine vorstellungen von dem, was noch nicht
ist(Ernst Bloch)(a).
Seine vorstellungen, es sind träume, sind projektionen in die zukunft,
deren fundament die facta der vergangenheit sind. Das individuum als ich,
eingeschlossen sein genosse, kann seine existenz sinnvoll nicht bewältigen,
ohne die utopie einer besseren, einer anderen welt zu imaginieren, vorgestellt
in seinem forum internum und, wenn das der fall ist, entäussert auf
dem forum publicum als eine utopie(b).
Das individuum als ich nimmt das, was auf dem weg vor den füssen liegt,
in einer projektion in die zukunft voraus, um dahin gelangen zu können,
wohin es kommen will. Alles kann ein ziel sein(c),
einerseits, theologisch gewendet, das paradies in den formen einer erlösung,
andererseits, Hegel'lisch formuliert, das bild des absoluten geistes, der
sich vollendet hat. Es sollte beachtet werden, dass das haben des ziels
in der fassung einer utopie das wissen ist, das im moment der gelebten
gegenwart als vorstellung der utopie ein ereignis ist, das als factum der
vergangenheit in diese abgesinken wird, das, erinnert, als projektion in
die zukunft im moment der gelebten gegenwart zurückkehrt(d),
vorstellungen, die weder das factum der vergangenheit sein können,
noch die realisation der projektion in die zukunft sein werden. Im moment
der je gelebten gegenwart sind sie etwas neues, das ein anderes ist(e).
Die utopien der welt, im moment der gelebten gegenwart real als vorgestellte
projektionen in die zukunft, sind, wenn das vorgestellte im moment der
gelebten gegenwart realisiert werden soll im moment ihrer realisation schon
ein factum der vergangenheit, das das individuum als ich in einem neuen
akt wieder erinnern muss(f).
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(a)
Ich greife Bloch's formel auf, entfaltet als das prinzip: hoffnung.
Der aspekt: hoffnung, das treibende moment in jeder vorstellung einer utopie,
wird nicht weiter erörtert, weil dies ein aspekt ist, der andernorts
in der notwendigen breite des problems analysiert und reflektiert werden
muss. (a)<==//
(b)
die historia des begriffs: utopie, kann beiseitegestellt bleiben. Es
genügt, wenn auf das einschlägige stichwort im Historischen Wörterbuch
der Philosophie verwiesen wird(01).
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(01) Historisches Wörterbuch der Philosophie, stichwort:
utopie, Bd.11, sp.510-526. //==>bibliographie/2.9.56.
(b)<==//
(c)
es ist üblich, über die utopie schlecht zu reden, weil die
schwätzer nicht wissen, wovon sie reden. Es genügt auf ein simples
phänomen zu verweisen, nämlich die erfahrungen mit jeder form
von planung, die in ihrer struktur dem modell der utopie folgt: was noch
nicht ist, das soll werden. Es besteht der konsens, dass ohne planung nichts
gehe; denn wäre es anders, gäbe es nur den blossen zufall - nämlich
das, was gerade kommt. (c)<==//
(d)
die utopie in den formen der projektionen in die zukunft ist ein moment
der zeiterfahrung. Es ist eine form von dummheit, wenn in bestimmten situationen
die phänomene der utopie ausgeschlossen würden. Jeder wunsch
ist de facto eine utopie, und aus dem begriff der zeit kann die zukunft
nicht ausgeblendet werden. Das wird andernorts erörtert(01).
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(01) //==> INDEX der argumente(hp), stichwort: zeiterfahrung.
//==>argument: 2.3.03.
(d)<==//
(e)
mit dieser logik ist geklärt, warum einerseits eine utopie, vorgestellt
in raum und zeit, in raum und zeit nicht 1:1 umgesetzt werden kann, und
andererseits die vorgestellte utopie als ein factum der vergangenheit erinnert
wird, die im moment der gelebten gegenwart ein ereignis gewesen war. In
der spannung, einerseits die erhoffte realität einer besseren welt,
andererseits die erfahrene realität als gewalt, realisiert das individuum
als ich, sein genosse eingeschlossen, seine existenz, die sowohl im horizont
der facta der vergangenheit als auch im horizont der projektionen in die
zukunft, als defizitär erfahren wird(01).
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(01) //==>argument: 2.3.03.
(e)<==//
(f)
mit dem begriff: utopie, ist ein gemaltes bild identifiziert, das notwendig
eine realität vorgaukelt, die im moment der gelebten gegenwart nur
als ein factum der vergangenheit erinnert werden kann. Das, was im moment
der gelebten gegenwart als realität präsent ist, die utopie des
besseren noch nicht, das sind allein vorstellungen des individuums als
ich, die es als factum der vergangenheit erinnert hat, vorgestellt in einer
projektion in die zukunft. (f)<==//
(2.2.08<==//)
die begriffe: forum internum und forum publicum, sind zentrale ordnungsbegriffe
im relationalen argument. Es ist notwendig, strikt die konstituierenden
bereiche der individuellen erfahrung zu unterscheiden, weil unter den bedingungen
von raum und zeit das individuum als ich, sein genosse eingeschlossen,
sich in zwei erfahrungsräumen bewegen, die absolut von einander getrennt sind(a).
Das forum internum ist der ort, in dem das individuum, ein ich seiend,
bei sich selbst ist. Die kategorien: raum und zeit, sind gegenstandslos.
Jede vorstellung, die denkbar ist, ist möglich und der genosse hat
keinen zutritt in diesen raum(b).
Unmittelbar es selbst seiend, ist das individuum, das ein ich sein will,
das, zu dem es sich selbst autonom entschieden hat, sich selbst in der
entscheidung absolut bindend. Alle vorstellungen, zu denen das individuum
als ich fähig sein kann, sind möglich, wenn das individuum als
ich diese vorstellungen denkend imaginiert(c).
Der genosse, mit dem individuum als ich auf dem forum publicum agierend,
kann, solange rational von einem individuum, das ein ich ist, gesprochen
wird, das forum internum des je anderen nicht betreten.
Das, was das individuum als ich denken kann, das kann es bei sich behalten,
aber das individuum als ich, seine existenz mit dem genossen realisierend,
kann das vorgestellte auch auf dem forum publicum entäussern, das,
raum und zeit unterstellt, der kampfplatz ist, auf dem das individuum als
ich mit seinem genossen alle dinge der welt kontrovers händeln muss,
weil der genosse gleiches beanspruchen kann und realisieren will. Das forum
publicum ist traditional die welt in ihren kausalitäten, die das individuum
als ich und sein genosse gesetzt haben, wenn sie mit ihren vorstellungen,
das je eigene forum internum verlassen habend, ihre welt gestalten, ihre
je eigene grenze findend im jeweils anderen. Geordnet in den geltenden
kausalitäten realisieren das individuum als ich und sein genosse auf
dem forum publicum ihre existenz, jeder für sich, und sie sind auf
das verwiesen, was der jeweils andere zugestehen und akzeptieren will.
Das individuum als ich ist in beiden bereichen zuhause, entweder im
forum publicum oder im forum internum - tertium non datur(d).
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(a)
die strikte unterscheidung der beiden erfahrungsbereiche wird en detail
andernorts erörtert, immer situationsbedingt(01).
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(01) //==> INDEX der argumente(hp), stichwort: forum
internum/publicum. (a)<==//
(b)
es wird immer wieder davon geredet, dass es mit den modernen techniken,
insbesondere dem, was unter dem kürzel: KI(=künstliche intelligenz),
läuft, eines tages möglich sein werde, per computer das denken
der menschen zu bestimmen, das soll heissen: zu programmieren. Es mag sein,
dass man in diesen techniken sehr weit kommen wird, aber ein eindringen
in den raum des forum internum ist ausgeschlossen; denn das sprechen vom
menschen ist dann gegenstandslos, wenn das der fall ist, und das, was bleibt,
das wird etwas sein, aber es ist nicht mehr die welt der menschen, und
über das, was noch ist, wird kein mensch mehr reden, weil es diesen
als spezies nicht mehr geben wird. (b)<==//
(c)
das, was das individuum als ich in seinem forum internum denkend imaginiert,
das sind die vorstellungen, für die kein gesetz gültig sein kann.
Der grund ist, dass der begriff: gesetz, entlehnt den vorstellungen in
der welt, im forum internum gegenstandslos ist(01). Tradidional gesprochen
ist das forum internum der ort des glaubens, zu dem nur der gläubige
selbst zugang hat, auch sein gott ist ausgeschlossen.
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(01) die selbstbindung in der autonomen entscheidung ist kein gesetz
im sinn der weltgesetze. Im forum internum entscheidet sich das individuum,
bei sich selbst seiend, in jedem moment seiner gelebten gegenwart autonom,
das soll heissen: neu, und eine abweichung von vorangegangenen entscheidungen
in der zeit ist, weil der zeitbegriff nicht gültig sein kann, gegenstandslos.
Das problem der absoluten selbstbindung ist erst dann relevant, wenn das
individuum als ich seinen gedanken auf dem forum publicum entäussert
hat. Der entäusserte gedanke ist ein element der welt, die das individuum
als ich mit seinem genossen teilt. Der genosse muss, wenn er mit dem individuum
als ich kommuniziert, sich sicher sein, dass das wort gültig ist,
so, wie es steht, affirmiert in der geltende kausalität. Das ist nur
möglich, wenn das individuum als ich sich selbst an sein wort gebunden
hat. (c)<==//
(d) //==>argument:
2.3.04.
(d)<==//
(2.2.09<==//)