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0034subtext_2226_40.html
2.2.26
der blick auf die dokumente der historia ist desillusionierend. Das,
was gewesen war, das kann als phänomen sich nicht wiederholen(a).
Die konsequenz dieser erfahrung ist, dass kein argument glaubhaft ist,
mit dem, auf die zukunft verweisend, das bild ausgepinselt werden kann,
künftig würde alles besser sein und signifikant weniger die gewalt
im moment der gelebten gegenwart. Dieser hoffnung steht entgegen, dass
das individuum als ich und sein genosse, jeder für sich, im moment
der jeweils gelebten gegenwart das real erfahrene doppelseitig erfahren,
einerseits als die gepriesene wohltat, das symbol dafür ist das kreuz,
andererseits als brutale gewalt und tod, das ist das schwert, mit dem das
kreuz aufgepflanzt wird. Kein argument ist im horizont der welt erkennbar,
mit dem effektiv anderes vermeldet werden könnte. Dieser erfahrung
entgegengesetzt ist das wissen, dass die triste gegenwart, die schreckliche
vergangenheit schon gar nicht, ein grund sein könnte, die utopie einer
besseren welt, gefasst mit dem begriff: das_humanum,(b) als erledigt beiseite
zu legen; denn der verzicht auf diese utopie, real als projektion in zukunft
gedacht, reduziert das leben der menschen auf die blosse existenz aller
übrigen lebewesen - es wäre der rückfall in die natur(c).
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(a)
die behauptung, dass das vergangene sich nicht wiederholen könne,
ist ein erfahrungssatz, fixiert in raum und zeit. Das, was jenseits der
zeit und des raumes sein könnte, das ist blosse spekulation, die in
der verkleidung einer utopie erscheint, aber keine projektion in die zukunft
ist.
(b)
das, was im relationalen argument der gegenstand des begriffs: das_humanum,
ist, das habe Ich andernsort in andeutungen ausgeführt(01). Jederman
denkt für sich, was eine humane gesellschaft sein könnte - diese
fragen sind andernorts en detail zu diskutieren.
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(01) //==> INDEX der argumente(hp), stichwort: das_humanum.
(c)
zum begriff: natur, habe Ich mich andernorts en detail geäussert(01).
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(01)
2.2.27
von den holzwegen im walde spricht Martin Heidegger(a). Wie Heidegger
benutze Ich das bild von den holzwegen als metapher, teile aber die prämissen
Heidegger's nicht.
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(a)
2.2.28
die offene lücke in der theorie ist der ansatzpunkt des epigonen,
seine meinung an die stelle der idee zu setzen, die der kern der theorie
des vorgängers sein soll. Das verfahren ist alt(a) und die ideologen
jedweder couleur verstehen es meisterhaft, damit umzugehen, der theologe
mit seinem gott ebenso, wie der zuständige sekretär für
weltanschauungsfragen im politbüro. Zwei argumente müssen benannt
werden:
-
1. die struktur jeder ideologie als geschlossenes system,
-
2. die frage der machtbehauptung in der gesellschaft.
Jedes geschlossene system(=theorie) ist in seiner stringenz nur
dadurch gesichert, dass ein element als das fundierende element ausgewiesen
ist. Dieses element, ermittelt in einem kausalen verfahren, muss, wenn
es das fundierende element sein soll, der kausalität entzogen sein.
Es ist quasi der blinde fleck im system. Im relationalen argument ist für
diesen, aber entscheidenden punkt im system der terminus: individueller
impuls, in gebrauch(b). Das, was in diesem punkt verortet ist, das ist
keiner begründung fähig und folglich ist, wenn die kausalität
das maass des systems sein soll, jedes andere element des systems ad libitum
einsetzbar. Insofern ist das verfahren der epigonen nicht zu tadeln, wenn
sie die offene lücke systemimanent mit der ihnen verfügbaren
vorstellung füllen; denn jedermann ist mit dieser ausfüllung
der lücke konfrontiert, wenn er sich in seiner welt orientieren will.
Diese situation der lückenausfüllung ist dann kritisch, wenn
der epigone seine meinung als absolut geltend setzt und beansprucht, jede
andere setzung, die seine setzuung nicht affirmiert, auszuschliessen und
versucht, die ausschliessung mit den verfügbaren machtmitteln durchzusetzen.
Das kann er nur, wenn er über die einschlägigen machtmittel verfügt,
die zwar ein teil des systems sind, die aber der kausalität von macht
und gegenmacht unterliegen. Jeder
machtanspruch des einen hat seine grenze im machtanspruch des jeweils
anderen. Folglich ist die fähigkeit des einen und sein wille, die
lücke anders füllen zu wollen als es in der tradition vorgeformt
ist, kausal abhängig von dem vermögen, das der jeweils andere,
entgegensetzen kann, den anspruch vernichtend, um seinen anspruch an die
stelle zu setzen.
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(a)
das verfahren ist für jede bekannte epoche belegt, sedimentiert
in den dokumenten der historia. Insofern unterscheidet sich die inquisition
in Rom nicht vom politbüro in Moskau, und jeder potentat spürt
es, wissend, dass er sich nur dann in der macht halten kann, wenn er seine
macht mit einer idee der ordnung, nämlich seiner vorstellung von freiheit,
unterlegt.
(b)
2.2.29
der begriff eines jeden weltdinges ist eindeutig bestimmt, entzogen
der eindeutigen bestimmung ist das ding der welt als phänomen. Die
axiome der logik(a) gelten auf der argumentebene der begriffe uneingeschränkt,
jede doppeldeutigkeit ausschliessend, die das merkzeichen für die
phänomene ist(b). Entweder der begriff ist wahr oder der begriff ist
als begriff nicht_wahr, tertium non datur, und das, was in der vorstellung
des individuums als ich sonst noch sein könnte, das ist dem individuum
als ich al gusto zur hand. Auf der argumentebene der phänomene, raum
und zeit ausfüllend, gilt das prinzip: tertium datur, in dessen horizont
jede denkbare erscheinung eines weltdinges doppeldeutig ist.
Diese unterscheidung muss beachtet werden, wenn der begriff: der absolute
geist, gegenstand der reflexionen ist. Es kann in keinem fall sichergestellt
sein, dass das, was auf dem forum publicum als phänomen gehändelt
wird, real auch der absolute geist ist, der das bestimmte weltding sein
soll, den das individuum als ich in seinem forum internum imaginiert hat.
Das, was von diesem absoluten geist als ding in raum und zeit gesagt werden
kann, das sind die vorstellungen des individuums als ich, fixiert mit den
argumenten auf dem forum publicum, die es im forum internum, unzugänglich
für seinen genossen, als seinen begriff: der absolute geist, gedacht
und imaginiert hat.
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(a) //==> INDEX der argumente(hp), stichwort: logische
axiome.
(b)
es ist strikt auf die unterscheidung der argumentebenen: begriff und
phänomen, zu achten. Für die phänomene sind die axiome der
logik irrelevant, für die argumente aber, mit denen das individuum
als ich hantiert, wenn es die phänomene gedanklich erfasst, gilt die
logik uneingeschränkt. Mit der unterscheidung der beiden möglichen
argumentebenen wird diese differenz behauptet.
(2.2.29<==//)
2.2.30
es liegt nahe, den begriff: der absolute geist, proponiert in der Phänomenologie
des Geistes(a), mit dem begriff: der weltgeist, entfaltet in der Philosophie
der Geschichte, zu verknüpfen(b). In der verknüpfung der beiden
begriffe, die nicht al gusto miteinander gleichgesetzt werden sollten(c),
ist die problematik des
Hegel'schen dialektikbegriffs greifbar. Es ist nachvollziehbar, wenn
Hegel versucht, im schlusskapitel der Phänomenologie des Geistes die
funktion des absoluten geistes zu beschreiben, eine beschreibung, die konkret
darin gegründet ist, dass er auf die phänomene der religion,
der philosophie und der kunst verweist(d), alles phänomene, die als
elemente seiner Philosophie der Geschichte ausgewiesen sind. Die grossen
figuren der geschichte sind als verkörperungen des weltgeistes beschrieben,
die, als sie real lebten, sterbliche menschen gewesen waren und die in
ihrem tod die weltbühne verlassen hatten. Wenn Hegel den absoluten
geist in den formen der weltgeister der historia beschreibt, dann kann
er dies, so ist's brauch, nur mit einer konkreten verweisung auf eine bestimmte
figur der historia bewerkstelligen. Das leistet Hegel, im schema der dialektik
ist das die vermittung, mit der benennung einer person, also in einer position,
und, Hegel muss wieder zurück auf den anfang.
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(a)
Hegel,G.W.F.: Phänomenologie des Geistes. Bd.3. //==>bibliographie/2.9.54
(b)
Hegel,G.W.F.: Vorlesungen zur Philosophie der Geschichte. Bd.12 //==>bibliographie/2.9.54
(c)
als begriffe sind der weltgeist Hegel's(01) und der absolute geist
strikt zu unterscheiden, auch dann, wenn diese begriffe als phänomene
eine gleichsetzung nahelegen.
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(01)
Richter,Ulrich: Der weltgeist Hegel's - das bin Ich, das sind Sie,
das sind wir alle, jeder für sich. //==> 015:weltgeist.
//==>bibliographie/2.9.62.
(d)
zusammengefasst unter dem terminus: das absolute wissen,(01).
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(01)
Hegel,G.W.F.: Phänomenologie des Geistes. Bd.3, p.575-591.
//==>bibliographie/2.9.54
(2.2.30<==//)
2.2.31
der begriff: geschichte, präsent in den dokumenten der historia,
ist eingebunden in eine bestimmte epoche, in einen bestimmten raum, begriffe,
die im historischen überblick als phänomene vielfältig erscheinen
und gegensätzlich sind. Es ist zutreffend, dass das individuum als
ich und sein genosse danach streben, die vielfalt der möglichkeiten,
oft verwirrend, auf eine überschaubare zahl von konzepten zu reduzieren(a).
Im ergebnis sind diese versuche einer generalisierung historischer phänomene
immer begrenzt und sie können als teile niemals das ganze umfassen.
Solange das individuum als ich sich in raum und zeit präsent weiss,
wird es seinen begriff der geschichte nicht als das ganze begreifen können,
gefasst in den verfügbaren teilen der historia - in seinen vorstellungen
bleibt das individuum als ich real auf den weg verwiesen, den das individuum
als ich nur in seinem realen tod wird verlassen.
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(a) das ist der gegenstand der historiker, der hier nicht
zu verhandeln ist. (2.2.31<==//)
2.2.32
Hegel hat die begrenzung des individuums als ich und seines genossen
auf bestimmte geographische räume und historische epochen in der zeit
klar markiert, wenn er vom "Individuum" spricht, das "ein Sohn seiner Zeit"
ist, um unmittelbar anschliessend zu folgern: "so ist auch die Philosophie
ihre Zeit in Gedanken erfaßt"(a). In raum und zeit aber ist das individuum
immer auf seinem weg, sich zu dem ich bildend, das es sein will.
----
(a)
Hegel,G.W.F: Grundlinien der Philosophie des Rechts. Bd.7, p.26. //==>bibliographie/2.9.54.
(2.2.32<==//)
2.2.33
als vertreter des ontologischen arguments kann Hegel den terminus:
das wesen des absoluten geistes, zutreffend gebrauchen. Das ist eine feststellung.
Im relationalen argument markiert dieser gebrauch des terminus jedoch ein
falsches argument(a). Diese unterscheidung sollte strikt beachtet werden,
weil das rationale argumentieren nur dann möglich ist, wenn die grenzen
des arguments erkannt sind. Das, was legitim im ontologischen argument
als wahr geltend gemacht werden kann, das ist, wenn's um die grundlegenden
dinge des wissens geht, im relationalen argument falsch, weil es als begriff
einen widerspruch impliziert, der nicht ausräumbar ist, als gegensatz
aber immer rational gehändelt werden kann.
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(a)
zur unterscheidung des relationalen arguments und des ontologischen
arguments als die grundweisen möglicher erkenntnis andernorts en detail
mehr(01).
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(01) //==> INDEX der argumente(hp), stichwort: argument/ontologische
und relationale. (2.2.33<==//)
2.2.34
das spiel kann ein kampf sein, aber der kampf, der auf leben oder tod
geht, ist kein spiel(a). Es ist im politischen jargon üblich, von
tod und leben zu schwafeln, dann, wenn die interessengegensätze in
der gesellschaft kompromisslos ausgefochten werden. Der versuch, die dialektik
dieser kontroversen auf einen kampf, sein oder nichtsein(b), zu reduzieren,
ist die bemäntelung der tatsache, dass es diesen politikern nur um
die gewalt der stärkeren gehen kann, mit der der gegner, der der feind
ist, aus dem weg geräumt werden soll. In der kritik des Carl Schmitt'schen
begriffs des politischen ist aufweisbar(c), dass die logik dieser kämpfe
der kern jeder totalitären ideologie ist, die ein prinzip absolut
gesetzt hat, sei's das prinzip der faschisten, die den führer propagieren,
sich auf gott berufend, sei's das prinzip der kommunisten Lenin'scher denkart,
die die logik des historischen prozesses vergöttlichen - es läuft
immer auf das selbe hinaus, auf die blosse gewalt, mit der der widerstrebende
andere aus dem weg geräumt wird. Es bleibt nur einer übrig, zum
spiel aber ist der jeweils andere die bedingung.
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(a)
über die differenz: kampf oder spiel, andernorts mehr(01).
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(01)
Richter,Ulrich: Der begriff: das_politische, im trialektischen modus.
Argument:
2.62.05. 014:das_politische. //==>bibliographie/2.9.62.
(b)
sein oder nichtsein - tod oder leben, es ist allemal das gleiche(01).
Diese entgegensetzung hat im ansatz schon das spiel vernichtet, weil, wenn
das ende in raum und zeit gekommen ist, der jeweils andere vernichtet sein
wird.
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(01)
es wäre falsch zu sagen: dasselbe. Auf dem feld der ökonomie
redet man nicht vom realen tod oder vom leben, eine firma flouriert oder
ist bankrott gegangen.
(c) a.a.O. Argument: 2.62.06.
(2.2.34<==//)
2.2.35
das ist das prinzip des spiels: in jedem ende eines spiels ist der
wiederanfang des spielens gegründet. In seinem erscheinen kann das
spiel einem kampf gleichen oder das, was als kampf ausgewiesen ist, das
kann ein spiel sein, nämlich dann, wenn am ende der spielrunde der
gewinner und der verlierer ermittelt sind und der wille aller, die es betrifft,
erkennbar wird, von neuem anzufangen. Das geheimnis des spiels ist, immer
wieder das spiel beginnen zu können.
(2.2.35<==//)
2.2.36
die pazifizierende wirkung des spiels ist in seinen regeln gegründet.
Was immer die regeln eines spiels sein mögen, ohne die übereinkunft
der spielenden, immer ad hoc im voraus festgelegt, wird das spiel nicht
gelingen. Diese regeln entspringen einem autonomen entschluss des individuums
als ich und seines mitspielenden genossen, entweder, dass eine neue regel
gesetzt wird, oder, dass eine bestehende regel akzeptiert ist. Die voraussetzung
dafür, dass die regeln des spiels beachtet werden, ist die anerkennung
des anderen, des mitspielers, als der_andere(a). Die teilnehmer an dem
spiel müssen sich einander als gleich anerkannt haben. Unter der bedingung
der gleichheit im spielen kann ein spiel gelingen. Fehlt diese bedingung,
dann ist jede konfrontation ein kampf, der auf den tod des anderen abzielen
wird. Zwei spieler setzt das gelingende spiel voraus, die, jeder für
sich, die vereinbarten regeln ohne vorbehalt akzeptiert haben(b).
----
(a)
zum prinzip: anerkennung des anderen als der_andere, andernorts mehr(01).
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(01) Richter,Ulrich: Der redundante gott oder die these: das individuum
als ich und sein genosse. Das prinzip der anerkennung des anderen als der_andere.
027:gott_redundant.
//==>bibliographie/2.9.62.
(b)
das spiel ist, ohne als spiel in frage gestellt zu sein, misslungen,
wenn die regeln nicht beachtet werden. Die gründe dafür können
vielfältig sein, aber auch das missratene spiel ist ein spiel, wenn
der konsens über das spielen nicht in frage gestellt ist. Ist dieser
konsens, den alle, die es betrifft, nur für sich autonom leisten können,
zerbrochen, dann ist der konflikt kein spiel, sondern ein kampf, der auf
die vernichtung des jeweils anderen abzielt, die vernichtung nämlich,
die den kampf auflöst.
(2.2.36<==//)
2.2.37
jede regel, mit der ein spiel gestaltet wird, kann missbraucht werden.
Der gebrauch und/oder der missbrauch einer regel wird von den beteiligten
instrumentalisiert mit den utopien, die das maass der regeln sind, dem
spiel seine form gebend, sei es, dass eine staatliche und/oder gesellschaftliche
ordnung gesetzt ist, sei es, dass das praktische leben in gesellschaft
und staat nach diesen gesetzten ordnungen realisiert wird.
Beklagenswert ist die praxis, in der die gesetzten regeln beachtet/missachtet werden(a).
Grooss kann das lamento über den missbrauch inszeniert werden, aber
das sind klagen, die, den anderen treffen sollend, auf den klagenden zurückfallen,
der, im täuschenden kampf mitmischend, darauf hofft, die walstatt
als sieger zu verlassen. Für den erwarteten erfolg wird, wenn sie
verfügbar sind, kein mittel ausgelassen. Eines dieser mittel ist die
utopie über das, was (sicher) noch kommen soll. Die ausgepinselte
utopie aber, und das wissen die versprechenden, kann real 1:1 nicht umgesetzt
werden. Der skandal dieses handelns, unmögliches zu versprechen, ist
das wissen der propagandisten, dass sie das versprochene zwar nicht einlösen
können, dass sie aber, wenn die erfüllung des versprechens prolongiert
ist, den nutzen haben werden, der das objekt ihres kalküls ist, nämlich
der erhalt der verfügbaren macht, die die bedingung ist, das verheissene
nicht einlösen zu müssen.
----
(a)
der blick auf die tatsachen in der welt genügt, um wissen zu können,
welche spiele falsch gespielt werden. Es werden verfassungen formuliert
und in geltung gesetzt, deren zweck darauf beschränkt ist, die vorstellungen
zu realisieren, die die gerade mächtigen haben. Es sind die epigonen
Hegel's, die die idee einer sich fortschreitend entwickelnden geschichte
zu einem notwendigen ziel aufgegriffen haben und das projektierte ziel
positivierend mit den facta der vergangenheit ausmalen, die, in der negation
untergegangen, als das negierte, resultat einer negation(01), neu positiviert
sind. Es sind, fundiert auf den facta der vergangenheit(02), die bilder
einer künftigen gesellschaftsordnung, ordnungen, die in ihrer struktur
gleich sind. Insofern unterscheiden sich die utopien der kommunisten nicht
von den utopien der faschisten(03) - gleichgültig, ob explizit behauptet
oder nicht, sie alle berufen sich auf Hegel, von dem sie behaupten, mit
dem modell einer geschichte habe Hegel ihnen die blaupause der kommenden
gesellschaft verschafft(04).
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(01)
dieser mechanismus wird in der theorie der dialektik mit dem terminus:
negation der negation, fixiert. Das resultat des mechanismus ist, dass
das negierte, nochmals negiert, als position händelbar ist. Das, was
in der mathematik offenbar ein wirksames moment in einem kalkül ist,
das ist, ontisch gewendet, schlichter unsinn, demonstrabel mit einem gedankenexperiment.
Was ist das, wenn die farbe: rot, negiert und das negierte noch einmal
negiert wird? - ist es dann blau, oder lila oder, vielleicht, nur weiss/schwarz?
Al gusto kann für das negierte jeder farbton des phsyikalischen spektrums
eingesetzt werden.
(02)
es ist nicht dasselbe, aber es ist das gleiche, einerseits die excesse
der kapitalistischen wirtschaftsordnung zu negieren, andererseits die defizite
der sozialen ordnung zu verneinen. Als negiertes sind es facta der vergangenheit,
die als positionen die gegenstände jeder projektion in die zukunft
sein können.
(03)
die unterscheidung: kommunisten und faschisten, ist grobschlächtig,
aber sie genügt hier. Die termini: kommunist und faschist, sind etiketten,
mit der die nationalsozialisten/faschisten und die marxisten/leninisten,
unterscheidbar in ihrem erscheinen, über einen kamm balbiert werden.
Es ist notwendig, die differenzen in den vertretenen weltanschauungen zu
benennen und festzuhalten, aber im blick auf das hier verhandelte problem
kann die differenz hintangestellt werden.
(04)
die einen glauben an den notwendigen prozess in der geschichte(*1),
kulminierend im reich der absoluten freiheit, die anderen setzen auf die
vorsehung des allmächtigen(*2), der sie zu dem gott zurückführt,
der sie ausgesetzt hatte in die welt der zurücksetzungen. Das ziel
ist dasselbe, der tod, der alles in die gleichgültigkeit der natur
zurückstösst.
-----
(*1) auf die geschichte hatte sich Karl Marx berufen.
(*2) die vorsehung hatte ein gewisser herr Adolf Hitler
beansprucht. (a)<==//
(2.2.37<==//)
2.2.38
das kritische moment des Hegel'schen begriffs: der absolute geist,
ist die benennung der merkmale, die den begriff konstituieren. Als vermittlung
im dialektischen prozess können die merkmale weder eine position sein
noch eine negation, aber Hegel kann sich dem akt der position, wenn er
die merkmale des begriffs in raum und zeit fixieren will, nicht entziehen.
Das, was Hegel über den begriff: der absolute geist, prädiziert,
was immer es auch sein mag, das kann er nur mit einer position leisten,
die keine negation ist. Insofern weist der begriff: der absolute geist,
die gleiche struktur auf wie die begriffe, die das bild eines gottes oder
die idee einer utopie zum gegenstand haben. Weder das denken einer utopie
ist abschliessbar, noch kann ein gottesbild als abgeschlossen gemalt sein,
nicht anders jede vorstellung des absoluten geistes, die, imaginiert in
raum und zeit, defizitär ist. Das sind bilder und begriffe, die, konfrontiert
mit anderen vorstellungen, kausal als richtig oder falsch ausgewiesen sind,
abhängig von der gesetzten kausalität, die das individuum als
ich und sein genosse, jeder für sich, gesetzt haben.
(2.2.38<==//)
2.2.39
jedes partikulare interesse wird mit den vorstellungen kaschiert, für
die der terminus: ideologie, in gebrauch ist. Die merkmale, die gültig
sind für den begriff: ideologie,(a) gelten auch für die begriffe:
religion und weltanschauung. So verschieden die religionen und weltanschauungen
in ihren formen auch erscheinen mögen, sie weisen merkmale auf, die
eine differenzierung in ihren funktionen und deren einschätzungen
nicht stützen können. Insofern ist es gleichgültig, ob vom
klassenkampf die rede ist, der in der verheissenen revolution zum glorreichen
endkampf wird, oder, ob medial vom dschihad geredet wird, der gegen die
ungläubigen und die gesetzlosen als auftrag gottes pflicht des gläubigen
ist - allemal ist das schema das gleiche: im namen des EINEN gottes und/oder
der EINEN idee wird die weltsicht des jeweils anderen zerstört, so
wie man einen kohlkopf durchschneidet.
----
(a)
zur taxonomie des begriffs: ideologie, und seine gliederung in den
formen: religion oder weltanschauung, andernorts mehr im detail(01).
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(01)
2.2.40
die metapher: stillstand der dialektik, hat im dialektikbegriff Hegel's
eine funktion, die nicht ignoriert werden sollte(a). Alles, was im fluss
ist, wird vom individuum als ich in der perspektive eines stillstands wahrgenommen.
Folglich kann sinnvoll nur dann von einem fliessen der dialektik oder von
einem prozess der dialektik gesprochen werden, wenn in das kalkül
die möglichkeit des stillstands, das still_stehen am ufer des flusses,
einbezogen ist. Wenn aber der prozess der dialektik als ein ganzes im fokus
des blicks steht, dann kann die idee eines stillstands der dialektik nur
als abbruch des prozesses gedeutet werden, nämlich als das ende dieses
prozesses. Wenn real vom ende des prozesses geredet wird, dann kann dieser
gedanke, logisch zu ende gedacht, nur als das eine gedeutet werden, nämlich,
dass der prozess der dialektik abgeschlossen ist und jeder diskurs über
den richtigen weg zu ende ist, der weg nämlich, der bis zu diesem
moment und punkt in raum und zeit unabwendbar präsent gewesen war.
Mithin kann der gedanke, dass die dialektik stillgestellt ist, übertragen
auf die metapher: der weg, nur den plausiblen sinn haben, dass der weg
des lebens im stillstand der dialektik an sein ende gekommen ist, über
den tod aber ist eine weitergehende rede nicht möglich. Das individuum
als ich, das real lebt, kann die möglichkeit des stillstands der dialektik
zwar denken und reflektieren, aber es kann, solange es in raum und zeit
existiert, also lebt, diesen stillstand nicht erfahren.
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(a)
Hegel hat den terminus: stillstand der dialektik, soweit mir bekannt,
nicht gebraucht. Es war A.Kojève gewesen(01), der in der nachfolge
Hegel's, als erster von einem stillstand in der dialektik gesprochen hat.
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(01)
dazu andernorts mehr(*1)
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(*1)
Richter,Ulrich: Der weltgeist Hegel's - das bin Ich, das sind Sie,
das sind wir alle, jeder für sich. Argument: 2.2.30.
015:weltgeist.
ders.: Der begriff: das_politische, im trialektischen modus. Argument:
2.62.05/(d).
014:das_politische //==>bibliographie/2.9.62.
(2.2.40<==//)
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