Subtext
arg.: 2.81.001-2.81.004
 
2.81.001
die vermarktung der philosophie steht in voller blüte, und das, was so als blüten gelesen werden kann, das verwundert schon. Es wird geliefert, was der markt verlangt, und der vermarktete gedanke ist das mittel zu einem zweck. Der zweck ist nicht beliebig; denn jeder will von seiner arbeit leben und das möglichst komfortabel, die mittel aber sind beliebig, mal ist's der umsatz in kurzer frist(a), mal gibt man sich literarisch flott(b), mal journalistisch versiert(c), mal akademisch gelee(h)rt(d) ... ,(e).
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(a)
derzeit hat Markus Gabriel konjunktur(01). Wörter, einfach zusammengewürfelt, mit denen kasse gemacht wird. Eine kostprobe, Ich zitiere Gabriel, der sagt: "Denn ich behaupte nicht nur, dass es die Welt nicht gibt, sondern auch, dass es außer der Welt alles gibt",(02). Und Gabriel bestätigt sein resultat des nachdenkens, er sagt: "Alle Weltbilder sind nämlich falsch, weil sie unterstellen, dass es eine Welt gibt, von der wir uns ein Bild machen",(03).
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(01)
die zeitschrift: Information Philosophie,(*1) berichtet über die schnelle karriere des Markus Gabriel, klassifiziert als der "jüngste Philosophieprofessor Deutschlands",(*2).
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(*1)
"Medien. Der neueste Medienstar der Philosophie". Ausgabe: 3/2013, p.133-134.
(*2)
a.a.O.p.133; cf. auch das interview mit Markus Gabriel in: DER SPIEGEL, 27/2013, p.122-124.
(02)
Gabriel,Markus: Warum es die Welt nicht gibt. Berlin: 2013. p.18.
(03)   a.a.O.p.126.       (a)<==//
(b)
1989 wurde Peter Sloterdijk mit diesen worten vorgestellt: "Philosoph als Poet oder Philosoph als Schwätzer"(01). Eine kostprobe, Ich zitiere Sloterdijk, der sagt: "Die alteuropäische Denk- und Lebensform Philosophie ist unleugbar erschöpft, die Biosophie hat ihre Arbeit eben erst aufgenommen, die Theorie der Atmoshären hat sich erst vorläufig konsolidiert, die Allgemeine Theorie der Immunsysteme und Kommunsysteme steht in ihren Anfängen,* eine Theorie der Örter, der Situationen, der Immersionen kommt zögernd in Gang**, die Ersetzung der Soziologie durch die Theorie der Netzwerke von Akteuren ist eine noch wenig rezipierte Hypothese,*** Überlegungen über die Einberufung eines realistisch zusamengesetzen Kollektivs zur Verabschiedung einer neuen Verfassung für die ((//26)) globale Wissensgesellschaft haben kaum mehr als Umrisse gezeigt.**** An diesen Vorzeichen läßt sich eine gemeinsame Tendenz nicht ohne weiteres erkennen. Nur eines ist deutlich: Wo man Verluste an Form beklagte, stellen Gewinne an Beweglichkeit sich ein.
Das heitere Denkbild Schaum dient uns dazu, dem vormetaphysischen Pluralisms der Welterfindung nachmetahysisch wiederzugewinnen.
((fussnoten:))
* Vgl. Roberto Esposito, Immunitas. ((...)) Torini 1999 ((...)).
** Vgl. Homi K.Bhabha, Die Verortung der Kultur, Tübingen 2000 ((...)).
*** Vgl. Bruno Latour, Gabriel Tarde und das Ende des Sozialen, in: ((...)).
**** Bruno Latour, Das Parlament der Dinge, a.a.O."(02).
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(01)
aus der sammelüberschrift zu zwei Rezensionen(*1), DIE ZEIT, nr.10/03.03.1989, p.84.
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(*1)
Rüdiger Safranski ist einer der rezensenten, er rezensiert Sloterdijk's buch: Eurotaoismus. Zur Kritik der politischen Kinetik. Frankfurt am Main: 1989.
(02)
Sloterdijk,Peter: Sphären III. Schäume. Frankfurt am Main: 2004. p.25/26,(*1).
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(*1)
Sloterdijk's Hauptwerk: "Sphären I-III (I: Blasen, II: Globen, III: Schäume)" ist eine fundgrube für einschlägige zitatfragmente. In einer rezension zum 1.band schrieb die rezensentin, Ich zitiere: "Sloterdijk ist als Autor ein rhetorisches Genie mit ironischer Präzision, als Temperament ein Aphoristiker, aber seine Gebärde ist die eines Sehers; er ist als Intellektueller ein Eklektiker, doch sein Streben zielt aufs Ganze: Das macht Charme und Schwäche seines Unternehmens aus"(+1).
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(+1)   DIE ZEIT, nr.52/16.12.1998.       (b)<==//
(c)
es passt, Richard David Precht mit dieser einschätzung Sloterdijk's einzuführen, Ich zitiere: "Precht ist vom Handwerk her Journalist und als solcher Popularisator von Beruf"(01). Eine kostprobe, Ich zitiere Precht, der sagt: "Die Jo-Jo-Effekte des materiellen Glücks und des Zeitsparens sind vielfältig erkannt und beschrieben. Doch welche Folgen zeitigt diese Erkenntnis in der Politik? ((//129, nach mehreren antworten fährt Precht fort)) Auch der Hickhack um neue Überlandleitungen für Windenergie beweist weder Fortschrittsfeindlichkeit noch Provinzialität. Kein Protestler, der gegen die Überlandleitungen aufmuckt, ist gegen die Windenergie. Gerungen wird allein um die Frage von Freilandleitungen oder Erdkabeln. Und vor allem: wer darüber zu entscheiden hat. Die Energiekonzerne oder die betroffenen Bürger, denen man die Masten aufs Grundstück setzen will? Immerhin wohnen die weltgewandten altruistischen Chefs der großen Energiekonzerne mit ihren Familien nicht unmittelbar neben den Kraftwerken oder Endlagern, deren Unbedenklichkeit sie uns zusichern. Und sie legen auch keine Stromeitungen über ihre Villen"(02).
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(01)
Sloterdijk wird nach einem artikel des dpa-korrespondenten Gregor Tholl: Abschied vom Gegenbild des Talks, zitiert(*1), in: Westfälische Nachrichten. 10.05.2012.
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(*1)
Tholl berichtet über das ende des "Philosophischen Quartetts" im ZDF und Richard David Precht als nachfolger Sloterdijk's im dienst.
(02)
Precht,Richard David: Essay. Immer mehr ist immer weniger. Wer bestimmt eigentlich über den Fortschritt? In: DER SPIEGEL 5/2011, p.128-129.         (c)<==//
(d)
als beispiel für "Klarheit, Tiefe, akademische Sorgfalt und die philosophisch beeindruckenden Ergebnisse"(01) wird der am Philosophischen Seminar in Münster lehrende professor: Michael Quante, gelobt. Eine kostprobe, Ich zitiere Quante, der sagt: "Die in diesem Selbstbestimmungsprozess, der zugleich ein Selbstnegieren darstellt, enthaltene Negativität muss, Hegels spekulativer Logik zufolge, in ihrer Negativität negiert werden.
((In der dazugehörigen fussnote steht geschrieben:))
Als Resultat erweist sich die Substanz dieser Negation der Negation als Einheit von selbstbestimmender Negation und Negation der darin enthaltenen Negativität des Widerspruchs zwischen Substanz und Bestimmung"(02).
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(01)
Robert Pippin: Vorwort. In: Quante,Michael: Die Wirklichkeit des Geistes. Studien zu Hegel. Frankfurt am Man: 2011. p.17.
(02)
Quante,Michael: 'Die Persönlichkeit des Willens' und das 'Ich als Dieser'. Bemerkungen zum Individuationsproblem in Hegels Konzeption des Selbstbewusstseins. p.57. In: Michael Quante, Erzsébet Rósza(Hrsg): Vermittlung und Versöhnung. Münster: 2001. p.53-67.       (d)<==//
(e)
die zitierten titel sind kein teil der bibliographie dieses essays. Die zusätze des zitators stehen in der doppelklammer: ((_)).       (e)<==//
 (2.41.002)<==//
2.81.002
die versuchung ist grooss, nun mit einem beispiel aufzuwarten. Es genügt, einen kurzen blick auf die jeweiligen neuesten publikationen der starautoren zu werfen, um pfündig zu werden. Das missliche ist, dass der kritiker in derselben struktur operieren muss, in denen die kritisierten operieren, einerseits gelobt, andererseits verdammt. Ich kann mich gut an einen fall erinnern, den namen des autors verschweige Ich(a). Ich hatte die absicht gehabt, den text jenes autors zu rezensieren, aber dann von der rezension abstand genommen. Der text, eine dissertation über einen vor kurzem verstorbenen philosophen, vertreter einer einflussreichen schule in der Bundesrepublik Deutschland, war ein blosses zitatenkompilat mit paraphrasierten zwischentexten. In der einleitung hatte der autor mit grosser geste eine these formuliert, aber das, was als begründung folgen sollte, das war nicht nachvollziehbar und die versammelten zitate wurden mir dann klarer, als Ich diese im kontext des originals wieder gelesen hatte. Interpretation eines textes? - das ist nicht bestreitbar, aber was war der mehrwert des interpreten? - rien!
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(a)
mein verfahren ist problematisch, aber Ich habe keinen grund, den autor im zusammenhang dieses essays zu kritisieren. Zum ersten, weil mir der bezeichnete autor persönlich nicht bekannt ist, zum zweiten, weil Ich seine akademische laufbahn nur beiläufig registriert habe.          (2.41.012)<==//
2.81.003
das thema des XXX.Internationalen Hegelkongresses: Hegels Antwort auf Kant, rückt die rezeption 2.grades in den fokus des interesses. Das bild, das Hegel sich von Kant 1820-1832 gemacht hatte(a),(b), ist in der Hegeltradition immer wieder neu gemalt worden und in Wien/2014 wird an diesem bild weiter gemalt werden - ein tun, das aber nur dann als sinnvoll begriffen werden kann, wenn die akteure von heute sich darüber im klaren sind, dass die situation in Wien/2014, gut 200 jahre später, eine ganz andere ist. In welcher form die differenz beurteilt wird, das müssen die teilnehmer am kongress mit sich selbst in den diskussionen mit den fachgenossen ausmachen. Diskutiert werden die gedanken der teilnehmer am kongress, vermittelt durch die gedanken Hegel's und Kant's, präsent in den dokumenten der historia, den texten von Kant und Hegel, die texte der nachfolgenden interpreteten eingeschlossen.
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(a)
Hegel,G..F.: Vorlesungen zur Geschichte der Philosophie. Bd.20.p.329-386./bibliographie //==>argument: 2.92.001.
(b)
der zeitraum ist, ausweislich der Hegel'schen Schriften, auf 1793- 1832 auszuweiten.          (text)<==//
2.81.004
die möglichen interessen, real in den motiven, die das individuum als ich und sein genosse verfolgen, bleiben ausgeblendet, weil die erörterung der funktion des interesses in der historischen rezeption ein neues, ein anderes thema ist(a). Mit dem ausschluss dieser problematik entfällt die notwendigkeit, den gedanken weiter zu verfolgen, der mit der überblendung zweier schemata verbunden ist(b). In der analyse wirft die ausgrenzung des interesses kein methodisches bedenken auf, in der synthetisierenden reflexion aber wäre diese ausgrenzung nicht möglich. Dies steht aber hier nicht auf der agenda des diskurses.
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(a)
es mag ein interessantes thema sein, einmal zu eruieren, mit welchen interessen die teilnehmer am Hegelkongress 2014 nach Wien gereist sind. Für die reflexion der struktur der historischen rezeption aber kann das nur ein nachrangiger aspekt sein.
(b)
das problem der überblendung zweier schemata ist in den graphiken: 02a und 02b,(01) angedeutet. In der graphik: 02b, ist das moment: tradition, durch das moment: interesse, auszutauschen.
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(01) //==>argument: 2.31.002.          (text)<==//
fortsetzung: subtext/2.91.001

zurück/bibliogr.daten<==//

stand: 16.04.01
eingestellt: 14.04.21.

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