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subtext: 2.8.001-2.8.007

2.8.001

der evangelist sagt: "Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort"(Joh.1.1). Das zitat ist als dieses zu nehmen, etwas anderes ist es, wenn das zitat in einen neuen kontext gestellt wird. In der geschichte ist dieses zitat vielfältig ausgelegt worden. Diese historia kann Ich hier beiseite lassen(a), aber in kontext meiner überlegungen zu den beweisen der existenz gottes ist mir ein moment aufgefallen, das Ich zwar konstatieren kann, für dessen erklärung Ich aber kein zureichendes argument verfügbar habe. Wenn die meinung der theologen richtig ist, dass gott das allumfassende sein soll(b), dann ist nicht verstehbar, warum der evangelist gesagt hatte, dass das wort der anfang gewesen sei; denn plausibel wäre allein die formel: das wort ist gott. Plausibel wäre auch die erklärung, dass der evangelist nur aus der perspektive des erzählers gesprochen habe, aber dieser erklärung steht entgegen, dass die perspektive des erzählers der intention des textes nicht genügen kann.
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(a)
in der perspektive des philologen oder historikers ist diese auskunft nicht zureichend, als philosoph aber muss Ich nicht jeden stein aufgreifen, der im weg liegt.
(b)
auf das argument des Anselm von Canterbury ist zu verweisen. Etwas grösseres als gott ist nicht denkbar(01), also ... . Die prämisse, in der funktion des grundes erscheinend, ist das problem.
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(01) //==>argument: 2.2.004.        (text)<==//
2.8.002
die formel: in gleicher weise, erfordert eine hinweisende ergänzung. Zunächst hatte Ich, in abgrenzung zu dem geläufigen terminus: gleich gültig, den terminus: gleich_gültig,(a) gebraucht, um eine differenz kenntlich zu machen, die zum gebrauch des geläufigen terminus: gleichültig, im sinn des worts: beliebig, behauptet werden muss. Prima vista ist die differenz in den termini eine frage des stils, secunda vista wird aber die differenz im druckbild der traditionalen orthographie ebenso leicht übersehen wie die differenz im gesprochenen wort überhört werden kann, weil das, was gleichgültig ist, nicht gleich gültig sein kann. Das, was einerseits eine frage des stils ist(b), das ist andererseits eine frage des präzisen ausdrucks und der konflikt ist von fall zu fall zu entscheiden.
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(a)
lies: gleich gültig mit unterstrich,(*1)
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(*1) Ich verwende den unterstrich: "_", immer dann, wenn zwei wörter eine einheit bilden, die getrennt stehen sollen. Technisch wäre es möglich, auf der tastatur eines pc's die taste: geschützter zwischenraum, zu benutzen, aber diese auszeichnung ist im druckbild nicht darstellbar. Das zeichen: "_", ist ein hilfsmittel, nicht mehr.
(b)
der korrekte terminus ist: gleich_gültig, aber das ist beim gesprochenen wort stilistisch schwerfällig. Der terminus: in gleicher weise, kann daher nur ein kompromis sein.    (text)<==//
2.8.003
es ist immer wohlfeil, an die humanität zu appellieren, weil es zum humanitätsgerede keine alternative geben soll(a). Dem gerede zum trotz ist an der idee einer humanen existenz festzuhalten, weil die real gedachte utopie einer human geordneten welt die bedingung ist, unter der das individuum als ich im moment seiner gelebten gegenwart den fakten der entmenschlichten welt(b) widerstand leisten kann. Diese utopie denke Ich mit dem begriff: das_humanum, der als konkrete vorstellung nur in der form des voranschreitenden regenbogens real sein kann. Der begriff: das_humanum, ist, wenn die reale utopie in ihrem phänomenalen erscheinen reflektiert wird(c), ein factum der vergangenheit, das im moment der gelebten gegenwart erinnert wird, das verfehlend, was als das noch_nicht_sein real sein soll, aber nie real gewesen sein wird. In der struktur des begriffs: das_humanum, ist das misslingen der anstrengungen(d) verortet, das erfahrene schlechte in das projizierte bessere zu transformieren. Im moment des ereignisses ist der traum einer humanen welt der nicht begreifbare schrecken und dennoch kann der begriff: das_humanum, nicht wie ein beliebiges ding der welt, das unnütz ist, beiseite geschoben werden, weil im moment des ereignisses die idee des humanum als das rettende licht in der ferne aufscheint, das die gelebte gegenwart erträglich hält. Wie aber das fassen, das als projektion in die zukunft im moment der gelebten gegenwart in ein factum der vergangenheit transformiert ist? - verfügbar sind nur die dokumentierten facta der vergangenheit als utopie, die von fernen orten zeugnis ablegen.


Zusatz: 1.
Der begriff: das_humanum, definiert die bedingungen, mit denen das individuum als ich die dinge der welt unterscheidet, ob diese, so wie sie erscheinen, mit den vorstellungen von einer humanen welt kompatibel sein können. Die differenz zwischen dem begriff und den mit dem begriff unterschiedenen phänomenen ist zu beachten.

Zusatz: 2.
Der gedanke liegt auf der hand, die konkreten vorstellungen des begriffs: das_humanum, mit der rede von gott zu assoziieren, sei's die rede von den göttern in ihren familien, sei's die rede von dem EINEN gott. Die struktur der argumente lässt die gleichsetzung ohne logische friktionen zu, dennoch sollten solche vergleichungen nicht angestellt werden, weil, wenn die rationalität des diskurses behauptet werden soll, für die behauptung eines gottes ein bestimmter glaube der grund ist, den das individuum als ich denkt. Der grund für die projektionen in die zukunft ist ein konkretes factum der vergangenheit, das von einem bestimmten individuum als ich im moment seiner gelebten gegenwart erinnert wird. Der eine grund ist als moment der gesetzten kausalität teil des ganzen, der andere grund konstituiert als teil im ganzen das ganze.
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(a)

die frage, ob es zur idee der humanität eine alternative geben könne, ist schlicht falsch formuliert - mit welchen absichten, das kann hier unerörtert bleiben(01). Wenn über eine alternative reflektiert wird, ausgeschlossen oder nicht, dann ist der gegenstand des diskurses ein vergleich von zwei weltdingen: a und b, und es muss entschieden werden, welchem der beiden weltdinge der vorrang eingeräumt sein soll. Die behauptung, dass es zum fall keine alternative gäbe, kann nur dann als rational aufrechterhalten werden, wenn zugestanden ist, dass es eine alternative gibt, die nicht konkretisiert werden soll, aus welchen gründen auch immer(02). In seiner struktur gleicht die rede von der fehlenden alternative dem lügenden kreter, der nicht lügen könne.
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(01)
die rede, dass es keine alternative gäbe, ist mainstream, weil man dem verdacht ausweichen will, nicht "not political correct" zu sein. Aber das mantra neoliberalen denkens gewinnt nicht dadurch an substanz, dass es, wie die litanei einer gebetsmühle, ständig wiederholt wird.
(02)
die scheinbar alternativlose politik der frau Merkel ist das schibboleth des politischen wirkens der bundeskanzlerin frau Dr.Angela Merkel. Dies zu bewerten ist hier nicht der richtige ort.     (2.8.003/(a))<==//
(b)
im terminus: entmenschlichte welt, klingt eine bewertung an, die als begriff gedacht, einen widerspruch zum gegenstand hat, aber wahrgenommen als phänomen, nur ein sich wechselseitig ausschliessender gegensatz sein kann. Es ist, so scheint es, unvernünftig und unklug, das faktum zu ignorieren, dass der welt von heute die menschlichkeit abhanden gekommen ist(01). Die fakten sind das eine, ein anderes ist die rede, die voraussetzt, dass es so etwas wie menschlichkeit einmal gegeben haben müsse(02). In jeder gräueltat der welt ist auch das licht angesteckt, dass es anders sein könnte. Der faktizität der gewalt kann nicht ausgewichen werden, aber es muss zugestanden sein, denken zu können, das das andere der gewalt möglich ist. Erst wenn diese differenz in der welt getilgt ist, könnte der terminus: entmenschlichte welt, zu einem moment der behaupteten rationalität avancieren, aber das, was der terminus dann bezeichnen soll, das ist kein ding der welt, weil von einem individuum, das ein ich ist, nicht mehr gesprochen werden kann.
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(01)
es genügt, die täglichen nachrichten aus der welt zu verfolgen, um diese einschätzung als zutreffend zu beurteilen.
(02)
diese meinung ist in der rede von den goldenen zeiten gespiegelt - tempi passati.     (2.8.003/(b))<==//
(c)
hier wäre nun der ort und auch die zeit, den inhalt der utopie zu fixieren, die mit dem terminus: das_humanum, bezeichnet wird. Das ist möglich, aber Ich beschränke mich auf den hinweis, dass mit den erzählten geschichten hinreichendes material zusammengetragen ist, aus dem das bild gemalt werden könnte, das den titel: das_humanum, hat, signiert: fecit ur. Ich überlasse es dem rezipienten, das seinige zu tun.     (2.8.003/(c))<==//
(d)
der kern des mythos von Sisyphos ist die erfahrung des individuums als ich, in raum und zeit sein werk nicht abschliessen zu können. Das individuum als ich muss, wie Sisyphos, den stein seiner existenz immer wieder von neuem den berg hinauf wälzen, ohne das vorhaben auf dem weg zwischen geburt und tod abschliessen zu können. Anders formuliert, die vollendete humanität wird verschwunden sein im moment ihrer vollendung, dem punkt des todes, der der schrecken ist - gleichgültig.     (2.8.003/(d))<==//      //    (text)<==//
2.8.004
der terminus: erfundene kausalität,(a) erregt verwunderung, weil dieser terminus im kontext des ontologischen arguments das sprichwörtliche "hölzerne eisen" bezeichnet. Dieser meinung kann nicht widersprochen werden, wenn die prämissen des ontologischen arguments wahr sind, aber genau diese wahrheit steht im streit, wenn festgelegt werden soll, was die kausalität ist, mit der das individuum als ich die dinge der welt in eine bestimmte ordnung setzt. Gemäss des ontologischen arguments ist das sein eine strikte ordnung, in der, so heisst es, nichts dem zufall untergeordnet ist, wenn das seiende im sein dem sein kalkulierbar emaniert(b). Das kann richtig sein, aber die falschheit/richtigkeit der behauptung ist nicht entscheidbar, allein das, was dem individuum als ich und seinem genossen, jeder für sich, präsent ist, das sind die phänomene, die im raum nebeneinander, in der zeit nacheinander, angeordnet sind, zwischen denen eine beziehung nach dem prinzip: ursache/wirkung, richtig oder falsch behauptet werden kann. Allein das faktum ist dem individuum als ich gewiss, dass es zwischen zwei dingen der welt: a und b, eine relation behaupten kann, die in zwei formen fixierbar ist, entweder gilt die relation: a==>b, oder es gilt die relation: b==>a,(c) - tertium non datur. Das, was die ursache ist, und das, was die wirkung sein soll, das ist aus dem faktum, dass die dinge der welt: a und b, dem individuum als ich zur hand sind, nicht ableitbar(d), gleichwohl kann das individuum als ich behaupten, dass die relation: a==>b, richtig sei, folglich die relation: b==>a, falsch sein müsse, eine erfahrung, die in der historia der forschungen geläufig ist(e). Diese erfahrung ist aber nur unter der annahme möglich, dass es eine kausalität zwischen den dingen der welt gibt, die gesetzt sein muss, und die setzung der bestimmten kausalität ist die leistung des individuums als ich, das einen grund als den gründenden grung der behaupteten kausalität setzt. In diesem sinn kann im kontext des relationalen arguments von einer erfundenen kausalität gesprochen werden, die den zweck bewirkt, die welt als kausal geordnet zu interpretieren. Das genügt.
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(a)
zuerst hatte Ich geschrieben: gewusste kausalität, den gedanken dann aber geschärft. In jeder setzung ist ein moment der willkür benennbar. Das wissen zielt ab auf etwas beständiges, das finden ist aber auf das neue fokussiert, das erst realität werden soll und in der setzung dann real geworden ist.
(b)
diese behauptung ist das fundament der rede, dass die natur nach einem ewig geltenden gesetz geordnet sei. Dem anschein nach ist das zutreffend, weil die erfahrung gilt, dass es keinen vernünftigen grund gibt(01), die gültigkeit bestimmter gesetze, gemeinhin mit dem terminus: naturgesetz, bezeichnet, in zweifel zu stellen. Der grund ist, dass bis dato kein fall bekannt geworden ist, der mit dem gesetz nicht vereinbar wäre. Es ist aber logisch unzulässig, aus dem faktum, dass bis dato kein widersprechender fall bekannt sei, zu folgern, dass das naturgesetz zwingend jeden widersprechenden fall ausschliesst(02).
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(01)
präziser formuliert muss es heissen, dass kein vernünftiger grund bekannt ist, das heisst gewusst wird.
(02)
das ist der logische fehler, der dem falsifikationsprinzip immanent ist, das K.R.Popper in seiner Logik der Forschung(*1) entwickelt hat.
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(*1) bei dem verweis soll es bleiben, weil das problem in einem anderen kontext, der hier nicht gegenstand der erörterung ist, diskutiert werden muss.
(c)
äquivalent: a<==b und b<==a.
(d)
ohne sich in widersprüchen zu verfangen, kann als letztmöglicher konsens behauptet werden, dass die dinge der welt zustände repräsentieren, die vom individuum als ich nicht berührt sind. Von zuständen sprechen ist eine redeweise, die intramundum zwar möglich ist, extramundum aber gegenstandslos sein muss. Wenn diese meinung gültig sein soll, dann ist die natur, die als kausal geordnet vorgestellt wird, de facto nur das chaos, in dem alles wahrscheinlich ist und jeder feststellbare zustand ein transitorisches moment sein wird, das nicht bestimmt ist.
(e)
das bekannteste beispiel in geschichte und historia ist der streit um den status der sonne im kosmos, entweder ist die sonne der mittelpunkt des kosmos oder es ist die erde. Nach heutigem wissen sind beide theorien falsch, und das, was die astrophysiker, die theologen der moderne, heute unter dem terminus: urknall, diskutieren, das ist, wenn die logik des wissens gilt, auch erweisbar falsch, allein es gibt derzeit keine andere theorie, die als plausibler angesehen wird.    (text)<==//
2.8.005
wenn das individuum als ich versucht, sich selbst in seiner welt zu verstehen, dann sind das ontologische argument und das relationale argument weisen, die grundstruktur des bewusstseins zu fixieren. Aufbauend auf einem gründenden grund gestaltet das individuum als ich seine welt, aber es kann nicht absolut wissen, was dieser grund in seinem da_sein(a) ist. Nach dem gründenden grund zu fragen(b) - das ist der inbegriff seines lebens und, solange das individuum als ich lebt, wird es nach diesem grund fragen müssen(c). Kein gott antwortet, es selbst, das individuum, ein ich seiend, antwortet und, sich wiederholend in jedem moment der gelebten gegenwart, definiert es, gültig allein für sich, was die welt im innersten zusammenhalten soll.
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(a)
die orthographie der wörter ist zu beachten. Ich schreibe: da_sein,(01), anders als Heidegger, der vom "Dasein" spricht(02). Das ist keine marginale differenz. Heidegger's "Dasein", breit entfaltet in der "Daseinsanalyse", impliziert die frage nach dem wesen des daseins, und das, was als das wesen der daseienden weltdinge gefasst wird, das kann nur ein moment des seins sein. Das, was das Heidegger'sche dasein sein soll, das muss notwendig im begriff: sein, impliziert sein, folglich kann Heidegger, den rückbezug auf das sein nicht vermeidend, dem problem sich nicht entziehen zu sagen, was das dasein in seiner emanation aus dem sein ist. Das da_sein, gültig im relationalen argument, fixiert allein das faktum, dass das individuum als ich in jedem moment seiner gelebten gegenwart eine relation zu einem der dinge in der welt setzt, eine relation, die im horizont des gesetzten gründenden grundes eingebunden ist.
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(01)  lies: da_sein mit unterstrich.
(02)  Ich verweise ohne einzelnachweis auf Heidegger's schrift: Sein und Zeit.
(b)
pars pro toto verweise Ich auf den vers, den Goethe seinen Faust sagen lässt: "Daß ich erkenne, was die Welt/ Im Innersten zusammenhält",(01).
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(01) Goethe,J.W.v.: Faust, 1.Teil, Nacht, vers: 382-383. /bibliographie //==>2.9.117.
(c)
und noch einmal Goethe. Im gespräch über den pakt mit Mephistopheles sagt Faust: "Werd ich zum Augenblicke sagen: / Verweile doch! du bist so schön! / Dann will ich gern zugrunde gehn!"(01)
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(01) Goethe,J.W.v.: Faust, 1.Teil, Nacht, vers: 1700-1702. /bibliographie //==>2.9.117.    (text)<==//
2.8.006
die metapher fixiert ein bild, das nicht real ist, das als fixiertes bild aber einen teil der realität markiert. Ihre wirkung wurzelt in der analogie, die das, was nebeneinander gestellt ist, als eine einheit erscheinen lässt. Die festtellung, dass das leben einer theaterbühne gleich sei, ist ein allgemeinplatz, dem das argument zur seite steht, dass die existenz des individuums als ich zwischen geburt und tod in allen phasen des lebens als spiel erlebt wírd, das immer wieder wiederholt werden kann - zumindest spricht der anschein dafür. In der gewollten gleichsetzung von wiederholbarem spiel und nicht wiederholbarer realität wird der gedanke plausibel, dass die theaterbühne das modell sein könne, mit dem die funktionsweise des ontologischen arguments erklärbar wird. Die metapher ist auf diese funktion begrenzt und das, was darüber hinausgeht, das hat der rezipient zu verantworten.     (text)<==//
2.8.007
mit dem terminus: tradition, kann beliebiges bezeichnet sein. Im relationalen argument ist der terminus: tradition, nur dann gültig verwendbar, wenn der terminus im kontext des ontologischen arguments gebraucht wird. In der perspektive des historikers ist diese eingeschränkte nutzung des terminus nicht vollständig, in der perspektive des philosophen aber sollte der eingeschränkte gebrauch des terminus: tradition, genügen, weil die dokumente der historia als kristalisationskerne der gegenstand seiner reflexionen sind, reflexionen, mit denen das individuum als ich seine welt lebt. Zum corpus der abendländischen tradition gehören alle grossen systeme der philosophie(a), die als meinungen über die welt(b) varianten der überzeugung sind, die Ich mit dem terminus: das ontologische argument, bezeichne. Diese tradition ist wirkmächtig gewesen und verfehlt auch heute ihre wirkung nicht. Das, was in der tradition einmal als wahr gegolten hatte, weil es im gelebten glauben und wissen wahr gewesen war, das ist heute ein dokument der historia, das der gegenstand des wissen und des glaubens ist, ohne dass ihre wahrheit aus der faktizität der dokumente der historia abgeleitet werden kann, die den dokumenten der historia, wenn sie rezipiert werden, zugeschoben ist(c). Die dokumente der historia sind wahr, weil das individuum als ich und sein genosse, jeder für sich, diese für wahr halten müssen, richtig oder falsch(d). Der verfechter des relationalen arguments kann dieser tradition sich nicht entziehen und in komplexen vermittlungsprozessen setzt er sich mit den ideen der tradition auseinander, petrifiziert in den unterschiedlichen philosophischen systemen als dokumente der historia, diese produktiv aufnehmend oder ablehnend. Die ideen der tradition aber sind immer als das ausgeschlossene dritte moment präsent, wenn der philosoph im kontext des relationalen arguments seine relationen zu den dingen der welt setzt. In seinem wissen ist der geglaubte gott ein moment der relationen, die das individuum als ich zu den dingen der welt setzt, richtig oder falsch, in seinem glauben kann der geglaubte gott auch der gründende grund seiner welt sein, aber immer ist es das individuum als ich, dass die relationen in seiner welt setzt.
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(a)
es ist, als konsequenz der aufklärung, üblich geworden, die geschichte der philosophischen systeme global zu reflektieren. Diese praxis schliesst ein, dass für die abendländer auch die philosophischen systeme anderer kulturen in den blick gekommen sind. Das problem ist nicht, dass die rezeption dieser theorien unter dem blickwinkel des abendlandes betrieben wird, weil das problem dann neutralisiert ist, wenn die kritik der fremden weltansichten in die kritik der eigenen weltsicht eingebunden wird. In den fremd erscheinenden systemen sind momente wirksam, die nicht mit der idee des allumfassenden seins oder des EINEN gottes logisch vereinbar sind. Diese ideen sind, wenn sie gedacht werden, wahr - ob falsch oder richtig, das muss in der kritik der ideen ausgemittelt werden. Soweit meine lückenhafe kenntnis der lehre des taoismus reicht, ist der kerngedanke dieser weltsicht nicht aus dem prinzip des EINEN seins entwickelt, sondern aus der idee des wegs, die der kristalisationskern der reflexionen ist, reflexionen, die das individuum als ich denkt, das den weg geht.
(b)
der terminus: meinung, impliziert keine wertung, er bezeichnet aber phänomene und begriffe, die mit wertungen verknüpft sind. Der begriff: meinung, ist eine vorstellung, in der als merkmale des begriffs wertungen miteinander verknüpft sind, wertungen, die in den phänomenen aufgefunden werden. Jede wertung ist ein vergleich von zwei weltdingen nach dem maass: gut/schlecht, und das individuum als ich definiert, für sich gültig, was gut ist und was schlecht sein soll.
(c)
die historische kritik, soweit sie als handwerk geübt wird, ist kein gegenstand dieser kritik. Das dokument der historia, identisch mit sich selbst, ist das, was es ist, der kontext aber, in dem es erscheint, unterliegt in raum und zeit veränderungsprozessen, die zu fixieren und nachzuzeichnen das handwerk des historikers ist.
(d)
die historische wahrheit ist immer nach richtig und falsch entscheidbar, nicht entscheidbar ist die geschichtliche wahrheit mit den kategorien: falsch/richtig,(01), weil das, was in der geschichte erzählt wird, wahr ist, eine historische wahrheit, richtig und/oder falsch, unterschiebend(02).
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(01)
in den debatten um die sogenannte holocaustlüge wird die strukturelle differenz der historischen und der geschichtlichen wahrheit ignoriert. Über die historische wahrheit der NS-verbrechen am volk der juden kann rational keine diskussion geführt werden. Aber die geschichte der ereignisse wird diskutiert, weil der gegenstand des urteils über die geschichtliche wahrheit eine erzählung ist über das historische ereignis. Geschichte, wenn sie im moment der gelebten gegenwart erzählt wird, ist eine andere wirklichkeit als die wirklichkeit, in der die dokumente der historia präsent sind. Für den leugner des holocaust ist im moment der erzählung die negation des historischen ereignisses wahr, aber das ereignis des holocaust und die erinnernde erzählung, bejahend oder verneinend, sind zwei weltdinge, die nicht identisch fallen können, und erzählt ist die erzählung ein factum der vegangenheit, das nach richtig oder falsch beurteilt wird(*1).
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(*1)
ein anderes problem ist die streitfrage, ob die leugnung der NS- verbrechen, bezeichnet mit dem terminus: holocaustlüge, eine straftat sein soll oder nicht. Gegen dummheit kämpfen bekanntlich auch die götter vergebens, und gegen die gewalt, die mit dem aussprechen der lüge unmittelbar verknüpft sein kann, gibt es mittel. Das erforderliche steht im gesetzbuch.
(02)
das ist der mechanismus der mythen, die von der geschichte eines volkes oder einer person erzählen. Ein körnchen historischer wahrheit ist jedem geschichtsmythos inhärent, allein oft ist es schwierig, dieses körnchen wahrheit auch dingfest zu machen.
(2.5.006/(b))<==//
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fortsetzung: subtext/2.9.001-2.9.118.

zurück/bibliogr.daten<==//

eingestellt: 13.05.10.

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