Subtext: 2.62.01-10

2.62.01

Ich sage: das ganze ist das wahre. Hegel hatte gesagt: "Das Wahre ist das Ganze"(a). Die differenz, festgemacht an der vertauschung von grammatischem subjekt und objekt, mag marginal erscheinen, ja ein spiel mit worten zu sein, aber die in der möglichen vertauschung von subjekt und objekt angezeigte differenz sollte als hinweis gelesen werden, dass das sprechen über das absolute, von Hegel als ein telos gedacht und instrumentalisiert, auf raum und zeit beschränkt ist, in dem das wahre für das individuum als ich nicht fassbar ist, weil es unter den teilen nicht das ganze fassen kann. Dieser dialektik von teil und ganzem, dem ganzen in seinen teilen, kann sich Hegel nicht entziehen. Sein gedanke ist immer intramundum, gleichwohl er seinen gedanken extramundum verortet hat. Das schema der Hegel'schen dialektik ist dann als rational zu klassifizieren, wenn sie auf raum und zeit begrenzt ist und nicht im strudel der vermittlung, absolut gesetzt, verschwunden ist, der in den worten der menschen, im leben stehend, der physische tod ist.
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(a)
das zitat im kontext. Hegel sagt: "Das Wahre ist das Ganze. Das Ganze aber ist nur das durch seine Entwicklung sich vollendende Wesen. Es ist von dem Absoluten zu sagen, daß es wesentlich Resultat, daß es erst am Ende das ist, was es in Wahrheit ist; und hierin eben besteht seine Natur, Wirkliches, Subjekt oder Sichselbstwerden zu sein"(01).
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(01)
Hegel,G.W.F.: Die Phänomenologie des Geistes. Einleitung. Bd.3, p.24. /bibliographie //==>argument: 2.92.09.          (text)<==//
2.62.02
der gedanke ist möglich(a), die position Hegel's, der absolute geist, mit der position des Cusanus, die coincidentia oppositorum, zu verknüpfen und in eine relation zu setzen. Das verknüpfende moment, geleistet vom individuum als ich und seinem genossen, sind ihre vorstellungen eines maximums und eines minimums, die im unendlichen identisch fallen sollen und als identisch gehändelt werden(b). Das spiel ist verblüffend, auch dann, wenn es keinen ausweisbaren sinn hat, weil in der unendlichkeit der gegensätze jede behauptete differenz zwischen den einander identisch gefallenen elementen al gusto das eine oder das andere argument sein kann. Das reden des Cusanus, die identität des minimums mit dem maximum in der coincidentia oppositorum fassend, und das reden Hegel's, der absolute geist in seiner erfüllung, sich im selbstbewusstsein des herrn und seines knechtes vollendend, ist ein reden in metaphern(c), die frappieren, aber es sind argumente, mit dem kein moment benannt ist, das dem individuum als ich die chance öffnet, die causa: zureichender grund, abschliessend entscheiden zu können. Eingegrenzt auf raum und zeit, den kategorien der vorstellung unterliegend(d), sind die propositionen Hegel's und Cusanus' zwar denkbare möglichkeiten, die als rational belastbare modelle dem individuum als ich und seinem genossen verfügbar sind, ihre gemeinsam geteilte welt zu gestalten, aber mit diesen propositionen können sie weder die systemdifferenz: innen/aussen, beseitigen, noch werden sie im moment der vermittlung die dialektik der teile im ganzen und des ganzen in den teilen einlösen. Sie sind auf dem weg, der in einem anfang, unbegreifbar, seinen beginn gehabt hatte und, unbegriffen, in einem ziel enden wird.
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(a)
die pointe des arguments ist, die positionen des Cusanus' und Hegel's einerseits als minimum, andererseits als maximum aufzufassen und in der idee einer coincidentia oppositorum zu verschmelzen(01). Als gedankenexperiment sind diese vorstellungen möglich, aber sie haben in der realität, dem gelebten moment der gegenwart, keinen ausweisbaren gegenstand. Das, was bleibt, das ist ein spiel mit worten, deren bedeutungen in raum und zeit variabel sind. Es wäre aber verfehlt, dieses spiel als sinnlos abzumeiern; denn einen ausweisbaren sinn hat jedes spiel, auch dann, wenn die spieler dem mainstream sich verweigern.
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(01)
es kann offen gelassen werden, wem das maximum oder das minimum zudiktiert sein soll - Hegel und/oder Cusanus; denn die indifferenz des gegensätzlichen in der coincidentia oppositorum weist jedes element für sich zu jedem anderen element als gleichrangig aus, mit der konsequenz, dass auch die denkbare unterscheidung: maximum/minimum und/oder absoluter_geist/coincidentia oppositorum, auszuschliesen ist.      (a)<==//
(b)     //==>argument: 2.23.09.    (b)<==//
(c)
die termini: coincidentia oppositorum und absoluter geist, verweisen auf dinge der welt, die das individuum als ich nur in raum und zeit als phänomene erfassen und als begriffe denken kann. Es sind metaphern, die für etwas anderes stehen und von dem in der tradition als das unsagbare geredet wird(01). In seiner substanz objektiviert das reden von einem unsagbaren etwas(=das_nicht_sagbare) ein unbehagen, das das individuum als ich in seinem forum internum denkt und auf dem forum publicum real erfährt, ein unbehagen, das nicht benannt ist, weil das individuum als ich, sein genosse eingeschlossen, sich auf die formel: das unsagbare, zurückgezogen haben und/oder das nicht_sagbare mit einer metapher fixieren. Die differenz zwischen dem, was das individuum als ich diesseits der grenze, intramundum, in der welt verfügbar hat, und dem, was es jenseits der grenze seiner welt, extramundum, verorten muss(02), überspielen das individuum als ich, sein genosse eingeschlossen, mit vorstellungen, die, gehändelt als argumente, das bedürfnis nach klärung der unentschiedenen situation einerseits zwar befriedigen(03), die aber andererseits die unentschiedene situation nicht klären können, weil jede entscheidung, die die situation klären soll, im moment der gelebten gegenwart als factum der vergangenheit in diese abgesunken ist und in einem anderen moment der gelebten gegenwart wieder als verfehlung des ziels erinnert werden kann. Was an rationalität im diskurs bleibt, das ist das reden in metaphern, das das bedürfnis des individuums als ich nach einer vorläufigen entscheidung, so erscheint es, befriedigen kann.
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(01)
der zusammenhang mit der mystik liegt nahe, aber das weite feld dieses diskurses soll hier nicht betreten werden.
(02)
Richter,Ulrich: Intramundum/extramundum. 018:grenzeII. /bibliographie //==>argument: 2.92.19.
(03)
es ist die funktion der ideologie, als weltanschauung und/oder als religion, die ungeklärte situation mit einem interpretationsmuster, richtig und/oder falsch, zu klären, um das bedürfnis zu befrieden, den zustand der unklärten situation zu beenden. Diese interpretationen sind schemata der geltenden kausalitäten, die, beschränkt in zeit und raum, eine lebbare auflösung der situation in seiner differenz spiegeln und das spiegelbild dieser differenz muss genügen, weil der prozess der aufklärung in zeit und raum nicht abschliessbar ist.    (c)<==//
(d)
die position Kant's sollte nicht übersehen werden. Die mögliche kritik der reinen vernunft setzt die analyse der vorstellungen voraus, die, raum und zeit etablierend, jedem denkbaren gedanken vorausgehen, nämlich die vorstellungen, die das individuum als ich in seinem forum internum haben muss, wenn es den gedanken denkt, der, den bedingungen von raum und zeit nicht unterliegend, das fundament seiner welt sein soll.       (d)<==//               (text)<==//
2.62.03
Hegel denkt die dialektik vom ende her. Das ist ein denken, das, gemäss der theorie, angelegt ist in einer bestimmten form, abzielend auf ein resultat, nämlich das ding der welt, das sich selbst vollende in der fülle des seins(a). Dieser gedanke ist im ontologischen argument eine zwingende position, weil im sein, wenn es das ganze sein soll, alles in seinen formen festgelegt sein muss, dann, wenn das teil in seiner form in das daseiende tritt(b). Das, was im ende(=tod) sein soll, das muss im anfang(=geburt) vorbestimmt sein(c). Wenn dieser gedanke gültig sein soll, dann ist der gegenstand der kontroversen, den diskursen über die dasseienden dinge im sein, auf dem weg verortet, der das ende mit dem anfang und den anfang mit dem ende verbindet. Das, was in den diskursen, die gegenstände streitig gefallen, geklärt werden kann, das sind die möglichkeiten in der welt, die dem individuum als ich und seinem genossen geöffnet sind, eingeschlossen die möglichkeiten, verworfen von ihnen. Alles, so erscheint es, ist prädestiniert, im anfang wie im ende(d). Der weg ist das reich der ideologen, die dem jeweils anderen sagen wollen, was richtig sein soll und was nicht. Im anfang konnte keiner reden, auf dem weg reden alle, im ziel angekommen redet keiner. Der weg ist die heikle zone, real zwischen anfang und ende, auf dem das individuum als ich, sein genosse eingeschlossen, sich selbst als das ich bilden, das im anfang angelegt gewesen war, das im ziel aber nicht zwingend das resultat sein muss, eingebunden in die kausalitäten, die sie, sich selbst als ich verstehend, selbst gesetzt haben. Für das individuum als ich, sein genosse eingeschlossen, ist die vollendung des wegs, auf dem weg seiend, eine projektion in zukunft, die in den weltdingen fundiert ist, die beide, das individuum als ich und sein genosse, sich als ich bildend, der natur abgerungen haben, diese aber, immer nach vollendung strebend, in raum und zeit nicht abschliessend realisieren können(e).
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(a)
es kann auch von der entelechie der weltdinge gesprochen werden, so redend: alles strebe nach vollendung(01). Die beobachtung ist plausibel und wird nicht in frage gestellt, aber das, was im moment der erfüllung die vollendung sein soll, und darauf hatte Hegel seine dialektik abgestellt(02), das ist in raum und zeit ein transitorisches moment, das immer nur in einer richtung überschritten werden kann, entweder im anfang(=geburt) in das leben hinein, oder im ende(=tod) aus dem leben hinaus in das nirwana der NATUR. Das, was bleibt, das ist das leben auf dem weg, eingehegt in den grenzen der kausalitäten, die das individuum als ich mit seiner idee des zureichenden grundes gesetzt hat.
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(01)
Historisches Wörterbuch der Philosophie: Stichwort: entelechie. Bd.2. Sp.506-509. /bibliographie //==>argument: 2.92.11.
Zusatz:
Ich greife nicht auf die historia des begriffs zurück und beschränke mein argument auf die idee der vollendung, gemäss dieser alles seiende auf die vollendung seines zwecks hinstrebe. Mit der idee einer möglichen vollendung kann das individuum als ich sich zwar rechtfertigen, aber mit der vollendung in raum und zeit ist im vollendeten etwas neues, ein anderes, geschaffen, das das individuum als ich entweder auf den ausgangspunkt in einer neuen bestimmung zurückverweist(*1), oder markiert als endpunkt, in dem es, das individuum, das ein ich gewesen war, als ich verschwunden ist.
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(*1)
es ist auf den mythos von Sisyphos zu verweisen, der sich glücklich weiss(+1), wenn er den weg immer wieder von neuem gehen kann. Die erfüllung, der stein des mythos bleibt oben liegen, ist der tod des Sisyphos.
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(+1)
das ist die interpretation von Albert Camus(§1).
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(§1)
Camus,Albert: Der Mythos von Sisyphos. /bibliographie //==>argument: 2.92.05(a/01)<==//
(02)
die struktur seiner dialektischen methode hatte Hegel illustrativ in der Phänomenologie des Geistes demonstriert(*1). Stufe um stufe, position - negation - vermittlung, steigt das subjekt des denkens, sich seines selbstbewusstseins versichernd, den weg über die verschiedenen stationen seiner existenz hinan zum gipfelpunkt seines weg's, die selbstvollendung als absoluter geist. Erst nach mehrmaliger lektüre des ganzen buches hatte Ich das Hegel'sche verfahren kapiert, das den leser am ende jedes kapitels immer wieder auf den weg, position, ihre negation und schliesslich die vermittlung, zurück verweist, auf den anfangspunkt des wegs nämlich, der jedesmal in raum und zeit ein anderer ist(*2).
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(*1)
in der Wissenschaft der Logik hat Hegel seine methode der dialektik in einer anderen perspektive reflektiert. Die perspektive der "Logik", ist der begriff: absoluter geist; die phänomene, die der wanderer auf dem weg zur vollendung in der vorstellung: absoluter geist, verdichtet, sind die perspektive in der "Phänomenologie". Es ist nicht klug, die differenz der möglichen perspektiven des individuums als ich, gegeneinander auszuspielen, weil das individuum als ich das verknüpfende moment der gegensätzlichen perspektiven ist. Der begriff: absoluter geist, ist für das individuum als ich im horizont der phänomene bestimmt, die im trialektischen modus als das dritte moment in der relation: individuum_als_ich<==|==>dialektik(Hegel's_Logik), ausgeschlossen sind; ebenso die phänomene, in denen der absolute geist sich zeitigt, bestimmt im horizont des begriffs: der absolute geist, der als das dritte moment in der relation: individuum_als_ich<==|==>dialektik(Hegel's_Phän.d.G), ausgeschlossen ist(+1).
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(+1)   //==>argument: 2.23.10.
(*2)    //==>argument: 2.62.07.    (a/02)<==//          (a)<==//
(b)
Martin Heidegger hat zutreffend von der geworfenheit des menschen gesprochen. Ich greife nur das bild auf, nicht aber das philosophische system, das Heidegger mit dem bild entworfen hatte(01).
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(01)
Heidegger,Martin: Sein und Zeit. /bibliographie //==>argument: 2.92.10.
Zusatz.
Ich beschränke mich darauf, auf das stichwort: geworfenheit, hinzuweisen, das Hildegard Feick in ihrem index zu Heidegger's Sein und Zeit verfasst hat(+1)
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(+1)
Feick,Hildegard: Index zu Heideggers >Sein und Zeit<. p.39. /bibliographie //==>argument: 2.92.08.     (b)<==//
(c)
die entscheidung für das ontologische argument ist im letzten schritt immer eine entscheidung aus dem glauben, nicht aus dem wissen, auch dann nicht, wenn der glaube als ein wissen ausgegeben wird. Die logik des ontologischen arguments ist prima vista zwingend, secunda vista aber, unter den bedingungen von raum und zeit, ist die gewissheit in den kausalitäten verschwunden, die aufgezählt werden können, weil in der aufzählung die antwort auf den letzten grund offen bleiben muss, fundiert in der beobachtung, dass nur mit worten gesagt werden könne, was sein soll, als faktum aber, so erscheinend, nicht real ist. Die idee ist frappierend, dass im ende das real sei, was im anfang angelegt gewesen war. Das ist, ohne das schlagwort bemühen zu müssen, genau die logik der coincidentia oppositorum, die Cusanus geltend gemacht hatte, wenn er den beweis der existenz gottes mit der idee der koinzidenz der gegensätze, die widersprüche eingeschlossen, verknüpft. Damit ist, unter dem signum des wissens, das feld bereitet, auf dem die interpretatoren(01), die schamanen der moderne, sagen, ob das, was im anfang vorgegeben war, im ende auch erreicht worden sei. Der interpret, ob schamane, theologe oder philosoph, ist befugt, sein wissen, deklariert als geheimnis, zu deuten und auszulegen, um zu sagen, was der gott sei, aus dem alles entstanden ist und zu dem alles zurückkehren werde, wenn es sich vollendet hat, aber das, was sie sagen, das kann nicht die wahrheit sein, von der im ontologischen argument immer wieder geredet wird(02).
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(01)
anders formuliert: es sind die ideologen.
(02)
zum begriff: wahrheit im relationalen argument, verweise Ich auf die texte andernorts(*1).
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(*1)   //==>INDEX der argumente/stichwort: wahrheit.       (c)<==//
(d)
die prädestinationslehren sind die einschlägige antwort auf dieses problem(01). Den theorien der prädestination kann rationalität nicht abgesprochen werden, allein die prämissen, die den schluss bewirken sollen, sind unzureichend, weil in der prämisse die wahrheit, als bedingung des schlusses vorausgesetzt, im sinn der wahrheit des schlusses nicht ausweisbar ist. Die argumente der verteidiger der prädestinationsidee sind in ihrer struktur mit dem argument derer vergleichbar, die von der beweisbarkeit der existenz gottes überzeugt sind.
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(01)
Historisches Wörterbuch der Philosophie. Stichwort: Prädestination, Bd.7, Sp.1172-1178. /bibliographie //==>argument: 2.92.11.     (d)<==//
(e)
die vorstellung der idee: vollendung, kann zureichend nicht bestimmt werden, wenn der mechanismus: ursache/wirkung, das prinzip jeder vorstellung von kausalität, ausgeblendet wird. In der festlegung: dieses ding der welt ist vollendet, sind zwei fragen miteinander verknüpft, die einerseits in der analyse getrennt gehändelt werden, die andererseits in der reflexion des analytisch getrennten nicht voneinander abgetrennt werden können. Das ist einerseits die frage, warum ein ding der welt das sei, was es ist, und die frage andererseits, wofür das ding der welt stehe, wenn es in der welt ist. In raum und zeit wird das individuum als ich immer einen grund fixieren, ebenso wird es wissen, was der zweck eines weltdinges für es sein solle(01). Das problem ist nicht die benennung eines grundes und/oder die fixierung eines zwecks, die verknüpfung des zwecks/des grundes mit dem mechanismus von ursache/wirkung ist das problem, weil mit der feststellung einer ursache zwar die wirkung definiert ist, aber in seiner festlegung ist der zweck keineswegs gesichert, wenn der grund für den zweck mit dem ursache/wirkung-mechanismus gleichgesetzt ist. Über kreuz werden verknüpfungen behauptet, die als phänomene bestritten werden können oder auch nicht. Damit ist die frage, ob etwas, was immer es auch sein mag, vollendet sei, einerseits in bestimmter weise zwar beantwortet, andererseits aber nicht zureichend beantwortet in einer anderen, ebenso bestimmten weise(02). In der differenz ist die entscheidende antwort in raum und zeit entschwunden und über die vollendung jenseits von raum und zeit kann nichts prädiziert werden.
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(01)
mit dem argument, es gäbe immer einen zureichenden grund, ist die frage, was der grund eines weltdinges sei, zwar geklärt, offen bleibt aber die frage, ob die angabe des grundes richtig ist oder nicht. Das ist hier nicht weiter zu erörtern. Die antwort auf die frage nach dem zweck ist im willen des individuums als ich verortet. Das individuum als ich wird also immer einen zweck benennen können, offen bleibt allein, ob es der richtige oder der falsche zweck ist.
(02)
das problem kann nachvollziehbar an dem kunstwerk demonstriert werden, das nur als fragment vorhanden ist. In seinem phänomenalen erscheinen ist das kunstwerk unvollendet, in seiner wirkung auf den betrachter vollendet. Die differenz ist in den perspektiven gegründet, die in raum und zeit wirksam sind.        (e)<==//                (text)<==//
2.62.04
es ist eine verwunderliche beobachtung, dass das schema der Hegel'schen dialektik in der theorie eine nicht_aufbrechbare einheit von drei momenten ist(a), die aber das individuum als ich in der praxis immer wieder, das ziel ist zum greifen nahe, auf den anfang zurückwirft(b). Dieser prozess, in raum und zeit nachvollziehbar, ist in seinen teilen dann als ein ganzes zu begreifen, wenn in die überlegung das ende einerseits, andererseits der anfang des weg einbezogen wird. Mit seiner theorie der dialektik kann Hegel die struktur des dialektischen prozesses nicht auflösen(c) aber er muss in raum und zeit diesen knoten lösen und zerschlägt den knoten, indem er den absoluten geist, real im physischen tod des individuums, als auflösung proponiert, gefasst mit dem terminus: erlösung, der im theologischen diskurs in einem abundanten gebrauch ist(d). De facto weicht Hegel, den begriff: absoluter geist, in das zentrum seines denkens rückend, auf das feld des glaubens aus, gleichwohl er suggeriert, ein system des wissens konstruiert zu haben, das kausal in einem zureichenden grund fundiert ist.
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(a)
Hegel hat das schema der dialektik in zwei formeln gefasst, zum ersten die formel in der Phänomenologie des Geistes: position - negation - vermittlung, zum zweiten die formel in der Logik: sein - nichts - werden. Als linearer prozess fallen das sein(=position), das nichts(=negation) und das werden(=vermittlung) auseinander, der prozess aus dem nebel des anfang erscheinend und in der kälte des endes verschwindend. Als zirkularer prozess fallen ende und anfang zusammen und der prozess ist als weg verschwunden.    (a)<==//
(b)
in der vulgärdialektik der nachfolger Hegel's ist dieses phänomen auf die spiralbewegung des geschichtlichen prozesses reduziert worden, unausweichlich sein sollend. So konnten die epigonen der Hegel'schen dialektik im realen lebensprozess die soziale misere bestens bemänteln; denn, so sagten sie, man sei ja auf dem wege und das ferne ziel des sozialismus/kommunismus leuchte als morgenröte. Die dokumente der historia vermelden anderes - die eklipse des verheissenen.      (b)<==//
(c)
im trialektischen modus ist das problem der dialektik nicht aufgelöst, aber es ist durch diese methode darstellbar(01).
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(01)
dazu habe Ich mich anderorts geäussert(*1).
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(*1)   //==>INDEX der argumente/stichwort: trialektische modus.     (c)<==//
(d)
der theologische begriff: erlösung, hat in der ästhetik unter dem terminus: das romantische motiv, sein pendant. Der liebestod auf der bühne wird als auflösender weg aus der misere von raum und zeit zelebriert(01).
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(01)
andernorts habe Ich diesen aspekt mehrfach angesprochen(*1). Hier bleibt die frage unerörtert, ob Hegel, das fundament der welterlösenden träume mit seinem philosophieren schaffend, die romantiker wirklich angeleitet hatte, ihre erlösungsmythen auf der bühne zu inszenieren(*2),(*3).
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(*1)   //==>INDEX der argumente/stichwort: romantik.
(*2)
Ich denke vor allem an Richard Wagner, der mit seinen bühnenwerken versucht hatte, das romantische motiv excessiv auszubeuten. Das eine ist seine musik, über die nur der zuhörer mit seinem geschmack zureichend urteilen kann, das andere ist die mit der musik transportierte ideologie, die sorgfältig von seiner kunst getrennt werden sollte. Das, was der rezipient von dieser ideologie halten will, das sollte seine angelegenheit bleiben.
(*3)
es waren und sind andere, die, die kunst als mittel ihrer machtambitionen gebrauchend, das romantische motiv gekapert hatten, um es, religiös verbrämt als erlösungstheorie, in reale politik umzusetzen. Ich verweise, partes pro toto, auf die figuren der historia: Hitler und/oder Stalin, die real das umgesetzt haben, das als idee auf einer theaterbühne, das läuternde spiel, akzeptabel sein kann, das, auf den tod des anderen gehend(+1), auf dem kampffeld der interessen mord ist(+2).
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(+1)
so Hegel im kapitel: herrschaft und knechtschaft, in der Phänomenologie des Geistes(+1).
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(+1) Hegel,G.W.F.: p.148. /bibliographie //==>argument: 2.92.09.
(+2)
dazu andernorts mehr(§1).
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(§1)
Richter,Ulrich: Der begriff: das_politische, im trialektischen modus. 014:das_politische. Argument: 2.62.05/(d). /bibliographie //==>argument: 2.92.19.    (d/01)<==//             (d)<==//              (text)<==//
2.62.05
das ist festzustellen: das problem der zureichenden gründe ist dann gelöst, wenn der prozess der kausalitäten, die dialektik der zureichenden gründe, im moment der vollendung zum stillstand gekommen sein wird(a). Dem anfang gleich ist das ende in raum und zeit als extremposition denkbar, aber die extrempunkte sind markierungen einer grenze, die das feld einhegen, in denen das individuum als ich und sein genosse ihre praktischen probleme auflösen, die mit den theorien über den zureichenden grund verknüpft werden. Das konkrete ereignis, situiert auf dem weg zwischen den denkbaren extrempunkten: anfang und ende, tod und geburt, ist der gegenstand der praxis, der in seinen kausalen bezügen bestimmt sein soll. Mit den positionen von Cusanus und Hegel sind zwar die möglichkeiten fixiert, in denen das problem des zureichenden grundes reflektiert werden kann, aber das, was das individuum als ich, sein genosse eingeschlossen, real im moment ihrer gelebten gegenwart geltend machen, das ist entweder die eine seite des problems oder die andere. Zwar ist das problem in einer theorie des zureichenden grundes als struktur des ereignisses beschreibbar, aber, beiseite gestellt die wohlfeilen formeln der theoretiker des letzten wortes, bleibt die struktur in den beschriebenen formen aller gründenden gründe als nicht_entscheidbar ungelöst stehen und das, was bleibt, das ist die praxis des individuums als ich, sein genosse eingeschlossen, die in ihrer not gespannt sind zwischen der Czylla der unerbittlichen forderung einer theorie und der Charybdis der volativität ihrer gründe, eine spannung, die, erfahren als fessel, bewirkt, dass mit der entscheidung für das eine dem genossen wie dem individuum als ich das andere notwendig entglitten ist. Mit dem modell der dialektik, die Hegel proponiert hat, bleibt das individuum, ein ich seiend, eingespannt in einem prozess, der ein ende in raum und zeit hat, das ist der tod, in dem das individuum, das ein ich sein wollte, verschwunden sein wird. In der differenz der gründe ist die chance verortet, die das individuum, das ein ich sein will, hat, das ich zu sein, das es sein will - der EINE grund kann nicht genügen, der das signum der indifferenz, der zustände der NATUR, ist(b).
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(a)
die formel: stillstand der dialektik, dürfte Alexandre Kojève geprägt haben. Ich greife mit dem terminus: stillstand der dialektik, die interpretation von Günter Rohrmoser auf und instrumentalisiere den zugrundeliegenden gedanken in einem anderen kontext, mich von der intention Rohrmoser's abgrenzend(01). Die dialektik der vorstellungen ist, soweit das individuum als ich und sein genosse in raum und zeit interagieren, immer in bewegung, die beiden protagonisten einerseits verbindend andererseits abstossend. Im tod des einen wie des anderen protagonisten ist der prozess der vermittlung von position und negation aufgelöst. Wenn von einer dialektik, in der terminologie verbleibend, gesprochen wird, deren telos der stillstand ist, dann ist mit dieser rede die intention implizit verknüpft, dass nur der tod des jeweils anderen protagonisten intendiert sein kann(02).
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(01)
die details habe Ich in meinem essay: Der begriff: das_politische, im trialektischen modus, ausgeführt(*1).
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(*1)
014:das_politische. Argument: 2.62.05/(d/08). /bibliographie //==>argument: 2.92.19.
(02)
mit der behauptung: stillstand der dialektik, ist das prinzip: anerkennung des anderen als der_andere, gegenstandslos(*1).
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(*1)
Richter,Ulrich: Der redundante gott oder die these: das individuum als ich und sein genosse. 027:gott_redundant. /bibliographie //==>argument: 2.92.19.        (a)<==//
(b)
es ist notwendig darauf zu verweisen, dass Ich mit den zeichen: EIN(E) und NATUR, spiele. Das zeichen: NATUR, kann alles bezeichnen und bezeichnet nichts(01), nicht anders das zeichen: EIN(E), das geläufig ist im terminus: der EINE gott.
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(01)   //==>INDEX der argumente/stichwort: zeichen:_NATUR.   (b)<==//               (text)<==//
2.62.06
als methode ist die Hegel'sche dialektik strikt kausal(a). Jede position kann in der funktion eines grundes behauptet werden, die notwendig die negation in der funktion einer wirkung impliziert. Als aussage ist jede negation allein im horizont der position, instrumentalisiert als grund, denkbar und vorstellbar. Gedacht werden kann diese einseitige wechselwirkung, entweder auf die negation hin oder auf die position, real aber sind diese bewegungen in den formen der vermittlung, die das individuum als ich denken muss, wenn es eine position denkt. Damit hat Hegel die bewegung der dialektik: position - negation - vermittlung, als einen permanenten prozess bestimmt, in dem weder der ursprung der bewegung, noch das telos präzis benannt sein können, weil das individuum als ich, das den prozess in seiner dialektik in bewegung hält, in jedem moment seiner gelebten gegenwart, in raum und zeit stehend, der (selbst) gesetzten kausalität unterstellt ist(b). Die struktur dieses begriffs: dialektik, sollte nicht ignoriert werden(c).
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(a)
die idee, die dialektik Hegel's sei als ein kausalsystem zu lesen, ist zu behaupten(01). Diese behauptung ist aber nur dann stringent, wenn im dialektischen prozess das problem des anfangs und des endes ausgeklammert wird. Die phänomene auf dem weg, die orientierungspunkte des wanderes(02), sind nur dann in ihrer kausalität rational interpretierbar, wenn der gründende grund für die kausalreihe benannt ist, gleichrangig, ob bekannt oder nicht; denn mit der methode der dialektik Hegel's ist weder die frage beantwortbar, was der erste zureichende grund ist, noch kann die finale folge dieses grundes, fixiert in einer projektion in die zukunft, sicher gefasst werden. Der anfang und das ende sind momente, die in raum und zeit unvereinigt im horizont des himmels benennbar sind, die aber im himmel, das ende und der anfang oder der anfang und das ende der welt vereinigt(03), nicht fassbar sind für das indiviuum als ich. Es ist aber zu kurz gedacht, wenn die projektion in die zukunft, die koinzidenz von anfang und ende des wegs imaginierend, abgemeiert würde als eine leere hoffnung. Die projektionen in die zukunft sind denkbare positionen, die in raum und zeit die orientierung vermitteln(04), deren das individuum als ich und sein genosse bedürfen, wenn sie in ihrer welt existieren wollen. Entscheidend ist die funktion der gründe, benannt oder nicht, nicht aber die reale ursache, die eine wirkung hat(05).
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(01)
im blick auf die historia der dialektik als methode der welterfahrung ist diese behauptung notwendig. Im besonderen ist dies im fall der Hegel'schen dialektik(*1) dringend, weil einige seiner nachlebenden die methode gekapert hatten, um ihre zwecke, methodisch ausgewiesen, realisieren zu können(*2). Gegen missbrauch ist keine methode geschützt.
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(*1)
die andeutung sollte genügen, weil dieser essay kein diskurs über die Hegel'sche dialektik ist.
(*2)    //==>argument: 2.62.07.    (a/01)<==//
(02)
als metapher ist der wanderer eine figur der deutschen romantik. Ohne die details weiter zu entfalten, beschränke Ich mich auf den verweis.      (a/02)<==//
(03)
es sollte der hinweis genügen, dass Cusanus mit seiner theorie der coincidentia oppositorum genau die vorstellung fixiert hatte, die Hegel in der vorstellung des begriffs: absoluter geist, teilte. Das individuum als ich kann den himmel zwar als den ort ansehen, in dem alle gegensätze aufgelöst sind, aber es kann nur an der grenze stehen, zum himmel aufblickend, aber es wird nicht erfahren, was im himmel vor sich geht, weil es, solange es diese situation imaginieren kann, den bedingungen von raum und zeit unterstellt ist.      (a/03)<==//
(04)
gleichrangig, ob religion oder weltanschauung, es ist die funktion der ideologie, ein modell der orientierung zu sein, durch das das individuum als ich und sein genosse befähigt sind, ihre existenz in der welt zu entwickeln und diese lebbar zu halten. Diese leistung kann das individuum als ich und sein genosse nur dann abrufen, wenn sie wissen, dass sie dieses wissen nur unter der bedingung von raum und zeit haben können. In raum und zeit ist jeder mechanismus eines dialektischen prozesses kausal determiniert, ob bekannt oder nicht, das ist die frage, die allein post festum formuliert wird.      (a/04)<==//
(05)
für die menschen war es immer gleichrangig gewesen, ob die erde als eine kugel angesehen wurde oder als eine scheibe; denn mit den beiden möglichen vorstellungen hatten und haben die menschen, ausweislich der dokumente der historia, ihre existenz bewältigt. Es ist eine andere frage, ob mit diesen vorstellungen bestimmte zwecke erreicht werden können oder nicht - in dieser perspektive ist die antwort auf die frage: scheibe oder kugel?, beantwortet.     (a/05)<==//               (a)<==//
(b)
die phänomenologie der gründe, die ein faszinierendes feld der welterfahrung sind, kann beiseitegelegt werden, weil, wenn das argument akzeptiert wird, es genügt zu wissen, dass jeder prozess, definiert als dialektisch, in eine folge von gründen und wirkungen eingebunden ist, in der das eine das andere bewirkt. Es ist, obgleich nicht unbeachtlich, von den realen dingen abzusehen, weil in jeder situation einer bestimmten erfahrung der mechanismus von ursache und wirkung benannt werden kann, die entscheidung immer offen lassend, ob es auch der richtige grund gewesen war oder nicht(01).
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(01)
dies ist noch anzumerken. Auch der schöpfergott hatte sich, als er seine schöpfung schuf, des mechanismus von ursache und wirkung bedient, eingeschlossen die dialektik der weltdinge und ihrer konsequenzen. Der wille gottes, die welt zu schaffen, war der grund, dass die welt ist.       (b)<==//
(c)     //==>argument: 2.23.11.        (c)<==//                 (text)<==//
2.62.07
das modell der Hegel'schen dialektik, gelesen als struktur kausalen denkens, hatte auf die nachfolger Hegel's eine starke wirkung gehabt(a). Als ontologe hatte Hegel sein dialektikmodell nicht offen als kausalsystem deklariert, aber, so seine intention, es sollte als methode die daseinsformen des seins spiegeln, die das individuum als ich und sein genosse als die realität leben, erfahren in der selbstgeschaffenen welt(b). Es waren die nachfolger Hegel's, die das schema seiner dialektischen methode: position - negation - vermittlung (Sein - Nichts - Werden), als ein universales modell der kausalitäten interpretieren. Karl Marx verknüpfte seine gesellschaftskritik mit Hegel's begriff dergeschichte(c), Friedrich Engels hatte den prozess der dialektik auf die stoffwechselprozesse in der natur übertragen(d). Das, was im prozess der gesellschaft haften blieb, das war die darstellung des dialektischen prozesses als eine spirale: "position -> negation -> vermittlung/=position1 -> negation1 -> vermittlung1/=position2 -> negation2 -> vermittlung2/=position3 -> negation3 usw. usw.", mit jeder umdrehung eine ebene höher(e), alles ohne ende und anfang(f). Das modell der dialektik, propagiert von den nachfolgern(g), hat, weil plausibel, durchaus ihren charme, aber mit diesem mechanismus des dialektischen prozesses ist weder der gründende grund benennbar, noch kann ein zweck als finalpunkt benannt werden - alles ist in einem unendlichen prozess des stoffwechsels, dem strudel der natur, eingebunden, in dem das konkrete leben verschwinden wird, so wie es aus diesem entstanden war.
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(a)
es genügt, wenn Ich allgemein auf die rezeptionsgeschichte Hegel's verweise, die umstritten ist. Es ist ein moment in der existenz jedes individuums als ich, dass es, der nachlebende, aus dem nachlass und erbe seines vorlebenden das herausnimmt, das ihm selbst für den eigenen lebensentwurf passend erscheint. Insofern ist jede aneignung der tradition parteiisch, weil das individuum als ich, sein genosse eingeschlossen, die tradition nur in der eigenen perspektive erfassen kann. Die nachlebenden(01) akzentuieren bestimmte aspekte der Hegel'schen dialektik, orientiert an den selbstgesetzten gründen. Das verfahren ist dann nicht problematisch, wenn die prämissen aufgedeckt sind, mit denen das dialektikmodell Hegel's rezipiert worden ist.
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(01)   //==>argument: 2.62.09.     (a)<==//
(b)
es ist zwar üblich, Hegel als den philosophen der begriffe darzustellen(01), aber es sollte nicht das argument übergangen werden, dass Hegel's interesse auf die gesellschaft ausgerichtet gewesen war, in ihren formen real existierend. Seine sicht der weltdinge mag in der perspektive des 21.jahrhunderts nicht mehr aktuell sein, diese behauptung exemplifiziert mit bestimmten details aus seiner Rechtsphilosophie(02), aber Hegel's verknüpfung von vernunft und realität(03), kann als ein starkes indiz gewertet werden, dass es nicht genügen kann, die welt auf die realität oder die vernunft zu verkürzen, weil in der einseitigkeit des blicks das ganze aus dem blick gefallen ist. Hegel kann als ontologe nur seine sicht auf die dinge der welt geltend machen, nicht anders der verfechter des relationalen arguments. Die lösung des problems ist die vermittlung im horizont des jeweils anderen moments, das, als das ausgeschlossene dritte moment dem individuum als ich in der relation real nicht verfügbar, das bestimmende moment für diese relation ist, mit der es, das individuum als ich, seine welt erfasst.
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(01)
die akademischen veranstaltungen zu Hegel's philosophie, in der menge kaum noch zu überschauen, können als beleg für diese these taugen.
(02)
Hegel,G.W.F.: Grundlinien der Philosophie des Rechts oder Naturrecht und Staatswissenschaft im Grundrisse. /bibliographie //==>argument: 2.92.09.
(03)
Hegel sagt: "Was vernünftig ist, das ist wirklich; und was wirklich ist, das ist vernünftig",(*1). Das zitat ist immer wieder anlass, neu über Hegel's dialektikmodell nachzudenken(*2).
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(*1)   a.a.O. Vorrede, p.24.
(*2)
dieses zitat hatte Ich zum gegenstand gewählt für meinen vortrag auf dem Int.Hegel-Kongress in Poznan, 2006. Ich hatte in den folgenden jahren die idee des vortrags in ihren vielfältigen facetten zu einem umfangreichen text ausgearbeitet(+1).
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(+1)
Richter,Ulrich: Der begriff: das_politische, im trialektischen modus. 014:das_politische. /bibliographie //==>argument: 2.92.19.     (b)<==//
(c)
das geschichtsmodell Hegel's hatten Karl Marx und Friedrich Engels in ihrer kampfschrift: Das kommunistische Manifest,(01) adaptiert, um mit diesem modell den notwendigen entwicklungsprozess der gesellschaft darzustellen. So wie Hegel's rückblick auf die geschichte post festum nicht unplausibel ist(02), so hat, wenn die vergangenheit hochgerechnet wird, der blick in die (glorreiche) zukunft zwar den reiz des plausiblen für sich, aber dieser reiz ist eine illusion, weil die projektion in die zukunft als utopie im moment der gelebten gegenwart nicht eins zu eins umgesetzt werden kann. Das erreichte ist, wenn's erreicht ist, nicht vollkommen, und eine neue utopie ist notwendig - das ist die spirale des geschichtlichen prozesses, der in raum und zeit kein reales ende hat, und der als prozess, wenn das ende real erreicht ist, nicht mehr sein kann.
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(01)
Marx,Karl und Friedrich Engels: Manifest der Kommunistischen Partei. In: Marx,Karl: Werke. Schriften. Bd.II. p.813-883. /bibliographie //==>argument: 2.92.16.
(02)
die traditionale einteilung der historia in die drei grossen epochen: "die zeit der alten, das mittelalter und die neuzeit" ist ein leicht händelbares ordnungsschema, aber in dieses korsett lässt sich der geschichtliche prozess nicht einfassen. Zwar kann es plausibel sein, die geschichte als eine entwicklung zu etwas höheren zu interpretieren, realisiert von jeder generation der bekannten historia, aber die praktikable einteilung der zeit in drei strufen hat nichts mit dem zu tun, was der gegenstand der dialektik als methode ist(*1). Die geschichte ist präsent in den dokumenten der historia, ein unermesslicher schatz der menschen, und jede generation der gattung: mensch, ist befugt, diese dokumente immer wieder neu zu interpretieren. Das, was als fortschritt in der geschichte gedeutet wird, das ist die leistung der generationen, jede generation für sich.
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(*1)
die details der notwendigen kritik dieses verfahrens, auch von Hegel in seiner interpretation der geschichte angewendet, können hier beiseite gelegt bleiben(+1).
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(+1)
Hegel,G.W.F.: Die Philosophie der Geschichte. Bd.12. /bibliographie //==>argument: 2.92.09.     (c)<==//
(d)
im 19.jahrhundert war es üblich, die methode: dialektik, auch auf die phänomene der natur anzuwenden. In dieser tradition hatte Friedrich Engels seine schrift: Die Dialektik der Natur,(01) verfasst. Im widerstreit zur logik der sachen interpretierte er die stoffwechselprozesse der natur als beispiele für das Hegel'sche dialektikmodell, einerseits die komplexen naturprozesse versimpelnd(02), andererseits der methode eine last aufbürdend, die sie nicht tragen kann.
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(01)
Engels,Friedrich: Dialektik der Natur. In: MEW. Bd.20. p.307-570. /bibliographie //==>argument: 2.92.07.
(02)
Ich erinnere mich gut, wie in der DDR(selig) das dialektikmodell in der Marx'/Engels'schen version mit den drei aggregatzuständen des wassers erläutert worden ist(*1). Das alles klang sehr plausibel, aber dieses beispiel hat nichts mit dem dialektischen prozess gemein, so wie die dialektische methode in der tradition reflektiert worden war. Die beobachtung ist nicht neu, dass in den traditionen immer wieder dummes zeug überliefert wurde und in der moderne werden die verfallzeiten für dummheiten immer kürzer.
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(*1)
das war, wie man redete der diamat(=dialektischer materialismus), in abgrenzung zum histomat(=historischer materialismus) - weltanschauungen, die als theorie auf einem bröckligen fundament gegründet sind.       (d)<==//
(e)
das spiralmodell der dialektik ist plausibel, wenn bestimmte faktoren der sozialen realität ausgeblendet werden, so die frage nach den ursachen und wirkungen für die weltdinge(01). Die verkürzung des dialektikmodells Hegel's auf den permanenten prozess der dialektischen bewegung kann als erklärungsgrund taugen, um die frage beantworten zu können,, warum die spiraltheorie der dialektik im real existiert habenden sozialismus so nachhaltig propagiert worden war. Die these von der immer währenden spiralbewegung der gesellschaftlichen prozesse ist geeignet, alles das weg zu interpretieren, was, wenn der wanderer auf dem weg des fortschritts zum grossen ziel ist, den schönen schein stören kann, vergleichbar mit den bekannten zaubertricks vom verschwinden und wieder erscheinen der dinge. Mit einem kunstgriff ist es den interpretatoren(=ideologen) des (sozialistischen) fortschritts möglich, die realen kalamitäten in der gelebten gegenwart mit dem verweis zu bemänteln, dass die objektiven "widersprüche" auf der nächsthöheren stufe aufgelöst sein werden, allein, so reden sie, noch sei, gebunden an raum und zeit, dieser ort auf dem weg nicht erreicht, das soll heissen, die verheissene vollendung sei zwar gewiss, aber sie hätte noch einmal(=wieder) prolongiert werden müssen, ein trick, mit dem sie sich in der gesellschaftlichen misere aus der verantwortung für das verheissene schleichen können.
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(01)   siehe die unmittelbar anschliessende anmerkung: (f).         (e)<==//
(f)
das spiralmodell der dialektik ist dann plausibel, wenn anfang und ende des wegs ausgeklammert bleiben, aber, so ist einzuwenden, das, was der ort sein muss, an dem der wanderer auf dem weg sich weiss, das kann allein ausgemacht werden im horizont eines anderen orts, der auch durch die endpunkte des wegs vermittelt wird. Der eintritt in die welt(=geburt) ist vom geborenen nicht manipulierbar, den austritt aus der welt(=tod) kann der lebende zwar manipulieren(01), aber der preis der manipulation ist der tod. Das, was bleibt, das sind die orte auf dem weg, die zueinander immer relativ sind.
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(01)
die fragen im umkreis des sogenannten freitods(=selbstmord) sind hier nicht zu erörtern.       (f)<==//
(g)
die nachlebenden Hegel's haben es in der hand, seine texte in eine goldgrube zu transformieren. Die interpreten der dokumente der historia sind zumeist nur epigonen, die ihren nicht_verstandenen glauben zu einem unwissen aufgeblasen haben, ihr reden aber als ein universales gesetz ausgebend. Ich verstatte es mir selbst, in diese debatten zwei namen zu werfen, einerseits der name: Lenin, andererseits der name: Stalin,(01).
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(01)
es kann erwartet werden, dass Ich meine (polemische) kritik begründe. Das werde Ich unterlassen, weil der beitrag Lenin's(*1) zur dialektik Hegel's in meinem essay nur ein randthema sein kann, und weil Stalin, soweit Ich seine schriften gelesen habe, Hegel nicht im original rezipiert hatte. D'accord, das sind zwei marginalien, die aber, wenn über das denken Hegel's reflektiert wird, nicht übersehen werden sollten. Es waren Stalin und Lenin gewesen, ihre entourage eingeschlossen, die, den namen: Hegel, usurpierend, im namen Hegel's, vermittelt durch die namen: Marx und Engels, politik gemacht hatten, eine ingebrauchnahme des Hegel'schen denkens, gegen die Hegel sich nicht wehren kann, ein missbrauch des Hegel'schen denkens, gegen den zur wehr sich zu setzen pflicht für alle ist, die in Hegel's denken die anstösse finden, die das verstehen der eigenen existenz befördern können.
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(*1)
W.I.Lenin hatte sich im Züricher exil, ausweislich der nachgelassenen notizen, ausführlich mit den schriften Hegel's auseinandergesetzt. Nachzulesen im 38.band seiner schriften, die von den politisch interessierten nachlassverwaltern herausgegeben worden sind(+1).
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(+1)   Lenin,Wladimir_Iljitsch: Philosophische Hefte. /bibliographie //==>argument: 2.92.15.      (g)<==//                (text)<==//
2.62.08
die aporie der Hegel'schen dialektik ist in der finalen vermittlung, der selbstvollendung des absoluten geistes, verortet. Im dialektischen prozess, realisiert in raum und zeit als position, als negation und als vermittlung, ist die finale vermittlung der reale tod, dem das individuum als ich sich nicht entziehen kann, in raum und zeit auf seinem weg fixiert, den anfang präsent als erinnerung, das ziel als verheissung, als schrecken der weg. Auf die frage nach der existenz ist jede antwort, gefunden auf dem weg, in seiner struktur vorläufig und die finale antwort, als projektion denkbar, scheidet aus, weil sie keine option für das individuum sein kann, das als ich lebt, auch dann nicht, wenn die denkbare option formal proponiert ist, logisch korrekt als projektion in die zukunft(a). Am realen tod kommt das individuum als ich, das lebt, nicht vorbei(b), aber an seinen vorstellungen, in denen die formen des psychischen todes als real erscheinen, kann das individuum als ich zerbrechen, wenn es sich als unfähig zeigt, die differenz zwischen dem leben und dem realen tod, denkbar nur in der perspektive des lebens, zu verknüpfen in einer vorstellung, die den realen tod nicht ignoriert, aber den psychischen tod gestaltet, proponiert in einer position(c). Das, was das individuum als ich und sein genosse vermögen, das ist die (gemeinsame) gestaltung der aporie in den lebbaren formen ihrer sozialen existenz(d), die auf dem weg vom anfang zum endpunkt in vielen formen möglich ist, dann, wenn sie ihre chance aufgreifen und tätig werden, in ihrem werk die dauer sich verschaffend, die im tod als faktum verneint ist.
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(a)
es sollte strikt differenziert werden zwischen dem, was das individuum als ich in seinem forum internum denkt, und dem, was es auf dem forum publicum entäussert, sei es als argument und/oder als tat. Der gedachte tod ist nicht der reale tod und den eigenen tod, auf dem forum publicum in der zeit real möglich, kann das individuum als ich, das denkt, nicht real erfahren. Der logik des realen todes, die absolute grenze, die das leben abschliesst, wird vom individuum als ich allein im spiegelbild des toten genossen erkannt, real aber nicht selbst erfahren. Dieser befund ist als merkwürdig zu bezeichnen, aber das faktum des realen todes, exemplifiziert am toten genossen, kann mit keiner rabulistik aus der welt disputiert werden(01). Im horizont der finalen vermittlung, das ende im realen tod, ist die Hegel'sche dialektik in raum und zeit rational dann fassbar, wenn im kalkül das ende ausgeblendet wird, in dem Hegel, den begriff: der absolute geist als lösung proponierend, die reale auflösung des dialektischen prozesses situiert hat. Der probierstein der Hegel'schen dialektik ist der reale tod, dem das individuum als ich, das lebt, nicht ausweichen kann. Als ein exemplar der natur wird das individuum, das ein ich ist, in die natur zurückfallen.
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(01)
das ist das gerede der ideologen, die von der hölle und vom himmel schwafeln, dem gläubigen wie dem ungläubigen den (verdienten) ort parteiisch zuweisend(*1). Etwas anderes ist der glaube an himmel und hölle, den das individuum als ich im moment der gelebten gegenwart lebt, fixiert in seinem forum internum, jenseits von raum und zeit(*2).
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(*1)    //==>argument: 2.82.07.
(*2)
auf dieser differenz bestehe Ich. Das reden von gott auf dem forum publicum ist ein anderes als das sprechen des individuums als ich, wenn es in seinem forum internum mit gott redet, den formen des gebets, seinem gott im glauben vertrauend.      (a)<==//
(b)
sein schicksal ist der psychische tod, sei's als sozialer tod, sei's als historischer tod. Diese bilder vom tod sind die vorstellungen des lebenden und werden gedacht als projektionen in die zukunft. Die marginalisierung in der gesellschaft ist ebenso eine vorstellung des todes, die ängstigt, wie das vergessen sein in der geschichte.     (b)<==//
(c)
es ist in der tradition üblich, diese vorstellungen mit dem terminus: ideologie, zu bezeichnen, weiter differenziert mit den termini: religion und weltanschauung. Die begriffe, soweit konsens möglich ist, sind eindeutig definiert, streitig gefallen sind immer die phänomene, die mit den begriffen unterschieden werden(01).
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(01)
andernorts habe Ich diese unterscheidungen erläutert(*1).
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(*1)   //==>INDEX der argumente/stichwort: ideologie.      (c)<==//
(d)
mit dieser bemerkung habe Ich den blick geöffnet auf ein weites feld von gegensätzlichen phänomenen, die en detail hier nicht zu erörtern sind. Sie sind der gegenstand in den diskursen, in denen die genossen miteinander diskutieren, sowohl über die welt, die götter eingeschlossen, als auch über sich selbst.    (d)<==//               (text)<==//
2.62.09
das leben endet im tod, so wie es in der geburt begonnen hatte. Das sei, wie man sagt, eine binsenweisheit(a), die das individuum als ich ausspricht, wenn es über den tod seines genossen spricht.

Das eine ist der physische tod, der einseitig kausal das leben abschneidet, ein schnitt, der nicht revidierbar ist. Die präsenz des realen todes, gespiegelt im tod des genossen, ist für individuum als ich die gewissheit, als der nachlebende lebend, dass es nach dem tod, so sagt man, kein leben geben könne; denn im tod des individuums ist die grenze markiert, die das leben vom tod absolut trennt(b). Das ist der begriff: tod, in der perspektive der natur(c).

Das andere ist der psychische tod, den das individuum als ich in der perspektive seiner kultur(d) denkt. Wenn das individuum als ich und sein genosse in ihrer sozialen beziehung(e) über den tod als phänomen diskutieren, dann reden sie in metaphern(f). Das sind die erinnerten bilder, facta der vergangenheit, die das individuum, ein ich seiend, als nachlebender des verstorbenen genossen, in einem argument dann instrumentalisiert, wenn es die geschichte erzählt, in der der verstorbene weiter seine rolle spielt. In diesem sinn ist es plausibel, von einem leben nach dem tod zu sprechen, aber dieses sprechen, als teil der kultur, ist das sprechen des nachlebenden individuums als ich, das das leben des genossen nach seinem realen tod(g) fortspinnt, wahlweise im himmel oder in der hölle, zugemessen vom nachlebenden nach der schuld des genossen, angehäuft im gewesenen leben.

Diese unterscheidung ist strikt zu beachten, wenn über die funktion des todes in Hegel's denken reflektiert wird. Hegel's rede von der vollendung des individuums als ich in der apotheose des absultuten geistes ist das reden über den tod in der kultur, nicht in der natur(h).
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(a)

das reden von den sprichwörtlichen binsenweisheiten ist, so scheint es, die ausrede, dass ein weiteres nachdenken über das offensichtliche nicht mehr notwendig sei. Dieser in erwägung gezogene ausschluss ist aber ein irrtum, weil es eine illusion ist, dass über den tod, das unvermeidliche, nicht gesprochen werden könne. Über nichts anderes wird soviel geredet, wie über den eigenen tod, immer im spiegel des toten genossen. Es ist für das individuum als ich offenbar ein bedürfnis, über das zu sprechen, was danach kommen werde, wenn das unvermeidliche der fall geworden ist, über den, ausgefallen im diskurs, nur der genosse mit den anderen genossen sprechen kann.        (a)<==//
(b)
das reden vom tod als absolut wirkender grenze ist eine konvention. Jede grenze, die dem individuum in raum und zeit gesetzt ist, wird vom individuum als ich in der perspektive des eigenen lebens wahrgenommen und nur in dieser perspektive kann es über den tod als grenze des lebens sprechen. Das, was es als grenze in seiner welt identifiziert, das ist die grenze seiner existenz im leben und jenseits dieser grenze kann das individuum als ich nichts prädizieren. In seiner rede vom tod als grenze spricht es intramundum, entworfen in einer projektion in die zukunft, die extramundum intendiert wird, die aber intramundum auf den facta der vergangenheit gegründet ist, die das individuum als ich erinnert, einerseits über den tod im allgemeinen oder den tod im besonderen sprechend(01).
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(01)
in der tradition wird die unterscheidung geltend gemacht, dass es den tod an sich und den tod für sich gäbe. Diese unterscheidung ist eine konvention, mit der das faktum reflektiert wird, dass ein individuum, das ein ich gewesen war, tot ist. Für das nachlebende individuum als ich ist der genosse, der ihm der_andere gewesen war, weiter präsent, als leiche, als grab und, vermittelt durch die dokumente der historia, in den facta der vergangenheit, die es erinnern kann.      (b)<==//
(c)
die perspektive der natur ist strikt zu trennen von der perspektive der kultur. Eine weitere differenz ist im relationalen argument zu beachten, die unterscheidung: welt|NATUR. Das, was mit dem zeichen: NATUR, zu bezeichnen ist, das ist nicht die natur, die mit dem zeichen: natur, bezeichnet wird. Die vorstellungen über die natur, im sinn des naturbegriffs der tradition, werden vom individuum als ich immer intramundum formuliert, und das, was mit dem zeichen: NATUR, bezeichnet ist, das ist, intramundum formuliert, extramundum intendiert, alles und nichts - so, wie's gerade gefällt(01).
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(01)
dazu andernorts weitere erläuterungen(*1).
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(*1)
//==>INDEX der argumente/die stichworte: natur und zeichen:_NATUR.      (c)<==//
(d)
die perspektive der kultur ist strikt zu trennen von der perspektive der natur. Kultur und natur sind zwei erfahrungsbereiche des individuums als ich, sein genosse eingeschlossen, die das individuum als ich und sein genosse, jeder für sich, unterscheiden müssen, wenn sie den begriff: welt, denken und die phänomene in der welt unterscheiden. Die phänomene des todes in der kultur sind andere als die phänomene des todes in der natur(01).
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(01)
dieser aspekt muss hier nicht weiter ausgeführt werden. Der reale tod des individuums ist etwas anderes als der tod des genossen, der, wahrgenommen und reflektiert, ein moment im argument des individuums als ich sein kann.        (d)<==//
(e)
im tod des jeweils anderen ist die soziale beziehung aufgelöst, gefasst in der relation: das indiduum_als_ich:_A<==>genosse_B. Allein möglich ist die relation: individuum_als_ich:_A<==|==>genosse:_b(als_toter). Darin eingeschlossen alle weiteren möglichen vorstellungen des individuums als ich: A, der sich seines genossen, der der_andere gewesen war, erinnert(01).
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(01)
im argument ist als moment der relation der wechsel vom einst lebenden genossen: B, zum jetzt erinnerten genossen: b, strikt zu beachten. Diese differenzierung kann nicht die wertschätzung berühren, die das individuum als ich: A, von seinem genossen hat, den es in seinem forum internumm immer noch als seinesgleichen wertschätzt.        (e)<==//
(f)
die phänomene des psychischen todes können in vielen perspektiven unterschieden werden, so in den perspektiven: sozialer tod(01) und historischer tod(02). Das ist ein reden in metaphern(03), das einen praktischen nutzen hat.
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(01)
vom sozialen tod kann gesprochen werden, wenn das individuum als ich, sein genosse eingeschlossen, in der gesellschaft marginalisiert sind, zwar leben sie noch physisch, aber sie werden von der gesellschaft nicht mehr als ihresgleichen wahrgenommen.     (f/01)<==//
(02)
vom historischen tod ist dann zu sprechen, wenn der genosse nicht mehr vom nachlebenden erinnert wird(*1). Das individuum, das ein ich gewesen war, ist spurenlos im nirwana der NATUR verschwunden(*2).
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(*1)
das ist das ziel jedes ideologen, die erinnerung an den genossen auszulöschen, der der feind ist - nichts soll mehr an den anderen erinnern(+1). Das wird der fall sein, wenn mit der gatttung: mensch, ihre kultur auch verfallen sein wird.
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(+1)
Ich zitiere aus dem gedächtnis die als these formulierte meinung, dass es das ziel Hitler's und seiner gefolgschaft gewesen sei, aus dem kollektiven gedächtnis der gattung: mensch, die erinnerung an die juden und ihre kultur zu löschen - ein aberwitziges unternehmen, das, wenn es realisiert worden wäre, die gattung: mensch, ausgelöscht hätte.
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(*2) diese möglichkeit ängstigt das individuum als ich. Zwar fürchtet es sich vor dem physischen tod, aber die reale möglichkeit des historischen todes ängstigt das individuum als ich, weil es in der projektion: historischer tod, seine nichtigkeit in der welt präsent hat.       (f/02)<==//
(03)
die strikte unterscheidung: physischer und psychischer tod, ist unabdingbar zu behaupten. Der tote körper des genossen ist materie, aber das bild, das das nachlebende individuum als ich von seinem genossen im forum internum hat, das ist seine erinnerung an den genossen, der in raum und zeit lebendig gewesen war. Diese erinnerung, real in den phänomenen des physischen todes, ist ein phänomen des psychischen todes, eine erinnerung, zu der nur der nachlebende fähig ist.        (f/03)<==//            (f)<==//
(g)
die formel: nach seinem realen tod, ist doppeldeutig. Für das individuum als ich ist der begriff: tod, relevant in der natur, ebenso bedeutend wie der begriff: tod, gültig in der welt des individuums als ich und seines genossen. Das reden über die möglichen formen des gewissen todes kann aber den tod im sinn der natur nicht aushebeln, und das reden über das leben nach dem tod ist ein teil der ideologie, die das individuum als ich und sein genosse pflegen, pflegen müssen, wenn sie, jeder für sich, zueinander der_andere sein wollen.      (g)<==//
(h)
mit der these, Hegel's begriff: der absolute geist, sei eine metapher des todes, ist ein anderes problem in den diskurs eingeführt, das, weil es die akzente im essay verschieben würde, in den grenzen dieses essays nicht diskutiert werden soll(01). Auf die frage: "Ist mit dem terminus: tod, der physische tod(=natur) bezeichnet?" oder auf die frage: "Ist mit dem terminus: tod, der psychische tod(=kultur) bezeichnet?" sind unterscheidbare antworten möglich, die von den perspektiven abhängig sind, die alle, die es betrifft, wählen können, wählen wollen und/oder gewählt haben. Diese antworten sind möglich, weil das individuum als ich, eingebunden sein genosse, eine welt geschaffen haben, bezeichnet mit dem terminus: kultur, in der der tod als das konstitutive moment des lebens ein element der existenz des individuums als ich ist. Es wird nicht in frage gestellt, dass der beginn der kultur, also der welt, in der das individuum, ein ich seiend, leben kann, fundiert ist in der erkenntnis und dem wissen, dass das individuum als ich vom tod des genossen berührt ist, und, den tod des genossen unmittelbar wahrnehmend, diesen tod reflektiert, verknüpft mit seinen erinnerungen, facta der vergangenheit. Über diesen anfang der kultur, eine hypothese, ist wenig bekannt, aber das individuum als ich und sein genosse haben diese geschichte rekonstruiert aus den fundstücken, die im boden jenseits von raum und zeit verborgen waren. Diese fundstücke, dokumente der historia, haben das individuum als ich und sein genosse immer wieder verknüpft mit dem verfügbaren wissen, ihre geschichte(=mythos) bauend und so das fundament schaffend, auf dem das individuum als ich und sein genosse ihre gemeinsam geteilte welt aufgebaut haben, einen anfang imaginierend, mit dem sie heute ihre gemeinsam geteilte welt erfahren können. Mit der gewissheit des eigenen todes, gespiegelt im tod des genossen, hat sich das individuum als ich die welt als ort geschaffen, an dem es das sein kann, das es sein will, das ich.
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(01)
ein aspekt des problems, eingeführt unter dem terminus: das romantische motiv, greife Ich dennoch auf, in einem anderen kontext(*1).
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(*1)   //==>argument: 2.62.10.       (h)<==//                    (text)<==//
2.62.10
wenn der terminus: der absolute geist, mehr sein soll als die metapher des todes, dann hat Hegel die hoffnung des individuums als ich auf ein geglücktes leben in der welt zerstört(a). Die romantiker(b) hatten, der philosophie Hegel's vorgreifend(c), in der ästhetik, real im kunstwerk, eine möglichkeit erblickt, den realen tod mit dem tod des helden auf der bühne auszutauschen. Senta muss sterben, damit der fliegende Holländer erlöst werden kann(d). Als metapher, quasi als spiegelbild der realität, ist die romantische idee tolerabel, sie ist inakzeptabel als vorweggenommene realität - die globalen konflikte, stoff der nachrichten von heute, sind in der welt ein angst verbreitendes spektakel(e).
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(a)
die meinung ist zutreffend, dass Hegel weder mit der Logik der Wissenschaften, noch mit seiner Phänomenologie des Geistes eine utopie der hoffnung formuliert hatte, die für das individuum als ich, auf dem weg des lebens seiend, einen ausweg weisen könnte - alles läuft, aus einem unbekannten anfang kommend, auf ein ziel hin, das in den vorstellungen des wegs zwar beschrieben wird, das aber als ziel nicht gewusst werden kann. Hegel's subjekt ist im laufrad der zeit eingesperrt, und aus diesem laufrad, das ist die (falsche) logik des romantischen motivs, könne das individum als ich nur durch seinen tod befreit werden, real oder projektiert in die zukunft(01).
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(01)
das bild: "die zeit, vorgestellt als ein (lauf-)rad" habe Ich, auf die ästhetik W.H.Wackenroder's zurückgreifend, in meiner dissertation(*1) zitiert. Der mensch, das erzählt der mythos, könne dann erlösung finden, wenn das rad der zeit stillgestellt sei, d.h. wenn der mensch tot ist(*2).
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(*1)
Richter,Ulrich: Der unbegreifbare Mythos - Musik als Praxis Negativer Dialektik. Phil.Diss. Köln: 1974. /bibliographie //==>argument: 2.92.19.
(*2)
siehe: Exkurs: Adorno und die Romantik. In: a.a.O. p.141-161.
Zusatz.
Die abschnitte zu W.H.Wackenroder: p.145-148 und p.151-152.     (a)<==//
(b)
Ich beziehe mich vor allem auf die romantiker: Novalis(die blaue blume) und Wackenroder(das rad der zeit). Das romantische motiv ist in seiner struktur älter als der terminus, der seit dem 18.jahrhundert geläufig ist(01). Der terminus: romantisches motiv, kann als passpartout instrumentalisiert werden, mit dem, auf leben und tod gehend, die grundkonflikte in der gesellschaft durch den realen tod des helden aufgelöst werden - das ist in der antiken tragödie ebenso der fall, wie es der fall ist in der romantischen erzählung, die in der wohnstube des biedermanns vorgelesen wird. Soweit der schrecken des todes auf der theaterbühne nur ein fall ist, eben eine metapher, kann das spektakel des todes, ästhetisch neutralisiert, toleriert werden.
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(01)
den termius: romantisches motiv, habe Ich irgendwo aufgelesen. Ich gebrauche den terminus, um ein problem zu bezeichnen, das nicht auf die romantik beschränkt ist, die in der tradition der ästhetischen theorien nur eine kurze periode gewesen war(*1).
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(*1)
//==>INDEX der argumente/stichwort: romantik, und //==>INDEX der begriffe/stichworte: "romantikromantische ideeromantisches motiv.       (b)<==//
(c)
ein altes erbstück der kultur ist die idee, dass die hoffnung auf erlösung auch real werde im (realen) tod. In den mythen der alten wird davon erzählt, dass der held sein werk nur dann vollenden könne, wenn er auch den realen tod erleidet(01). Die romantiker hatten mit ihrer idee, von mir bezeichnet als das romantische motiv, eine tradition aufgegriffen, die, losgelöst von den fragen der ästhetik, von den philosophen diskutiert worden ist, die unter der epochenbezeichnung: deutscher idealismus vereint werden, mit Hegel als einem ihrer protagonisten.
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(01)
in diesem umstand ist das geheimnis jeder religion verortet(*1), brandaktuell in der islamischen debatte um den märtyrertod. Diese geschichten werden nicht dadurch "wahrer", dass die alten sachen immer wieder über kreuz erzählt werden. Diese vorstellungen sind, realisiert, ein verbrechen.
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(*1)
Ich verweise auf das Neue Testament mit der erzählung vom kreuzestod Jesus', statuiert als bedingung, dass das ewige leben des gläubigen nur durch den tod des gottessohnes real geworden sei. Über diesen gegenstand des glaubens ist hier nicht weiter zu reflektieren, aber diese geschichte sollte präsent sein, wenn über Hegel's begriff: der absolute geist, reflektiert wird.      (c)<==//
(d)
im werk Richard Wagner's ist die idee des romantischen motivs exemplarisch vermarktet. Ich belasse es bei dieser notiz.       (d)<==//
(e)
es erscheint mir als unangemessen, die globalen konflikte der gegenwart auf das romantische motiv herunterzubrechen. Die realen konflikte sind kein spektakel auf einer bühne, es sind ereignisse realer gewalt, mit der menschen getötet werden. Gegen diese realität kann mit dem verweis auf die mechanismen des romantischen motivs keine ausreichende gegengewalt mobilisiert werden, die die reale gewalt soweit begrenzt, dass das morden ein ende hat. Ich denke aber, dass die realen vorgänge nur dann angemessen verstanden werden, wenn die fundierende struktur und ihre logik erkannt sind. Der konflikt auf der bühne, immer wieder neu aufspielbar, kann das muster kenntlich machen, nach dem die realen konflikte ablaufen, die, anders als das spiel, nicht wiederholbar sind. Der verlierer im kampf ist tot und wird aus der arena entfernt, wie der getötete stier in der corrida. Diese differenz muss gesehen und beachtet werden, wenn das reale morden ein ende haben soll.       (e)<==//                  (text)<==//
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//==>subtext: 2.71.01:
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stand: 17.12.01.
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