Das anerkanntsein oder das anerkennen des anderen als der_andere.
Die herr/knecht-dialektik Hegel's in der perspektive des trialektischen modus.
1.1
einleitung
1.1.1
in einem wirkmächtigen bild
(2.011)
interpretiert Hegel die soziale beziehung des herrn zu seinem knecht
und des knechts zu seinem herrn als eine dialektische beziehung. Der
knecht will anerkannt sein, das anerkennen aber kann nur der herr
aussprechen. Der herr will anerkannt sein, aber das anerkennen spricht
der knecht aus. Beide, der knecht und der herr sind,
gegeneinander/miteinander, in einer sozialen beziehung aufeinander
bezogen, in der sie ihr anerkanntsein vom je anderen nicht erreichen
können, weil sie, jeder für sich, den je anderen als ein objekt
erkennen und in diesem erkennen dem je anderen genau das verneinen, was
sie selbst im anerkennen des anderen als der_andere sind: das subjekt,
fixiert in der relation: herr<==|==>knecht,
(2.012).
1.1.2
das problem des Hegel'schen gedanken ist, dass
er das anerkanntsein, sei's als knecht oder als herr, in einem kampf
verortet, der auf leben und tod geht und der sein ziel im tod des
anderen hat - der knecht will der herr sein, der die arbeit befiehlt,
der herr will der knecht sein, der die arbeit tut. Erreichen können sie
das ziel nur im auslöschen des je anderen als das, was sie sein wollen.
Der tod des je anderen aber vernichtet notwendig die sozialen
beziehung, die in der dialektik von herr und knecht gegründet ist, und
scheidet als auflösung des problems aus, wenn das ziel in der sozialen
beziehung die anerkennung des anderen als der_andere sein soll.
1.1.3
in diesem essay versuche Ich einerseits den
grund für das notwendige scheitern des Hegel'schen programms
aufzuzeigen
(2.013), um andererseits die herr/knecht-dialektik neu zu
begründen, die dem problem der sozialen beziehung gerecht wird, in der
zwei subjekte in einer wechselseitigen relation miteinander verknüpft
sind, eine soziale beziehung, in der der je andere kein objekt
ist
(2.014). Das instrument, dieses ziel real werden zu lassen, ist der
trialektische modus, der das defizit der Hegel'schen dialektik im
modell der trialektik produktiv einbindet
(2.015).
1.2
hauptteil
1.2.1 teil 1: Das strukturproblem der dialektik Hegel's.
1.2.1.1
die dialektik zwischen dem herrn und seinem
knecht hat Hegel als modell einer sozialen beziehung (die relation:
A<==>B) entwickelt, changierend zwischen der "Selbständigkeit und
der Unselbständigkeit des Selbstbewusstseins"(p.145)
(2.016), das den
handelnden akteuren: herr und knecht, zu eigen ist. Beide wollen
wechselseitig anerkannt sein, indem sie den je anderen anerkennen.
Hegel spricht ausdrücklich von einer "Bewegung des Anerkennens"(p.146),
dem ein "Doppelsinn"(p.146) zu eigen ist. "Das Tun des Einen" ist auch
"das Tun des Anderen"(p.146). "Jeder sieht das Andere dasselbe tun, was
es tut"(p.146) und Hegel folgert, dass "das Tun des Einen" auch das tun
"des Anderen"(p.147) ist. Das, was der knecht und der herr in ihrer
sozialen beziehung tun, das ist wechselseitig aufeinander bezogen,
einerseits in der form des aktiven anerkennens des je anderen und
andererseits in der form des passiven anerkannt-sein-wollens durch den
je anderen, in Hegel's worten: "Sie anerkennen sich als gegenseitig
sich anerkennend"(p.147).
Das problem für Hegel ist, dass
das tun des einen(der herr) nicht das tun des anderen(der knecht) ist,
es ist ein "gedoppeltes Tun"(p.148) und Hegel folgert: "Insofern es Tun
des Anderen ist, geht also jeder auf den Tod des Anderen"(p.148). Hegel
erläutert sein argument mit dem satz: "Das Verhältnis beider
Selbstbewußtseine (/) ist also bestimmt, das sie sich selbst und
einander durch den Kampf auf Leben und Tod bewähren"(p.148/149). Sein
argument schliesst Hegel mit der bemerkung: "Ebenso muß jedes auf den
Tod des Anderen gehen"(p.148). Aber, Hegel macht auch geltend, dass
"diese Bewährung ((...)) durch den Tod"(p.149) den prozzess der
anerkennung des anderen nicht zum ende gebracht hat: "Durch den Tod ist
zwar die Gewißheit geworden, daß beide ihr Leben wagten und es an ihnen
und an dem Anderen verachteten; aber nicht für die, welchen diesen
Kampf bestanden"(p.149). Der tod ist einerseits das moment, das die
dialektik des anerkenns schliesst, weil das gegenüber in der sozialen
beziehung zerstört ist, andererseits ist aber die zerstörung der
dialektik durch den tod des je anderen die bedingung, dass das
"siegreiche" subjekt in einem anderen akt der anerkennung die zerstörte
dialektik von herr und knecht wieder erneuert. Insofern erscheint der
"Tod des Anderen"(p.148) einerseits als die bedingung der anerkennung
des anderen, die andererseits in der form des anerkanntseins zerstört
ist. Das ziel, anerkannt zu sein durch den je anderen, ist damit
notwendig verfehlt; der kampf um das anerkanntsein ist beendet - der
knecht bleibt knecht, der herr bleibt herr.
Hegel hat dieses scheitern von
herr und knecht auf der argumentebene der phänomene gesehen und
versucht, das scheitern in raum und zeit in einer apotheose des
begriffs aufzufangen
(2.017). Er identifiziert das absolute wissen als
den schlusstein des gebäudes, der dem suchenden subjekt, sei's der
knecht, sei's der herr, die gewissheit gibt, seine erfüllung gefunden
zu haben, in einem ort, der der tod ist. Hegel schreibt: "Das Ziel, das
absolute Wissen, oder der sich als Geist wissende Geist hat zu seinem
Wege die Erinnerung der Geister, ..."(p.591). "Die Geschichte" und "die
Wissenschaft des erscheinenden Wissens" bilden zusammen als "begriffene
Geschichte" "die Erinnerung und die Schädelstätte des absoluten
Geistes"(p.591).
1.2.1.2
das, was in der perspektive der phänomene der
abbruch der dialektik im realen tod ist, das ist in der perspektive der
begriffe die beschreibung der dialektik als einen unendlichen prozess
von position und negation, aufgehoben in der vermittlung, die Hegel
notwendig als eine position denken muss.
Diese dialektik, modelliert in
der "Wissenschaft der Logik", erfasst Hegel mit den termini: sein -
nichts - werden,
(2.018). Mit den kryptischen formeln
(2.019) ist die
struktur der dialektik wiederholt, die Hegel als modell der dialektik
in der Phänomenologie des Geistes entwickelt hatte. Als das spiegelbild
des modells der Phänomenologie des Geistes interpretiert, bezeichne Ich
das modell der Logik mit den termini: position - negation -
vermittlung, um das zu markieren, was das sein, respektive das nichts
und schliesslich das werden sind, einerseits als begriff, andererseits
als phänomene. Auf eine kurzformel gebracht sagt Hegel, dass mit jeder
gesetzten position ihre negation impliziert ist, die in einer
vermittlung beider aufgehoben wird, eine vermittlung, die einerseits
die vollendung des begriffs als das absolute wissen sein kann, und die
andererseits eine position ist, die wiederum eine negation impliziert,
die in der vermittlung aufgehoben sein wird. Hegel beschreibt damit
einen prozess, der entweder auf der kreislinie in seinen anfangspunkt
zurückkehrt, oder auf einer geraden im unendlichen sich verliert. In
raum und zeit aber schliesst das Hegel'sche subjekt den prozess mit
einer setzung ab, erneut konfrontiert mit der dialektik von position
und negation. Mit seinem modell der dialektik suggeriert Hegel die
auflösung eines problems, die keine lösung des problems sein kann, wenn
in der konfrontation zwei weltdinge, nämlich der herr und der knecht
als subjekt gegenwärtig sind, die nicht identisch fallen
können.
1.2.1.3
wenn die dialektik von herr und knecht, im
individuum als ich und seinem genossen konkret verortet, die auflösung
der konfliktsituation in ihrer sozialen beziehung entweder im tod des
je anderen situiert oder in einem unendlichen prozess verschwinden
lässt, dann ist die frage nach dem grund dieser konsequenz zwingend,
mit der das defizit im modell der Hegel'schen dialektik kenntlich
gemacht werden kann.
Die logik des dialektischen
prozesses ist als schema nicht bestritten
(2.020). Im schema aber, dem
dreischritt: position - negation - vermittlung, ist das moment nicht
kenntlich gemacht, durch das die dialektik als prozess in bewegung
gesetzt wurde und in bewegung gehalten wird. Im schema der Hegel'schen
dialektik ist die funktion des subjekts ungeklärt, das den prozess der
dialektik in bewegung hält, die das subjekt, in der terminologie des
relationalen argument: das individuum als ich, selbst in bewegung
gesetzt hatte. Für sich sind die momente: "position, negation und
vermittlung", termini, die etwas allgemeines bezeichnen, das in der
realen situation des moments der gelebten gegenwart ein ding der welt
sein soll, für sich seiend. Damit der prozess der Hegel'schen dialektik
in bewegung gesetzt und gehalten wird, ist es notwendig, das subjekt zu
benennen, das mit seinem handeln festlegt, was das ding der welt ist,
das als moment seiner relation gesetzt werden soll. Für sich sind die
momente, bezeichnet mit den termini: herr oder knecht, zeichen, die ad
libitum mit bestimmten bedeutungen verknüpft sind. Festgelegt sind
diese bedeutungen erst dann, wenn das subjekt, also das individuum als
ich, die bedeutungen in einer relation gesetzt hat, bestimmend, was das
moment: herr, respektive das moment: knecht, in ihrer bedeutung sein
sollen. Diese bedeutungen sind im individuum als ich vermittelt, das
die relationen gesetzt hat. Das moment: vermittlung, ist im modell der
Hegel'schen dialektik offen und kann al gusto mit jedem denkbaren sinn
besetzt werden
(2.021).
1.2.2 teil 2: das subjekt Hegel's als individuum, das das ich ist.
1.2.2.1
das subjekt der dialektik Hegel's ist im
relationalen argument das individuum als ich. Seines ich gewiss, setzt
das individuum als ich, das moment: position, als das 2.moment einer
relation, wissend, dass es diese relation im horizont des moments:
negation, gesetzt hat, das als das ausgeschlossene dritte moment die
funktion hat, die relation: individuum_als_ich<==|==>position, in
dem festzulegen, was die position real sein soll. Nicht anders, wenn
das individuum als ich seine relation setzt zu dem, was die negation
der position sein soll, fixiert mit der relation:
individuum_als_ich<==|==>negation. In dieser relation, als das
dritte moment ausgeschlossen, legt das moment: position, fest, was die
relation in ihrer bestimmung ist. Mit den relationen zu den momenten:
position und negation, ist die dritte relation:
position<==|==>negation, gesetzt, deren bestimmendes dritte
moment das individuum als ich ist, das in dieser relation das
ausgeschlossene dritte moment ist, der dritten relation seine
bestimmung gebend
(2.022).
Mit diesem argument habe Ich das
modell der Hegel'schen dialektik erweitert, das im modell der
trialektik, der trialektische modus, drei momente in einem
geschlossenen system(=kreis) zusammenbindet, in dem kein moment fehlen
darf und kein weiteres moment hinzugefügt werden kann. Im fokus des
arguments steht das individuum als ich, von dem alles abhängt, was den
dingen der welt zukommen soll, diese weltdinge als momente seiner
relationen setzend.
Auf ein missverständnis ist
aufmerksam zu machen. Auch dann, wenn das individuum als ich der
schöpfer seiner welt ist, kann das individuum als ich in seiner welt,
die das ganze sein muss, nur ein teil sein, dem die anderen teile der
welt als das_andere
(2.023) entgegengesetzt sind, die das individuum als
ich gesetzt hat als dinge der welt, präsent in den momenten der
relationen.
1.2.2.2
im relationalen argument hat das individuum
als ich die funktion, die in der tradition vom subjekt ausgefüllt wird.
Die begriffe: individuum als ich und subjekt, sind in ihren gegenstand
vergleichbar, aber die differenz darf nicht ignoriert werden, eine
differenz, die gegründet ist in den perspektiven: ontologische argument
und relationale argument
(2.024). Verortet ist die differenz im begriff:
das ich. Als begriff ist das ich eine vorstellung, die das individuum,
sich als ich bildend, in seinem forum internum imaginiert und denkt,
eine imagination, die auf dem forum publicum in den phänomenen der
freiheit gegenwärtig ist
(2.025). Der kern des begriffs: das ich, ist
die autonomie, durch die das individuum als ich befähigt ist, sich zu
entscheiden, entweder das moment: a, oder das moment: b, - tertium non
datur. Wenn das individuum als ich sich entschieden hat und kenntlich
macht, es solle das moment: a, gelten, das moment: b, als nicht_gültig
verwerfend, dann hat das individuum als ich sich absolut an das moment:
a, gebunden, das der gründende grund ist für alle anderen folgerungen,
in der zeit solange bis es sich wieder, in einem anderen moment der
gelebten gegenwart, autonom neu entscheidet, entweder seine
vorangegangene entscheidung für das moment: a, in einer position
bestätigend, oder, sich gegen das moment: a, entscheidend(=negation),
in einer anderer entscheidung das moment: b, als position setzend, das
dann der neue gründende grund sein soll, der ein anderer ist. Wenn das
individuum fähig ist, ich zu sagen, dann begreift es sich selbst als
das individuum, das das ich ist, das, ein ding der welt, nicht
das_andere sein kann und als ding der welt der_andere ist.
1.2.2.3
als ein ding der welt in seiner welt ist das
individuum als ich kein solitär, es existiert in der gemeinschaft mit
den anderen individuen, die, als der_andere sich selbst als ich
begreifend, in sozialen beziehungen miteinander verbunden sind. In der
gemeinschaft mit dem genossen: B, fixiert in der relation:
individuum_als_ich:_A,<==>genosse:_B, ist das individuum als ich:
A, ausgewiesen als gleich mit dem genossen, weil der genosse: B, wie
das individuum als ich: A, selbst, der_andere ist, die zueinander nicht
das_andere sein können. In der relation: A<==>B, sind der
genosse: B, und das individuum als ich: A, agierend in der funktion des
traditionalen subjekts, als gleiche gegenwärtig, eine gleichheit, die
die gleichsetzung der sozialen beziehung mit der traditionalen
verknüpfung von subjekt und objekt ausschliesst. Die dialektik von
herr: A, und knecht: B, präsent in der wechselseitigen relation:
A<==>B,
(2.026) ist nicht als eine abhängige relation:
position<==|==>negation, darstellbar, weil das individuum als ich
seinen genossen als der_andere anerkennen muss, wenn es selbst als
der_andere anerkannt sein will. In der perspektive des genossen gilt
das gleiche, beide perspektiven können aber nicht identisch fallen. Das
wechselseitige anerkennen als der_andere schliesst aus, dass der
genosse: B, und das individuum als ich: A, in einer abhängigen relation
miteinander relationiert sein könnten.
1.2.3 teil 3: das prinzip: anerkennung des anderen als der_andere. (prinzip: adaad_a)
1.2.3.1
der knecht Hegel's will anerkannt sein als
herr, wie sein herr anerkannt sein will als knecht. Das passivum setzt
das aktivum aber voraus, nämlich das anerkennen des je anderen als
einen positiven akt. Das subjekt, das anerkanntsein will, muss
voraussetzen, dass ein anderes subjekt es in einem positiven akt
anerkennt hat. In der logik der Hegel'schen herr/knecht-dialektik setzt
diese bedingung voraus, dass das anerkennende subjekt mit seinem
positiven akt den je anderen als ein objekt traktieren muss. Einander
stehen gegenüber zwei individuen, die als subjekte im akt des
anerkennens den je anderen als ein objekt erkennen, das als subjekt
anerkannt sein will. Das subjekt, das als objekt traktiert wird, kann,
wenn es anerkannt ist, nicht das subjekt sein, das es im status des
anerkanntseins sein will. In der sozialen beziehung zwischen dem knecht
und seinem herrn, oder dem herrn und seinem knecht, liegt eine
ungleichheit vor, die ausschliesst, dass der herr als subjekt der
knecht sein kann und der knecht als subjekt nicht der herr ist, weil
beide den je anderen als ein objekt wahrnehmen und nicht als subjekt
denken können. Das anerkannt-sein-wollen in der interpretation Hegel's
schliesst aus, dass die akteure einer sozialen beziehung sich als
subjekte erfahren können. Sie sind darauf beschränkt, sich in der
realität als objekte wahrzunehmen. Hegel's kampf auf leben und tod, das
finale ende im tod ausgeschlossen, ist in dieser interpretation ein
blosser kampf um die macht - der knecht will der befehlende herr sein
und der herr die arbeit seines knechts weiter ausbeuten. Der austausch
der rollen: subjekt sein oder objekt sein, ist ein blosses auswechseln
der rollen. Der knecht als herr ist der herr, der herr als knecht ist
der knecht
(2.027).
1.2.3.2
mit der dialektik Hegel's ist das problem der
sozialen beziehung zwischen dem individuum als ich: A, und seinem
genossen: B, die wechselseitige anerkennung des anderen als der_andere,
nicht auflösbar, aber, mit dem trialektischen modus ist ein weg
geöffnet, auf dem das individuum als ich und sein genosse als subjekte
miteinander agieren können, die, sich ihres ich(=selbst) gewiss seiend,
sich über ihre objekte, den dingen der welt austauschen. In den
perspektiven des genossen: B, und des individuums als ich: A, erscheint
das ding der welt: n, different, gleichwohl dieses ding der welt: n,
mit sich identisch ist. In der bestimmung der relationen:
A<==|==>n und B<==|==>n, sind das individuum als ich: A,
und sein genosse: B, wechselseitig das jeweils ausgeschlossene dritte
moment. Das individuum als ich: A, respektive sein genosse: B, wissen
als subjekte, dass ihre gesetzten relationen zu dem ding der welt: n,
allein im horizont des jeweils anderen bestimmt sind, und dieses wissen
ist darin gegründet, dass sie wissen, dass sie, jeder für sich, das
subjekt sind, das das ding der welt: n, zum objekt hat
(2.028). Dieses
wissen setzt voraus, dass das individuum als ich und sein genosse sich
wechselseitig als der_andere anerkannt haben. Das individuum als ich
weiss sich selbst als das ich, genauso weiss der genosse sich selbst
als das ich, den je anderen als der_andere anerkennend. Wenn die
bedingung, das prinzip: anerkennung des anderen als_andere, nicht real
ist, dann ist die soziale beziehung zwischen dem individuum als ich: A,
und seinem genossen: B, keine wechselseitige relation(<==>), es
ist eine abhängige relation(<==|==>), in der der eine das
subjekt(=der_andere) ist und der andere das objekt(=das_andere).
1.2.3.3
das individuum, das das ich sein will, das es
als das ich ist, kann dieses ich nur dann sein, wenn es sich autonom
entschieden hat, das sein zu wollen, was es sein will: das ich. Seine
vorstellung, das ich sein zu wollen, als resultat seiner autonomen
entscheidung, imaginiert und gedacht im forum internum, kann das
individuum als ich, erbracht als seine leistung, auf dem forum publicum
nur ad personam erbringen, wenn es, als bedingung seiner existenz als
ich, den genossen als der_andere anerkennt. In dieser leistung, die nur
als eine setzung des individuums als ich denkbar ist, ist eine
stellvertretung nicht_möglich. Dieses dictum impliziert die
feststellung, dass der herr oder der knecht als subjekte ihres handelns
das anerkanntsein als knecht oder als herr aus eigner leistung nicht
erreichen können, weil es der je andere ist, der die geforderte
anerkennung als seine leistung aussprechen muss. Das, was einerseits
der knecht, andererseits der herr erreichen wollen, das ist dem je
anderen im kampf nicht abzwingbar und die ultimate möglichkeit, wie
Hegel es formuliert hatte, der tod des anderen, verkehrt die
konstruktion: anerkennung im kampf auf leben und tod, ins
absurde.
Wenn das individuum als ich das
sein will, was es in seiner autonomen entscheidung ist, das ich
nämlich, dann kann es das ich nur dann sein, wenn es auch den genossen,
der, wie das individuum als ich selbst, ein ich ist, anerkennt als den
genossen, der als der_andere sich autonom entschieden hat, das ich zu
sein, das der genosse ist. Sie erkennen sich wechselseitig an als
der_andere, der nicht das_andere ist. Verweigert der eine oder der
andere dem je anderen diese anerkennung als der_andere, dann ist es
nicht das individuum als ich oder sein genosse, die dem je anderen den
status: der_andere zu sein, abspricht, sondern es sind der genosse
und/oder das individuum als ich selbst, die sich entmächtigt haben, das
ich zu sein, sich selbst degradierend zu einer sache, die das_andere
ist, ein blosses objekt eines sich als subjekt missverstehenden
genossen oder individuums, die das ich sein wollten
(2.029).
1.2.4 teil 4: conclusio.
1.2.4.1
in diesem sinn ist meine kritik der
Hegel'schen herr/knecht-dialektik zu verstehen, die in der kritik die
dialektik Hegel's erweitert, indem die offene stelle im Hegel'schen
system, die vermittlung von position und negation als prozess, gefüllt
wird. Die vermittlung ist immer eine position, die eine negation
impliziert und folglich den prozess erneuert. Indem aber die position
der Hegel'schen vermittlung gedeutet wird als setzung einer relation,
die in der welt des individuums als ich immer die setzung einer anderen
relation impliziert, durchaus im sinn der Hegel'schen negation, wird
das schema der Hegel'schen dialektik: position/negation, aufgebrochen
und durch eine weitere relation erweitert, deren bestimmendes moment
das individuum als ich ist, das die relationen gesetzt hat. In dieser
funktion, vermittler zwischen zwei weltdingen zu sein, sei's das_andere
und/oder der_andere, agiert das individuum als ich, sein genosse
eingeschlossen, immer als subjekt und kann als objekt nicht gehändelt
werden.
1.3
schluss
1.3.1
das, was in der theorie ein glasperlenspiel zu
sein scheint, das ist real ein blutiger streit um die macht. Die kämpfe
sind der ständige versuch, die dominanz
(2.030) über den je anderen zu
erlangen, der, das subjekt in der sozialen beziehung seiend, wie ein
objekt traktiert wird. Das, was Hegel in seiner dialektik von herr und
knecht als einen "Kampf auf Leben und Tod"
(2.031) beschrieben hatte,
das ist in der realität der politik nichts anderes als der versuch, den
je anderen als ein objekt zu gebrauchen.
An der aktualität des politischen
geschehens lässt sich demonstrieren, was das prinzip: adaad_a, als
theorie für die praxis ist
(2.032). Die politischen akteure, darauf
pochend, dass sie als subjekte anerkannt werden, agieren zwar als
subjekte, die definierte interessen verfolgen, real aber behandeln sie
den jeweiligen genossen im politischen prozess wie eine sache, mit der
umgegangen wird, als seien sie nicht selbstständige subjekte, sondern
blosse objekte, die al gusto verschoben werden, so wie es mit den
verfolgten interessen zusammenpasst. Anders sind die aktuellen krisen
nicht zu begreifen. Mit gewalt wird dem je anderen die eigne meinung
aufgedrängt, den anderen zwingend. Diese realität kann beklagt werden,
aber das klagen ändert nichts an der gewalt in ihrer faktizität. Die
akteure werden, wenn sie verbrannt sind, durch andere ersetzt.
Politiker, die von sich behaupten, autonom zu entscheiden, erkennen ihr
gegenüber nur als feind, unfähig, die politik mit dem gegner zu
gestalten, von der alle abhängen, mehr oder weniger eindeutig.
1.3.2
wenn die maxime gelten soll, dass gewalt als
mittel der politik ausscheidet, weil die gewalt mit dem prinzip:
adaad_a, nicht vereinbar ist, dann muss im umkehrschluss gültig sein,
dass die realisierung des prinzips: adaad_a, die bedingung ist, die der
utopie des "ewigen friedens" eine chance einräumt. Wenn die logik des
prinzips: adaad_a, gilt, dass das individuum als ich ad personam den
genossen in seiner autonomen entscheidung als der_andere anerkennt,
dann ist für die gewalt kein raum offen, weil die logik der gewalt des
individuums das je andere individuum zu einem blossen objekt seines
strebens nach macht denaturiert. Das faktum, in der sozialen beziehung
blooss ein objekt zu sein, transformiert die wechselseitige relation
zwischen dem individuum als ich und seinem genossen in eine abhängige
relation, in der der je andere darauf reduziert ist, das objekt des
anderen zu sein, nicht aber das individuum als ich und sein genosse,
die als die subjekte Hegel's in den rollen des knechts und/oder des
herrn ihre existenz in der selbst geschaffenen welt realisieren.
finis
-----------