Subtext: 2.41.01-05

2.41.01

Ich kann die übersetzung des kongresslemma freier fassen, weil mir der kontext dieses zitats nicht bekannt ist(a). Das Leibniz-lexikon(b) verzeichnet unter dem stichwort: bonheur,(c) zwar eine einschlägige belegstelle,(d) die einerseits einen ähnlichen gedanken formuliert, andererseits aber mit dem fragment, zitiert als kongresslemma, nicht zusammenpasst(e).
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(a)
die formel des fragments ist in der noch nicht edierten handschrift: "Analysis linguarum. September 1678, schlussbemerung", nachgewiesen. In: Eduard Bodemann. Katalog der Leibnizhandschriften in der königlichen öffentlichen Bibliothek 1895 (sign.: LH/4.7e blatt 9.10.)(01).
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(01)
den hinweis verdanke Ich Stephan Meyer-Oeser. Ich habe die notiz nicht in augenschein genommen.    (a)<==//
(b)
Leibniz Lexicon. /bibliographie //==>argument: 2.92.14.   (b)<==//
(c)      a.a.O. p.35.    (c)<==//
(d)
" ... la felicité de Dieu ne fait pas une partie de nostre bonheur, mais le tout. Il en est la source, et non pass l'accessoire ... (2.578.18)",(01).
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(01)
eigene übersetzung: ... die glückseligkeit gottes ist kein teil unseres glücks, aber des ganzen. In diesem ist es die quelle, und keine nebensache ... .    (d)<==//
(e)
im aufgefundenen beleg verknüpft Leibniz das glück mit der vorstellung eines gottes. Der gott ist die perspektive und das glück seines geschöpfes ist für seinen gott ein accessoire. Dem zitat ist nicht mehr zu entnehmen als die verwendeten termini es erlauben, die zum kongresslemma eine nähe vorgaukeln.    (e)<==//
   (text)<==//
2.41.02
als faktum ist zur kenntnis zu nehmen, dass Gottfried Wilhelm Leibniz ein gläubiger mensch gewesen war. Von diesem glauben aber sind Leibniz' theologische überzeugungen strikt abzugrenzen, die allein der gegenstand dieses diskurses sein können(a). Dieser diskurs, geführt in raum und zeit, kann nur dann rational sein, wenn als konsequenz der theorie des zureichenden grundes die kausalität der weltdinge im konsens anerkannt ist(b). Leibniz hatte sich allein auf das beziehen können, geschuldet der historia, was der gegenstand seiner zeit gewesen war, so wie die zeitgenossen von heute auf das beschränkt sind, was derzeit als möglich gedacht und erfahren wird. Jede epoche hat als schibboleth ihren gott und diese götter waren und sind es, die, von den ausnahmen abgesehen, akzeptiert werden und anerkannt worden sind(c). Im 17./18.jahrhundert war der atheismus, heute als religion propagiert, in der gesellschaftlichen wirklichkeit (noch) nicht der standard gewesen und man glaubte, von gewissen zirkeln in der gesellschaft abgesehen, an das, was der pastor in der kirche am sonntag predigte. Und das war eben der schöpfergott ohne anfang und ende, so wie Jesus von Nazareth als das alpha und omega der abendländischen welt angesehen wird. Dieser glaube kann nur gewusst werden, wenn der gläubige im geglaubten gott seinen zureichenden grund weiss.
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(a)
Leibniz war ein kind seiner zeit gewesen, dem kern der überzeugungen seiner gelebten gegenwart konnte er sich aber nicht entziehen. Das wollte Georg Wilhelm Leibniz auch nicht, aber diese bemerkung ist eine spekulation, die mit den notizen aus seinem nachlass sowohl gestützt als auch angezweifelt werden kann. Die philologen werden darauf ihre antwort haben, den aspekt seines nachwirkens markierend, der nicht der gegenstand meines essays ist. Ich bin allein an der frage interessiert, die allgemein für jedes individuum als ich gilt, wenn es sich in seiner welt orientieren will(01). Es ist ein merkwürdiges phänomen, dass der atheist, der in seinem geglaubten atheismus sich nicht übertreffen lassen will, zumindest die existenz des verneinten gottes als prämisse seines urteils voraussetzen muss. Konfrontiert mit dem dilemma, ist der atheist genötigt, das objekt voraussetzen, von dem er glaubt, es als nicht_existent ausweisen zu können. Ebenso merkwürdig ist die beobachtung, dass Leibniz, als bedingung seiner freiheit, im glauben, die existenz des gütigen gottes für sich nicht in zweifel stellend, die möglichkeit des ungütigen gottes in das kalkül der begründung seines glaubens einbeziehen muss(02). Der gläubige kann, den genossen ausschliessend, in seinem glauben frieden finden, der theologe in seinem selbstverständnis ist aber genötigt, den genossen einbindend, gründe geltend zu machen, warum die position des kontrahenten falsch sein muss, die seinige aber richtig ist. Die grenze zwischen theologie und glauben ist aber nur dann erkennbar, wenn die kausalität der weltdinge vorausgesetzt ist und in seiner wirkung erfahren wird.
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(01)
Ich argumentiere als philosoph und nicht als philologe. Der philologe ist auf die historia und ihre dokumente fixiert, Ich will dagegen eine geschichte erzählen.     (a/01)<==//
(02)
in der Theodizee hat Leibniz das dilemma des geglaubten gottes, gut und böse in der welt zulassend, abgehandelt. Die dialektik von gut und böse ist eine konsequenz seiner theorie des zureichenden grundes. Die probleme, die dieser dialektik immanent sind, werden hier gelegentlich am rande thematisiert.     (a/02)<==//       (a)<==//
(b)
es wird immer wieder davon gesprochen, dass der satz vom zureichenden grunde das 4.logische prinzip sei. Diese meinung hatte auch Artur Schopenhauer in seiner affirmierenden kritik der Kant'schen philosophie vorgetragen(01). Diese these ist, obgleich in der tradition wirksam, falsch. Für die begründung einer möglichen rationalität in raum und zeit ist gefordert, dass die kausalität nicht mit den drei logischen prinzipien vermengt wird(02); denn jede behauptete kausalität ist als das werk eines individuums ausgewiesen, das sich als ich bestimmt hat(03), und jede behaupteten kausalität, für sich fixiert in einer relation, ist wahr(04), weil das individuum als ich die bestimmte relation gesetzt hat, wenn es sich, sich selbst als ich erkennend, mit den dingen seiner welt auseinandersetzt.
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(01)
es ist nicht erforderlich, auf Schopenhauer's argument en detail einzugehen(*1), das anregenden widerspruch generiert, weil Schopenhauer es in einer anderen perspektive, dem ontologischen argument nämlich, geltend macht(*2).
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(*1)
Schopenhauer,Arthur: Über die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde. /bibliographie //==>argument: 2.92.22.
(*2)    //==>argument: 2.31.04.    (b01)<==//
(02)    //==>INDEX der argumente/stichwort: logische axiome.     (b/02)<==//
(03)
diese aussage ist mit dem ontologischen argument(*1) nicht vereinbar. Es gehört zu den essentials einer theorie des seins, dass die kausalität der welt als ein daseiendes ein integrales moment des seins ist, das quasi als ein universum aller denkbaren kausalitäten vorgestellt ist. Das kann geglaubt werden und als etwas geglaubtes ist die proposition auch wahr, aber die emanationen des seins, die geglaubten daseienden dinge der welt, haben sich in ihrer kausalität immer wieder als falsch herausgestellt(*2).
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(*1)    //==>argument: 2.22.01.
(*2)
es ist an jene debatten zu erinnern, die, bis auf den tod des abtrünnigen gehend, im ausgang des mittelalters zur neuzeit ausgefochten wurden und unter dem lemma: Kopernikanische Wende, dokumente der historia sind.     (b/03)<==//
(04)
im relationalen argument wird strikt unterschieden zwischen wahr/falsch, das ist die unterscheidung der tradition, und richtig/falsch, das ist die der unterscheidung in der logik(*1).
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(*1)   //==>INDEX der argumente/stichworte: logik und richtig/falsch.     (b04)<==//       (b)<==//
(c)
jede epoche hat ihren gott, und gott als letzter grund ist das abschliessende argument, auf das in einem rationalen diskurs zurückgegangen werden kann. Die wirksamkeit der kausalität ist immer vorausgesetzt, offen ist allein die frage, was, von dieser abhängend, der zureichende/gründende grund, von dem alles abhängt, sein soll. Die kausalität als wirkform in der welt ist nicht bestritten, umstritten ist allein der grund, der alles bewirken soll(01). In seiner Monadologie hat Leibniz das prinzip: zureichender grund, zwarbenannt(02), aber er hat in seiner theorie nicht konkret ausgeführt, was das prinzip als kausalität real in raum und zeit ist, erscheinend in den vielfältigen formen kausaler wirkzusammenhänge(03). Wenn aber über die bestimmten kausalitäten in der welt gestritten wird, dann sind es immer die formen der kausalität, für die ein anfang und/oder ein ende genannt ist, und es kann dahingestellt bleiben, ob die behaupteten kausalitäten richtig oder falsch sind. Der reale streit ist in der frage fokussiert, ob die benannten gründe faktisch die funktion vertreten können, die vom zureichenden/gründenden grund eingefordert sind. In einem regress der gründe wird immer ein grund in der funktion des gründenden grundes benannt sein, indem der prozess des regresses entweder abgebrochen wird oder in einen anderen grund umgebogen wird(04). Im diskurs kann nur der prozess der analyse strikt durchgeführt werden, der immer in einer aporie endet, die aber in der reflexion der resultate, neue kausalitäten schaffend, überbrückt werden kann. Leibniz' ziel ist, diesen prozess der reflexion, die analyse eingeschlossen, in jene grenzen einzubinden, die die theorien über die dinge der welt konstituieren, und die, als merkposten der rationalität in den wissenschaften, von der community der wissenden, die auch glaubende sind, gehändelt werden.
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(01)
die auswahl der termini ist groos, mit der dieser grund bezeichnet werden soll und bezeichnet wird, herausgehoben vor allen anderen gründen. Im gebrauch sind die termini: "letzter grund, erster grund, gründender grund"(*1). Sie stehen alle im zusammenhang mit der idee eines anfangs, der für bestimmte interessen, auch das sind dinge der welt, instrumentalisiert wird.
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(*1)
in dieser reihe steht auch der terminus: zureichender grund. Leibniz bezeichnet mit diesem terminus den anfang einer argumentationskette, aber in der tradition, auf die antike zurückgehend(+1), werden mit dem terminus: zureichender grund, vor allem die zwischenschritte in der kausalitätskette bezeichnet, in der perspektive des resultats.
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(+1)   //==>argument: 2.31.01/(a/01).       (c/01)<==//
(02)   Monadologie, §32.       (c/02)<==//
(03)   //==>argumente: 2.42.09 bis 2.42.12.       (c/03)<==//
(04)
es ist auf das problem des regressus in infinitum zu verweisen. Die theoretisch möglichen lösungen werden in der praxis vom individuum als ich entweder in der form einer setzung des gründenden grundes gewählt oder in der form des zirkelschlusses, der raffiniert kaschiert wird. Etwas anderes ist das problem des zirkelarguments, das mit dem regressus nicht vermengt werden sollte(*1).
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(*1)
dazu andernorts mehr en detail(+1).
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(+1)
//==>INDEX der argumente/stichworte: zirkelargument, und //==>INDEX der begriffe/stichwort: regressus_in_infinitum.       (c/04)<==//           (c)<==//         (text)<==//
2.41.03
wenn Ich eine zentrale these im denken von Gottfried Wilhelm Leibniz(a) aufgreife und diese als kristalisationskern(b) meines denkens instrumentalisiere, dann ist mein methodisches vorgehen erklärungsbedürftig. In der perspektive der methode ist die frage naheliegend, wer die vorgänger Leibniz' waren und wer seine nachfolger sind. Im blick des historikers ist diese frage interessant, als geschichte aber kann für die erzählung kein wissenschaftliches interesse geltend gemacht werden(c), weil der erzähler der geschichte, seine zuhörer eingeschlossen, selbst der mittelpunkt der erzählung sind(d). Ausweislich der dokumente der historia hatten die vorfahren Leibniz' schon immer von einem zureichenden grund gesprochen, ihr sprechen mit dem terminus: prinzip,(e) fixierend, und Leibniz' nachfolger reden auch von prinzipien, den terminus: zureichender grund, gebrauchend, sie alle meinen aber verschiedenes(f). Die rede von den vorgängern und nachfolgern ist eine binsenweisheit und der rest, das ist meinung, eben die erzählung des rezipienten(g).
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(a)
das ist §31 der monadologie(01).
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(01)
im kontext zitiert(*1).
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(*1) //==>argument: 2.42.12, (der text des zitats -->2.41.04/(a)).    (a)<==//
(b)     //==>INDEX der argumente/stichwort: kristallisationskern.     (b)<==//
(c)
das interesse der zuhörer an unterhaltung, dem erzähler zu füssen sitzend, ist eine andere frage. Dieses interesse ist legitim, auch dann, wenn die erzählung eine lüge ist, die für wahr genommen wird. Die erzählung ist wahr, aber sie wird gehändelt als eine lüge. Diese möglichkeiten sollten strikt getrennt gehalten werden, auch dann, wenn dies im politischen prozess nicht möglich ist.     (c)<==//
(d)
der erzähler einer geschichte ist das zentrum, um das die zuhörer sich scharen, der plot der geschichte aber ist, wie man so redet, immer nachrangig und es ist gleichrangig, ob der gegenstand der erzählung ein ereignis in der zeit ist, das ganz weit in der historia zurückliegt, oder ein ereignis, das unmittelbar präsent gelebt wird(01).
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(01)
jedes ereignis, zu einem factum der vergangenheit geworden, kann der gegenstand einer geschichte sein, sei's das ereignis aus alter zeit, zu einem mythos transformiert, sei's das ereignis, bei dem der erzähler wie seine zuhörer zeugen gewesen sind.     (d)<==//
(e)
das Historische Wörterbuch der Philosophie gibt darüber hinreichende auskunft. Die tradition lässt keine eindeutige trennung zu zwischen den vorstellungen, die mit den termini: "arche(01), grund(02), prinzip(03) und ursache/wirkung(04)" gekennzeichnet werden. Die differenzen in der überlieferung, de facto nur nuancen in der beurteilung des kernproblems, lasse Ich dahingestellt sein.
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(01)
Historisches Wörterbuch der Philosophie: Stichworte: archaisch bis Archaeus. Bd.1 Sp.495-502. /bibliographie //==>argument: 2.92.11.
(02)    a.a.O. Stichwort: Grund. Bd.3, Sp.: 902-910.
(03)    a.a.O. Stichwort: Prinzip. Bd.7, Sp.: 1336-1373
(04)    a.a.O. Stichwort: Ursache/Wirkung. Bd.11, Sp.377-412.    (e)<==//
(f)
Ich verweise partes pro toto auf die in der sache verschiedenen denker: Schopenhauer und Heidegger,(01). Martin Heidegger fragt nach dem wesen des grundes und reduziert damit den gründenden grund auf ein dasseiendes moment im sein, diese moment zugleich zum sein(=SEYN) erhöhend. Dieser transformationsprozess kann geglaubt werden, ist kausal aber nicht ohne bruchstellen nachvollziehbar. Arthur Schopenhauer zielt mit seiner these von der 4-fachen wurzel des satzes vom grunde auf die unterschiedlichen wirkursachen unter den daseienden weltdingen ab. Das kann als eine pragmatische selbstbeschränkung interpretiert werden, beantwortet aber nicht die frage nach dem letzten grund der daseienden weltdinge.
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(01)
in ihrer grundentscheidung unterscheiden sich aber Schopenhauer und Heidegger nicht entscheidend; beide wissen sich dem ontologischen argument verpflichtet.     (f)<==//
(g)
unproblematisch ist der versuch, die frage nach der vorgänger- /nachfolgerschaft chronologisch zu beantworten. Das führt in teilfragen zu überzeugenden antworten, diese lassen aber das problem weiter offen stehen. Diese offenen stellen sind es, die von den rezipienten der jeweils benannten positionen mit ihren meinungen angefüllt werden. D'accord, das sind versuche, die respektabel sind und auch gewertschätzt werden, aber es sind meinungen, teile eines grossen spektrums, die wahr sind, nicht immer richtig und auch beweisbar falsch, dann, wenn das spektakel gesucht ist.     (g)<==//        (text)<==//
2.41.04
die zentrale these hat Leibniz in den §§31 und 32 formuliert(a). Entscheidend für mein argument ist §32(b). So wie der text dasteht ist die aussage des §32 eine behauptung, die aber in einem kontext eingebettet ist, der der aussage seinen konkreten sinn gibt(c). Die frage, was die monade als begriff sei, kann Ich dahin gestellt sein lassen, weil diese frage in der einen oder in der anderen weise bereits beantwortet sein muss, wenn die frage nach dem zureichenden grund beantwortet wird, was die "Tatsachen" sind, für die "keine Aussage sich als wahrhaft erweisen kann, ohne daß es dafür einen zureichenden Grund gibt"(d). Es hängt also von der perspektive ab(e), in der das problem der monade der gegenstand einer debatte ist, die, breit und kontrovers geführt, in ihrem "Ansatz ... zugleich logisch und ontisch gemeint (ist)"(f).
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(a)
Ich zitiere die übersetzung, die Joachim Christian Horn verantwortet(01).
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(01)
" 31) Unsere Überlegungen sind auf ZWEI GROSSE PRINZIPIEN gegründet; AUF DEM DES WIDERSPRUCHS, kraft dessen wir als FALSCH beurteilen, was einen Widerspruch einschließt, und als WAHR, was einem solchen entgegengesetzt ist oder, was dem Falschen kontradiktorisch gegenübersteht.

32) Und auf DAS DES ZUREICHENDEN GRUNDES, kraft dessen wir als übereinstimmend ansehen (considérons), daß keine Tatsache sich als wahr oder existierend und keine Aussage sich als wahrhaft erweisen kann, ohne daß es dafür einen zureichenden Grund gibt, daß es so ist und nicht anders - wenngleich uns diese Gründe meistens nicht bekannt sein können"(*1).
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(*1)

Leibniz,Gottfried Wilhelm: Monadologie. p.85. /bibliographie //==>argument: 2.92.13.
Zusatz.
Siehe auch argumente: 2.42.12 und 2.31.10/(a).   (a)<==//
(b)
das prinzip des widerspruchs und das prinzip des zureichenden grundes stehen zueinander in einer wechselseitig-abhängigen beziehung, die nicht aufgebrochen werden sollte, die aber in der perspektive der logik(01) anders zu beurteilen ist als in der perspektive der zugrunde liegenden ontologie(02). Für mein argument genügt es, wenn Ich den blick auf das problem des zureichenden grundes eingrenze. Damit sind die probleme der logik weitgehend ausgeklammert und der fokus des interesses ist auf die ontologie gerichtet, in der Leibniz das problem des zureichenden grundes situiert hatte und reflektiert.
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(01)
die perspektive der logik habe Ich andernorts thematisiert(*01).
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(*01)
//==>INDEX der argumente/stichwort: logische axiome.
(02)
die perspektive der ontologie habe Ich andernorts thematisiert(*01).
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(*01)
//==>INDEX der argumente/stichwort: ontologische_argument.   (b)<==//
(c)
es ist üblich, den kontext in einem kommentar zu entfalten(01). D'accord, den nutzen der kommentare stelle Ich nicht in zweifel, soweit die kommentare sich auf die mitteilung von fakten beschränken, die in den dokumenten der historia verfügbar sind. Es ist aber nicht vermeidbar und vom autor des kommentars legitim angestrebt, dass mit der präsentation der fakten auch die deutung der bestimmten fakten in der perspektive des autors verknüpft ist, so dass das argument, das kommentiert wird, in ein zwielicht gestellt ist, das licht, das den weg ausgeleuchtet hatte, gegangenen vom autor des textes, und das licht, das den vorausliegenden weg beleuchtet, zu gehen vom autor des kommentars. Für den adressaten des kommentars ist nicht immer zu erkennen, was die meinung des kommentators ist und was die meinung des kommentierten, immer ausgewiesen an den dokumenten der historia.
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(01)
Ich habe zwei kommentare konsultiert(*1) und diese für mich auf die funktion einer materialsammlung historischer fakten reduziert.
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(*1)
Zum ersten der kommentar von Joachim Christian Horn: Gottfried Wilhelm Leibniz: Monadologie. /bibliographie //==>argument: 2.92.13.
Zum zweiten der kommentar, herausgegeben von Hubertus Busche. Gottfried Wilhelm Leibniz: Monadologie. /bibliographie //==>argument: 2.92.04.    (e)<==//
(d)
Monadologie. §32.
Zusatz.
Das zitat in der französischen fassung: "... qu'aucun fait ne sçauroit se trouver vrai, ou existent, aucune Enonciation veritable, sans qu'il y ait une raison suffisante ..."(01).
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(01)
Leibniz,Gottfried_Wilhelm: Monadologie. p.84 /bibliographie //==>argument: 2.92.13.   (d)<==//
(e)
als perspektiven kommen nur das ontologische argument und das relationale argument in frage(01).
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(01)   //==>argument: 2.22.01.   (e)<==//
(f)
so charakterisiert Joachim Christian Horn die debatte(01), in der jeder teilnehmer der debatte sich entschieden haben muss. Ich habe mich entschieden und reflektiere das problem in der perspektive des relationalen arguments.
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(01)
Horn,Joachim Christian: Einleitung (1962). In: Leibniz,Gottfried Wilhelm: Monadologie. p.26ff. /bibliographie //==>argument: 2.92.13.   (f)<==//       (text)<==//
2.41.05
Leibniz gilt als aufklärer(a) und da wundert es schon sehr, dass er das prinzip des zureichenden grundes im horizont der theologie seiner zeit begründet und nicht im kontext der neuen wissenschaften(b). Der befund ist nicht zu bestreiten. Unbestritten ist auch, dass Leibniz als gläubiger mensch an den persönlichen gott geglaubt hatte, der schöpfergott nämlich, der ihm die wahrheit verbürgt, ohne die er als aufklärer sein werk nicht tun kann. In zweifel zu stellen ist aber die these, dass Leibniz die spitzfindigkeiten der zeitgenossen, die theologen seiner zeit nämlich(c), nötig gehabt hätte, um seine these vom zureichenden grund aller weltdinge begründen zu können. Die theologeme seiner gegenwart waren notwendige kristalisationskerne, passend als argumente, mit denen er die frage beantworten konnte, warum es, wenn die ordnung der welt behauptet werden soll, einen zureichenden grund geben müsse. Seine antwort hat Leibniz verortet in der annahme des schöpfergottes, der die beste aller denkbaren welten geschaffen habe, das böse, wie es heisst, eingeschlossen. In der Theodizee hat Leibniz dargelegt, sich oft wiederholend, dass die proposition eines schöpfergottes ein rationales argument sein könne, das problem des gründenden grundes in einer form darzustellen, die einerseits das prinzip der ratio behauptet, eben jenes postulat eines zureichenden grundes, und die andererseits das bedürfnis des glaubenden befriedigt, im geglaubten gott den notendigen zureichenden grund verfügbar zu haben(d).
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(a)
das ist ein gemeinplatz in der tradition und diese meinung stelle Ich nicht infrage. Es sollte aber infrage gestellt werden, ob es genügen kann, Leibniz auf seine rolle als aufklärer zu reduzieren, ganz den neuen wissenschaften zugewandt. Soweit es die fragen der metaphysik betrifft hat Leibniz seine idee der ratio im horizont der geltenden theologien entfaltet, wohl wissend, dass die neuen wissenschaften die methode des zureichenden grundes zwar formulieren, dass diese wissenschaften aber nicht begründen können, warum es einen zureichenden grund überhaupt geben müsse. Leibniz hat akzeptiert, dass es in der existenz des individuums als ich und seines genossen einen bezirk der erfahrung gibt, der mit den kategorien der ratio nicht bestimmbar ist, der aber im glauben an etwas, sei's ein gott oder ein ding der welt als grund, bestimmt wird. Das kann der glaube des einfachen christen sein oder das elaborat eines ausgebufften theologen. Teil seiner arbeit als aufklärer ist auch die kritik der theologien, die en vogue sind, eingeschlossen ihre zurückweisung, anstrengungen, die nur im kontext der diskutierten theologeme möglich sind.       (a)<==//
(b)
Ich greife eine bemerkung Schopenhauer's auf, die, obgleich nicht ausgeführt, beiläufig darauf verweist, dass Leibniz das problem des zureichenden grundes im kontext seiner philosophisch-theologischen schriften erörtert und nicht im horizont der neuen wissenschaften(01).
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(01)
das zitat im kontext. Schopenhauer sagt: "Die Hauptstelle ist in seinen principiis philosophiae § 32, und ein wenig besser in der französischen Bearbeitung derselben, überschrieben: Monadologie: ((es folgt das zitat)) - womit zu vergleichen Theodicee § 44, und der 5.Brief an Clarke, § 125"(*1). Mehr als ein verweis auf den ort der von Leibniz geführten debatte ist der notiz Schopenhauer's nicht zu entnehmen.
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(*1)
Schopenhauer,Arthur: Die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grund. §9, Bd.5, p.32. /bibliographie //==>argument: 2.92.22.
Zusatz. Schopenhauer's verweis auf §125; diesen konnte Ich in der Holz'schen ausgabe der Briefe Leibniz' nicht verifizieren(+1).
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(+1)
Leibniz,Gottfried_Wilhelm: Werke. Briefwechsel mit S.Clarke, Bd.5.2, p.357-455. /bibliographie //==>argument: 2.92.13(b)<==//
(c)
Leibniz diskutiert in der Theodizee die thesen der theologen, die Pierre Bayle in seinem Dictionaire historique et critique(1697) zusammengetragen hatte.  Leibniz' identifikation des prinzips des zureichenden grundes mit seiner vorstellung des schöpfergottes gibt dem problem der kausalität einen "theologischen dreh", der die rationalität der aufklärung dem glauben der tradtion zu unterstellen scheint, der rationalität nämlich, die vereinbar ist mit den tendenzen der renaissance und den methoden der anschliessend entstehenden neuen wissenschaften. Leibniz war davon überzeugt gewesen, dass der traditionale gott als schöpfer der welt auch als ein garant der wissenschaften vorgestellt werden könne, mit denen das individuum als ich und sein genosse die schöpfung gottes erfassen(01), und mit dieser these hat Leibniz, der aufklärer, für sich gültig, den traditionalen gott seines glaubens "gerettet", ohne die neuen wissenschaften mit ihren methoden preiszugeben.
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(01)
Leibniz sagt: "Gott ist die erste Ursache aller Dinge", und begründet seine behauptung in den folgenden §§7-11(*1).
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(*1)
Leibniz,G.W.: Theodizee. Teil I, §7 p.95. /bibliographie //==>argument: 2.92.13.    (c)<==//
(d)
d'accord, es müsste nun eine detaillierte auseinandersetzung mit den argumenten folgen, die Leibniz einerseits in der Monadologie und andererseits in der Theodizee ausgebreitet hatte. Diese notwendigen darlegungen betreffen ein seitenthema, auf das zu verweisen Ich verpflichtet bin, das aber im horizont dieses essays, das problem dieser arbeit lösend, kein zusätzlicher beitrag sein kann - historisch betrachtet zwar interessant, in der geschichte aber nicht weiterführend.    (d)<==//     (text)<==//
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//==>subtext: 2.42.01:
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zurück/anfang.<==//
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zurück/bibliogr.daten<==//
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stand: 17.12.01.
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