NEUE TEXTE
text 3

046:Hegel_Lenin

Lenin liest Hegel - Hegel, gelesen von Lenin.
Die trialektik von geist und materie.(2024)
 
    text:          1.A
                    1.B / 1.1 - 1.3.2
                    1.C
    subtext:     2.11.001-2.11.005
                     2.21.001-2.21.063
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    notiz
    stichworte:
    abstract
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    anhang

notiz
Den vortrag hatte Ich auf dem 35.Int.Hegelkongress in Tiflis, 30.09.-04.10.2024, in deutsch gehalten. Die version des vortrags wird im Hegel-Jahrbuch in englisch publiziert.
 
stichworte:
Hegel,G.W.F.
Lenin,W.I.
rezeption
dialektik/Hegel
methode
trialektische_modus
materialismus (materie)
idealismus (geist)
empiriokritizismus

abstract

    Wenn mit der "Idee des Guten" argumentiert wird, dann muss auch von der realität des bösen gesprochen werden. Umstritten ist das politische erbe Lenin's. Einerseits ist Lenin die lichtgestalt, der als weitsichtiger staatsmann auch die historischen quellen seines politischen denkens genau studiert hatte, andererseits ist Lenin als gründer der Sowjetunion ein mensch der gewalt gewesen, der über leichen gegangen war. Sein umfangreiches werk, zusammengesetzt aus tagespolitischen schriften, programmen, manifesten und studien zur geschichte des dialektischen materialismus, ist als dokument der historia eine quelle, die aufklärung verspricht über die frage, wie Lenin die schriften von Hegel rezipiert hatte.

    Der gegenstand meines vortrags sind die excerpte und notizen Lenin's, die er bei der lektüre der Schriften Hegel's angefertigt hatte(a). Ergänzend wird herangezogen seine schrift: Materialismus und Empiriokritizismus(b).

    Ich proponiere als these, dass Lenin die schriften seiner "Pappenheimer" zwar gelesen hatte, aber Lenin zog aus seiner lektüre keine zwingenden schlussfolgerungen für sein politisches handeln, weder im blick auf das "konservative" narrativ, Hegel sei mit seiner dialektik, vermittelt durch Marx und Engels, der begründer des kommunistischen totalitarismus, noch im blick auf das "progressive" narrativ, Lenin habe seinen historischen beitrag geleistet zur erfüllung der Hegel'schen geschichtsutopie, alle werden in der vollendung der geschichte frei sein.

    Ich will darlegen, dass Lenin den kerngedanken der dialektik Hegel's(=position, negation und aufhebung des widerspruchs in der vermittlung) nicht begriffen hat. Das umstrittene verhältnis von idealismus und materialismus reduzierte Lenin auf ein nebeneinander von idealismus und materialismus, einerseits den idealismus, verengt auf den empiriokritizismus Mach's, und andererseits den dialektischen materialismus in der fassung Engels'. Das, was Hegel in seiner dialektik als eine einheit gedacht hatte, das bricht Lenin auf in einen nicht aufhebbaren widerspruch, in dem das eine, der materialismus, das andere, den idealismus, ersetzt. Lenin ist überzeugt, dass der idealismus im geschichtlichen prozess vernichtet wird und der materialismus triumphieren werde. In seiner argumentation aber kommt Lenin nicht über das hinaus, was Engels in seinem Anti-Dühring geschrieben hatte, von Lenin reduziert auf die wiederholung einschlägiger zitate. Hatte Engels noch eine verknüpfung von idealismus und materialismus zumindest in sein kalkül eingestellt, so eliminiert Lenin den idealismus und lässt den materialismus vermittlungslos zurück. Der terminus: dialektik, wird von Lenin als floskel genutzt, mit der er, installiert in der position der macht, sein gewalttätiges handeln camoufliert.

    Dennoch ist der Hegellektüre Lenin's ein moment der aufklärung eigentümlich, nämlich die aufklärung, die, nicht geleistet von Lenin, von seinem rezipienten zu leisten ist. Nicht eingebunden in ein dickicht von loyalitäten kann der rezipient abwägen, einerseits die dialektik Hegel's, andererseits deren deutung durch Lenin. In dieser perspektive ist das denken des rezipienten weder das denken Hegel's, noch das denken Lenin's(c).
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(a)      W.I.Lenin: Werke. Berlin: 1973. Bd.38.(Philosophische Hefte)
(b)      a.a.O. Bd.14.
(c)
dazu mehr in meinem essay: Der terminus: freiheit, und die möglichen freiheitsbegriffe im denken Kant's, Hegel's und des rezipierenden individuums als ich. Erkenntnistheoretische überlegungen zu einem methodenproblem historischer rezeption.(2014/2014). //==> 024:rezeption.
finis.

fortsetzung: text

eingestellt: 25.01.01
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