Subtext: 2.81.01 - 2.82.16

2.81.01

das obiter dictum ist zwar eine bemerkung am rande, aber deshalb ist im hier verhandelten horizont der probleme das obiter dictum nicht überflüssig. Die argumente der gruppe: 2.8, haben eine thematik zum gegenstand, die ohne pressungen nicht in das gefüge der gruppen: 2.21 bis 2.72, eingepasst werden können.
2.82.01
die vermutung ist nicht zu ignorieren, dass Ich subkutan gegen die tradition polemisiere. Diesen verdacht kann Ich mit guten gründen ausräumen, weil die vertreter der tradition den anspruch auf die totalität ihrer wahrheiten, ihre vorstellungen von welt im ontologischen argument fundierend(a), einerseits unterfüttern mit gründen, deren wahrheitswert in raum und zeit andererseits nicht einlösbar ist. In der perspektive des relationalen arguments(a) habe Ich keinen vernünftigen grund, ihre meinungen, bezeichnet mit dem terminus: tradition, nicht zu kritisieren. Mit dieser bemerkung verweise Ich auf den begriff: tradition, den Ich, mich selbst bindend, im gegensatz zu den begriffen der traditionalisten für gültig halte. Diese position ist möglich, weil Ich, den terminus: tradition, gebrauchend, auf die unterscheidbaren phänomene(b) verweisen kann, die Ich mit dem begriff: tradition,(c) mir allein verfügbar, unterscheide; denn im relationalen argument ist strikt unterschieden zwischen dem begriff: tradition, und den phänomenen der tradition, dinge der welt, die mit dem terminus: tradition, identisch mit sich, vermittelt werden, eine vermittlung, die keinen bestand hat, weil nicht_gleiches mittels des terminus als gleichgesetzt erscheinen soll.

Ich argumentiere nicht gegen die tradition(d), wohl aber gegen bestimmte begriffe, präsent in den linien, die von den tradionalisten gezogen werden, die den terminus: tradition, als passpartout missbrauchen.
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(a)

zur unterscheidung der begriffe: das ontologische argument und das relationale argument, andernorts mehr(01).
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(01)
//==>argument: 2.22.01, und //==>INDEX der argumente/stichwort: argument/ontologische und relationale.        (a)<==//
(b)
in den dokumenten der historia ist die tradition als geschichte real präsent. Diese dinge der welt sind, zusammengefasst als ein ganzes, das, was Ich mit dem terminus: historia, bezeichne.     (b)<==//
(c)
im relationalen argument ist der begriff: tradition, eng mit dem begriff: zeiterfahrung,(01) verknüpft. Jeder moment der gelebten gegenwart ist als ein factum der vergangenheit in der tradition abgelegt, fixiert in einem dokument der historia(02). Wirksam ist diese tradition dann, wenn das individuum als ich, sein genosse eingeschlossen, die facta der vergangenheit, sedimentiert in den dokumenten der historia, in einem neuen moment der gelebten gegenwart erinnern und im akt des erinnerns das dokument der historia bearbeiten, das soll heissen: neu bewerten, eine arbeit im moment der gelebten gegenwart, die, wenn sie getan ist, wieder abgesunken ist in der vergangenheit als ein factum der vergangenheit. Real sind nur die dokumente der historia, deren bedeutungen im horizont der geltenden tradition immer umstritten sind.
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(01)    //==>INDEX der argumente/stichwort: zeiterfahrung.
(02)
die rede ist zutreffend, die die tradition als das archiv der menschen interpretiert, menschen, die bei sich selbst sind. Diesen blick auf die tradition will Ich hier nur andeuten, weil die beschäftigung mit den dokumenten der historia ein randthema im horizont dieses textes bleiben soll. In einer, wie man sagt, historischen arbeit, wäre diese ausklammerung nicht zweckmässig.        (c)<==//
(d)
der verfechter des relationalen arguments muss am begriff: tradition, positiv festhalten, weil seine erfahrungen mit der zeit der inbegriff jeder möglichen tradition ist.      (d)<==//                   (text)<==//
2.82.02
die doktrin, allein der mensch sei das mit vernunft begabte wesen der natur, ist altes wissen(a). Dieses wissen wurde unter dem schlagwort: anthropozentrismus absolut gesetzt, zumindest im christlich geprägten abendland(b). Die feststellung, das individuum als ich wisse sich im fokus seiner welt, ist eine banalität, es ist aber nicht banal, wenn die meinung, der mensch sei die krone der schöpfung, absolut gesetzt wird(c). Es gibt gute gründe, das individuum als ich zum mittelpunkt seiner welt zu erklären, aber diese einordnung des menschen als wesen der natur ist im blick auf die natur nicht zu begründen, geurteilt mit den kategorien der logik, gleichwohl ist diese einordnung im blick auf seine kultur ein rationaler gedanke; denn sein genosse, der_andere, ist im begriff: das individuum als ich, ebenso ein konstitutives moment, wie das individuum als ich, der_andere, als moment im begriff: genosse, konstitutiv ist(d).

Die kritik an den bestimmten vorstellungen des anthropozentrischen denkens(e) hat da ihre grenze, wo der kritiker dieses denkens über die
struktur seiner welterfahrung hinausgeht und intramundum normen setzt, die er in seiner welt intramundum nicht abschliessend ausweisen kann, weil er es ist, der in seiner autonomie als individuum, das ich sein wollend, diese norm selbst gesetzt hat und verantworten muss.
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(a)

es ist üblich, die anthropozentrische these auf die abendländische tradition zu begrenzen, aber das ist falsch. Es mag sein, dass das kriterium: vernunft, in anderen kulturen nicht so krass herausgestellt wird wie in der abendländischen kultur. Das sind aber beobachtungen, mit denen die behauptung, die vernunft sei ein besonderes merkmal der abendländischen kultur nicht verifiziert werden kann. Den jargon der europäer aufgreifend sollte unbestritten sein, dass die vernunft auch bei den sogenannten naturvölkern waltet, allein in anderen formen(01).
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(01)
es genügt, den blick auf den umgang mit der natur zu werfen und die umweltzerstörungen zu benennen, die durch das wirtschaften im sogenannten abendland(=kapitalismus) verursacht werden, um die meinung revidieren zu können, dass die vernunft der sogenannten primitiven völker einen minderen status habe. Diese sozialen gruppen zeigen sich im umgang mit ihrer natur als vernünftiger, weil sie, anders als die abendländer und ihre kumpane in der globalisierten welt, in der beschränkung ihrer verfügbaren mittel nicht die (macht-)mittel haben, die ressourcen der natur auszuplündern.       (a)<==//
(b)
die maxime dieses handelns ist der spruch: macht euch die welt untertan, deklariert als das wort gottes(01).
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(01)   aus dem gedächtnis zitiert.        (b)<==//
(c)
die rede, der mensch sei die krone der schöpfung(01), mag in der perspektive der kultur noch einen ausweisbaren sinn haben, im blick auf die natur ist der satz schlichter unsinn; wer den satz affirmativ verwendet ist dumm. Die behauptete hierarchie ist das spiegelbild seiner vorstellungen, festgestellt mit den begriffen, die das individuum als ich in seiner kultur formuliert hat, geschaffen in der kultur, die das individuum als ich, sein genosse eingeschlossen, auf die phänomene der natur projiziert. In der natur hat jedes individuum denselben funktionswert wie jedes andere individuum, zusammengehalten von den zuständen der materie.
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(01)
den spruch zitiere Ich aus dem gedächtnis - die rede ist, wie man sagt, ein geflügeltes wort.     (c)<==//
(d)
den begriff: der_andere, erörtere Ich andernorts(01).
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(01)
//==>INDEX der argumente/stichwort: andere/der/das.
Zusatz:
Richter,Ulrich: Der redundante gott oder die these: das individuum als ich und sein genosse. 027:gott_redundant. /bibliographie //==>argument: 2.92.19.     (d)<==//
(e)
in den debatten um den anthropozentrismus(01) sollte eine beobachtung nicht ignoriert werden. Soweit die dokumente der historia auskunft geben, hatten die menschen sich immer als etwas besonderes im garten Eden erfahren(02). Das war aber ein wissen, das auf dem unmittelbaren lebenskreis beschränkt war. Das, was jenseits dieses horizontes lag, das war nicht_welt im buchstäblichen sinne. Jeder schöpfungsmythus ist auf diese begrenzte welt beschränkt, die aber die ganze welt ist für den erzähler wie den hörer - menschen können nur die mitglieder des eigenen stammes sein, alle anderen sind die barbaren(03), eben unmenschen(04).
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(01)
der historische anthropozentrismus ist kein gegenstand des essays.       (e/01)<==//
(02)
in dieser weise sollte auch die erzählung vom sündenfall(*1) der menschen gedeutet werden.
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(*1)
Gen.2.15-17 und 3.1-24. /bibliographie //==>argument: 2.92.02.    (e/02)<==//
(03)
in der antike war es staatsraison, die völker jenseits der grenze als barbaren zu klassifizieren, die immer ein objekt für weitere beutezüge waren.       (e/03)<==//
(04)
auf die terminologie ist zu achten. Der terminus: unmensch, hat die funktion der verneinung und aus dieser terminologie, immer eine position, wird das vermeintliche, eingebildete recht abgeleitet, diese geschöpfe totschlagen zu dürfen(*1). Die logische verneinung: nicht_mensch, ist ausgeschlossen, weil darüber nichts prädiziert werden kann, und wenn etwas prädiziert wird, dann sind es die geschöpfe der natur, die tiere und die pflanzen, die das individuum als ich, auch ein individuum der natur, nicht al gusto totschlagen darf(*2).
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(*1)
das ist das muster, mit dem das individuum, das ein ich sein will, seinen genossen totschlägt, wenn dieser nicht nach seinem willen handeln will. Das schema taugt nicht zur rechtfertigung von gewalt.
(*2)
William Shakespeare hatte die logik der totschläger auf dem punkt gebracht. Der geblendete Gloster im "König Lear" sagt zu seinem sohn: Edgar,: "Was Fliegen sind Den müß'gen Knaben, das sind wir den Göttern: Sie töten uns zum Spaß"(+1).
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(+1)
Shakespeare,William: König Lear. IV,1. In: ders.: Sämtliche Werke. p.747. /bibliographie //==>argument: 2.92.23.     (e/04)<==//        (e)<==//                (text)<==//
2.82.03
die formel: befähigt zu allem, ist doppeldeutig. Die differenz zwischen der fähigkeit zu etwas und der befähigung zu diesem ist prima vista marginal, secunda vista ist darin aber ein problem verortet, dessen zuordnung in der relation: individuum_als_ich<==|==>gott, zwei aspekte kenntlich macht, die einen gegensatz zueinander markieren. Das eine ist die potentialität des handelns, das andere die faktizität dieses handelns. Wozu der mensch, respektive das individuum als ich, fähig sein kann, das bedarf keiner ausschweifenden erörterung(a). Umstritten ist die frage, was den menschen befähigt, so zu handeln wie er faktisch handelt. Was ist der grund dafür, oder, was könnte/sollte der grund sein? So wie die dinge stehen sind nur zwei antworten möglich, dinge der welt, die als alternativen die objekte der wahl sind, die ihr fundament in der autonomie des ich haben. Eine alternative sind die traditionalen vorstellungen von gott, die andere alternative, gegen die tradition gewendet, ist die these, dass das individuum als ich sich selbst geschaffen habe(b). Die befähigung zum handeln ist entweder das resultat einer eigenen leistung, für die nur das individuum als ich verantwortlich sein kann, oder die befähigung zum handeln ist das resultat eines anderen, für das der_andere/das_andere die ursache ist(c). In der tradition ist die frage der verantwortung logisch konsistent nicht beantwortbar, weil in letzter konsequenz immer ein gott oder ein sonstiges wesen extramundum der träger der verantwortung sein soll, in dessen bereich das individuum als ich nur als objekt logisch konsistent denkbar ist, aber in keinem fall als subjekt. In kritischer distanz zur tradition ist es das individuum, das sich selbst als ich bildet, das als subjekt seines selbst nicht das objekt dieses selbst sein kann. Es ist als subjekt selbst verantwortlich für das, was es tut(d).
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(a)
es genügt, partes pro toto, auf zwei phänomene zu verweisen, deren focus der abwurf der atombombe auf Hiroshima, 06.08.1945, ist. Auf der einen seite ist es die fähigkeit der menschen, ihre welt, ihr haus der existenz, zu zerstören, auf der anderen seite ist es die fähigkeit des menschen, durch erkenntnis und wissen über die wirksamkeit der materie, diese impliziten potenzen der materie für ihre zwecke, gut oder böse, zu nutzen.     (a)<==//
(b)
die prinzipielle unterscheidung: das ontologische argument und das relationale argument, ist der horizont dieser überlegung(01). Es kann gezeigt werden, dass die abschliessende entscheidung nicht möglich ist, welche der beiden zugangsweisen zur welt die wahre sei, entweder gilt die eine oder die andere - tertium non datur, gleichwohl, die eine oder die andere ist jeweils in der anderen gegründet. Das individuum, das das ich sein will, muss sich entscheiden, ob es, allein für sich gültig, das relationale argument setzt oder das ontologische argument. Mit dieser entscheidung ist auch entschieden, wer/was das subjekt ist, das über die befähigung des individuums entscheidet, sich als ich zu bilden.
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(01)
das ist andernorts erörtert worden(*1)
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(*1)
//==>argument: 2.22.01, und //==>INDEX der argumente/stichwort: argument/ontologische und relationale.     (b)<==//
(c)
für das faktische handeln ist die frage der verantwortung differenziert zu beantworten. Das, was in üblicher weise diskutiert wird, die verantwortung im alltäglichen leben also, sollte ausgeklammert werden, weil dafür vom genossen und vom individuum als ich die systeme des rechts geschaffen worden sind, in deren grenzen die konkrete verantwortung für das handeln entscheidbar ist. Wenn das individuum als ich, das subjekt, sich selbst absolut bindend, sich für das eine oder das andere autonom entschieden hat, dann ist die frage eindeutig beantwortet. Wenn aber gesetzt ist, dass das subjekt der entscheidung ein gott sein soll, die tradition folgt der logik der schöpfungsmythen, dann ist die frage der verantwortung wieder offen und das fragende individuum als ich, sein genosse eingeschlossen, ist mit der theodizee-frage konfrontiert, die popularisierend auf die frage verkürzt wird, wie der gott als subjekt seines handelns das böse in seinen mannigfaltigen formen zulassen könne, für die er, gemäss der logik des ontologischen arguments, verantwortlich ist. Die frage der verantwortung ist im horizont des ontologischen arguments nicht eindeutig beantwortbar, und das, was als antworten gehändelt wird, das sind ohne ausnahme entscheidungen der macht, über deren mittel der eine oder der andere in ungleicher, immer in transitorischer manier verfügt.       (c)<==//
(d)
es sollte strikt unterschieden werden, zwischen verantwortung und schuld. Die verantwortung ist allein auf das reale handeln in seiner kausalität ausgerichtet; die schuld ist markiert in der differenz zu den eigenen maximen des handelns, die für sich gültig nur das individuum als ich festlegen kann. Die schuld ist keine frage der kausalität, sehr wohl aber eine des glaubens.       (d)<==//                  (text)<==//
2.82.04
die formel: das ganz andere, geht auf eine aussage zurück, die Max Horkheimer in einem SPIEGEL-interview, 1970, gemacht hatte(a). In den philosophischen debatten, wenn die frage auf die religion und gott zentriert ist, taucht diese formel immer wieder in varianten auf(b). Die redeweise von dem anderen(c) ist, und darauf bestehe Ich, in den beiden möglichen perspektiven, einerseits das ontologische argument, andererseits das relationale argument(d), strikt getrennt zu erörtern, weil zwei verschiedene weltdinge, nicht miteinander kompatibel, mit demselben terminus: andere, bezeichnet werden(e). In der formel: das ganz andere, ist präzis der teil des kosmos erfasst, der als inbegriff des seins nur im glauben, nicht aber als wissen erfasst werden kann. Zulässig im relationalen argument ist nur die unterscheidung: das_andere/der_andere, termini, die verschiedenes in der welt bezeichnen, die als dinge der welt immer einer definierten kausalität unterliegen, die gehändelt wird als das wissen über die weltdinge.
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(a)
das zitat im kontext:
"SPIEGEL: Möge es so sein, daß es einen guten Gott gibt?
HORKHEIMER: Adorno und ich - wer von uns beiden es zuerst formuliert hat, weiß ich heute nicht mehr - , auf jeden Fall haben wir beide nicht mehr von Gott, sondern von der <<Sehnsucht nach dem Anderen>> gesprochen.
SPIEGEL: Diese Behutsamkeit im Umgang mit Gottes Namen ist - wie häufig festgestellt - jüdisches Erbe.
HORKHEIMER: Ja. ((...)) Der fromme Jude versucht, das Wort <<Gott>> nach Möglichkeit zu vermeiden, ja er schreibt es nicht aus, sondern macht ein Apostroph. So nennt auch die Kritische Theorie das Absolute vorsichtig <<das Andere>>. Was mich bewegt, ist die theologische Idee angewandt auf eine vernünftige Theorie der Gesellschaft."(01).
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(01)
DER SPIEGEL 1-2/1970, p.81. /bibliographie //==>argument: 2.92.24.     (a)<==//
(b)
es ist nicht erforderlich, die metamorphose der formel: das ganz andere, als historia nachzuzeichnen(01). Mir ist die idee, bezeichnet mit dem terminus: das ganz andere, im horizont des ontologischen arguments immer wieder begegnet und Ich habe in der kommunikation mit dem anderen auch keine bedenken, die formel im sinn der verweisung auf etwas anderes zu benutzen, das in seiner logik der bestimmung entzogen ist, jenes andere zu sein, nämlich dieses und nicht jenes.
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(01)
mir ist nicht bekannt, wer die formel: das ganz andere, zuerst geprägt hatte, und Ich weiss auch nicht mehr, in welchem kontext diese formel mir das erstemal begegnet ist(*1). Es kann sein, dass diese formel beim reflektieren über das problem der grenze in meine vorstellungen gefallen ist, eine formel, die Ich in anderen texten immer wieder gesehen habe(*2). Ein punkt sollte aber bemerkt werden. Im zitat ist ein moment konstitutiv, das nicht übersehen werden darf. Das wort: ganz, wird in der funktion der verstärkung gebraucht, weil der verwender der formel genau das wort nicht verfügbar hat, mit dem er die besonderheit des anderen jenseits der grenze von raum und zeit fixieren will. Der nachdruck, der mit dem wort: ganz, suggeriert wird, ist leer, weil, wetterleuchtend in raum und zeit, das ganze nicht greifbar sein kann.
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(*1)
in einem anderen interview hatte sich Max Horkheimer ähnlich geäussert(+1).
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(+1) //==>argument: 2.92.24.
(*2)
die formel: das ganz andere, dürfte älteren datums sein und ist dem bereich der theologie zugeordnet. Das geht aus einem eintrag im Historischen Wörterbuch der Philosophie hervor(+1). Das philologische problem verfolge Ich nicht.
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(+1)
der autor der stichworte: "Andersheit, Anderssein" verweist allgemein auf Rudolf Otto: Das Heilige(1923), und auf Cusanus, ohne verweis auf die textstelle, nach der im theologischen bezirk gott als das 'ganz Andere' bezeichnet werde(§1).
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(§1)
Historisches Wörterbuch der Philosophie: Andersheit, Anderssein. Bd.1 sp.299/300. /bibliographie //==>argument: 2.92.11.     (b)<==//
(c)
die formel: dem anderen, ist zweideutig. Das, was gemäss der grammatik bezeichnet ist, das ist in der sache zweideutig, es kann sowohl das_andere sein als auch der_andere.     (c)<==//
(d)
//==>argument: 2.22.01, und //==>INDEX der argumente/stichwort: argument/ontologische und relationale.       (d)<==//
(e)
die unterscheidung: das_andere/der_andere, habe Ich andernorts erörtert(01).
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(01)   //==>INDEX der argumente/stichwort: andere/der,das.      (e)<==//                 (text)<==//
2.82.05
die frage, wer das subjekt sei, das geschöpf und/oder der gott, mag in der tradition als affront gelten, ja, die frage wird als eine beleidigung gottes gehändelt, wenn das wahr sein sollte, dass der geglaubte gott, wie man meint, aus seiner angestammten rolle vertrieben werde und sein geschöpf sich erfreche, sich selbst zum herren der schöpfung zu machen(a). Folgt man der lehre der theologen, dann ist das konstitutive moment im plan der schöpfung gottes die möglichkeit des austauschs der seiten; denn, so heisst es in der schrift, gott habe den menschen nach seinem ebenbilde geformt(b). Aber was ist in der realität von heute das original und was sind die kopien als spiegelbilder? Die rede gottes vom menschen als seinem ebenbild ist zweideutig, und welche rede logisch richtig ist und welche rede nicht_richtig sein soll, das ist im vergleich der bilder nicht entscheidbar, aber die frage ist in einer antwort entschieden, wenn das dritte moment hinzugenommen wird, das individuum als ich, das sich entschieden hat, wenn es in seiner deutenden antwort die relation: gott(=ebenbild)<==|==>individuum_als_ich(=ebenbild), fasst(c). Einerseits ist die dialektik der ebenbilder, des gottes und des individuums als ich, immer offen und zwingt das individuum als ich, das für sich entscheidet, auf den weg der dialektik, den es gehen muss, andererseits ist aber in der perspektive des individuums als ich diese dialektik entschieden, weil nur es selbst es sein kann, sich selbst in raum und zeit gegenwärtig habend, das die frage nach kopie und original entscheidet(d). Das individuum als ich ist es selbst, das seinen gott nach seinem bilde formt, aber das, was das bild seines gottes sein soll, das ist eine projektion in die zukunft, die das individuum als ich, dem geglaubten gotte einen vorrang einräumend, im moment seiner gelebten gegenwart aus den facta der vergangenheit erinnert. Dieser handlung kann das individuum, das das ich sein will, sich nicht entziehen.
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(a)
das haben, soweit Ich mich erinnere, die theologen meiner religionsunterrichtung gelehrt. Gott habe den erzengel: Luzifer, als teufel in die hölle verbannt, nachdem dieser die macht in der schöpfung gottes ergreifen wollte. Diese erklärung ist, nüchtern in raum und zeit erwogen, der hilflose versuch, die differenz aufzuklären, die in der theodizee-frage als das problem jeder generation offen gelegt ist(01).
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(01)   //==>argument: 2.42.08.    (a)<==//
(b)
das zitat im kontext: "26. Dann sprach Gott: <<Lasset uns Menschen bilden nach unserem Ebenbilde, uns ähnlich; sie sollen herrschen über des Meeres Fische, über die Vögel der Luft, über das Vieh, über alle Landtiere und über alle Kriechtiere am Boden.>> 27. So schuf Gott den Menschen nach seinem Abbild, nach Gottes Bild schuf er ihn als männlich und weiblich erschuf er sie. 28. Gott segnete sie und sprach zu ihnen: <<Pflanzet euch fort und mehret euch und füllet die Erde und machet sie untertan und herrschet über des Meeres Fische, die Vögel der Luft und über alles Erdgetier, das sich am Boden regt.>>"(01).
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(01)   Gen.1.26-28. /bibliographie //==>argument: 2.92.02.    (b)<==//
(c)      //==>argument: 2.23.15.    (c)<==//
(d)
das problem: original/kopie, habe Ich andernorts erörtert(01). In den perspektiven des theologen und des gläubigen ist die frage selbstredend entschieden, weil nur der geglaubte gott das original sein könne - eine simple antwort, die im horizont der rede von der ebenbildlichkeit seines geschöpfes mit gott dann fragwürdig wird, wenn das bestimmte ebenbild seines geschöpfs der bezugspunkt der möglichen perspektiven sein soll, eine perspektive des antwortens, in der die entscheidung, was die kopie sei und was das original, nicht aus der behauptung der ebenbilder abgeleitet werden kann, gleichwohl in der entscheidung des individuums als ich das festgelegt ist, wozu das individuum als ich sich autonom entschieden hat.
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(01)
Richter,Ulrich: Original oder kopie. 026:original_kopie. /bibliographie //==>argument: 2.92.19.     (d)<==//                 (text)<==//
2.82.06
die freiheit des individuums als ich, seinen gott setzend, ist in der autonomie des ich verortet. Die behauptung der autonomie des ich(a) ist ein postulat, das die funktion hat, den gründenden grund in einer position zu fixieren, die weder einer negation unterworfen ist, noch einer begründung fähig sein kann(b). Die autonomie der entscheidung ist, funktional betrachtet, die fähigkeit zwischen der position(=ja) und der negation(=nein) zu wählen(c). Das problem der freiheit ist die wahl(d). Autonom handeln kann das individuum als ich nur dann, wenn es in seinem forum internum, losgelöst von raum und zeit, faktisch sich für das eine: a, oder das andere: b, in einer position entscheiden kann, das jeweils andere verneinend(e), in seiner entscheidung aber sich absolut an die position bindend. Die proposition einer coincidentia oppositorum, von Cusanus in die philosophische debatte geworfen, ist mit der these nicht vereinbar, es gäbe eine autonomie des ich, weil das, was als autonomie des ich gesetzt ist, nur ein element unter denen sein kann, die auch ihre negation implizieren(f). Leibniz hatte die autonomie des ich nicht thematisiert, ausgewiesen in der terminologie seiner Theodizee, aber er hatte in den grenzen seiner tradition darauf bestanden, dass die vom schöpfergott gesetzte differenz: gut/böse, die bedingung der subjektivität des individuums als ich ist, mithin seiner freiheit, sich für das gute und/oder das böse entscheiden zu können(g). Hegel schliesst mit seiner vorstellung eines ganzen den kreis, im tod ist keine freiheit möglich, und auf dem weg gelten die bürgerlichen freiheiten, eingeengt in den grenzen der macht(h). Kant spricht von der "Freiheit des Willens" als autonomie(i) und definiert, in abgrenzung zu den genossen, die kriterien, die, aufgestellt als ein postulat, erfüllt sein müssen, wenn die soziale beziehung zwischen dem individuum als ich und seinem genossen beiden, jeder für sich, die möglichkeit einräumt, das subjekt ihres handelns zu sein(j).
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(a)
der begriff: autonomie des ich, legt fest, dass allein das ich, in der termininologie der tradition: das subjekt, fähig ist, mit einem logischen urteil(SaP) festzulegen, dass dem S das P zukommt, zugleich festlegend, dass die aussage falsch ist, das P komme dem S nicht zu(SeP). Für die entscheidung: position oder negation - tertium non datur, ist keine bedingung fixierbar(01) und das individuum als ich, raum und zeit unterliegend, ist mit der situation konfrontiert, das eine oder das andere zu wählen - tertium non datur. Dem individuum als ich ist diese situation im moment der gelebten gegenwart präsent und dringend, weil es sich entscheiden muss, entweder für das eine(=position), das andere negierend(=negation), oder, das andere(=position), das eine negierend(=negation). Mit dem vollzug der entscheidung, eine wahl zwischen zwei alternativen: ja/nein(=1/0), hat das individuum als ich sich entschieden, zugleich sich selbst an diese entscheidung in der form einer position absolut bindend(02). Nur diese entscheidung kann für das individuum, sich selbst mit dieser entscheidung als ich bestimmend, gültig sein(03). Dieser begriff: autonomie des ich, ist mit keiner vorstellung kompatibel, die in der tradition mit dem terminus: gott, bezeichnet wird.
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(01)
die festlegung: ohne bedingung, markiert die behauptung, dass die freiheit, zwischen a und b zu wählen, das moment ist, mit dem eine kausalreihe generiert wird. Die wahl, vom individuum als ich im moment der gelebten gegenwart getroffen, ist dann ausgeschöpft, wenn das individuum als ich mit einer position seine wahl getroffen hat. Mit seiner getroffenen wahl hat das individuum als ich sich seiner selbstgesetzten kausalität unterstellt(*1).
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(*1)
damit ist das problem der freiheit, so wie es in der tradition diskutiert wird, auf eine andere argumentebene verschoben, nämlich die argumentebene der bürgerlichen freiheiten, die nur als gebundene freiheiten, der plural ist zu beachten, rational diskutiert werden können. Die folgeprobleme sind aber nicht der gegenstand dieses essays und werden andernorts erörtert(+1)
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(+1)
//==>INDEX der argumente/stichwort: freiheit/freiheiten.
Zusatz.
Richter,Ulrich: Der begriff: das_politische, im trialektischen modus. Argument: 2.32.03. 014:das_politische. /bibliographie //==>argument: 2.92.19.       (a/01)<==//
(02)
der terminus: absolut, wird im kontext der logik gebraucht. Davon ist der alltägliche gebrauch des terminus: absolut, strikt zu unterscheiden. Es ist der logik der entscheidung implizit, dass das individuum als ich, wenn es im moment der gelebten gegenwart sich entscheiden muss, auf grund seiner autonomie sich neu, d.h. anders entscheiden kann. Das ist aber ein psychologisches problem, eingebunden in raum und zeit. Es ist eine geläufige erfahrung, dass das individuum als ich seine grundentscheidung, in dauer stehend, beachtet und nur besondere ereignisse können es zu einer revision seiner entscheidung bewegen. Das, was sonst unter dem zeichen: wankelmut, geführt wird, das sind entscheidungen, die, eingebunden in einer kausalreihe, nach interessenlage wechselnd bestimmt werden.     (a/02)<==//
(03)
die geltung einer entscheidung aus autonomie kann nur für das individuum als ich gültig sein, das sich autonom entschieden hat. Seine entscheidung bindet den genossen nicht, es sei, der genosse hat in seiner entscheidung die entscheidung des individuums als ich als seine entscheidung autonom akzeptiert und angenommen(*1).
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(*1)
im horizont dieser feststellung ist der begriff: recht, neu zu justieren. Die theorie gilt, dass das recht nur dann entstanden sei, wenn sich das individuum als ich und sein genosse darüber autonom, also nicht fremdbestimmt, verständigt haben, was zwischen ihnen gelten soll. Es ist festzustellen, dass diese bedingung in der sozialen wirklichkeit zumeist nicht erfüllt ist, weil die geltenden rechtsordnungen das ergebnis der machtkonstellationen sind, in denen interessen ausgefochten werden, die mit dem begriff: autonomie des ich, nicht vereinbar sind.      (a/03)<==//            (a)<==//
(b)
es liegt in der logik des gründenden grundes, dass der gründende grund zum ersten keiner begründung fähig sein kann, weil die frage nach diesem grund den prozess der regression neu öffnet, und zum zweiten, dass der gründende grund in einer position fixiert sein muss, weil der gründende grund in raum und zeit für das individuum als ich nur in einer position fassbar ist, oder anders gesagt, der gründende grund kann dem individuum als ich in der form einer negation nicht präsent sein(01).
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(01)
es sollte, beiseite gesprochen, nicht übersehen werden, dass die theologen diese möglichkeit zwar erörtern, aber widersprüchliche resultate liefern. Sie reden von einer negativen theologie oder gar von einem verborgenen gott. Das, was verborgen sein soll oder negiert wird, das händeln sie im gebet wie den allgegenwärtigen gott. Der glaube versetzt halt berge.        (b)<==//
(c)
klarstellung. Es liegt per analogie die überlegung nahe, dass die entscheidung: ja/nein, dem gleich ist, was die grundannahme der digitalen technik ist, nämlich die differenz der beiden möglichen zustände: 1/0 (strom fliesst/strom fliesst nicht). So plausibel der vergleich auch erscheinen mag, der vergleich ist falsch; denn dem begriff: autonomie des ich, ist das subjekt implizit, das individuum nämlich, das sich entscheidet und in dieser entscheidung seine chance hat, sich zu dem zu bilden, was es sein will, das ich. Die zustände der materie lassen nur die beiden zustände: 1 und 0, zu - entweder das eine: 1, oder das andere: 0, - tertium non datur.      (c)<==//
(d)
der begriff: wahl, ist, wenn die bürgerlichen freiheiten das maass sind, nicht mit der autonomie des ich verknüpfbar, weil die wahl des individuums als ich, sein genosse eingeschlossen, gemäss der zugestandenen bürgerlichen freiheiten begrenzt ist. Der blick auf die dokumente der historia genügt, um die sinnfälligkeit dieser einschränkung kenntlich zu machen.

Über die bürgerlichen freiheiten, eingebunden in ihre epochen, haben Leibniz, Cusanus, Kant und Hegel im zeitraum von drei jahrhunderten unterscheidbar reflektiert. Cusanus, der kardinal seiner kirche und auf grund seiner position in der kirchlichen hierarchie mächtig, hatte auf die freiheit(en) der bürger, gebunden an ihren stand und den gesellschaftlichen gepflogenheiten, einen anderen blick gehabt als Leibniz, de facto ein beamter des regierenden herzogs, der seine reputation als gelehrter aus eigner leistung gegründen konnte. Kant war zwar (noch) der untertan seines (preussischen) königs gewesen, aber er war, aufgrund seiner reputation als gelehrter und als bürger von Königsberg, in seinem denken bereits unabhängig von königlicher bevormundung, und Hegel, der bürger nach der französischen revolution 1789, sah sich imstande, in einem bürgerlich-rechtlichen verhältnis den (preussischen) könig als arbeitgeber zu wählen. Es führt hier nicht weiter, diese konkreten, aber differenten vorstellungen von bürgerlichen freiheiten, sich entwickelnd im lauf der geschichte, zum gegenstand einer systematischen reflexion zu machen - die sache ist anders zu beurteilen, wenn die historia dieser freiheitsvorstellungen der gegenstand der erörterungen wäre.      (d)<==//

(e)
es ist zu beachten, dass das individuum als ich, der genosse eingeschlossen, seine autonomie nur im forum internum leben kann, auf dem forum publicum aber, den bedingungen von raum und zeit unterliegend, könne es seine autonomie als ich, in der tradition ist der terminus: freiheit, im gebrauch, nur in den grenzen seiner bürgerlichen freiheiten, geteilt mit dem genossen, ausleben, freiheiten, die ohne ausnahme die realen machtverhältnisse in der gesellschaft spiegeln. Immer wieder wird mit dem terminus: freiheit, ein böses spiel getrieben, zynisch als politik bezeichnet.      (e)<==//
(f)
für den freiheitsbegriff des Cusanus ist sein prinzip: coincidentia oppositorum, der maasstab. Dieses prinzip lässt keine aussage über das zu, was die freiheit sein soll, von der auch in der kirche gesprochen wird, weil für das subjekt der freiheit die elemente der weltdinge in der koinzidenz der weltdinge nicht unterscheidbar sind. Die konsequenz des theorems: coincidentia oppositorum ist, dass eine entscheidung zwischen dem einen element und dem anderen element für das unterscheidende subjekt nicht möglich ist - es verstattet keine freiheit, und von den bürgerlichen freiheiten wurde nur in den einschlägigen ständen der gesellschaft gesprochen, das spiel der macht betreibend.      (f)<==//
(g)
maassgeblich für den freiheitsbegriff Leibniz' sind seine aussagen in der Theodizee. Die vernunft, beansprucht von Adam und Eva, ist für Leibniz das entscheidende moment, die vernunft nämlich, die Eva und Adam nur dann wirksam gebrauchen können, wenn sie die wahl haben, zwischen gut und/oder böse unterscheiden zu können. Gott, so proponiert es Leibniz, ist also genötigt gewesen, seiner schöpfung, die welt, die freiheit, zwischen dem einen und dem anderen entscheiden zu können, einzuräumen. Es kann also nur eine (müssige) spekulation sein, wenn räsoniert wird, ob gott seine schöpfung auch anders hätte organisieren können, aber so, wie er sie geschaffen hat und wie sie von seinen geschöpfen wahrgenommen wird, ist die freiheit, real in den vorstellungen von der vernunft des menschen, ein konstitutives element seiner schöpfung, eingeschlossen alle denkbaren konsequenzen. Eine dieser konsequenzen ist, so argumentiert Leibniz, dass mit der notwendigen idee der freiheit für die geschöpfe ihres gottes eine bedingung impliziert ist, die behauptung eines zureichenden grundes, weil das moment, die freiheit verbürgend, allein in diesem grund aufscheinen kann, gesetzt vom individuum, das ein ich sein will und dieses ich auch ist, einerseits die unabdingbare autonomie der entscheidung: so oder so, andererseits die bindung in der entscheidung: so und nicht anders, die das individuum als ich und sein genosse als ihre bürgerlichen freiheiten leben können.      (g)<==//
(h)
Hegel kann, eingebunden in seinem begriff der dialektik, die probleme der freiheit, real in den phänomenen der bürgerlichen freiheiten, nur auf dem weg zum telos(01) erörtern. Auf diesem weg müssen das individuum als ich und sein genosse, gefangen in ihren interessen, sich arrangieren, ein system wechselseitiger rechte und pflichten etablierend(02). Der geglaubte gott kann eine leitvorstellung sein, von Hegel angedeutet in der erwartung, dass der aufgeklärte preussische könig dieses rechtssystem real schaffen werde.
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(01)    //==>argument: 2.62.04.
(02)
in dieser perspektive lese Ich Hegel's Rechtsphilosophie.      (h)<==//
(i)
Kant spricht, gefasst in den worten Rudolf Eisler's(01), von der freiheit des willens als autonomie, Kant aber gebraucht die formel: autonomie des willens(02). Die differenz ist prima vista marginal, secunda vista aber entscheidend. Die freiheit ist für Kant ein transzendentaler begriff, ein noumenon(03), aber der wille, ein phänomenon, ist das reale vermögen des individuums als ich, sich handelnd in der welt zu bewegen. Die bürgerlichen freiheiten sind im willen des subjekts verortet, das mit dem genossen auf dem forum publicum agiert, den begriff: autonomie des ich, aber denkt das individuum, das sich als ich bestimmt, allein in seinem forum internum, die entscheidung treffend, an die es sich absolut gebunden haben muss, nämlich dann, wenn es auf dem forum publicum rational handeln will, mit dem genossen oder gegen ihn.
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(01)
in den worten R.Eisler's: "Die F. des Willens ist Autonomie, d.h. <die Eigenschaft des Willens, sich selbst ein Gesetz zu sein>, d.h. die Fähigkeit, nach keiner anderen Maxime zu handeln, als die sich selbst auch als ein allgemeines Gesetz zum Gegenstande haben kann"(*1).
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(*1)
Eisler,Rudolf: Kant-Lexikon. Stichwort: Freiheit, p.164. /bibliographie //==>argument: 2.92.06.    (i/01)<==//
(02)
das zitat im kontext. Kant sagt: "Autonomie des Willens ist die Beschaffenheit des Willens, dadurch derselben ihm selbst (unabhängig von aller Beschaffenheit der Gegenstände des Wollens) ein Gesetz ist. Das Prinzip der Autonomie ist also: nicht anders zu wählen, als so, daß die Maximen seiner Wahl in demselben Wollen zugleich als allgemeines Gesetz mit begriffen sein"(*1).
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(*1)
Kant,Immanuel: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten. B87, p.74/75. /bibliographie //==>argument: 2.92.12.    (i/02)<==//
(03)
in den worten R.Eisler's: "Die F. des Willens ist das <Übersinnliche in uns>. Sie ist ein <Noumenon>, das theoretisch unerkennbar ist, aber <in praktischer Absicht> bestimmend ist"(*1).
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(*1)
Eisler,Rudolf: Kant-Lexikon. Stichwort: Freiheit, p.167. /bibliographie //==>argument: 2.92.06.    (i/03)<==//         (i)<==//
(j)
im widerstreit zwischen dem transzendentalen begriff: freiheit, und den realen phänomenen der freiheiten kann Kant den gedanken der freiheit, real in den bürgerlichen freiheiten(01), nur als postulat logisch konsistent formulieren. Es ist die projektion in die zukunft, die für das individuum als ich das vorausnimmt, was es real im moment der gelebten gegenwart erreichen will(02). Den widerstreit löst es pragmatisch auf, allein die resultate sind im blick auf die gegenwärtige lage in der welt deprimierend.
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(01)
zu verweisen ist auf zwei aussagen Kant's, die, obgleich von Kant nicht revolutionär intendiert, revolutionär sind - auch heute.
Zum ersten: "Meine äußere (rechtliche) Freiheit ist die Befugnis, keinen äußeren Gesetzen zu gehorchen, als zu denen ich meine Beistimmung habe geben können"(*1).
Zum zweiten: "Niemand kann mich zwingen, auf seine Art (wie er sich das Wohlsein anderer Menschen denkt) glücklich zu sein, sondern ein jeder darf seine Glückseligkeit auf dem Wege suchen, welcher ihm selbst gut dünkt, wenn er nur der Freiheit anderer, einem ähnlichen Zwecke nachzustreben, die mit der Freiheit von jedermann nach einem möglichen allgemeinen Gesetz zusammen bestehen kann, (d.i. diesem Rechte des andern) nicht Abbruch tut"(*2).
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(*1)
Kant,Immanuel: Zum ewigen Frieden. BA22, p.204. /bibliographie //==>argument: 2.92.12.
(*2)
Kant,Immanuel: Über den Gemeinspruch: ... A 235/236, p.145. /bibliographie //==>argument: 2.92.12.     (j/01)<==//
(02)
Ich zitiere aus den notizen Kant's zwei bemerkungen: "<F. ist eigentlich nur die Selbsttätigkeit, deren man sich bewußt ist>, N4220"(*1) und: "<F. ist ein Vermögen, sich a priori zum Handeln zu determinieren, nicht durch empirische Ursache>, N5964"(*2).
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(*1)
zitiert nach Eisler,Rudolf: Kant-Lexikon. p.168. /bibliographie //==>argument: 2.92.06.
(*2)   a.a.O. p.169.        (j/02)<==//             (j)<==//                  (text)<==//
2.82.07
mit vorsatz predigen die ideologen des EINEN gottes die trügerische hoffnung, der gläubige(a) könne durch den realen tod in das verheissene ewige leben treten. Das geschäftmodell dieser ideologen, so sagt man's heute, ist der betrug. Die mechanik des betrugs ist die instrumentalisierung der gottesvorstellungen, die der gläubige wie der ungläubige in seinem forum internum denkt, immer mit der angst vor dem psychischen tod besetzt, um auf dem forum publicum, gewalt übend, die ubiquitäre gewalt in der welt mit dem versprechen einer welt zu kompensieren, frei von gewalt, nämlich das paradies(b). Der trick mit der verheissung einer versöhnung, des entzweiten in der welt intramundum und der versöhnung extramundum(c), funktioniert immer dann, wenn das individuum als ich, sein genosse eingeschlossen, sich konfrontiert weiss mit der vorstellung seines psychischen tod's. Die angst vor dem sozialen und dem historischen tod ist real auf dem weg, den das individuum als ich und sein genosse gehen, wenn sie ihre projektionen in die zukunft denken, das weiterleben nach dem realen tod imaginierend, vorstellungen, die extramundum das bessere zur real gelebten misere intramundum vorgaukeln. Das vorgestellte paradies, jenseits des realen todes extramundum imaginiert, ist intramundum im moment der gelebten gegenwart ein factum der vergangenheit, in diese abgesunken, ein factum der vergangenheit, das das individuum als ich erinnern kann, wenn es intramundum an den vorstellungen seines psychischen todes leidet. Die differenz: intramundum/extramundum, ist als grenze real nicht überschreitbar, aber sie kann als argument genutzt werden, intramundum etwas auszusagen, das extramundum als erwartung verortet ist.
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(a)
das notwendige pendant des gläubigen ist der ungläubige, dem als ort des ewigen lebens die hölle bestimmt sein soll. Im blick auf die falsche verheissung ist es für den ungläubigen wie für den gläubigen absolut gleichgültig, ob nach dem realen tod der ort des ewigen lebens der himmel ist, einerseits, oder andererseits die hölle - extramundum ist keine prädikation möglich.     (a)<==//
(b)
das paradies ist der ort der verheissenen welt(01). In jedem schöpfungsmythos wird die geschichte vom ort der seligen erzählt, wo milch und honig fliessen sollen(02). Die erzählungen vom paradies, eingeschlossen die hölle, sind, gehört als metapher, ein moment der aufklärung, weil mit den erzählten vorstellungen zwei alternativen aufgetan sind zu der misere, die in der welt real erlebt wird. Buchstäblich genommen sind diese erzählungen das passpartout für jede form von gewalt, ausgedacht von individuen, die, ein ich sein wollend, sich selbst erhöhend, mit ihren imaginierten gewaltphänomenen den genossen vernichten wollen, abgewertet als der ungläubige(03).
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(01)
pars pro toto die erzählung im Koran, sure: 52,18-29.    (b/01)<==//
(02)
ein merkmal in den erzählungen vom paradies ist gleich. Mit den erzählungen wird das bild einer als real erfahrenen welt gemalt, das, die realen erfahrungen verneinend, das erwartete in einer position fasst. Es werden, im blick die logische verneinung, bilder gegen bilder, gefasst in einer position, ausgetauscht, ein vorgang, der gespiegelt ist in den vorstellungen von der hölle, deren bilder negativ konnotiert sind.      (b/02)<==//
(03)
das ist die logik der gewalt, gepredigt von ideologen, die im namen des propheten den sogenannten dschihad wortwörtlich nehmen. D'accord, im Koran ist die rede von vielen formen der gewalt(*1), eine form dieser gewaltphänomene ist der dschihad, vulgär als "heiliger" krieg bezeichnet. Gewalt, in welcher form auch immer, kann nicht heilig sein, weil die gewalt in jeder form nicht mit dem begriff: barmherzigkeit, vereinbar ist, bestimmt vorgestellt in der barmherzigkeit Allah's, von der im 1.vers jeder sure(*2) die rede ist.
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(*1)
auch in den büchern des Alten und des Neuen Testaments ist die rede von der gewalt, identifiziert als ein faktum der schöpfung. Mir ist keine stelle bekannt, dass die im Alten und im Neuen Testament erzählten formen der gewalt als ein gebot gottes ausgewiesen sind, gleichwohl gibt es viele interpretationen der alten texte, mit denen ihre autoren, die ideologen ihrer religion, versuchen, das faktum der gewalt, das zeichen ist der zorn gottes, dem begriff ihres gottes als konstituierendes merkmal zuzuordnen(+1).
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(+1)
pars pro toto können aus der historia die kreuzzüge im mittelalter angeführt werden.
(*2)
mit der einen ausnahme: die 9.sure.     (b/03)<==//           (b)<==//
(c)
es sind die theologen, die von der versöhnung sprechen. Der begriff: versöhnung, ist problematisch, weil der begriff: versöhnung, den begriff: entzweiung, voraussetzt(01). Nur das, was als entzweit gefühlt und gedacht wird, das kann miteinander verbunden werden, fixiert mit dem terminus: versöhnung. Mit diesem begründungszusammenhang, rational konstruiert, ist notwendig die frage aufgeworfen: warum entzweiung? Die möglichen antworten verweisen zurück auf Leibniz' these vom zureichenden grund, reflektiert in seiner Theodizee. Für Hegel ist die ausständige versöhnung in der entzweiten welt das problem, formuliert im bild seiner dialektik. Das individuum als ich, das subjekt Hegel's, weiss sich, auf dem weg seiend, immer wieder auf den anfang des wegs zurück verwiesen, den neuen anfang in einer position fassend, um einen neuen durchgang zu versuchen(02).
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(01)
den begriff: entzweiung, hatte Hegel ausgreifend in den schriften der Jenaer zeit(*1) erörtert(*2).
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(*1)
in der einleitung zur differenzschrift sagt Hegel, quasi als programm seines denkens: "Entzweiung ist der Quell des Bedürfnisses der Philosophie."(+1).
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(+1)
Hegel,G.W.F.: Differenz des Fichte'schen und Schelling'schen Systems der Philosophie. Bd.2, p.20. /bibliographie //==>argument: 2.92.09.
(*2)
der theologische hintergrund des Hegel'schen denkens sollte nicht übersehen werden(+1)
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(+1)   //==>argument: 2.61.01.    (c/01)<==//
(02)
Sisyphos ist der wanderer auf dem weg, markiert in der dialektik Hegel's. Er kann, das ist sein glück, den weg immer wieder von neuem betreten(*1).
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(*1)
Camus,Albert: Der Mythos von Sisyphos. p.156. /bibliographie //==>argument: 2.92.05.     (c/02)<==//           (c)<==//                  (2.62.08/(a)/subtext)<==//
2.82.08
die intention, das rationale denken mit dem denken ohne emotionen gleichzustellen, ist ein vorurteil. D'accord, das fühlen und das denken sind zwei bereiche der humanen erfahrung und es ist vernünftig, diese sphären der welterfahrung in der analyse strikt zu trennen, eine möglichkeit, die ausgeschlossen ist, wenn das individuum als ich, das denkt und fühlt, die analysierte situation reflektiert, die vermittlung nämlich, in der die beiden existentiellen erfahrungen von welt nicht voneinander trennbar sind. Das fühlen ohne denken ist ein somatischer reflex, der vollzug einer technischen anordnung ist ein denken ohne emotion(a),(b). Die verknüpfung der sphären: rationalität und emotion, ist das fundament der reflexion über die weltdinge, geleistet vom individuum als ich, ebenso vom individuum als ich geleistet, aber strikt getrennt, die trennung von emotion und rationalität als bedingung der analyse. Die konfrontation mit dem eigenen tod ist für das individuum als ich eine existentiellen grenzerfahrung, real im wissen(c), dass der (physische) tod(d) unausweichlich ist, allein der moment des einbruchs der natur in seine welt, die kultur, ist offen(e). Die situation des möglichen todes, nur denkbar in einer projektion in die zukunft(f), ist durchtränkt von emotionen, die einer balance bedürfen, wenn das individuum als ich, sein genosse eingeschlossen, den bedingungen des humanum gerecht werden sollen, der balance, die alle, die es betrifft, herstellen müssen, einerseits das emotionale reagieren auf die weltdinge, der einbruch der natur in die kultur des menschen, andererseits das rationale handeln, das, zielgerichtet auf zwecke, die behauptung der kultur gegen seine natur ist. Konfrontiert mit der prospektiven realität seines todes, sieht das individuum als ich sich dem genossen ausgeliefert, der, als ideologe agierend, mit seiner angst ein geschäft etabliert hat(g).
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(a)
Ich greife ein wort Hegel's auf, verknüpfe dieses aber mit einer anderen situation(01). Im abschnitt: "Die absolute Freiheit und der Schrecken"(02) sagt Hegel: "er ((der tod,ur)) ist also der kälteste, platteste Tod, ohne mehr Bedeutung als das Durchhauen eines Kohlhaupts oder ein Schluck Wassers"(03). Das entscheidende argument im zitat ist die handlung, mit der, eine routinehandlung des alltags, ein lebensmittel zerteilt und seiner bestimmung zugeführt wird. Viele handlungen des menschen sind von dieser art und ohne diese routinehandlungen könnten das individuum als ich und sein genosse ihre existenz auch nicht bewältigen. Das sind handlungen des individuums als ich, die, das ist interpretation, nicht mit emotionen belastet sind, nicht anders die philosophischen gedanken, die entwickelt werden, wenn ein bestimmtes problem dargestellt wird. Soweit es um das handwerk geht, kann in jedem argument die emotion, die den handwerksgriff auch begleiten kann, analytisch getrennt gehalten werden, es ist aber nicht zulässig, aus der situation der analyse den schluss zu ziehen, dass mit der abtrennung der emotion im argument, die emotion auch als gegenstand des arguments entfernt sei. Jeder gedanke ist, wenn er gedacht wird, auch mit den emotionen des denkenden verknüpft, aber für die struktur des denkens muss die emotion nicht immer das entscheidende moment sein - das, was bleibt, das ist praxis, reduziert auf das, was notwendig ist, um als vernünftig beurteilt zu werden.
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(01)
die logik der freiheit, die Hegel mit seinem wort verhandelt, lasse Ich hier als problem beiseite und richte meinen blick auf die tat aus freiheit, die, gemäss Hegel's dialektik, im tod ihre erfüllung haben soll. Ich vergleiche die tat aus freiheit mit den handlungen des alltags, wie das zerteilen eines kohlkopfes für das mittagessen oder der schluck: wasser, aus dem glas beim essen und akzentuiere die alltagshandlung.
(02)
Hegel,Georg_Wilhelm_Friedrich: Phänomenologie des Geistes. p.431- 441 /bibliographie //==>argument: 2.92.09.
(03)    a.a.O. p.436.      (a)<==//
(b)
der apodiktisch vorgetragene gedanke betrifft auch die diskussionen, die geführt werden im umkreis der utopie: künstliche intelligenz. Ich zweifle nicht daran, dass es künftig technisch möglich sein wird, die algorithmen der computer soweit zu verfeinern(=optimieren), dass, gebunden an die grenze einer kleinen fehlerquote, auch sichere prognosen in die zukunft möglich sein werden, aber diesen anordnungen, vieles versprechend, wird immer ein moment fehlen, nämlich die autonomie der entscheidung, die allein das individuum als ich leisten kann(01), eingeschlossen im argument, die absolute bindung des subjekts an seine entscheidung(02). Die autonomie des ich ist das moment, durch das das ich das sein kann, was es ist, das ich. Der einwand ist zwar zutreffend, dass das argument in seiner konstruktion eine tautologie sei, aber dieser einwand geht ins leere, weil die autonomie des ichs im argument allein die funktion hat, ein postulat zu sein, das als gründender grund eine kausalreihe trägt. Ein algorithmus ist das, was er ist, im system seiner elemente ist die möglichkeit, ein postulat zu formulieren, kein element - soweit das wissen vonheute(03).
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(01)
zur formulierung eines postulats, das eine kausalreihe trägt, ist allein das individuum als ich fähig(*1). Jedes produkt, das der mensch als subjekt geschaffen hat, kann das merkmal, der autor seiner existenz zu sein, nicht ausweisen.
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(*1)
als teil des abendländischen konsenses sollte diese these akzeptiert sein. Weder ist ein gott fähig, das postulat zu formulieren, das als grund seine schöpfung tragen könnte, noch kann als produkt eine maschine das postulat setzen, weil die maschine ein subjekt zu seinem urheber hat.      (b/01)<==//
(02)
verantwortung für sein handeln kann nur das individuum als ich übernehmen. Eine maschine, sie mag noch so raffiniert konstruiert sein, kann für das, was sie produziert(*1) nicht verantwortlich sein, gleichwohl die maschine die ursache für das produzierte ist.
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(*1)
nota bene: Ich sage nicht: schafft. Die produktion einer sache setzt voraus, dass eine maschine geschaffen ist, zu deren erfindung und konstruktion ein individuum als ich benannt werden kann, das in seiner autonomie diese maschine als ding der welt in die welt gesetzt hat(+1).
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(+1)
auch ist das argument unzutreffend, dass es bereits roboter gäbe, die darauf programmiert seien, andere maschinen aus teilen zusammenzusetzen. Der programmierer der dazu geeigneten software ist das subjekt, nicht die maschine, die mit der von ihm geschaffenen software zum produzieren eingeschalten ist.      (b/02)<==//
(03)
der glaube reicht weiter, aber zum glauben ist nur das individuum fähig, das als ich sich bilden kann.       (b/03)<==//         (b)<==//
(c)
das wissen ist das eine, das andere ist der glaube, der den realen tod transponiert in eine ewige existenz jenseits von raum und zeit. Darüber muss das individuum als ich mit seinem genossen sprechen können, wissend, aber nicht glaubend.        (c)<==//
(d)
allein das individuum, das als ich lebt, kann von seinem tod nicht reden(01), der, als ereignis imaginiert, in der zeit fern zu sein scheint. Das individuum als ich aber, das als nachlebender seines genossen, der tot ist, lebt, redet über den tod des genossen, ein factum der vergangenheit, das, im moment der gelebten gegenwart erinnert, real ist in der projektion in die zukunft, imaginiert als das bild seines todes, noch ausstehend.
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(01)
Ich erinnere mich, einmal den satz gelesen zu haben: tote reden nicht(*1).
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(*1)   der titel eines (kriminal-)romans.      (d)<==//
(e)
der tod des individuums, als faktum wahrgenommen im tod des verstorbenen genossen, ist der einbruch der natur in die welt des individuums, die das individuum, sich bildend als ich, geschaffen hatte in den formen der kultur, geformt aus den facta der vergangenheit, und, diese erinnert, reflektiert in seinen projektionen in die zukunft. Im imagienierten tod des individuums, das ein ich gewesen war, so wird der nachlebende genosse es berichten, wird das individuum, seine welt eingeschlossen, in der NATUR verschwunden sein, dem chaos von zuständen. Das ist ein wissen, das das individuum als ich, wenn es tot sein wird, nicht aktivieren kann, aber sein nachlebender genosse kann, sich erinnernd, das factum der vergangenheit, der tod des individuums, als wissen aktivieren, fixiert in einer projektion in die zukunft, in der der nachlebende seinen tod, noch ausstehend, imaginiert.      (e)<==//
(f)
über ihren tod, gefasst als abstrakter gedanke, reden das individuum als ich und sein genosse in einer gespaltenen weise. Der tod des jeweils anderen ist allein als ein factum der vergangenheit denkbar, der eigene tod, als physisches ereignis sicher, ist, gespiegelt im tod des jeweils anderen, allein als eine projektion in die zukunft möglich, die utopie, die im moment der zeit verschwunden sein wird, wenn das individuum als ich den finalen moment seiner gelebten gegenwart ... (01).
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(01)
den satz schliesst der nachlebende genosse ab mit den worten: gelebt hat. Es sollte aber nicht übersehen werden, dass der gedanke des nachlebenden, gedacht im moment der gelebten gegenwart, für den nachlebenden ein factum der vergangenheit ist, an das der nachlebende, wenn er es will, sich erinnern kann. Erst dann, wenn auch diese erinnerung erloschen sein wird, ist das individuum, das das ich gewesen war, im nirwana der NATUR spurenlos verschwunden.        (f)<==//
(g)
es sind die ideologen, die, den münzfälschern gleich, den mord im kampf(01) zum heldentod und/oder, wie aktuell geredet wird, zum märtyrertod hochreden. Sie, die ideologen, reden vom tod, der die pforte zum ewigen leben sein solle, und händeln ihr geschwätz vom tod als eine ware, die ein teil des deals ist(02). Diese ideologen vermarkten, raffiniert klug, ihre selbstige dummheit, sich selbst fernab vom morden haltend, und reden ihren gläubigen ein, dass im morden der eigene tod die reale münze sei, die als preis gezahlt werden müsse, wenn der gläubige, seinen preis, die gegenleistung im deal, geniessen will, nämlich den eintritt in das versprochene paradies. Vom paradies aber, das ist geläufig, reden die lebenden (im jammertal), von denen aber, die im paradies leben (im alten garten Eden), das kann auch die hölle sein, hat, soweit darüber nachrichten verfügbar sind, noch keiner geredet, und das, was die ideologen vermelden, das ist lüge.
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(01)
Richter,Ulrich: Der begriff: das_politische, im trialektischen modus. 014:das_politische. Argument: 2.62.05./bibliographie //==>argument: 2.92.19.
(02)
Ich greife, um die rede der ideologen zu charakterisieren, auf einen anglizismus zurück. Das wort: geschäft, bezeichnet dasselbe, den deal nämlich, mit dem die ideologen den betrug zum geschäftsmodell gemacht haben.         (g)<==//                (text)<==//
2.82.09
die theologen(a), ideologen ihres zeichens(b), sind es, die präzis auf das bedürfnis des individuums als ich nach geborgenheit(c) reagieren. Sie haben, eingebunden in die tradition, die einschlägigen kategorien entwickelt, mit denen das existenzielle bedürfnis befriedigt werden soll. Die begriffe sind bekannt, bezeichnet einerseits mit den terminus: idee des EINEN gottes, andererseits bezeichnet mit dem terminus: die schöpfung des EINEN gottes(d). Die nennung der termini, zumeist eingebettet in ein ritual, kann genügen, den gläubigen des worts zu beruhigen, aber die auskunft des wissenden theologen, beschwörend in seinem gestus, genügt dann nicht, wenn das individuum als ich, das auch wissen will, was es glauben soll, aus welchem grund auch immer; denn das individuum als ich kann der frage nach dem gründenden grund seines glaubens, zumeist als ein gefühl präsent, dann nicht ausweichen, wenn es wissen will, was es glaubt und/oder glauben soll. Mit der frage nach dem grund seines glaubens, das soll heissen: das wissen über den geglaubten EINEN gott, ist das individuum als ich unmittelbar konfrontiert mit dem bedürfnis, die frage nach dem zureichenden grund des wissens aufzuwerfen, die frage nämlich, der das individuum als ich nicht ausweichen kann, weil die antwort auf diese frage die versicherung seines glauben ist und diese verbürgt(e). Der wissende theologe kennt seine antwort, die als geheimnis in dem vom ihm, dem priester, vollzogenen ritual präsent ist, in dem er sein wissen von dem EINEM gott vor dem gläubigen verbirgt(f).
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(a)
die philosophen sollten nicht unterschlagen werden und alle anderen, die sich gedanken über den eigenen ursprung machen. Im prinzip sind es alle, die es betrfft, jeder für sich, die auf die existenzfrage ihre antwort geben, zumindest versuchen sie es zu antworten.   (a)<==//
(b)
die klassifikation: theologe, wird ohne wertung eingeführt. Zum begriff: ideologie, andernorts mehr(01).
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(01)   //==>INDEX der argumente/stichwort: ideologie.    (b)<==//
(c)
das grundbedürfnis des menschen, in seiner existenz sicher zu sein, sollte nicht geringgeschätzt werden. Die freiheit, von der soviel geredet wird, ist für das individuum als ich, sein genosse eingeschlossen, nur dann real, wenn sie sich, jeder für sich, in einer wie immer auch gestalteten gemeinschaft geborgen fühlen. Das schliesst ein sowohl die befriedigung der materiellen bedürfnisse als auch die der geistigen. Die realität ist für alle, die es betrifft, nicht in der gleichen weise ausgestaltet. In dieser situation der spannung ist der glaube an etwas, was immer es sein mag, ein ausgleichendes element; denn die menschen haben sich mit ihrer religion ein adäquates mittel für den ausgleich der disparaten möglichkeiten, die existenz zu sichern, geschaffen, auch dann, wenn eingeräumt ist, dass dieses mittel schamlos missbraucht werden kann und missbraucht wird, den zweck konterkarierend.     (c)<==//
(d)
in den religionen ist von vielen göttern die rede, aber jeder dieser götter ist, wenn das zeichen: der EINE gott, gebraucht wird(01), nur der eine bezeichnete gott, der den himmel mit den anderen göttern bevölkert - der Olymp der griechen(02) ist ein teil der schöpfung des geglaubten EINEN gottes.
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(01)
die spezifische bedeutung des zeichens: der EINE gott, gültig in den monotheistischen religionen, ist ein aspekt des zeichens; die spezifische bedeutung dieses zeichens, die theorien des monotheismus betreffend, soll hier beiseite gestellt bleiben.
(02)
so die historia der griechischen mythenwelt. Zeus war nicht der EINE gott; sein schicksal war es, auf dem Olymp sich mit den anderen göttern rumzuplagen.     (d)<==//
(e)
die antwort auf die frage nach dem zureichenden grund, dieser sei theologisch ausgewiesen oder philosophisch, ist in ihrer struktur ein zirkelschluss. Das ist das dilemma der ideologen, dass auch die theologen in der modernen, der postmodernen welt genötigt sind, ihren geglaubten gott beweisen zu müssen(01).
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(01)
der trugschluss der gottesbeweise ist, dass das individuum als ich, für sich gültig, aus der notwendigkeit der existenz dieses gottes den beweis der existenz seines gottes ableitet, weil es als führer des beweises an den bewiesenen gott glaubt. Der glaube, dass die prämissen des schlusses wahr seien, ist der beweisgrund, dass der notwendige schluss auch wahr ist. Mehr ist der logik des gottesbeweises nicht zu entnehmen, aber auch nicht weniger.     (e)<==//
(f)
Ich stimme den kritikern der theologen nicht zu, die davon reden, dass alle theologen lügner und betrüger seien. D'accord, in der historia hat es einige vertreter dieser berufsideologen gegeben, die kalkulierend ihre anvertrauten schafe belogen und betrogen haben, aber diese lumpen der geschichten sind nicht das problem. Das problem ist die struktur der notwendigen gottesvermittlung, die bewirkt, dass die macht des einen notwendig die ohnmacht des anderen impliziert(01). In dieser struktur der existenz des individuums als ich, sein genosse eingeschlossen, kann nur die aufklärung über die struktur der machtverteilungen helfen, fokussiert auf die maximen der handelnden, die mit dem prinzip der anerkennung des anderen als der_andere kompatibel sein müssen(02).
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(01)
zum begriff: macht, andernorts mehr(*1).
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(*1)
Richter,Ulrich: Der begriff: das_politische, im trialektischen modus. Argument: 2.52.06, und das register: argumente: 2.95.02 und 2.95.03. 014:das_politische. /bibliographie //==>argument: 2.92.19.
(02)
Richter,Ulrich: Der redundante gott oder die these: das individuum als ich und sein genosse. Das prinzip der anerkennung des anderen als der_andere. 027:gott_redundant. /bibliographie //==>argument: 2.92.19.    (f)<==//                    (text)<==//
2.82.10
im widerstreit von glauben und wissen(a) wird immer wieder behauptet, dass es einen vorrang des einen vor dem jeweils anderen gäbe. Im horizont des unendlichen streits zwischen gut und böse kann der verfechter des ontologischen arguments das wissen vor den glauben setzen, oder, das macht keinen unterschied, den glauben vor das wissen. Im relationale argument ist diese debatte ohne gegenstand, weil kein wissen denkbar ist ohne den glauben an eine bestimmte wahrheit und kein glaube ist lebbar, ohne ein minimum an wissen(b). Es kann also nicht weiterführend sein, wenn in den debatten um das (richtige) postulat oder den grund, der zureichend sein soll, das dafürhalten des einen vor dem anderen, oder, das ist das gleiche, des anderen vor dem einen, geltend gemacht wird, weil beides erforderlich ist, wenn das individuum als ich, sein genosse eingeschlossen, sich (al gusto) auf das eine oder das jeweils andere kaprizieren. Der wissende kann sein wissen nur auf dem dafürhalten von etwas als wahr gründen, nicht anders der gläubige, der um seinen gott weiss, auf den er (im gebet) verweist.
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Es ist ein anderes problem, in welchem verhältnis das individuum als ich, sein genosse eingeschlossen, den eigenen glauben und das eigene wissen gegeneinander gewichten. Aus der gewichtung ergibt sich eine präferenz für das eine in relation zu dem anderen. Das ist eine präferenz, die seine ursache in den interessen hat, mit denen der genosse und das individuum als ich ihre existenz sichern wollen(c). Das momentum für die gewichtung: glauben/wissen, ist das interesse(d), das zu bestimmen in der autonomie des ich verortet ist und dem individuum als ich in raum und zeit als ein vorrang oder nachrang erscheint, eine differenz, die aber kein vorrang ist, wenn am begriff: autonomie des ich, festgehalten wird.
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(a)
Richter,Ulrich: Ich glaube, was Ich weiss - Ich weiss, was Ich glaube. 009:anerkenng/bibliographie //==>argument: 2.92.19(a)<==//
(b)
wer an seinen gott glaubt, der weiss zumindest eines, dass es diesen gott geben müsse, an den er glaubt(01). Der streit, was der gläubige als minimum wissen müsse, um an seinen gott glauben zu können, das ist hier nicht auszufechten.
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(01)
in raum und zeit kann dieser gedanke nur in der form des zirkelarguments gesagt werden. Der ausbruch aus diesem zirkel ist denkbar und der preis ist die vernichtung der idee: die autonomie des ich. Das individuum, das ein ich sein will, kann diese idee nicht zedieren, oder es vernichtet sich selbt - tertium non datur. Es ist die aufgabe des individuums, das ein ich sein will, selbst gestellt, den zirkel der erkenntnis zu begreifen und zu gestalten.    (b)<==//
(c)
das argument: präferenz(=interesse), ist zumeist von den vorstellungen der effizienz, diese den weltdingen unterlegt, überlagert, die sowohl den glauben als auch das wissen auszeichnet. Die effizienz aber ist eine überlegung, die unter den methoden abzuhandeln ist, mit denen beide, das individuum als ich und sein genosse, die gemeinsamen weltdinge händeln. Unbestritten ist ein algorithmus zwingender als ein glaubenssatz, aber dieser hat für sich den reiz, im moment der gelebten gegenwart auch als ein geheimnis gedacht zu werden. Dieses geheimnis, was immer auch sein gegenstand sein mag, verbürgt dem individuum als ich seine identität, es selbst zu sein.    (c)<==//
(d)
im widerstreit: glauben/wissen, hatte, wenn der blick auf die dokumente der historia geworfen wird, der glaube das wissen dominiert. Es ist aber logisch unzulässig, daraus einen vorrang des glaubens vor dem wissen ableiten und begründen zu wollen. Das wollen des individuums als ich, über die dinge der welt etwas wissen zu wollen, so partes pro toto in der zeit der europäischen aufklärung im 15.jahrhundert und folgende, hatte sich immer wieder durchgesetzt gegen die konstruktionen der glaubensverwalter, die nicht bemerken oder es nicht bemerken wollen, dass die doktrin, mit der sie den geglaubten glauben verteidigen, selbst eine form des wissens ist, kühl kalkuliert im horizont der macht, die sie gegen die konkurrenten verteidigen. In diesen gegensätzen werden interessen gegen interessen gesetzt und entscheidend ist die effizienz der verfügbaren machtmittel, die im horizont des verfügbaren wissens und nicht des geglaubten glaubens beurteilt werden. Wer über die machtmittel verfügt hat mitnichten einen vorrang vor dem, der über die geeigneten mittel als gegenmacht nicht verfügt.   (d)<==//                (text)<==//
2.82.11
der ausdruck: "seiner ordnung", ist doppeldeutig, weil sowohl die ordnung des schöpfergottes als auch die ordnung des individuums als ich der bezugspunkt sein kann. Der widerstreit ist fixiert in der frage, welche ordnung in der welt es sein solle(a) - die ordnung des geglaubten gottes oder die ordnung, die vom gläubigen als individuum, ein ich seiend, gewählt, geschaffen und zu verantworten ist. Beide positionen sind möglich, in raum und zeit immer als transitorisch erfahren, und in den grenzen möglicher erkenntnis auch als rational ausgewiesen. Die tradition ist keineswegs der grosse irrtum der geschichte(b), gleichwohl die defizite dieser geschichten, sichtbar in den dokumenten der historia, nicht übersehen werden sollten. Im zwielicht dieser erwartungen geht das verloren, was der zweck der erwarteten ordnung ist, wenn von einem zureichenden grund geredet wird, durch den die ordnung der welt begründet werden soll(c).
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(a)      //==>argument: 2.22.09.
(b)
vom irrtum der geschichte reden die vermeintlichen revolutionäre, die dem genossen, ihr opfer, einzureden versuchen, dass nur im ganz anderen das heil zu finden und folglich auch zu greifen sei - die dokumente der historia zeugen von einer anderen welt.
(c)
d'accord, die dialektik der gründe ist nicht aufhebbar, aber gegenwärtig, in raum und zeit geltend gemacht in den heterogenen interessen aller, die es betrifft. Die faktische ordnung, real erlebt, wird im gegensatz zu der ordnung erfahren, die noch nicht ist, aber einmal sein soll(01).
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(01)
das ist der kern der Bloch'schen: utopie der hoffnung, weil das, was ist, nicht alles sein soll - Ich sage nicht: sein kann; denn das, was erhofft wird, das ist immer die handlung des individuums als ich, das sich durch seinen gott angegangen fühlt, wenn es, dies sich vorstellend, auf seinen gott hört, so, wie es in der tradition der brauch ist. Das individuum als ich kann sich nicht auf sich selbst berufen, ohne selbst den denkbaren gott sich vorzustellen im horizont seinen denkens, das das ausgeschlossene dritte moment ist, nicht anders kann das individuum als ich seinen (geglaubten) gott als moment seiner relation denken, ohne sich selbst im horizont seines selbst vorzustellen, das in der relation zum geglaubten gott das ausgeschlossene dritte moment ist. Jede vorstellung eines gottes ist in dem fundiert, das das individuum als ich selbst ist(*1).
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(*1)   //==>argument: 2.23.14.              (text)<==//
2.82.12
im glauben und im wissen kann der mensch, das subjekt, sich seines gottes als schöpfer seiner welt gewiss sein. Das ist die vertraute lehre in der tradition(a), aber, sich selbst ist das individuum als ich gewiss, wenn es in seinem glauben sich selbst als schöpfer seiner welt begreift und dies auch weiss. Es mag sein, dass in dieser umkehrung prima vista keine differenz festgestellt wird, eine selbsttäuschung, die secunda vista aufgelöst ist, weil mit der auswechslung des gottes durch das individuum, das sich selbst als ich weiss, die funktion: subjekt sein in bezug auf die schöpfung, verändert ist. Das individuum, das das ich ist, kann nur auf sich selbt bezug nehmen, wenn es seine welt wahrnimmt und für diese wahrnehmung muss es dem genossen rechenschaft geben. Dem individuum als ich ist die möglichkeit verwehrt, einen gott vorzuschieben, der für es gehandelt hat(b), allein es selbst kann es sein, das seine welt verantwortet. Das individuum als ich weiss um seinen glauben, und seines glaubens ist es im wissen um das geglaubte sicher. Insofern ist jeder konkrete glaube eine form des glücks - eine form des glücks, was immer als glück auch erkannt wird, kann das reale wissen sein, eingebunden in den grenzen der kausalitäten, die das individuum als ich gesetzt hat(c).
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(a)
es genügt, auf die phänomene der religionen zu schauen - immer ist es ein gott, der als schöpfer figuriert wird, dem dann seine geschöpfe (blind) folgen (sollen). Das individuum, das ein ich sein will, ist das objekt eines gottes, der als das_andere, fremd und im ganzen nicht bestimmt, dem individuum als ich vorschreibt, was sein lebensweg sein soll(01). Wie ein schaf folgt es seinem leithammel, ein vertrautes gleichnis aus der welt der religionen(02). In jeder religion ist die relation: subjekt<==|==>objekt, eindeutig festgelegt und es ist blosses herkommen, dass ein gott, was immer das sein mag, die funktionsstelle: subjekt, besetzt.
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(01)
Ich erinnere mich gut, dass als schüler im religionsunterricht mir vorgepredigt worden ist, mein lebensweg sei, bevor gott überhaupt die welt geschaffen hat, im himmel bereits vorgezeichnet. Post festum weiss Ich, dass dieses gerede hanebüch'ner unsinn ist
(02)
zumindest in der jüdisch/christlichen tradition ist das bild: hirt und herde, vertraut. Wie mit jeder metapher ist es möglich, das bild auszulegen, oft auch in entgegengesetzten bildern. Der hirt seiner herde sorgt für jedes seiner (ihm anvertrauten) tiere, weil er hofft, daraus auch für sich einen (wirtschaftlichen) vorteil zu ziehen, dann, wenn er ein tier seiner herde tötet - nicht selten wird die tötungshandlung mit dem verbum: opfern, verknüpft - wem wird geopfert?. Das tier der herde ist das objekt eines subjekts, das sich selbst nicht als subjekt des objekts ausweisen kann und das subjekt wird immer auf das faktum verweisen, sein letztes wort, dass es das subjekt ist.     (a)<==//
(b)
in jeder religion ist das der trick, den die verwalter der religionen(01) virtuous beherrschen, wenn sie behaupten, dass alles, was geschehe, bereits vorgezeichnet sei. Das spiegelbild ist die rede, dass alles, was in der schöpfung geschehe, in einem (grossen) buch aufgezeichnet werde. Für kinder ein starkes bild, das leer ist, wenn das kind in der zeit mit diesem gerede seine erfahrungen gemacht hat. Diese bilder sind nachvollziehbare spekulationen, die einerseits als spekulationen wahr sind, die aber andererseits nicht richtig sein müssen - allein die richtigkeit der spekulation kann mangels einer realen demonstration in raum und zeit nicht ausgewiesen werden.
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(01)
der anspruch, verwalter der religion zu sein, ist die (theater- )rolle, die die theologen jedweder couleur sich zuschreiben, wenn sie von dem propheten sprechen, der der mittler sein soll zwischen dem gott als schöpfer und seinen geschöpfen. Ich ignoriere nicht die beoabachtung, dass es menschen gibt, die sich in dieser rolle sehen oder gesehen haben und, gerichtet auf die zukunft, gesehen sein wollen, aber aus diesem faktum, ein selbst gemaltes bild, kann zwingend nicht abgeleitet werden, dass der prophet in seiner rolle auch der vermittler zwischen dem glaubenden und seinem gott ist. Es soll nicht bestritten werden, dass diese personen starke bilder schaffen und geschaffen haben, in denen der gläubige sich als spiegelbild wiedererkennen kann, aber die behauptete kausalität kann mit guten gründen bestritten werden, gründe, die das individuum als ich in der funktion des glaubenden geltend machen muss, gründe, die es in der funktion des wissenden in den grenzen der gesetzten kausalität auch beweisen kann.       (b)<==//
(c)
die behaupteten formen des glücks kann nur das individuum als ich, gebunden in raum und zeit, als postulat geltend machen - es sind immer formen des noch zu schaffenden. Insofern ist allein das individuum als ich das movens des geschehens(01), das als teil in seiner welt nicht die welt als das ganze sein kann. Das ist die situation, in der die dialektik von glauben und wissen in jedem moment der gelebten gegenwart neu geöffnet ist, der moment, die situation im glauben also, in dem das individuum als ich mit seiner entscheidung, als factum der vergangenheit in diese abgesunken, sich die welt als wissen verfügbar hält. Es mag sein, dass diese auflösung der dialektik von wissen und glauben, im moment der entscheidung geschlossen, im moment der erinnerung wieder geöffnet, als unbefriedigend bewertet werden mag, vielleicht sogar als enttäuschung erfahren wird, aber das moment der enttäuschung im moment des glücks, ist die bedingung für jede form von glück, das, real in raum und zeit ein factum der vergangenheit, nur in einer projektion in die zukunft vom individuum als ich im moment seiner gelebten gegenwart gelebt werden kann(02).
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(01)
die alten, so Aristoteles, hatten von einem weltenbeweger gesprochen, nicht anders wird gedacht, wenn der terminus: movens, gebraucht wird, auf etwas verweisend, das das_andere ist, das als das_andere nur in dem individuum real sein kann, das sich als ich begreift und dieses ich auch sein will. Das subjekt seiner welt, also in theologischer terminologie: die schöpfung, kann nur das individuum sein, das sich als ich bildet - mit diesem theorem ist keine vorstellung kompatibel, die in den religionen von dem je eigenen gott gemacht worden ist, gemacht wird, und, als projektion in die zukunft, noch gemacht werden kann.
(02)
davon erzählt der mythos von Sisyphos. Es sollte beachtet werden, dass der mensch: Sisyphos, es gewesen war, der den göttern des Olymp seine stirn geboten hatte. Der mythos erzählt von diesem widerstreit, der, raum und zeit unterworfen, so lange dauern wird, solange ein individuum als ich sich selbst als ich begreifen kann und dies auch will. Es war Albert Camus(*1), der in einer welt des absurden, Sisyphos als einen glücklichen menschen erkannt hatte(*2).
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(*1)
mir ist nicht bekannt, dass das bild: Sisyphos in seinem glück, bereits vor Camus gemalt worden ist.
(*2)
Camus,Albert: Der Mythos von Sisyphos. Schlussatz. /bibliographie //==>argument: 2.92.05.      (c)<==//                (text)<==//
2.82.13
in der tradition ist es üblich, davon zu sprechen, dass der angebetete gott die quelle des lebens(a) sei. Man sagt, der gott, der zu den menschen spricht, gebrauche eine schwer verstehbare sprache(b), und darum wird gesagt, dass das, was der gott gesprochen habe, seine offenbarung sei, seinem propheten eingegeben, damit die gläubigen, das geoffenbarte wort gottes aus dem mund des propheten hören, um es sich (selbst) zu eigen zu machen. Die logik der theologen ist frappierend, aber ihre argumente machen das gemalte bild vom sprechenden gott nicht richtiger(c); denn es sind prophezeiungen, projektionen in die zukunft, die, deklariert als offenbarung des omnipotenten gottes, im horizont der gesetzten kausalitäten als falsch ausweisbar sind(d). Im reden der theologen, jeder für sich, wird ein argument aktiviert, das für das individuum als ich zwar gültig ist, das aber, gehändelt auf dem forum publicum, keine gültigkeit für den anderen haben kann, und wenn diese gültigkeit dennoch gegen den genossen behauptet wird, dann kann diese geltung dem genossen, der_andere, nur mit gewalt eingeprügelt werden, den genossen als das_andere degradierend. Einerseits kann dieser theologe(e) sich als individuum, das ein ich ist, sich auf seinen individuellen impuls berufen, es ist ja die eingebung seines geglaubten gottes, andererseits aber negiert sich dieser theologe selbst als das ich, das der theologe sein will, wenn er als ich sich das zu eigen macht, was nach seinem dafürhalten der befehl des geglaubten gottes ist, weil er, der theologe, als ich, sich selbst seiner autonomie entmächtigend, dem vermeindlichen befehl seines gottes folgt, der ihm, als der theologe, das_andere ist(f). Das individuum, das, sich selbst als ich begreifend, aus der quelle schöpft, kann in dieser handlung, im bild der metapher bleibend, nicht durch einen anderen vertreten werden.
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(a)
in der vorstellung des individuums als ich ist der angebetete gott der ferne gott, der, um von seinen geschöpfen überhaupt als gott erfahren zu werden, sich als gott offenbaren muss. Die mechanismen der offenbarung gottes können hier dahingestellt bleiben, das, was zählt, das ist die behauptung, dass der gott sich geoffenbart hat, und das ist das streitige problem(01), weil streitig ist, was die offenbarung sein soll. Eine mögliche antwort ist, dass das individuum als ich seinen individuellen impuls als sprachrohr seines geglaubten gottes instrumentalisiert. Das, was in der tradition die quelle des lebens sein soll, repräsentiert durch den mund des propheten, durch den der geglaubte gott zu seinen gläubigen geschöpfen spricht, das ist in der kritik der tradition die metapher der quelle, fixiert im begriff: der individuelle impuls. Prima vista ist die eine vorstellung durch eine andere vorstellung ausgetauscht worden und die alte struktur ist geblieben. Secunda vista ist aber in der metapher: quelle, die eine vorstellung: gott, durch eine andere vorstellung ersetzt, nämlich das individuum als ich selbst. Verändert ist in der kritik allein der akzent, der, dominiert vom ontologischen argument, in der tradition auf dem fernen gott liegt, im horizont des relationalen arguments aber auf das individuum verschoben ist, das sich als ich bildet und dieses ich auch sein will. Die akzentverschiebung mag als marginal beurteilt werden, sie markiert aber eine differenz ums ganze. Es ist nicht mehr der ferne gott, der durch den mund des priesters zum gläubigen spricht, sondern es ist das individuum als ich selbst, das mit seinem geglaubten gott unmittelbar spricht, lokalisiert in seinem individuellen impuls.
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(01)
das sind fragen der praktischen theologie, die Ich den theologen gern überlasse.      (a)<==//
(b)
es ist ein alter trick der theologen und priester, die, früher waren es die schamanen und andere autoritäten in der sozialen gruppe, die funktion der sprache in das zentrum ihrer argumente stellen, weil sie, wenn sie das monopol der interpretation haben, auch über die korrespondierende macht verfügen. Wer befugt ist, das wort gottes auszulegen, der übt als individuum, das ein ich ist, macht aus über den genossen, der der_andere ist. Dieser mechanismus ist auf die vorstellung: individueller impuls, nicht übertragbar, weil die fremdbestimmung, das ausgelegte wort des fernen gottes, nicht mit dem begriff: individueller impuls, vereinbar ist. Zu der handlung, die lebenskraft aus seinem indviduellen impuls zu schöpfen, ist allein das individuum als ich fähig(01).
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(01)
es ist, um es in den worten Kant's zu sagen(*1), mündig, sich selbst seines verstandes zu bedienen.
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(*1)
Kant,Immanuel: Was ist Aufklärung?. p.53. /bibliographie //==>argument: 2.92.12.    (b)<==//
(c)
der terminus: richtiger, ist inkorrekt, weil das adjektiv: richtig, nicht gesteigert werden kann. Ein logisches urteil und/oder ein argument ist entweder richtig oder falsch - tertium non datur. Die grammatisch falsche form des terminus: richtiger, kann aber dann durchgehen, wenn mit dem zeichen auf etwas verwiesen werden soll, das, so wie es als argument darstellt wird, falsch sein muss, gleichwohl es als proposition wahr ist.      (c)<==//
(d)
die apokalypse des Johannes kann als das wirkmächtigste beispiel zitiert werden. Der verweis, die bilder des kommenden schreckens seien nur metaphern, ist eine billige ausflucht; denn das, was in den projektionen in die zukunft entworfen ist, jede für sich eine prophezeiung, das sind gemalte bilder, bilder der vergangenheit, die im hier und jetzt behauptet werden. Mit dem wissen, sedimentiert in den dokumenten der historia, sind diese bilder, erinnert im moment der gelebten gegenwart, mit der erfahrenen realität kausal nicht kompatibel. Das, was der ferne gott durch den mund des propheten verlauten lässt, das ist entweder mit keiner geltenden kausalität logisch vereinbar, oder es sind, und das ist real, die phantastereien eines individuums, das ein ich sein will, seinen genossen aber, der der_andere sein soll, zu einem weltding, das das_andere ist, reduziert hat und mit dem es al gusto umspringt.    (d)<==//
(e)
im blick sollte die rolle gehalten werden, die der theologe als vermittler zwischen dem gläubigen und seinem gott spielt(01). Der verweis auf das theater ist zwingend, aber die perspektiven, in denen die funktion des wissenden theologen und die rolle des schauspielers, diese miteinander kombinierend, beurteilt werden, sind zueinander schief. Das theater ist die bühne des spiels(02), auf der kein geglaubter gott spielen kann, weil der gläubige kein zuschauer des theaterspiels ist, das sein leben sein soll, und als subjekt seines lebens kann der gläubige auch kein schauspieler sein, weil die realität seiner existenz kein theater ist.
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(01)
einzubeziehen sind die priester und schamanen, die in der rolle des propheten agieren und behaupten, dass der gott, dem sie dienen, durch ihnen, die knechte gottes und seine propheten, rede. Pars pro toto sei zitiert die Pythia von Delphi, eine priesterin, die sich durch drogen in einen (mystischen) rausch versetzt hat und in rätseln redet - alles nur theater für den, der die szene beobachtet.
(02)
den begriff: spiel, habe Ich andernorts erörtert(*1).
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(*1)
Richter,Ulrich: Der begriff: das_politische, im trialektischen modus. Argumente: 2.23.08 und 2.62.05, 014:das_politische. /bibliographie //==>argument: 2.92.19.     (e)<==//
(f)
der relativsatz ist zweideutig, weil das relativpronomen: der, sowohl auf den gott als auch auf seinen befehl bezogen ist. Der befehl ist eine sache, also das_andere, und das kann nicht bestritten werden. Streitig ist aber die frage, ob der gott das_andere ist, oder nicht doch der_andere, wie das im glauben an einen persönlichen gott logisch korrekt behauptet werden kann. In der perspektive des relationalen arguments ist diese streitfrage entschieden. Der gott, was immer dieser auch sein mag, kann nicht der_andere sein, so wie der genosse dem individuum als ich der_andere ist - als vorstellung ist jeder gott das_andere(01).
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(01)
mit dieser festlegung ist jeder einschlägige streit in den theologien entschieden und was bleibt, das ist kein wissen, gegründet in einer kausalität, aber es ist eine ausgestaltung des glaubens und darüber kann nur das individuum als ich, sich selbst bindend, entscheiden, der genosse eingeschlossen.        (f)<==//                   (2.22.05/(e/01)text)<==//
2.82.14
die behauptung, der mensch solle glücklich sein können, ist als postulat formal möglich, insofern kann das glück als ein postulat reflektiert werden(a). Es sollte aber die überlegung in das kalkül einbezogen werden, das nicht jede wunschvortstellung als postulat taugt. Formal ist die umkehrung von ursache und wirkung möglich, real ist eine solche umkehrung nur eingeschränkt wirksam. Unbestimmte begriffe, vorstellungen, die alles und nichts zum gegenstand haben, scheiden aus, weil aus beliebigem alles und nichts gefolgert wird, gerade so wie's beliebt. Der begriff: glück,(b) markiert solche vorstellungen, weil das glück, gesetzt als zureichender grund, nicht hinreichend bestimmt ist, eine kausalität in dauer zu begründen(c).
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(a)
der anknüpfungspunkt ist das lemma des X.Leibnizkongresses, hier frei formuliert: "Ein jeder solle glücklich werden ... (das
wort: können, ist hinzuzusetzen). Das, was in der form ein posutlat sein soll, das ist in der sache eine utopie, eine projektion in die zukunft, die im moment der gelebten gegenwart zu einem factum der vergangenheit abgesunken sein wird. Das factum der vergangenheit kann vom individuum als ich erinnert und in eine projektion in die zukunft transformiert werden, aber diese transformation ist nur in engen grenzen möglich, weil nicht alles, was wünschbar ist, auch die funktionsstelle eines postulats besetzen sollte(01). Obgleich im postulat ursache und wirkung miteinander vertauscht erscheinen, ist diese vertauschung in raum und zeit nicht immer realisierbar. Es sind pragmatische erwägungen, die die setzung bestimmter weltdinge als postulat ausschliessen.
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(01)
diese wünsche können sein, pars pro toto, machtphantasien, die ein politiker hegt, clandestin oder nicht. Realisiert bewirken dieses phantastereien nur eines, die soziale ordnung, von der alle, die es betrifft, abhängig sind, wird destabilisiert und schliesslich zerstört.     (a)<==//
(b)
es wäre geboten, an dieser stelle die phänomenologie der glückbegriffe zu entfalten. Das soll, weil es ein seitengedanke ist, hier unterbleiben, bis auf den hinweis, dass es eine differenz ist, das glück entweder als folge von wahrscheinlichkeiten zu interpretieren (das glück als los) oder das glück als zustand einer empfindung zu deuten (das glück als ruhepunkt im leben). Das erlebte glück kann, wenn es als allgemeine regel formuliert ist, durchaus als ein postulat gedeutet werden. Man wird wohl nicht bestreiten, dass der friede zwischen dem individuum als ich und seinem genossen als ordnung der gesellschaft sowohl der zustand eines (dauerhaften) glücks sein kann, als auch ein postulat, das das maass für die gesellschaftliche ordnung ist.       (b)<==//
(c)
die phänomene der wahrscheinlichkeiten taugen nicht als zureichender grund, weil in der regression der gründe das letztlich entscheidende moment nicht bestimmt werden kann. Es liegt in der logik der menge, dass jedes element der bestimmten menge der entscheidende grund sein kann, aber es kann in der menge nicht das eine element ausgemittelt werden, auf dem die ganze kausalreihe aufgebaut ist.   (c)<==//               (text)<==//
2.82.15
das reale glück, im moment der gelebten gegenwart gelebt, ist eine projektion in die zukunft, erinnert in den facta der vergangenheit.

In den diskussionen über das glück wird immer wieder auf die flüchtigkeit des glücks, präziser formuliert, die vergänglichkeit der glücksmomente verwiesen. Der grund für die vergänglichkeit des glücks ist verortet in der zeiterfahrung, die das individuum als ich, real im moment der gelebten gegenwart, nur in der erinnerung, dokumente seiner historia, präsent hat. Das glück, real im moment der gelebten gegenwart erfahren, ist zwar ein ding der welt, aber es ist kein physisches weltding, das, für sich seiend, wie ein gewohnter gegenstand gehändelt werden könnte(a). Man sagt, das glück sei ein traum. Von dieser rede ist soviel richtig, das das glück das bild im spiegel ist, das verschwunden sein wird, wenn der spiegel, ein physisch realer gegenstand, verrückt ist. Das glück, fixiert im spiegelbild, ist auf einen realen gegenstand als projektionsfläche verwiesen, aber das in diesem gegenstand angeschaute bild ist nicht identisch mit dem gegenstand, das das bild vermittelt. Zwischen dem gegenstand als spiegel und dem bild, das im spiegel erscheint, gibt es keine identität, aber es kann eine gleichheit des ausgangsbildes und des gespiegelten bildes behauptet werden, das von dem bild bestimmt ist, das im spiegel erscheint. Wenn das glück des individuums als ich ein spiegelbild seiner erwartungen ist, den projektionen in die zukunft, fundiert in den facta der vergangenheit, dann ist das glück, das der genosse als sein glück erfährt, in der gleichen weise ein spiegelbild seiner erwartungen, die der genosse mit dem individuum als ich, seinem anderen, gegeneinander/miteinander austarieren muss, beide in der erwartung, in den vorstellungen des jeweils anderen das zu finden, was es für sich als sein glück erhofft(b).
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(a)

die notiz mag banal sein, aber sie ist notwendig. Der lotteriegewinn, im clichè bleibend, gilt als glück, aber das geld, ausgedrückt in einer zahl, ist nicht das glück, auch dann nicht, wenn der gewinn so erlebt wird. Das geld ist nur das mittel, mit dem das individuum als ich und sein genosse den tausch organisieren können, von dem sie zum wechselseitigen vorteil hoffen, dass er beiden nützlich sein werde und ist. Das vermittlungsmoment ist die erwartung, mit den zugefallenen mitteln das sich eintauschen zu können, was der kern der wünsche ist und die im moment des tauschens realisiert werden, momente, die als facta der vergangenheit objekte des erinnerns sind.
(b)
dieser schluss, im ausblick auf das glück, verbleibt in andeutungen. Das denken einer projektion in die zukunft, der traum vom glück in den formen einer utopie, taugt nicht als glanzvoller schluss eines textes, dessen gegenstand die vorstellung eines weges ist, dessen anfang und ende im dunkeln liegen. Das denken der utopie, als traum das vorgestellte glück, ist das eine, das durchleben der gegenwart mit den erinnerten facta der vergangenheit, die ängstigen, ist das andere, aber beides sind momente einer existenz, der das individuum, das das ich sein will, sich nicht entschlagen kann, weil die utopie des kommenden als glück und die facta der vergangeheit als erinnerter schrecken im moment der gelebten gegenwart real präsent sind. Im glück wird das leid(=unglück) vergessen, im unglück ist das glück die fata morgana am unereichbaren horizont.            (text)<==//
2.82.16
es kann hilfreich sein, die idee des guten und des bösen in gottes schöpfung als metapher des glücks zu deuten. Das leitmotiv der Theodizee Leibniz', ist die freiheit des menschen, in der Monadologie angedeutet als das glück(a). Das, was in der perspektive Leibniz' die bedingung der bürgerlichen freiheiten ist, nämlich die möglichkeit, gut und böse unterscheiden zu können, autonom zu wählen, das ist auch zu deuten als die bedingung des glücks, das der "letzte Grund der Dinge(cause Finale)"(b) ist. Der mensch, so spricht Leibniz als gläubiger christ, könne nicht glücklich werden, wenn in der vorstellung von gott, der EINE gott(c), die fähigkeit des menschen nicht einmontiert wäre, gut und böse unterscheiden zu können, das eine oder das andere wählend, und, das füge Ich hinzu, in der wahl: gut oder böse, sich absolut an das gewählte bindend.
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(a)
Leibniz,G.W.: Monadologie. §90, p.178. /bibliographie //==>argument: 2.92.13.
Zusatz.
Das letzte wort in der französischen fassung ist: bonheur. Es ist die brücke, die die Monadologie mit der Theodizee verbindet.
(b)     a.a.O. §90, p.179.
(c)
a.a.O. §39. p.99.
Zusatz.
Leibniz bestimmt die substanz, bezeichnet mit dem terminus: gott, als "einen zureichenden Grund für alle Besonderheit" und schliesst: SO GIBT ES NUR EINEN GOTT, UND DIESER GOTT GENÜGT(01).
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(01)   in der benutzten ausgabe in versalien.            (2.42.07/(c/01)/subtext)<==//
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//==>subtext: 2.91.01:
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zurück/anfang.<==//
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stand: 17.12.01.
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