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subtext: 2.3.001-2.3.003

2.3.001

es ist ein problem, die erfahrung der welt auf zwei perspektiven reduzieren zu wollen(a). Methodisch ist dieses verfahren aber zweckmässig, weil es das streitige problem auf seinen kern reduziert, nämlich die frage, was der gründende grund der welt sein solle. Im logischen sinn sind nur zwei antworten möglich, entweder richtig oder falsch - tertium non datur(b). In dieser perspektive ist es denkbar, eine dichotomie in das kalkül einzuführen, die eine klare zuordnung der probleme zulässt, ohne die verhandelten detailprobleme zu verbiegen. Wenn mit dem begriff: das ganze, argumentiert wird, dann sind die teile des ganzen impliziert, nicht anders, wenn die teile des ganzen der gegenstand des arguments sind, das seine struktur nur in der vorstellung eines ganzen haben kann. In dieser perspektive ist die kategorische unterscheidung: das ontologische und das relationale argument, möglich, ein unterscheidung, die das problem involviert, das zureichend mit dem terminus: die dialektik der möglichen denkpositionen, gekennzeichnet ist. Sowohl das relationale argument als auch das ontologische argument sind darauf begrenzt, dass die wahrheit der einen position nur im horizont der jeweils ausgeschlossenen anderen position bestimmt sein kann. Das relationale argument ist wahr, weil es im horizont des ontologischen arguments gedacht werden kann, nicht anders das ontologische argument, das sein wahrheitsmoment im ausgeschlossenen relationalen argument hat. Das problem ist die vermittlung der sich ausschliessenden positionen(c), die nur das individuum als ich, gültig für sich, leisten kann, eine leistung, die der genosse für sich autonom akzeptiert oder durch eine andere entscheidung ersetzen kann. Aufzeigbar ist die struktur der möglichen antworten, welche antwort aber gültig sein soll, das müssen das individuum als ich und sein genosse, jeder für sich, entscheiden. Das moment, das die beiden möglichen antworten miteinander verknüpfbar macht, das ist das postulat, dass es diese möglichkeit geben soll, ohne dass mit der behauptung des postulats entschieden ist, ob die setzung des gründenden grundes dem ontologischen oder dem relationalen argument zugeordnet ist(d). Was bleibt, dass ist die möglichkeit der darstellung der beiden positionen in einem argument, ohne die positionen in ihrer logik zu verkürzen. Weder mit der methode der kausalität noch mit der methode der dialektik ist dieser versuch ohne friktionen durchführbar. Der kausale modus reduziert die relation: grund<==|==>folge, auf ein moment, das notwendig das andere impliziert, der modus der dialektik lässt die momente in der schwebe, der trialektische modus bewältigt die verknüpfung der beiden momente in einem dritten moment, das nicht ein moment der relation: ontologische_argument<==|==>relationale_moment, sein kann. Es ist das individuum als ich, das im moment der gelebten gegenwart die beiden momente der relation in jeweils getrennten relationen präsent haben kann. Im trialektischen modus sind das ontologische und das relationale argument zueinander gespiegelt reziprok. Das entscheidende argument des einen ist das offene problem des anderen. Keines der beiden argumente kann für sich das wahre argument sein(e), weil jedes argument für sich, in einer relation als wahr gefasst im moment der gelebten gegenwart, nur im horizont des jeweils anderen arguments als wahr bestimmt ist(f).
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(a)
das schreckende beispiel der tradition ist das prinzip des manichäismus: entweder gut oder böse. In einer bestimmten perspektive kann diese zweiteilung der welt sinnhaft sein, aber die verabsolutierung einer perspektive kann immer nur einen teil des ganzen fixieren, in keinem fall aber das teil im ganzen als das ganze selbst. Das ist der widerspruch im begriff, dem keiner entkommen kann, der das prinzip des manichäismus für wahr hält(01). Der fehler im denken der manichäer ist die gleichsetzung der logischen struktur der welterfahrung mit den phänomenen der welt. Vermittelt ist diese gleichsetzung durch die logische struktur der argumente, mit denen das individuum als ich und sein genosse, jeder für sich, kommunizieren.
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(01)
hier ist nicht der ort, das problem des manichäismus in geschichte und gegenwart en detail zu erörtern. Der verweis auf das einschlägige stichwort im Historischen Wörterbuch der Philosophie sollte genügen(*1).
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(*1) Historisches Wörterbuch der Philosophie. Sichwort: Manichäismus. Bd.5, sp.714-716 /bibliographie //==>2.9.108.
(b)
wenn es gewollt ist, dann kann über die bunte vielfalt der gründenden gründe auch gestritten werden, aber das sind diskurse, die über die gegenstände in der welt geführt werden, die als phänomene zueinander gegensätze sind, gegensätze, die sich einander ebenso ausschliessen können wie sie einander bis zur gleichheit angenähert werden. Diese diskurse sind von wertungen begleitet, die ihren letzten grund nur in dem individuum als ich haben können, das die wertung vornimmt. Auf der argumentebene der begriffe sind diese wertungen kein gegenstand der reflexion.
(c)
das ist auf der argumentebene der begriffe ein widerspruch, nur ein gegensatz kann es auf der argumentebene der phänomene sein.
(d)
die entscheidung zwischen dem ontologischen argument und dem relationalen argument kann nur das individuum als ich für sich gültig treffen. Hinter diese entscheidung, immer in einer position formuliert,  kann das individuum als ich nicht zurückgehen, aber diese entscheidung ist die position, von der aus das grandiose spektakel seiner welt eröffnet ist.
(e)
gemäss des wahrheitsbegriffs, der im ontologischen argument gültig ist.
(f)      //==>argument: 2.6.010.        //       (2.4.001/(a))<==//  oder   (2.5.001/(a)<==//
2.3.002
dem begriff: das ganze, ist als phänomen eine zwischenstellung eigentümlich. Die phänomene, die mit dem begriff: das ganze, von den anderen phänomenen unterschieden werden, können weder der philosophie eindeutig zugeordnet werden, noch der theologie. Dem faktum zum trotz verfehlen sowohl der theologe als auch der philosoph, die eine metapher ausbeuten, den zweck, ihren vorstellungen von einem ganzen eine plausible logik zu verschaffen, vorstellungen, die, quasi in sich ruhend, das umfassende(a) sein sollen. Das ganze kann kein teil auslassen, die teile aber sollen zu einem ganzen zusammengefügt sein, in dem nichts fehle(b). In der tradition werden die vorstellungen des ganzen zumeist mit der schöpfung gottes verknüpft. Die schöpfung als tat ihres gottes auszulegen, erleichtert den theologen das geschäft -  das ganze ist die schöpfung, dem kein sternlein fehlen könne(c). Der weg über die verkappte tautologie ist dem philosophen aber nicht gangbar, weil er ein moment in seiner weiten welt als argument ausweisen muss, warum nur das, was er als die alles umgreifende welt deutet, das ganze sein könne, wenn er die ordnung seiner welt in ihren teilen als rational beschreibt. Es ist zwar plausibel, wenn der philosoph auf die geometrischen figuren: kreis und kugel, verweist(d), mit der verweisung aber ist das problem der relation: teil<==|==>ganze, nicht aufgeklärt, weil das individuum als ich die konstituierenden merkmale des begriffs: das ganze, nur in seinen teilen, real fixiert in den relationen, feststellen kann. Im argument aber ist die feststellende relation des individuums als ich immer ein teil im ganzen, in keinem fall das ganze, auch dann nicht, wenn der korpus aller denkbaren relationen, erforderlich für den bestimmten fall, in raum und zeit kategorisch festgestellt ist. Die dialektik der relationen, die für das individuum als ich das ganze fixieren, ist nicht aufhebbar, diese dialektik ist aber im trialektischen modus darstellbar, wenn das jeweils andere moment das ausgeschlossene dritte moment ist(e). Das, was das individuum als ich im denken als das ganze in einem begriff fasst, das ist, der begriff in raum und zeit gedacht, immer ein teil im ganzen, nicht das ganze selbst.
Zusatz.
Die offenkundige schwierigkeit, den begriff: das ganze, in raum und zeit als ein ganzes zu fassen, ist kein argument, auf den begriff: das ganze, als argument zu verzichten. Es ist zulässig, mit dem begriff: das ganze, zu operieren, dieser quasi als konstante vor die klammer gesetzt, um mit den elementen in der klammer rechnen zu können. Wenn die konstante definiert ist, dann wird auch das resultat des kalküls richtig sein. Auf der argumentebene der phänomene ist das argument gültig.
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(a)
die assonanz an den Jaspers'schen terminus: das umgreifende, ist nicht vermeidbar(01). Diese assonanz ist unproblematisch, solange das argument im horizont des begriffs: metapher, auf der argumentebene der phänomene verhandelt wird.
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(01) //==>argument: 2.5.009.
(b)
der grund für diese schwierigkeit ist in der struktur der begriffe: teil und ganzes, verortet. Die begriffe: teil oder ganzes, sind relationsbegriffe, die ihr bestimmendes moment im jeweils anderen begriff haben(01). Von einem teil kann sinnvoll nur in relation zu einem ganzen gesprochen werden, nicht anders vom ganzen in relation zu den teilen. Obgleich jeder begriff für sich ein ganzes ist(02), erscheint der begriff auf der argumentebene der begriffe in teile zergliedert, wenn die merkmale seiner definition in der form eines logischen urteils(SaP) benannt werden müssen.
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(01)     //==>INDEX der argumente/stichwort: relationsbegriff
(02)
die vergleichung mit der Leibniz'schen monade ohne fenster liegt nahe, sie sollte hier aber unterlassen werden, weil Leibniz seinen begriff: monade, in einem anderen theoretischen kontext formuliert hatte. Die theologischen aspekte sind als horizont zwar präsent, aber sie sind redundant, wenn über den begriff als begriff reflektiert wird.
(c)
für sich ist das argument banal, weil es eine tautologie zum gegenstand hat, die nur durch die verschiedenen termini verdeckt ist. Das genügt aber, um dem argument die erforderliche plausibilität zu verschaffen. Der theologe predigt einen glauben, er lehrt kein wissen, diese differenz sollte nicht ignoriert werden, wenn der philosoph und der theologe miteinander um das bessere argument streiten.
(d)
der kreis und die kugel sind seit der antike ein bewährtes verfahren der philosophen, mit dem die vollkommenheit als sinnbild des ganzen kenntlich gemacht werden soll. Als metapher ist das argument auf der argumentebene der phänomene gültig, die metapher als argument ist auf der argumentebene der begriffe schlichter unsinn. Der kreis kann als geometrische figur nur ein kreis sein, alles andere ist zugabe des individuums als ich, das den kreis als argument instrumentalisiert(01).
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(01)
in seinem als monumental intentierten text: sphären, hat Peter Sloterdijk den raum, vorgestellt in seiner kugelform, als metapher instrumentalisiert, er spricht von "globen"(*1), differenziert aber nicht zwischen der geometrischen figur: kugel, als begriff, und den diversen phänomenen, die, gegenwärtig als gebäude, in den formen einer kugel gestaltet sind(*2).
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(*1) Sloterdijk,Peter: Sphären II. /bibliographie //==>2.9.115.
(*2) eine polemik gestatte Ich mir an dieser stelle nicht.
(e)      //==>argument: 2.6.011.    //         (text)<==//
2.3.003
das, was die erkenntnis der welt sein soll, das hat das individuum als ich und sein genosse, jeder für sich, in drei modi präsent, die als momente der erkenntnis nicht identisch fallen können. Diese modi werden mit den termini: "kausaler modus, dialektischer modus und trialektischer modus" bezeichnet(a). Der modus fixiert methoden, mit denen das individuum als ich die dinge seiner welt in relationen fixiert. Der modus der kausalität verknüpft zwei weltdinge in der form: ursache/wirkung-relation(b). Der modus der dialektik verknüpft zwei weltdinge, einmal das individuum als ich, dann ein ding der welt: n, in einer abhängigen relation(c). Der modus der trialektik verknüpft drei momente, dinge der welt, in einem ganzen, das zwei momente in drei abhängigen relationen(d) fixiert, indem jeweils ein moment das in der relation ausgeschlossene moment ist. Die drei modi sind in einem schema im trialektischen modus zu einem ganzen zusammengebunden, das extramundum kein weiteres moment zulässt(e).
Zusatz.
Die modi der erkenntnis sind keine "wesenheiten" im sinn des ontologischen arguments. Es sind formen der ordnung, mit denen das individuum als ich die dinge seiner welt geordnet präsent hat. Aus der form der zuordnung, dem bestimmten modus, ist nur ableitbar, wie die dinge der welt zueinander in der wahrnehmung und in der reflexion des individuums als ich geordnet sind. Was die dinge der welt: "a, b, ... n", jedes für sich, sonst noch sind(f), das ist aus den modus, jeder modus für sich, nicht ableitbar.
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(a)
andere termini sind gebräuchlich: "modus der kausalität, modus der dialektik und modus der trialektik", abgekürzt zu: "kausalität, dialektik und trialektik".
(b)
das sind die einfachen relationen in der form: a==>b,(01).
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(01) //==>argument: 2.4.021/(d).
(c)
das ist die verknüpung von zwei einfachen relationen: a<==b | a==>b, zu einer abhängigen relation: a<==|==b,(01).
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(01) //==>argument: 2.4.021/(d).
(d)
ein besonderer fall ist die wechselseitige relation: A<==>B, die das schema im trialektischen modus nicht erweitert(01).
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(01) //==>argument: 2.4.021/(d).
(e)     //==>argument: 2.6.006.

(f)

kandidaten für diese redeweise im kontext des ontologischen arguments sind: das wesen der dinge, ihre eigenschaften usw. Das sind argumente, die im kontext des ontologischen arguments sinnvoll sein können, im relationalen argument aber ohne gegenstand sind. Im kontext des relationalen arguments über die eigenschaften der weltdinge kann nur in den formen der modi gestritten werden.      (text)<==//


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fortsetzung: subtext/2.4.001-2.4.025

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eingestellt: 13.05.10.

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