Subtext: 2.42.01-16

2.42.01

es bedarf keiner weiteren erörterungen, dass Leibniz seine texte zur Monadologie und zur Theodizee in dichter abhängigkeit zueinander komponiert hatte(a). Es ist aber eine andere perspektive, wenn die relation: monadologie<==|==>theodizee, in den blick genommen wird, die das individuum als ich zum ausgeschlossenen dritten moment hat(b). Die verknüpfung der idee der Monadologie mit der idee der Theodizee, von Leibniz immer wieder reflektiert, hat zum gegenstand die prekäre relation: sein(=idee)<==|==>ethik(=idee), die prima vista als eine unumstössliche wahrheit gehändelt wird, die aber secunda vista in jedem konkreten fall streitig steht, einerseits, weil nicht geklärt ist, was das teil, die ethik, ist und was das ganze sein soll, das sein, andererseits, weil die tradition es nicht zulässt, die ethik anders zu bestimmen als eine emanation des seins, die ein abbild des seins ist. Das moralische handeln, real in der unterscheidung von gut und böse nach zureichenden gründen, erscheint als bestimmt, das ontologische argument zum fundament habend, immer in der abhängigkeit vom umgreifenden sein. In dieser perspektive muss, wenn das Leibniz'sche konzept der monade gültig sein soll, die monade es sein, die, in der deutung Leibniz' oder eines anderen gleichrangig, auch der unterscheidung von gut und böse unterliegt, der unterscheidung nämlich, als monade selbst ein moment(=teil) des seins(=ganze) zu sein. In einer engführung, so sehe Ich die dinge, präsent in den texten, hat Leibniz versucht, die differenz zwischen teil und ganzem so klein zu halten, dass ein austausch der bestimmenden momente plausibel ist, ohne die konstruktion als ganzes zu gefährden. Er kann, gut begründet in der Monadologie, von einer prästablisierten harmonie in der welt sprechen, in der als bedingung der freiheit des menschen, proponiert in der Theodizee, die unterscheidung: gut und böse, die funktion hat, die gegensätze zu markieren, ohne selbst als ein widerspruch zu erscheinen. In dieser deutung ist das individuum als ich das subjekt, d'accord mit der tradition, das die relation: monadologie<==|==>theodizee, setzt, die verknüpfung deutend.

Im relationalen argument sind diese beziehungen offengelegt, die das individuum als ich und sein genosse in jedem moment ihrer gelebten gegenwart leben und neu bewähren müssen.
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(a)

sowohl der philologische aspekt als auch der hermeneutische aspekt sollen ausgeblendet bleiben, weil einerseits in den nachfolgenden generationen der intrinsische zusammenhang der beiden schriften immer wieder neu gedeutet worden ist, und weil andererseits die philologischen zusammenhänge hinreichend aufgeklärt sind. Jedes einschlägige verzeichnis der sekundärliteratur gibt darüber auskunft. Ich kann diesen bereich der Leibniz-forschung beiseite legen, weil neue erkenntnisse im detail das grundlegende problem der funktion einer theorie des zureichenden grundes weder erweitern können noch verengen. Zwar bleibt der horizont: die wahre erkenntnis, die kernfrage für den verfechter des ontologischen arguments, weiter aufgezogen, für den verfechter des relationalen arguments aber kann dieser horizont als grenze nur eine der denkbaren möglichkeiten sein, in denen das individuum als ich seine welt entfaltet, in der es zuhause sein will.
(b)     //==>argument: 2.23.05.     (text)<==//
2.42.02
mit der metapher des rades(a) kann die position von Leibniz in der trias: "Cusanus, Hegel und Kant" plausibel illustriert werden. Die nabe des rades ist das zentrum, die speichen des rades, drei genügen, aber drei müssen es mindestens sein, geben dem reifen, der alles umfasst, den erforderlichen halt, weil die speiche mit ihren endpunkten einerseits mit der nabe, andererseits mit dem reifen verbunden ist. Der punkt auf dem reifen definiert mittels der speiche einen punkt auf der nabe des rades, nicht anders die nabe, mittels der speiche, den punkt auf dem reifen, einander wechselseitig bedingend.

Das bild ist stark und es liegt auf der hand, die im rad vorgezeichnete struktur mit dem schema des trialektischen modus zu vergleichen. Das, was prima vista plausibel ist(b), das kann secunda vista kein tragfähiges argument sein, weil in der metapher des rades vier momente konstitutiv sind und keines der momente plausibel auf die identität reduziert werden kann, die für alle gültig sein soll(c). Das bild funktioniert nur in seiner begrenzung als metapher.
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(a)

in betracht kommt auch die metapher: spinne im netz. Mit dieser formel könnte das problem der theodizee, gut und böse, plausibler eingebunden werden.    (a)<==//


(b)

das bild kann als schema so dargestellt werden:
graphik: 51
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Zusatz.
Die verbindungslinien zwischen den namen: "Cusanus, Leibniz, Kant und Hegel", gleich dem zeichen für die abhängige relation, markieren keine relationen. Es ist ausgeschlossen, das bild, komponiert mit den vier elementen, als schema im trialektischen modus zu interpretieren. Das ist anders, wenn dem bild weitere annahmen hinzugefügt werden, so die figur des beobachters, der die dokumente der historia zusammengetragen hat, jedes dokument mit einem etikett versehen, auf dem die namen der genannten personen verzeichnet sind. Diese ergänzungen sind hilfskonstruktionen, die das bild, plausibel in seiner reduktion, so komplex erscheinen lassen, dass die beabsichtigte wirkung, mit dem bild einen sachverhalt zu klären, verfehlt wird.    (b)<==//
(c)
denkbar ist, im bild die erforderliche identität der nabe des rades mit einem kunstgriff zu konstruieren(01), aber das resultat wird nicht überzeugen. D'accord, für sich waren die benannten personen mit sich selbst identisch gewesen, aber das, was sie für sich gewesen waren, das können sie für den jeweils anderen in historia und geschichte nicht sein. Gottfried Wilhelm Leibniz, der_andere, war als individuum, das ein ich gewesen war, mit sich identisch, aber die wechselseitige relation: Leibniz<==>Hegel, pars pro toto als hypothese denkbar, hatte in raum und zeit nicht bestanden und jede behauptete relation, eine beziehung zwischen Hegel und Leibniz statuierend, ist für das behauptende individuum als ich nur in der form einer abhängigen relation real(02). Es ist eine andere konstellation, wenn der begriff: ideologie, sedimentiert in einem dokument der historia, als moment einer relation gesetzt ist. Dieses moment ist für das setzende individuum als ich mit sich identisch, fixiert in der relation: individuum_als_ich<==|==>ideologie.
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(01)   //==>argument: 2.23.05/(c/01/*2).
(02)
das, was in der historia der rezeption als rede behauptet wird, das ist eine konstruktion des rezipierenden individuums als ich. Es ist eine behauptung, wohlbegründet und bezeichnet mit einem namen, die für sich als das_andere ein ding der welt ist, das mit sich identisch ist, sedimentiert in einem dokument der historia, und in den perspektiven des genossen und des individuums als ich immer verschieden erscheinend(*1).
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(*1)
Richter,Ulrich: Der terminus: freiheit, und die möglichen freiheitsbegriffe im denken Kant's, Hegel's und des rezipierenden individuums als ich. 024:rezeption. /bibliographie //==>argument: 2.92.19(c)<==//            (text)<==//
2.42.03
wenn Leibniz von sich selbst als subjekt(=individuum als ich) spricht, dann kann er dies nur auf dem fundament tun, das er in seiner monadenlehre gelegt hatte. Die monade, das sagt Leibniz, ist substanz(a). Der substanzbegriff der tradition aber ist eine ontologie(b), die, wenn sie dem kriterium der rationalität, dass alles einen zureichenden grund habe, entsprechen soll, ohne die vorstellungen von raum und zeit(c) nicht gedacht werden kann. Einerseits soll die monade das sein, "was ohne Teile ist"(d), andererseits ist diese substanz das, was "in das Zusammengesetzte eintritt"(e). Das zusammengesetzte ist aber die welt der dinge, phänomene, die das subjekt: Gottfried Wilhelm Leibniz, wahrgenommen(=perzipiert) hatte in den formen ihrer ausdehnung(=raum) und dauer(=zeit). Das problem Leibniz' und seiner nachfolgenden interpretatoren ist, wie die vielfalt der weltdinge in ihrer einheit gedacht werden kann, und wie das eine moment, die monade, sich in der vielfalt entäussert. Leibniz sieht das als eine tatsache in raum und zeit an(f).
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(a)
im kontext das zitat in der übersetzung von Joachim Christian Horn:
"1) DIE MONADE , von der wir hier sprechen wollen, ist nichts anderes als eine einfache Substanz, die in das Zusammengesetzte eintritt; einfach heißt, was ohne Teile ist". (original: "1) LA MONADE dont nous parlerons ici, n'est pas autre chose, qu'une substance simple, qui entre dans les composés; simple, c'est à dire, sans parties".)01).
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(01)
Leibniz,Gottfried_Wilhelm: Monadologie. §1. p.38/39. /bibliographie //==>argument: 2.92.13.   (a)<==//
(b)
Joachim Christian Horn stellt in seinem kommentar zur Monadologie ausdrücklich die ontologie als das fundament der Leibniz'schen metaphysik(01) heraus. Er sagt: "Der mit der <<individuellen Substanz>> oder der Monade genommene Ansatz ist zugleich logisch und ontisch gemeint, d.h. er ist onto-logisch oder logisch-ontologisch"(02). Horn spielt hier mit worten, die eine identität suggerieren, die nicht bestehen kann. Die logik, das soll heissen, die formen des denkens, unterliegen, gedacht als bedingung der kommunikation zwischen dem individuum als ich und seinem genossen, nicht den bedingungen von raum und zeit(03), die ontologie aber ist in seinen phänomenen in keinem fall ohne die vorstellung von raum und zeit denkbar. Folglich ist seine these vom "logisch-ontologischen Identitätsansatz der Monadenlehre"(04) nicht plausibel, weil die monaden, verortet im denken, mit den erscheinungsformen der monaden, verortet in raum und zeit, nicht identisch fallen können. Leibniz hatte keinen zweifel gehabt, dass die phänomene in raum und zeit einerseits mit dem begriff: ratio, unterschieden werden, der, wenn dieser begriff als kriterium für das rationale handeln der subjekte in anspruch genommen werden soll, als begriff andererseits nur auf der argumentebene der logik gehändelt werden kann, den bedingungen von raum und zeit nicht unterworfen(05). Für Leibniz ist die strikte trennung: logik/ontologie, nicht aufhebbar, und die notwendige vermittlung der beiden argumentebenen in seiner person als subjekt bleibt für ihn das problem. In der theorie des zureichenden grundes ist die vermittlung von logik und ontologie in raum und zeit situiert, einerseits, weil die phänomene dem individuum als ich und seinem genossen in den formen der gesetzten kausalitäten präsent sind, andererseits, weil diese kausalitäten nur dann auf ihren zureichenden grund zurückgeführt werden können, wenn die bedingungen der logik als gültig anerkannt sind.
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(01)
die Monadologie ist, auf einen verkürzenden nenner gebracht, die metaphysik Leibniz', seine ethik hat er in der Theodizee expliziert.
(02)
Horn,Joachim Christian: Einleitung (1962), p.26. In: Leibniz,Gottfried_Wilhelm: Monadologie. /bibliographie //==>argument: 2.92.13.
(03)    //==>argument: 2.22.02.
(04)
Horn,Joachim Christian: kommentar zu §8/Monadologie. In: a.a.O. p.51.
(05)    //==>argument: 2.42.04.   (b)<==//
(c)      //==>argument: 2.42.04.   (c)<==//
(d)      //==>anmerkung: (a).     (d)<==//
(e)      //==>anmerkung: (a).     (e)<==//
(f)
im §2 der Monadologie sagt Leibniz: "..., weil es Zusammengesetztes gibt"(01).
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(01)
das zitat im kontext: "2) Et il faut qu'il y ait des sustances simples, puisqu'il y a des composés; car le composé n'est autre chose qu'un amas, ou AGGREGATUM des simples". (In der Übersetzung von Joachim Christian Horn: "2) Und einfache Substanzen muß es geben, weil es Zusammengesetztes gibt; denn das Zusammengesetzte ist nichts anderes als eine Ansammlung oder ein AGGREGAT von einfachen Substanzen")(*1).
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(*1)
Leibniz,Gottfried_Wilhelm: Monadologie. §2. p.38/39. /bibliographie //==>argument: 2.92.13.   (f)<==//         (text)<==//
2.42.04
es steht ausser frage, dass Leibniz die perzeption(a), das ist die wahrnehmung der weltdinge, eingeschlossen der kosmos seiner monaden, nur unter der vorstellung von raum und zeit für gegeben ansieht(b). Leibniz sagt: "<<Ich bleibe bei meiner Behauptung, daß die Ausdehnung eine bloße Abstraktion ist, und daß sie, um erklärt zu werden, etwas verlangt, was ausgedehnt ist>>. Diese Stelle lautet weiter: <<Sie bedarf, genau wie die Dauer, eines Subjekts, auf das sie sich bezieht. Sie setzt weiterhin in diesem Subjekt selbst eine andere, ursprüngliche Eigenschaft - sie setzt eine Qualität, ein Attribut, eine Natur dieses ||(51) Subjekts voraus, die sich ausdehnt ...>>, da es <<im Körper eine ursprünglichere Bestimmung als die Ausdehnung gibt. Diese verhält sich zum Raume etwa wie die Dauer zur Zeit.>>(WW I,S.340ff.)"(c). Mit der zitierten aussage greift Leibniz auf die traditionalen vorstellungen von raum und zeit zurück(d) und diese sind, die aktuelle meinung der tradition aufgreifend(e), in seiner theorie der monaden eingebunden, eine systematische zweideutigkeit schaffend, die die verortung der monade in der vorstellung einer welt zulässt, die, das ist gültig für Leibniz, sowohl natur ist als auch geist. So kann das, was unter dem terminus: monade, gehändelt wird, einerseits als traditionale metaphysik angesehen werden, andererseits als aktuelle physik, in der die dinge der welt blosse elemente sind(f).
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(a)
die funktion der termini: perzeption und apperzeption, im denken Leibniz' wird andernorts erörtert(01).
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(01)   //==>argument: 2.42.05(a)<==//
(b)
Ich muss es bei der behauptung der these belassen, weil die entfaltung einer theorie der begriffe: raum und zeit, nicht der zweck des essays ist(01). Auch werden Leibniz' argumente zu dem weiten feld, was raum und zeit für das individuum als ich sein und bedeuten können, nicht en detail aufgegriffen, weil die fragen nach raum und zeit für die kernfrage des essays, die begründung eines möglichen zureichenden grundes in der funktion des gründenden grundes, in dem horizont verortet sind, der den raum schafft für die argumente, eingeschlossen die zeit.
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(01)
es genügt, wenn Ich auf die einschlägigen stichworte: raum und zeit, im Historischen Wörterbuch der Philosophie(*1) und meine überlegungen zur zeiterfahrung(*2) verweise.
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(*1)
Historisches Wörterbuch der Philosophie. Stichwort: raum, Bd.8. Sp.67-111, und stichwort: zeit, Bd.12. Sp.1186-1262. /bibliographie //==>argument: 2.92.11.
(*2)
//==>INDEX der argumente/stichworte: zeit/begriff und zeiterfahrung(b)<==//
(c)
Ich zitiere Leibniz in der fassung von Joachim Christian Horn(01). Das verfahren des zitierens aus sekundärer quelle ist problematisch, aber es ist zulässig, wenn die entfaltung eines gedankens der zweck des zitats sein soll und der nachweis der philologischen wahrheit des zitats nicht das ziel ist. Das zitat hat für mich die funktion eines kristalisationskerns(02) und entscheidend für mein argument ist nicht die Leibniz'sche raum/zeit-theorie, die eine ist unter den vielen in der historia dieser theorien, sondern entscheidend ist für mich das wissen, dass raum und zeit die bedingung meiner welterkenntnis ist, in der Leibniz' philosophie als ein moment erscheint(03).
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(01)
Leibniz,Gottfried_Wilhelm: Monadologie. §8/Monadologie und kommentar von Joachim Christian Horn. p.49/51. /bibliographie //==>argument: 2.92.13.
Zusatz.
Joachim Christian Horn zitiert, vermittelt durch Herrmann Glockner, aus Leibniz' schrift: Kritik der philosophischen Prinzipien des Malebranche(1711).
(02)    //==>INDEX der argumente/stichwort: kristallisationskern.
(03)
Ich habe keinen grund, an der philologischen richtigkeit des zitattextes zu zweifeln, weil für mein argument nur die verfügbare fassung maassgebend sein kann, auch dann, wenn der text nicht richtig überliefert sein sollte, die mögliche fälschung eingeschlossen. In der reflexion kann aus falschem auch richtiges folgen, weil die relation wahr ist, in der das falsche zitat, zutreffend oder nicht, als ein moment erscheint. In dieser perspektive kann also die fassung des zitats dahingestellt bleiben.    (c)<==//
(d)
in der tradition werden vielfältige begriffe instrumentalisiert, die unter den termini: raum und zeit, gehändelt werden(01). Gut 70 jahre nach Leibniz hat Kant die begriffe: raum und zeit, formuliert, die für seine kritische philosophie maassgeblich sind. Für Kant sind raum und zeit kategorien der ästhetischen wahrnehmung(02). Kein begriff ist für das individuum als ich denkbar, wenn er nicht unter der bedingung von raum und zeit gedacht ist.
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(01)   //==>anmerkung: (b/01).
(02)
Kant sagt: "Vermittels des äußeren Sinnes (einer Eigenschaft unseres Gemüts) stellen wir uns Gegenstände als außer uns, und diese insgesamt im Raume vor ((...)). Der innere Sinn ((...)) gibt zwar keine Anschauung von der Seele selbst, als einem Objekt; ((...)) so, daß alles, was zu inneren Bestimmungen gehört, in Verhältnissen der Zeit vorgestellt wird. Äußerlich kann die Zeit nicht angeschaut werden, so wenig wie der Raum, als etwas in uns. Was sind nun Raum und Zeit? Sind es wirkliche Wesen? Sind es zwar nur Bestimmungen, oder auch Verhältnisse der Dinge, aber doch solche, welche ihnen auch an sich zu- |72 kommen würden, wenn sie auch nicht angeschaut würden, oder sind sie solche, die nur an der Form der Anschauung allein haften, und mithin an der subjektiven Beschaffenheit unseres Gemüts, ohne welche diese Prädikate gar keinem Dinge beigelegt werden können?"(*1).
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(*1)
Kant,Immanuel: Kritik der reinen Vernunft. Transzendentale Ästhetik §2, B37, p.71/72. /bibliographie //==>argument: 2.92.12.  (d)<==//
(e)
Leibniz hatte sich immer wieder mit den begriffen: raum und zeit, auseinandergesetzt, so über die auffassungen von Newton und anderen zeitgenossen im briefwechsel mit S.Clarke, 1715-1716.  (e)<==//
(f)
die antwort mag als unbefriedigend erscheinen, weil offen bleiben muss, was raum und zeit, so redet man in der tradition, an sich sein könnten. Im relationalen argument ist die frage, was der raum und die zeit ihrem wesen nach für sich sind, ohne antwort, weil nicht entscheidbar ist, welche antwort, jede gegebene antwort für sich wahr, im sinn der logik richtig ist. Die vorstellung, dass es einen raum und eine zeit gibt, ist für das individuum als ich die bedingung, dass es sich in seiner welt als individuum, das ein ich ist, wahrnehmen und erkennen kann(01). Mehr kann, wenn das argument den bedingungen der ratio entsprechen soll, über zeit und raum nicht prädiziert werden(02).
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(01)
dies im sinn der begriffe: perzeption und apperzeption(*1).
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(*1)   //==>argument: 2.42.05.
(02)
das ist ein zirkelargument. Für das individuum als ich ist ein ausstieg aus dem zirkelargument nicht möglich, eingeschlossen sein genosse(*1).
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(*1)   //==>argument: 2.22.08.     (f)<==//          (text)<==//
2.42.05
die begriffe, bezeichnet mit den termini: perzeption und apperzeption, unterscheidet Leibniz präzis. Er sagt im §14 der Monadologie: "Der vorübergehende Zustand, welcher eine Vielheit in der Einheit oder in der einfachen Substanz einschliesst und repräsentiert, ist nichts anderes als das, was man PERZEPTION nennt, die man, wie sich in der Folge zeigen wird, von der Apperzeption oder dem Bewußtsein unterscheiden muss"(a). Aus dem gesagten folgere Ich, dass für Leibniz die perzeption das vorgängige sein muss, dem die apperzeption folgt(b). Die differenz mag als marginal erscheinen, sie hat aber für die einschätzung der metaphysik Leibniz' konsequenzen, die nicht unterschätzt werden sollten(c). Die perzeption ist für Leibniz die wahrnehmung der weltdinge in raum und zeit, es ist das physische wahrnehmen der weltdinge, so, wie ein lebewesen die dinge seiner welt wahrnehmen muss, wenn es existieren will. Auf diesem unmittelbar physisch präsenten fundament ist die apperzeption gegründet, mit der das individuum, das ein ich sein will, seine welt mit bewusstsein wahrnimmt(d). Die apperzeption ist der andere modus der welterfahrung, aber, wenn das individuum, das ein ich ist, sich selbst als subjekt erfahren will, dann muss es beide modi in seiner person realisieren(e). Im fortgang des gedankens macht Leibniz deutlich, dass für ihn das problem in der apperzeption verortet ist, und seine weiteren erläuterungen machen das auch hinlänglich klar. Zunächst analysiert er die perzeptionen in ihren verschiedenen formen (§15ff) und stellt fest, dass es ein moment gibt, das über die perzeptionen hinausgeht und auf das perzipierende individuum, das ein ich sein will, zurückverweist(§30). Das perzipierende individuum ist ein ich, das auch an gott denkt(f). Mit dieser feststellung ist der akzent verschoben, und in das zentrum der reflexionen Leibniz' tritt das, was in der tradition der vertraute gegenstand der philosophischen reflexionen ist. Es folgt in §31 und §32 der verweis auf die beiden prinzipien: der satz des widerspruchs und der satz des zureichenden grundes, und findet seinen abschluss in der feststellung, dass gott selbst es sein müsse, der der letzte grund der dinge ist(§38)(g). Diesen gott bestimmt Leibniz im horizont des prinzips vom zureichenden grunde. Es sind apperzeptionen, die als reflexionen des sich selbst als ich bewussten individuums, traditional der mensch als subjekt, dem individuum als ich nur in den formen seiner perzeptionen präsent sein können(h).
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(a)
Leibniz,Gottfried_Wilhelm: Monadologie. §14, p.56,57. /bibliographie //==>argument: 2.92.13.
Zusatz.
Die originale fassung: "14) L'etat passager qui enveloppe et represente une multitude dans l'unité, ou dans la substance simple, n'est autre chose que ce qu'on appelle la PERCEPTION, qu'on doit distingner de l'apperception ou de la conscience, comme il paroîtra dans la suite".       (a)<==//
(b)
die bestimmung der begriffe: perzeption und apperzeption, hat ihren grund, gebracht auf einen kurzen nenner, in der unterscheidung von sinnlicher wahrnehmung und reflektierender erfassung des sinnlich wahrgenommenen im denken. Die perzeption ist auf die sinnliche wahrnehmung der welt(=materie) in raum und zeit begrenzt, im denken(=geist) öffnet die apperzeption die vielfältigen deutungen der sinnlichen wahrnehmungen in den formen der reflektion. Die begriffe schliessen sich einander logisch aus, in den phänomenen ist die trennung nicht immer eindeutig, weil die dialektik der begriffe, vermittelt im individuum als ich, das die dinge der welt denkt und fühlt, nicht entscheidbar, aber darstellbar ist(01).
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(01)   //==>argument: 2.23.06.     (b)<==//
(c)
Ich bin an der historia der begriffe: perzeption und apperzeption,(01) nicht interessiert. Folglich kann Ich ausser betracht lassen, was Descartes zu dem problem: geist und/oder materie, gesagt hatte, ein problem, mit dem das subjekt in der welt konfrontiert ist und an dem sich Leibniz gerieben hatte. Auch ist es nicht erforderlich, die weiteren entfaltungen der begriffe zu verfolgen, die, bezeichnet mit dem terminus: transzendentale apperzeption, als phänomene des deutschen idealismus seltsame blüten getrieben hatten. Leibniz hatte, die begriffe: perzeption und apperzeption, unterscheidend, offenbar pragmatischer argumentiert als es seine nachfolger tun werden, die einen bestimmten terminus zu einer eigenschaft des seins, seinem wesen, aufgeblasen hatten.
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(01)
Ich verweise auf die einschlägigen stichworte im Historischen Wörterbuch der Philosophie(*1) und die passagen, die Leibniz' rolle ín der historia dieser begriffe betreffen(*2).
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(*1)
Historisches Wörterbuch der Philosophie. Stichwort: apperzeption. Bd.1, sp. 448-450, und stichwort: perzeption, Bd.7, sp.382-386. /bibliographie //==>argument: 2.92.11.
(*2)
zum stichwort: apperzeption, a.a.O. sp.449, zum stichwort: perzeption, a.a.O. sp.384.       (c)<==//
(d)
in seinem kommentar zum §14 der Monadologie deutet Joachim Christian Horn diese interpretation zumindest an. Seine formel: ">>Fluß des Bewußtseins<<", offenbar Ludwig Klages zugeordnet, mache Ich mir nicht zu eigen(01).
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(01)
Leibniz,Gottfried_Wilhelm: Monadologie. §14. Kommentar von Joachim Christian Horn, p.57-59. /bibliographie //==>argument: 2.92.13.     (d)<==//
(e)
mit diesem argument ist die geist/materie-dichotomie zumindest relativiert, die von den verfechtern des ontologischen arguments zur kernfrage der existenz des daseienden im sein erklärt ist. Das individuum, das ein ich ist, ist sowohl ein wesen der materie als auch des geistes; erst in der geleisteten verknüpfung, nämlich die perzeption der materie in den formen der apperzeption des geistes, kann es sich als das begreifen, was es sein will, das individuum als ich(01).
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(01)   //==>argument: 2.23.06.     (e)<==//
(f)
Leibniz sagt: "30) Durch die Erkenntnis der notwendigen Wahrheiten und durch deren Abstraktionen werden wir auch zu REFLEXIVEN AKTEN erhoben, die uns an das denken lassen, was man ICH nennt, und die uns dieses oder jenes betrachten lassen, was in uns ist. So denken wir, wenn wir an uns denken, an das Sein (l'Etre), an die Substanz, an das Einfache und an das Zusammengesetzte, an das Immaterielle und an Gott selbst; wenn wir das, was in uns beschränkt ist, in ihm als unbeschränkt begreifen. Diese reflexiven Akte liefern uns die Hauptgegenstände unserer Überlegungen.",(01).
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(01)
a.a.O. §30. p.80-83.
Zusatz.
Der originale text: "30) C'est aussi par la connoissance des verités et par leurs abstractions que nous sommes élevés aux ACTES REFLEXIFS, qui nous font penser à ce qui s'appelle MOY et a considérer que ceci ou cela est en nous: et c'est ainsi qu'en pensent à nous, nous pensons à l'Etre, à la Substance, au simple et au composé, à l'immateriel et à Dieu même; en concevant que ce qui es borné en nous, est en lui sans bornes. Et ces Actes reflexifs fournissent les objects principaux de nous raisonnements."     (f)<==//
(g)
Leibniz sagt: "38) Und daher muss der letzte Grund der Dinge in einer notwendigen Substanz liegen, in welcher die Besonderheit der Veränderungen nur wie in einer Quelle angelegt enthalten ist. Es ist das, was wir GOTT nennen.",(01).
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(01)
a.a.O. §38. p.96-97.
Zusatz.
Der originale text: "38) Et c'est ainsi que la dernière raison des choses doit être dans une substance necessaire, dans laquelle le detail des changements ne soit qu'eminemment, comme dans la source: et c'est ce nous appellons DIEU."       (g)<==//
(h)
die weiteren details der Leibniz'schen lehre werden beiseite gelassen(01), weil sie als mögliche perspektiven interpretiert werden können, die neue felder der debatte öffnen.
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(01)
den §38 der Monadologie habe Ich in einer anderen perspektive andernsorts reflektiert(*1).
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(*1)
Richter,Ulrich: Kein gott - der schöpfer seines selbst ist das individuum als ich. 019:schöpfung. /bibliographie //==>argument: 2.92.19.       (h)<==//          (text)<==//
2.42.06
die thesen über den begriff: monade, lese Ich als die metaphysik Leibniz'(a). In den paragraphen: 1-90, entwirft Leibniz die merkmale, die die welt als das ganze in seinen teilen enthalten soll, wenn über die welt als bedingung der humanen existenz gesprochen werden muss. Insofern ist Leibniz ein teil der tradition(b). Prima vista bietet der text der Monadologie nichts neues an, secunda vista aber ist die entfaltung des problems, die idee eines zureichenden grundes in der funktion des gründenden grundes, das argument, mit dem Leibniz das problem der tradition, das ontologische argument, in eine veränderte perspektive stellt. Die unbefragte gewissheit in frage stellend, der quellgrund alles seienden sei das sein, hat Leibniz das denkende subjekt(c) in den fokus seiner reflexionen gestellt, mit der konsequenz, dass der traditionale begriff: das sein, neu zu entfalten ist. Der schlüssel, mit dem Leibniz die neue perspektive auf die welt öffnete, ist die these, alles, was ist, habe seinen zureichenden grund. Konträr dem traditionalen glauben, das sein genüge sich selbst(d), verlangt die erfahrung des individuums als ich, sein genosse eingeschlossen, dass alle dinge der welt in einem netz von kausalitäten eingefangen sind. D'accord, aber die fixierung des gründenden grundes, durch den das netz der kausalitäten bestand hat, kann allein das individuum als ich leisten, aus sich selbst schöpfend(=individueller impuls). In diesem sinn ist das Leibniz'sche projekt: zureichender grund, die selbstsetzung des individuums, das ein ich sein will und dieses auch ist.
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(a)
es ist üblich, wenn von metaphysik gesprochen wird, auf Aristoteles zurückzublicken. Aristoteles, in der antike der denker der natur, hatte das problem gesehen, dass es nicht genügen könne, die welt in ihrem ontischen dasein zu beschreiben, es sei auch notwendig, über das hinauszugehen, was dem subjekt, verfügbar in raum und zeit in den teilen, in seinem denken präsent ist, als das ganze der welt erscheinend. Das reflektierende subjekt weiss, dass es, ein ding der welt im blick habend, einen teil des ganzen verfügbar hat, aber es muss das ganze(=seine welt) als das_ganze verfügbar haben, wenn es sich des verfügbaren teils sicher sein will(01). Diese von Aristoteles aufgeworfene grundfrage wiederholt Leibniz mit seiner rede von der monade als "einfacher Substanz", die "ohne Teile sei"(02), seine rede mit dem verweis auf "unser glück"(03) abschliessend.
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(01)
Aristoteles erörtert die dialektik von teil und ganzen mit den termini: allgemeines und besonderes. Er sagt, "die Erfahrung ((sei)) die Erkenntnis des Einzelnen, die Kunst ((die)) des Allgemeinen"(*1). Der kern des arguments Aristoteles' ist die differenz, die zwischen dem allgemeinen und dem besonderen, teil und ganzem, behauptet werden muss, wenn von einer erkentnis (über die weltdinge) gesprochen werden soll. Es könne nicht genügen, das eine blooss zu behaupten, das "Daß"(*2) , ohne das jeweils andere, das "Warum"(*2), mit im blick zu haben(*3).
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(*1)
Aristoteles: Metaphysik, 981a, I/1. p.5. /bibliographie //==>argument: 2.92.01.
(*2)
das zitat im kontext: "Denn die Erfahrenen kennen nur das Daß, aber nicht das Warum; jene(+1) aber kennen das Warum und die Ursache"(+2).
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(+1)
damit sind die wissenden gemeint, oder wie es im folgenden satz heisst: "die leitenden Künstler".
(+2)   a.a.O. p.7.
(*3)
die vermutung liegt nahe, dass in dieser interpretation des denkens von Aristoteles bereits der kern enthalten ist für das, was Ich mit dem terminus: der trialektische modus, bezeichne. Davon soll hier keine rede sein, weil das denken des Aristoteles, soweit es in den dokumenten der historia überliefert ist, nicht das enthalten sein kann, was in der historia der rezeption dieses denkens diesem post festum beigelegt werden kann. Die struktur der menschlichen erkenntnis war zu Aristoteles zeiten die gleiche wie sie heute den menschen verfügbar ist, diese struktur wurde aber in den historischen epochen unterscheidbar beschrieben. Aristoteles kommt das verdienst zu, auf die struktur des denkens, soweit bekannt, als erster hingewiesen zu haben und diesen hinweis greife Ich auf, um das problem der erkenntnis in meiner gegenwart verstehen zu können.   (a/01)<==//
(02)
Leibniz:G.W.: Monadologie. §1. /bibliographie //==>argument: 2.92.13.   (a/02)<==//
(03)
a.a.O. §90.      (a/03)<==//      (a)<==//
(b)
es ist, um Leibniz zu "retten", ein untauglicher versuch, ihn als denker ausserhalb der tradition darzustellen. Weder ist die behauptung bestreitbar, dass Leibniz in seiner tradition verankert gewesen war, noch hatte Leibniz selbst das bedürfnis gehabt, diese tradition sprengen zu wollen, gleichwohl in der perspektive der historia der gedanke nachvollziehbar ist, dass Leibniz' perspektive auf das denken seiner zeit die traditionalisten in ihren gewohnheiten in unruhe versetzt hatte; denn die idee, gott sei der schöpfer der welt gewesen, ist für seine zeitgenossen fraglos gültig. Dieser idee implizit ist die folgerung, dass gott in seiner schöpfungstat genau das gesetzt haben muss, was Leibniz mit dem terminus: zureichender grund, in das zentrum der debatten über die schöpfung gottes gestellt hatte. Es ist, das problem de facto verdoppelnd, die alte problemlage, die neu zu reflektieren war, wenn das programm der aufklärung verwirklicht werden soll, die welt rational zu gestalten.     (b)<==//
(c)
für den terminus: subjekt, gebrauche Ich den terminus: das individuum als ich. Der begriff, bezeichnet mit den termini: subjekt und/oder individiduum als ich, gedacht von dem individuum als ich, das den terminus verwendet, unterscheidet sich in den grundlegenden annahmen nicht von den begriffen, die in der tradition mit diesen termini verknüpft werden(*1).
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(*1)
andernorts habe Ich diese differenz erörtert(+1).
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(+1)   //==>INDEX der argumente/stichwort: individuum als ich.  (c)<==//
(d)
die behauptung, dass die monade "ohne Teile"(01) sei, entspricht dem denken der tradition(02). Diese behauptung ist aber logisch nicht vereinbar mit der behauptung, dass es einen zureichenden grund geben müsse. Zwar kann Leibniz das prinzip des zureichenden grundes theoretisch postulieren, aber faktisch nicht beweisen(03).
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(01)
die formel: ohne teile, verweist auf die atomlehre der griechischen antike: das atomos ist das nicht teilbare.     (d/01)<==//
(02)
mit der behauptung, dass es etwas gebe, das ohne teile sei, ist das argument in ein zwielicht gestellt, dass die monaden die "wahren Atome der Natur"(*1) seien; denn das, was ohne teile sein muss, das kann in raum und zeit nur als ein ganzes vorgestellt werden, der begriff: das ganze, aber impliziert, dass es aus teilen zusammengesetzt sein müsse(*2). Das problem der tradition ist weiterhin ungeklärt. So schlagen sich die atomphysiker der moderne mit dem problem der teilbarkeit der kleinsten teilchen herum. Man weiss, dass die atome teilbar sind, aber was sind dann die letzten elemente, die wirklich nicht mehr teilbar sein können? Hier kommt die überlegung des Cusanus ins spiel, der vom kleinsten und grössten gesprochen hatte, die in der koinzidenz zusammenfallen müssen. Aber diese idee ist ein trugschluss(*3). Auch das kleinste ding der welt ist noch einmal teilbar, theoretisch, auch dann, wenn die teilung praktisch nicht mehr vollzogen werden kann. Das, was derzeit behauptend festgestellt wird, das ist in der zeitgenössischen atomwissenschaft der versuch, den prozess der teilung in den grenzen des technisch möglichen pragmatisch weiter auszudehnen, ein unterfangen, dessen realisation durch die theorie verneint ist. Das individuum als ich kann sich in raum und zeit immer nur in den grenzen einrichten, die es selbst gesetzt hat oder die durch die natur(*4) ihm gesetzt sind.
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(*1)    a.a.O. §3.
(*2)
diese schwierigkeit hatte Leibniz gesehen, wenn er in §6 statuiert, dass "die Monaden nur auf einen Schlag zu beginnen und zu enden vermögen". Warum?, so ist zu fragen, und Leibniz antwortet sogleich: "sie können nur durch Schöpfung beginnen und durch Annullierung aufhören"(+1). Sein argument greift auf das zurück, was das argument erklären soll - Ich rede nicht von einem zirkelschluss, der Leibniz vorzuwerfen sei, sondern Ich rede vom zirkelargument, dem Leibniz nicht entkommen kann(+2).
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(+1)   a.a.O. p.43.
(+2)   //==>argument: 2.22.08.
(*3)    //==>argument: 1.2.4.2.
(*4)
Ich gebrauche hier den terminus der tradition: natur, davon ist abzugrenzen, was Ich mit dem terminus: NATUR, bezeichne. Dazu mehr andernorts(+1).
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(+1)
zum ersten: Richter,Ulrich: Intramundum/extramundum. 018:grenzeII. /bibliographie //==>argument: 2.92.19.
Zum zweiten: //==>INDEX der argumente/stichwort: zeichen:_NATUR.   (d/02)<==//
(03)
Ich will von einem säkularen gottesbeweis reden. Die atomphysiker, die astrophysiker eingeschlossen, reden wie die theologen; sie glauben an die mechanik des himmels und meinen, ihren geglaubten gott(=das sein/das universum) beweisen zu können, indem sie sich eines mittels bedienen, das im ganzen des universums, des seins und der schöpfung gottes nur ein teil ist, aber in keinem fall das_ganze sein kann. Der gedanke ist in raum und zeit zwar denkbar, aber logisch nicht widerspruchsfrei möglich(*1).
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(*1)
in der explikation seines gedankens, beginnend mit der monade, die fensterlos(§7) und ohne teile(§1) ist, endend mit dem glück des subjekts(§90), das den gedanken: monade, denkt, macht Leibniz zwei prinzipien der rationalität geltend(§§31/32), mit denen das subjekt seine existenz in raum und zeit ordnet und regelt, zum ersten die logik, zum zweiten die ontologie(+1).
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(+1)
das prinzip des zureichenden grundes ist nur in der ontologie verortbar, nicht in der logik.     (d/03)<==//           (d)<==//       (text)<==//
2.42.07
Leibniz' Theodizee setzt die metaphysik der Monadologie voraus(a). Die frage nach dem guten/bösen in der schöpfung gottes ist nur dann möglich, wenn diese schöpfung vorausgesetzt ist, dessen erfahrung, die perception(b), unter der bedingung eines zureichenden grundes möglich ist. Das faktum der schöpfung gottes ist mithin vorausgesetzt, mit der konsequenz, dass es in der welt logisch nicht zulässig sein kann, aus der causa: schöpfung gottes, auf das gute/das böse als phänomene zu schliessen. In der perspektive des ontologischen arguments ist das böse und/oder das gute einerseits identisch mit dem sein, andererseits kann aber das wahrnehmende und apperzipierende individuum als ich das gute/das böse nur in den formen seines daseins gegenwärtig haben. Die frage, woher nun das gute/böse in der welt komme, bleibt mithin ohne abschliessende antwort, und damit ist dem gläubigen glaubenden und dem wissenden gläubigen die frage weiter offen, woher das böse in der welt komme, weil der schöpfergott nur das gute gewollt habe. In der Theodizee hat Leibniz ein altes problem der theologen aufgegriffen, indem er als philosoph eine antwort versucht, die kompatibel ist sowohl mit der logik als auch mit den erfahrungen des individuums als ich. Nicht bestreitbar ist das faktum, dass es gut und böse in der welt gibt, auch ist nicht zu bestreiten, dass es gründe gibt, das eine oder das andere jeweils als böse oder als gut einzuschätzen. Diese gründe können vernünftig sein oder auch nicht, aber immer ist es ausweisbar, dass der letztgenannte grund als zureichender grund nicht der gründende grund sein kann. Diese aporie löst Leibniz auf mit der these von der prästablisierten harmonie, in der der gott, der die welt geschaffen habe, auch das böse und das gute habe schaffen müssen, damit seine geschöpfe autonom wählen können zwischen dem guten und dem bösen, so ihre freiheit behauptend, weil, im modus der gesetzten kausalitäten, jeder, für sich absolut gültig, den zureichenden grund setzen kann, der die unterscheidung: gut oder böse, trägt. Leibniz hat mit seiner frage nach dem zureichenden grund für das gute und das böse in der weltordnung gottes dem menschen als geschöpfe des EINEN geglaubten gottes den raum geöffnet, in dem sich das individuum als ich autonom für das eine oder das andere entscheiden kann, diese entscheidung, für das individuum als ich absolut gültig, mit gründen rechtfertigend(c). In seiner wahl, raum und zeit unterliegend, hat das individuum als ich sich selbst der kausalität des zureichenden grundes unterstellt und zugleich mit der setzung dieses grundes ist es dem individuum als ich möglich, im moment der gelebten gegenwart die anforderungen zu gestalten, wenn es sich für die eine möglichkeit(=das gute) oder die andere möglichkeit(=das böse) entscheidet, für sich den raum seiner bürgerlichen freiheiten öffnend. Die frage nach dem subjekt, das die wahl zwischen böse und gut vornehmen kann, ist dem argument Leibniz' implizit, mit der folge, dass die aporie der theorie immer eine lösung in der praxis hat, die gegenstand einer neuen frage nach der unterscheidung von gut und böse sein wird.
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(a)
die historia der entstehung der beiden schriften, folglich auch der beschreibbare zusammenhang der beiden texte, ist hier nicht nachzuzeichen, das ist die aufgabe der philologen.     (a)<==//
(b)
Leibniz unterscheidet strikt zwischen perception und apperception(01). In raum und zeit ist die perception im sinn der physischen wahrnehmung eines anderen weltdinges das fundament, auf dem die apperzeption gegründet ist, die mit dem bewusstsein(=selbstbewusstsein) des subjekts verknüpft wird(02). Das problem ist die apperzeption, in der die sinnliche wahrnehmung und die verknüpfungen dieser wahrnehmungen im denken eine nichtabschliessbare mesalliance sind.
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(01)   //==>argument: 2.42.05.
(02)   Leibniz,G.W.: Monadologie, §14. /bibliographie //==>argument: 2.92.13.   (b)<==//
(c)
es liegt auf der hand, an dieser stelle auf das problem zu verweisen, das im sündenfallmythos das thema ist. Manifest ist die schuld Adam's und Eva's in dem moment, wo sie sie sich vor gott rechtfertigen müssen, warum sie die frucht vom verbotenen baum gepflückt und gegessen haben. Das schema der unterscheidung von gut und böse ist eindeutig, gegründet in der freiheit der wahl, die einerseits freiheit gewährt, die andererseits die bindung an die betätigte freiheit impliziert(01).
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(01)   //==>argument: 2.82.16.      (c)<==//          (text)<==//
2.42.08
es genügt, auf die realität der gegenwärtigen welt zu blicken - schon immer hatten die parteien der gewalt(a) sich darauf berufen, ihr gott vertrete die sache der guten. Die sich selbst fortzeugende gewalt(b) war und ist das resultat dieser politik, belegt mit den dokumenten der historia.

Der von den konfliktparteien angerufene gott, bezeichnet mit dem namen des EINEN gottes, ist parteiisch, der in seiner allmacht, so sagt man, mit seinen nicht ergründbaren gründen gut und böse verteilt - al gusto; denn seine gläubigen, zyniker par excellance(c), wissen, dass der angebetete gott, geurteilt in der perspektive des gegners, degradiert zum feind, der leibhaftige teufel ist. Diese zweideutigkeit, fixiert im gegensatz von gut und böse(d), ist den vorstellungen von dem EINEN gott immanent und kann aus den gemalten bildern gottes, solange an diesen bildern festgehalten wird, nicht entfernt werden. In das kalkül, das gemalte bild gottes, ist die überlegung einzubeziehen, dass das individuum als ich und sein genosse es sind, die einerseits diesen gott sich vorstellen, und die andererseits verantwortlich sind für das, was sie sich als ihren gott konkret vorstellen. Die doppelfunktion des gottes ist im schema: gut/böse, das fundament, auf dem der genosse und das individuum als ich sich gegenseitig als feind denunzieren und im namen des jeweils geglaubten gottes das grauen prolongieren, das sie beklagen. Seine schuld, die folge der entscheidung zwischen gut und böse, kann das individuum als ich nicht dem genossen aufbürden, weil dieser, wie das individuum als ich, sich selbst behauptend, mit seiner schuld antwortet. Das wechselseitige zuschieben der schuld bindet jede handlung des genossen und des individuums als ich ein in einem kreislauf von schuld und sühne, aus dem es kein entrinnen geben kann, es sei, der genosse und das individuum als ich zerbrechen entschlossen diesen kreis gegenläufiger zuweisungen, jeder für sich handelnd. Was könnten die mittel sein und was sind ihre folgen? Die idee der vollendung, Hegel's antwort, scheidet aus. Die antwort des Cusanus, in der koinzidenz aller ereignisse eine entschuldigung zu haben, ist ein nicht_einlösbares versprechen. Die von Leibniz aufgeworfene these, alles, auch die hoffnung auf frieden, habe seinen zureichenden grund, kann in der antwort Kant's verortet werden, weil das postulat, den kreis von gut/böse durchbrechend, allein vom individuum als ich, sein genosse eingeschlossen, formuliert werden kann. Das postulat aber, den kreis der gewalt, gut und böse einander verschränkend, zu durchbrechen, kann das individuum als ich nur dann formulieren, wenn es, es selbst verantwortend, das postulat in angemessenen handlungen auch durchsetzt, den genossen einbindend, der für sein handeln verantwortlich ist. Auf dem weg seiend, das ist die mögliche antwort.
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(a)

in der tradition wird auch der terminus: kriegsparteien, gebraucht. Der terminus: krieg, aber evoziert bestimmte assoziationen, mit denen das, was in den konfliktzonen der welt heute sich ereignet, nicht mehr zureichend erfasst werden kann, geblieben aber ist der schrecken vor der gewalt, der in vergangenheit und gegenwart nicht teilbar ist.    (a)<==//
(b)
die formel ist angelehnt an ein wort Friedrich Schiller's, der Octavio, den vater seines helden: Max Piccolomini, sagen lässt: "Das eben ist der Fluch der bösen Tat, Daß sie, fortzeugend, immer Böses muß gebären."(01)
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(01)
Schiller,Friedrich: Wallenstein. Die Piccolomi. 5.Akt. 1.Szene. Vers: 1452-1453, p.398. /bibliographie //==>argument: 2.92.21.    (b)<==//
(c)
die bilder sind bekannt, auf denen geistliche in groser pose gezeigt werden, die in namen des angerufenen gottes die waffen segnen, mittel der gewalt, mit denen der feind totgeschlagen werden soll, zum ruhme des EINEN gottes, der EINE gott, zu dem die feinde das gleiche theater inszenieren.      (c)<==//
(d)
es sollte beachtet werden, dass Ich nur von dem gegensatz: gut und/oder böse, sprechen kann, weil es inkorrekt ist, von einem widerspruch zu sprechen(01). Auf der argumentebene der logik ist etwas entweder gut oder böse - tertium non datur(02). In raum und zeit kann diese regel der logik nicht beseitigt werden, gleichwohl der genosse und das individuum als ich gefordert sind, diese regel in raum und zeit gestaltend anzuwenden. Die gegenwart, real im moment der gelebten gegenwart, jeder moment für sich, kann kein widerspruch sein, aber zu dem jeweils anderen moment ist jeder moment ein gegensatz, ein factum der vergangenheit, und die bestimmung dieses gegensatzes ist im horizont des logischen axioms vom widerspruch als differenz zu gestalten, im guten und/oder im bösen.
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(01)
auf die doktrin der manichäer ist hinzuweisen, die mit den termini: gut und böse, substanzen bezeichnen, die in der formel des EINEN gottes als identisch gedacht werden(*1).
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(*1)
das problem des manichäismus muss hier nicht en detail erörtert werden.
(02)
das 3.axiom der logik kann auch dann nicht kaschiert werden, wenn auf die respektable doktrin der coincidentia oppositorum verwiesen wird. Die ontologie und die logik kann das individuum als ich mit seinem genossen nur auf den differenten argumentebenen der begriffe und der phänomene rational diskutieren.       (d)<==//            (text)<==//
2.42.09
das zitat im kontext(a).
"1) DIE MONADE , von der wir hier sprechen wollen, ist nichts anderes als eine einfache Substanz, die in das Zusammengesetzte eintritt; einfach heißt, was ohne Teile ist". (original: "1) LA MONADE dont nous parlerons ici, n'est pas autre chose, qu'une substance simple, qui entre dans les composés; simple, c'est à dire, sans parties".)(b).
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(a)      //==>argument: 2.42.03/(a).
(b)
Leibniz,Gottfried_Wilhelm: Monadologie. §1. p.38/39. /bibliographie //==>argument: 2.92.13.     (text)<==//
2.42.10
das zitat im kontext.
"2) Und einfache Substanzen muß es geben, weil es Zusammengesetztes gibt; denn das Zusammengesetzte ist nichts anderes als eine Ansammlung oder ein AGGREGAT von einfachen Substanzen".
(Original: "2) Et il faut qu'il y ait des sustances simples, puisqu'il y a des composés; car le composé n'est autre chose qu'un amas, ou AGGREGATUM des simples".(a).
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(a)
Leibniz,Gottfried_Wilhelm: Monadologie. §2. p.38/39. /bibliographie //==>argument: 2.92.13.
Zusatz.
Leibniz' erklärung in §3 muss hinzugezogen werden. Mit dem satz: "Und diese Monaden sind die wahren Atome der Natur; sie sind mit einem Wort die Elemente der Dinge"(01) knüpft Leibniz unmittelbar an der tradition an und entwickelt seine metaphysik strikt im horizont der metaphysik der alten. Es bleibt aber eine zweideutigkeit, die Leibniz in der Monadologie nicht aufklärt, nämlich die trennung von geist und materie, die die metaphysik der tradition dominiert. Leibniz changiert zwischen den möglichen polen der welterfahrung, die unter den bedingungen von raum und zeit nicht abschliessend bestimmbar sind. Seine monaden sind sowohl geist als auch materie, aber in dieser unentschiedenheit ist die dialektik vom ganzen und den teilen, den teilen und dem ganzen, nicht eindeutig bestimmbar, und das individuum als ich, bestimmt in der perspektive Leibniz' als monade, ist sowohl in der natur(=materie) als auch in der kultur(=geist) verortet. Diese zweideutigkeit ist kein mangel der theorie Leibniz', sie ist der anreiz, das projekt: zureichender grund, als fundament der rationalität des handelns weiter zu reflektieren. Mehr als diesen anreiz kann der philosoph seinen nachlebenden nicht überlassen ... .
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(01)   a.a.O. p.40/41.      (text)<==//
2.42.11
das zitat im kontext.
"14) Der vorübergehende Zustand, welcher eine Vielheit in der Einheit oder in der einfachen Substanz einschliesst und repräsentiert, ist nichts anderes als das, was man PERZEPTION nennt, die man, wie sich in der Folge zeigen wird, von der Apperzeption oder dem Bewußtsein unterscheiden muss. ... .
(Original: "14) L'etat passager qui enveloppe et represente une multitude dans l'unité, ou dans la substance simple, n'est autre chose que ce qu'on appelle la PERCEPTION, qu'on doit distingner de l'apperception ou de la conscience, comme il paroîtra dans la suite". ... .(a),(b),(c).
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(a)
der exkurs auf die "Cartesianer" ist ausgelassen.
(b)      //==>argument: 2.42.05.
(c)
Leibniz:G.W.: Monadologie. §14. p.56/57. /bibliographie //==>argument: 2.92.13.       (text)<==//
2.42.12
die zitate im kontext.
"31) Unsere Überlegungen sind auf ZWEI GROSSE PRINZIPIEN gegründet; AUF DEM DES WIDERSPRUCHS, kraft dessen wir als FALSCH beurteilen, was einen Widerspruch einschließt, und als WAHR, was einem solchen entgegengesetzt ist oder, was dem Falschen kontradiktorisch gegenübersteht.

32) Und auf DAS DES ZUREICHENDEN GRUNDES, kraft dessen wir als übereinstimmend ansehen (considérons), daß keine Tatsache sich als wahr oder existierend und keine Aussage sich als wahrhaft erweisen kann, ohne daß es dafür einen zureichenden Grund gibt, daß es so ist und nicht anders - wenngleich uns diese Gründe meistens nicht bekannt sein können"(a).

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(a)
Leibniz,Gottfried Wilhelm: Monadologie. p.85. /bibliographie //==>argument: 2.92.13.     (text)<==//
2.42.13
das, was die wahrheit ist, das ist bei Leibniz eine aufzählung der termini, mit denen, gemäss der tradtion, das umkreist wird, was die wahrheit sein soll. Leibniz orientiert sich an dem, was die mathematiker und philosophen seiner zeit praktiziert hatten, um auf dem fundament der rationalität die erkenntnis der weltdinge zu gründen. Die wahrheit(a) wird einmal unterschieden in die wahrheiten des verstandesgebrauches und der tatsachen(b), zum anderen werden die wahrheiten in regeln fixiert, die als axiome, postulate(c) und ideen gehändelt werden, die als "ursprüngliche prinzipien"(d) weder definiert werden können noch beweisbar sind. Diese wahrheiten sind in den formen des wissens begründet, aber es bleibt offen, was die gründe dieser wahrheiten sind oder sein müssen.
---
(a)
Leibniz' begriff der wahrheit fällt zusammen mit dem, was die ontologen der tradition als wahrheit gedacht hatten. Die these ist leitend, dass die wahrheit ein konstitutives moment des seins sei, mit der konsequenz, dass diese wahrheiten in den formen der daseienden dinge wahrgenommen(=perzipiert) werden(01). In diesem begriff der wahrheit ist der logische schluss eingebunden, dessen schema die wahrheit des schlusses sichert, nicht aber die wahrheiten der prämissen(02).
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(01)
diesen aspekt der traditionalen wahrheitsbegriffe hat Heidegger aufgegriffen und die wahrheit der weltdinge als eine erscheinende wahrheit bestimmt(*1). Als wahrheit, die erscheint und die allein im erscheinen wahrheit sein kann, ist Heidegger's bestimmung der wahrheit plausibel, aber in seinen darlegungen muss Heidegger offen lassen, was der grund ist (oder sein könne), nämlich, warum in den dingen der welt, den daseienden, die wahrheit erscheinen müsse. Die wahrheit, gefasst als ein ontisches subjekt, also ein falsches subjekt, kann nicht erscheinen, allein das individuum als ich legt in raum und zeit fest, welche wahrheit in den dingen der welt manifest werden soll(*2).
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(*1)
Heidegger's begriff: wahrheit, ist in diesem essay kein thema, darum unterlasse Ich es, dieses spezielle problem der metaphysik Heidegger's hier weiter zu erörtern.
(*2)
Richter,Ulrich: Der weltgeist Hegel's ... . 015:weltgeist. /bibliographie //==>argument: 2.92.19. (a/01)<==//
(02)
die prämissen eines schlusses sind wahr(=setzung durch ein individuum als ich), das problem aber, ob die behauptete wahrheit der prämissen in ihrer setzung durch das schliessende subjekt richtig sind oder nicht, das kann das individuum als ich allein mit der unterscheidung: richtig/falsch, bewerkstelligen(*1). Der schluss eines syllogismus ist entweder richtig oder falsch - tertium non datur. In der logik kann es nur richtige/falsche schlüsse geben, von den wahren schlüssen reden nur die ideologen.
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(*1)
andernorts mehr zu den unterscheidungen: wahr/falsch und richtig/falsch(+1).
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(+1)
//==>INDEX der argumente/stichwort: richtig/falsch. und:
//==>INDEX der begriffe/stichworte: "falschrichtigrichtig/falschunwahrwahr" .     (a/02)<==//           (a)<==//
(b)
Leibniz,G.W.: Monadologie. §33. p.89. /bibliographie //==>argument: 2.92.13.    (b)<==//
(c)
a.a.O. §34. p.91.
Zusatz.
//==>argument: 2.42.16/(a).    (c)<==//
(d)
Das zitat im kontext(01).
"35) Schließlich gibt es einfache Ideen, von denen man keine Definitionen mehr geben kann, ferner Axiome, Postulate oder mit einem Wort URSPRÜNGLICHE PRINZIPIEN, die nicht bewiesen werden können und dies auch nicht nötig haben. Es sind das die IDENTISCHEN AUSSAGEN (ÉNONCIATIONS), deren Gegenteil eine ausdrückliche Kontradiktion enthält"(02).
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(01)   //==>argument: 2.42.16/(a).     (d/01)<==//
(02)
a.a.O. §35. p.90/91.
Zusatz.
Leibniz gebraucht in §35 eine formulierung, die auf Cusanus zu verweisen scheint. Der terminus: ursprüngliche prinzipien, deutet eine ähnlichkeit an mit der idee der coincidentia oppositorum. Leibniz statuiert, dass die ursprünglichen prinzipien identische aussagen(=énconciations identiques) seien, deren gegenteil eine ausdrückliche kontradiktion enthalte. Bemerkenswert ist Joachim Christian Horn's komentierende feststellung, dass die urprünglichen prinztipien auch eine "ontologische Geltung" hätten(*1). Es ist also möglich, dass Leibniz seine metaphysik, entfaltet in der Monodologie, im horizont der Cusanischen koinzidenzlehre entwickelt hat(*2). Das ist ein detail, das den zweck nicht befördern kann, den Ich verfolge.
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(*1)
a.a.O. p.93.
Zusatz.
Joachim Christian Horn meint, dass der monadenlehre Leibniz' ein "logisch-ontologische(r) Doppelansatz"(=identitätsansatz) zugrunde läge(+1).
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(+1)   a.a.O. p.29 und passim.
(*2)
Stefan Meier-Oeser hat dargelegt, dass Leibniz die philosophie des Cusanus nur indirekt, vermittelt durch die zeitgenössische rezeption des Nikolaus von Kues, gekannt habe. Die details dieser rezeption sind über das namensregister erschliessbar(+1).
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(+1)
Meier-Oeser,Stefan: Die Präsenz des Vergessenen. /bibliographie //==>argument: 2.92.17.      (d/02)<==//         (d)<==//          (text)<==//
2.42.14
Leibniz hatte mit seiner theorie des zureichenden grundes viele gründe im blick, mit denen das individuum als ich im vollzug seiner existenz konfrontiert ist(a). Der gesamte bereich der natur ist voll mit diesen gründen, den kleinen und den grossen weltdingen, mit denen das individuum als ich seine existenz bewältigt, aber alle diese weltdinge, gebraucht in der funktion eines zureichenden grundes, haben einen brennpunkt gemeinsam, der die weltdinge in einem finalgrund vereinigt(b). Dieser finale grund kann das ziel der existenz(=telos) sein oder ihr ausgangspunkt(=arché). Mit diesem gedanken umfasst Leibniz die ganze tradition, die die welt als schöpfung gottes(=der anfang/die arché) interpretiert, die auf das vorgegebene ziel(=telos) sich entwickelt(=entelechie) und die im ziel sich vollendet haben wird. Im ursprung ist das vorgegeben, was im resultat erscheint(c). Konsequent bezeichnet Leibniz den finalgrund mit dem terminus: gott,(d), seinen gedanken präzisierend, dass es nur einen gott geben könne und dieser (EINE) gott genüge(e). Mit der feststellung, gott sei der zureichende grund, beginnt das problem, weil das individuum als ich, den zureichenden grund setzend, den begriff: gott, in das zentrum seiner reflexionen gerückt hat, die frage provozierend, wer der gott sei - über die antworten aber, möglich oder nicht, sind sich weder die theologen einig, noch die philosophen, und jeder gläubige hat seinen gott.
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(a)
es ist anzumerken, dass Leibniz die ganze skala der kontingenten wahrheiten, die als zureichende gründe gehändelt werden, mit dem abgrenzenden, zugleich einschliessenden wort: aber, einführt. Er sagt: "Aber der ZUREICHENDE GRUND muß sich auch in den KONTINGENTEN ODER TATSACHENWAHRHEITEN finden; d.h. in der Folge der Dinge, die durch das Universum der Geschöpfe verstreut sind"(01).
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(01)   Leibniz,G.W.: Monadologie. §36. p.93. /bibliographie //==>argument: 2.92.13.      (a)<==//
(b)
a.a.O. §36.
Zusatz.
Joachim Christian Horn weist im kommentar darauf hin, dass es in §36 übersetzungsprobleme gegeben habe(01). Das ist der fall, wenn Ich seine übersetzung mit dem originalen text vergleiche. Horn übersetzt: ", die sich in dem Finalgrund vereinigen". Der originale französiche text lautet: "qui entrent dans la cause finale". Gemäss wörterbuch wird das wort: entrer, mit den wörtern: eintreten und hineingehen, übersetzt. Es ist nur eine nuance in der deutung, aber diese scheint mir den kern des Leibniz'schen gedankens eindeutiger fassen. Es geht um die aktivität der lebewesen(02), die auf das hinstreben(03), das für sie ein letzter grund(=la cause finale) sein kann.
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(01)    a.a.O. p.93.
(02)    a.a.O. §52. p.115/117.
(03)
Leibniz spricht von der entelechie der individuen(*1).
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(*1)   a.a.O. §70. p.145.      (b)<==//
(c)
die ähnlichkeit des Leibniz'schen gedankens mit der Cusanischen idee der coincidentia oppositorum ist frappierend, aber das ist interpretation, die, für sich, nicht die wahrheit ist, die aber den weg weisen kann.      (c)<==//
(d)
a.a.O. §38. p.97.
Zusatz.
Andernorts habe Ich diese aussage en detail reflektiert(01).
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(01)
Richter,Ulrich: Kein gott - der schöpfer seines selbst ist das individuum als ich. Die 38.these der Monadologie im horizont des relationalen arguments. 019:schöpfung./bibliographie //==>argument: 2.92.19.      (d)<==//
(e)
Leibniz,G.W.: Monadologie. §39. p.99. /bibliographie //==>argument: 2.92.13.        (e)<==//           (text)<==//
2.42.15
in der explikation seiner metaphysik, entfaltet in der Monadologie, geht Leibniz prima vista nicht über das hinaus(a), was in seiner zeit über die metaphysik gedacht worden war, secunda vista aber hat Leibniz mit seiner these vom zureichenden grund einerseits die grundfrage nach der humanen existenz auf eine zureichende antwort eingekreist, eine antwort, die andererseits neue fragen aufwirft, die wieder eine antwort verlangen. Der interpret der philosophie Leibniz' ist also gefordert, für sich gültig, zu antworten, einerseits Leibniz und seine lehre im blick habend, andererseits sich selbst in den blick nehmend, weil er es ist, der auf die frage antwortet, eine antwort, die allein für ihn gültig ist, die aber von seinem genossen geteilt oder verworfen werden kann.

Mein blick auf Leibniz' metaphysik ist in den thesen von Cusanus und Hegel gespiegelt(b).
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(a)

die details der metaphysik Leibniz', ausgebreitet in den §§40-90 der Monadologie, kann Ich überschlagen, weil sie für das problem der metaphysik, das Ich proponiere, nachrangig sind. Leibniz' detaillierte erwägungen sind historisch von interesse, aber sie taugen wenig für die systematische reflexion des problems, das unter dem terminus; zureichender grund, erörtert werden muss.
(b)
der interpret, Leibniz auf eine bestimmte position eingrenzend, muss sich fragen, was ihn bestimmt hat, wenn er die fragen nach dem ursprung und dem ende der existenz aufwirft, mit denen er, das individuum als ich, sich konfrontiert weiss, wenn sein blick auf die eigene existenz gerichtet ist. Was also ist der anfang in seinem so- sein und was wird das ende sein? Der zureichende grund, den der interpret setzt, einen beschreibbaren standpunkt markierend, verweist einmal auf den anfang, aber dann auch auf das ende, ende und anfang räumlich und zeitlich begriffen. Was also ist, das problem allgemein formuliert, der anfang, was das ende der existenz?. Darauf hatten Cusanus und Hegel ihre antworten gegeben, die für sich logisch konsequent sind, die aber im horizont des jeweils anderen differenzen aufweisen, die als logischer widerspruch nicht ausräumbar sind.      (text)<==//
2.42.16
Leibniz subsumiert seine these vom zureichenden grund in der kategorie: postulat,(a). Es sollte aber beachtet werden, dass Leibniz den gepflogenheiten seiner zeit folgt. Die reflexionen, die die nachlebenden(b) im anschluss an seiner Monadologie vorgenommen haben, sollten ausgeklammert bleiben, weil diese gegenstände des nachdenkens ein eigenes thema sind, das hier nur mittelbar erörtert wird(c).
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(a)
Leibniz verwendet den terminus: postulat, im sinn der traditionen, in denen er sich "zu hause" weiss. Es genügt, wenn Ich zur orientierung die einschlägigen paragraphen der Monadologie zitierend notiere.
Leibniz sagt:
"34) Daher werden bei den Mathematikern die LEHRSÄTZE der Spekulation und die REGELN der Praxis durch Analyse auf Definitionen, Axiome und Postulate zurückgeführt.
35) Schließlich gibt es einfache Ideen, von denen man keine Definitionen mehr geben kann; ferner Axiome, Postulate oder mit einem Wort URSPRÜNGLICHE PRINZIPIEN, die nicht bewiesen werden können und dies auch nicht nötig haben. Es sind das die IDENTISCHEN AUSSAGEN (ÉNONCIATIONS), deren Gegenteil eine ausdrückliche Kontradiktion enthält"(01).
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(01)
Leibniz,G.W.: Monadologie. §§34 und 35. p.91. /bibliographie //==>argument: 2.92.13.    (a)<==//
(b)
es ist ein anderes problem, wenn die nachlebenden Leibniz' meinung zum begriff: postulat, auslegen. Diese interpretationen sind die sache der nachlebenden und es ist nicht zulässig, die meinung der nachlebenden dem zitierten zu unterschieben. Die thesen von zureichenden grund, im horiont des begriffs: sein, kontrafaktisch und/oder integral von den verfechtern des ontologischen arguments und/oder des relationalen arguments interpretiert, sind erwägungen in der nachfolge Leibniz', die Leibniz nicht zugerechnet werden können, der sich darauf beschränkt hatte, das postulat gemäss des mathematischen usus zu gebrauchen. Die argumente der nachlebenden, in komplexen theorien entwickelt, sind blosse spekulationen und diese spekulationen haben ihre schöpfer selbst zu vertreten.     (b)<==//
(c)
Kant hat in seiner kritischen philosophie den begriff: postulat, über den tradtionalen begriff hinaus erweitert. Diese erweiterung sollte nicht genutzt werden, um Leibniz' überlegungen, die metaphysik begreffend, den ansichten seiner nachleben anzupassen, weil es ein fehlschluss ist, den gefestigten gebrauch eines postulats in einem kalkül unmittelbar auf die reflexionen zu übertragen, die das individuum als ich und sein genosse denken müssen, wenn sie ihre reflexionen als rational ausweisen wollen.       (c)<==//               (text)<==//
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//==>subtext: 2.51.01:
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stand: 17.12.01.
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