Das individuum als ich und seine werkzeuge.
Die logik des kunstwerks und das werkzeug: KI.
notiz
Der essay ist die erheblich erweiterte
fassung eines geplanten vortrags für den XII.Kongress der Deutschen
Gesellschaft für Ästhetik: Medien der Künste - Künste der Medien.
09.-13.09.2024, Universität Fribourg. Der vorschlag für den
sektionsvortrag war von der Kongressleitung nicht akzeptiert worden.
stichworte
- ästhetische_urteil,
- grenze,
- KI-kunst,
- KI-maschine,
- kunstwerk,
- individuum_als_ich,
- werkzeug,
- autonomie_des_ich,
- Alexeev,Vladimir,
- Merzmensch(pseudonym_von_Vladimir_Alexeev)
abstract
Mit dem schlagwort: KI(=künstliche
intelligenz), wird suggeriert, dass in den diskursen der ästhetik ein
kampfplatz geschaffen worden sei, auf dem prima vista ein neues problem
ausgefochten wird, das secunda vista ein altes problem ist. Der
streitgegenstand ist das werkzeug, mit dem das individuum als ich(=der
künstler) sein objekt(=das kunstwerk) schafft. Es ist unbestritten,
dass mit den KI-maschinen dinge möglich geworden sind, die bis vor
wenigen jahrzehnten nicht möglich gewesen waren. Mit diesen änderungen
ist die these verknüpft, dass eine neue ästhetik geschaffen werden
müsse, um auf die neuen, durch die techniken bewirkten änderungen
angemessen reagieren zu können.
-
Es wird dargelegt, dass die hoffnung auf eine neue kunst mittels der
KI-maschinen eine illusion ist, weil die KI-maschinen das nicht leisten
können, was sie leisten müssen, wenn ihre produkte, verglichen mit der
traditionalen kunst, als kunstwerke identifiziert werden sollen. Der
schlüssel ist das ästhetische urteil, dessen bedingung die autonomie
des ich ist. Ich proponiere die these, dass die KI-maschinen das
kriterium: autonomie des ich, nicht ausfüllen können, weil, das ist das
credo des abendländischen denkens, nur das individuum als ich fähig
ist, sich autonom für das eine: a, oder das andere: b, tertium non
datum, zu entscheiden, in der entscheidung sich an das entschiedene: b
oder a, absolut bindend. Diese entscheidung ist für das individuum als
ich der gründende grund, mit dem es die dinge seiner welt entweder als
ein kunstwerk oder als ein nicht_kunstwerk unterscheidet. Aus einem
systemischen grund sind die maschinen der KI nicht in der lage, eine
autonome entscheidung zu fällen, weil jede ihrer entscheidungen in
einem algorithmus determiniert ist, der mit einem
wahrscheinlichkeitskalkül den schein von entscheidungsfreiheit zwar
sugerieren kann, diesen entscheidungsraum aber nicht ausfüllt. Dieser
feststellung steht entgegen, dass das systematische defizit der
KI-maschinen kein zureichender grund ist, die KI-maschinen als
werkzeuge in der ästhetik nicht zu gebrauchen. Als werkzeug in der hand
des künstlers ist die KI-maschine ein objekt, mit dem der künstler,
seine zwecke setzend, diese zwecke als subjekt realisiert.
finis