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Das anerkanntsein oder das anerkennen des anderen als der_andere.
Die herr/knecht-dialektik Hegel's in der perspektive des trialektischen modus.

1.1     einleitung
1.1.1   
in einem wirkmächtigen bild(2.011) interpretiert Hegel die soziale beziehung des herrn zu seinem knecht und des knechts zu seinem herrn als eine dialektische beziehung. Der knecht will anerkannt sein, das anerkennen aber kann nur der herr aussprechen. Der herr will anerkannt sein, aber das anerkennen spricht der knecht aus. Beide, der knecht und der herr sind, gegeneinander/miteinander, in einer sozialen beziehung aufeinander bezogen, in der sie ihr anerkanntsein vom je anderen nicht erreichen können, weil sie, jeder für sich, den je anderen als ein objekt erkennen und in diesem erkennen dem je anderen genau das verneinen, was sie selbst im anerkennen des anderen als der_andere sind: das subjekt, fixiert in der relation: herr<==|==>knecht,(2.012).
1.1.2 
das problem des Hegel'schen gedanken ist, dass er das anerkanntsein, sei's als knecht oder als herr, in einem kampf verortet, der auf leben und tod geht und der sein ziel im tod des anderen hat - der knecht will der herr sein, der die arbeit befiehlt, der herr will der knecht sein, der die arbeit tut. Erreichen können sie das ziel nur im auslöschen des je anderen als das, was sie sein wollen. Der tod des je anderen aber vernichtet notwendig die sozialen beziehung, die in der dialektik von herr und knecht gegründet ist, und scheidet als auflösung des problems aus, wenn das ziel in der sozialen beziehung die anerkennung des anderen als der_andere sein soll.
1.1.3 
in diesem essay versuche Ich einerseits den grund für das notwendige scheitern des Hegel'schen programms aufzuzeigen(2.013), um andererseits die herr/knecht-dialektik neu zu begründen, die dem problem der sozialen beziehung gerecht wird, in der zwei subjekte in einer wechselseitigen relation miteinander verknüpft sind, eine soziale beziehung, in der der je andere kein objekt ist(2.014). Das instrument, dieses ziel real werden zu lassen, ist der trialektische modus, der das defizit der Hegel'schen dialektik im modell der trialektik produktiv einbindet(2.015).

1.2    hauptteil

1.2.1    teil 1: Das strukturproblem der dialektik Hegel's.

1.2.1.1
die dialektik zwischen dem herrn und seinem knecht hat Hegel als modell einer sozialen beziehung (die relation: A<==>B) entwickelt, changierend zwischen der "Selbständigkeit und der Unselbständigkeit des Selbstbewusstseins"(p.145)(2.016), das den handelnden akteuren: herr und knecht, zu eigen ist. Beide wollen wechselseitig anerkannt sein, indem sie den je anderen anerkennen. Hegel spricht ausdrücklich von einer "Bewegung des Anerkennens"(p.146), dem ein "Doppelsinn"(p.146) zu eigen ist. "Das Tun des Einen" ist auch "das Tun des Anderen"(p.146). "Jeder sieht das Andere dasselbe tun, was es tut"(p.146) und Hegel folgert, dass "das Tun des Einen" auch das tun "des Anderen"(p.147) ist. Das, was der knecht und der herr in ihrer sozialen beziehung tun, das ist wechselseitig aufeinander bezogen, einerseits in der form des aktiven anerkennens des je anderen und andererseits in der form des passiven anerkannt-sein-wollens durch den je anderen, in Hegel's worten: "Sie anerkennen sich als gegenseitig sich anerkennend"(p.147).
        Das problem für Hegel ist, dass das tun des einen(der herr) nicht das tun des anderen(der knecht) ist, es ist ein "gedoppeltes Tun"(p.148) und Hegel folgert: "Insofern es Tun des Anderen ist, geht also jeder auf den Tod des Anderen"(p.148). Hegel erläutert sein argument mit dem satz: "Das Verhältnis beider Selbstbewußtseine (/) ist also bestimmt, das sie sich selbst und einander durch den Kampf auf Leben und Tod bewähren"(p.148/149). Sein argument schliesst Hegel mit der bemerkung: "Ebenso muß jedes auf den Tod des Anderen gehen"(p.148). Aber, Hegel macht auch geltend, dass "diese Bewährung ((...)) durch den Tod"(p.149) den prozzess der anerkennung des anderen nicht zum ende gebracht hat: "Durch den Tod ist zwar die Gewißheit geworden, daß beide ihr Leben wagten und es an ihnen und an dem Anderen verachteten; aber nicht für die, welchen diesen Kampf bestanden"(p.149). Der tod ist einerseits das moment, das die dialektik des anerkenns schliesst, weil das gegenüber in der sozialen beziehung zerstört ist, andererseits ist aber die zerstörung der dialektik durch den tod des je anderen die bedingung, dass das "siegreiche" subjekt in einem anderen akt der anerkennung die zerstörte dialektik von herr und knecht wieder erneuert. Insofern erscheint der "Tod des Anderen"(p.148) einerseits als die bedingung der anerkennung des anderen, die andererseits in der form des anerkanntseins zerstört ist. Das ziel, anerkannt zu sein durch den je anderen, ist damit notwendig verfehlt; der kampf um das anerkanntsein ist beendet - der knecht bleibt knecht, der herr bleibt herr.
        Hegel hat dieses scheitern von herr und knecht auf der argumentebene der phänomene gesehen und versucht, das scheitern in raum und zeit in einer apotheose des begriffs aufzufangen(2.017). Er identifiziert das absolute wissen als den schlusstein des gebäudes, der dem suchenden subjekt, sei's der knecht, sei's der herr, die gewissheit gibt, seine erfüllung gefunden zu haben, in einem ort, der der tod ist. Hegel schreibt: "Das Ziel, das absolute Wissen, oder der sich als Geist wissende Geist hat zu seinem Wege die Erinnerung der Geister, ..."(p.591). "Die Geschichte" und "die Wissenschaft des erscheinenden Wissens" bilden zusammen als "begriffene Geschichte" "die Erinnerung und die Schädelstätte des absoluten Geistes"(p.591).

1.2.1.2
das, was in der perspektive der phänomene der abbruch der dialektik im realen tod ist, das ist in der perspektive der begriffe die beschreibung der dialektik als einen unendlichen prozess von position und negation, aufgehoben in der vermittlung, die Hegel notwendig als eine position denken muss.
        Diese dialektik, modelliert in der "Wissenschaft der Logik", erfasst Hegel mit den termini: sein - nichts - werden,(2.018). Mit den kryptischen formeln(2.019) ist die struktur der dialektik wiederholt, die Hegel als modell der dialektik in der Phänomenologie des Geistes entwickelt hatte. Als das spiegelbild des modells der Phänomenologie des Geistes interpretiert, bezeichne Ich das modell der Logik mit den termini: position - negation - vermittlung, um das zu markieren, was das sein, respektive das nichts und schliesslich das werden sind, einerseits als begriff, andererseits als phänomene. Auf eine kurzformel gebracht sagt Hegel, dass mit jeder gesetzten position ihre negation impliziert ist, die in einer vermittlung beider aufgehoben wird, eine vermittlung, die einerseits die vollendung des begriffs als das absolute wissen sein kann, und die andererseits eine position ist, die wiederum eine negation impliziert, die in der vermittlung aufgehoben sein wird. Hegel beschreibt damit einen prozess, der entweder auf der kreislinie in seinen anfangspunkt zurückkehrt, oder auf einer geraden im unendlichen sich verliert. In raum und zeit aber schliesst das Hegel'sche subjekt den prozess mit einer setzung ab, erneut konfrontiert mit der dialektik von position und negation. Mit seinem modell der dialektik suggeriert Hegel die auflösung eines problems, die keine lösung des problems sein kann, wenn in der konfrontation zwei weltdinge, nämlich der herr und der knecht als subjekt gegenwärtig sind, die nicht identisch fallen können.  

1.2.1.3
wenn die dialektik von herr und knecht, im individuum als ich und seinem genossen konkret verortet, die auflösung der konfliktsituation in ihrer sozialen beziehung entweder im tod des je anderen situiert oder in einem unendlichen prozess verschwinden lässt, dann ist die frage nach dem grund dieser konsequenz zwingend, mit der das defizit im modell der Hegel'schen dialektik kenntlich gemacht werden kann.
        Die logik des dialektischen prozesses ist als schema nicht bestritten(2.020). Im schema aber, dem dreischritt: position - negation - vermittlung, ist das moment nicht kenntlich gemacht, durch das die dialektik als prozess in bewegung gesetzt wurde und in bewegung gehalten wird. Im schema der Hegel'schen dialektik ist die funktion des subjekts ungeklärt, das den prozess der dialektik in bewegung hält, die das subjekt, in der terminologie des relationalen argument: das individuum als ich, selbst in bewegung gesetzt hatte. Für sich sind die momente: "position, negation und vermittlung", termini, die etwas allgemeines bezeichnen, das in der realen situation des moments der gelebten gegenwart ein ding der welt sein soll, für sich seiend. Damit der prozess der Hegel'schen dialektik in bewegung gesetzt und gehalten wird, ist es notwendig, das subjekt zu benennen, das mit seinem handeln festlegt, was das ding der welt ist, das als moment seiner relation gesetzt werden soll. Für sich sind die momente, bezeichnet mit den termini: herr oder knecht, zeichen, die ad libitum mit bestimmten bedeutungen verknüpft sind. Festgelegt sind diese bedeutungen erst dann, wenn das subjekt, also das individuum als ich, die bedeutungen in einer relation gesetzt hat, bestimmend, was das moment: herr, respektive das moment: knecht, in ihrer bedeutung sein sollen. Diese bedeutungen sind im individuum als ich vermittelt, das die relationen gesetzt hat. Das moment: vermittlung, ist im modell der Hegel'schen dialektik offen und kann al gusto mit jedem denkbaren sinn besetzt werden(2.021)

1.2.2    teil 2: das subjekt Hegel's als individuum, das das ich ist.

1.2.2.1
das subjekt der dialektik Hegel's ist im relationalen argument das individuum als ich. Seines ich gewiss, setzt das individuum als ich, das moment: position, als das 2.moment einer relation, wissend, dass es diese relation im horizont des moments: negation, gesetzt hat, das als das ausgeschlossene dritte moment die funktion hat, die relation: individuum_als_ich<==|==>position, in dem festzulegen, was die position real sein soll. Nicht anders, wenn das individuum als ich seine relation setzt zu dem, was die negation der position sein soll, fixiert mit der relation: individuum_als_ich<==|==>negation. In dieser relation, als das dritte moment ausgeschlossen, legt das moment: position, fest, was die relation in ihrer bestimmung ist. Mit den relationen zu den momenten: position und negation, ist die dritte relation: position<==|==>negation, gesetzt, deren bestimmendes dritte moment das individuum als ich ist, das in dieser relation das ausgeschlossene dritte moment ist, der dritten relation seine bestimmung gebend(2.022).
        Mit diesem argument habe Ich das modell der Hegel'schen dialektik erweitert, das im modell der trialektik, der trialektische modus, drei momente in einem geschlossenen system(=kreis) zusammenbindet, in dem kein moment fehlen darf und kein weiteres moment hinzugefügt werden kann. Im fokus des arguments steht das individuum als ich, von dem alles abhängt, was den dingen der welt zukommen soll, diese weltdinge als momente seiner relationen setzend.
        Auf ein missverständnis ist aufmerksam zu machen. Auch dann, wenn das individuum als ich der schöpfer seiner welt ist, kann das individuum als ich in seiner welt, die das ganze sein muss, nur ein teil sein, dem die anderen teile der welt als das_andere(2.023) entgegengesetzt sind, die das individuum als ich gesetzt hat als dinge der welt, präsent in den momenten der relationen.

1.2.2.2
im relationalen argument hat das individuum als ich die funktion, die in der tradition vom subjekt ausgefüllt wird. Die begriffe: individuum als ich und subjekt, sind in ihren gegenstand vergleichbar, aber die differenz darf nicht ignoriert werden, eine differenz, die gegründet ist in den perspektiven: ontologische argument und relationale argument(2.024). Verortet ist die differenz im begriff: das ich. Als begriff ist das ich eine vorstellung, die das individuum, sich als ich bildend, in seinem forum internum imaginiert und denkt, eine imagination, die auf dem forum publicum in den phänomenen der freiheit gegenwärtig ist(2.025). Der kern des begriffs: das ich, ist die autonomie, durch die das individuum als ich befähigt ist, sich zu entscheiden, entweder das moment: a, oder das moment: b, - tertium non datur. Wenn das individuum als ich sich entschieden hat und kenntlich macht, es solle das moment: a, gelten, das moment: b, als nicht_gültig verwerfend, dann hat das individuum als ich sich absolut an das moment: a, gebunden, das der gründende grund ist für alle anderen folgerungen, in der zeit solange bis es sich wieder, in einem anderen moment der gelebten gegenwart, autonom neu entscheidet, entweder seine vorangegangene entscheidung für das moment: a, in einer position bestätigend, oder, sich gegen das moment: a, entscheidend(=negation), in einer anderer entscheidung das moment: b, als position setzend, das dann der neue gründende grund sein soll, der ein anderer ist. Wenn das individuum fähig ist, ich zu sagen, dann begreift es sich selbst als das individuum, das das ich ist, das, ein ding der welt, nicht das_andere sein kann und als ding der welt der_andere ist.

1.2.2.3
als ein ding der welt in seiner welt ist das individuum als ich kein solitär, es existiert in der gemeinschaft mit den anderen individuen, die, als der_andere sich selbst als ich begreifend, in sozialen beziehungen miteinander verbunden sind. In der gemeinschaft mit dem genossen: B, fixiert in der relation: individuum_als_ich:_A,<==>genosse:_B, ist das individuum als ich: A, ausgewiesen als gleich mit dem genossen, weil der genosse: B, wie das individuum als ich: A, selbst, der_andere ist, die zueinander nicht das_andere sein können. In der relation: A<==>B, sind der genosse: B, und das individuum als ich: A, agierend in der funktion des traditionalen subjekts, als gleiche gegenwärtig, eine gleichheit, die die gleichsetzung der sozialen beziehung mit der traditionalen verknüpfung von subjekt und objekt ausschliesst. Die dialektik von herr: A, und knecht: B, präsent in der wechselseitigen relation: A<==>B,(2.026) ist nicht als eine abhängige relation: position<==|==>negation, darstellbar, weil das individuum als ich seinen genossen als der_andere anerkennen muss, wenn es selbst als der_andere anerkannt sein will. In der perspektive des genossen gilt das gleiche, beide perspektiven können aber nicht identisch fallen. Das wechselseitige anerkennen als der_andere schliesst aus, dass der genosse: B, und das individuum als ich: A, in einer abhängigen relation miteinander relationiert sein könnten.

1.2.3    teil 3: das prinzip: anerkennung des anderen als der_andere. (prinzip: adaad_a)

1.2.3.1
der knecht Hegel's will anerkannt sein als herr, wie sein herr anerkannt sein will als knecht. Das passivum setzt das aktivum aber voraus, nämlich das anerkennen des je anderen als einen positiven akt. Das subjekt, das anerkanntsein will, muss voraussetzen, dass ein anderes subjekt es in einem positiven akt anerkennt hat. In der logik der Hegel'schen herr/knecht-dialektik setzt diese bedingung voraus, dass das anerkennende subjekt mit seinem positiven akt den je anderen als ein objekt traktieren muss. Einander stehen gegenüber zwei individuen, die als subjekte im akt des anerkennens den je anderen als ein objekt erkennen, das als subjekt anerkannt sein will. Das subjekt, das als objekt traktiert wird, kann, wenn es anerkannt ist, nicht das subjekt sein, das es im status des anerkanntseins sein will. In der sozialen beziehung zwischen dem knecht und seinem herrn, oder dem herrn und seinem knecht, liegt eine ungleichheit vor, die ausschliesst, dass der herr als subjekt der knecht sein kann und der knecht als subjekt nicht der herr ist, weil beide den je anderen als ein objekt wahrnehmen und nicht als subjekt denken können. Das anerkannt-sein-wollen in der interpretation Hegel's schliesst aus, dass die akteure einer sozialen beziehung sich als subjekte erfahren können. Sie sind darauf beschränkt, sich in der realität als objekte wahrzunehmen. Hegel's kampf auf leben und tod, das finale ende im tod ausgeschlossen, ist in dieser interpretation ein blosser kampf um die macht - der knecht will der befehlende herr sein und der herr die arbeit seines knechts weiter ausbeuten. Der austausch der rollen: subjekt sein oder objekt sein, ist ein blosses auswechseln der rollen. Der knecht als herr ist der herr, der herr als knecht ist der knecht(2.027).

1.2.3.2
mit der dialektik Hegel's ist das problem der sozialen beziehung zwischen dem individuum als ich: A, und seinem genossen: B, die wechselseitige anerkennung des anderen als der_andere, nicht auflösbar, aber, mit dem trialektischen modus ist ein weg geöffnet, auf dem das individuum als ich und sein genosse als subjekte miteinander agieren können, die, sich ihres ich(=selbst) gewiss seiend, sich über ihre objekte, den dingen der welt austauschen. In den perspektiven des genossen: B, und des individuums als ich: A, erscheint das ding der welt: n, different, gleichwohl dieses ding der welt: n, mit sich identisch ist. In der bestimmung der relationen: A<==|==>n und B<==|==>n, sind das individuum als ich: A, und sein genosse: B, wechselseitig das jeweils ausgeschlossene dritte moment. Das individuum als ich: A, respektive sein genosse: B, wissen als subjekte, dass ihre gesetzten relationen zu dem ding der welt: n, allein im horizont des jeweils anderen bestimmt sind, und dieses wissen ist darin gegründet, dass sie wissen, dass sie, jeder für sich, das subjekt sind, das das ding der welt: n, zum objekt hat(2.028). Dieses wissen setzt voraus, dass das individuum als ich und sein genosse sich wechselseitig als der_andere anerkannt haben. Das individuum als ich weiss sich selbst als das ich, genauso weiss der genosse sich selbst als das ich, den je anderen als der_andere anerkennend. Wenn die bedingung, das prinzip: anerkennung des anderen als_andere, nicht real ist, dann ist die soziale beziehung zwischen dem individuum als ich: A, und seinem genossen: B, keine wechselseitige relation(<==>), es ist eine abhängige relation(<==|==>), in der der eine das subjekt(=der_andere) ist und der andere das objekt(=das_andere).

1.2.3.3
das individuum, das das ich sein will, das es als das ich ist, kann dieses ich nur dann sein, wenn es sich autonom entschieden hat, das sein zu wollen, was es sein will: das ich. Seine vorstellung, das ich sein zu wollen, als resultat seiner autonomen entscheidung, imaginiert und gedacht im forum internum, kann das individuum als ich, erbracht als seine leistung, auf dem forum publicum nur ad personam erbringen, wenn es, als bedingung seiner existenz als ich, den genossen als der_andere anerkennt. In dieser leistung, die nur als eine setzung des individuums als ich denkbar ist, ist eine stellvertretung nicht_möglich. Dieses dictum impliziert die feststellung, dass der herr oder der knecht als subjekte ihres handelns das anerkanntsein als knecht oder als herr aus eigner leistung nicht erreichen können, weil es der je andere ist, der die geforderte anerkennung als seine leistung aussprechen muss. Das, was einerseits der knecht, andererseits der herr erreichen wollen, das ist dem je anderen im kampf nicht abzwingbar und die ultimate möglichkeit, wie Hegel es formuliert hatte, der tod des anderen, verkehrt die konstruktion: anerkennung im kampf auf leben und tod, ins absurde.  
        Wenn das individuum als ich das sein will, was es in seiner autonomen entscheidung ist, das ich nämlich, dann kann es das ich nur dann sein, wenn es auch den genossen, der, wie das individuum als ich selbst, ein ich ist, anerkennt als den genossen, der als der_andere sich autonom entschieden hat, das ich zu sein, das der genosse ist. Sie erkennen sich wechselseitig an als der_andere, der nicht das_andere ist. Verweigert der eine oder der andere dem je anderen diese anerkennung als der_andere, dann ist es nicht das individuum als ich oder sein genosse, die dem je anderen den status: der_andere zu sein, abspricht, sondern es sind der genosse und/oder das individuum als ich selbst, die sich entmächtigt haben, das ich zu sein, sich selbst degradierend zu einer sache, die das_andere ist, ein blosses objekt eines sich als subjekt missverstehenden genossen oder individuums, die das ich sein wollten(2.029).

1.2.4    teil 4: conclusio.

1.2.4.1
in diesem sinn ist meine kritik der Hegel'schen herr/knecht-dialektik zu verstehen, die in der kritik die dialektik Hegel's erweitert, indem die offene stelle im Hegel'schen system, die vermittlung von position und negation als prozess, gefüllt wird. Die vermittlung ist immer eine position, die eine negation impliziert und folglich den prozess erneuert. Indem aber die position der Hegel'schen vermittlung gedeutet wird als setzung einer relation, die in der welt des individuums als ich immer die setzung einer anderen relation impliziert, durchaus im sinn der Hegel'schen negation, wird das schema der Hegel'schen dialektik: position/negation, aufgebrochen und durch eine weitere relation erweitert, deren bestimmendes moment das individuum als ich ist, das die relationen gesetzt hat. In dieser funktion, vermittler zwischen zwei weltdingen zu sein, sei's das_andere und/oder der_andere, agiert das individuum als ich, sein genosse eingeschlossen, immer als subjekt und kann als objekt nicht gehändelt werden.

1.3    schluss   

1.3.1
das, was in der theorie ein glasperlenspiel zu sein scheint, das ist real ein blutiger streit um die macht. Die kämpfe sind der ständige versuch, die dominanz(2.030) über den je anderen zu erlangen, der, das subjekt in der sozialen beziehung seiend, wie ein objekt traktiert wird. Das, was Hegel in seiner dialektik von herr und knecht als einen "Kampf auf Leben und Tod"(2.031) beschrieben hatte, das ist in der realität der politik nichts anderes als der versuch, den je anderen als ein objekt zu gebrauchen.
        An der aktualität des politischen geschehens lässt sich demonstrieren, was das prinzip: adaad_a, als theorie für die praxis ist(2.032). Die politischen akteure, darauf pochend, dass sie als subjekte anerkannt werden, agieren zwar als subjekte, die definierte interessen verfolgen, real aber behandeln sie den jeweiligen genossen im politischen prozess wie eine sache, mit der umgegangen wird, als seien sie nicht selbstständige subjekte, sondern blosse objekte, die al gusto verschoben werden, so wie es mit den verfolgten interessen zusammenpasst. Anders sind die aktuellen krisen nicht zu begreifen. Mit gewalt wird dem je anderen die eigne meinung aufgedrängt, den anderen zwingend. Diese realität kann beklagt werden, aber das klagen ändert nichts an der gewalt in ihrer faktizität. Die akteure werden, wenn sie verbrannt sind, durch andere ersetzt. Politiker, die von sich behaupten, autonom zu entscheiden, erkennen ihr gegenüber nur als feind, unfähig, die politik mit dem gegner zu gestalten, von der alle abhängen, mehr oder weniger eindeutig.

1.3.2
wenn die maxime gelten soll, dass gewalt als mittel der politik ausscheidet, weil die gewalt mit dem prinzip: adaad_a, nicht vereinbar ist, dann muss im umkehrschluss gültig sein, dass die realisierung des prinzips: adaad_a, die bedingung ist, die der utopie des "ewigen friedens" eine chance einräumt. Wenn die logik des prinzips: adaad_a, gilt, dass das individuum als ich ad personam den genossen in seiner autonomen entscheidung als der_andere anerkennt, dann ist für die gewalt kein raum offen, weil die logik der gewalt des individuums das je andere individuum zu einem blossen objekt seines strebens nach macht denaturiert. Das faktum, in der sozialen beziehung blooss ein objekt zu sein, transformiert die wechselseitige relation zwischen dem individuum als ich und seinem genossen in eine abhängige relation, in der der je andere darauf reduziert ist, das objekt des anderen zu sein, nicht aber das individuum als ich und sein genosse, die als die subjekte Hegel's in den rollen des knechts und/oder des herrn ihre existenz in der selbst geschaffenen welt realisieren.
finis
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fortsetzuung: subtext/ 2.001_2006

<==// anfang

stand: 23.09.01

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