Subtext: 2.61.01

2.61.01

es ist notwendig, auf den theologischen hintergrund des Hegel'schen denkens zu verweisen, dann, wenn sein dialektikbegriff im kontext des endes reflektiert wird. Der grund für diesen verweis ist in der biographie verortet(a), gleichwohl immer das faktum berücksichtigt werden sollte, dass Hegel seine schriften nicht als theologe verfasst hatte, sondern als philosoph. In dieser perspektive erscheint es mir als plausibel, Hegel als einen traditionalisten einzuordnen(b), der sein vertrautes schwäbisches gottesbild bewahrt hatte, das, säkular gewandet, als der absolute geist durch die zeiten wetterleuchtet, versprechend das absolute, verheissen als versöhnung. Das, was das denken Hegel's auszeichnet, das ist sein versuch, dem individuum als ich den weg zu weisen. Es ist das subjekt Hegel's, das, fixiert auf den weg, eingegrenzt ist zwischen dem ende seiner existenz und dem anfang, sein leben. Mit dem begriff: dialektik, vorgestellt als der prozess der selbstentwicklung des individuums zu einem ich, das es selbst ist(c), hat Hegel den weg in einem hellen licht markiert, das jedes scheitern auf dem weg in einen neuen anfang umdeutet - es ist die aufforderung, auf dem weg es immer wieder neu zu versuchen(d). Mit dieser deutung ist aber das problem nicht aus der welt, dass das unabdingbare ende des wegs die bedingung des wegs in raum und zeit ist. Dafür, dass das individuum als ich den weg gehen kann, als bedingung den realen tod im blick, hat Hegel, seinen begriff des dialektischen prozesses positivierend, keinen blick auf die hoffnung gerichtet, die das individuum als ich hegen muss, damit es der not des endes ausweichen könne. Hegel's dialektik ist verdampft im moment ihrer vollendung.
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(a)
Hegel war ein ausgebildeter und examinierter theologe, der sich "nach dem Tode" seines vaters entschlossen hatte, sich "ganz der philosophischen Wissenschaft zu widmen"(01). Auf dem theologischen Stift zu Tübingen lernte er die theologie seiner zeit kennen(02).
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(01)
die zitate aus Hegel's eigenhändigem lebenslauf. In: Hegel,G.W.F.: Werke. Bd.2, p.583. /bibliographie //==>argument: 2.92.09.
(02)
mit der publikation der theologischen jugendschriften Hegel's durch Herrmann Nohl, 1907, ist das faktum der theologischen vorgeschichte des denkens Hegel's wieder zurückgestellt in den fokus des nachdenkens über Hegel's dialektik. Diese kenntnis hatte Ich durch meinen lehrer Günter Rohrmoser in Köln erhalten(*1), eine sache, die mich damals nicht sonderlich aufgeregt hatte und die Ich heute als ein historisches faktum händle. Für das nachdenken über das problem der Hegel'schen dialektik, nämlich die these von dem sich selbst vollendenden prozess in der vorstellung des absoluten geistes, halte Ich es nicht für förderlich, en detail in der tradition, zumal der schwäbischen, nach spuren zu suchen. Hegel hatte aus quellen geschöpft, die damals mainstream gewesen waren, und die antworten dieser theologen kamen über das nicht hinaus, was noch heute von den theologen behauptet wird, wenn sie über das ende des lebens, den realen tod, predigen, und, mit verlaub, dummes zeug über das paradies und sein pendant, die hölle, erzählen.
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(*1)
dazu mehr in den texten Rohrmoser's(+1):
  • 1. "Pietismus und Aufklärung. Zur Vorgeschichte der Jugendschriften Hegels", wieder publiziert als 3.kapitel in: Emanzipation und Freiheit, p.62-87,
  • 2. "Theologie und Gesellschaft. Hegel", wieder publiziert als 4.kapiel in: a.a.O.p.88-158.
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(+1)
Rohrmoser,Günter: Emanzipation und Freiheit. /bibliographie //==>argument: 2.92.20.      (a)<==//
(b)
meine kennzeichnung Hegel's als einen traditionalisten ist nicht pejorativ intendiert und die charakterisierung soll allein darauf verweisen, dass einerseits Hegel in der tradition tief verwurzelt ist, und dass er mit seinen reflexionen über die dialektik der begriffe andererseits den kernbereich der philosophie seiner zeitgenossen transformiert hatte, immer wieder auf den anfang seines denkens zurückkommend. Auf diese beobachtung zielt mein insistierender hinweis auf den theologische horizont ab. Hegel hatte die argumente der theologen seiner zeit benutzt und sie philosophisch neu gewendet. Zwar ist der gott nicht mehr notwendig, aber aus tradition hält Hegel am alten bild fest.      (b)<==//
(c)
das ist der weg, den Hegel in der Phänomenologie des Geistes beschrieben hatte, das subjekt auf dem weg aus seiner blossen körperlichkeit zum absoluten geist. Sein text ist ein grandioses gemälde, aber als dokument der historia ist es in raum und zeit verortet und der angezeigte übertritt in das reich der freiheit ist auf die erfahrung der beschränkten existenz reduziert.       (c)<==//
(d)
Camus,Albert: Der Mythos des Sisyphos. p.156. /bibliographie //==>argument: 2.92.05.       (d)<==//             (2.82.07/(c))<==//
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//==>subtext: 2.62.01:
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stand: 17.12.01.
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