Subtext: 2.21.01-09

2.21.01

über die frage, wieviele positionen im horizont der theorie eines zureichenden grundes möglich seien, kann unendlich viel debattiert werden; jeder am diskurs beteiligte wird seine bestimmte vorstellung geltend machen, weil es im prinzip exakt soviele positionen gibt, wie es individuen als ich gibt, die fähig sind, den gedanken eines zureichenden grundes zu fassen und diesen gedanken in raum und zeit zu realisieren. Das ist ein gedanke, der, als binsenweisheit erscheinend, nicht unterschätzt werden sollte(a), auch dann nicht, wenn im geschäft der analyse und synthetisierenden reflexion die vielzahl der möglichen fälle auf wenige überschaubare und definierte klassen von meinungen reduziert wird(b). Die praxis der klassifikation denkbarer positionen ist solange unbedenklich, solange alle, die es betrifft, es unterlassen, aus ihren zuordnungen auf das wesen der klassifizierten objekte zu schliessen,um aus der einordnung der objekte werturteile über sie abzuleiten.

Im blick auf die möglichen rezipienten ist eine beschränkung auf die vier positionen der philosophischen tradition vorbestimmt durch mein interesse an der tradition. Die genannten positionen sind eine begründete auswahl und diese auswahl ist im rahmen der prämissen auch als rational ausgewiesen.
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(a)

wenn jeder seine wahrheit denken kann, dann wird es die absolute wahrheit nicht geben, die wahrheit nämlich, auf die jeder machthaber sich beruft, wenn er seine macht gegen gegenmacht zu behaupten versucht.
(b)
über die kriterien der klassifikationen ist jederzeit und an jedem ort ein rationaler diskurs möglich. Pars pro toto die einteilung der religionen in die klassen: "judentum, christentum und islam", eingeschlossen jede andere religion, einschliesslich ihrer zahlreichen subgruppen. Die praxis der klassifikation ist darauf beschränkt, die vielfalt möglichr klassen auf eine überschaubare zahl zu reduzieren, klassen, die rational händelbar sind.     (text)<==//
2.21.02
wer hat was vom wem übernommen? Die frage interessiert immer(a), aber diese frage, im horizont des wissens faszinierend, wird in meiner analyse der positionen beiseite gelegt(b). Der ausschluss ist methodisch zulässig, weil Ich den gegenstand, die doktrin des zureichenden grundes, im streit stehend, als philosoph erörtere und nicht als historiker oder als philologe(c). Im fokus meiner synthetisierenden reflexionen steht die struktur der erfahrung von welt, und diese struktur ist nicht abhängig von einer bestimmten position, wirksam in der tradition, gleichwohl Ich einräume, dass die wechselwirkungen zwischen den benannten positionen, historisch bestimmt, nicht vernachlässigt werden sollten. Es ist keine theorie benennbar, die in einem historisch unbeeinflussten umfeld entstanden sein könnte, und keine der benannten theorien ist den einflüssen und wirkungen entzogen, denen diese theorien, präsent als eine position in der tradition, unterworfen sind. Das sind aber überlegungen, die beiseite gelegt bleiben sollen, weil mein interesse darauf fokussiert ist, die bestimmte relation in den blick zu nehmen, deren gegenstand die struktur der erfahrung von welt ist.
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(a)
diese frage ist immer aktuell, geführt in den debatten um das plagiat in den wissenschaften. Ich beschränke mich auf diese bemerkung, diese beiseite gesprochen, und damit sollte diese facette des historischen problems der wechselwirkung der gedanken abgehandelt sein. Es ist kein gegenstand des essays.       (a)<==//
(b)
Ich argumentiere systematisch, nicht philologisch. Der gegenstand dieser untersuchung ist die eigentümliche struktur der ausgewählten positionen, soweit sie als dokumente der historia überliefert sind. In der analyse ihrer struktur werden die konstitutiven momente analytisch arbiträr getrennt und synthetisierend wieder miteinander verknüpft(01), unabhängig davon, ob die vertreter der positionen kenntnis von den details der theorien der anderen gehabt hatten oder nicht(02).
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(01)
die methodenprobleme habe Ich andernorts erörtert(*1).
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(*1)   //==>INDEX der argumente/stichworte: methode und trennung in analytischer absicht.      (b/01)<==//
(02)
die positionen der genannten vier vertreter sind in der zeitschiene bekannt(*1), aber die fragen nach dem, was die protagonisten tatsächlich von dem jeweils anderen übernommen hatten, verneinend oder zustimmend, das kann als faktum, ausgewiesen an den dokumenten der historia, zwar unterstellt werden, diese perspektive kann den gedanken aber als ein faktum der historia nicht entscheidend weitertreiben, weil das, was historia ist, in der perspektive der geschichte, wenn sie erzählt wird, immer wieder eine neue erzählung generiert, eine erzählung, sedimentiert in einem dokument der historia, für die der stichwortgeber nicht verantwortlich gemacht werden kann(*2).
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(*1)
Stefan Meyer-Oeser ist der meinung, dass Leibniz die schriften Nikolaus von Kues nicht aus erster hand gekannt hatte, sondern vermittelt durch die tradition(+1). In der gelehrten welt des 16./17.jahrhunderts war Cusanus bestens bekannt gewesen und hatte mit seinen schriften das denken der zeit nachhaltig beeinflusst. Leibniz war in der gelehrtenwelt eng vernetzt gewesen und hatte, vermittelt über diese kontakte, auch kenntnis von den thesen des Cusanus gehabt. Die verbindungen, philologisch an den dokumenten der historia ausgewiesen, kann Ich dahingestellt sein lassen, weil diese zusammenhänge mein argument weder positiv noch negativ beeinflussen können. Mein interesse an Leibniz' theorie des zureichenden grundes ist systematisch begründet, nicht historisch.
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(+1)
die wirkungsgeschichte Nikolaus von Kues hat Meier-Oeser in einer monographie detailliert nachgezeichnet. Über das register, stichwort: Leibniz, sind die belegstellen leicht auffindbar(§1).
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(§1)
Meier-Oeser,Stefan: Die Präsenz des Vergessenen. p.169f und weitere belegstellen. /bibliographie //==>argument: 2.92.17.
(*2)
es ist ein anderer fall, wenn die folgerungen zu beurteilen sind, die der rezipient einer behauptung des vertreters der zitierten position aus dieser abgeleitet hat. Diese urteile hat der zitator zu verantworten, in keinem fall der zitierte. Sprechende beispiele sind in der wirkungsgeschichte Hegel's aufzeigbar. Es genügt, wenn Ich auf drei namen verweise: "Karl Marx, W.I.Lenin und K.R.Popper".       (b/02)<==//           (b)<==//
(c)
das spiel, den philologen und historiker gegen den philosophen auszuspielen, ist zwar bekannt und immer wieder geübt, aber es in der sache nicht weiterführend(*1); denn es ist eine illusion, von der dummheit nicht abtrennbar, die philosophie, die philologie und die historischen wissenschaften gegeneinander auspielen zu können. Die historia, die philologie und die philosophie ergänzen sich einander, auch dann, wenn Ich, für mich gültig, die hier einschlägigen fragen der philologie und historischen wissenschaften ausklamm're. Das, was die philologen an dokumenten der historia vorlegen, konkretisiert in vertraubaren texten, das nutze Ich dankbar, wenn Ich in meinem horizont des denkens diese texte interpretiere. Es sollte zur kenntnis genommen werden, dass jede inanspruchnahme eines vorliegenden textes bereits die interpretation dieses textes ist, über die sein autor, sein gedanke sedimentiert in einem dokument der historia, nicht mehr verfügen kann(*2).
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(*1)   //==>argument: 2.21.08.
(*2)
Richter,Ulrich: Der terminus: freiheit, und die möglichen freiheitsbegriffe im denken Kant's, Hegel's und des rezipierenden individuums als ich. /bibliographie //==>argument: 2.92.19.        (c)<==//         (text)<==//
2.21.03
erklärungsbedürftig ist das faktum der auswahl. Die historia des problems: zureichender grund, ist lang, beginnend mit Aristoteles. Entsprechend lang ist die liste der gründe, mit der eine auswahl der tatsächlichen positionen begründet werden kann, wirksam in der tradition. Meine auswahl ist durch einen grund veranlasst worden, der aber vernachlässigt werden soll(a), weil Ich einen grund geltend mache, der in der sache gegründet ist(b). Ich werde die frage unbeantwortet lassen, ob es nicht zweckmässiger gewesen wäre, auch weitere philosophen der tradition zu zitieren, die, ausweislich der dokumente der historia, sich zum problemfeld: das glück, geäussert haben. Für mich habe Ich eine entscheidung getroffen, mit der die probleme der historia, einschliesslich ihrer philologie, weitgehend ausblendet bleiben können.
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(a)
der anlass für die wahl meines themas ist das leitwort des X.Leibniz-kongresses in Hannover, 2016: " - ad felicitatem nostram alienamve".
-(b)
leitend für die auswahl der positionen ist mein interesse am problem des gründenden grundes. Die frage lautet: was ist das fundament meiner existenz, auf dem die wirrnisse der zeit vertrauend bewältigt werden können? Den zufällen der natur kann Ich nicht ausweichen, aber die anströmenden ereignisse kann Ich ordnen. Das prinzip des zureichenden grundes, von dem Leibniz spricht, kann ein orientierungspunkt sein in einer welt, die als verwirrend erlebt wird. In der tradition steht Leibniz dafür, das problem des zureichenden grundes aus dem dunstkreis der theologen und ihrer schöpfungsgeschichten herausgeholt zu haben. Er tritt aus der tradition nicht heraus, aber in seinen reflexionen hat er das theologische beiwerk gestrichen. Schwieriger zu erklären ist die auswahl der anderen positionen. Cusanus hat sich nicht ausdrücklich mit dem problem des ersten grundes auseinandergesetzt. Für ihn als gläubiger christ war die welt ohne den schöpfergott nicht denkbar, Ich schränke meine aussage ein: noch nicht denkbar, aber sein denken kreiste um die kategorien, mit denen er die notwendigen eigenschaften fassen könnte, die dem schöpfergott als gründer seiner welt zugeordnet sein müssen, wenn die rationalität in raum und zeit gesichert sein soll. Hegel entstammte zwar einem theologischen milieu, aber die gängige theologie hatte auf ihn keinen bestimmenden einfluss gehabt. Genötigt durch die struktur seines begriffs: dialektik der begriffe, muss Hegel die frage, als diese nicht gekennzeichnet, beantworten, was das telos der begriffe in ihrer dialektik sei, wenn die rationalität des denkens, die these als zutreffend gültig, in raum und zeit erst in seiner vollendung(=der absolute geist) ausgewiesen sein kann. Kant hatte immer neben der theologie gestanden, aber der schöpfungsgedanke war ihm nicht fremd gewesen. Er hatte erkannt, dass die grösse des geglaubten gottes nicht mit den begriffen des denkens in raum und zeit gefasst werden kann, weil sowohl die eine wie die andere position logisch widerspruchsfrei beweisbar ist(=die amphibolie der verstandesbegriffe). Aus dieser erkenntnis leitete er seine these ab, dass der zureichende grund, notwendig für die rationalität einer behaupteten kausalität, postuliert werden müsse, wenn das kausale argumentieren in raum und zeit denkbar sein soll, das logisch konsistent ist.       (text)<==//
2.21.04
die chronologie der positionen ist durch die datierung der dokumente der historia festgelegt(a). Mit der festgelegten chronologie sind bestimmte fragen der interpretation entschieden, es ist aber etwas anderes, wenn diese daten, ihre historia bekannt oder nicht(b), miteinander verknüpft werden, um neue sachverhalte zu schaffen. Die fragen der chronologie sollten nicht ignoriert werden, aber die folge der zeiten kann nicht entscheidend sein, wenn die welt im moment der gelebten gegenwart neu gedeutet wird. Auf dieses moment kommt es aber an, wenn das individuum als ich und sein genosse ihre welt erfahren und die dokumente der historia als ihren horizont nutzen, der neue perspektiven öffnet und andere, zur gewohnheit gewordene perspektiven zugleich schliesst. In dieser perspektive ist es nachrangig, ob die ordnung im raum mit der ordnung auf der zeitskala zusammenpasst oder nicht. In diesem sinn ist die reihenfolge der gewählten positionen zu verstehen: Cusanus - Hegel - Kant, und Leibniz als drehpunkt des gedankens.
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(a)
die chronologie ist ausser streit: Nikolaus von Kues(1401-1464) - Gottfried Wilhelm Leibniz(1646-1716) - Immanuel Kant(1724-1804) - Georg Wilhelm Friedrich Hegel(1770-1831).
(b)
die chronologie der dokumente der historia ist nicht immer exakt ausgewiesen, in vielen fällen auch streitig, weil die tatsächliche zeitenfolge nicht bekannt ist. Durch dieses nicht_wissen kann die ursache/wirkung-relation faktisch umgekehrt sein, mit der folge, dass etwas neues geschaffen wurde, für das weder die traditionale unterscheidung: wahr/falsch, noch die logische unterscheidung: richtig/falsch, zutreffend sein kann. Das geschaffene ist ein faktum sui generis.       (text)<==//
2.21.05
das konkurrenzverhältnis zwischen den abschnitten: 1.2.2 und 1.2.4, besteht, damit sind gewisse wiederholungen offenbar unvermeidbar. Es sollte aber die unterscheidung: wiederholung als stilmittel und wiederholung eines gedankens in einem anderen kontext, beachtet werden(a). Die wiederholung als stilmittel folgt anderen regeln als die explikation eines problems in einem anderen kontext(b). Mit dem anderen kontext sind de facto zwei argumente gesetzt, die ihrer eigenen logik folgen. Diese wiederholungen, so erscheinend, sind eigenständige schritte, die dem jeweiligen argument ihre struktur geben. Die skizze der ausgewählten positionen hat die funktion, den historischen kontext zu markieren, in dem Ich meine these formuliere. Es ist eine ortsbestimmung, die Ich den ausgewählten positionen zuordne. Im tableau der positionen greife Ich definierte gedanken der genannten auf und entfalte diese im kontext meines denkens. Das sind zwei verschiedene perspektiven auf dasselbe problem. Die skizze bleibt noch im horizont der behauptung und es genügen die verweisungen, im tableau aber entwickele Ich mein argument einerseits in der perspektive des zitierten, diesen wiederholend, andererseits in der perspektive des zitierenden, der seine argumente auch wiederholen muss, wenn er in der kommunikation mit dem anderen von dem anderen verstanden sein will. In den wiederholungen werden die argumente markiert, die dem rezipierenden leser des essays die chance öffnen, sich selbst sein eigenes urteil bilden.
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(a)
andernorts habe Ich das problem der wiederholung bereits erörtert(01).
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(01)
//==>INDEX der argumente/stichwort: wiederholung, und: //==>INDEX der begriffe/stichwort: wiederholung.
(b)
die wiederholung als ein mittel des stils folgt den bedingungen der ästhetik. Die ästhetischen erfordernisse sollte auch der autor eines philosophischen essays nicht aus den augen verlieren. Die wiederholung eines gedankens im kontext eines anderen gedankens ist ein erfordernis der erkenntnis und seiner logik. Ein rationales argument ist nur dann möglich, wenn eindeutig gesagt ist, worüber diskutiert wird(01). Damit sind wiederholungen notwendig und kein übel, das zu vermeiden ist.
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(01)
der politiker kann, wenn das interesse auf dem spiel steht, die tatsachen parteiisch genau/ungenau nehmen, diese rabulistik sollte aber für den philosophen keine option sein.     (text)<==//
2.21.06
mich leiten stilistische erwägungen, wenn Ich die namen, mit denen die positionen bezeichnet sind, auf den zunamen begrenze, diesen namen die funktion eines markers zuweisend. Für den namen: Nikolaus von Kues, wird die latinisierte form: Cusanus,(a) gebraucht(b).
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(a)
der terminus: Cusanus, ist aus sprachrhythmischen erwägungen(01) bequemer händelbar; andere erwägungen sind gegenstandslos.
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(01)
für die durch die grammatik bedingten abwandlungen eines namens gilt vergleichbares.
(b)
der jargon, nur von Cusanus, Hegel, Kant und Leibniz zu reden, ist unter allen, die sich mit philosophen beschäftigen, geläufig; denn mit der nennung des namens, auf die person abzielend, wird auch das denken der person als eine theorie bezeichnet. Der respekt vor der person ist nicht gemindert, wenn über diese nicht mit ihrem ganzen namen gesprochen wird. Eigentlich etwas selbstverständliches.     (text)<==//
2.21.07
das methodische problem der rezeption eines anderen(=fremden) gedankens habe Ich andernsorts analysiert und reflektiert(a).
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(a)
Richter,Ulrich: Der terminus: freiheit, und die möglichen freiheitsbegriffe im denken Kant's, Hegel's und des rezipierenden individuums als ich. 024:rezeption /bibliographie //==>argument: 2.92.19.     (text)<==//
2.21.08
es ist eine immer wieder beobachtete erfahrung, dass in den diskursen der fachgenossen ein widerspruch etabliert wird, der, wenn überhaupt, nur ein gegensatz sein kann, kenntlich gemacht in den verschiedenen perspektiven auf ein bestimmtes problem, das in ein und demselben dokument der historia präsent ist. Der gegensatz: philosophie versus philologie, das gilt vice versa, ist nur ein scheingegensatz, weil das dokument der historia einerseits in seiner form bestimmt sein muss(=philologie), andererseits in seiner bedeutung einer explikation bedarf(=philosophie). Das eine ist ohne den blick auf das jeweils andere nicht möglich. Unbestritten ist, dass jedes individuum als ich seinen akzent setzen kann und setzen wird. In der subjektiven beurteilung gibt es, nicht bestreitbar, präferenzen, aber weder kann der philosoph auf die zuarbeit des philologen verzichten(a), noch wird der philologe seine arbeit ohne die interpretationen des philosophen leisten können. Zwar ist weder das eine noch das andere die bedingung für das jeweils andere, aber in ihrer gegensätzlichkeit können nur die teile das ganze konstituieren, und der zweck der anstrenungen aller, die mit einem dokument der historia sich auseinandersetzen, ist das ganze mit dem ziel, sich selbst zu verstehen. In analytischer absicht ist die trennung von philologie und philosophie zulässig, eine handlungsweise, die aber dann ausgeschlossen ist, wenn alle, die es betrifft, sich in der synthetisierenden reflexion mit dem objekt ihres interesses auseinandersetzen. Der philologe, der aus den historisch überlieferten fragmenten einen text rekonstruiert, philosophiert ebenso wie der philosoph, der das tradierte, geprüft oder nicht, auswählend aufgreift, die ergebnisse der arbeit des philologen als beweisstücke seiner weltsicht gebrauchend.
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(a)
der akzent des X.Int.Leibniz-kongresses, 2016, hatte auf den aspekten der philologie gelegen(01), aber die verdienstvolle arbeit der philologen kann nur dann angemessen gewürdigt werden, wenn sie durch die interpretierende arbeit der philosophen ergänzt wird. Zwischen der philosophisch fundierten interpretation(=theorie) und dem philologisch gesicherten text(=überlieferung/dokument der historia) gibt es eine vermittlung, die nicht aufhebbar ist, die vermittlung nämlich, die das individuum als ich leistet, wenn es sich in seiner welt orientiert(02). Das interpretierende individuum als ich ist einerseits auf den historisch gesicherten text angewiesen, andererseits ist das den text philologisch sichernde individuum als ich auf den philosophischen gedanken verwiesen, das die textfragmente als steine in einem mosaik händelt, das als das ganze erscheint(03). Diese wechselseitige abhängigkeit ist nicht streitig, aber sie erscheint dann als problematisch, wenn der philosophische gedanke, von den lesarten eines textes nicht abhängig, im horizont bestimmter texte entfaltet wird, die, richtig und/oder falsch überliefert, im rhythmus des denkenden individuums als ich eigengesetzlich als gedanken fortentwickelt werden, immer sedimentiert in einem dokument der historia. In der perspektive der analyse kann der philologische zusammenhang diagnostiziert werden, die teile voneinander abtrennend, in der perpektive der synthetisierenden reflexion ist diese trennung ausgeschlossen. In der praxis kann keine der beiden perspektiven voneinander getrennt werden, aber mit den perspektiven kann erklärt werden, in welcher perspektive das individuum als ich und sein genosse, philologe und/oder philosoph, den akzent ihres handelns aktualisieren.
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(01)
im 1.rundbrief zum kongress wurde auf die edition des nachlasses von Leibniz verwiesen, die fortschritte mache.
(02)   //==>argument: 2.23.01.
(03)   //==>argument: 2.21.02/(c).     (text)<==//
2.21.09
für die möglichkeit einer rationalen beantwortung der frage, was der zureichende grund sei und/oder sein könnte, ist es unabdingbar, präzis zu unterscheiden, ob das individuum als ich und sein genosse als theologe und/oder als philosoph urteilen. Im brennpunkt der interessen steht zwar die frage nach dem ersten grund, die in der frage nach der wahrheit dieses grundes ihr treibendes moment hat, aber das interesse an der wahrheitsfrage ist geteilt. Der theologe, in der funktion des priesters, sagt, was für die gläubigen die wahrheit ist, der philosoph, in der funktion des kritikers(a) will wissen, was die wahrheit der weltdinge ist. Der philosoph muss einen grund angeben für das, was er für seine wahrheit hält und verbleibt notwendig im gegenstandsbereich der frage nach dem warum der weltdinge. Der theologe behauptet einen grund, der identisch ist mit dem, worauf die frage geht, nämlich die wahrheit des gottes, an den er glaubt, oder vorgibt zu glauben - ihm genügt die behauptung, dass es so ist, wie er predigt, dass es ist(b). Die differenz, gegenwärtig in den perspektiven auf dasselbe problem, ist zu behaupten, wenn im diskurs über die letzten, respektive ersten gründe debattiert wird(c).
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(a)
das wort: kritik, abgeleitet aus dem verb: krinein = unterscheiden/trennen.
(b)
der gegenstand des theologen ist der glaube, das wissen ist der gegenstand des philosophen. Dem theologen genügt das setzen eines grundes - dieser gott und kein anderer, der philosoph aber wird immer nach einem weiteren weltding suchen, das als grund taugen könnte, letztlich findet er sich wieder in der rolle eines theologen, mit einer differenz, die nicht unterschlagen werden darf, er kann seinen gott nur für sich selbst predigen.
(c)
die debatte ist vergleichbar mit einem spiel, nicht mit dem kampf(01).
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(01)
zur unterscheidung: kampf/spiel, meine überlegungen im kontext des politischen handelns(*1).
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(*1) Richter,Ulrich: Der begriff: das_politische, im trialektischen modus. Argument: 2.62.05, 014:das_politische. /bibliographie //==>argument: 2.92.19.      (text)<==//
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//==>subtext: 2.22.01:
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stand: 17.12.01.
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