Subtext: 2.51.01-09

2.51.01

die ethik ist in der taxonomie der wissenschaften die klasse, in der die theorien über das gute und/oder böse handeln abgelegt sind, eingeschlossen die maximen der moral(a). Es sollte unstreitig sein, dass das prinzip: die anerkennung des anderen als der_andere, in der klasse: ethik, zu verorten ist. Damit ist angezeigt, dass das prinzip: adaad_a, in seiner struktur der spiegel ist, in dem das individuum als ich und sein genosse ihre existenz erkennen, die sie leben, miteinander verknüpft, jeder für sich. Das prinzip: adaad_a, ist für den genossen wie für das individuum als ich ein instrument, mit dem sie, fixiert in raum und zeit, ihre sozialen beziehungen analysieren können und die resultate ihrer analysen reflektieren müssen, wenn sie sich als subjekte ihrer existenz erkennen wollen und anerkannt wissen. Abzugrenzen sind die maximen der moral, mit denen das individuum als ich und sein genosse ihre existenz realisieren(b). Die erforderlichen abgrenzungen sind momente der pragmatik(c).
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(a)
die denkbaren systeme der taxonomien werden nicht erörtert; es gilt die vernünftige praxis.
(b)
mit dieser einschränkung ist markiert, dass mit dem essay die erwartung auf ein handbuch einschlägiger maximen der moral nicht bedient wird, kompatibel mit dem prinzip: adaad_a, oder nicht. Die maximen der moral haben als anknüpfungspunkt die interessen, die das individuum als ich und sein genosse durchsetzen wollen, mit und gegen den jeweils anderen. In der perspektive der praxis sind die konflikte der interessen ein ernstes problem, aber die verengung des fokus auf die pragmatik vermittelt keine einsicht in die struktur der sozialen beziehungen, die zwischen dem genossen und dem individuum als ich ein faktum sind.
(c)
die pragmatik wird gelegentlich als ein randthema abgehandelt.      (text)<==//
2.51.02
die ethik als wissenschaft wird pragmatisch in mehreren perspektiven klassifziert. Eine form der klassifikation ist die unterscheidung: ethik und moral,(a), eine andere klassifikation ist die unterscheidung nach gut und böse(b). Diese klassifikationen dürften in der perspektive der pragmatik kein anlass zum streit sein, ein stein des anstosses aber kann in der begründung dieser einteilungen gefunden werden. Im horizont des relationalen arguments ist es inplausibel, aus dem wesen einer ethik oder einer moral zu argumentieren, weil allein das individuum als ich das subjekt ist, das, für sich absolut gültig entscheidend, festlegt, was es als ethisch richtiges handeln ansehen will, sich für eine bestimmte maxime der moral entscheidend, die post festum, in langer tradition bewährt, das maass seiner autonomen entscheidung ist. Das maass des ethisch richtigen handelns kann nicht die idee der ethik sein, die im ontologischen argument als die ethik an sich(c) gehändelt wird, das maass des ethisch richtigen handelns kann das individuum als ich allein in sich selbst finden, wenn es den genossen als ihm gleich erkennt und anerkennt. In diesem wissen sind bestimmte formen des handelns als nicht_zulässig erkannt, die aber, als das böse handeln positiviert, in der klasse: böse, abgelegt werden. Mit den klassifikationen ist pragmatisch die ordnung geschaffen, die das individuum als ich für sein handeln gebrauchen kann, ohne in jedem neuen fall genötigt zu sein, die unterscheidungen: ethik/moral und gut/böse, wiederholen zu müssen.
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(a)
die unterscheidung: ethik und moral, ist zweckmässig, weil die ethik eine andere funktion hat als die moral. Traditional fokussiert die ethik den strukturalen aspekt des handeln, die moral den subjektiven. Es sollte aber beachtet werden, dass mit der zuordnung dieser funktionen das problem der beurteilung konkreten handelns dann nicht abschliessend aufgelöst sein kann, wenn die vielfältigen maximen der moral in der perspektive der nutzen/kosten-überlegungen bewertet werden müssen. Über die struktur des ethisch korrekten/inkorrekten handelns ist rational eher ein kompromiss erreichbar als der konsens über die gültigkeit einer maxime, die vom individuum als ich und seinem genossen, jeder für sich, unterschiedlich beurteilt werden.     (a)<==//
(b)
es ist ein schlechter brauch, die ethiken und moralsysteme in gut oder böse einzuteilen(01). Weder kann eine ethik gut oder böse sein, noch ist es sinnvoll, von einer bösen oder einer guten moral zu sprechen(02). Im laxen gebrauch der sprache ist dieses reden zwar üblich, aber diese praxis ist falsch. Etwas anderes ist es, wenn unter dem aspekt: gut oder böse, der nutzen einer ethik und/oder einer maxime der moral beurteilt wird. Der gegenstand der überlegung ist der nutzen und/oder der schaden, den eine handlung zum resultat hat. Der nutzen wird, kurzgeschlossen, mit dem guten verknüpft und das böse gleichgesetzt mit dem schaden. Das ist falsch, weil die jeweilige perspektive entscheidend ist, was als nutzen, was als schaden erscheint. Für diese urteile können nur das individuum als ich und sein genosse, jeder für sich, verantwortlich sein, ihre wertungen können gegensätzlich sein bis zum wechselseitigen ausschluss.
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(01)   //==>argument: 2.51.07.
(02)
weder ist das Evangelium des Jesus von Nazareth gut, noch ist der Koran Mohamed's in der auslegung eines Ibn Abu al Bagdadi/IS böse. Das, was das böse als das verwerfliche ist, das ist das handeln derjenigen, die die dschihad-auslegung der salafisten und wahabiten in die mörderische tat umsetzen, nicht anders das handeln des christen, der mit seinem handeln die rede Jesus' in eine gute tat verwandelt.     (b)<==//
(c)
das sogenannte >ding an sich<, was immer es sein mag, ist nicht das problem, mit dem sich das individuum als ich und sein genosse rumschlagen müssen, das problem ist das >ding für sich<, das als phänomen mal so und mal so erscheint, und es unentschieden ist, welche erscheinung die richtige ist, die dann das allgemein verbindliche maass sein soll - letztlich ist entscheidend, wer im konflikt sich als der mächtigere ausweisen kann. In letzter konsequenz wird diese frage mit gewalt entschieden und das problem bleibt ungelöst zurück als ausgangspunkt eines neuen streits.      (c)<==//           (text)<==//
2.51.03
die einteilung der ethischen theorien in konservative ethiken, revolutionäre ethiken oder evolutionäre ethiken(a) ist pragmatisch motiviert. Mit dieser klassifikation können die phänomene des ethischen und des moralischen handelns zwar übersichtlich sortiert werden, aber dieses wissen kann das handeln des individuums als ich und seines genossen nicht ersetzen. Für sein konkretes handeln kann das individuum als ich aus den konstituierenden merkmalen der benannte klassen kriterien ableiten, die sein handeln leiten sollen, aber entscheiden muss das individuum als ich selbst, wenn es die maximen der moral daraufhin beurteilt, ob sie tauglich sind, die eine oder die andere theorie ethischen handelns als für sich selbst gültig einzuschätzen. Das handeln des individuums als ich, das handeln des genossen eingeschlossen, werden im blick des jeweils anderen im horizont der klassifizierten ethiken beurteilt, ohne das der eine oder der andere sich dem blick des jeweils anderen entziehen kann. Die maximen der moral, jede für sich identisch mit sich selbst, erscheinen im horizont der klassifizierten ethischen theorien verschieden, immer wieder herangezogen, das handeln des individuums als ich und seines genossen sowohl als böse als auch als gut ausweisend.
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(a)
die drei klassen ethischer systeme werden definiert durch den zweck, der mit den theorien erreicht werden soll, die auf die unterschiedlichen zwecke ausgerichtet sind. Die ethischen theorien sind zueinander widersprüche, gefasst als begriffe, als phänomene gehändelt, sind die theorien nur gegensätze, die en detail schwer voneinander abgrenzbar sind. Mit der vorgeschlagenen einteilung in drei klassen sind die verfolgten zwecke hinreichend unterschieden:
1. die konservativen theorien.
Der leitende aspekt ist die bewahrung einer bestehenden ordnung. Die intention, den status quo zu behaupten, kollidiert aber mit der erfahrung, dass alles im fluss ist und beständig neue konstellationen der wirkkräfte präsent sind, in deren horizont altes und neues unterschiedlich zu bewerten ist. Das festhalten an bewährtem kann gut sein, aber das festhalten am bewährten alten ist nur dann gut, wenn es mit dem neuen, das anbrandet, kompatibel ist und das neue im bewährten alten seine weitertreibende wirkung entfalten kann. Die gegenposition, das alte gegen das neue behauptend, mit dem ziel das neue zu vernichten, ist blooss reaktionär. Die reaktionären systeme können kurzfristig erfolg haben, man spricht von der restauration, langfristig verschwinden die alten systeme im neuen, das bereits die patina des alten absorbiert hat.
2. die revolutionären theorien.
Das neue denken wird aggressiv gegen das alte in stellung gebracht, das alte vernichtend. Als horizont der veränderungen, teils mit gewalt bewirkt, bleibt aber das alte wirksam, weil die beharrenden kräfte nur träge dem neuen schwung folgen können. Das, was als eine vollständige umwälzung der vertrauten ordnung erscheint, das ist, wenn die position der neuen ordnung ins werk gesetzt wird, nur als die reaktivierung des negierten in neuen formen. Man sagt, dass die (alten) herrschaften beseitigt worden seien, die herrschaft aber ist geblieben. Der revolutionäre impetus ist erloschen, wenn die neue ordnung etabliert ist und sich ihrerseits dem ansturm des neuen ausgesetzt weiss. Die neue ordnung antwortet auf die neue herausforderungen reaktionär.
3. die evolutionären theorien.
Sie erscheinen quasi als eine symbiose zwischen dem notwendigen zerstören des alten und der etablierung des neuen. Im resultat soll das alte verschwunden sein und das neue soll als integriert erscheinen. Weder ist das neue intergriert, auch dann nicht, wenn es sich behaupten kann, noch ist das alte verschwunden, weil das neue nur auf dem geschliffenen fundament des alten mit aussicht auf dauer entwickelt werden kann. Das versprechen der evolution kann nur post festum beurteilt werden und das ist immer das alte, was einmal das neue gewesen war.   (a)<==//        (text)<==//
2.51.04
das handeln des individuums als ich ist in raum und zeit verknüpft mit dem sich entscheiden dieses individuums als ich für das eine oder das andere. Das entscheiden wird als handeln registriert, geleistet vom individuum als ich in seinem forum internum, das handeln des individuums als ich, geleistet auf dem forum publicum, wird als eine entscheidung des individuums als ich wahrgenommen. Die differenz zwischen dem handeln und dem entscheiden ist zu behaupten, seine erklärung aber ist nicht in ihrer faktizität auffindbar, sondern in der ethik, die maximen der moral als maasstab.

Es ist ein aussichtsloses unternehmen, die phänomenologie der denkbaren fälle überschaubar zusammenfassen zu wollen, aber die beschränkung auf einen fall kann genügen, weil das problem der verknüpfung von entscheiden und handeln an jedem einzelfall exemplarisch demonstriert werden kann. Die analysen und reflexionen dieser beschreibungen sind muster sowohl des entscheidens als auch des handelns, aber keines dieser anweisungen zum entscheiden und/oder zum handeln kann das reale handeln, das entscheiden eingeschlossen, ersetzen, das der genosse: B, und das individuum als ich: A, selbst leisten, weil sie es sind, die handeln und entscheiden, entscheiden und handeln(a).

Pars pro toto die rechtsordnung der gesellschaft. Die rechtsordnung ist dadurch ausgezeichnet, dass sie für bestimmte phänomene des entscheidens und handelns muster bereithält, mit denen vorentschieden ist, wie alle, die es betrifft, sich verhalten sollen. Die entlastende funktion dieser schemata ist unbestritten, aber die schemata können nicht das entscheiden und das handeln des individuums als ich ersetzen, der genosse eingeschlossen(b). Typisch in der rechtsordnung ist diese situation: der beamte und der bürger müssen sich entscheiden, wenn der verwaltungsakt anhängig gemacht werden soll und sie müssen handeln, wenn der verwaltungsakt rechtskräftig geworden ist. Der horizont, in den das entscheiden und das handeln gestellt ist, ist immer die ethik, die das entscheiden und das handeln überwölbt, ohne dass die normen der moral, das sind die maximen, mit dem realen entscheiden und handeln identisch fallen können(c).

Für die verknüpfung von entscheiden und handeln ist das faktum wirksam, dass das entscheiden, verortet im forum internum, in jedem moment der gelebten gegenwart von individuum als ich neu vollzogen werden muss. Das handeln, verortet auf dem forum publicum, erstreckt sich im raum, gleichförmig im erscheinen, und füllt den raum vollständig aus. Das entscheiden zum/gegen das handeln, ist immer ein bestimmter moment in der zeit, der in den phänomenen des raumes auf dauer gestellt ist. An den phänomenen im raum sind die normen der moral aufzeigbar, die normen der moral aber werden im moment der entscheidung realisiert, wenn das individuum als ich sich entscheidet, der norm der moral zu folgen, entweder, dass es diese sich zu eigen macht, oder nicht folgt, die maxime der moral beiseite schiebend. Diese entscheidung ist für das individuum als ich, eingeschlossen der genosse, immer neu, und mit dem moment der entscheidung ist diese als factum der vergangenheit in die vergangenheit abgesunken. Es ist, als ob das entscheidende individuum als ich entweder keinen ruhepunkt im prozess des unablässigen entscheidens hat, oder mit den erinnerungen seiner vergangenheit beschäftigt ist(d).
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(a)

wieder dreht sich das argument in sich selbst und kann den eigenen bereich nicht verlassen. Das liegt in der logik der sache, weil die verknüpfung der tätigkeiten: entscheiden und handeln im individuum als ich, sein genosse eingeschlossen, als eine nicht auflösbare einheit gehändelt wird. In dieser konstellation ist die ethik mit den maximen der moral wirksam, die sowohl bestimmend sind für das entscheiden als auch für das handeln.     (a)<==//
(b)
im kontext jeder rechtsordnung ist die stellvertretung im recht geregelt. Der pragmatische aspekt, unbestritten, steht hier zur diskussion nicht an, weil dieses spezielle problem des rechts in der perspektive der ethik kein problem sein kann. Mit dem gesetz, das die stellvertretung regelt, ist diese entscheidung bereits gefallen, ohne dass das rechtssubjekt seiner pflicht enthoben sein kann, selbst zu entscheiden und auch zu handeln, immer in den grenzen dessen, was in der rechtsordnung zugestanden ist, legal und legitim.     (b)<==//
(c)
der verwaltungsakt kann nicht moralisch sein, aber die grenzen eines legitimen verwaltungsakts sind durch das gesetz festgestellt, das in seiner legalität ausgewiesen ist. Die ethik und die maximen der moral sind der begrenzende horizont, in das jedes gesetz gestellt ist.   (c)<==//
(d)
die permanente neuentscheidung im moment der gelebten gegenwart ist das problem, das auch der gegenstand des mythos von Sisyphos ist(01). D'accord, auf dauer kann das individuum als ich der not des permanenten neuentscheidens nicht standhalten und es hat mechanismen entwickelt, mit denen es sich von der last der permanenten entscheidung entlasten kann. Das individuum als ich hat mit dem genossen schemata des entscheidens entwickelt hat, die für die konkrete situation in den wiederkehrenden momenten als vorteilhaft erkannt worden waren und die in den entscheidungen wiederholt werden. Die schemata des handelns und die maximen der moral sind für das individuum als ich, sein genosse eingeschlossen, orientierungsmarken, mit denen es seine existenz in raum und zeit steuern kann, aber diese schemata können das individuum als ich und seinen genossen nicht davon freistellen, im moment der gelebten gegenwart selbst zu entscheiden(02) und ihr handeln zu verantworten.
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(01)
der mythos von Sisyphos(*1) ist in zwei weisen auslegbar, die im kern nicht trennbar sind, aber in ihren deutungen getrennt gehalten werden sollten. Einerseits die traditionale auslegung, dass das handeln des menschen im endresultat vergeblich sei, weil der stein der last immer wieder von neuem bewegt werden müsse. Andererseits ist Sisyphos der glückliche mensch(*2), weil er die chance hat, immer wieder von neuem beginnen zu können. Auf beide deutungsmuster können das individuum als ich und sein genosse zurückgreifen, wenn sie ihre entscheidung mit ihrem handeln verknüpfen.
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(*1)
Sisyphos, der rebell der antike, der den tod besiegen wollte.
(*2)
das ist die interpretation von Albert Camus(+1).
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(+1)   Camus,Albert: Der Mythos von Sisyphos./bibliographie //==>argument: 2.92.02.
(02)
vieles von diesen entscheidungsprozessen realisiert das individuum als ich in seinem unterbewusstsein. Dieser aspekt ist hier nicht zu verfolgen.   (d)<==//           (text)<==//
2.51.05
die formel: dilemma der schuld, ist ein indiz dafür, dass ein moment in der sozialen beziehung zwischen dem individuum als ich und seinem genossen, fixiert in der relatation: A<==>B, wirksam ist, das die anerkennung des anderen als der_andere in den formen der schuld erscheinen lässt. Der begriff: schuld, ist differenzierend aufzugreifen(a). Irrelevant sind die theologischen erwägungen(b), auszuklammern ist der bürgerliche schuldbegriff der jurisprudenz(c). Im horizont des prinzips: adaad_a, ist an der überlegung anzuknüpfen, dass die schuld im sollen(d) ein müssen impliziert(e), so wie das müssen das sollen umgreift. In dieser struktur ist die schuld zu verorten. Das individuum als ich, das den genossen anerkennt, muss dieses anerkennen leisten, das in seiner selbstbindung das sollen ist, erscheinend als seine schuld gegenüber dem genossen. Der genosse muss in der gleichen weise handeln, das ist seine schuld gegenüber dem individuum als ich. In der wechselseitigkeit ihrer schuld(f), deren weder der genosse noch das individuum als ich sich entschlagen können, ist die soziale beziehung zwischen dem individuum als ich und seinem genossen auf dauer gestellt. In der gesellschaft ist das die bedingung für den frieden aller, die es betrifft, weil, wenn der eine oder der andere seine schuldverpflichtung nicht einlöst, die relation: A<==>B in ein blosses gewaltverhältnis aufgelöst wäre. Es wird immer ein bestimmtes maass an nicht_ausgeglichener schuld zu konstatieren sein, das aber händelbar ist, wenn der wille zum ausgleich besteht(g).
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(a)
in der tradition sind verschiedene schuldbegriffe in geltung, begriffe, die als phänomene gegensätze markieren und die mit dem schuldbegriff des relationalen arguments nicht vereinbar sind. Es genügt, auf das einschlägige stichwort im Historischen Wörterbuch der Philosophie zu verweisen(01), das breit die antike und die christliche tradition darstellt. Die schuldbegriffe, die in der neuzeit diskutiert werden, sind eine melange der tradition.
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(01)
Historisches Wörterbuch der Philosophie. Stichwort: schuld. Bd.8, sp.1442-1472. /bibliographie //==>argument: 2.92.08.     (a)<==//
(b)
die theologen der jüdischen und der christlichen tradition verknüpfen den begriff: schuld, mit dem begriff: sünde. Im relationalen argument ist diese verknüpfung falsch, weil das individuum als ich mit seinem gott nicht in der gleichen sozialen beziehung relationiert sein kann wie mit seinem genossen. D'accord, das individuum als ich: A, und sein genosse: B, können über ihren je eigenen gott streiten, aber in diesem streit ist keine relation konsistent behauptbar, in der der eine dem gott des anderen verantwortlich sein könnte. Sowohl das individuum als ich als auch sein genosse haben ihren je eigenen gott in einer abhängigen relation verfügbar: A<==|==>gott, gott<==|==>B,(01).
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(01)   //==>argument: 2.42.08/(d)(graphik: 105).     (b)<==//
(c)
die schuld als rechtsbegriff ist kein gegenstand des essays. Die erörterung dieses begriffes bleibt den zuständigen fachleuten, den juristen, überlassen.     (c)<==//
(d)
wenn der begriff: schuld, über die historia der sprache geklärt wird, dann ist das moment: sollen, das entscheidende kriterium(01).
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(01)   Wörterbuch der philosophischen Begriffe. Stichwort: schuld. p.589. /bibliographie //==>argument: 2.92.22.   (d)<==//
(e)     //==>argument: 2.41.15.   (e)<==//
(f)
im relationalen argument ist der aspekt der moral für den begriff: schuld, nachrangig. Es wäre aber ein irrtum, den aspekt der moral im horizont des relationalen arguments zu ignorieren, wenn über die konkrete schuld des individuums als ich, sein genosse eingeschlossen, reflektiert wird. Damit sind die aspekte des schuldbegriffs wieder >im spiel<, die in der tradition breit erörtert worden sind, allein die überwältigende verbindlichkeit der tradition kann diesen argumenten nicht mehr zukommen. Es sind argumente in einem diskurs, die beachtet werden oder auch nicht, abhängig von den interessen der teilnehmer des diskurses.     (f)<==//
(g)
der reale ausgleich der schuld zwischen dem individuum als ich und seinem genossen ist gespiegelt in den realen machtverhältnissen der welt. Im kern ist jede form von ungleichheit ein phänomen, das auf eine gescheiterte sozialbeziehung verweist. Es führt (politisch) nicht weiter, wenn einerseits die reale ungleichheit in der welt beklagt wird, die verhindert, dass jeder jedem seine schuld vergelten kann, und wenn andererseits der wille fehlt, die reale ungleichheit in der welt zu beseitigen(01), soziale verhältnisse schaffend, die die unvermeidbaren ungleichheiten in einer eng bemessenen marge um den absoluten gleichheitspunkt herum einhegen. Lösbar ist das problem, wenn das prinzip der gerechtigkeit als das korrigierende maass akzeptiert wird, mit dem die nicht_ausgewogene schuld austariert werden kann. Der notwendige ausgleich wird aber nur dann errreicht, wenn die idee der gerechtigkeit realisiert wird, die in den grenzen des begriffs: gerechtigkeit, möglich ist(02). Fehlt es an dem willen zur gerechtigkeit, nämlich dem ausgleich der divergierenden interessen, dann wird das gefundene resultat in der konfliktsituation seine befriedende funktion kaum ausfüllen können. Es ist möglich, dass der gefundene kompromiss die situation beruhigt hat, es ist aber sicher, dass das erreichte resultat wieder der keim sein wird für einen neuen konflikt.
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(01)
es ist eine illusion, die reale ungleichheit der materiellen güter in der welt 1:1 in eine gleichheit überführen zu wollen. Diese gleichheit, theoretisch denkbar, ist praktisch nicht auf dauer fixierbar, weil keinem element in einem dynamischen system divergierender interessen ein absolut fixierter ort zugeordnet ist. Realistisch ist allein die idee, die faktischen ungleichheiten in einer eng bemessenen marge um den imaginären 0-punkt als transitorischen punkt zu begreifen, der in raum und zeit immer wieder real durchschritten wird(*1).
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(*1)
Richter,Ulrich: Das, was gerecht sein soll. mdb/(24)05/17. Arg.: 2.01. /bibliographie //==>argument: 2.92.17.
(02)
d'accord, das argument dreht sich im kreis, aber diesem zirkel kann das individuum als ich, sein genosse eingeschlossen, nicht entkommen(*1), solange es seine existenz in raum und zeit realisiert, und das, was jenseits von raum und zeit imaginiert wird, das ist kein argument.
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(*1)   //==>INDEX der argumente/stichwort: zirkelargument.    (g)<==//          (text)<==//
2.51.06
die goldene regel(a) ist eine maxime des handelns, die, verortet im horizont des prinzips: adaad_a, nicht mit diesem prinzip identifiziert werden sollte. Im praktischen ergebnis unterscheidet sich die maxime: die goldene regel, nicht vom prinzip: adaad_a, aber im kontext der theorie ist die differenz: prinzip/maxime, weiter zu behaupten, weil mit dem prinzip: adaad_a, die möglichkeit ausgeschlossen wird, für die wählbaren maximen, die in den systemen der moral verortet sind, eine rechtfertigung zu konstruieren. Jeder versuch ist als gegenstandslos zu beurteilen, mit dem eine einschlägige rechtfertigung kritisierbaren handelns in szene gesetzt werden soll, weil das fundament dieser argumente ein factum der vergangenheit ist, das, erinnert im moment der gelebten gegenwart, reale gewalt sein kann, die offen und/oder verdeckt in varianten präsent ist. Der bezugspunkt des prinzips: adaad_a, ist eine projektion in die zukunft, die in einem factum der vergangenheit fundiert ist, das, transformiert in der projektion in die zukunft, ein >noch nicht<(Bloch) ist. Die anwendung der maxime: die goldene regel, kann real scheitern, aber es ist aus dem prinzip: adaad_a, nicht ableitbar, dass das scheitern der maxime gegründet ist in der verletzung des prinzips: adaad_a, gerechtfertigt in den grenzen der geltenden moral(b).
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(a)
die maxime wird in variablen fassungen tradiert, eine version ist die folgende: "was du nicht willst, dass es dir angetan wird, das füge auch keinem anderen zu". Der kerngedanke der regel ist die wechselseitige verpflichtung der handelnden, dem jeweils anderen keinen schaden zuzufügen. Im ton ist die goldene regel verbindlicher als der kategorische befehl: verletze keinen!.
(b)
über die motive, die das scheitern rechtfertigen, wird hier nicht räsoniert, es genügt, das faktum festzustellen, dass die versuche untauglich sind, das falsch begründete handeln mit einem richtigen argument zu verbessern.        (text)<==//
2.51.07
es ist ein alter brauch, die maximen der moral einzuschätzen, entweder als gut oder als böse. Im blick auf die klassifikation der phänomene(a), die mit den relationsbegriffen: gut und böse,(b) unterschieden werden, kommt der wertenden einordnung der phänomene keine erweiterung des wissens zu. Primär haben die maximen der moral die funktion, anweisungen zum handeln zu sein. Erst in einem weiteren schritt kann über die nützlichkeit der maxime und ihr versprechen, dem handelnden einen vorteil zu verschaffen, geurteilt werden. Die frage, ob die maxime für den gesetzten zweck des handelns vorteilhaft gewesen war oder nicht, wird immer post festum beantwortet. Am tatsächlichen nutzen wird die einschätzung vorgenommen, ob die gewählte maxime sich als gut, im sinn von vorteilhaft, oder als böse, im sinn von unvorteilhaft erwiesen hat. Soweit gegensätzliche interessen zur entscheidung anstehen, kann eine bestimmte maxime sowohl als gut(=nützlich) als auch als böse(=unvorteilhaft) bewertet werden, abhängig von den interessen, die das individuum als ich und sein genosse verfolgen. Den wert einer maxime der moral ist für seinen anwender verknüpft mit dem verfolgten zweck und der realisierung des gesetzten zwecks. Diese bewertung unterliegt den konventionen, die in den läufen der zeit entstanden sind. Verantwortlich für den gebrauch einer maxime ist immer das individuum als ich.
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(a)
die taxonomie der begriffe: ethik und moral, sollte beachtet werden. Als elemente der ethik können die maximen der moral(01) klassifiziert und jede maxime für sich in den gewählten klassen abgelegt werden. Der gebrauch der termini: gut oder böse,(02) ist immer konventionell. Die klassifikationen haben einen praktischen nutzen, aber die meinung ist falsch, dass das individuum als ich und sein genosse aus den möglichen klassifikationen für sich schlüsse für das richtige handeln zwingend ableiten könnten.
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(01)
n der ethik haben die maximen der moral die funktion, praktische anweisungen für das ethisch richtige handeln zu sein. In der moral markieren die maximen wertentscheidungen, die einerseits als objektiv geltend angesehen werden, die andererseits nur die wertvorstellungen spiegeln können, die das individuum als ich und sein genosse, jeder für sich, damit verbinden. Im forum internum entscheidet das individuum als ich autonom, auf dem forum publicum muss es sich in die geltenden konventionen einpassen.
(02)   //==>anmerkung: (b).
(b)
die debatte um die relationsbegriffe: gut oder böse, ist andernorts geführt worden(*1).
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(*1)   //==>INDEX der begriffe/stichwort: "böse, gut/böse, gut.        (2.51.02/(b/02)subtext)<==//
2.51.08
der angriff, sagt man, sei die beste verteidigung. Das, was im kalkül eines strategen zielgerichtet sein kann, das ist in der perspektive der ethik kritisch zu beurteilen, weil die balance zwischen angriff und verteidigung der existenz, eingeschlossen die gestaltung der labilen situation im horizont der streitigen interessen, nicht auf dauer gewährleistet werden kann.

Ich bezweifle, dass die option: angriff, ein wirksames mittel sein kann, die reale bedrohung der existenz zu meistern. Die erzählungen der militärstrategen sind widersprüchlich und die situation der kritischen reaktion ist zumeist negativ für das individuum der gattung. Unstreitig ist, dass die abwehr eines gewalttätigen angriffs mit gewalt zulässig ist, aber was ist die grenzlinie, die die zulässige gewalt der verteidigung von einer nicht zugestande gewalt des angriffs scheidet. Das ist, wie die dinge stehen, situationsabhängig und anweisungen, wie künftig klug zu verfahren sei, unterliegen dem verfallsdatum der zeit. In seiner not kann das individuum als ich falsch urteilen, aber das ist ausschliesslich eine feststellung post festum, in der die schuld der am gewalttätigen streit beteiligten ermittelt wird und gegeneinander aufgerechnet werden muss.

Der verteidiger seiner existenz hat sich auch dann nicht seines ich entmächtigt, wenn er den angreifer, diesen abwehrend, getötet hat(a), das ist anders, wenn der angreifer(b) sich entscheidet, anzugreifen, weil er, solange er die angriffshandlung nicht vollzogen hat, immer noch für sich über seine autonomie verfügt und sich gegen die gewalt entscheiden kann. Erst im moment der entscheidung ist geklärt, ob der angreifer das ist, was er vorgibt zu sein(c).

Die maxime, der angriff sei die beste verteidigung, ist nur in einer eng gezogenen grenze mit dem prinzip: anerkennung des anderen als der_andere, vereinbar(d).
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(a)

das angegriffene individuum als ich ist zwar autonom und kann sich als individuum, das das ich ist, entscheiden, diese autonomie ist aber, den angreifer im blick, suspendiert, wenn der angreifer im angegriffenen nur das objekt sehen kann, das das_andere ist.      (a)<==//
(b)
es ist nicht zweckmässig, die rolle: angreifer, auf dem militärischen komplex zu verkürzen(01), auch die rolle des kriminellen steht, wie das im einschlägigen jargon gesagt wird, im blick.
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(01)
zur rolle des soldaten siehe argument: 2.63.18, in: Richter,Ulrich: Der begriff: Das_politische ... . 014:das_politische. /bibliographie //==>argument: 2.92.17.    (b)<==//
(c)
der kampf auf leben und tod, sogenannt, ist der hintergrund für das unsägliche geschwätz von den helden, die auf den kampfplätzen der welt nur totschläger sind.    (c)<==//
(d)
//==>argument: 2.62.09/(g), in: Richter,Ulrich: Der begriff: Das_politische ... . 014:das_politische. /bibliographie //==>argument: 2.92.17.     (d)<==//         (text)<==//
2.51.09
auch die gewalt kann ein gegenstand der maximen der moral sein(a). Prima vista ist die gewalt als das treibende moment der maxime nicht erkennbar, deshalb ist secunda vista die funktion der impliziten gewalt zu klären, die nicht aufgedeckt ist. Maximen, das handeln bestimmend, haben prima vista keinen bezug zu den phänomenen der gewalt, secunda vista ist die gewalt aber nicht ausblendbar, die der horizont für die anwendung der maximen ist(b). Der blick soll auf die klasse der maximen gerichtet werden, deren zweck es ist, anleitung für das eigene handeln zu sein, gestellt in die konkurrenz zum handeln des genossen. Der fokus dieser maximen ist der eigene erfolg und richtig ist alles, was erfolgreich ist(c). Pars pro toto sei die maxime zitiert, die derzeit in der welt der globalen konkurrenz aller mit allen en vogue ist, die maxime: the winner takes all. Das, was materiell den erfolg ausweist, nämlich die beute, das greift der erfolgreiche, der winner, ab, den konkurrenten nichts überlassend. Im begrenzten spiel kann diese regel, vielleicht, sinnvoll sein, auf dem kampfplatz aber, wo bis zur gegenseitigen ökonomischen vernichtung jeder konkurrent ausgeschaltet werden muss, ist diese maxime der treibsatz von missgunst und neid, der in den formen realer gewalt(d) a la longue den zusammenhalt der gesellschaft zerstört. Einmontiert in den mechanismus globaler ökonomie ist die rede vom alles ergreifenden sieger verstörend. Das ist altes erfahrungswissen, das in die formen der moderne transformiert wird, präsentiert als ökonomie(e). Der sieger im erfolgreichen beutezug heimst für sich alles ein, aber den preis, den der >erfolgreiche< zahlen muss, das ist die praxis, dass der >winner< seine helfershelfer, quasi als prämie für wohlverhalten, aus der beute alimentieren muss(f). Die beklagte sklaverei, das >geschäftsmodell< der antike, ist, ergänzt mit ein paar retuschen, auch im 21.jahrhundert realität.
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(a)
die gewalt ist nur ein möglicher gegenstand der maximen, ein anderer gegenstand ist der respekt, den das individuum als ich und sein genosse pflegen müssen, wenn sie in der gemeinschaft friedlich, das soll heissen: ohne gewalt, die existenz in der gemeinsam geteilten welt bewältigen wollen(01).
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(01)   //==>argument: 2.51.07.     (a)<==//
(b)
die phänomenologie der einschlägigen maximen, die als maximen der moral im horizont der ethik diskutiert werden, ist zwar lehrreich, sie erweitert auch das wissen, im kontext dieses essays aber ist ihre darstellung nicht in der erforderten dichte leistbar.     (b)<==//
(c)
die umkehrung des satzes: "was erfolg hat, das ist auch richtig" ist nicht immer zutreffend; denn das, was der erfolg sein soll, das hat als gegenposition immer einen verlust zum gegenstand, den der erfolglose zu beklagen hat. Das, was der erfolgreiche, sogenannt, immer wieder ausblenden muss, das ist der misserfolg der vielen, der die bedingung seines erfolges ist, einen und/oder wenige begünstigend. Das loblied auf den erfolg können nur wenige anstimmen, über den verlust aber stimmen viele die klage an. Dieser zusammenhang ist zumindest in den maximen ausgeblendet, die in der neuen kraftprobe versagen können, aufbauend allein auf den erfolg des einzelnen oder weniger. Mit dem prinzip: anerkennung des anderen als der_andere, sind diese maximen nicht vereinbar.       (c)<==//
(d)
mit der maxime: der gewinner nimmt alles, wird das faktum der ökonomischen ausbeutung des menschen durch den menschen in einer gefälligen fassung verdeckt. Ausbeutung, das wissen die historiker, ist das synonym für die reale gewalt in der gesellschaft, und die funktion der maxime: the winner takes all, ist, dieses handeln in täuschender absicht zu rechtfertigen.       (d)<==//
(e)
der neoliberalismus, politische realität im ausgang des 20.jahrhunderts, muss als eine form verkappter gewalt interpretiert werden. D'accord, die theorien neoliberalen denkens, die bürgerlichen freiheiten in den gesellschaften vernichtend, sind mit raffinesse ausgearbeitet worden, garniert mit den höchsten preisen, aber der schöne schein der parole: freie märkte, überwölbt nicht das elend, das, neben anderen problemen, mit der maxime: the winner takes all, geschaffen worden ist.       (e)<==//
(f)
in alter zeit war es die beute, die im kriegzug gemacht werden musste. Ein teil der beute waren die menschen, aus deren arbeit als sklaven die gewinner ihren materiellen profit, privatisiert, ziehen konnten. In der moderne sind es wieder einzelne individuen, die im ökonomischen prozess den menschen als mittel instrumentalisieren für den gewinn, den sie, die >winner<, für sich usurpieren.     (f)<==//            (text)<==//
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//==> subtext: 2.81.01
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stand: 17.12.01.
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