BIBLIOGRAPHIE
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019:schöpfung

Kein gott - der schöpfer seines selbst ist das individuum als ich.
Die 38.these der Monadologie im horizont des relationalen arguments.
Text und subtext.
(2011/2011)

Text                    //
Subtext:
  2.1.001-2.3.003      //
  2.4.001-2.4.022      //
  2.5.001-2.9.102      //

Stichworte           //
Abstract              //
Register
  Argumenttitel, alphabetisch/      numerisch   //
  Personen                         //
  Sachen                            //
Anhang/dokumentation
  I   text der kongressausgabe       //
  II  vortrag                                 //
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Stichworte
relationale argument
individuum als ich
zureichender grund
methode
kausalität
dialektik
trialektik
trialektische modus
Leibniz/monadologie/§38
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Abstract
Mit dem kongresslemma: Natur und Subjekt,(*) werden zwei aspekte der erkenntnistheorie markiert. Ihr brennpunkt ist das problem der selbsterkenntnis des individuums als ich, ein problem, das mit begriffen fixiert wird, die als begriffe eindeutig voneinander zu trennen sind, begriffe aber, die in ihrem phänomenalen erscheinen heillos miteinander vermengt werden. Der eine begriff wird mit dem terminus: ontologie, bezeichnet, der andere begriff mit dem terminus: subjekt, oder, wie Ich es bezeichne, mit dem terminus: das individuum als ich. Es ist, folge Ich der tradition, üblich, die begriffe: ontologie einerseits und subjekt andererseits, nicht eindeutig voneinander abzugrenzen. Dieser mangel an zureichender abgrenzung bewirkt, dass die frage nach dem zureichenden grund der welt und die frage nach der rechtfertigung der existenz des subjekts entweder auf der seite der ontologie verortet wird oder auf der seite des subjekts, zumeist aber werden die fragen miteinander vermengt, wenn das argument es als zweckmässig erscheinen lässt, oft über kreuz. Drei ziele verfolge Ich mit dem vortrag. Erstens der aufweis der möglichkeit, die grenze dessen zu bestimmen, was als die welt bezeichnet werden muss, wenn das individuum sich als ich bestimmt. Zweitens die bestimmung dessen, was das individuum ist, das es, ein ding der welt seiend, als ich in der welt sein will. Und, eher en passant, drittens, meine argumente darlegend, die öffnung des blicks auf die methode, die Ich mit dem terminus: der trialektische modus, bezeichne, eine erkenntniskritische methode, die Ich in der kritik der Hegel'schen dialektik entwickelt habe.
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Der kristalisationskern meiner reflexionen ist ein fragment aus der 38.these der Monadologie: "Es ist das, was wir GOTT nennen". Zwei fragen sind zu erörtern. Auf grund der beschränkten zeit wird die frage nach den grenzen der welt knapp mit einer these expliziert, der die funktion zugeordnet ist, der horizont für die zweite frage zu sein, eine frage, die auf die bedingungen abzielt, die das individuum, das ein ich sein will, erfüllen muss, wenn es sich als ich bestimmt. Das problem der selbstschöpfung des individuums als ich ist die frage nach dem zureichenden grund dieser selbstschöpfung. In seinen philosophischen reflexionen hat Leibniz das prinzip des zureichenden grundes als moment des seins oder als schöpfung eines gottes in der ontologie verortet, das in seiner funktion sowohl als ursache als auch als wirkung erscheint, eine konsequenz, die in raum und zeit nicht mit den drei axiomen der logik, dem prinzip der identität, des ausgeschlossenen widerspruchs und dem tertium non datur, vereinbar ist. Als postulat der vernunft aber ist das prinzip des zureichenden grundes in raum und zeit unabdingbar, wenn das individuum, das sich als ich bestimmt, seine selbstschöpfung als rational begreifen will. Mit den methoden der tradition, die monadologie Leibniz' als teil dieser tradition, ist die dialektik von ursache und wirkung nicht entscheidbar, aber mit der methode: der trialektische modus, sind die konstellationen der ursachen und wirkungen eines jeden weltdinges darstellbar, eine auflösung, die das individuum lebt, wenn es sich als ich bestimmt.
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Was die welt in ihrem so-sein ist, das ist in der perspektive der weltdinge, die sind, was sie sind, nicht entscheidbar, in der perspektive des individuums als ich aber sind die bestimmungen der weltdinge entschieden, weil das individuum als ich bestimmt hat, was sie sein sollen. Was als ein logischer widerspruch erscheint, das ist in raum und zeit, also in der vorstellung des individuums als ich, nur ein gegensatz, der viele mögliche entscheidungen nebeneinander und nacheinander zulässt. Im blick auf die welt, in der das individuum als ich ein ding der welt ist, sind methodisch zwei ansätze möglich, die Ich mit den termini: das ontologische und das relationale argument, bezeichne. Als argumente des individuums als ich sind sowohl das ontologische als auch das relationale argument möglich, und welches argument gelten soll, das kann nur das individuum als ich, für sich gültig, entscheiden. Knapp skizziert ist die perspektive des ontologischen arguments das ganze der welt, dem die teile emanieren, in der terminologie der tradition: das sein oder die schöpfung eines gottes. Die perspektive des relationalen arguments ist das individuum als ich, das als individuum in raum und zeit, nicht hinterfragbar, sich existierend voraussetzen muss, existierend, indem es, eingebunden in die grenzen seiner welt, die welt in ihrer grenze als ein ganzes postuliert. Die abgrenzung des ontologischen arguments vom relationalen argument wird als these formuliert, die der horizont für die überlegungen ist, wie es logisch und faktisch möglich sein kann, auf dem fundament der faktischen unentscheidbarkeit der beiden möglichen perspektiven eine welt zu entwerfen, in der das individuum, das ein ich sein will, auch ein ich ist. Im kontext dieser frage erscheint das prinzip des zureichenden grundes in einer gedoppelten funktion. Einerseits muss das prinzip als grundloser grund gesetzt werden, andererseits ist das prinzip als gesetzter grund die bedingung dafür, dass das individuum als ich sich als das erfahren kann, was es sein will, ein ich. Das problem ist alt, seine auflösung aber erscheint in jedem individuum als ich neu, es ist die frage nach dem, was die welt des individuums als ich in bewegung setzt, oder traditional formuliert, was oder wer der schöpfer der schöpfung sein soll. Leibniz antwortet, im strom der tradition stehend, mit dem argument: es ist gott; Ich setze dagegen, dass nur das individuum als ich es selbst sein kann, das in seiner setzung, die eine entscheidung seines glaubens ist, sich für das eine oder das andere argument entschieden hat, argumente, die ihre je eigene logik haben. Das praktische problem aber, wie das individuum als ich und sein genosse miteinander koexistieren sollen, jeder für sich, sich für das eine oder das andere argument entschieden habend, ist der stoff eines anderen diskurses.
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(*) IX.Int.Leibnizkongress/Hannover 2011
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fortsetzung: text

stand: 13.05.07.
eingestellt: 11.09.24.

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