fortsetzung:
subtext/argumente: 2.42.15-2.42.18
 

2.42.15

das ideal des königtums ist, dass einer regieren möge und alle ihrem führer folgen; die unabdingbare rückseite des ideals ist die tyrannis, in der einer die herrschaft usurpiert hat und alle zwingt, ihm zu folgen(a). Das prinzip dieser idee ist, dass einer führt und alle anderen folgen(b). Das moment der freiheit ist als auszeichnung einer bestimmten person auf diese person fokussiert, alle anderen im staat per definitionem ausschliessend(c). Das konstitutive moment des königtums ist, dass einem individuum, ein ich seiend, sei's als könig, sei's als tyrann, im staat ein vorrang zukommt, in dessen horizont alle anderen bürger im staat, verknüpft in der gleichheit aller, zurückgesetzt sind(d). Weil der staat, gemäss seines begriffs, die gesamtheit aller bürger umfassen muss, ist die aussonderung des königs das problem der staatsform: "königtum, respektive tyrannis", eine differenz, die begründungsbedürftig ist. Das individuum als ich, das den anspruch der herrschaft(e) gegen den genossen geltend macht, muss gegenüber dem genossen begründen, warum es allein befugt sein soll, einen befehl zu geben, der zu befolgen ist. Viele gründe können benannt werden, resultat der erfahrungen in raum und zeit, aber es kann kein grund benannt werden, der aus sich quellend der grund sein muss, mit dem die befehlsgewalt des einen über die anderen abschliessend begründet werden kann. Der angelpunkt dieser überlegung ist einerseits das individuum als ich, das aus der idee des königtums den anspruch ableitet, der eine zu sein, der allein befehlen kann, und andererseits das individuum als ich, das für seinen anspruch auf alleinige führerschaft gegenüber dem genossen, also jedem bürger des staates für sich, anerkennung erlangen muss, eine anerkennung, die allein die bürger des staates, jeder für sich, aussprechen können. Und ein drittes ist zu beachten. Das individuum als ich ist das ausgeschlossene dritte moment der relation, die zwischen den bürgern des staates, jeder für sich, und der idee des königtums gesetzt ist(f). Die struktur der begründung des königtums ist in der theorie eindeutig und überschaubar, in der praxis aber sind soviele standpunkte möglich wie es bürger eines staates gibt. Es ist unbestritten, dass die denkbaren gründe, möglich in raum und zeit, faktisch klassifizierbar sind, in der zahl der alternativen überschaubar begrenzt(g), aber mit der klassifikation bleibt das strukturproblem in raum und zeit unauflösbar stehen, wie die herrschaft des einen über alle pragmatisch gehändelt werden soll, wenn kein beispiel benannt werden kann, von dem prädiziert ist, das problem der herrschaft des einen über alle anderen auch abschliessend gelöst zu haben(h). Das, was mit den klassifikationen als versprechen in raum und zeit gestellt ist, das ist in zeit und raum abschliessend nicht erreichbar.
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(a)
Ich folge dem schema der staatsordnungen, das Aristoteles vorgelegt hat(01). Das negierte spiegelbild des königs ist der tyrann, aber im negierten spiegelbild des tyrannen erscheint der könig nicht zwingend als der strahlende führer. Die logik der abgrenzung: guter staat/schlechter staat, ist nicht reziprok symmetrisch(02). Die abgrenzung erlaubt einerseits das negierte bild des königs in einer position als bild des tyrannen zu interpretieren, aber aus der negation des tyrannenbildes ist logisch zwingend nicht das ideal des guten königs ableitbar(03). Die frage, warum im fall des königs das prinzip als gut, im fall des tyrannen als böse bewertet wird, das kann nicht aus dem prinzip: herrschaft des einen über alle, abgeleitet werden, die frage ist aber beantwortbar, wenn die maxime der bewertung in die begründung eingebunden wird, dass es jedem bürger im staat erlaubt und möglich sein muss, dem glückseligen leben nachzustreben(04). Das ist aber etwas anderes.
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(01)    argument: //==>2.41.06.

(02)

klarstellung. Eine position kann logisch negiert werden, aber aus der negation ist keine position kreierbar, ohne ein weiteres zusätzliches merkmal hinzuzufügen.
(03)
für die bekannt gewordenen historischen rechtfertigungen des tyrannenmords können viele gründe geltend gemacht werden(*1), diese erklärungen sind aber mit der logik dieses arguments nicht vereinbar. Zwar können dem tyrannen alle denkbaren schlechtigkeiten angehängt werden, der bestimmte tyrann kann dem anderen als die inkarnation des bösen, gesteigert: des absolut bösen, erscheinen, aber das sind keine zulässigen gründe, die die tötung des tyrannen rechtfertigen könnten(*2); denn auch der böse mensch ist ein individuum, das ein ich sein kann, auch dann, wenn es durch seine untaten sich selbst als ich entmächtigt hat.
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(*1)
über diese gründe kann und muss öffentlich diskutiert werden, weil sie als gründe geltend gemacht werden, die in interessen fundiert sind, denen der tyrannenmörder ebenso folgt wie der königsmörder. Die einzelne tat kann plausibel erklärt werden oder auch nicht, aber es sind erklärungen, die die tötung des anderen nicht gerechtfertigen können.
(*2)
der fall der tötung des tyrannen ist vom mord an dem tyrannen zu unterscheiden. Die differenz zwischen mord und tötungshandlung mag klein sein(+1), aber diese differenz ist in der konstruktion der notwehr als recht des individuums als ich entscheidend. Wenn der tyrann in seinem gewalttätigen handeln versucht, den genossen seines lebens zu berauben, dann ist der angegriffene befugt, den angreifer daran zu hindern und, die ultima ratio eingeschlossen, den angreifer zu töten, nämlich dann, wenn der angegriffene sich anders nicht im leben halten kann. Dieses recht des angegriffenen hat seine schranke in der geltenden rechtsordnung, die den tyrannen als rechtbrechenden angreifer wirksam in die schranken weist.
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(+1) die haarspaltereien der juristen sollten hier besser beiseite gelassen werden. Ob eine tötungshandlung als mord oder als totschlag beurteilt werden soll, das hängt von der stuation ab, und die faktenlage ist in der regel unklar und immer umstritten.
(04)   argument: //==>2.42.04.       /(a)<==//
(b)
das prinzip, einer solle führen und die anderen müssen folgen, ist dem begriff: führertum, prima vista zum verwechseln ähnlich(01). In der analyse und in der synthese des analytisch getrennten sollte secunda vista die differenz beachtet werden, die die phänomene: staat und verband der sozialen gruppe, voneinander trennt. Die führung des staates ist die gemeinsame sache aller bürger des staates und einer soll, mit herrschaft mandatiert, als führer herausgehoben sein, die führung einer gemeinschaft aber ist strukturell nicht vergleichbar, weil im verband der sozialen gruppe die ungleichheit der mitglieder das organisationsprinzip ist und die führerschaft des gruppenführers anders begründet sein muss. Im verband der sozialen gruppe hat der führer funktionsspezifisch die befehlsgewalt, im staat kann der sogenannte führer seine autorität nur auf das verfahren stützen, durch das ihm die befehlsgewalt auf zeit und zweck eingeräumt worden ist.
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(01)
der termini: führer und führertum, sind historisch vergiftet(*1). Ich verwende diese termini von ihren historischen konnotationen losgelöst, ein versuch, der problematisch ist, weil verwechselungen naheliegen, allein vermittelt durch den terminus. Ein anderer terminus ist mir aber nicht verfügbar, und der ausweg, das problem mit dem unverdächtigen anglizismus: guide, zu eskamortieren, kann keine akzeptable lösung sein.
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(*1)
an klein_Adolf komme Ich nicht vorbei, klein_Josef als pendant eingeschlossen. Das kritische potential dieser karikaturen will Ich hier nicht weiter ausbeuten, weil in meiner analyse des problems: königtum versus tyrannis, der historische kontext ephemer, also marginal ist.      (b)<==//
(c)
Hegel hat in seiner geschichtstheologie der freiheit den historischen prozess der freiheit, präziser: den prozess der emanzipation des einen vom zwang durch den anderen, auf die griffige formel reduziert, dass im beginn der geschichte einer frei gewesen war, dann waren es wenige und schliesslich sind, im moment der vollendung, alle frei(01). Das entworfene modell des fortschritts in der freiheit ist verführerisch plausibel, aber es ist ein irreführendes modell(02). Die freiheit des bürgers, real in seinen bürgerlichen freiheiten(03), ist ein strukturmoment, mit dem das binnenverhältnis der bürger, zueinander gleich, pragmatisch geregelt werden soll. Die freiheit des königs, usurpiert vom tyrannen, ist die befugnis, im staat der gleichen herrschaft auszuüben, herrschaft, deren zweck es ist, den staat als ganzes in seiner funktion für alle zu halten. Das pragmatische problem ist, das herrschaftsverhältnis des königs zu seinen untertanen(04) so zu gestalten, dass der zwang des herrschenden als vorteil des beherrschten erscheinen kann(05). Die begrenzung der freiheit auf den könig ist nicht das problem der bürgerlichen freiheiten, wenn der könig fähig ist, seine freiheit im dienst aller zu gebrauchen(06).
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(01)
Hegel,G.W.F.: Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte. p.30-33. bibliographie/ //==>2.93.60.
(02)
in seiner simplizität war Hegel's geschichtstheologie der freiheit ein zwingender ansatzpunkt für jede form des totalitären denkens. Hegel ist nicht dafür zu kritisieren, dass seine theorie der geschichte für andere zwecke ausgebeutet wird, wohl aber ist er dafür zu kritisieren, dass er die idee der freiheit dem dialektischen prozess ausgeliefert hat, der seinen abschluss nur in der vollendung der dialektik haben kann, was in raum und zeit für das individuum als ich der tod ist(*1).
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(*1)
zu meiner kritik der Hegel'schen dialektik(+1),(+2).
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(+1) argument: //==>2.71.02.
(+2) Richter,Ulrich: Hegel's weltgeist. 015:weltgeist. bibliographie/ //==>2.93.49.
(03)    argument: //==>2.52ff.

(04)

heute sagt man, political correct: ... des gewählten amtsinhabers zu den bürgern, aber hat sich wirklich etwas geändert?
(05)
der tyrann unterscheidet sich vom könig darin, dass er, der tyrann, egoistisch auf seinen vorteil fixiert, dem anderen gleich, unfähig ist, seinem anderen gerechtigkeit zuteil werden zu lassen.
(06)
d'accord, das argument mag als zu idealistisch gedacht kritisiert werden, weil für diese erwartung in den dokumenten der historia kein beleg auffindbar sein dürfte; denn die ratio des prinzips, einer solle herrschen und alle anderen folgen ihm, verstattet keine ausnahme. Im bild: der erste diener des staates, ist diese möglichkeit der tendenz nach zwar angedeutet, aber ein einschlägiges dokument der historia ist nicht zitierbar(*1). Die realität ist aber auch nicht das absolute maass, also bleibt hoffnung.
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(*1) es ist mode, den Alten Fritz zu zitieren, aber die historische verklärung und die dokumente der historia passen nicht zusammen.      (c)<==//
(d)
im diskurs über das problem: einer herrscht über alle, sollte ein aspekt nicht ignoriert werden, der in der säkularisierten welt des modernen denkens scheinbar an den rand gedrängt worden ist(01). Es ist das sakrale moment, das dem prinzip der herrschaft des einen über alle als fundament unterschoben ist. Allen, die es betrifft, erscheint der könig, der eine, als stellvertreter eines gottes. Die bilder der theologen sind die gründe, mit denen die legitimität der herrschaft des königs konstruiert ist. Dafür können historische gründe geltend gemacht werden(02), aber das faktum historischer glaubenssätze ist einerseits kein beweis, dass die herrschaft des einen über alle nur in gott, wer immer das auch sein mag, gegründet sein muss. Es wäre andererseits aber auch eine torheit, diese versuche als religiöse folklore abtun zu wollen; denn die suche nach einem grund, der glaubhaft den anspruch stützen kann, dass einer über alle anderen herrschen müsse, ist in dem bedürfnis des individuums als ich ebenso verortet wie im gemüt des genossen, sich in der gemeinsam geteilten welt sicher und verlässlich orientieren zu können. Wer als könig glaubhaft den eindruck vermitteln kann, er handele im interesse aller, die es betrifft, der ist, wenn er das ziel erreicht, auch legimiert, über alle anderen zu herrschen(03). Ob das ziel erreicht worden ist, darüber entscheidet nicht der könig als der eine, sondern alle, jeder für sich. Anders als die theorie es nahelegt, ist die legitimität der herrschaft des einen über alle anderen, religiös bestimmt, nicht im könig verortet, der, wie suggeriert wird, unmittelbar mit gott verknüpft sein soll, sondern die legitimität der herrschaft des einen ist in allen bürgern gegründet, die das objekt der herrschaft des einen sind und dieser herrschaft ihre anerkennung nicht versagen(04), aber das ist eine perspektive, in der das argument: gott, nicht notwendig ist(05).
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(01
es ist unbestritten eine errungenschaft der europäischen aufklärung, die trennung von staat und kirche, gott und politik, forciert zu haben, aber das, was pragmatisch ein gesellschaftlicher vorteil ist, das ist theoretisch eine windige sache. Es ist vernünftig, bestimmten gruppen in der gesellschaft den zugriff auf die institutionen des staates zu versperren oder den zugang zu ihnen strikt zu regulieren, aber mit den pragmatischen anordnungen ist das theoretische problem nicht bewältigt, dass es plausible gründe gibt, das prinzip der herrschaft des einen über alle, die es betrifft, mit der idee des gottes zu verknüpfen, der die welt geschaffen hat. Folge Ich den dokumenten der historia, dann ist im historischen entstehungsprozess der moderne die verknüpfung des idealbildes eines königs mit dem schöpfergott der ausgangspunkt einer debatte, die heute mit entgegengesetzter intention geführt wird, weil das versagen einzelner individuen als ich, stellvertretend in der funktion des schöpfergottes, den zweifel an der vernünftigkeit dieses modells provoziert hat.
(02)
es ist auf die historia der schöpfungsmythen zu verweisen. Die struktur dieser mythen ist, dass eine bestimmte person, es ist immer der ahnherr des stammes, mit seiner kraft und der kraft einer geheimnisvollen macht, die bedingungen schafft, die für den stamm die welt ist. Der stifter dieser welt erscheint zugleich als der erste könig in einer langen reihe von nachfolgern, die das erbe verspielen(*1). Diese erzählungen sind stark genug, im moment der gelebten gegenwart die möglichkeit zu stützen, dass es ein gott sei, der in seinem stellvertreter auf erden, dem könig, legitim herrscht, allein die möglichkeit des tyrannen ruiniert dieses schöne bild.
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(*1)
das schema gilt, mit den typischen anpassungen an die realität, auch für die drei grossen religionen des monotheismus. Jahwe bediente sich des Moses, der sein volk aus Ägypten in das gesegnete land führte. Jesus, der sohn gottes, vermittelte das heil in der welt und Mohamed war der prophet Allah's.
(03)    argument: //==>2.52ff.

(04)

die legitimität der herrschaft ist erloschen, wenn einem bestimmten herrschaftsanspruches die anerkennung versagt wird. Das ist eine binsenweisheit, aber an diese ist ausdrücklich zu erinnern, weil, wenn das der fall ist, über ein nichtexistentes problem wortreich diskutiert wird, um aus den gegenstandslosen diskussionen noch das dümmste argument herauszukitzeln, das einen herrschaftsanspruch rechtfertigen soll. Mit diesem problem ist jeder tyrann konfrontiert, der in der gewalt sein heil sucht und dennoch nicht gewinnen kann.
(05)
die mutmaassung ist plausibel, wenn behauptet wird, dass mein argument einen widerspruch proponiere. Die mögliche kritik verkennt aber, dass Ich einen phänomenalen gegensatz reflektiere und nicht über einen logischen widerspruch räsoniere. Es ist zu beachten, dass die ableitung der legitimität der herrschaft des königs aus der idee des gottes ein historisches faktum ist, das als einzelnes faktum wahr gewesen war; denn es können individuen als ich benannt werden, die die faktische herrschaft des königs als legitim anerkannt hatten. Aus dem unbestrittenen faktum kann aber nicht abgeleitet werden, dass der geglaubte gott die legitimität des königs gestiftet hat und diese verbürgt(*1), den könig als seinen staathalter auf erden anerkennend. Der struktur dieses arguments ist, scheinbar der logik widersprechend, ein moment eigentümlich, das die verwendung des arguments nicht als absurd erscheinen lässt, weil das individuum als ich seinen geglaubten gott als projektionsfläche nutzt, um seinen glauben an diesen gott, eine setzung, in raum und zeit erfahren zu können. Das individuum als ich, den terminus der tradition verwendend, ist das subjekt, das dem könig, vermittelt durch den geglaubten gott, die legimität seiner herrschaft zuordnet. Die behauptung, dass der gott der stifter der legitimität des herrschaftanspruchs des königs sein soll, ist im glauben des individuums als ich gegründet. Wer die konstruktionen der theologen nicht glauben will oder nicht glauben kann, der kann dem könig die legitimität seiner herrschaft auch ohne die vermittlung des gottes zusprechen.
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(*1)
unter den bedingungen von raum und zeit ist der induktionsschluss nur eingeschränkt gültig und kann durch fakten, Popper verwendet dafür den terminus: basissätze, falsifiziert werden(+1).
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(+1) das falsifikationskriterium Popper's ist kein gegenstand der erörterung, folglich kann Ich es bei diesem verweis belassen.      (d)<==//
(e)
die begriffe: herrschaft und macht, sind strikt zu unterscheiden. Die basis dieser begriffe ist die struktur der wechselseitigen relation: individuum_als_ich:_A<==>genosse:_B. Die form der relation: A<==>B, die mit dem terminus: macht, bezeichnet wird, verknüpft das phänomen der macht des einen unlösbar reziprok mit dem phänomen der ohnmacht des anderen. Die form der relation: A<==>B, die mit dem terminus: herrschaft, bezeichnet wird, verknüpft das phänomen der herrschaft des einen mit dem phänomen der anerkennung dieser herrschaft durch den anderen. In diesem sinn ist herrschaft die zuweisung eines anspruchs durch den jeweils anderen(01).
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(01)
die definition des begriffs: herrschaft, in der differenz zum begriff macht, ist der gegenstand der 2.dimension des begriffs: das politische,(*1).
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(*1) argument: //==>2.52ff.       /(e)<==//
(f)    argument: //==>2.24.71.            /(f)<==//

(g)

Aristoteles hatte mit seinem schema der staatsformen(01) ein system geschaffen, das, zusammengefügt aus sechs elementen, alle möglichen staatsformen erfasst. Es kann methodisch praktikabel sein, diese elemente als klassen aller denkbaren staatsformen zu händeln. Dabei dürfte im ergebnis eine phänomenologie der realen staaten geschaffen sein. Ich halte es aber für zweckmässig, die differenz zwischen der denkbaren systematik der staaten und ihrer faktischen phänomenologie weiter zu behaupten, weil die funktionen: systematik und phänomenologie, auf zwei unterscheidbaren argumentebenen diskutiert werden, die im individuum als ich und seinem genossen zwar ihr vermittelndes moment haben, dennoch aber im individuum als ich und im genossen nicht identisch fallen.
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(01)
andere systeme der klassifikation von staaten sind denkbar. Die historia der staatstheorien könnte daraufhin durchgegangen werden und die fundstücke auf ihren nutzen für die bedürfnisse von heute analysiert werden. Die resultate werden für das eine oder das andere interesse nützlich sein, Ich bezweifle aber, ob das der mühen wert ist, das historische erkennisinteresse beiseitegestellt. Ich denke, Aristoteles hatte das problem auf den punkt gebracht und von seiner leistung, der methode der analyse, können die nachfolger noch heute profitieren.       (g)<==//
(h)
nun wäre es zweckmässig, die phänomenologie der staaten zu entfalten, die nach dem prinzip: einer herrscht über alle, organisiert sind. Ich werde den traditionalen weg der historischen darstellung nicht gehen(01) und fokussiere mein interesse auf ein phänomen, das relevant ist, wenn das prinzip: einer herrscht über alle, in der praxis genutzt wird, eine praxis, an der die trennung von königtum, die sogenannte gute herrschaft, von der sogenannten schlechten herrschaft, die tyrannis, plausibel demonstrierbar ist.

Ohne seine helfer kann weder der könig gut regieren, noch der tyrann seine verbrechen ins werk setzen. Zwischen dem einen, der könig oder der tyrann, und allen, den bürgern des staates, sind personen in der funktion eines mediators geschaltet, die, zumeist in benennbaren gruppen verbandelt, das geschäft des regierens besorgen(02). Am leitfaden dieser strukturen, die den typus einer geachteten königsherrschaft oder verachteten tyrannis kenntlich machen, wird die ambivalenz des prinzips: einer herrscht über alle, sichtbar. Es ist keinesfalls zwingend, dass der könig als person gut sein muss und der tyrann böse, ihr bild, das in der geschichte schwankt(03), wird von den helfershelfern geprägt, die im namen des einen ihr partikulares interesse befriedigen, indem sie, die herrschaftsbefugnis des einen ausbeutend, macht erringen und diese in der konkurrenz mit den kumpanen in dauer zu halten versuchen. Die herrschaftsbefugnis des einen, allmächtig erscheinend, ist in der konstellation mit den notwendigen helfern, eine schwankende konstruktion, die in dem moment zusammenstürzt, wenn die helfershelfer die gefolgschaft verweigern(04). Auch die dauerhaftigkeit der herrschaftsbefugnis des einen über alle hängt davon ab, wie im corps der helfershelfer die befehlskette konstruiert ist, mit der der eine, wenige befehlend, alle lenken soll. Die dokumente der historia belegen hinreichend, dass die reale person, das prinzip des königtums repräsentierend, nicht für den bestand des staates unabdingbar ist, solange die organisation, also die verwaltung des königtums, funktioniert, deren parole: "der könig ist tot, es lebe der könig" von allen, die hören sollen, geschrieen, von den wenigen nach unten befehlend und nach oben dienend interpretiert und von dem einen, der sprechen soll, gehört wird(05).
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(01)

Ich verstehe mich nicht als historiker und das handwerk des historikers beherrschen andere besser, vor allem, weil sie für ihr werk die technischen hilfsmittel verfügbar haben, ohne die die moderne historische forschung nicht mehr möglich ist. Ich werde also auf die arbeiten der historiker, soweit erforderlich, zwar verweisen(*1), aber keine liste der einschlägigen arbeiten vorlegen(*2), zum einen, weil diese liste nicht erschöpfend sein kann, zum anderen, weil mit der unvermeidbaren auswahl falsche akzente gesetzt werden.
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(*1)
in den zeiten des internet und der (scheinbar) allwissenden suchmaschinen könnte diese notiz verdacht erregen, weil am horizont drohend das gespenst: plagiat, steht. Ich habe vieles gelesen und gehört, ohne dass Ich mir dazu eine schriftliche notiz angelegt habe, mit der Ich den weg zur quelle rekonstruieren könnte(+1). Ich weiss, dass Ich den gedanken bei einem anderen aufgelesen habe, aber Ich habe diesen gedanken in meiner perspektive weiterentwickelt. Das ist etwas anderes(+2).
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(+1)
Ich sage: rekonstruktion, das heisst, auch auf dem spuren des wissens anderer wird deren argument, wenn Ich es mir hörend und lesend aneigne, verändert. In diesem sinn kann es eigentlich kein plagiat geben und das lemma: copy and paste, hat nichts anderes zum gegenstand als einen mechanischen vorgang. Was den berühmten plagiatoren 2010ff heute vorzuwerfen ist, das ist ihre einfallslosigkeit, mit der sie ein hilfsmittel benutzt haben, ohne ihren verstand zu gebrauchen.
(+2)
dieses verfahren bezeichne Ich mit dem terminus: arbeit mit kristalisationskernen.
(*2)
ein moment der arbeit des historikers ist die erstellung einer bibliographie der arbeiten, in denen das historische wissen über den bestimmten fall zusammengeführt ist. In dieser liste sind die spuren zusammengefasst, die für den anderen indizien enthalten können, die das urteil über das diskutierte historische faktum bestimmen. Nur in dieser perspektive ist eine literaturliste unverzichtbar.
(02)
als einzelperson sind die helfer, die vertrauten des herrschers, respektiert, wenn der könig "gut" ist, verachtetet, wenn der tyrann "böse" ist. Zumeist aber erscheinen die notwendigen helfer in gruppen, sei's als die respektierten beamten des guten königs, sei's als die schergen des tyrannen.
(03)
in anlehnung an einen vers von Friedrich Schiller(*1).
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(*1) argument: //==>2.42.13/(g).
(04)
das prinzip: einer herrscht über alle, scheint dem könig, respektive dem tyrannen, unbeschränkte freiheit einzuräumen(*1). Das ist in der perspektive der historia falsch. Es mag sein, dass die unbeschränkte freiheit des königs/des tyrannen in den formen ihrer willkür keine grenzen erkennen lässt, aber die willkür, dies zu tun und jenes zu lassen, gerade was beliebt, ist keine freiheit, weil der begriff: freiheit, ohne grenzsetzung nicht denkbar ist. Für den könig als inkarnation des guten prinzips gibt es als person keine private freiheit(*2), sowenig wie es diese für den tyrannen geben kann, sie sind repräsentanten eines prinzips und den bedingungen des prinzips unterworfen(*3).
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(*1)
das ist der irrtum, auf dem Hegel das gebäude seiner geschichtstheologie der freiheit aufgebaut hatte. Das historische faktum gilt als gesichert, dass das, was gemeinhin die bürgerlichen freiheiten ausmachen, in der alten zeit nur dem despoten zugänglich gewesen war, aber diese formen der freiheiten sind nicht die autonomie, die dem individuum als ich zugeordnet sein muss, wenn es, das individuum, sich als ich bestimmt. Der begriff: autonomie, dem begriff: das ich, als konstitutives moment zugeordnet, weist das merkmal: fortschritt, nicht aus, dass die möglichkeit modifizieren könnte, sich für das eine zu entscheiden oder das andere - tertium non datur.
(*2)
privat sein, das heisst, dass der könig oder der tyrann, ein individuum seiend, als person auf sich zurückziehen könnte, die raison des staates ist aber, dass der könig, respektive der tyrann, immer "im dienst" ist, anders als seine helfershelfer. Die "freiheit" des königs, respektive des tyrannen, sollte nicht mit den bürgerlichen freiheiten gleichgesetzt werden, die in der tradition unbestritten sind.
(*3)
es heisst, dass der könig immer "im dienst" sei, und der tyrann? - er ist immer in der angst, die usurpierte herrschaft könnte ihm durch einen anderen usurpator entrissen werden. Gemäss der doktrin des absolutismus, l'etat c'est moi, war Ludwig XIV. der personifizierte staat. Es war daher konsequent, dass das bett ihro majestät im schloss von Versailles auch der mittelpunkt des staats: Frankreich, gewesen war. Und der führer, klein_Adolf? - sein zauber zerbrach im feuerschein der gebombten städte, und keiner wollte ihm jemals gedient haben.
(05)
eine differenz zwischen dem königtum und der tyrannis sollte nicht übersehen werden. Das legitime königtum hat strukturell eine bessere chance, den nicht vermeidbaren wechsel auf dem königsthron dauerhaft zu gestalten, für die illegitime tyrannis ist die chance schlechter. Die gründe dafür sind nicht in der legitimität, respektive illegimität der herrschaft verortet, sondern in den phänomenen der macht, über die der tyrann und der könig unterscheidbar verfügen können, real verortet in den strukturen der staatsorganisation, die differenziert flexibel die spannungen des wechsels auffangen. Wenn es den helfershelfern nutzt, dass die organisation des staates unverändert fortgeführt wird, dann ist es gleichgültig, wer gerade die kommandoposition besetzt hat. Was das königtum an dauer versprechen kann, weil die nachfolge geregelt ist(*1), das muss die tyrannis entbehren, weil es in der gewalt, die die nachfolge entscheidet, keine regel geben kann(*2).
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(*1)
es ist zwar nicht dasselbe, wenn der königsthron in der geschlechterfolge vererbt wird oder durch wahl besetzt wird, aber was diesen verfahren eigentümlich ist, das ist das moment, dass die nachfolge auf dem thron unter allen, die es betrifft, rechtlich geregelt ist(+1). Unabhängig von der person des königs, der legitim herrscht, ist bereits festgelegt, wer folgen soll, wenn die position des königs vakant wird. Das problem der macht ist formell entschieden(+2).
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(+1)
die rechtlichen regelungen verunklaren aber die klassifikation der staatsformen. Die erbfolge in der geschlechterfolge spricht eher für das königtum, die wahl aber für die aristokratie oder gar die demokratie, weil es entweder eine bestimmte gruppe im staat gibt, die den anführer auswählt, oder es alle sein können, die den neuen könig quasi ausrufen.
(+2)
in der realität muss das nicht immer der fall sein. In den sogenannt ruhigen zeiten dürfte der wechsel ohne grosse reibungen möglich sein, das ist aber anders, wenn die interessen aller, die es betrifft, nicht eindeutig geklärt sind, und die schöne ordnung wird unschön durch die gewalt gestört.
(*2)
die gewalt folgt keiner regel. Das ist der grund, warum die nachfolge in der tyrannis immer unentschieden ist, solange, bis in den machtverhältnissen sich ein neues gleichgewicht der interessen eingependelt hat, prekär in der präsenten gewalt.       (h)<==//
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(2.41.06/(c/02))<==//
2.42.16
das ideal des aristokratie ist, dass die besten regieren sollen und alle folgen der kollektivierten vernunft. Die unabdingbare rückseite des ideals sind die eliten, die, sogenannt, in kleinen gruppen organisiert, alle anderen terrorisieren(a). Das prinzip der aristokratie ist die idee, dass wenige, organisiert in einem kartell der gleichen, als führer alle anderen, ihnen nicht gleich, zwingen, gefolgschaft zu leisten, sei es, dass die ausgeschlossenen entweder als einzelperson agieren oder organisiert in sonstigen gruppen(b). Exklusiv ist das ideal der freiheit auf die führer der gruppe beschränkt, allen anderen im staat den gebrauch der bürgerlichen freiheiten, parteiisch fixiert, in definierten grenzen zuzuteilen(c). Im staat der herrschaft weniger bürger über alle bürger, erscheint das prinzip der gleichheit, im widerspruch zur logik des begriffs, als gespalten, einerseits uneingeschränkt in der herrschenden gruppe gültig(d), andererseits alle anderen, organisiert in gruppen, in einem zustand der ungleichheit haltend, bunt schillernd in der vielfalt von partialrechten, die funktional die teilhabe an der herrschaft gewähren können oder auch nicht(e).

Die gruppe der besten, so erscheint es, ist im aristokratisch, respektive im oligarchisch strukturierten staat der fokus der denkbaren relationen, de facto aber setzt das individuum als ich die relationen, die im staat das geflecht der gruppen formen. Die relation: individuum_als_ich<==|==>genosse(=alle), so scheint es zu sein, ist im horizont der idee des staates(=aristokratie) in zwei formen präsent, einmal in seiner grundform, dann in der variante, die relation: individuum_als_ich<==|==>gruppe/(=elite). Was prima vista als erweiterung im schema des trialektischen modus erscheint, das ist secunda vista eine täuschung, weil mit der erweiterung ein zweites schema geschaffen ist, das in raum und zeit mit dem ersten schema nicht identisch fallen kann. Die relation, die als variante erscheint, ist die konstitutive relation im schema, das die idee des staates(=aristokratie) zum 2.momenthat(f). Was die beiden relationen unterscheidet, das ist das prinzip der gleichheit, dass in der einen relation behauptet werden muss, in der anderen aber verneint ist.

In den phänomenen der gespaltenen gleichheit ist die idee/aristokratie(=wenige) als das vermittelnde moment verortet, einmal in den formen des primus inter pares(g), dann in den oft als skandalös beklagten ungleichheiten zwischen den gesellschaftlichen gruppen im staat, die das individuum als ich mit seinem genossen in konflikte bringen, die in raum und zeit für das individuum als ich und seinem genossen nicht abschliessend auflösbar sind, die aber, mal mehr, mal weniger befriedigend, in kompromissen gehändelt werden(h). Es sind die gründe der pragmatik, die das modell der aristokratischen staatsordnung attraktiv erscheinen lassen, weil, wenn die klugheit der eliten das maass ist, es als möglich erscheint, dass für alle bürger im staat ein minimum an gleichheit eingeräumt wird und mit diesem minimum an gleichheit eine abgestufte teilhabe am politischen prozess wahrscheinlich ist.

Der kritische blick auf die realität der staaten ist ernüchternd(i). Im globalen spiel der macht wird das prinzip der staatlichen organisation, die gleichheit der bürger, nur in kleiner münze gehandelt und von der vorstellung, dass die besten entscheiden mögen, bleibt nicht viel mehr übrig als dass der stärkere, verstärkt im bündnis mit anderen starken, den weg weist, auf dem die anderen genötigt sind, durch's leben zu gehen.
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(a)

Ich verweise auf meine bemerkung im argument: 2.42.15/(a), und ergänze.

Die sogenannt besten, sich als die elite ausgebend(01), sind nur als individuum, ein ich seiend, präsent, jeder für sich, aber das, was sie als die besten ausweisen soll, das figuriert als eine form kollektivierter vernunft. Es wird auf den eindruck abgestellt, als seien die vertreter der besten der teil einer abstrakten vernunft, die, quasi als subjekt agierend(02), das beste nicht nur für die wenigen besten(03) schafft, sondern das beste auch für alle will. Diese raffinesse im argument kann kein gott ersonnen haben(04), aber in ihrer abgründigen intelligenz setzen die vertreter des homo sapiens eine soziale ordnung ins werk, die, prima vista der vernunft verschrieben, secunda vista nur die vielfältigen interessen spiegelt, die ein individuum als ich in seiner sozialen beziehung zum genossen geltend machen kann, legitim und auch nicht(05).
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(01)

der terminus: elite, bezeichnet einerseits die phänomene, die als auszeichnungen kenntlich gemacht sind, die andererseits aber auch die verfallsformen der auszeichnungen einschliessen. Wenn von "den besten" geredet wird, dann werden kriterien behauptet, die in der rangfolge: gut - besser, objektiviert sind. Diese kriterien können plausibel nicht behauptet werden, wenn von "den erwählten", also den eliten, geredet wird, weil die kriterien, die die wahl leiten, bei denen, die wählen, zum arcanum der existenz der wähler gehören, motive, die, wenn erforderlich, post festum aus den resultaten der wahl erschlossen werden können. Das, was so an fakten zusammengetragen werden kann, gibt keinen anlass, auf die karte: elite, zu setzen.
(02)
Richter,Ulrich: Hegel's weltgeist. 015:weltgeist. bibliographie/ //==>2.93.49.
(03)
die besten oder die elite sind immer ein teil im ganzen, quantifiziert formuliert, es sind die wenigen gegenüber den vielen. Es liegt in der logik des gedankens, dass die verteilung der gaben, güter der welt zum gebrauch aller, ungleich organisiert ist, eine ungleiche ordnung, die so auch sein soll. Die idee, dass die besten herrschen sollen, hat das prinzip der ungleichheit zum fundament, ein gedanke, der mit dem begriff: staat, nicht vereinbar ist. Im strikten sinn der logik ist die staatsform: aristokratie, nicht möglich, und das, was in den phänomenen als staat erscheint, das sind gesellschaften, die weder ein verband der sozialen gruppe sind noch ein staat(*1), es sind agglomerationen von individuen, die ein ich sind. Diese agglomerationen sind staatsähnliche gebilde(*2), die in ihrer form sehr bunt ausfallen und faktisch alles umfassen können, was gemeinhin mit den termini: "monarchie, ständestaat(*3) und demokratie" kenntlich gemacht wird.
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(*1)
in meinem argument sind alle die aspekte ausgeblendet, die, wie's üblich ist, im staatsrecht, vor allem im völkerrecht diskutiert werden. Auf der argumentebene des rechts ist unbestritten, dass die staaten, die mitglieder der UN sind, staaten im sinne des rechts sind, aber diese probleme sind hier nicht der gegenstand der erörterung.
(*2)
die zwingende einteilung: einer - wenige - alle, mit der Aristoteles sein system der möglichen staatsformen konstruiert hatte, verdeckt das problem, dass es für die klasse: wenige, kein element geben kann, das das konstitutive merkmal des begriffs: staat, das prinzip der gleichheit, real erfüllt(+1). Das, was eine aristokratie sein soll, das kann nur eine agglomeration von individuen, ein ich seiend, sein, die in vielen gruppen organisiert sind, von denen eine gruppe mit dem prädikat: die besten, ausgezeichnet ist, ohne für die auszeichnung einen hinreichenden grund benennen zu können.
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(+1)
klarstellung. Es wird mit gutem grund behauptet, dass das prinzip der gleichheit vom königtum auch nicht realisiert werden kann, das heisst, es müsste dieser klasse im aristotelischen system der staatsformen auch die prädikation: staat, versagt sein. Dagegen steht aber das argument, dass der herrschaftsanspruch des königs in der anerkennung durch alle bürger des staates seinen grund hat, zumindest der theorie nach, die praxis ist bekanntlich etwas anderes. Der herrschaftsanspruch der gruppe der besten aber hat seinen grund nicht in der anerkennung aller bürger des staates, jeder bürger für sich, sondern der grund der anerkennung des herrschaftsanspruches der einen gruppe ist die anerkennung dieses herrschaftsanspruches durch eine andere, eine konkurrierende gruppe. Die wechselseitige relation, die für den begriff: herrschaft, konstitutiv ist, nämlich die relation: A<==>B, ist ersetzt durch eine abhängige relation, einmal in der form: A_oderB<==|==>gruppe:_a_oder_b, dann in der form: gruppe:_a<==|==>gruppe:_b. Das, was das prinzip der gleichheit ist, nämlich die gleichheit zwischen dem individuum als ich: A, und dem genossen: B, erscheint ersetzt durch die gleichheit, die zwischen den gruppen: a und b, behauptet werden kann oder bestritten wird. Das ist aber etwas anderes.
(*3)
um eine tautologie im terminus zu vermeiden, greife Ich auf den historischen begriff: ständestaat, zurück. Die historischen konnotationen des begriffs für eine mögliche einordnung im aristotelischen schema der staatsformen will Ich nicht weiter verfolgen.
(04)
die staatsform: aristokratie(=wenige), begriffen als idee des staates, ist plausibel mit einer theologischen konstruktion nicht legitimierbar. Es gibt, soweit die gründungsmythen der staaten durchgegangen werden, keinen hinweis darauf, dass es ein gott gewesen sei, der die besten ausgewählt hatte, damit die von einem gott erwählten den staat gründen sollen. Der auftrag gottes, den staat zu gründen, erging nicht an die gruppe, gleichwohl an eine person aus dieser gruppe - das ist etwas anderes(*1). Im gegensatz zu dieser beobachtung sah sich nie eine gruppe daran gehindert, real in den individuen, die ein ich sein wollten, den geglaubten gott oder den ersatzgott kollektiv in die pflicht zu nehmen(*2).
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(*1)
pars pro toto, die auserwählung des Moses durch Jahwe, gemäss der heiligen texte.
(*2)
pars pro toto zitiere Ich den caudillo: Franco, der, um seinen faschistischen staats zu legitimieren, sich auf gott berufen hatte, nicht anders der herr: Hitler, der sagte, in der vorsehung das werk gottes erblickt zu haben, und der genosse: Stalin, säkular gewendet, manipulierte die geschichte in ihrer behaupteten notwendigkeit zum ersatzgott.
(05)
die perfidie des arguments ist, dass eine postulierte abstrakte vernunft als die kollektive vernunft ausgegeben wird, der aus gründen der vernunft nicht widersprochen werden kann. Das ist ein klassischer zirkelschluss, der in der sprache verkappt ist, dessen verkappung aber aufgebrochen werden kann, wenn in das argument einbezogen wird, dass nur das individuum als ich es sein kann, das dieses argument formuliert, in keinem fall ein kollektiv(*1).
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(*1) das ideal der aristokratie ist für das individuum als ich nur in der form einer utopie proponierbar, und was als realität in den phänomenen der staaten präsent ist, das können nur die verfallsformen dieses ideals sein. Es mag sein, dass historische beispiele einer aristokratischen staatsordnung zitiert werden können, die mehr oder weniger als geglückt identifiziert werden, aber das ist ein einwand, der auch für die demokratische ordnung oder das königtum gilt, die dem prinzip nach möglich sind, weil deren prinzip im moment der gelebten gegenwart immer im horizont des ausgeschlossenen anderen behauptet werden kann. Das gilt für die aristokatische ordnung nicht, weil es, der theorie nach, ein kollektiv(=gruppe) sein muss, das in der praxis nur in den handlungen der individuen präsent ist, die ein ich sind.        (a)<==//
(b)
die wenigen, in kleinen gruppen auf der bühne des staates agierend, sind in kartellen der macht(01) organisiert. Nach innen gilt das prinzip der gleichheit, real in der anerkennung der gegenmacht des jeweils anderen, nach aussen unterscheiden sich das individuum als ich und sein genosse von den jeweils anderen, ebenso in gruppen organisiert, durch die behauptung bestimmter ungleichheiten. Das zusammenspiel des einerseits behaupteten prinzips der gleichheit und der andererseits realisierten ungleichheiten ist nur in absprachen derjennigen erfolgversprechend, die sich von den genossen anderer gruppen abgrenzen. Diese absprachen bezeichne Ich als kartell, gleichgültig, ob die absprachen formell sind oder informell(02).
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(01)
klarstellung. Ich spreche von der macht, nicht von der herrschaft. Diese differenz muss strikt beachtet werden(*1).
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(*1) argumente: //==>2.52ff.
(02)
das fundament dieses arguments sind empirische beobachtungen, die nicht in einer systematischen reflexion des begriffs: aristokratie, gegründet sind. Ich folge den systematischen überlegungen des Aristoteles, soweit er das problem der klassifikation der staatsformen auf das theoretische minimum beschränkt hat. Zwischen den polen: es regiert einer und es regieren alle, ist das weite feld der möglichen kombinationen aller denkbaren sozialen beziehungen ausgebreitet und in der realität ist kein fall benennbar, weder der fall, dass faktisch nur einer regiert, noch der fall, dass alle gemeinsam regieren(*1). In gruppen organisiert wird die herrschaft im staat in den unterschiedlichsten formen praktiziert und anderes ist nicht zu beobachten, wenn das politische geschehen in den debatten analysiert und reflektiert wird.
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(*1) Ich verweise darauf, dass der könig, um das geschäft des regierens bewältigen zu können, auf seine helfer angewiesen ist, nicht anders das volk, das aus pragmatischen gründen bestimmte aufgaben der gemeinschaft auf einzelne personen delegiert.        (b)<==//
(c)
Hegel sagte, "aber sie((die griechen und römer)) wußten nur, daß einige frei sind, nicht der Mensch als solcher"(01). Das ideale bild von den besten, den sogenannten, hatte aber wenig gemein mit dem, was in den dokumenten der historia überliefert ist. Die vorstellung ist eine utopie, dass die besten, zugleich die weisen(02), wissen, was die freiheit ist, um die freiheit allen anderen zu lehren; denn im raume stossen sich die Sachen(03) und die eliten mit ihrer weisheit sind, eingebunden in den corpsgeist der gruppen, auf den partiellen vorteil fixiert, der die freiheit parteiisch den wenigen zuordnet, die allen anderen genommen wurde, um ihnen fortan die bürgerlichen freiheiten zu verweigern. Der faktische führer der sogenannt besten(04) hat für sich die freiheit usurpiert, eine freiheit, die von der gruppe genutzt wird, um allen anderen die nutzung der freiheit einzuschränken oder diese davon auszuschliessen, bürgerliche freiheiten, die nach dem prinzip der gleichheit jedem bürger des staates in gleicher weise zugeordnet sind.
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(01)
Hegel,G.W.F.: Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte. p.31. bibliographie/ //==>2.93.60.
(02)
der weise bürger hat in Platon's erzählung vom staat die funktion des steins der weisen; die philosophen sollen die könige sein, aber Platon, der philosoph, scheiterte als ratgeber des königs, der den staat der philosophen in Sizilien aufbauen sollte.
(03)
in veränderter form greife Ich einen vers von Schiller auf(*1).
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(*1) Schiller,Friedrich: Wallensteins Tod, II,2, vers: 787-792. Bd.2,p.435. bibliographie/ //==>2.93.59.
(04)
das ideal ist die argumentationsfigur: primus inter pares,(*1).
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(*1) //==>anmerkung: (g).        (c)<==//
(d)
klarstellung. Die gruppe der besten, in den phänomenen der eliten präsent, ist einerseits eine gemeinschaft(01), andererseits aber kein verband der sozialen gruppe. In den phänomenen mag es überschneidungen geben, die eine starke ähnlichkeit suggerieren, die begriffe aber sind nicht miteinander vereinbar. Der verband der sozialen gruppe ist durch den ausschluss des prinzips der gleichheit definiert, die gruppe der besten aber, auch als teil des ganzen, das ist der staat, muss nach dem prinzip der gleichheit organisiert sein(02).
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(01)
als gruppe sind die formen der gemeinschaften ein gegenstand jeder theorie der herrschaft. Es sind diese gruppen, eingebunden in die institutionen des staates, die die ausübung der herrschaft im staat organisieren, wenn die dinge geregelt werden müssen, die alle, allen anderen gleich, betreffen. Das problem der herrschaft, gut oder schlecht, ist nicht die soziale gruppe, wohl aber ihre reale verfassung, in der die eine gruppe sich von den anderen gruppen unterscheidet.
(02)
in dieser perspektive kommt die formel: staat im staate, in den blick, eine formel, die der gruppe der besten einen bestimmten sinn zuordnet. Das argument funktioniert aber nur dann, wenn eingeräumt ist, dass das prinzip der gleichheit einerseits behauptet werden muss, das andererseits negiert ist, also eine geteilte gleichheit als prinzip proponiert wird, das mit dem prinzip der gleichheit nicht vereinbar ist. Aber das, was als phänomen eine geläufige erfahrung ist, das ist als begriff ausgeschlossen, eine beobachtung, in der als soziale realität nicht ausgeschlosen ist, dass das argument funktioniert, wenn die mitglieder einer bestimmten gruppe, sich als elite begreifend, unter sich als gleiche auf einen modus vivendi in augenhöhe verständigt haben, jeden anderen auszuschliessen, den sie nicht kooptieren wollen.        (d)<==//
(e)
der blick auf die dokumente der historia ist belehrend. Die ständische organisation der gesellschaft ist der grundtypus der aristokratischen staatsform. Die historia der ständischen ordnungen mag als different erscheinen(01), in der struktur dieser ordnungen ist aber erkennbar, dass die besten, wie gesagt wird, nur eine gruppe im staate sein könne, die von vielen anderen gruppen, different in der verfügbaren macht, umstellt ist, und jede der benennbaren gruppen ist, seine identität behauptend, kartellmässig organisiert. Das signum dafür sind die partialrechte, über die die gruppen, jede für sich, verfügen können, die, real als privilegien, zwischen den gruppen, in einem komplexen system aufeinander abgestimmt sind(02). Einerseits ist als privilegium das prinzip der gleichheit im system der partialrechte wirksam(03), andererseits sind die privilegien als faktische ungleichheiten kanonisiert, die der einen gruppe das zuschieben, was den anderen gruppen weggenommen ist.
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(01)
den gegenstand betreffend ist der terminus: ständische ordnung, in der perspektive des historikers nicht exakt gewählt. Es ist unbestritten, dass die sozialstruktur der gesellschaft im Athen der Antike, die zeit des Aristoteles', die sozialstruktur der gesellschaft in stadtstaat: Rom, die zeit des Augustus', oder die soziale ordnung im mittelalter, die zeit Karl's des Grossen, nur mit erheblichen einschränkungen vergleichend gleichgesetzt werden können(*1); es gibt frappierende differenzen(*2), die in den perspektiven des philosophen und des historikers analytisch und synthetisierend benennbar sind. Der historiker hat die aufgabe festzustellen, was gewesen war und was an hand der dokumente der historia beweisbar ist, der philosoph deutet die fundstücke der historiker und schafft in seiner deutung die welt, die alle, die es betrifft, im moment der gelebten gegenwart bewegt - in der einen oder in einer anderen tendenz.
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(*1)
die auswahl der beispiele ist wissend willkürlich.
(*2)
die mittelalterlichen zünfte und gilden haben mit der athenischen bürgerschaft prima vista nicht viel gemeinsam, auch nicht mit der stadtgesellschaft Roms. Secunda vista aber, wenn ein bestimmter bereich pars pro toto in den blick genommen wird, so die ökonomie der staaten, lassen sich vergleichungen konstruieren, mit denen ein werturteil über die gesellschaftsstrukturen begründbar ist. So funktionierte die ökonomie dieser staatlichen ordnungen nur unter der bedingung, dass die gruppen der gesellschaft über definierte rechte verfügen, im Athen des Aristoteles waren dies einerseits die vollbürger Athens, andererseits die fremden und die sklaven, deren anteil am staat als gruppe festgelegt war, beschränkt auf bestimmte funktionen. Das fundament dieser ökonomien war in Athen und in Rom die rechtlosigkeit der sklaven, die hörigkeit der bauern im mittelalter, im strikten sinn privilegien(+1) also, deren verbindendes moment die ausbeutung der arbeitskraft der einen sozialen gruppe durch eine andere gruppe ist.
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(+1)
der terminus: privilegium, ist doppeldeutig. Das "geraubte" gesetz hat immer zwei seiten, und der räuber legt es, wie bekannt, anders aus als der beraubte.
(02)
das problem ist nicht das system, aber ein problem ist es, das system in raum und zeit zu formen.
(03)
als legitime ordnung kann kein rechtssystem auf dauer funktionieren, wenn die prämisse verneint wird, dass die normen des gesetzes für alle, die es betrifft, in gleicher weise gültig sind - die gewalt ist kein argument.         (e)<==//
(f)    //==>argument: 2.24.72.         /(f)<==//

(g)

der terminus: primus inter pares, ist, logisch betrachtet, ein widerspruch, phänomenal betrachtet eine pragmatische konstruktion, weil das moment der gleichheit und die momente der ungleichheiten lebbar als miteinander austariert erscheinen. Es ist ein moment der erfahrung, dass einerseits die gleichheit nur als postulat vernünftig eingefordert werden kann, und dass andererseits die pragmatik sich mit adhoc- lösungen bescheiden muss, in denen der eine als ein wenig mehr_gleich erscheinen kann als die anderen. De facto ist die ungleichheit unverrückbar, aber alle, die es betrifft, können, wenn's denn zutrifft, aus den variablen formen der ungleichheit für sich einen vorteil ableiten, ohne den anderen in seinen erwartungen illegitim einzuschränken - es ist die verheissene möglichkeit, die ein reden gegen diese pragmatik als unvernünftig ausweist.        (g)<==//
(h)
nun ist angezeigt, eine phänomenologie der staaten zu konstruieren, die nach dem aristokratischen staatsideal geformt sind. Das, was erwünscht ist, das erweist sich als ein schwieriges unterfangen. In der historia gibt es einerseits kein plausibles beispiel eines staates,  das dem ideal eines aristokratischen staates entspricht(01), andererseits sind alle historisch zitierbaren staaten(02) nach dem typ: aristokratie, geordnet, mal mehr, mal weniger eindeutig ausgeprägt. Die trias der merkmale im prinzip: "einer, wenige oder alle" ist in der theorie notwendig, um die systematik der staatsformen etablieren zu können, in der pragmatik aber sind die merkmale des prinzips, jedes merkmal für sich, allein transitorisch fixiert; denn das königtum kommt ohne seine helfer, das sind die eliten, ebenso wenig aus, wie in der demokratie die verantwortung für das ganze auf einzelne bürger im staat delegiert werden muss, die gleichfalls ohne ihren experten, das sind die eliten, nicht handeln können, und in der aristokratie versteht sich jede gruppe, die über ausreichende macht verfügen kann, selbst als die elite der gesellschhaft. Was prima vista ein aussichtsloses unterfangen ist, das ist secunda vista, wenn die pragmatischen gründe für eine überschaubare klassifikation der staaten als phänomene geltend gemacht werden, gleichwohl ein leistbares unterfangen. Die einschlägigen versuche liegen in ausreichender zahl vor, Ich könnte also die liste dieser versuche um ein weiteres item zwar erweitern, meine klassifikation würde aber das grundsätzliche problem einer abschliessenden lösung nicht näherbringen(03).
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(01)
das ist, wenn's gewollt ist, eine widerlegbare behauptung. Wenn aber historische beispiele zitiert werden, dann ist, unter nachweis anderer dokumente der historia, demonstrierbar, dass geschichten erzählt werden, die zwar ihr berühmtes körnchen an wahrheit haben können, die aber in keinem fall, so wie präsentiert, ein fall der historia gewesen waren. Die historia der staatsmythen ist dafür eine fundgrube.
(02)
wenn der staatsbegriff des heute geltenden völkerrechts das maass sein soll, dann ist die aufstellung einer abgeschlossene liste der historisch bekannt gewordenen staaten zwar möglich, der versuch aber, diese formen analytisch/klassifikatorisch untersuchen zu wollen, ist praktisch ebenso aussichtslos wie das unternehmen emprisch aussichtslos ist, die staaten der UN heute nach dem prinzip der aristotelischen staatsformen zu klassifizieren. Bei kritischer wertung aller fakten blieben die sechs kategorien des Aristoteles, als klassen definiert, leer und es müsste als siebente klasse(*1) eine restklasse geschaffen werden, in der alle analysierten fälle abzulegen sind. Damit liefe aber die klassifikation leer. Was pragmatisch geleistet werden kann, das ist jede bestimmte staatsform mit hilfsüberlegungen einer der klasse anzunähern und zuzuordnen, absichten, die neue kontroversen auslösen werden. Die vorgelegten einteilungen können zwar nützlich sein, das eine oder das andere interesse zu stützen, aber über die bindung an bestimmte interessen kommen diese untersuchungen nicht hinaus.
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(*1) die erschlossene siebente klasse sollte nicht mit der politie des Aristoteles verwechselt werden.
(03)
dem anschein nach wird wieder eine reale erwartung enttäuscht und ein teilprojekt in der theorie des politischen, konkret die formen der staaten, wird als unbearbeitet beiseite gestellt. Das wäre der fall, wenn Ich die ultimate theorie des politischen zum ziel hätte. Ich bescheide mich mit weniger und beschränke mich darauf, anstösse zu geben, das problem des politischen einerseits analytisch zu betrachten, um es andererseits synthetisierend reflektieren zu können. Der adressat kann den geworfenen ball auffangen, aber dann liegt das problem bei ihm.        (h)<==//
(i)
einfacher scheint es zu sein, die phänomenologie der aristokratischen staatsordnung auf die verfallsformen des ideals zu fokussieren; denn die flügel können wachsen, wenn mit polemik über das hergezogen wird, das missfällt. Die versuchung ist grooss(01), aber eine anmerkung in der form eines obiter dictum ist dennoch notwendig. Wie bekannt, werden die verfallsformen des aristokratischen staatsideals mit dem terminus: oligarchie, bezeichnet. Wenn die kategorien valide sind, dann ist es unvermeidbar die bestehenden staaten von heute als oligarchien einzuordnen, die demokratien, die sogenannten, eingeschlossen. Die einschlägigen phänomene werden mit den termini: parteienstaat und verbändestaat,(02) bezeichnet. Es sollte gemäss des aristokratischen staatsideals kein grund zur beunruhigung sein, wenn das individuum als ich und sein genosse sich im staat, der gemeinschaft der gleichen, in gruppen zusammenfinden, um gemeinsam ihre interessen zu artikulieren, um zu versuchen, diese interessen gegen die interessen der anderen gruppen durchzusetzen. In einer komplexen gesellschaft, vor allem dann, wenn die grösse der gesellschaft die möglichkeiten personaler beziehungen übersteigt, ist die herausbildung von gruppen ein phänomen des systems(03), ein system, das so konstruiert ist, dass es seine statik selbst behaupten
kann. Es ist aber ein anlass zur besorgnis, wenn die differenzierung in gruppen den staat als ganzes unkenntlich werden lässt und den gruppen, jede gruppe für sich, ein potential eingeräumt ist, das grooss genug ist, andere gruppen von der teilhabe am gemeinsamen staat auszuschliessen, faktisch, indem die verfassungsordnung interessengeleitet interpretiert wird. Diese tendenzen sind gegenwärtig beobachtbar, wenn das partialinteresse das gemeininteresse in sich aufsaugt und zum verschwinden bringt(04). Ohne die gruppe kann kein staat existieren, aber die gruppe fällt auf sich zurück, wenn der staat als das intergrierende moment verschwunden ist. In den tendenzen zur oligarchisierung aller sozialen verhältnisse ist diese möglichkeit real geworden.
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(01)
dieser versuchung gebe Ich nicht nach, weil der verfügbare platz nicht ausreichen kann, sich den zorn von der seele zu schreiben, wie in der globalisierten welt, 2012, die staatliche ordnung gehandhabt wird. Das eine ist, wie über diese ordnungen geredet wird, das andere ist, wie die faktischen ordnungen gebraucht werden, wenn es gilt, ein partikulares interesse durchzusetzen, immer zu lasten des anderen im vermeintlichen glauben, davon einen vorteil zu haben. Kein politiker im geschäft versäumt die gebotene gelegentheit, von den menschenrechten nicht zu reden, aber wenn es gilt, das verletzte recht des individuums als ich und seines genossen vor den gewalttägigen handlungen der staatlichen organe zu schützen, institutionen des staates, hinter denen andere individuen, die ein ich sein wollen, sich verstecken, dann heisst es nur, diplomatisch verklausuliert, man habe gegen diese form der gewalt keine handhabe und reale gewalt scheide, wie beschworen, aus - alles fassade, hinter der die geschäfte bestens laufen.
(02)
die liste einschlägiger termini ist lang, hervorgehoben sei der terminus: herrschende familie, ein terminus, der jenen typus von staat bezeichnet, in dem eine überschaubare gruppe die staatliche ordnung faktisch als firma organisiert hat(*1). Eine andere redeweise verweist auf die herrschaft des geldes. Das geld kann zwar nicht herrschen, aber geld in der verfügungsgewalt einer gruppe ist eine form von macht, mit der die mitglieder dieser gruppe, jeder für sich das individuum als ich, festlegen können, was die ordnung im staat sein soll(*2).
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(*1)
so der staat: Nikaragua, unter den Somozas. Ein anderer einschlägiger fall dürfte Nordkorea sein, in der hand des clan des verblichenen kommunistenführers Kim Il Sung.
(*2)
die Vereinigten Staaten von Amerika sind der prototyp für diese form staatlicher organisation. Präsident wird, der es versteht, die meisten gelder für die wahlkampagne einzuwerben.
(03)
die komplexität der gesellschaft ist ein faktum, das problem ist die notwendige reduktion der komplexität(*1) auf ein überschaubares maass. Ein instrument der reduktion von komplexistät ist die herausbildung von gruppen, deren normen es dem individuum als ich und seinem genossen möglich machen, ihre vielfältigen sozialen beziehungen quer zu den beziehungen zwischen den verbänden der sozialen gruppe zu gestalten. Was einerseits ein vorteil ist, das kann andererseits auch für andere zwecke missbraucht werden. Das problem ist, dass nicht die gruppe "an sich" gut/böse ist, das problem ist, wie der genosse und das individuum als ich mit der gruppe als phänomen hantieren - zum bösen wie zum guten.
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(*1) der begriff: reduktion von komplexität, definiert von Niklas Luhmann, wird nicht weiter erörtert.
(04)    argument: //==>2.42.22.          /(i)<==//
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(2.41.06/(c/02))<==//
2.42.17
das ideal der demokratie ist, dass alle ihrer vernunft folgen; die unabdingbare rückseite des ideals ist die herrschaft der masse, die in der gleichgültigkeit des pöbels keine staatliche ordnung schafft(a). Hegel's grosses versprechen, dass die freiheit im frei_sein aller vollendet sein werde(b), ist im zeitalter der massen(c), so erscheint es, die lizenz für jedermann, das zu tun, was gerade beliebt(d)jedermann(e) meint, er sei ein könig, der könig, der in seinem wahn das wissen verdrängt, nur ein teil im ganzen zu sein, des ganzen bedürftig.

Das individuum als ich ist der fokus im demokratisch verfassten staat; es setzt die relationen zu den momenten: die idee/demokratie(=alle) und der genosse(=alle). Im schema des trialektischen modus ist die relation: idee/demokratie(=alle)<==|==>genosse(=alle), das problem, weil das, was der gegenstand dieser relation ist, nur im horizont des ausgeschlossenen moments: das individuum als ich, bestimmt sein kann, das individuum als ich also, das im moment der gelebten gegenwart entweder das moment: idee/demokratie(=alle), in einer relation fasst oder das moment: genosse(=alle), - tertium non datur. In raum und zeit aber ist das individuum als ich, vermittelt durch den terminus: (=alle), selbst ein teil im ganzen, bezeichnet mit dem terminus: (=alle), das die momente: die idee/demokratie(=alle) und der genosse(=alle), jedes für sich ein ganzes darstellend, nur in seinen teilen als begriff denken und als phänomen wahrnehmen kann. Die idee: demokratie, real in einer demokratischen ordnung vorgestellt(f), hat das individuum als ich nur im horizont des ausgeschlossenen dritten moments: genosse(=alle), präsent, das moment, für sich ein ganzes, in dem das individuum als ich ein teil ist. Folglich ist die vorstellung des individuums als ich von einer demokratischen ordnung, für sich präzis beschreibbar, eine begrenzte vorstellung, die mit den vorstellungen aller anderen, jede dieser vorstellungen für sich, nicht zusammenstimmen kann, mit diesen vorstellungen aber kompatibel sein muss. Der genosse(=alle), real vorgestellt in der menge aller genossen und gemeinhin mit den wörtern: volk und demos, bezeichnet(g), hat das individuum als ich nur im horizont des ausgeschlossenen dritten moments: idee/demokratie(=alle), präsent, das moment, für sich ein ganzes, das dem individuum als ich nur als teil verfügbar ist. Folglich ist die vorstellung des individuums als ich von dem, was das volk ist, für sich präzis beschreibbar, eine begrenzte vorstellung, die mit den vorstellungen aller anderen, jede dieser vorstellungen für sich, nicht zusammenstimmen kann, mit diesen vorstellungen aber kompatibel sein muss(h). Das, was der terminus: (=alle),(i) in raum und zeit bezeichnet, das ist mit einer relation nicht abschliessend bestimmbar, real ist allein das individuum als ich, das als individuum, auf sich selbst bezogen, aus seinem individuellen impuls lebt. In der bestimmung des moments: idee/demokratie(=alle), wird immer etwas offen bleiben, vorstellungen, die das individuum als ich und sein genosse pragmatisch in grossen bildern auspinseln, ohne das strukturelle defizit final füllen zu können(j).

Im gefühl, dass etwas, offen geblieben, fehlt, gefallen sich das individuum als ich und sein genosse in der rolle des kritikers, im scheitern selbstsicher, kritiker, die die idee der demokratie denunzieren(k) und höhnend auf die verfallsformen der demokratischen ordnungen zeigen(l). Die defizite in den ordnungen demokratisch verfasster staaten werden beklagt, das mit guten gründen, aber es sollte nicht übersehen werden, dass die klagen über die faktischen mängel in der demokratischen ordnung missbraucht werden, die idee der demokratie, das versprechen der freiheit für alle, die frei sein wollen, schlecht zu reden. Wenn von der freiheit gesprochen wird, dann kann diese freiheit nur für alle gelten, die als bürger mit gleichen rechten und pflichten in einem staat sich vereinigt haben, und das individuum als ich und sein genosse werden diese freiheit, sich selbst versprochen, nur in einer gemeinsam geschaffenen ordnung realisieren, die in der tradition mit dem terminus: demokratie, bezeichnet wird(m).
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(a)

Ich verweise auf meine bemerkung im argument: 2.42.15/(a), und ergänze.

Das problem der demokratie ist die selbstorganisation aller, die es betrifft. Die möglichkeit, dass einer die demokratische ordnung stiftet(01), oder dass wenige die ordnung in ihrer überschaubaren gruppe als modell der ordnung aller realisieren(02), diese möglichkeiten scheiden theoretisch aus(03) und die selbstorganisation aller funktioniert, soweit die dokumente der historia besichtigt werden, eher schlecht als recht(04). Das sind praktische schwierigkeiten, die händelbar sind, wenn im konsens, die demokratische ordnung zu realisieren, kompromisse gewollt sind. Das, was theoretisch in bestimmten konstruktionen scheinbar als widerspruchsfrei konstruiert werden kann, das ist in einem der vielen interessen gebunden, die pragmatisch im handeln miteinander kompatibel gehalten werden müssen. Die sogenannt reine demokratie ist nicht besser als die faktische abwesenheit einer demokratischen ordnung. Das sind die extrempositionen, die das geöffnete spektrum denkbarer demokratischer ordnungen begrenzen(05).
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(01)

diese denkbare möglichkeit wurde in Europa unter dem terminus: konstitutionelle monarchie, diskutiert und praktiziert(*1). In mischtypen wurden die einzelnen konstitutiven momente, sich theoretisch ausschliessend, pragmatisch kombiniert, mal das eine, mal das andere moment akzentuierend. Der nominelle könig war oft nicht mehr als ein gewählter präsident, nur dass die amtswürde in den adelskreisen vererbt wurde. Die konstituellen monarchien des 19.jahrhunderts bis heute sind theoretisch widersprüchlich, aber diese ordnungen haben sich unter falscher bezeichnung praktisch bewährt und die gründe des erfolgs sind nicht in der logik der theoretischen bedingungen zu verorten, sondern im pragmatischen vorteil der bürger, die von diesen ordnungen profitiert haben. Irgendwie ist im volk das bild vom guten könig doch nicht ganz verschwunden.
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(*1)
das bekannteste beispiel dürfte der staat auf den Britischen Inseln sein. Das gottkönigtum wurde zwar beiseite gelegt (wenn es überhaupt eine tradition in der englischen gesellschaft gewesen war), aber die idee der souveränität(Jean Bodin) wurde verknüpft mit den gepflogenheiten aristokratischer gruppen, sich in versammlungen über das zu verständigen, was alle in der gruppe betraf. Für diese versammlungen wurde der terminus: parlament, geläufig. Vom volk war zwar immer die rede, aber das volk waren die untertanen, die ihre herren mit den worten: His(Her) Majesty und My Lord, anzureden hatten.
(02)
es wird gelegentlich von adelsrepubliken(*1) geredet, auch der terminus: gelehrtenrepublik,(*2) ist zu hören. Das sind konstruktionen per analogiam, die als untauglich beiseite gelegt werden sollten.
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(*1)
dieser typus war in den italienischen städten der renaissance verbreitet gewesen. Partiell waren in den institutionen dieser stadtstaaten kommunikationsformen und entscheidungsprozeduren entwickelt worden, die auch in demokratisch verfassten institutionen sich als brauchbar erwiesen haben. Es ist aber falsch, von der offensichtlichen praktikabilität dieser verkehrsformen auf eine demokratische ordnung schliessen wollen.
(*2)
ein dokument der historia, das diesen typus auch historisch belegen würde, kann Ich nicht zitieren. Soweit die gemeinschaft der wissenschaftler darunter verstanden wird, ist der terminus erstens irreführend, weil die gemeinschaft der wissenschaftler kein staat sein kann, und zweitens, weil die gruppe der wissenschaftler eine gruppe unter den vielen gruppen im staat ist, die legitim oder auch nicht, ihre partikularen gruppeninteressen verfolgen.
(03)
als begriff sind die konstituierenden merkmale der aristotelischen staatsformen zu den anderen staatsformen widersprüche, als phänomene aber sind sie gegenstäzlich bis zum wechselseitigen ausschluss, eine feststellung, die nicht ausschliessen muss, dass in der praxis kombinationen angewandt werden, die im horizont der jeweiligen zwecke, erfolgversprechend sein können. Der erfolg wiederum kann aber kein zwingendes argument für den versuch sein, widersprechendes in übereinstimmendes umzudeuten.
(04)
es mag sein, dass der pöbel in seiner maasslosigkeit als eine menge gleicher erscheint, aber in dieser gleichheit ist der pöbel unfähig, einen staat in raum und zeit dauerhaft zu formen. Es ist eine empirische beobachtung(*1), dass in dem haufen der sogenannt gleichen sich bald ein führer und dann eine führende gruppen herausbildet, die allen vorschreiben wird, was fortan als ordnung gelten soll. Der pöbel wäre dann wiederum nur eine masse, in sich scheinbar differenzlos, die aber zum führer und der führergruppe im prinzip ungleich sein muss.
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(*1)
diese beobachtungen sollten sorgfältig von dem abgegrenzt werden, das in der fauna als logik des schwarms diskutiert wird. Evolutionslogisch dürfte das verhalten gemäss eines rudels in der gattung: homo sapiens, in den tiefen des unbewussten noch wirksam sein, aber diesen resten sollte im bereich des bewussten keine funktion eingeräumt werden, das menschliche verhalten zu bestimmen, ein verhalten, für das nur das individuum als ich verantwortlich sein kann.
(05)
die argumente sind als billig abzulegen, mit denen einerseits die faktischen mängel einer realen demokratischen ordnung aufgelistet werden, immer im horizont der denkbaren alternativen: königtum und aristokratie, andererseits aber diese alternativen bejubelt werden, die dem horizont der demokratie nicht entzogen werden können. Empirisch werden sich in jeder demokratischen ordnung elemente des königtums und der aristokratie nachweisen lassen, genauso wie das königtum und die aristokratie bestimmter verfahrensweisen einer demokratischen ordnung nicht entzogen werden können. Es ist das individuum als ich, das die elemente staatlicher ordnung mit seinem genossen miteinander kombiniert, jeder für sich gemäss ihrer gemeinsamen interessen(*1).
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(*1)
die utopie jener staatsform, die mit dem terminus: politie, bezeichnet wird, ist immer präsent(+1).
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(+1) argument: //==>2.42.18.       /(a)<==//
(b)
Hegel sagte, dass die menschen "erst ((...) im Christentum zum Bewußtsein gekommen ((seien)), daß der Mensch als Mensch frei ((ist))"(01). Hegel's these, dass die freiheit, das pathos seiner geschichtstheologie beiseitegelegt(02), der notwendige gedanke sei, mit dem das individuum als ich und sein genosse ihre gleichheit, einen staat organisierend, behaupten können, ist eine nicht auflösbare verknüpfung zwischen den begriffen: gleichheit und freiheit, die, wenn sie behauptet wird, den begriffen: freiheit und gleichheit, gespiegelt in den vielfältigen phänomenen, jedes phänomene für sich, ihren besonderen gehalt vermitteln sollen(03). Frei sein im horizont der bürgerlichen freiheiten(04) ist faktisch nur möglich, wenn die gleichheit aller, die es betrifft, anerkannt ist, die gleichheit, die zwischen dem individuum als ich und seinem genossen in ihrer individuellen existenz nicht möglich, aber in ihrer wechselseitigen relation, wenn sie im staat sich vereinigen, unabdingbar ist(05). Nicht anders kann die gleichheit des individuums als ich und seines genossen, mitglieder ihres gemeinsamen staates, behauptet werden, wenn dem einen und/oder dem anderen der gebrauch der bürgerlichen freiheiten verwehrt ist. Beides ist zugleich erforderlich. Dies ist nur in einer demokratischen ordnung möglich, in der das prinzip: alle herrschen, gilt(06).
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(01)
Hegel,G.W.F.: Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte. p.31. bibliographie/ //==>2.93.60.
Zusatz: Das zitat in der Hegel'schen wortfolge: "Erst die germanischen Nationen sind im Christentum zum Bewußtsein gekommen, daß der Mensch als Mensch frei ((ist)), die Freiheit des Geistes seine eigenste Natur ausmacht. Dies Bewußtsein ist zuerst in der Religion, in der innersten Region des Geistes aufgegangen;"(*1). Hegel hatte, das sollte nicht unbemerkt sein, mit dem satz zu den menschen im jahr 1829 gesprochen. Das zitat mit dem implizierten versprechen der freiheit ist aber, von den konnotationen des jahres 1829 losgelöst, erst in der nachfolgenden geschichte wirksam geworden. In der romantik war es ein bekannter topos, von den "Nationen" zu sprechen(*2), im zeitalter der Internationale war davon nicht mehr die rede und auch sonst wird global vom menschen "an sich" gesprochen.
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(*1)
Hegel,G.W.F.: Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte. p.31. bibliographie/ //==>2.93.60.
(*2)
pars pro toto verweise Ich auf Novalis, der den terminus: nationen,(+1) mehrfach(+2) gebraucht hatte, so in seinem fragment: Die Christenheit oder Europa(1799),(+3).
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(+1)
welchen begriff Novalis gedacht hatte, das kann hier beiseite gestellt bleiben.
(+2)
siehe das register, stichwort: nation, in der von mir benutzten werkausgabe, Bd.3, p.732. bibliographie/ //==>2.93.64.
(+3)
Novalis: Die Christenheit oder Europa(1799). Bd.2, p.740 und 749. bibliographie/ //==>2.93.64.
(02)
erst in der rezeption des Hegel'schen denkens durch seine schüler und nachfolger bildete sich das heraus, was Ich mit dem terminus: geschichtstheologie, kenntlich mache. Karl Marx und seine nachfolger sprachen dann, ein wort Hegel's aufgreifend(*1), von einer weltgeschichte, die als "Fortschritt im Bewußtsein der Freiheit ((...) in seiner Notwendigkeit zu erkennen" sei. Das objekt des glaubens, der glaube an die notwendigkeit der geschichte, ist ebenso wenig beweisbar wie der glaube an einen gott. Bekannt sind nur die dokumente der historia, die mit jeder aufnehmenden erzählung in einer neuen geschichte gedeutet werden, deutungen, die selbst nur ein dokument der historia sein können. Das pathos, das mit Hegel's gedanken, durchaus interessengeleitet, verknüpft worden ist, das ist leer, aber für viele war es zu einer finalen realität geworden.
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(*1)
das zitat unverkürzt: "Die Weltgeschichte ist der Fortschritt im Bewußsein der Freiheit - Fortschritt, den wir in seiner Notwendigkeit zu erkennen haben",(+1).
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(+1) Hegel,G.W.F.: Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte. p.32. bibliographie/ //==>2.93.60.
(03)
klarstellung: die begriffe: freiheit und gleichheit, sind klassenbegriffe(*1) und können in einem argument nur als klassenbegriffe korrekt verwendet werden. Der begriff: freiheit, enthält kein kriterium, das konstitutiv für den begriff: gleichheit, sein könnte, nicht anders der begriff: gleichheit, in bezug auf dem begriff: freiheit(*2).
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(*1)    //==>INDEX der argumente, stichworte: klassifikation und relationsbegriff.

(*2)

in den politischen debatten werden immer wieder die freiheit gegen die gleichheit und die gleichheit gegen die freiheit in stellung gebracht. Diese kontroversen liefern keine neuen erkenntnisse über die freiheit und die gleichheit, wohl aber geben sie einblicke in die interessen derjenigen, die konfrontativ mit diesen begriffen argumentieren.
(04)
klarstellung. Es geht hier nicht um die autonomie des ich, die das individuum als ich postulieren muss, wenn es sich als ich begreifen will.
(05)
klarstellung. Prima vista ist das argument widersprüchlich, secunda vista ist aber in den blick zu nehmen, dass die wechselseitige relation zwischen dem individuum als ich: A, und dem genossen: B, (=A<==>B) in raum und zeit ein phänomen ist, das einmal in der perspektive des staates (=prinzip der gleichheit), ein andermal in der perspektive des verbandes der sozialen gruppe (=prinzip der ungleichheit) in den blick genommen wird. Was als begriff ein widerspruch sein muss, das kann in den phänomenen nur ein gegensatz sein, der sich auch wechselseitig ausschliessen kann.
(06)
mit dem argument, die realisierung des prinzips: alle herrschen, sei nur in einer demokratischen ordnung möglich, wird implizit behauptet, dass das königtum und die aristokratie als staatsformen zwar denkbar seien, in raum und zeit aber nicht realisiert werden können - entweder kann die freiheit nicht real sein oder die gleichheit ist nicht, aber in der sache macht das keinen unterschied, weil in der realität für die grosse menge sowieso beides ausgeschlossen ist.      (b)<==//
(c)
der begriff: masse, sollte nicht mit dem verwechselt werden, was Ich mit dem terminus: (=alle), bezeichne. Es ist falsch, den begriff: masse, als die nichtfestgelegte summe aller zu definieren. Den begriff: masse, definiere Ich in anlehnung an die argumente, die Ortega y Gasset geltend gemacht hatte, gedacht im 20.jahrhundert(01).
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(01)
Ortega y Gasset hatte den zerfall der kultur im blick gehabt, jener kultur, die von der tradition überliefert wurde und im zeitalter der moderne bedroht ist, vernichtet zu werden. Das fundament dieser kultur war die aristokratische gesellschaft gewesen, tempi passati, aber der titel des essays: aufstand der massen,(*1) ist ein menetekel(*2).
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(*1) Ortega y Gasset,José: Der Aufstand der Massen. bibliographie/ //==>2.93.63.
(*2) Ich belasse es bei diesen andeutungen.      (c)<==//
(d)
quodlibet - was (gerade) gefällt. Der alte terminus: quodlibet, gesättigt mit tradition, weit zurückreichend in den barock und die scholastik, ist heute ein schlankes wort: post...,(01) - in der sache hat sich nichts geändert, wohl aber ist das erscheinen der sachen verändert. Es ist eine alte erfahrung, dass das, was zur hand ist, die hand in ihren möglichen bewegungen begrenzt und, eingebunden in seine grenzen, schweift der blick immer über diese hinaus. Man möchte anders als man muss und das andere ist nur in der vorstellung verfügbar, die einmal wirklichkeit sein soll. Als wunsch ist nicht die hoffnung, dass das, was ist, einmal anders sein werde, das problem, das problem, das änstigt, ist das wissen, dass das, was geworden ist, den wunsch wieder evozieren wird, dass es wieder anders werden solle. Das, was in wunschbildern luftig gemalt ist, das ist nicht das, was in jedem moment der gelebten gegenwart begegnet, aber das erhoffte wird so gehändelt als ob es schon real sei. Das changieren zwischen dem, was sein soll und dem, was im moment der gelebten gegenwart real sein wird, fixiert den raum für eine beliebigkeit, die alles als möglich oder auch nicht erscheinen lässt - anything goes, wie's im denglish heisst(02). Die staatliche ordnung, die als eine demokratische ordnung angesehen wird, ist nicht der beliebige spielball einzelner interessen, sie ist eine konstruktion mit strikten regeln, die als grenzen zu beachten sind, wenn alle, die es betrifft, als individuen, die ein ich sind, verträglich miteinander zusammenleben wollen. Die bürgerlichen freiheiten, das tun zu können, was als vernünftig gehalten wird, können nur dann gelebt, das heisst: genossen, werden, wenn grenzen gesetzt sind, die das belieben einhegen(03).
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(01)
geläufig ist der terminus: postmoderne, aktuell wird von der postdemokratie gefaselt - so als habe es die demokratie in der historia schon einmal gegeben. Die erinnerung verklärt vieles, die zeit aber, die eine zeit der mühsal und der tränen gewesen war, erscheint in  der halbwissenden erinnerung vergoldet.
(02
meine notiz zu Paul K.Feyerabend's missverstandenem terminus: anything goes,(*1).
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(*1) Richter,Ulrich: Die vollendung des kunstwerks. 020:kunstwerk. //==>argument: 2.2.001/(g). bibliographie/ //==>2.93.49.
(03)
dem terminus: einhegen, ist ein gedoppelter sinn beigelegt. Einmal die bedeutung: grenze, die eine beschränkung des beliebens ist. Nicht alles, was möglich erscheint, soll auch sein. Dann aber auch die bedeutung: schutz, in dem sich etwas entwickeln kann, das ohne die schützende grenze nicht möglich ist. In der ambivalenz dieser bedeutungen ist der raum der freiheit für alle offen, denen das wort: freiheit, keine leere phrase ist.       (d)<==//
(e)
den terminus: jedermann, unbestimmt in seiner bestimmung, verwende Ich in einer bestimmten perspektive. Der herr/frau: jedermann, ist ein individuum als ich, das, für sich unverwechselbar, nur diese frau sein kann und nicht jener mann oder dieser mann und nicht jene frau. Folglich kann mit dem terminus: jedermann, kein bestimtes individuum als ich bezeichnet sein, obgleich unbestritten bleibt, dass dem terminus die bestimmte funktion zukommt, das individuum als ich, teil in der menge der individuen, die ein ich sind, in seiner stellung, teil dieser menge zu sein, zu bezeichnen. Der terminus: jedermann, wird vom individuum als ich und seinem genosse genutzt, jeder für sich, wenn sie den jeweils anderen wahrnehmen, diesen als teil einer menge unbestimmt belassend, um ihn gesellschaftlich bewerten zu können.       (e)<==//
(f)
es ist zweckmässig, den begriff: demokratie, von dem begriff: demokratische ordnung,(01) zu unterscheiden. Die schnittmenge der konstitutiven merkmale ist stabil, aber darüber hinaus gibt es modifikationen, die einerseits erweiterungen zulassen, andererseits einschränkungen nicht ausschliessen. Das, was eine demokratische ordnung von den anderen möglichen staatsformen unterscheidet, das ist das verfahren, mit dem alle bürger, gleich jedem anderen, die gemeinsam betreffenden dinge miteinander händeln. Unter dem terminus: verfahren, sind zwei perspektiven auf die demokratische ordnung zu unterscheiden. Die eine perspektive hat die verfahren zum fokus, wie die notwendigen entscheidungsprozesse organisiert sind, mit denen die bürger das händeln, was öffentlich entschieden werden muss(02), die andere perspektive hat die verfahren zum fokus, wie die bürger miteinander die sachfragen diskutieren, die die mandatierten im auftrag der anderen auch für diese zu entscheiden haben. Das eine ist der öffentliche diskurs, das andere sind die wahlen.

Ich beginne mit den wahlen(03), dem kriterium, das begrifflich jede vermischung der systeme: aristokatie und königtum, mit dem system: demokratie, ausschliesst. Wahl bedeutet, dass das individuum als ich: A, den genossen: B, auswählt, damit der gewählte: B,  selbstverantwortlich im namen des wählers: A, gültig handle. Der könig, der auch wählen kann, auserwählt dagegen den beamten, damit der auserwählte im auftrag des auswählenden als beamter hand'le, den willen des königs vollziehend. Die aristokratische gruppe wählt nicht, sie handelt autokratisch, unter gleichen einen primus inter pares ermittelnd, von dem erwartet wird, dass er den willen der anderen als wille der gruppe repräsentiert. Die differenzen mögen als gering erscheinen und bewertet werden(04), aber sie sind fundamental. Die demokratische wahl ist eine handlung, die nur das individuum als ich, sich selbst bindend, vornehmen kann, in dem es, begrenzt in raum und zeit, den genossen, sich selbst bindend, mandatiert, selbstverantwortlich zu handeln, ein handeln, das dem wohl aller, die es betrifft, verpflichtet ist(05). In der demokratischen wahl ist ein wechselseitiger prozess wirksam, der seinen legitimitätsgrund im moment des anderen hat. Der bürger kann, gleich unter gleichen, nicht als staat handeln, wohl aber handelt der bürger: A, als staat, das heisst, er herrscht, wenn er von den bürgern des staates in einem geregelten verfahren mandatiert ist, für diese im interesse aller zu handeln. In der wahl ist ein system von "checks and balance" impliziert, das ausschliesst, dass der auftrag zur herrschaft missbraucht werden kann(06). Dass der missbrauch der herrschaft immer wieder versucht wird, ist ein anderes problem, das das prinzip nicht in frage stellt. In der theorie ist das problem entschieden, in der praxis aber muss die auflösung des problems immer wieder neu versucht werden.

Ich schliesse mit der idee des öffentlichen prozesses. In der demokratischen ordnung ist jede entscheidung des individuums als ich und seines genossen als bürger ihres staates in einem prozess eingebettet, der öffentlich ist. Öffentlich soll heissen, dass es im verkehr des individuums als ich mit seinem genossen als bürger ihres gemeinsamen staates im prinzip kein geheimnis geben kann(07). Die erforderliche öffentlichkeit ist nur im dialog aller, die es betrifft, realisierbar(08). In diesem dialog wird, analog zu den wahlen, die entscheidung des individuum als ich: A, über eine bestimmte sachfrage nur dann für alle, die es betrifft, gültig, wenn der genosse: B, in derselben sache, sich selbst bindend, sich dafür entschieden hat. Das, was zwischen A und B gelten soll, das muss die zustimmung beider haben, und diese zustimmung kann nur in einem öffentlichen prozess erklärt werden. Das problem ist, wie dieser prozess organisiert sein kann, wenn die möglichkeiten der unmittelbaren kommunikation zwischen allen, die es betrifft, in raum und zeit beschränkt sind. In einer kleinen gruppen mag die direkte kommunikation nach dem prinzip des palawers funktionieren, in personal nicht mehr überschaubaren gruppen gilt das prinzip der repräsentation, typisch dafür die institution: parlament,(09). In den institutionen: "parlament und versammlung aller, die es betrifft" ist die öffentlichkeit des politischen prozesses einerseits bereitzustellen, andererseits zu gewährleisten(10). Es ist ein anderes problem, wenn die frage in den blick genommen wird, ob die geforderte öffentlichkeit vom individuum als ich und seinem genossen de facto auch genutzt wird, aber das müssen das individuum als ich und sein genosse, jeder für sich, selbst entscheiden(11).
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(01)

die unterscheidung: hier demokratie - da demokratische ordnung, mag spitzfindig wirken, weil die konstitutiven merkmale des begriffs: demokratie, in den phänomen der demokratischen ordnungen nachweisbar sein müssen, wenn von einer demokratie geredet wird. Die illusion ist endemisch, dass eine soziale ordnung etabliert werden könne, in der alle merkmale nachweisbar sind, die den begriff: demokratie, bestimmen, weil jede ordnung, als demokratisch bezeichnet, in raum und zeit die konstitutiven merkmale des begriffs: demokratie, in unterscheidbaren mischungen aufweisen wird, die ordnungen mal als mehr mal als weniger demokratisch gelungen ausweisend. Einerseits muss klarheit darüber bestehen, was die konstitutiven merkmale des begriffs: demokratie, sind, andererseits sollten die phänomene der demokratischen ordnungen  kritisch beschrieben werden, damit ein urteil über die sache möglich ist.     (st/24217/f/(01))<==//
(02)
wenn in einem diskurs behauptet wird, die sache sei öffentlich zu verhandeln, dann ist mit der behauptung der öffentlichkeit der gedanke impliziert, dass es auch eine sphäre des privaten gibt(*1).
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(*1)
die dialektik des privaten bereichs individueller existenz und das handeln des individuums als ich und seines genossen in der öffentlichkeit als bürger ihres staates ist der gegenstand eines anderen arguments(+1).
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(+1) argument: //==>2.42.21.     /(st/24217/f/(02))<==//
(03)
es ist fruchtlos darüber zu streiten, was in einer demokratischen ordnung wichtiger sei, die wahl oder der öffentliche diskurs. Das eine ist vom anderen nicht zu trennen und letztlich sind es nachrangige erwägungen, die festlegen, womit faktisch begonnen wird.    (st/24217/f/(03))<==//
(04)
die differenzen sind in der sprache gegründet(*1). Die sprache stellt im prinzip nur ein wort für einen vorgang zur verfügung, bezeichnet mit dem terminus: wahl, der differenziert beurteilt werden muss. So ist es durchaus plausibel, wenn gesagt wird, dass der könig gewählt habe, obgleich es heissen muss: der könig hat entschieden. Nicht anders die gruppe der sogenannt besten, deren gewohnheiten zwar als eine wahl erscheinen mögen, praktiken, die als handlung nur die wirkung eines kompromisses sind, der im wechselspiel der machtansprüche innerhalb der gruppe benennbar ist.
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(*1)
das gilt zumindest für die deutsche sprache. Im der englischen sprache wird klar unterschieden zwischen: to choose and to vote,(+1), aber das grundproblem ist mit der unterscheidbaren terminologie nicht aus der welt. Wahl bedeutet immer auswahl zwischen mindestens zwei möglicheiten: a oder b - tertium datur, gleichgültig, ob die wahl ein fall der privaten existenz ist oder ein fall auf den öffentlichen bühne des politischen prozesses. Weil im procedere der wahl(+2) immer ein drittes möglich ist, kann der terminus: wahl, nicht in logischer eindeutigkeit instrumentalisiert werden.
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(+1)
die handlung der wahl(des wählens) wird in der lateinischen sprache terminologisch noch eindeutiger unterschieden.
(+2)
die entscheidung sollte von der wahl unterschieden werden. Die entscheidung trennt zwischen zwei(§1) möglichkeiten: entweder a oder b - tertium non datur. Die entscheidung ist eine position, mit der alles andere negiert ist.
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(§1) die zahl der möglichkeiten kann grösser als zwei sein.     (st/24217/f/(04))<==//
(05)
das imperative mandat ist mit dem prinzip der demokratischen wahl nicht vereinbar(*1). Es ist etwas anderes, wenn das individuum als ich: A, bestimmte erwartungen an den gewählten, den genossen: B, formuliert, die der gewählte erfüllen kann, aber nicht erfüllen muss, wenn der mandatierte gründe des gemeinwohls geltend machen kann, die eine erfüllung der privaten erwartungen ausschliessen. Solange die wahl gilt, sind der wähler und der mandatierte an das votum gebunden, nach ablauf der zeit ist wieder neu zu entscheiden.
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(*1)
der könig erteilt ein imperatives mandat, das er jederzeit und aus jedem ihm gut erscheinenden grund zurückholen kann. Der vom könig auserwählte kann solange im auftrag des königs handeln, solange er die gunst des königs auf sich lenkt.    (st/24217/f/(05))<==//
(06)
das problem der wahl ist ihre praktische durchführung. Es ist schon erstaunlich mit welchem einfallsreichtum und raffinesse versucht wird, den prozess der wahl so zu organisieren, dass das gewünschte ergebnis herauskommt. Der grund für dieses problem ist, dass in einem staat, der demokratisch organisiert sein soll, die menge aller bürger, in ihrer ganzheit zur selbstorganisation unfähig(*1), so geführt sein muss, dass das individuum als ich und sein genosse, jeder für sich, ihr recht als bürger wahrnehmen können, ohne den staat als ein ganzes funktionsunfähig zu machen. Es ist die numerische grösse der staats, die eine quadratur des kreises schafft, die in keinem fall pragmatisch zur zufriedenheit jedes einzelnen bürgers aufgelöst werden kann. Das, was das individuum als ich und sein genossen als pragmatische auflösung der quadratur des kreises anstreben und auch erreichen können, das sind lösungen, die, wenn der staat als staat funktionieren soll, in einer definierten marge vom ideal abweichen. Das ist ein problem der struktur, das hier und jetzt immer wieder die gleichen fragen aufwirft, für die bestimmte antworten gefunden werden, die das problem nicht abschliessen können(*2).
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(*1)
die bürger eines staates sind in ihrer gesamtheit kein schwarm. Es kann sinnvoll sein in den theorien des schwarms von einer vernunft des schwarms zu reden, aber das individuum, das teil eines schwarmes sein kann, ist es nicht als ich. Auf dieser differenz bestehe Ich.
(*2)
neben anderen fragen(+1) sind es diese. 1.frage: in welcher form soll die gesamtheit der bürger des staates in den institutionen des staates repräsentiert sein? In der regel werden die mandatsträger in einer direkten wahl bestimmte(=parlament), aber die verwaltung des staates wird von einer vielzahl von personen bewerkstelligt, die ihren auftrag zur herrschaft nur mittelbar erhalten haben, so das gros der verwaltungsbeamten, die judikative eingeschlossen. 2.frage: wie soll der gewählte abgeordnete sein mandat(+2) real ausüben? Als person unterliegt er interessen, die zumeist gegenläufig in der person zusammenprallen. 3.frage: sollen die strukturen der direkten demokratie gestärkt werden oder die der repräsentative demokratie? Die grösse des staates und die komplexität der sachfragen sind gewichtige argumente, das eine zu lasten des anderen zu akzentuieren. Es macht eindruck, wenn das volk befragt wird, aber, das ist die 4.frage: lassen sich bestimmte sachfragen mit einem ja oder nein definitiv klären? Neue probleme sind mit der entwickelnden komplexität staatlicher organisation entstanden. Die neuen techniken, so das internet, können den prozess der kommunikation neu, vielleicht auch effizienter organisieren, aber die antwort wird unentschieden bleiben, ob durch die neuen techniken die basis auch demokratisch organisiert sein wird. Das sind fragen, die unter dem lemma: legitimität durch verfahren,(+3) diskutiert werden müssen, aber die denkbaren antworten werden nur auflösungen sein können, die in raum und zeit begrenzt gültig sind.
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(+1)
dies annähernd erschöpfend zu leisten ist die aufgabe einer theorie des modernen staates, die nicht der gegenstand der erörterung ist.
(+2)
in der demokratischen ordnung ist ein direktes imperatives mandat per definitionem ausgeschlossen, aber das problem ist mit der schönen formel(§1) nicht aus der welt, dass das sogenannte freie mandat einer vielzahl von versuchungen ausgesetzt ist, so den phänomenen in ihren vielfältigen, zumeist unschönen facetten, die mit dem terminus: lobbying, bezeichnet werden.
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(§1) "Sie ((die Abgeordneten des Deutschen Bundestages)) sind Vertreter des ganzen Volkes, an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen."(Art.28 II GG).
(+3)
Ich greife auf den ausdruck zurück, den Jürgen Habermas in seinen reflexionen über den politischen prozess gebraucht hatte und belasse es bei diesem hinweis.     (st/24217/f/(06))<==//
(07)
geheimnisse des staates gibt es nur im königtum und in der aristokratie, in der demokratie ist ein geheimnis des staates per definitionem ausgeschlossen(*1). Es ist etwas anderes, wenn im politischen prozess die interessen streitig ausgehandelt werden. Bestimmte ereignisse können, gehändelt von den staaten, den parteien und den sonstigen vereinigungen in der gesellschaft in der funktion des subjekts, als geheimnis angesehen werden(*2). Das sind pragmatische erwägungen, die ihren grund in der abwägung der interessen haben, die dem privaten bereich der handelnden personen zugeordnet sind, die aber im öffentlichen bereich mit den anderen interessen, ebenso von personen vertreten, austariert werden. Geheimnisse, welche es auch sein mögen, sind im kampf um die durchsetzung partikularer interessen ein teil der strategie, mit der bestimmte interessen gegen andere ebenso bestimmte interessen durchgesetzt werden sollen. Das, was in der begriffskonstruktion: geheimnis des staates, quer zueinander steht, das ist der private bereich, den das individuum als ich und sein genosse, jeder für sich, zu verantworten hat, und der öffentliche bereich, der in der verantwortung aller, die es betrifft, liegt. Spannungen sind nicht vermeidbar, aber der politischen prozess muss so transparent geformt sein, dass es dem individuum als ich und seinem genossen, jeder für sich, möglich ist, bestimmte fakten, alles dinge der welt,(*3) den argumentebenen des verbandes der sozialen gruppe und der argumentebene des staates zuzuordnen. In der differenz der funktionen kann ein geheimnis(*4) zweckmässig sein, es ist zulässig, wenn es in den gesetzten grenzen instrumentalisiert wird.
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(*1)
die geheimnisse des herrn Franz Josef Strauß sind nicht die geheimnisse des staates: Bundesrepublik Deutschland. Der zeitgenosse: FJS,(+1) als politiker brilliant in vielfältigen funktionen für den staat: BRD, tätig gewesen, hatte es, nicht immer lobenswert, verstanden, seine privaten interessen als öffentliche interessen zu händeln, ein handeln, das prima vista nicht kritisiert werden sollte, weil es menschlich, allzumenschlich(+2) ist, aber, im horizont des politischen prozesses, kann es secunda vista nicht toleriert werden, dass es FJS, hinter dem staatsgeheimnis sich erfolgreich verbergend, immer wieder gelungen war, seinen privaten vorteil als öffentliches ereignis zu inszenieren - das sind nunmehr alles dokumente der historia(+3), die aber als beispiele gelesen werden sollten, wie der öffentliche prozess nicht gehändelt werden kann, wenn der staat, die angelegenheit aller, die es betrifft, nicht zugrunde gehen soll(+4).
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(+1)
das kürzel: FJS, war in polemik des politischen alltags geläufig gewesen.
(+2)
anspielung auf ein geläufiges wort Nietzsche's. In der retrospektive wirkt der verweis versöhnlich, aber damit ist das kritisierte politische verhalten nicht gerechtfertigt. Etwas verstehen zu wollen und etwas zu rechtfertigen, ist zweierlei und sollte getrennt beurteilt werden(§1).
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(§1) Richter,Ulrich: Erklären - verstehen - rechtfertigen. adm/(05)04/02.  bibliographie/ //==>2.93.49.
(+3)
die skandale des FJS sind dokumente der historia. Die nachlebenden werden objektiver urteilen als die zeitgenossen zu urteilen in der lage gewesen waren. Als politiker war FJS faszinierend gewesen, aber sein handeln ist, so sehe Ich den fall: FJS, besser in der perspektive der macht zu bewerten(§1) als in der perspektive der möglichen staatsformen.
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(§1) argument: //==>2.52ff.
(*2)
de facto ist das vorhandensein bestimmter geheimnisse nicht ausgeschlossen. Es gibt dinge der welt, die entweder im forum internum, dem genossen nicht zugänglich, gedacht werden, oder die als gedanken auf dem forum publicum, allen prinzipiell zugänglich, von einem definierten kreis von personen geteilt werden. Wenn von den geheimnissen des staates geredet wird, dann können es nur die gedanken sein, die, ausschliessend auf einen definierten kreis begrenzt, auf dem forum publicum zumeist streitig diskutiert werden. Dabei ist zu beachten, auf welcher argumentebene der als geheimnis qualifizierte gedanke gehändelt wird. Auf der argumentebene des verbandes der sozialen gruppe ist das geheimnis als moment im kommunikativen prozess zulässig, im politischen prozess auf der argumentebene des staates nicht. Das unterscheidende moment ist das prinzip der gleichheit. Das arcanwissen ist mit der struktur des verbandes der sozialen gruppe vereinbar, aber nicht mit der struktur des staates.
(*3)
jedes geheimnis, über das als gegenstand des arguments etwas prädiziert wird, ist ein ding der welt; folglich ist das, was in den theologischen bildern erzählt wird, logisch betrachtet, kein geheimnis gottes(+1), sondern das, was als geheimnis gottes ausgegeben wird, das proponierte aber kann nur das geheimnis des individuums als ich sein, das über seinen geglaubten gott etwas prädiziert. Über die geheimnisse des individuums als ich, gegenstand des denkenden glaubens, kann der genosse nichts prädizieren und das, was der genosse prädiziert, das muss dieser für sich verantworten.
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(+1)
der terminus: geheimnis gottes,(§1) ist, logisch geurteilt, nicht kohärent. Entweder ist das, was als gott geglaubt wird, kein geheimnis des gottes(genitivus objectivus), oder das, was das geheimnis von gott(genetivus subiectivus) sein soll, ist ein wissen in der fassung des glaubens, das nur dem individuum als ich zugänglich sein kann, das glaubend dieses wissen behauptet.
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(§1)
die theologen reden zwar davon, dass gott ein geheimnis habe, aber das, wovon die theologen reden, das kann nur das geheimnis sein, dass sie aus ihrem gott machen. Die doppeldeutigkeit des terminus: geheimnis gottes, ermöglicht es, dem gott all das unterzuschieben, was ihm unterschoben werden soll. Ein rationales argument ist in dieser manier des argumentierens ausgeschlossen.
(*4)
Ich habe es unterlassen, meine definition des begriffs: geheimnis, zu fixieren. Die auskünfte der lexika(+1) sind offenbar dürftig und führen nicht weiter. Das geheimnis auf den bezirk des forum internum zu begrenzen ist zwar ein plausibler gedanke, aber dieser gedanke ist auf den weg fixiert, der keinen ausgang hat, weil jeder gedanke, gedacht im forum internum, ein geheimnis des individuums als ich ist, der, entäussert auf dem forum publicum, kein geheimnis mehr sein kann. Das argument kehrt notwendig zu der allgemeinen definition des begriffs zurück, was kein fortgang in der erkenntnis ist.
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(+1)
der "Wahrig" definiert: "etwas, was innerhalb eines kleinen Personenkreises geheim bleiben soll (Amts-, Beicht-, Berufs-, Postgeheimnis); etwas, was nicht erkennbar und nicht erklärbar ist"(§1). Das "dtv-Lexikon" definiert: "spezielles Wissen, das innerhalb eines bestimmten Personenkreises oder einer bestimmten Organisation oder Institution verbleiben soll (Amts-, Beicht-, Berufs-, Militär- Postgeheimnis), auch Phänomen, das nicht erklärbar ist"(§2). Im begriffsschema der philosophen spielt das geheimnis offenbar keine rolle, weil jeder philosoph sein geheimnis hat, das in keinem seiner texte ausgeplaudert ist. Das Historische Wörterbuch der Philosophie verzeichnet das stichwort: geheimnis, nicht(§3).
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(§1) Wahrig,Gerhard: Deutsches Wörterbuch. Stichwort: Geheimnis. bibliographie/ //==>2.93.65.
(§2) dtv-Verlag: dtv-Lexikon in 24 Bänden. Stichwort: Geheimnis. bibliographie/ //==>2.93.65.
(§3) Historisches Wörterbuch der Philosophie. Bd.3/ bibliographie/ //==>2.93.48.
(st/24217/f/(07))<==//
(08)
mit dem begriff: der öffentliche prozess, definiert als dialog aller, die es betrifft, ist ausgeschlossen, dass das königtum(*1) oder die aristokratie(*2) demokratisch organisiert werden könnten. Das schliesst in der perspektive der praxis aber nicht aus, dass im königtum und in der aristokratie prozesse der entscheidung beobachtet werden können, die in der form öffentlich sind. So die stammesversammlung in archaischen gemeinschaften(*3), das thing in der germanischen ordnung(*4), das parlament der adligen(*5) oder die ratsversammlung in den mittelalterlichen städten(*6).
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(*1)
der könig diskutiert nicht, er befiehlt dem untertan und erwartet gehorsam.
*2)
die gruppe der besten, respektive der eliten, ist immer nur ein teil im ganzen, nicht das ganze: der staat. Es ist üblich, diese schwierigkeit mit dem hinweis zu neutralisieren, dass es sich hierbei um "eine teilöffentlichkeit" handle. Das mag für die beschreibung der verschiedenen phänomene, in denen die staaten der welt präsent sind, zutreffen, der begriff: teilöffentlichkeit, ist aber in der theorie der staatsformen nicht konsistent.
(*3)
im prinzip ist die stammesversammlung die versammlung aller, die es betrifft, insofern wäre das moment: öffentlichkeit, erfüllt, aber der stamm ist gemäss der definition kein staat, wohl aber ein verband der sozialen gruppe.
(*4)
das thing ist eine öffentliche gerichtsverhandlung. Die beteiligten, teile des ganzen, verfolgen ihre interessen in einem geregelten verfahren, das als öffentlicher prozess beurteilt werden kann. Die grenzen zwischen dem verband der sozialen gruppe und dem staat sind nicht eindeutig erkennbar. Nicht jedes mitglied des verbandes der sozialen gruppe war "thingfähig", ein moment, das ausschliesst, dass das thing eine institution des staates sein kann. Auch dann ist das thing retrospektiv keine staatliche institution gewesen, wenn heute bestimmte verfahrensweisen des thing in den strukturen der staatlichen institutionen fortleben.
(*5)
in der historischen genese hatte das moderne parlament seine wurzeln in den versammlungen der adligen, die zumindest intern in der gruppe eine form von öffentlichkeit gepflegt haben, die nach aussen abgeschottet war. Nach aussen war diese form der versammlung immer eine teilöffentlichkeit, die nach innen immer eine uneingeschränkte öffentlichkeit sein sollte(+1).
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(+1)
ein vergessenes modell ist das polnische königtum, eine gemengelage zwischen dem könig und der versammlung der besten(=der Sejm). Eigentlich eine attraktive form, die in der theorie bestens organisiert ist, aber in der praxis mehr schlecht als recht funktioniert hatte; denn der entscheidung des einen, des königs, war das gemeinsame votum aller, des Sejm, beigestellt. Das einstimmige votum des Sejm aber war nur im prozess des palavers möglich.
(*6)
die ratsversammlung der städte ist ein gewähltes gremium von mandatierten. Alle, die wahlberechtigt sind, können unter sich eine bestimmte anzahl von personen mit einem mandat ausstatten. Als gruppe sind die wahlberechtigten ein teil des ganzen, die nach einem geregelten verfahren aus der gruppe eine andere kleine gruppe auswählen. Auch hier ist die struktur einer geteilten öffentlichkeit wirksam. Einmal die einteilung: wähler/nichtwähler, zwischen der eine öffentlichkeit nicht besteht, dann die einteilung: wähler/gewählte, die einerseits eine teilöffentlichkeit voraussetzt und unter den gewählten andererseits eine umfassende öffentlichkeit erfordert.
(st/24217/f/(08))<==//
(09)
das urmodell demokratischer öffentlichkeit ist, historisch betrachtet, die volksversammlung und nicht das parlament(*1). In der volksversammlung haben alle, die es betrifft, gegründet in der person, zutritt und rederecht, zumindest der theorie nach. In der praxis aber ist das recht auf teilnahme ein problem der zahl. In der komplexen welt von heute wird das problem der zahl mit dem repräsentativen modell aufgelöst; folglich ist die ratsversammlung das dominierende modell in der demokratischen ordnung. Die damit verknüpften einschränkungen an öffentlichkeit sind aber, weil pragmatisch begründet, dann akzeptabel, wenn das prinzip der öffentlichkeit de facto nicht beschränkt ist, es also jedermann möglich wäre, sich de facto auch gehör zu verschaffen(*2) - ob das, was der eine oder der andere sagt, dann auch gehört wird, das ist etwas anderes ... .
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(*1)
klarstellung. In der perspektive der historia ist das institut des staates: parlament, königlich-aristokratischen ursprungs. Es war das vermittlungsorgan zwischen dem könig und seinen vasallen. Im prozess der macht hatte es sich zu einem eigenständigen institut im staat entwickelt. Mit der wahl der mitglieder des parlaments durch das volk wurde das demokratische moment in das institut: parlament, implementiert. Eine demokratische ordnung ist ohne das parlament in der traditionalen form möglich, aber ein parlament funktioniert in der demokratischen ordnung nur dann, wenn es in seiner organisation und seinem procedere demokratisch verfasst ist.
(*2)
de facto ist die realität lamentabel. Man sagt, die presse sei die vierte gewalt in der demokratie(+1), aber so, wie die veröffentlichte meinung heute real verfasst ist, muss festgestellt werden, dass sie ihrer funktion nicht gerecht wird. Das bild, das von der veröffentlichten meinung gemalt werden muss, weist helle stellen auf, mehr noch dunkle flecken, und das, was die freie presse(+2) in ihrer funktion sein soll, das ist im parallelogramm der macht zumeist nur die funktion des handlangers bestimmter gruppen, die meinen, selbst der staat zu sein, ein staat im staate. Es sollte zur kenntnis genommen werden, dass das, was eine funktionierende presse in der demokratischen ordnung herstellen soll, immer eine teilöffentlichkeit sein wird, die für das ganze sprechen muss, aber nicht das ganze sein kann. Es ist aber ein fehler, die reduktion der freien presse auf bestimmte teilöffentlichkeiten negativ zu beurteilen, weil diejenigen, die mittels der presse den öffentlichen diskurs mitorganisieren, selbst parteigänger in den bestimmten meinungen sind, die von ihnen vertreten werden, parteigänger, die den interessen der von ihnen vertretenen gruppe gerecht werden müssen.
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(+1)
die rede von der vierten gewalt ist eine fortentwicklung der lehre von der gewaltenteilung im staat. Es ist üblich, die gewaltenteilungslehre nach Montesquieu im horizont der demokratietheorien zu diskutieren. Diese verknüpfung ist aber nicht zwingend, weil die teilung der gewalten nicht konstitutiv ist für die demokratische ordnung. Auch das königtum und die aristokratie können nur dann funktionieren, wenn die machtbeziehung zwischen dem individuum als ich: A, und seinem genossen: B, in eine form der herrschaft des einen über den anderen transformiert ist, eine herrschaft, die bestimmten regeln unterliegen muss. Die teilung der gewalten im staat ist eine maxime der praxis(§1).
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(§1) argument: //==>2.52ff.
(+2)
klarstellung. Mit dem terminus: freie presse, soll der gesamte bereich erfasst sein, der heute mit den verfügbaren medien abgedeckt wird.     (st/24217/f/(09))<==//
(10)
die funktion einer freien presse als institution des staates(*1) ist im gefüge der demokratischen ordnung konstitutiv, weil das, was alle betrifft, nur dann in der öffentlichkeit diskutiert werden kann, wenn alle, die es betrifft, nicht dem übermächtigen druck einer gruppe ausgeliefert sind(*2). Diese form der öffentlichkeit ist, historisch betrachtet, erst spät in den politischen prozessen ein dominierendes moment der kontroversen geworden, mit denen die interessen aller, die es betrifft, austariert werden. Die freie presse, eine institution der demokratischen ordnung neben anderen, ist ein mittel zum zweck, das, in seinen wirkungen nicht zu unterschätzen, den begriff: öffentlichkeit in der demokratischen ordnung, zwar nicht erweitert, aber diesem begriff eine eigentümliche färbung gibt. Das wird erkennbar, wenn die demokratische ordnung als phänomen in den blick genommen wird. Von der freien presse wird zwar ohne unterlass geredet, aber es ist diesen politikern, den statisten auf der politischen bühne, nicht recht, wenn die freie presse sich so verhielte, wie es ihrer funktion im demokratischen prozess entspräche. Die idee einer freien presse ist, vergleichbar den anderen institutionen des demokratischen staates, dem streit der divergierenden interessen ausgesetzt und, so wie die dinge stehen, kann in vielen staaten, etikettiert als demokratie, von einer freien presse nicht die rede sein. Es mag sein, dass eine offene kontrolle der freien presse durch die institutionen des staates nicht nachweisbar ist, aber dennoch ist diese kontrolle präsent, vermittelt über das kapital. Es ist eine vielfältig aufgespreizte kontrolle, ausgeübt von jenen gruppen, die mit einer gelenkten presse ihre illegitimen interessen gegen die legitimen interessen der anderen faktisch durchsetzen.
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(*1)
als institution des staates ist die freie presse ein diffuses gebilde und scheinbar nicht vergleichbar mit jenen institutionen des staates, die nach der allgemeinen staatslehre vertraut sind. Es mag sein, dass der freien presse formal die stabilen strukturen fehlen, aber das mindert nicht ihre funktion in der demokratischen ordnung. Ihre flexibilität in der form ist das instrument, mit dem die freie presse den politischen prozess öffentlich hält, die küchenkabinette der mächtigen eingeschlossen. Das praktische problem ist, wie die freie presse sich organisieren kann, weil jede organisation an feste strukturen gebunden ist, die wiederum ein spielball streitiger interessen sein können.
(*2)
es ist eine erfahrung, dass jede gruppe im staat versuchen wird, auf die freie presse einfluss zu nehmen, indem sie diese, wenn's denn möglich ist, unter druck setzt. Diese versuchen können nicht verhindert werden, aber sie werden durch gegenmacht neutralisiert. Eine freie presse funktioniert nur dann, wenn das parallelogramm der macht in geringen abweichungen austariert ist.     (st/24217/f/(10))<==//
(11)
das schlagwort: politikverdrossenheit, ist in den demokratischen staaten endemisch geworden. Der bürger, so wird behauptet, beteilige sich nicht mehr ausreichend an den wahlen(*1) und seine mitarbeit in den gruppen, vor allem den parteien, ist auf eine verschwindende minderheit begrenzt(*2). Diese behauptung ist prima vista zutreffend, secunda vista sollte aber in betracht gezogen werden, dass das prinzip der öffentlichkeit auch die möglichkeit einschliessen muss, sich nicht in personam an dieser öffentlichkeit zu beteiligen(*3). Es ist wünschenswert, dass das individuum als ich und sein genosse sich als bürger für die gemeinsamen angelegenheiten interessieren, aber zu dieser mitarbeit ist nicht jeder aus unterschiedlichen gründen fähig(*4). Solange die entscheidung: teilnahme am politischen prozess - ja oder nein, in der verantwortung des individuums als ich und seines genossen de facto verortet ist, solange ist die nichteilnahme am politischen prozess kein problem, es ist aber ein problem, wenn andere, durch verfügung über macht dazu fähig, meinen, vorgeben zu müssen, was als öffentlicher prozess zugelassen sein soll und was nicht. Es ist eine besondere form von blindheit, wenn ignoriert wird, dass die realität des politischen prozesses gespalten ist. Einerseits werden die politischen freiheiten in den sonntagsreden feierlich beschworen, andererseits wird seitens der etablierten politik, jene gruppen, die meinen über die macht zu verfügen, alles getan, den öffentlichen prozess in seiner freiheit zu kanalisieren. Dieses agieren mag in der perspektive: logik der macht, rational sein, es untergräbt aber die strukturen des demokratischen prozesses, und was sichtbar bleibt, das ist die fassade eines politischen prozesses, die die faktischen entscheidungen im politischen prozess verdeckt. Was mit dem etikett: politikverdossenheit, versehen ist, das ist die ohnmacht jener bürger, die formal zwar teil des politischen prozesses sind, man ist ja demokrat, de facto aber von den entscheidungen in diesem prozess ausgeschlossen sind(*5).
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(*1)
die empirischen daten der wahlbeteilung sind deprimierend. Eine wahlbeteilung von 80% gilt als sensation; selbst in den staaten, angesehen als demokratie, ist die zahl: 60%, ein guter durchschnitt, in den USA, immer noch als demokratie angesehen, fixiert die zahl: 35, die norm. Wie könnte dieser wahlmüdigkeit abgeholfen weren? - wahlpflicht ist keine alternative; denn das, was das individuum als ich als seine pflicht ansehen sollte, das muss es für sich selbst entscheiden und diese entscheidung ist ohne die autonomie des individuums als ich nicht möglich, der autonomie nämlich, mit der es sich in seiner autonomen entscheidung für die bürgerlichen freiheiten selbst gebunden hat. Und die kehrseite der pflicht, der zwang zur wahl? - zumindest die politiker in den sogenannten demokratien sagen es nicht zynisch offen, dass die nötigung zur wahlhandlung in vielen staaten, dem namen nach demokratien, allgemeine praxis ist.
(*2)
der organisationsgrad der bürger in den parteien demokratischer staaten ist niedrig. Innerhalb einer partei ist die mitarbeit in der partei noch einmal reduziert. 10% der parteimitglieder sind aktiv, die grosse mehrheit der mitglieder existiert als zahlende karteileiche ... .
(*3) ohne die bürgerlichen freiheiten kann der politische prozess, öffentlich geführt, nicht funktionieren; denn diese freiheiten schliessen ein, dass das individuum als ich und sein genosse in ihrer funktion als bürger des staates sich entscheiden können, am politischen prozess teilzunehmen oder auch nicht - der gang zur wahl oder der abmarsch in's bierlokal ist nicht reglementierbar.
(*3)
ohne die bürgerlichen freiheiten kann der politische prozess, öffentlich geführt, nicht funktionieren; denn diese freiheiten schliessen ein, dass das individuum als ich und sein genosse in ihrer funktion als bürger des staates sich entscheiden können, am politischen prozess teilzunehmen oder auch nicht - der gang zur wahl oder der abmarsch in's bierlokal ist nicht reglementierbar.
(*4)
die aktive teilnahme am politischen prozess markiert einen aspekt der bildung, über die das individuum als ich und sein genosse verfügen. Den uneingeschränkten zugang zur bildung aber können das individuum als ich und sein genosse nur dann in anspruch nehmen, wenn sie auch de facto fähig sind, am politischen prozess aktiv teilzunehmen. In den staaten, sogenannt demokratisch, ist dieser zugang zumeist formal garantiert, faktisch aber nicht realität. Im bildungsgefälle eines staates ist präzis die machtverteilung gespiegelt, die festlegt, wer an der erforderlichen bildung partizipieren kann und wer de facto davon ausgeschlossen ist - geregelt wird es über die verteilung des vermögens in der gesellschaft.
(*5)
das sind phänomene, die beobachtbar sind, wenn die historia der planung von groossprojekten in den blick genommen wird(+1). Formal läuft alles korrekt, weil die entscheidungsprozesse gerichtsfest sein müssen, de facto aber werden die entscheidungen an den zuständigen institutionen vorbei in kleinen zirkeln von eingeweihten ausbaldowert und den institutionen zur öffentlichen abstimmung vorgelegt. Diese entscheidungsprozesse anders organisieren? - in der perspektive der demokratischen ordnung unabdingbar, in der perspektive der macht, über die die einzelne gruppen verfügen, wohl eine illusion.
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(+1) das projekt: Stuttgart21, 2010ff, ist ein beispiel unter vielen.     (st/24217/f/(11))<==//
(f)<==//
(g)
der terminus: das volk(=demos), ist problematisch, weil mit dem terminus: volk, die vorstellung eines ganzen angezeigt ist. Diese deutung war plausibel, solange die gesammtheit der individuen als ich bezeichnet werden konnte, die teil eines stammes sind, heute aber, im zeitalter der globalisierung aller vorstellungen, ist die ethnische deutung nicht mehr möglich(01) und es wird, die ethnische herkunft des individuums als ich beiseitelassend, allgemein von der menschheit(02) gesprochen, die, gemäss des begriffs, alle individuen umfassen muss, die sich als ich begreifen können und dieses ich auch sind. Weder kann die menschheit, begriffen als ein ganzes, sich als staat organisieren, noch dürfte es sinnvoll sein, die geschaffenen phänomene, den staatlichen strukturen gleich, mit dem terminus: demokratisch, zu bezeichnen.
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(01)
die global ausgeweitete mobilität der menschen hat die lokale begrenzung der ethnischen gruppen porös gemacht, weil die fortpflanzung in generationen nach den gesetzen der natur erfolgt und nicht, wie die ideologen es wollen, nach ihren gesetzten regeln, mit denen irgendwelche völker und nationen(*1) unterschieden werden, den zweck verfolgend, den lokalen raum argwöhnisch zu überwachen.
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(*1) in den debatten markiert der terminus: nation, einen besonderen aspekt. Dieser terminus, in den theorien über den staat historisch spät implementiert, wird dazu benutzt, den aspekt der biologischen abstammung mit weltanschaulichen argumenten aufzurüsten.
(02)
der terminus: die menschheit, auf die vorstellung eines ganzen abzielend, bezeichnet einen möglichen begriff, der rational in einem argument verwendet werden kann. Logisch unzulässig sind die versuche, aus dem terminus, dem ein merkwürdig feierlicher ton eigentümlich ist, eine inhaltliche bestimmung für den begriff: menschheit, ableiten zu wollen. Mehr ist dem terminus: menschheit, nicht zu entnehmen als die idee, dass der terminus die vorstellung einer ganzheit bezeichnet, folglich kann der terminus, wenn er logisch kohärent sein soll, nur tautologisch fixiert sein. Ich denke, dass es zweckmässig ist, wenn im horizont dieser feststellung nicht mehr von einem weltstaat, selbstredend demokratisch verfasst, geredet wird. Es ist etwas anderes, wenn das individuum als ich und sein genosse, in ihrer gesamtheit die menschheit darstellend, sich, organisiert in den staaten der welt, auf einen vertrag verständigen könnten, der, wie Immanuel Kant es formuliert hatte, den ewigen frieden in der welt sichert(*1).
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(*1) argument: //==>2.62ff.       /(g)<==//
(h)     //==>argument: 2.24.73.       /(h)<==//

(i)

klarstellung. Das, was konventionell mit dem terminus: (=alle), bezeichnet wird, das ist als argument immer ein teil, niemals das ganze. Wenn aber über das ganze reflektiert wird, dann kann die reflexion immer nur im horizont der teile bestimmt sein, nicht anders, wenn über die teile reflektiert wird, die ihre bestimmtheit im horizont des ausgeschlossenen ganzen haben.       (i)<==//
(j)
hier ist nun der ort, an dem die phänomenologie der, wie man so
schön sagt, funktionierenden demokratien zu entwerfen ist. Es ist richtig, dass heute, stichtag: 24.04.2012, eine stattliche anzahl von staaten(01) aufgezählt werden kann, in denen die demokratische ordnung dem vorsatz nach gilt und de facto, wenn auch mit einschränkungen(02), funktioniert. Dies en detail zu beschreiben ist nicht der zweck des essays(03), aber das faktum sollte beachtet werden, dass die reflexion der dimensionen des politischen die hypothese impliziert, dass es eine staatliche ordnung geben müsse, die den prozess der reflexion einschlägiger fragen zulässt - die demokratische ordnung ist eine solche möglichkeit.
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(01)
Ich orientiere mich am staatsrechtlichen begriff: demokratie, und verweise auf die staaten, die mitglieder der UN sind. In jedem fall ist eine anzahl von staaten angebbar, die in der klasse: demokratie, verzeichnet sein können. Ich werde es aber dennoch unterlassen, eine konkrete zahl zu fixieren; denn die frage, ob der staat: a, eine demokratie sei oder nicht, hat zur antwort eine einschätzung, die immer auch eine bewertung ist, die streitig diskutiert wird(*1). Nach dem ausschlussverfahren scheint diese grobe einteilung plausibel zu sein: derzeit zählt die UN 192 mitgliedsstaaten. Mindestens die hälfte dieser staaten erfüllt die minimalkriterien einer demokratie nicht. Wenn die klassifikation des Aristoteles' das fundament der einordnung sein soll, dann sind bei der verbleibenden hälfte erhebliche vorbehalte geboten, ob die ordnung dieser staaten als demokratisch bezeichnet werden kann. Es sind mischformen, die die elemente des königtums und der aristokratie mit denen der demokratie in unterschiedlichem anteil vermengen. Das sind im horizont der skepsis aber glassperlenspiele, weil die klassifikation dieser staaten als demokratie wenig darüber aussagt, ob diese staaten ihre funktion als staat erfüllen oder nicht.
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(*1)
die einordnung der Vereinigten Staaten von Amerika als demokratie ist ein solcher streitfall(+1).
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(+1) //==>anmerkung: (l/02/*3).
(02)
die "lupenreine" demokratie(*1) gibt es nicht oder der staat ist als politie eine utopie. Es wird also immer etwas zu mäkeln geben, mal dieses wahlsystem, mal jene presselandschaft usw., usw.  Wenn die festgestellten "mängel" in einer kleinen marge von idealbild abweichen, dann sollte dies kein anlass für besorgnis sein, weil diese mängel, wenn sie als nicht tolerabel erlebt werden, in der faktischen ordnung abstellbar sind. Es ist dann nur eine frage des wollens und in gewisser hinsicht auch des rationalen kalküls, ob das, was von einigen als misstand erkannt ist, auch geändert werden muss. Eine ordnung, in der alles nach vorgabe funktioniert, kann leicht mit einer totalitären ordnung verwechselt werden ....
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(*1)
das in anspielung auf ein vielfach zitiertes wort des herrn Dr.Gerhard Schröder, bundeskanzler a.D., der den machtbewussten präsidenten Russlands, herr Wladimir Putin, als "lupenreinen demokraten" bezeichnet hatte. Das reden ist das eine, ein anderes sind die taten des herrn Putin, und das, was den herrn Schröder bewegt hatte, seinen freund: Putin, als "lupenreinen demokraten" zu klassifizieren, aber das ist wieder etwas anderes, alles erwägungen, die nicht zusammenpassen - zu recht gefundenes fressen für kabarettisten, deren präsentiertes menü das lachen gefrieren lässt.
(03)
die beschreibung der funktionierenden demokratien setzt voraus, dass die theorie, die die beschreibung trägt, in ihren grundsätzen fixiert ist. Auf diese theorie ist mein interesse fixiert. Was an phänomenen dann aufzuzeigen ist, das ist eine andere aufgabe und zur erledigung dieser aufgabe haben andere die besseren materiellen voraussetzungen.      (j)<==//
(k)
derzeit ist es chic, so scheint es, sich kritisch über die demokratie zu äussern. Man sagt, die demokratie sei in der krise(01). Immer dann, wenn etwas nicht "rund" läuft, ist das gerede von der krise der demokratie das symptom des unbehagens an den real erlebten weltdingen, das reden aber formuliert keinen rationalen gedanken, mit dem die faktischen misstände in der staatlichen ordnung als unordnung analysiert und in einer reflexion in eine neue ordnung gesetzt werden könnten. Die analyse der symptome ist zwar die bedingung für die änderung eines beklagten zustands, aber die feststellung der unordnung genügt nicht, wenn die reorganisation der politischen ordnung nicht gewollt ist. Dieser unwille, unzureichendes verbessernd zu verändern, ist es, der die sorge um die demokratische ordnung begründet(02).
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(01)
so der titel eines zeitungskommentars: "Die Krise der Demokratie"(*1). Man spricht von der "Postdemokratie"(*2). Ein autor spricht von der "Selbstabschaffung der Demokratie"(*3). Die liste lässt sich unschwer verlängern, aber die beispiele genügen, um das unbehagen am zustand der demokratischen ordnung heute zu illustrieren. Die demokratische ordnung ist kein endzustand, der störungsfrei genossen werden könnte, sondern diese ordnung muss als prinzip der ordnung zwischen dem individuum als ich und seinem genossen in der staatlichen gemeinschaft immer wieder neu geschaffen und bestätigt werden. Dieser prozess der analyse und reflexion, immer in bewegung, wird als krise erfahren, aber es ist diese erfahrung, die die chance einschliesst, die demokratische ordnung auf dauer in raum und zeit zu etablieren.
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(*1)
Uwe Vorkötter: Die Krise der Demokratie. In: Frankfurter Rundschau, 31.12.2011.
(*2)
Colin Crouch, ein soziologe aus England, in seinem buch: "Postdemokratie". Cf. das interview in der Frankfurter Rundschau, 16.01.2012.
(*3)
Harry Nutt: Die Abschaffung überlebt. In: Frankfurter Rundschau, 16.01.2012.
Zusatz. Das zitat ist ein zitat im zitat. Harry Nutt liefert noch weitere schlagwörter im umkreis des unbehagens an der demokratie.
(02)
Ich verweise auf Churchill's bonmot: "Die Demokratie ist die miserabelste aller Regierungsformen, ich kenne nur keine bessere",(*1).
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(*1)
mir ist das zitat nur aus sekundärer quelle bekannt(+1). Es kann sein, dass dieses bonmot nur eine legende ist, die Churchill, weil's eben passt, zugeschrieben wird. Das ist aber nicht das problem des zitats, weil es ein problem markiert, mit dem die demokratische ordnung konfrontiert ist. In der kritik faktischer misstände im demokratischen prozess sollte nicht übersehen werden, welches potential diese ordnung für das individuum als ich und seinem genossen hat, wenn beide als bürger im gemeinsamen staat, jeder für sich, miteinander das realisieren, was sie in ihren vorstellungen im forum internum als das_humanum denken. Für diesen zweck ist die demokratische ordnung die am besten geeignete staatsform, und was als zweckwidriger mangel erkannt wird, das kann in dieser ordnung auch geändert werden, ohne eine andere ordnungsmöglichkeit in erwägung ziehen zu müssen.
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(+1)
Ich zitiere nach: Deutsches Monats-magazin. 1/78, 3.-5.1978. Das magazin wurde 1978 im NRW-wahlkampf an den infoständen der CDU verteilt. Der text steht in der tradition der kritik an der demokratie und das wort Churchill's wird als beweis gebraucht. Konkret geht es in dem text um die forderung, die wahltermine zu den landesparlamenten in der BRD auf ein datum zusammenzuziehen. Das ist eine frage der praktikabilität, die hier nicht weiter zu erörtern ist.      (k)<==//
(l)
im anschluss an Aristoteles' lehre vom kreislauf der staatsformen, ist es üblich, die kritik der demokratie mit den verfallsformen der demokratie zu verknüpfen. Unter der herrschaft des pöbels sei die demokratie nichts anderes als eine anarchie. Aber das bild, für sich plausibel, ist trügerisch, weil, abgestellt auf die sogenannten "failed states"(01), die staaten aus dem blick fallen, die zwar als demokratien gelten, deren faktische ordnung aber wenig mit einer demokratischen ordnung gemein hat(02). Nominell mag es die institutionen der demokratie noch geben, de facto sind diese institutionen nur die fassade, hinter der andere, organisiert in kartellen, die fäden ziehen, fäden, an denen personen als politiker hängen, die marionetten der mächtigen sind. In der historia der europäischen staaten hatte es kurze perioden gegeben, in denen das fenster für die etablierung einer demokratischen ordnung geöffnet gewesen war. 1776 formulierten die europäischen auswanderer in den USA die verfassung der Vereinigten Staaten und nach 1789 waren es die zu politischer macht gekommenen aufklärer, die die erste revolutionsverfassung in Frankreich schufen(03). Es waren staatliche ordnungen, die aus bestimmten elementen des königtums, der aristokratie und auch der demokratie zusammengesetzt waren. Im wollen waren diese ordnungen recht beachtlich, verglichen mit den formen, die zu dokumenten der historia geworden waren; denn diese ordnung hätten ein ziviles leben möglich gemacht, das von vielen geteilt werden konnte, aber die realen strukturen der USA und dem Frankreich der revolution waren in anfangsstadium noch weit von dem entfernt, was eine demokratische ordnung sein muss. Im fortgang der geschichte gab es in den neu entstehenden staatlichen strukturen in Europa immer wieder phasen eines offenen parlamentarischen prozesses oder einer öffentlichen diskussion und die menschen wurden in allgemeinen wahlen auch am politischen prozess beteiligt, aber die bilder auf den politischen bühnen des 19. und des 20.jahrhunderts war zumeist dunkel und auch verworren. Die demokratische ordnung ist immer noch ein desiderat und es ist nicht erkennbar, dass die erfüllung des erhofften ansteht, eher ist das gegenteil zu befürchten, weil in der postmoderne, unter dem schirm der neoliberalen ideologie, der gruppenegoismus dominant ist, der eine der demokratie gegenläufige macht verkörpert, die in den maasszahlen der finanzmärkte fixiert ist. Seit der sogenannten finanzmarktkrise 2008ff ist das gerede zu hören, dass die politiker von den märkten getrieben werden, statt, wie es in der demokratischen ordnung sein muss, die politiker als die mandatierten des volkes, den finanzmärkten grenzen setzen, in denen die gruppen ihren egoismus kontrolliert in den grenzen der verfügbaren macht austesten können.
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(01)
in alter zeit sprach man von der anarchie, heute ist der laufende terminus: failed states. So werden staaten bezeichnet, in denen nicht das recht, wohl aber die gewalt das entscheidende faktum ist. Einzelne gruppen sind benennbar, geführt von den "warlords", die die menschen terrorisieren(*1).
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(*1) die gründe für den zusammenbruch der staatlichen ordnung sind vielfältig, und in der kausalkette ist nicht immer der zusammenbruch einer demokratischen ordnung das enscheidende kausalmoment.
(02)
in der zeit des "Kalten Krieges" hatten einige staaten sich das etikett: volksdemokratie, zugelegt - doppelt gemoppelt, zu sagen aber hatte das volk nichts und als der vorhang fiel riefen die bürger: wir sind das volk, allein sie kamen aus dem regen in die traufe ... . Ein anderes etikett ist der terminus: republik(*1). Die so ausgezeichneten staaten sind aber de facto nichts anderes als aristokratien, in der regel im zustand der vielfältigen verfallsformen. Es gibt plausible gründe, die Republik Italien des cavaliere Don Berlusconi(*2) als plutokratie einzuordnen(*3).
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(*1)
der terminus: republik, ist kein synonym für demokratie. Der terminus deutet nur an, dass der staat, im gegensatz zu den privaten dingen im haus, eine res publica, also eine öffentliche sache ist. Die römische republik der antike war gemäss der klassifikation des Aristoteles eine aristokratie, später ein königtum und die republik: Venedig, war eine oligarchie gewesen, die sich über jahrhunderte hatte behaupten konnen.
(*2)
herr Berlusconi hatte die republik: Italien, mit seinem geld nicht erklärter herkunft gekauft und dann, wie weiland in der römischen republik, den staat: Italien, zugunsten seiner schatulle ausgeplündert, mit methoden, die in der struktur nicht von den methoden der mafien Italiens unterscheidbar sind.
(*3)
ein anderer fall sind die USA, so wie die Vereinigten Staaten von Amerika seit Ronald Reagan sich entwickelt haben. Im wahljahr 2012 bieten die USA ein lamentables bild. Dieser staat hat sich zu einer plutokratie gemausert und präsident des landes kann nur derjenige werden, der es versteht, ausreichend kapital für die wahlkampagne zu mobilisieren, das "Kapital", das "nach der messe" seinen preis einfordern wird. Es ist ein skandal, dass im "reichsten" land der welt ein drittel der bevölkerung unterhalb des existenzminimums vegetiert. Die zyniker sprechen von einem "land der freiheit" und wer eine demokratischen ordnung einfordert, die alle umfasst, der wird verdächtigt, "unamerikanisch" zu sein.
(03)
die chance, das fenster für eine demokratische ordnung der staaten zu öffnen, hatten die bürger des alten Europa wieder, als nach dem ende des 1.weltkriegs die karte der staaten Europas neu gezeichnet werden musste. Dann, nach dem desaster 1933-1945, öffnete sich das fenster noch einmal. Die staatliche ordnung Deutschlands musste beraten werden. Gefangen im alten denken des 19.jahrhunderts wurde nach 1918 die etablierung der demokratischen ordnung verfehlt. Das experiment von 1948/49 ist in der Bundesrepublik Deutschland noch nicht abgeschlossen, und, so wie die dinge 2012 in der welt stehen, schwindet die hoffnung, dass mit der Europäischen Union die etablierung einer demokratischen ordnung glücken werde, zumindest in Europa.      (l)<==//
(m)
klarstellung. Fundiert im gebrauch bestimmter termini sind missverständnisse nicht vermeidbar. Ich denke, dass es, entgegen des allgemeines gebrauchs des terminus: demokratie, zweckmässiger sein dürfte, die staatsordnung, in der die bürgerlichen freiheiten auch faktisch für alle realisiert sind, mit dem terminus: politie, zu bezeichnen(01). Ohne die bürgerlichen freiheiten(02) ist keine staatliche ordnung denkbar, die als eine demokratische ordnung gelten kann. Diese ordnung wird die bürgerlichen freiheiten in ihren teilen(03) in keinem fall abschliessend verwirklichen, aber das, was der bürger an bürgerlichen freiheiten geniessen können soll, das muss in einem eng begrenzten maass der abweichung faktum sein, wenn alle, die es betrifft, die staatliche ordnung akzeptieren sollen.
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(01)    argument: //==>2.42.18.

(02)    argument: //==>2.52ff.

(03)

alles sei stückwerk, so charakterisiert Karl R.Popper den prozess der erkenntnis(*1). Der terminus: stückwerk, hat auch im politischen prozess seinen platz. Die demokratische ordnung kann nur die struktur der politischen prozesse definieren, den prozess selbst halten das individuum als ich und sein genosse in bewegung, wenn sie die differenz pragmatisch auflösen, die zwischen den theoretischen problemen, real in den phänomenen der repräsentativen und/oder der direkten partizipation, und ihrer praktischen umsetzung in raum und zeit behauptet werden muss. Die auflösung der differenz wird in raum und zeit nur dann möglich sein, wenn das individuum als ich und sein genosse, jeder für sich, sich als der_andere wechselseitig anerkennen.
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(*1) Karl R.Popper: Das Elend des Historizismus. (kapitel: 20-22). bibliographie/ //==>2.93.31.        /(m)<==//
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(2.41.06/(c/02))<==//
2.42.18
die utopie des idealen staates ist notwendig(a), wenn das individuum als ich gemeinsam mit dem genossen das humanum(b) realisieren wollen. Das projekt: der ideale staat, ist ein selbstversprechen, das das individuum als ich in seinem forum internum denkt(c). Sein gegenstand, das modell: der ideale staat, ist eine konstruktion aus gedanken, die das individuum als ich auf dem forum publicum rechtfertigen muss, wenn es die geltende ordnung des staates beurteilt, diese mit den kategorien: gut und/oder schlecht, bewertend(d). Die utopie des idealen staates ist das maass für die konstitutiven elemente der realen staaten, aber als maass der staatlichen ordnung ist jede utopie nur ein teil im ganzen.
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Auf zwei wegen kann die utopie: der ideale staat, entworfen werden. Den einen weg ging Platon, der den idealen staat als idee konstruiert hatte(e). Den anderen weg ging Aristoteles, der aus der analyse der bekannten staatsverfassungen den typus: idealer staat, bezeichnet mit dem terminus: politie,(f) ableitet hatte(g). Sowohl der weg des Platon ist gangbar als auch der weg des Aristoteles(h), gleichwohl ist der weg des Aristoteles in der praxis erfolgversprechender, weil er die erfahrungen mit den strukturen der realen staaten in seiner analyse und reflexion mit einbezogen hatte(i). Das problem der staatsform: politie, ist, dass einerseits die positiven aspekte der drei grundformen staatlicher ordnung miteinander verknüpft werden müssen, um andererseits ihre negativen effekte vermeiden zu können. Mit seiner utopie: der ideale staat, konstruiert das individuum als ich das ideale zusammenspiel der herrschaft, die von einem, von wenigen und von allen geübt wird, ein zusammenspiel, das in raum und zeit in teilen möglich ist, auch dann, wenn das individuum als ich und sein genosse das ziel als das ganze nicht erreichen werden - ein rest wird immer bleiben, der das schöne bild der vergangenheit in eine schimäre der gegenwart verwandelt. Der fokus aller denkbaren relationen ist das individuum als ich, das die herrschaft in der staatlichen ordnung, sei diese das königtum(=von einem), die aristokratie(=von wenigen) oder die demokratie(=von allen), in der position des einen(=könig), der wenigen(=adel) und aller(=volk) über den genossen ausübt, der als der_andere die positionen des einen(=könig), der wenigen(=adel) und aller(=volk) in der gleichen weise einnehmen kann. Verknüpft in einer wechselseitigen relation setzen das individuum als ich: A, und der genosse: B, den staat, ihren gemeinsam geteilten staat, mit sich identisch, in der form der politie als das dritte moment, das moment, das sie in raum und zeit unterscheidbar wahrnehmen und different deuten, meinungen des individuums als ich: A, und des genossen: B, über den gemeinsam geteilten staat(=politie), die in raum und zeit, trotz aller offenkundigen übereinstimmungen im detail, in keinem fall identisch fallen können(j). Die differenz bleibt, die im moment der gelebten gegenwart den idealen staat als utopie dementiert, der als utopie, factum der vergangenheit, in die vergangenheit abgesunken ist, ein dokument der historia, das - vielleicht - noch einmal erinnert wird. Das erinnerte factum aber ist etwas anderes.
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Über die utopien des idealen staates kann viel spekuliert werden. Das sind unternehmungen, die in den fakten der bestimmten situationen ihre grenzen haben. Mit ihren spekulationen können das individuum als ich und sein genosse die grenzen verschieben, auch sollte es möglich sein, in den verfügbaren grenzen das zu realisieren, was mit der utopie als idealer staat versprochen wird, aber es ist eine illusion, gewalttätig in der versagung, den himmel auf der erde schaffen zu wollen. Das werk des individuums als ich und seines genossen ist "stückwerk"(k), und als politiker müssen das individuum als ich und sein genosse "dicke Bretter bohren"(l), wenn sie fragmente des grossen bildes real nachbauen wollen. Der lohn ihrer mühen ist das vergessen; denn in jedem moment der gelebten gegenwart zeigt ein neues sich, das, wenn es seine zeit hatte, als factum der vergangenheit wie etwas altes entsorgt wird.
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(a)
als phänomen ist die utopie eine gattung der literatur. In der perspektive des historikers begann ihre geschichte im 16.jahrhundert(01), in der sache aber ist die frage nach der ausgestaltung des guten staates älter. Der terminus: utopie, markiert rückblickend den versuch, die zensur mächtiger potentaten zu unterlaufen(02), weil die kritik realer verhältnisse, die alte ordnung, ohne die idee einer neuen ordnung, die bessere, nicht denkbar ist. Aber die hoffnung trügt, dass mit den neuen ideen nun alles anders werde und besser; denn der reale wechsel der ordnungen beseitigt nicht das konstitutive moment der utopie, das in seiner logik das neue bessere im moment seiner realisation als das schlechte alte wieder erscheinen lässt(03).
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(01)
Historisches Wörterbuch der Philosophie: Stichwort: utopia, Bd.11, sp.510-526. bibliographie/ //==>2.93.48.
(02)
die vorstellung, den gedachten guten staat als gegenmodell des real schlechten in einem nicht_ort, nämlich: utopia, zu lokalisieren, ist ein leicht durchschaubarer trick. Dieser trick funktioniert aber immer dann, wenn die zensoren, in ihrer dummheit blind, im gespiegelten bild das reale nicht erkennen.
(03)    //==>INDEX der argumente, stichwort: utopia.     (a)<==//
(b)     argument: //==>2.22.23. //==>INDEX der argumente, stichwort: das_humanum.      (b)<==//

(c)

in seiner konstruktion ist der terminus: selbstversprechen, ein widerspruch. Das versprechen des einen ist immer an den anderen gerichtet, folglich ist ausgeschlossen, dass der versprechende der adressat des versprechens sein kann. Als metapher aber ist der terminus: selbstversprechen, mit einer notwendigen einschränkung zulässig. Es soll gelten, dass das individuum als ich seine gedanken im forum internum nur aus sich selbst, seinem individuellen impuls, schöpfen kann, gedanken, die es notwendig denken muss, wenn es sich als individuum, ein ich seiend, erfahren will, eingeschlossen den gedanken, dass das, was ist, auch anders sein könne. Eingebunden in die immanenz seiner welt ist dem individuum als ich das postulat verfügbar, jenseits der grenze seiner welt etwas zu situieren, aus dem neues ihm zufliesst, das, wenn es ihm zugeflossen ist, nur ein moment in seiner welt sein kann(01).
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(01) Ulrich Richter: intramundum/extramundum. 018:grenzeII. bibliographie/ //==>2.93.49.      /(c)<==//
(d)     //==>INDEX der argumente, stichwort: relationsbegriff.     (d)<==//

(e)

Platon hatte in seinen reflexionen über den staat den staat als idee im blick, Aristoteles beschränkte sich auf die empirie(01). Es ist aber falsch, die beiden ansätze gegeneinander ausspielen zu wollen. Die kritik der realität setzt das bild einer anderen realität voraus, zumeist als die bessere vorgestellt, aber das wissen, was besser ist, setzt die erfahrung eines anderen voraus, an dem abgeschätzt werden kann, ob die festgestellte differenz als besser, respektive als schlechter beurteilt werden soll. Folglich ist für den weg über die empirie ein weiterer grund zu erwägen. Wenn die idee: der ideale staat, der anknüpfungspunkt des arguments ist, dann setzt das ideal des staates die konstruktion eines ganzen voraus, aber die konstruktion des ganzen ist als daseiendes nur ein teil im ganzen, dem sein; folglich kann das, was als das ganze in raum und zeit eine position ist, in keinem fall real das ganze sein, als position aber ist die idee: der ideale staat, ein teil im ganzen, das als der begrenzende horizont gedacht wird(02).
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(01)
diese feststellung mag als plakativ erscheinen, aber die bemerkung genügt, um die differenz kenntlich zu machen, in der Aristoteles wie Platon die probleme einer staatlichen ordnung diskutiert hatten. Beide hatten, jeder für sich wichtige aspekte der staatlichen ordnung im blick, mit denen aber nicht das ganze bild gemalt werden kann, weil in der einen perspektive die ausgeschlossene andere perspektive nicht verfügbar ist. Die idee des idealen staates reflektierte Platon dialektisch, Aristoteles argumentierte in seinen analysen kausal, für sich genügt beides nicht.
(02)
die differenz zwischen teil und ganzem, sein und daseiendes, ist konstitutiv für meine unterscheidung: entweder gilt das ontologische argument oder es gilt das relationale argument - tertium non datur. Im ontologischen argument ist die differenz: "teil/ganzes, respektive: sein/daseiendes" unabdingbar, gegenstandslos ist diese differenz im relationalen argument, weil das individuum als ich in einer relation entweder das teil oder das ganze, respektive das sein oder das daseiende als das 2.moment fassen kann - tertium non datur. Die erschlossene 3.relation: teil/daseiendes<==|==>sein/ganze, ist nur im horizont des ausgeschlossenen 1.moments: das individuum als ich, bestimmt fassbar(*1).
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(*1) argument: //==>2.24.69.      /(e)<==//
(f)
Aristoteles hatte in seiner analyse der gelungenen und der missratenen staatsverfassungen(01) die argumente zusammengestellt, die als bausteine für die konstruktion des idealen staates(02) taugen können, die guten aufgreifend, die schlechten verwerfend. Das, was Aristoteles in seiner analyse der phänomene feststellt hatte und in seiner reflexion selektiv miteinander verknüpfte, das sind perspektiven auf die welt, in der das individuum als ich und sein genosse die dinge der welt wahrnehmen, sich als bürger des gemeinsamen staates begreifend. In der synthese der elemente, die konstitutiv für die idee des idealen staates sind, verknüpft das individuum als ich und sein genosse, jeder für sich, ausgewählte weltdinge(03) mit werturteilen, die nur der gemeinsam geteilten welt entnommen sein können. In der analyse ist das bild der bekannten staatsverfassungen notwendig ein anderes bild als das bild, das in der synthese der analytisch getrennten weltdinge gemalt wird. Diese differenz ist strikt zu beachten, wenn die argumente des Aristoteles beurteilt werden, mit denen er in der analyse der bekannten staatsverfassungen operiert hatte und die er in der synthese zu einem anderen, einem neuen bild, als politie benamt, zusammengefügte. In der methode ist Aristoteles logisch konsequent. Er stellt analytisch die strukturelemente heraus, die für die gelungenen und missratenen staatsformen konstitutiv sind, einerseits die negativen erscheinungsformen aussondernd, andererseits die positiven für den zweck des staates akzentuierend. Die perspektiven der herrschaft: "einer, wenige oder alle", in der staatsform: politie, strikt aufeinander bezogen, sind auf den zweck des staates als staat fokussiert; denn es gibt situationen, das ist ein teil der erfahrung, in denen bestimmte entscheidungen zweckmässig entweder von einem oder von einer bestimmten gruppe oder von allen getroffen werden. Das problem der unterscheidung ist nicht die theorie, wohl aber die praxis, weil ante festum festgelegt sein muss, was konkret im moment der gelebten gegenwart faktum sein soll, das post festum beurteilt wird. Immer werden in raum und zeit verschiedene auflösungen des problems benennbar sein, auflösungen, die bis zum wechselseitigen ausschluss gegensätzlich sein können. Die bilder eines wohlgeordneten staates, in der analyse der kompositorischen elemente vorbereitet und in der synthese gemalt, sind post festum mögliche gemälde des wohlgeordneten staates(04), die als ideal des wohlgeordneten staates, bezeichnet mit dem terminus: politie, in der zukunft zwar vielversprechend ausgepinselt sind, im moment der gelebten gegenwart aber viele versprechen unerfüllt lassen, bilder, die als factum der vergangenheit, gegenwärtig in den dokumenten der historia, entweder enttäuschte hoffnungen markieren oder als muster für neue hoffnungen gebraucht, zumeist aber missbraucht werden.
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(01)
als objekt funktionalistischer staatstheorien kann die frage beiseite gestellt bleiben, ob es im kreislauf der verfassungen eine logik im wechsel der sechs von Aristoteles unterschiedenen staatsformen gibt. Einerseits kann der beweis für eine bestimmte interpretation nur mit den dokumenten der historia geführt werden, die, das ist erfahrung, interessengeleitet interpretiert werden. Andererseits ist die feststellung, dass im wechsel der staatsformen gelungene und missratene erscheinen, eine binsenweisheit, die das, was die konsequenz aufgestellter gesetze sein soll, als ein singuläres ereignis ausweist.
(02)
es ist eine konvention, wenn die utopie des idealen staates mit den termini: politie oder demokratie, bezeichnet werden soll. Als zeichen hat der terminus nur die funktion, die erforderlichen abgrenzungen eindeutig kenntlich zu machen. Als zeichen für den "guten staat" ist im politischen jargon der moderne der terminus: demokratie, angesagt, der terminus: politie, ist in der informierten historischen debatte noch bekannt, d'accord mit der theorie des Aristoteles'. Das problem ist nicht die bezeichnung der staatsform, die unter dem terminus: demokratie, die beste aller bisher ausprobierten staatsverfassungen sein soll(*1), das problem ist, aus dem terminus die angemessenheit der gerade realen staatlichen ordnung ableiten zu wollen - ein irrtum mit fatalen konsequenzen. Aristoteles waren die grenzen seiner klassifikation der möglichen staatsformen bewusst gewesen, wenn er die beobachtung nicht ignorierte, dass keine der drei sogenannten "guten" staatsformen in ihrer theoretischen reinheit auch die erwünschten resultate in der praxis erbringen kann. Der ideale staat, von Aristoteles mit dem terminus: politie, bezeichnet, ist in der politischen realität nicht auffindbar, weil dieser mögliche staat eine konstruktion ist, die im horizont der sogenannten schlechten staatsformen die positiven aspekte der sogenannten guten staatsformen zu einem neuen ganzen zusammenführt, das, um missverständnisse zu vermeiden, nicht mit dem terminus: demokratie, bezeichnet werden sollte.
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(*1)
in anspielung auf ein bekanntes bonmot Winston Churchill's(+1).
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(+1) argument: //==>2.42.17/(k/02).
(03)
in ihrer struktur ist die auswahl der weltdinge immer ein geschlossener katalog, der einerseits bestimmte dinge der welt positiv benennt, andererseits notwendig bestimmte weltdinge negiert, ohne dass über das negierte noch etwas prädiziert werden kann. Das, was das individuum als ich und sein genosse, jeder für sich, verfügbar haben, das sind teile eines gedachten ganzen, die in raum und zeit nur als teile präsent sein können. Zwar zielt die idee des guten staates notwendig auf ein ganzes, aber gehändelt werden kann das gedachte ganze nur in seiner daseiende form als teil.
(04)
in den reflexionen Aristoteles' über die idee des idealen staates sind die vorstellungen leitend, die mit dem terminus: wohlgeordnet, bezeichnet werden können. Der begriff: wohlgeordnetheit,(*1) ist im haus mit dem begriff: gerechtigkeit, korreliert, in der polis mit dem begriff: die gute verfassung,(*2). Auf den argumentebenen der polis und des hauses ist der begriff: wohlgeordnet, in unterschiedlichen formen präsent, phänomene, die auch terminologisch kenntlich gemacht sind. Auf der argumentebene der polis bedeutet: wohlgeordnet, das richtigen funktionieren der konstitutiven teile des staates untereinander, auf der argumentebene des hauses ist es das gerechte handeln der mitglieder des verbandes der sozialen gruppe(*3).
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(*1)
der terminus: wohlgeordnetheit, ist stilistisch wenig elegant, aber einen besseren habe Ich nicht verfügbar.
(*2)    argument: //==>2.42.05.

(*3)

die unterscheidung ist theoretisch eindeutig, praktisch sind eintrübungen der klarheit nicht vermeidbar, weil es vermittelnde momente gibt, die die argumentebenen des hauses mit der argumentebene der polis verknüpfen. Ein vermittelndes moment ist die ökonomie(+1), die sowohl auf der argumentebene des hauses verortet ist als auch auf der argumentebene der polis. Die polis erfüllt dann ihre funktion als wohlgeordneter staat, wenn sie faktisch die autarkie des staates sichert; mit der gewährleistung der polis aber ist auch die existenz des hauses gesichert. Das haus erfüllt dann seine funktion als wohlgeordnetes haus, wenn, neben den ökonomischen fragen rationaler hauswirtschaft, auch die gerechtigkeit gesichert ist, die die genossen des hauses untereinander üben müssen, wenn sie als bürger ihres staates miteinander zum nutzen aller handeln wollen.
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(+1) argument: //==>2.42.12.      /(f)<==//
(g)    argument: //==>2.42.05.      /(g)<==//

(h)

Platon und Aristoteles, jeder für sich, fixieren in ihren reflexionen perspektiven, die als prinzipien der konstruktion in jeder theorie des staates nachweisbar sind. Das unternehmen der konstruktion unterliegt jedoch den bedingungen von raum und zeit, und das, was mit guten gründen im entwurf als eine akzeptable gute ordnung des staates präsentiert wird, das kann, kritisch in zeit und raum nachgefragt, als eine schlechte anordnung der institutionen des staates eingeschätzt werden. Diese erfahrung kann aber kein argument gegen den versuch sein, aus den bösen erfahrungen in raum und zeit, die gute ordnung des staates zu konstruieren, um den plan umzusetzen, das gewollte in dauer zu halten. Die maximen dieser versuche sind, einerseits das zu bekräftigen, was als gut erachtet wird, um das, was sich als schlecht erwiesen hat, zu beseitigen. In dieser perspektive ist die idee des guten staates, real in den theorien der politischen wissenschaften, immer eine utopie      (h)<==//
(i)
was die politie als gute staatsform ausmachen soll, das ist von der historischen situation abhängig. Als das königtum die geläufige staatsform gewesen war, waren die utopischen entwürfe zumeist auf die verbesserung dieser staatsform ausgerichtet. Der könig, so träumte man, solle gut regieren, so, wie es seine aufgabe sei, und das prinzip des einen wurde mit elementen des prinzips der wenigen und des prinzips aller erweitert; das waren einerseits die guten ratgeber des königs, und andererseits das treue volk, das dem könig erlaubte, sich als gut zu erweisen. In der moderne gilt eher die demokratie als die leitende staatsform und das vorangige problem ist, die strukturellen verfallsformen der volksherrschaft, das chaos aller gegen alle, in ihrer wirkung zu minimieren, einerseits durch den charismatischen führer und andererseits durch die elite, die mit ihrem wissen die prozesse der selbstverwaltung managt. In den gegenwärtigen diskussionen über die richtige staatsform fällt auf, dass die strukturprobleme der aristokratie keine konjunktur haben, gleichwohl in den debatten immer wieder behauptet wird, dass das wissen der besten, der experten sagt man heute, das entscheidende moment sei. Das hat seinen grund, weil nicht die theorie des idealen staates das problem ist, wohl aber die politische praxis, in der das individuum als ich und sein genosse nur auf das zurückgreifen können, was ihnen zur realisation des wohlgeordneten staates in der gemeinsam geteilten welt an weltdingen verfügbar ist - das sind immer teile im ganzen, in keinem fall aber das ganze(01).
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(01)
das ist der grund, warum in raum und zeit jeder versuch scheitern muss, das gemalte bild des idealen staates quasi als gebrauchsanweisung für das richtige funktionieren des realen staates in dauer zu halten. In den notwendigen debatten über das gemalte bild können viele faktoren benannt werden, die en detail für sich plausibel sind, faktoren, die aber, wenn das ganze zu beurteilen ist, in unterschiedlicher weise wirken können. Es können viele gute gründe angeführt werden, warum es gut sein muss, wenn zum ersten ein weiser(=der philosoph) für die anderen entscheidet, wenn zum zweiten die besten(=die allwissenden experten) kollektiv für die anderen entscheiden, wenn zum dritten alle(=in eigener sache konsensuell) entscheiden; denn das, was alle ohne ausnahme bindet, das sind gründe, die für diese möglichkeiten an einen ort und einen zeitpunkt gebunden sind, möglichkeiten, die den interessen unterliegen, die alle, die es betrifft, legitim oder auch nicht, gelten machen können. Meine auskunft ist notwendig negativ, und das, was positiviert gelten soll, das kann das individuum als ich in letzter konsequenz nur aus seinem individuellen impuls schöpfen, ohne sich aus der verantwortung für den genossen verabschieden zu können. Die notwendigen elemente des idealen staates, gedacht im moment der gelebten gegenwart, weisen immer auf den punkt: 0, der waage, den der zeiger der waage nur im durchgang berührt(*1).
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(*1)
und, so kann angemahnt werden, wie male Ich das bild der politie aus? - Auch diese antwort ist nur in der verneinung möglich. Zwar könnte Ich nun munter drauflos fabulieren, was alles sein sollte, damit die welt ordentlich, ja was soll das sein?, verwaltet werde. Meine erläuterungen werden den einen oder anderen zufrieden stellen können, wieder andere zum aggressiven protest animieren, in der sache aber bliebe alles beim alten, der struktur des unzureichenden staates nämlich, der hier zu wenig leistet, dort zuviel einfordert. Das depot der abgelegten staatstheorien ist reichlich gefüllt, und ein weiteres bild abzulegen ist nicht meine intention.      (i)<==//
(j)    argument: //==>2.24.74.      /(j)<==//

(k)

den terminus: stückwerk, greife Ich auf(01), um anzudeuten, dass die utopie des idealen staates ihre grenze in der praxis hat. Das bild der utopie ist jenseits der grenze gemalt, aber es kann nur diesseits der grenze gesehen werden. Es ist ein tödlicher irrtum, die nichteinlösung der utopie des idealen staates als das abschliessende ende dieser utopie zu deuten, weil das kritische moment jeder utopie(02) in ihrer faktischen nichteinlösung verortet ist, das, im moment der gelebten gegenwart als factum der vergangenheit in diese abgesunken, als bild erinnert wird, das bild, das das, was als unerträglich erfahren wird, als veränderbar erscheinen lässt.
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(01)
in anspielung auf den terminus: "Stückwerk-Technologie", den Karl R.Popper in die diskussion um die die methoden in der soziologie eingeführt hatte(*1). Das problem der methode, speziell im kontext seiner Logik der Forschung, steht hier nicht in der diskussion.
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(*1) Karl R.Popper: Das Elend des Historizismus. p.47. bibliographie/ //==>2.93.31.
(02)   argument: //==>2.22.51.      /(k)<==//
(l)
das von Max Weber gemalte bild(01) greife Ich illustrierend auf. Der weg ist schwierig, auf dem die utopie des idealen staates verwirklicht werden soll. Zwar sind die erreichten stationen auf dem weg zwischen anfang und ende präzis beschreibbar, aber das bild jeder station für sich ist, präzis beschrieben, nur ein schemen im begrenzenden horizont des jeweils anderen. Im bild von den brettern, die zu bohren sind, ist die vorstellung von dem präsent, was im politischen prozess geleistet worden ist, verknüpft mit dem, was noch zu leisten ansteht. Der politiker, der sein mandat ernst nimmt, weiss sich immer auf dem weg, wissend, was einerseits noch zu leisten ist und was andererseits geleistet wurde.
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(01)
Max Weber schreibt: "Die Politik bedeutet ein starkes langsames Bohren von harten Brettern mit Leidenschaft und Augenmaß zugleich"(*1).
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(*1) Weber,Max: Politik als Beruf. p.67. bibliographie/ //==>2.93.51.      (l)<==//
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(2.41.06/(c/02))<==//


fortsetzung:
subtext/argumente: 2.42.19 bis 2.42.22

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stand: 13.05.01.
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