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2.21.001 - 2.21.025
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2.21.011 2.21.012 2.21.013 2.21.014 2.21.015 2.21.016 2.21.017 2.21.018 2.21.019 2.21.020
2.21.021 2.21.022 2.21.023 2.21.024 2.21.025
2.21.001
es muss eine spektakuläre auktion gewesen sein(a). Mit
dem hammerschlag wechselten die besitzer(b) des bildes: Salvator
Mundi,(c), der scheck in höhe von 450.000.000,00$ als vermittler.
Ein reicher mann berappte, nur mal so, 450 millionen dollar, die,
nur mal so, einen anderen reichen mann um 450 millionen dollar
bereichert haben, das bild aber, identisch mit sich, ist,
ästhetisch geurteilt als kunstwerk, einerseits das objekt
der ästhetischen arbeit, in der das individuum als ich, sich
als das ich bildend, auf sich selbst fokussiert, andererseits ist
das als wertvoll geschätzte bild das objekt des marktes, das, ein
spielball der interessen, im markt al gusto hin und hergeschoben
wird, die spekulative rendite in zahlen fixiert(d).
Mehr ist zum fall: auktion:_11/2017, nicht zu sagen. Der fall aber
ist ein kristallisationskern, in dem die perspektive des
ästhetisch interessierten individuums als ich gekreuzt wird mit
der perspektive des genossen, der ökonomisch interessiert ist. Die
anstrengungen der analyse sind gespiegelt in den mühen der
reflexion.
------
(a)
über die auktion ist in den medien hinreichend
berichtet worden. Das zu wiederholen ist hier nicht
erforderlich, zumal Ich selbst an den deals auf dem sogenannten
kunstmarkt nicht interessiert bin. Es ist aber anzumerken, dass
dieser fall auch in der perspektive der globalen politik
diskutiert wird(01).
------
(01)
so in: DIE ZEIT, unter dem titel: Ein Bild macht
Politik,(*1). Der prospektive herrscher Saudi Arabien's,
Mohammed bin Salman, soll zum deal sein placet gegeben haben
und ein mitglied der herrscherfamilie hat das bild gekauft,
mit der absicht, das teure bild als argument für die geplanten
reformen in Saudi-Arabien zu gebrauchen. Der ästhetische wert
des bildes sei dahingestellt, im fokus steht allein das
faktum, dass es als mittel zu einem anderen zweck
gebraucht(missbraucht) wird(*2). Dieser aspekt des problems
sollte gesehen werden, wenn darüber diskutiert wird, was als
wert des "berühmten" werks angesehen werden soll. Der
ästhetische wert eines kunstwerks gehört einer anderen sphäre
an als der ökonomische wert dieses werks.
------
(*1)
Michael Thumann: Ein Bild macht Politik. In: DIE
ZEIT, 14.12.2017.
/bibliographie //==>argument: 2.92.017.
(*2)
das ästhetische argument, das gemeinhin den wert
des kunstwerks kenntlich machen soll, kann für sich als
nachrangig beiseite gelegt werden.
(b)
es sollte strikt unterschieden werden zwischen dem
besitz eines bildes und dem eigentum an diesem
bild(=kunstwerk)(01). Nur Leonardo da Vinci kann der eigentümer
des bildes: Salvator Mundi, gewesen sein, alle anderen, die die
verfügungsgewalt über das bild gehabt hatten und jetzt haben,
sind seine besitzer oder waren es. Mit dem argument: besitz des
bildes, kann aber die trennung der argumentebenen: ästhetik und
ökonomie, plausibler erläutert werden; denn in der ökonomie
zählt nur der besitz eines objektes und das argument: eigentum,
ist für das ästhetische urteil eine nachrangige streitfrage.
-----
(01) zu dieser debatte meine überlegungen zu den begriffen:
eigentum und besitz(*1). Die unterscheidung in der jurisprudenz
wird nicht in frage gestellt, aber es ist zu beachten, dass im
gesellschaftlichen verkehr eigentum und besitz nicht hinreichend
deutlich unterschieden werden. Eigentum am kunstwerk kann nur
sein schöpfer haben, weil er die arbeit geleistet hat, die
eigentum an der sache begründet, aber immer ist der betrachter
des kunstwerks ein potentieller besitzer des werks; insofern ist
jedes kunstwerk ein gegenstand des gemeinbesitzes.
-------
(*1) Richter,Ulrich: Die begriffe: eigentum und
besitz, im trialektischen modus. 016:eigentum. /bibliographie
//==>argument: 2.92.015.
(c)
Leonardo da Vinci: Salvator Mundi. In diesem essay ist
das bild als kunstwerk kein gegenstand der debatte. Das
dokumentierte bild hat im kontext des falles: auktion:_11/2017,
eine informierende funktion(01).
graphik/bild: 001
--------
(01)
aus der vielzahl der im internet frei verfügbaren
abbildungen habe Ich eines ausgewählt und, angepasst an die
mir verfügbaren technischen möglichkeiten, in diese graphik
einmontiert. Es ist quasi der orgelpunkt meiner
reflexionen(*1).
------
(*1) im anhang die
fassung des vortrags und der text in der kongressakte des
DGÄ-kongresses.
(e)
in der beurteilung des falles: auktion:_11/2017,
sollte die zweifache funktion des bildes: Salvator Mundi,
gesehen werden, das als gegenstand ästhetischer reflexion und
interessen orientierter renditemaximierung instrumentalisiert
wird. Das objekt der begierde(01), identisch mit sich, erscheint
in der gesellschaftlichen realität sowohl als das kunstwerk,
einmalig als unikat, als auch als eine bliebige handelsware(02),
die im markt als ort der vermittlung präsent ist wie die kopien
eines untergegangenen originals. Einerseits ist das objekt der
begierde der zielpunkt des rendite orientierten marktverhaltens
der bürger, andererseits ist das objekt der kern des
ästhetischen interesses eines individuums als ich. In seiner
gedoppelten rolle ist das objekt der begierde einerseits ein
moment des privatbesitzes, andererseits ist es ein öffentliches
gut, das in gemeinbesitz sein sollte. Es ist zweckmässig, die
beiden perspektiven auf dasselbe objekt im blick zu halten.
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(01)
die formel: objekt der begierde, ist entlehnt dem
titel des films von Luis de Buñuel: Das obscure Objekt der
Begierde.
(02)
dem auktionator ist es wurscht, welches "bild" er
gerade unter dem hammer hat, es ist immer ein objekt mit einer
katalognummer, ausgewiesen wie jede käufliche ware.
/2.21.001/ text<==//
2.21.002
im juli 2017 wurde gemeldet(a), dass ein scheich aus
Katar 300 millionen dollar für das bild Paul Gauguin's: Nafea faa
ipoipo(1892)(b), gezahlt haben soll. Details des handels sind mir
nicht bekannt(c), weil die transaktion: geld gegen bild, das
faktum ist, das in meinem kontext allein zählt. Mit dem öffentlich
genannten preis(d) sind die dimensionen erkennbar gemacht, in
denen heute die geschäfte im kunstmarkt durchgezogen werden.
D'accord, dieser preis ist ein spitzenwert, aber die zahl auf dem
preiszettel ist signifikannt für die tendenz, mit welchen zahlen
im markt aktuell die kauf-/verkaufspreise der ware: kunst,
beziffert werden(e). Die nächste zielmarke ist die halbe
milliarde, tendenz steigend.
-------
(a)
Ich beziehe mich auf einen text, den Ich in der
ausgabe der Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 04.07.2017
gelesen hatte. Von der lektüre hatte Ich mir eine notiz
angefertigt.
(b) Wikipedia: Nafea faa ipoipo(1892),
dl.:_19.02.05. /bibliographie //==>argument: 2.92.020.
(c)
die details dieses handels erscheinen in der
öffentlichkeit als vage und wenig valide. Das ist für mein
argument aber kein gravierender mangel, weil die details des
falles nachrangig sind für das problem, das der gegenstand
dieses essays ist. Das, was interessiert, das ist die blosse
zahl: 300.000.000(dollar).
(d)
es wurde darüber gestritten, ob der reale preis für
das bild Gauguin's faktisch bei 210 oder 215 millionen gelegen
habe - das sind zahlen, mit denen der bürger in seinen
bürgerlichen geschäften nicht zu kalkulieren pflegt, folglich
können die differenzen in den gehandelten zahlen als nachrangig
beiseite gelegt bleiben.
(e)
notwendig wäre es, auch den theoretischen hintergrund
für die gepflogenheiten auf den kunstmärkten von heute in den
blick zu nehmen. Die perspektive auf das problem, wie und mit
welchen methoden der wert des kunstwerks festgestellt wird, der
wert sei ökonomisch und/oder ästhetisch begründet, ist nicht der
gegenstand des essays, gleichwohl ist dieser aspekt der
horizont, in dem Ich mein argument proponiere, das die struktur
des begriffs: wert eines kunstwerks, zum gegenstand der
reflexion hat, ein begriff, mit dem die phänomene auf den
kunstmärkten unterschieden werden, immer changierend zwischen
kommerz und kunst. /2.21.002/ text<==//
2.21.003
die auktion am 30.03.1987 in New York hatte aufsehen
erregt. Im horizont dieser auktion ist die story des bildes
bemerkenswert. Der käufer und nachmalige besitzer des bildes war
eine japanische versicherung, deren leitender manager das bild
exklusiv in seinem büro hat aufhängen lassen. Mit dem kauf war das
bild faktisch aus den augen der öffentlichkeit gefallen.
Ein aspekt der kunstmärkte sollte nicht übersehen werden, nämlich
das faktum, dass die kunstobjekte mit dem kauf durch einen
privaten dem blick der öffentlichkeit entzogen werden und für den
gemeinen bürger de facto nicht mehr verfügbar sind(a). Mittels des
geldes werden die kunstwerke der welt monopolisiert, so, als seien
sie eine beliebige ware, die im markt gehandelt wird.
Die pointe der story ist, dass die versicherung das bild,
gehändelt als vermögen, nach dem tod des managers im jahr: 2002,
wieder in kapital umwandelte und das bild einem museum in Tokio
übergab, wo es wieder der öffentlichkeit verfügbar ist(b).
-----
(a)
es sollte gemeingut sein, dass die werke der kunst
jederzeit für die öffentlichkeit verfügbar sein sollten. Dieser
funktion werden die museen und andere institutionen der kultur
weitgehend gerecht.
(b)
die daten nach eigener erinnerung und nach Wikipedia:
Sonnenblumen(van Gogh), dl.: 17.07.01. /bibliographie
//==>argument: 2.92.020.
/2.21.003/ text<==//
2.21.004
die öffentlichen museen sind "player" auf dem
kunstmarkt, aber es sollten auch die differenzen beachtet werden,
die eine gleichstellung der akteure im markt nicht zulässt. Der
juristische Vertreter einer öffentlichen institution kann sich
nicht so verhalten, wie das ein privater im markt tun kann. Der
privatmann entscheidet für sich und legt nach seinem geschmack den
wert eines objekts(=kunstwerk) fest. Der verantwortliche eines
öffentlichen museums kann nur im auftrag eines anderen handeln,
aber für seine entscheidung, im markt tätig zu sein, ist er
verantwortlich, diese verantwortung sei ökonomisch begründet
und/oder ästhetisch. Die stellung, der Vermittler zu sein zwischen
dem öffentlichen auftrag und dem individuellen willen, definiert
seine stellung als akteur im markt, in dem der öffentliche wille
ebenso gespiegelt ist wie der private. Der privatmann kann, wenn
die mittel verfügbar sind, seiner lust, dem willen, das
objekt(=kunstwerk) zu besitzen, folgen, wer im öffentlichen
auftrag handelt, der ist, sichtbar in der institution: museum, an
die vorgaben der institution gebunden, vorgaben, die sowohl mit
den ästhetischen als auch mit den ökonomischen argumenten
verknüpft sind, oft in einem gegensatz zueinander stehend(a),(b).
Die schätzungen des werts der begehrten objekte sind zwar mit den
expertisen der fachleute unterlegt, aber diese einschätzungen
stehen in konkurrenz zu den interessen, die die marktteilnehmer,
auf eine gute rendite spekulierend, im markt verfolgen. Als
gegensätze stehen entgegen das ausgewogene ästhetische urteil über
den wert des objekts und seine tauglichkeit als objekt der
spekulation.
-----
(a)
der streit wird auf der politischen bühne
ausgefochten, auf der andere regeln gelten als auf den
diskursplätzen ästhetischer streitfragen. So war lange zeit der
"Welfenschatz" ein umstrittenes diskussionsobjekt(01). Der
ästhetische und historische wert der kunstobjekte ist
unbestritten, gestritten wurde über die besitzfrage und die
politische frage, ob ein kulturschatz mit öffentlichen mitteln
für Deutschland gesichert werden soll oder nicht. Ein anderer
fall ist der ankauf des "Liesborner Evangeliars"(02). Der wert
dieser objekte wird aus unterschiedlichen perspektiven beurteilt
und auf dem kunstmarkt schliesslich auch verhandelt.
--------
(01)
1928 wollte der clan der Welfen den sogenannten
"Welfenschatz" verkaufen. Adressat war zunächst der staat,
dann wurden die objekte 1929 an ein konsortium von
kunsthändlern verkauft. Teile des schatzes fanden käufer im
markt und gegen zahlung des kaufpreises gingen die anderen
teile des schatzes 1935 in den besitz des Preussischen Staates
über. Nach 1945 verblieben sie im öffentlichen besitz. 2008
folgte der streit über den rückkauf von 1935(beutekunst),
dieser wurde 2017 zugunsten der öffentlichen hand
abgeschlossen(*1).
------
(*1) alle angaben nach Wikipedia: Der
Welfenschatz, dl.:_19.02.18. /bibliographie //==>argument:
2.92.020.
(02)
das "Liesborner Evangeliar" wurde 2017 für 3
millionen Euro von einem privaten sammler zurückgekauft und in
öffentlichen besitz genommen. In der säkularisation(1803) war
das objekt verkauft worden und hatte im markt mehrmals den
besitzer gewechselt(*1).
--------
(*1) alle angaben nach Wikipedia: Liesborner Evangeliar,
dl.:_19.02.18 /bibliographie //==>argument: 2.92.020.
(b)
die verfügbaren mittel für die öffentliche
institution, festgelegt im etat, sind ein aspekt dafür, wie der
wert eines objekts(=kunstwerk) eingeschätzt wird. Der private
sponsor ist in seinen mitteln zwar auch begrenzt, aber ihm
stehen andere ressourcen zur verfügung, aus denen er frei
schöpfen kann. Im bieterstreit können die preise für die objekte
des begehrens in die höhe getrieben werden, ohne dass diesen
objekten auch nur ein jota an ästhetischem wert hinzugefügt
wird. /2.21.004/ text<==//
2.21.005
auf dem markt ist vieles käuflich, aber nicht alles. Es
gibt vorstellungen von werten, die in geld nicht ausweisbar
sind(a). Damit scheiden auf markt diese objekte als gegenstand des
handels aus, weil die regeln des marktes nicht anwendbar sind.
-
Es gibt aber situationen, in denen die objekte(=kunstwerk) dem
markt entzogen sind, weil das objekt als kunstwerk unverkäuflich
ist. Einerseits ist der ästhetische wert der kunstwerke
unbestritten, damit ist ein marktwert bezifferbar, andererseits
stehen rechte dem handel entgegen(b). Es sind die berühmten
werke(c), die im öffentlichen besitz sind und die als nationales
kulturerbe eingeschätzt werden. Unbestritten ist ihr ästhetischer
wert, dem ein ökonomischer wert entgegensteht, der als marktwert
ausgemittelt ist. Beide positionen fallen unmittelbar auseinander,
die, gleichwohl im markt vermittelt, jede in-beziehung-stellung
ausschliessen. Über kreuz stehen der mögliche marktwert mit dem
wert der öffentlichen schätzung als instrinsischer ästhetischer
wert des objekts. Es gelten uneingeschränkt die regeln des marktes
und die ästhetischen kategorien werden als nachrangig gehändelt.
-----
(a)
"echte liebe" sei, so sagt man, nicht käuflich(01) und
das, was auf den märkten gehandelt wird, das sind die phänomene
des kitsches(02). Dafür rollt der rubel um so besser.
-------
(01)
der terminus: käufliche liebe, ist ein oxymoron.
Auch in der echten liebe wird getauscht, aber das ist ein
unmittelbarer tausch, der kein drittes kennt. Für den
geldschein erhält der/die eine den geschlechtsakt, den die/der
andere gibt. Für die gesuchte liebe ist da kein platz, wohl
aber für illusionen.
(02)
pars pro toto die filme mit dem zusatz: aus
Hollywood/Bollywood. De facto versprechen die filme einen
austausch von erwartung und erfüllung, aber die erfüllung ist
nur eine illusion ohne realität.
(b)
das geraubte kunstwerk ist im markt nicht handelbar,
weil für den handel der verkäufer keinen rechtlichen besitz(01)
geltend machen kann und der käufer keinen rechtlichen besitz
erlangt. Dieser aspekt soll im weiteren beiseite gestellt
bleiben.
-------
(01)
es sollte strikt unterschieden werden: eigentum und
rechtlicher besitz. Dazu andernorts en detail(*1).
-----
(*1) Richter,Ulrich: Die begriffe: eigentum und
besitz, im trialektischen modus. 016:eigentum/bibliographie
//==>argument: 2.92.015.
(c)
als gedankenexperiment kann die situation
durchgespielt werden. Vorausgesetzt ein privatsammler ist der
besitzer der "Mona Lisa" und sein erbe will das stück
"kapitalisieren". Er kann das, und am markt wird das objekt
seinen interessenten auch finden, der die geforderte summe
begleichen will. Sicher an diesem geschäft ist nur der hype und
ein neuer eintrag in der liste der teuersten bilder an der
ersten stelle. Über den wert des objektes sagt die transaktion
nur dies aus: eine ziffer mit vielen nullen.
/2.21.005/ text<==//
2.21.006
der kunstmarkt, die welt der galerien und
auktionshäuser, ist ein teil des marktes als ort des austauschens
von gütern(a). Die märkte als phänomen(b) sind vielgestaltig,
gleichwohl, reduziert auf die funktion des tauschens, war ihre
struktur im lauf der historia kaum veränderungen unterworfen
gewesen. Mit den akteuren im markt und den getauschten objekten
als kunstwerke ist festgelegt, was gemeinhin angesehen wird als
der kunstmarkt heute.
Der blick auf die historia zeigt, dass der kunstmarkt der
tradition andere akteure hatte als die kunstmärkte der gegenwart.
In alter zeit hatte der fürst(c) den berühmten künstler "gekauft",
der für ihn arbeitete. Der fürst als mäzen gebrauchte die werke
zum eigenen genuss und nutzte sie zur repräsentation seiner macht.
Die akteure im markt von heute sind potente privatleute, die aus
dem vorhandenen fundus die kunstwerke kaufen können, mit denen sie
brillieren wollen, zugleich in konkurrenz stehend mit
ihresgleichen. Die konkurrenz ist verengt auf das spiel, wer der
"platzhirsch" ist, das soll heissen, wer hat und wer kann mehr
geld in der auktion mobilisieren als der andere - entsprechend
steigen/fallen die preise der begehrten objekte. Das ästhetische
urteil(d) spielt in der transaktion keine rolle(e).
------
(a)
der zusammenhang von kunstwerk(=ästhetik) und
ökonomie(=objekt des tauschens) war immer gegeben(01). Die
struktur der märkte(02), damals und heute, ist gleich, die
phänomene des marktes aber haben sich in raum und zeit
gewandelt. Die fleischtheke in einem supermarkt erscheint anders
als der verkaufsstand eines fleischers auf dem markt einer
mittelalterlichen stadt, heute wie damals wechselte und wechselt
das fleischstück(=kunstwerk) den besitzer gegen eine münze oder
der kreditkarte.
------
(01) //==>arg.: 2.81.003.
(02) //==>arg.: 2.41.001.
(b)
die definition des begriffs: kunstmarkt, ist der
definition des begriffs: markt, angelehnt, mit dem
differenzmerkmal: kunstwerk, als objekt des tauschens. Das ist
ein simple feststellung. Allein streitig kann das fallen, was
als kunstwerk angesehen wird. Es sind die objekte, die als ein
ding der welt das objekt des tauschens sind.
(c)
andere "player" im markt der tradition waren die
potentaten in der kirche, anfangs die katholischen
kirche(=papsttum), später, nach der reformation, auch die
protestantischen kirchen, eingeschlossen die sekten mit
bildstürmerischen allüren. Mit der renaissance im
15./16.jahrhundert beteiligen sich die zu reichtum gekommenen
bürger an der selbstinszenierung der macht.
(d)
mit dieser einschätzung wird das kriterium:
ästhetisches urteil, nicht ausgeschaltet, aber es ist in einem
anderen ort situiert, nämlich in den ästhetischen diskursen, wo
das ästhetische urteil seine entscheidende rolle hat, losgelöst
von dem preis, der im markt erzielt werden kann. Das ästhetische
urteil markiert uneingeschränkt die differenz zwischen ökonomie
und ästhetik, die zu behaupten ist. Diese frage kann weder im
markt erörtert werden, noch wird sie im markt entschieden(01).
--------
(01)
als einwand könnte behauptet werden, dass die
phänomene des kitsches dagegen stünden. Das fehlende
ästhetische urteil bewirkt, dass für den kitsch und verwandtes
oft "bessere preise" gezahlt werden als für die, wie es
heisst, echte kunst, nämlich dann, wenn der kitsch und die
mode ununterscheidbar sind.
(e)
es sollte aber beachtet werden, dass mit dem wechsel
des personals im markt auch ein funktionswechsel in der
beurteilung von ökonomie und ästhetik stattgefunden hat. War es
früher der fürst gewesen, der mit seinem geschmack die ästhetik
des werks bestimmt hatte, so sind es heute die galeristen, die
im markt den ausgeschrienen moden folgen und ihr ästhetisches
urteil dem ökonomischen interesse anpassen(01). Mit dem
ästhetischen urteil, es mag gut fundiert sein oder nicht, ist
ein geschäft nicht zu machen, sehr wohl aber kann das geschäft
glücken, wenn einer angepassten einschätzung der erfolgschancen
des objekts im markt gefolgt wird.
-------
(01)
d'accord, unter den fürsten der alten zeit gab es
neben den klugen und sachverständigen ersten männern im staate
auch dummköpfe, aber die waren oft so klug, das genie gewähren
zu lassen, nicht anders gibt es heute unter den sogenanten
reichen, im stil banausen, auch vertreter, die zu einem
fundierten ästhetischen urteil fähig sind und gegen ihr
ökonomisches urteil auf die karte avantgardistischer kunst
setzen. /2.21.006/ text<==//
2.21.007
zum kernbestand der tradition gehört die meinung, dass
der wert einer sache mit der idee des guten verknüpft sei(a). In
einem kurzgeschlossenen urteil erscheint "die gute sache" als
wertvoll, das: an sich, ist hinzuzusetzen. Einerseits ist diese
verfahrensweise eine konvention, die mit argumenten nur schwer
geändert werden kann, andererseits ist das problem, reflektiert in
der ästhetik und/oder ökonomie, mit dieser meinung abgeschoben in
den bereich der ethik(b). Die meinung, der wert einer sache sei
mit dem guten verknüpft, ist logisch zwar falsch, aber in der
praxis ist diese meinung geläufig, weil im horizont des
ontologischen arguments die verknüpfung des werts mit dem guten
und des bösen mit dem unwert zwar plausibel ist, aber diese
verknüpfung kann kausal nicht begründet werden. In keinem fall ist
es zwingend, dass die idee des guten der grund sein muss für den
wert einer sache, oder dass der unwert der sache im bösen seinen
grund habe. Das fundament dieser nicht beweisbaren behauptungen
ist ein kalkül im ontologischen argument(c), das inkompatibel ist
mit der feststellung des relationalen arguments, dass, behauptet
in einer relation, der wert eines dinges, respektive seines
unwerts, ein moment des objekts ist, das dem ding der welt,
daseiend im sein, zugeordnet ist, gleich_gültig, ob der genosse
der handelnde ist oder das individuum als ich.
Das, was als der wert eines weltdinges erscheint, das ist in einer
relation fixiert, deren bestimmendes moment, nicht verortet in der
relation, das ausgeschlossene dritte moment ist, präsent im schema
des trialektischen modus(d).
------
(a)
die verknüpfung der idee des werts mit der idee des
guten ist ein aspekt des problems, der andere aspekt, die
gegenposition, ist die verknüpfung des bösen in der verneinung
des guten, den formen des unwerts(01). Die praxis der tradition
ist zwar plausibel, diese praxis ist aber theoretisch nicht
begründbar, genau dann, wenn das relationale argument der
deutungshorizont ist. Weder ist aus dem guten, noch aus dem
bösen der unwert, respektive der wert einer streitigen sache
ableitbar. Es ist nicht_zulässig, aus dem wert einer sache,
geschätzt von allen, die daran ein interesse haben, auf das gute
zu folgern, respektive das böse. Das böse und das gute sind zwar
widerstreitende orientierungspunkte, aber sie sind untauglich,
den unterstellten wert der sache entweder zu mindern oder zu
mehren.
------
(01)
der terminus: nicht_wert, zwingend für die logische
negation, legt eine falsche fährte. Das gegensatzpaar auf den
kampfplätzen des forum publicum wird mit den termini: wert
und/oder unwert, bezeichnet. Der ontische wert einer sache ist
ebenso eine position, wie die ontische verneinung des werts,
der unwert, eine position ist. Davon ist strikt abzugrenzen
die logische negation(*1), mit der im logischen urteil das
fixiert ist, was keiner prädikation offen ist und mithin kein
wert sein kann, bezeichnet mit dem terminus: nicht_wert. Auf
der skala: wert - unwert, ist jede denkbare rangzuweisung
möglich, weil auch der unwert eine position ist, die mit dem
terminus: wert, bezeichnet werden kann, allein die zahl dürfte
gegen null gehen.
-----
(*1) //==>arg.: 2.51.005.
(b) die probleme der ethik sind in diesem
essay kein gegenstand der erörterungen.
(c)
Das kalkül des ontologischen arguments ist falsch.
Zwei gründe sind geltend zu machen.
- das gute, respektive das böse, sind relationsbegriffe,
die den grund für den einen begriff im jeweils anderen
begriff haben(01). Das, was das gute sein soll, das hat
seinen grund im begrenzenden bösen, das, was das böse sein
soll, das hat seinen grund im begrenzenden guten. Die
begriffe: das gute und das böse, schliessen sich als
widerspruch aus, ohne dass der je begrenzende horizont, das
dritte moment im schema des trialektischen modus, ausfallen
kann. Wenn das argument des ontologischen arguments genügen
soll, übereinstimmend mit der idee des seins, dass die idee:
wert, mit dem guten verknüpft sei, dann hat das weltding
einen wert dann, wenn es als gut angesehen wird. Als
kategorie des denkens aber ist der relationsbegriff: das
gute, weil es seinen bestimmenden grund im anderen, dem
bösen, hat, für sich nicht eindeutig festgestellt. Das, was
im sein das gute ist, das ist relativ und hat damit keinen
bestimmten inhalt - es kann mal diesen sinn haben, mal
jenen(02). Nicht anders das böse. Im horizont des seins ist
der wert eines weltdinges variabel, abhängig von dem, der
einen wert festlegt, eingegrenzt von seinen
interessen.
- das problem ist die implizite these des ontologischen
arguments, dass das dasseiende weltding im sein, dem sein
emaniert, selbst ein wert sei. Wenn das sein, das ganze, per
se ein wert ist, dann muss auch das seiende, das teil, einen
wert haben, der als definition dessen gehändelt wird, was
als weltding einen wert hat. Der zirkel ist nicht
übersehbar, aber der zirkelschluss wird ignoriert, weil mit
diesem eine spielmarke geschaffen ist, die handelbar ist -
es ist der zirkus mit den preisen. Das, was zählt, das ist
mit einem preisschild ausgezeichnet(03).
-------
(01)
zum begriff: relationsbegriff, andernorts en
detail(*1).
-----
(*1) //==>INDEX//Register:
stichwort: relationsbegriff.
(02) es ist eine vertraute erfahrung, dass das, was
der eine als gut ansieht, für den anderen schlecht sein kann.
(03) jeder markt funktioniert nach diesem prinzip.
(d)
das dritte moment ist in der praxis zumeist eine
ideologie, sei's eine religion oder eine weltanschauung(01).
-------
(01)
//==>arg.: 2.52.006.
Zusatz. In der graphik: 007b, ist das moment:
(kw<==|==>preis(zahl:_1)), durch das moment: wert des
weltdinges, auszutauschen und die momente: ästh.urteil oder
markt, durch das moment: ideologie(=religion/weltanschauung).
Die erweiterung des gedanken ist in der graphik: 007d,
angezeigt. Dem adressaten ist es überlassen, diesen gedanken
weiterzutreiben, pars pro toto, die frage, welche religion
oder weltansschauung es sein soll, die der horizont der
wertbestimmung ist. /2.21.007/ text<==//
2.21.008
es ist üblich(a), den wert eines kunstwerks mit einer
zahl zu versehen. In der logik der zahlenreihe markieren die
zahlen: 10 und 100, zwei rangstellen, und es ist nur eine
konvention, wenn gesagt wird, dass die zahl: 100, eine höhere
rangstelle markiert, respektive die zahl: 10, eine niedrige,
abhängig von der position des aussenstehenden beobachters; denn
die zahl: 10, kann, beurteilt von der position der zahl: 1, in der
zahlenreihe ein höherer rang sein, der ein niedriger rangplatz
ist, wenn von der position der zahl: 100, aus geurteilt wird. Das
gilt für jede rangstelle, deren zahl nur eines angeben kann: die
zahl: 10, ist die zahl: 10, und die zahl: 100, ist die zahl:
100.
In horizont der zahlenreihe(b) ist es gleichgültig, ob das
begehrte kunstwerk mit der zahl: 100, ausgezeichnet ist oder mit
der zahl: 83.000.000(c). Die zahlen sagen nichts aus über das
kunstwerk, dessen wert mit diesen zahlen eingeschätzt ist, aber,
und das ist ein perspektivwechsel, diese zahlen sagen viel aus
über denjenigen, der sich an den zahlen orientiert, wenn er das
objekt in seiner wertschätzung beurteilt. Die frage ist:
orientiert sich das individuum als ich, sein genosse
eingeschlossen, am objekt als kaufmann, die materialkosten,
inklusive der erforderlichen arbeitszeit und einen kleinen
gewinnaufschlag einpreisend, oder sind es ihre begierden, das
bestimmte objekt besitzen zu wollen, der preis ausgedrückt mit
einer zahl, die imponieren soll?(d). Wie dem auch sei, das sind
kriterien, die für die einschätzung des werts eines objekts
relevant sein können, aber diese kriterien haben nichts gemein mit
dem ästhetischen urteil, mit dem das objekt als kunstwerk
beurteilt wird. Die angabe einer zahl, gleichgültig, welche zahl
gewählt wird, sagt über den wert eines objekts nichts aus, es sei,
es wird als ein drittes moment die perspektive definiert, mit der
die relation: kunstwerk<==|==>zahl:_1, bestimmt ist - das
kann der markt sein, seine akteure voller erwartungen, oder, es
ist das ästhetische wohlgefallen des kunstinteressenten an dem
objekt, zu dem das individuum als ich, sein genosse
eingeschlossen, ihre relationen gesetzt
haben(e).
-----
(a)
konvention oder eine geläufige übung, das zu
unterscheiden, bringt die sache nicht weiter. Das preisschild am
objekt, kunstwerk oder nicht, das ist eine praxis, über die,
weil so selbstverständlich, nicht weiter nachgedacht wird. An
dieser praxis sollte nicht gerüttelt werden, wenn nicht ein
gewichtiger grund angeführt werden kann, diese praxis zumindest
in frage zu stellen. Das preisschild am kunstwerk - eine
beliebige zahl - sagt nichts aus über das objekt, wohl aber über
den interessenten, der das objekt verkaufen will oder kaufen.
(b)
jede position auf der zahlenreihe: 1-(n+1), ist als
position der bewertung eines weltdinges möglich und in den
grenzen ihrer realen welt ist die kommunikation des individuums
als ich mit dem genossen über die bewertungen des objekts ein
faktum. Die wertschätzung einer person aber wird, wenn die idee:
das_humanum, kein leeres gerede sein soll, nicht in zahlen
ausgedrückt, die tröstende umarmung kann eine wertvorstellung
sein, mit der der je andere wertgeschätzt wird.
(c)
als referenzbeispiel zitiere Ich Vinzenz van Gogh's
sonnenblumen. Einerseits die realen kosten der herstellung des
objekts: kunstwerk, andererseits die erwartungen, die der
besitzer mit diesem objekt verknüpft(01).
------
(01)
insofern ist der fiktive materialwert: 100,00€, des
bildes: sonnenblumen(Vinzenz van Gogh), äquivalent mit dem
kapital: 83.000.000,00DM, das als kaufpreis auf der auktion
aufgebracht werden musste für das mit sich identische
kunstwerk.
(d)
im markt ist das phänomen geläufig: dasselbe T-shirt,
unter dem markenlogo höherpreisig angeboten, wird im
sonderangebot zum niedrigstpreis verramscht.
(e) //==>arg.: 2.52.006.
/2.21.008/ text<==//
2.21.009
das stichwort: wert, in den lexika verspricht mehr, als
mit den informationen eingelöst werden kann. Das, was diese lexika(a) leisten, das
ist die klassifikation der wertbegriffe, die als phänomene vom
individuum als ich und seinem genossen gehändelt werden, wenn sie
ihren begriff: wert, definieren und auf dem forum publicum in den
debatten verteidigen oder angreifen.
Die auskünfte in den lexika sind unterschiedlich in der menge der
information, aber mit hilfe der vielen gesichtspunkte, die
thematisiert werden, lässt sich ein begriff: wert, definieren, der
auf dem forum publicum konsens sein kann.
Der Wahrig(b)
ist ziemlich einsilbig. Er unterscheidet drei
gruppen: 1. (kauf-, markt-)preis; 2.geltung, bedeutung und
wichtigkeit; 3.(philosophisch) die positive bedeutung eines
subjekts oder objekts im verhältnis zu anderen.
Diesen bestimmungen ist ein gemeinsames moment zu entnehmen. Der
wert betrifft immer einen vergleich von zwei dingen, die nach
mehr/weniger unterscheidbar sind. Diese auskunft sollte nicht
unterschätzt werden, Mit der feststellung des vergleichs:
mehr/weniger, ist zwar eine position gesetzt, aber es ist nicht
die positive feststellung, die mit dem urteil: n ist rot, gefasst
wird. Dem wert haftet immer etwas unbestimmtes an. Das, was dem
einen als "wertvoll" erscheint, das ist für den anderen "wertlos".
Das stichwort: wert, im Grimm'schen Wörterbuch(c) ist umfangreich und dokumentiert
die historia der verwendung des terminus: wert.
Das Lexikon der philosophischen begriffe(d) ist etwas ergiebiger als der
Wahrig, aber eine klare definition wird weder angeboten noch
versucht. Der autor weicht aus auf die beschreibung spezifischer
themen, in denen das wort: wert, vorkommt: "wert-philosophie;
wert- beziehung; wert-freiheit; wert-prädikat/wert-urteil;
wert-theorie". Der bearbeiter des stichworts: wert, stellt ab auf
den vergleich zwischen dem gegenstand und einem (wert-)maasstab.
Der wert einer sache ist die vergleichung zweier weltdinge, die
zueinander das andere sind und das subjekt des vergleich ist der
mensch.
Das Historische Wörterbuch der Philosophie(e) ist am ausführlichsten und
entfaltet in der perspektive des historikers die unterscheidbaren
ansichten darüber, was in der tradition über das reflektiert
worden ist, was mit dem terminus: wert, fixiert ist. Zwei aspekte
werden eingangs herausgehoben(f),
- die verknüpfung des werts mit der ökonomie(g).
- die aussage, dass der begriff: wert, ein problem der moderne
sei, dessen philosophische spuren in die antike zurückgeführt
werden können(h).
Schon immer, mit verweis auf Platon, wurde behauptet, es gäbe eine
gemeinschaft zwischen dem, was gut ist, und dem, was einen wert
hat(i).
Die auskunft der Lexika führt also nicht entscheidend weiter, aber
die informationen verweisen auf die perspektiven, die in den
debatten über den wert geltend gemacht werden.
-------
(a)
die folgenden lexika wurden konsultiert:
1. Wahrig, Deutsches Wörterbuch. /bibliographie
//==>argument: 2.92.019.
2. Grimm'sche Wörterbuch/online. /bibliographie
//==>argument: 2.92.006.
3. dtv-Lxikon in 24.Bde. /bibliographie //==>argument: 2.92.010.
4. Lexikon der philosophischen begriffe /bibliographie
//==>argument: 2.92.012.
5. Historisches Wörterbuch der Philosophie. /bibliographie
//==>argument: 2.92.011.
(a)<==//
(b)
Wahrig, p.1428.
Zusatz. //==>arg.: 2.41.005/(d).
(b)<==//
(c) Grimm'sche
Wörterbuch/online. wert/dl_16.05.2019 /bibliographie
//==>argument: 2.92.006.
(c)<==//
(d) Lexikon
der philosophischen begriffe, p.727-731. /bibliographie
//==>argument: 2.92.012.
(d)<==//
(e)
Historisches Wörterbuch der Philosophie. Bd.12, sp.556-621.
/bibliographie //==>argument: 2.92.011.
(e)<==//
(f)
a.a.O. sp.556. (f)<==//
(g) a.a.O. "Das
althochdeutsche <werd> wird verwendet im Sinne von
<Preis> oder <Kaufsumme>". (g)<==//
(h)
a.a.O. Der begriff: wert, "als der <<späteste
und zugleich schwächste Nachkömmling des
agathon>>(5)((Heidegger)), des traditionellen platonischen
Begriffs des Guten(6)". (h)<==//
(i)
//==>arg.: 2.21.007.
(i)<==//
/2.21.009/ text<==//
2.21.010
der wert eines weltdinges - al gusto(a). Die praxis der
bewertungen ist geläufig, für sich immer plausibel und mit guten
gründen fundiert. Das individuum als ich und sein genosse, jeder
für sich, weisen, greifbar in ihren vorstellungen, den dingen der
welt ihren bestimmten wert zu, zunehmend ausgedrückt mit einer
zahl(b). Den meinungen entgegengesetzt, gefasst im ontologischen
argument, gilt im relationalen argument die these, dass es keinen
"wert an sich" geben kann, der, für sich ein weltding, dem ding
der welt: n, inhärent wäre, quasi als eine eigenschaft dieses
weltdinges. Pars pro toto der klumpen gold, der in der meinung
aller, die es betrifft, als wertvoll angesehen wird, aber für das
element: gold, ist es gleich_gültig, ob die zahl: 10, als wert
statuiert ist oder die zahl: 1.000.000 - das gold ist, was es ist,
nicht mehr und nicht weniger(c). Die genannten zahlen sind
versatzstücke, mit denen der genosse und das individuum als ich
hantieren können, wenn sie, sich streitend und schliesslich einen
kompromiss findend, dem ding der welt: n, objekt ihres interesses,
einen bestimmten wert zuordnen(d), mit gründen, gehändelt als
interessen(e). In raum und zeit kann immer ein wert benannt
werden, abhängig von den bedingungen in zeit und raum, variabel
und jeden denkbaren gegensatz einschliessend. Es ist eine
illusion, dass das objekt der begierden exakt den wert hat, der in
einer zahl fixiert ist.
----
(a)
äquivalent sind die termini: ad libitum und beliebig.
Jede festsetzung eines werts, der einem ding der welt zugeordnet
ist und zugeordnet werden kann, ist beliebig, gleichwohl immer
gründe für einen bestimmten wert, ausgedrückt in einer zahl,
geltend gemacht werden.
(b)
die quantifizierung des werts einer sache dominiert
das denken in der moderne(01), aber, für den begriff: wert, ist
die benennung eines werts, fixiert mit der bestimmten zahl: 1,
ein nachrangiger aspekt, pars pro toto die zahl: 10, nicht
anders die benennung mit einem qualifizierenden terminus, partes
pro toto die termini: geliebt und/oder gehasst. Wenn dem ding
der welt: n, ein wert zugeordnet ist und/oder wird, dann
unterliegt die verknüpfung der beiden weltdinge, einerseits das
ding_der_welt:_n und andererseits der in der vorstellung
fixierte wert, einer handlung, die allein das individuum als
ich, sein genosse eingeschlossen, ausführen kann. Nach welchen
gesichtspunkten das individuum als ich, sein genosse
eingeschlossen, handeln und entscheiden, das ist ihrer autonomie
unterworfen, die nicht der kausalität unterworfen sein kann, die
aber die kausalität stiftet, die der grund für jeden benannten
wert ist. Das individuum als ich entscheidet, sich selbst
absolut an die entscheidung bindend.
-------
(01)
Steffen Mau hat unter dem schlagwort: "das metrische
Wir", die situation übersichtlich beschrieben. Alles wird der
zahl: 1, unterworfen in der illusion, mit den zahlen 1 - n,
auch die realität gefasst zu haben(*1).
------
(*1) Mau,Steffen: Das metrische Wir.
/bibliographie //==>argument: 2.92.013.
(c)
der satz ist zu verallgemeinern: das ding der welt: n,
ist das, was es ist, nicht mehr und nicht weniger. Das ist eine
tautologie(01), die aber unvermeidbar ist. Das argument ist an
der grenze verortet, die das individuum als ich nicht
überschreiten kann, wenn es in seiner welt sich selbst bewusst
sein will. Mit dem ausweichen auf die tautologie setzt das
individuum als ich für sich gültig den grund, auf dem es seine
existenz in der welt aufbauen kann(02). Das verfahren ist
nicht_begründbar, aber, die einsicht in die nicht_begründbarkeit
des arguments und die gewissheit der antwort, sich selbst
gegeben, können ein sicheres fundament sein, auf dem das
individuum als ich, sein genosse eingeschlossen, ihre je eigenen
welten erforschen können, die dinge der welt in ihrem je eigenen
interesse bewertend.
-------
(01)
die tautologie erklärt nichts, aber jede form von
tautologie kann auf den argumentebenen der begriffe und der
phänomene gehändelt werden als element des arguments, so, wie
jedes andere weltding auch.
Mit der tautologie ist das problem der wiederholung tangiert.
Wenn's um die letzten dinge geht, dann kehrt das argument
wieder zu seinen anfängen zurück und das individuum als ich
geht den weg noch einmal, immer wieder. Wiederholungen sind
insofern nicht vermeidbar(*1).
-------
(*1) //==>INDEX//Register:
stichwort: wiederholung.
(02)
der name des gottes der jüdisch/christlichen
religionen ist eine tautologie: ich bin, der ich bin(*1).
------
(*1) Exodus, 3,14. /bibliographie
//==>argument: 2.92.003.
(d)
das up and down der börsenkurse ist ein illustratives
beispiel. Mal ist die aktie 10 punkte wert, dann wieder nur 1
punkt oder 100. Die kurzfristigen(01) schwankungen im börsenkurs
können nicht im objekt begründet sein, für das die aktie
ausgegeben worden war. Die ständig veränderten zahlen, präsent
in einer (fieber)kurve, sind in den erwartungen derer gegründet,
die mit der aktie handeln wollen, das soll heissen: spekulieren.
Jedes ding der welt kann diesem prozess im markt unterworfen
werden.
------
(01) der high-speed-handel im nanotakt der zeit hat
mit wirtschaft nichts mehr zu tun, aber sehr viel mit einem
casino, wo gewettet wird.
(e)
in jedem festgestellten wert eines weltdinges ist das
interesse gespiegelt, das das individuum als ich an dem objekt
hat, die interessen nämlich, die, gültig für das individuum als
ich, den prozess der wertfeststellung eines weltdinges
umstellen. Das individuum als ich ist in einem zirkel
eingebunden, den es nicht verlassen kann, wenn es den wert des
weltdinges: n, festlegt(01).
-----
(01) in dieser perspektive ist es beliebig, ob für
ein bild 1€ gezahlt wird oder 1.000.000.
/2.21.010/ text<==//
2.21.011
die rede, das ding der welt: n, habe einen wert, ist
eine konvention(a). Es ist zwar ein vertrauter aspekt der
tradition, von einem "ding an sich" zu sprechen, respektive von
einem "wert an sich", allein das ding der welt: n, für sich hat,
so, wie es in raum und zeit vom individuum als ich aufgefunden
wird, keinen wert, der als intrinsisch beurteilt werden könnte,
aber dem ding der welt: n, wird ein wert zugeordnet, wenn das
individuum als ich zu diesem weltding: n, eine relation setzt. Das
argument kann mit dieser überlegung demonstriert werden:
Das nugget: gold, verborgen im sand des goldflusses, ist das, was
es ist(b). Seinen wert erhält das klümpchen: gold, erst dann, wenn
es im sieb von dem goldgräber entdeckt ist, in besitz genommen
wird und als besitz gehändelt werden kann. Nichts ist das nugget:
gold, für sich im sand, aber in der hand des individuums als ich
hat das nugget: gold, einem bestimmten wert, gehändelt mit dem
genossen im markt als tauschobjekt.
Diese metamorphose eines dinges der welt, ein gegenstand der natur
gewandelt in ein handelsobjekt, ist denkwürdig. Das argument, das
gold als ein ding der welt habe einen wert, ist in der gewohnheit
des lebens zwar plausibel, aber die behauptung, der wert, drapiert
als ein "an sich", sei ein intrinsiches merkmal des metalls: gold,
ist logisch nicht_kohärent. Gesetzt, das argument gilt, dann kann
widerspruchsfrei nicht erklärt werden, warum das gold, wie jedes
element der natur, einem ununterbrochenen stoffwechsel unterworfen
ist(c). In der natur(d) gibt es zustände, aber keine werte. Mit
dieser feststellung ist erklärbar, warum das feuer keinen
"respekt" hat vor dem bild, das bei Sotheby mit einer million
ersteigert worden war - das bild wird vom feuer vernichtet, so wie
ein angezündetes streichholz verbrennt(e).
-------
(a)
über den wert einer sache wird in konventionen
gesprochen. Das sind manieren, die die menschen von alters her
pflegen, wenn sie die dinge ihrer welt wertschätzen und/oder
gering achten.
(b) //==>arg.: 2.21.010/(c).
(c)
d'accord, das element: gold, ist im stoffwechsel der
natur sehr träge und es reagiert nur mit wenigen elementen.
Diese erfahrung dürfte der plausible grund sein, warum das gold
in der bekannten historia der menschheit immer als wertvoll(01)
angesehen wurde. Gold galt und gilt als beständig, aber der
langen übung zum trotz ist dieses faktum kein argument, das
erklärt, warum dem gold, man sagt: "an sich", ein wert
zugeordnet sein muss.
-------
(01)
wenn in der konvention der begriff: wertvoll,
gebraucht wird, dann muss auch der begriff: wertfrei, in den
blick genommen werden. Die ontische verneinung: wertfrei, ist
immer kontaminiert mit einer klandestinen wertvorstellung, die
virtuos kaschiert wird(*1).
-------
(*1)
hierin ist der grund auffindbar, warum die maxime
der wertfreiheit in den wissenschaften nur bedingt tauglich
ist, den diskurs über streitige probleme rational zu führen.
Diese debatte ist andernorts zu führen.
(d)
für den hier verwendeten terminus: natur, steht im
relationalen argument in der regel der terminus: NATUR,(01). Das
argument ist aber auch mit dem begriff: natur, zwingend. In der
natur, frei von jedem menschen, gibt es keine werte, jedes
individuum genügt sich selbst.
-------
(01)
die unterscheidung: natur und NATUR, ist für das
relationale argument fundamental. Die schreibweise ist strikt
zu beachten(*1). Die differenz: natur oder NATUR, wird
andernorts en detail erörtert(*2).
------------
(*1)
das zeichen: natur, und das zeichen: NATUR,(+1),
bezeichnen unterschiedliche weltdinge, die nicht identisch
fallen können.
-----
(+1) lies: natur klein geschrieben, oder: NATUR in
versalien.
(*2) //==>INDEX//Register:
stichwort: natur und zeichen:_NATUR.
(e)
zur metapher: feuer, ist diese erklärung hinzuzufügen.
Mit der behauptung, dass es eine natur gäbe, ist auch die kultur
gesetzt, die das individuum als ich und sein genosse gemeinsam
geschaffen haben(01). In der natur ist das feuer eine urkraft,
der die menschen nur weniges entgegensetzen können - die
wertgeschätzten dinge zerfallen in asche, in ein nichts jede
wertvorstellung verwandelnd. In der kultur sind, wenn werte
vernichtet werden, andere phänomene zu beobachten. Dem teuren
bild, das in einer katastrophe verbrannt ist(02), steht die
bewusste zerstörung einer sache als gegensatz gegenüber(03), oft
in erstaunlichen varianten. Aus dem vernichteten wert ersteht,
wie der Phönix im mythos, ein neuer wert, den alten meistens
auch noch übertreffend(04).
-----
(01)
zur unterscheidung: natur/kultur, andernorts en
detail(*1).
--------
(*1) //==>INDEX//Register:
stichworte: natur und kultur.
(02)
die historia ist voll mit geschichten über
brandkatstrophen, in denen kulturgüter unschätzbaren werts
vernichtet worden sind, die zerstörungen in den kriegen sind
weitere beispiele.
(03)
zu erinnern sind die geschichten, in denen davon
erzählt wird, dass bekannte objekte bewusst zerstört wurden,
um neues daraus zu schaffen, im wert oft höherrangig.
(04)
ein besonderer fall ist die geschichte um das bild:
Love is in the Bin, von Bansky, das sich automatisch
schredderte, nachdem in der auktion der hammer gefallen war,
aber nur bis zur hälfte(*1). Es ist die paradoxe logik, dass
in der vernichtung eines werts ein neuer wert geschaffen wird,
der noch höher geschätzt wird - in der praxis der bewertungen
ein plausibler vorgang.
-------
(*1) //==>arg.: 2.41.005/(h).
/2.21.011/ text<==//
2.21.012
es ist zweckmässig, als konstitutives merkmal der
definition des begriffs: wert, die unterscheidung: qualität eines
weltdinges und/oder die quantität seines erscheinens, einzufügen.
Das, was das ding der welt: n, in seinem dasein erscheinen lässt,
so wie es ist, das wird mit dem begriff: qualität,(a) abgegrenzt.
Das problem ist die praxis, mit der der begriff: qualität, auf die
weltdinge als phänomene angewendet wird. Die feststellung, ob das
bestimmte weltding: n, in seiner qualität den ansprüchen genügt,
gesetzt vom individuum als ich, ist das resultat einer handlung,
das in der entscheidung des individuums als ich verortet ist. Was
dem einen noch als qualität genügt, das kann dem anderen schon
nicht mehr genügen(b). Die qualität einer sache steht für den wert
des weltdinges: n, den das individuum als ich bestimmt hat.
Für sich hat der begriff: quantität, die funktion eines wertes. In
einer besonderen interpretation der zahlenreihe: 1-(n+1), bedeutet
die jeweils grössere zahl ein mehr an wert(c), ein weniger an wert
die jeweils kleinere zahl. Das ist prima vista plausibel, secunda
vista aber falsch. Der jeweils grösseren oder kleineren zahl kann
nur entnommen werden, dass sie einen anderen rangplatz einnimmt,
ohne dass dem jeweiligen rang ein wert zugeordnet ist. Die
wertzuweisung ist erst dann der fall, wenn das individuum als ich
oder sein genosse, jeder für sich, der bestimmten rangstelle einen
wert zugeordnet haben, mit der praktischen folge, dass sie mit
diesen wertzuordnungen rechnen können. Die unterscheidbaren zahlen
suggerieren einen wert, der das resultat eines vergleichs ist, der
seinen grund nicht in der zahlenreihe: 1- (n+1), hat, sondern
fundiert ist in einer entscheidung des individuums als ich, das
mit dieser setzung den wert des weltdinges: n, erschafft(d).
Die begriffe: quantität und qualität, haben, als konstitutive
merkmale des begriffs: wert, im argument, das die vorstellung des
werts eines weltdinges zum gegenstand hat, eine differente
funktion, die beachtet werden sollte, wenn über den wert der dinge
disputiert und zumeist gestritten wird.
----
(a) für das argument genügt der
gemeinbegriff: qualität.
(b)
die beurteilung der qualität eines weltdinges ist
konventionell begründet(01). Die einschlägigen konventionen sind
mehr oder weniger plausibel. So erscheint die ästhetische
qualität eines gemalten bildes zwischen dem individuum als ich
und seinem genossen als variabel, ohne dass beide abschliessend
klären können, was für sie, jeder für sich, die besondere
qualität des bildes sein soll, ausgedrückt als wert.
--------
(01)
wenn im umkreis der wissenschaften von einem wert
gesprochen wird, dann sind es die theorien der wissenschaften,
mit denen das festgelegt ist, was die qualität des weltdinges:
n, sein soll.
(c)
die formel: ein mehr an wert, müsste im strikten sinn
des arguments so gestaltet sein: ein mehr an ?. Pars pro toto
die zahl: 10, die für sich kein wert sein kann, aber, das
individuum als ich ist in seiner autonomie befugt, mit der zahl:
10, einen wert zu verknüpfen, der nur für das individuum als ich
bindend sein kann und nicht bindend ist für seinen genossen, der
aber für sich die zahl: 10, mit dem gleichen wert verknüpfen
kann wie das individuum als ich. Im strikten sinn sind das zwei
wertzuordnungen, die einerseits gleich sein können, andererseits
aber nicht identisch fallen.
(d)
das, was als der wert des weltdinges: n, erscheint,
das ist das resultat des vergleichs zweier weltdinge, den das
individuum als ich, sein genosse eingeschlossen, händelt. Jeder
bestimmte wert, im blick auf seine qualität oder die quantität
des weltdinges: n, ist ein vergleich mit einem anderen weltding,
dem ding der welt: m, zu dem das individuum als ich seine
relation gesetzt hat. Es ist ausgeschlossen, dass das individuum
als ich allein mit der setzung, entweder der relation zu dem
ding der welt: n, oder zu dem ding der welt: m, den wert dieser
beiden weltdinge festgestellt haben kann. Das, was der wert des
weltdinges: n, ist, das ist im trialektischen modus der wert im
horizont des ausgeschlossenen dritten moments, das weltding: m,
nicht anders der wert des weltdinges: m, im horizont des
ausgeschlossenen dritten moments, das weltding: n,(01).
-------
(01)
dieser gedanke wird als graphik im argument: "der
begriff: wert, im trialektischen modus", en detail
expliziert(*1).
-----
(*1) //==>arg.: 2.52.008.
/2.21.012/ text<==//
2.21.013
in der synthetisierenden reflexion ist die
unterscheidung: das ontologische argument oder das relationale
argument,(a) strikt zu beachten. In den diskursen über die
wertbegriffe des individuums als ich und seines genossen, werden
immer wieder zwei termini gebraucht, denen in der tradition eine
zentrale funktion zukommt, einerseits das "ding an sich",
andererseits die weltdinge "für sich"(b). Es ist üblich im jargon
von einem "wert an sich" zu sprechen, aber das ist eine redeweise,
die nur im ontologischen argument gültig sein kann, im
relationalen argument aber falsch ist, weil über das, was "an
sich" sein soll, entweder nichts prädiziert werden kann, oder es
wird etwas prädiziert, das in der form eine ontische verneinung
ist, in der sache aber eine position - alles ist einsetzbar, was
beliebt. Die behauptung, es gäbe einen "wert an sich", ist im
ontologischen argument aber insoweit schlüssig, als jeder wert für
sich ein faktum ist, das ein weltding ist, ein dem sein emaniertes
daseiendes, eingebunden als teil im sein, das ganze. Im
relationalen argument ist diese redeweise nicht_möglich, sie ist
also unzulässig, weil jedes ding der welt, dem sein emaniert, zu
den weltdingen für sich ein anderes ist, das als teil im ganzen
für sich steht. Zwischen den weltdingen: a und b, ist zwar eine
relation möglich, die in der form:
weltding:_n<==|==>weltding:_m, als vergleich einen wert
indizieren kann(c), als relation aber kein wert ist, gleichwohl es
vom individuum als ich genutzt wird als maasstabe, mit dem es die
weltdinge: n und m, aneinander ausmisst. Wenn diese interpretation
gültig ist, dann ist die frage nach dem subjekt(=individuum als
ich) zwingend, das den maasstab anwendet. Aus dieser überlegung
ist zwingend zu folgern, dass für den wert der weltdinge: n oder
m, das individuum als ich die quelle ist, das, für sich absolut
gültig, den genossen nicht bindend, festlegt, was der wert der
weltdinge: n und m, sein soll, entweder als das resultat einer
kausalkette oder als schöpfung aus seinem individuellen impuls(d).
Die resultate der festsetzung des werts eines weltdinges können
klassifiziert werden, und werden gemäss definierter
klassifikationsmerkmale unterschieden, ohne das dem je bestimmten
wert etwas hinzugefügt wird oder abgeschnitten.
------
(a) //==>arg.: 2.53.001.
(b)
die debatten in der historia sind hier nicht zu
rekapitulieren(01), weil in dieser perspektive den diskutierten
theorien allein eine weitere theorie hinzugefügt werden kann,
ohne das problem abschliessend aufzuklären, das dem diskurs über
den begriff: wert, zugrunde liegt. Die feststellung genügt, dass
für das "an sich" alle fragen ohne schliessende antwort sind,
beantwortet mit der feststellung, dass alle antworten "für sich"
gelten können.
--------
(01)
es wird auf das stichwort: "ding" und "ding an
sich", im Historischen Wörterbuch der Philosophie
verwiesen(*1). Die termini: ">an sich<, >für sich<
und >an und für sich<", hatten erst im deutschen
idealismus ihre konjunktur, vor allem in Hegel's theorie der
dialektik.
------
(*1)
Historisches Wörterbuch der Philosophie.
Stichworte: ding und ding an sich. Bd.2,
sp.249-255./bibliographie //==>argument: 2.92.011.
(c) //==>arg.: 2.52.008.
(d)
im kontext einer definierten kausalkette sind aussagen
darüber möglich, ob das bestimmte weltding: n, im vergleich mit
dem weltding: m, wertvoller ist oder minderwertiger, festgelegt
auf der zahlenreihe:_1-(n+1), unterfüttert mit argumenten, die
kausal definiert sind. Das urteil über den wert eines objekts
kann das individuum als ich auch aus seinem individuellen impuls
schöpfen(01), wenn es autonom und frei ein bestimmtes weltding
als wertvoll erkennt oder nicht.
-----
(01) //==>arg.: 2.53.002.
/2.21.013/ text<==//
2.21.014
die unterscheidung: quantität/qualität, ist geläufig(a)
und es besteht ein allgemeiner konsens, dass quantität nicht
qualität ist und qualität in keiner verknüpfung mit der quantität
steht, dennoch wird immer wieder versucht, von der quantität auf
die qualität und von der qualität auf die quantität zu
schliessen(b). Dieser schluss ist unzulässig, weil die kriterien
für die begriffe; quantität und qualität, nicht miteinander
vergleichbar sind. Die quantität ist nur mit einer zahl aus der
zahlenreihe: 1-(n+1), verknüpfbar. Die merkmale, die die qualität
eines weltdinges definieren, sind verknüpft mit den eigenschaften
der weltdinge: n und m, sei es das material oder sei es die
kunstvolle verarbeitung der materialien zu einem besonderen
objekt, das ein kunstwerk sein kann. Jeder schluss von einer
grossen zahl auf die qualität des objekts, also sein preis im
markt, ist falsch(c), nicht anders der schluss aus einer
bestimmten qualität des objekts auf eine zahl, klein oder
grooss(d). Es ist aber ein moment in der erfahrung, dass die
verknüpfung von quantität mit der qualität oder der qualität mit
der quantität alltägliche praxis ist. Diese praxis ist allein
vermittelt im individuum als ich(e). Den preis einer ware im
markt, gut oder schlecht, definiert das individuum als ich im
horinzont seiner interessen, die es als marktteilnehmer, wie jeder
andere, im markt versucht zu realisieren(f).
------
(a)
über das selbstverständliche sollte nicht
ausschweifend debattiert werden, aber offen ist die frage, was
das selbstverständliche sein soll, de facto. Dem ding der welt,
gehandelt auf dem markt als ware, ist prima vista nicht
anzusehen, was seine beschaffenheit sein könnte, wohl aber ist
es möglich, die menge der ware, jedes weltding für sich, zu
zählen. Secunda vista kommen die eigenschaften des weltdinges in
den blick, jedes ding der welt für sich, fixiert mit der zahl:
1, und beurteilt in seiner inhärenten qualität. Wenn über die
weltdinge gesprochen wird, dann werden die argumente immer auf
zwei argumentebenen miteinander konfrontiert, streitig oder
nicht, einerseits auf der argumentebene: quantität, die zahlen
der zahlenreihe: 1-(n+1), andererseits auf der argumentebene:
qualität, die eigenschaften des objekts, eines der argumente ist
die frage: kunstwerk oder nicht?
(b)
in der kommunikation zwischen allen, die es betrifft,
ist das changieren zwischen den argumentebenen: quantität oder
qualität, üblich. Dem anschein nach suggeriert quantität
qualität, qualität quantität, fixiert in zahlen, die grössere
zahl qualität versprechend, das fehlen von qualität mit der
kleineren zahl verbindend(01).
-------
(01)
alltäglich sind die beobachtungen über die
preisdifferenz. Das T- shirt, gefertigt in Bangladesch, ist
einerseits im supermarkt um die ecke mit 1€ bepreist, mit 100€
das gleiche im szeneshop bester lage(*1).
------
(*1)
eine anekdote. Es war vor ungefähr 40 jahren, da
sah Ich im schaufenster eines noblen modegeschäfts in
Wiesbaden einen schal, gemäss schild gefertigt aus
kaschmirwolle, das preisschild: 650DM. Ein gleiches modell
hatte Ich eine halbe stunde vorher bei Karstadt auf dem
wühltisch gesehen, das preisschild: 10DM. Über den "wert"
der verschiedenen objekte kann vortrefflich gestritten
werden, und jeder geht mit seiner erwerbung beglückt von
dannen.
(c)
das preisschild einer ware ist ein angebot, und nach
der inszenierung des feilschens um den preis trifft man sich auf
einer mittleren linie. Die kontrahenten im handel haben zwar die
qualität des objektes für sich immer präsent, die grenze aber
für den kauf/nicht_kauf dürfte der reale preis sein, den der
verkäufer kennt, der das objekt für seinen handel gekauft hatte,
und die summe geldes, die der käufer für das objekt zu zahlen
bereit ist und fähig.
(d)
es ist eine merkwürdige logik, dass mit der groosen
zahl ein mehr an wert verknüpft wird, mit der kleinen zahl immer
ein mangel an qualität. Diese gleichsetzung ist einerseits ein
faktum der beobachtung, andererseits fehlen aber die zwingenden
gründe für diese differenz. Eine handvoll wasser, geschöpft aus
einem gebirgsbach, hat zum gegenwert die tagesreise zu fuss, ein
paar Euro, und die flasche wein in einem 3*-restaurant, das
preisschild: 1000€. Beides kann genuss sein und ist es auch,
aber kann mit dieser differenz der gehabte genuss bewertet
werden? Es werden viele gründe geltend gemacht, aber keiner
dieser gründe ist zwingend im objekt verortet, gleichwohl aber
im denken des geniessers.
(e)
der gedanke, dargestellt im trialektischen modus. Das
schema ist vorgegeben im argument: 2.52.008, die graphiken:
009a-k. Konstant ist das moment: individuum als ich/individuum
als ich:_A, eingeschlossen der genosse/genosse:_B. Für die
momente: "ding der welt:_n, und ding der welt:_m", ist
einzusetzen: quantität und qualität. Das moment: welt, kann
wahlweise stehen bleiben oder durch die momente: markt und/oder
interesse, ersetzt werden. Die struktur der argumente ist die
gleiche(01).
-------
(01) //==>arg.: 2.52.008.
(f)
jedes ding der welt hat im markt seinen preis, und ein
aspekt des preises ist der unabdingbare aufwand, der für die
erstellung des bestimmten dinges angefallen ist. Gemäss
traditionaler theorie von Adam Smith über Karl Marx bis heute,
den ideologen des neoliberalismus, gilt, dass der wert der
materialien für das produkt und die tatsächlich aufgewendete
arbeit, gemessen in zeiteinheiten, im preis der ware erfasst
ist(01). Umstritten sein kann allein der gewinn, der in jeder
zahl "eingepreist" ist.
-----
(01) die details dieser debatten in den theorien der
ökonomen können hier beiseite gelassen bleiben.
/2.21.014/ text<==//
2.21.015
das individuum als ich und sein genosse bewerten in
allen lebensbereichen ihre verfügbaren weltdinge; insofern ist die
gegenüberstellung: ästhetik und/oder ökonomie, beliebig, weil jede
konstellation ihre begründung hat(a). Folglich ist auch die
beobachtung plausibel, dass das problem der bewertung der
weltdinge sowohl den ästhetiker beschäftigt als auch den ökonomen.
Der ökonom muss mit den preisen kalkulieren, die er auf dem markt
mit der ware verbindet, der ästhetiker beurteilt die kunstwerke,
die er schätzt oder nicht. Es ist ein gebot der intellektuellen
redlichkeit, die beiden bereiche der welterfahrung, einerseits die
phänomene der kunst, anderseits die phänomene des markthandelns,
zu benennen und zu analysieren, um die gegenstände zu fixieren,
die einerseits strikt zu trennen sind, und die andererseits
miteinander verknüpft werden. Diese differenz ist zu behaupten,
weil in der differenz auch eine verknüpung der differenten teile
impliziert ist. Wenn aber die frage nach der perspektive auf die
weltdinge als gegenstände der ästhetik oder der ökonomie gestellt
ist, dann sind auch die interessen und die motive aller, die es
betrifft, in die debatten einzubeziehen, die in der
unterscheidung: ökonomie und/oder ästhetik, teile des diskurses
sind(b). Es ist ein trugschluss, wenn entweder die trennung von
ästhetik und ökonomie kategorisch behauptet wird oder
ununterscheidbar die merkmale der ökonomie mit den merkmalen der
ästhetik amalgamiert werden(c).
------
(a) der anlass war das thema des 10.kongresses der Deutschen
Gesellschaft für Ästhtik in Offenbach im februar 2018. Damit war
die ästhetik pflicht, die ökonomie kür.
-
(b) es sollte konsens darüber bestehen, erstens, dass die
bereiche: ökonomie und ästhetik, hinreichend unterscheidbar sind,
und zweitens, dass kriterien benannt werden können, die im jeweils
anderen bereich sinnvoll nicht verwendet werden können. Mit den
benannten differenzen ist gleichwohl eingeräumt, dass die
auschliessenden kriterien die idee implizieren, dass die
scheidenden argumentebenen: ästhetik und ökonomie, arbitrativ
miteinander verknüpfbar sind. Der ästhetiker hat ein ökonomisches
interesse, materialisiert in einem kunstwerk, der ökonom hat ein
ästhetisches interesse, real in der fixierung des preises eines
objekts(01).
-------
(01)
das gold in den mittelalterlichen bildern, verwendet
in der funktion der farbe, macht dieses bild aufgrund des
materials wertvoll, auch dann, wenn die ästhetische realisation
des bildes als minderwertig ausgewiesen ist oder als fälschung
erkannt wird(*1).
----
(*1)
die fälschung eines kunstwerks macht dieses
"wertlos", aber im blick auf die historia der fälschungen ist
diese feststellung über das geschäft der fälscher keineswegs
eindeutig. Es gibt fälschungen, die für sich hohe ästhetische
qualitäten ausweisen, aber der geruch des betrugs hängt diesen
objekten an(+1).
-------
(+1) der fall: Beltracchi, //==>arg.: 2.41.001/(d/02/*2/+1)).
(c)
es ist ein trugschluss, wenn im gesellschaftlichen
urteil über das (berühmte) kunstwerk entweder die ästhetik
ausgeblendet wird oder die ökonomie. Das individuum als ich
urteilt sowohl auf der argumentebene der ästhetik als auch auf
der argumentebene der ökonomie, die argumentebenen nicht immer
sorgfältig trennend. In ihrer je eigenen person ist, agierend im
markt und im showroom der galerie, sowohl der schaffende
künstler als auch der geniessende sammler von dem interesse
getrieben, das objekt ihrer begierde besitzen zu wollen. Über
den willen zum besitz, im objekt ein auseinanderlaufendes
interesse, kann rational diskutiert werden, dann, wenn die
differenten argumentebenen strikt beachtet werden. Diese grenze
wird im gesellschaftlichen prozess nicht immer beachtet(01).
-------
(01)
das pochen auf dieser grenze hat nicht zum ziel, die
(böse) ökonomie ob ihres materialismus entweder zu verteufeln,
oder die (gute) ästhetik als gefäss des geistes in den himmel
zu heben. Ein pragmatischer umgang mit der differenz ist
geboten, aber es ist der unwiderstehliche wille zum besitz,
der dieser pragmatik entgegensteht.
/2.21.015/ text<==//
2.21.016
im widerstreit: ökomonie/ästhetik, ist das auktionshaus
der ort(a), an dem die widerstreitenden interessen vermittelt
werden, die zwischen dem schaffende künstler und dem
konsumierenden sammler aufgezeigt werden können.
Der blick ist auch auf die weltdinge zu richten, die nicht als
kunstwerke, die 1.klasse der ästhetischen objekte, ausgewiesen
sind. Jedem ding der welt kann einerseits ein eigentümlicher
ästhetischer wert zugeordnet sein, andererseits wird jedem
weltding, als gegenstand des allgemeinen gebrauchs oder als
sammlerobjekt, ein wert zuordnet. Der ort des tauschens dieser
dinge, der wechsel im besitz, ist das auktionshaus, in dem alles,
was irgendwie handelbar ist(b), den besitzer wechseln kann.
------
(a)
die beschreibung der szene, lokal wie global, kann
beiseite gelegt werden. Mit der nennung des namens: Sotheby,
ploppt die vorstellung eines ortes auf, der zwischen börse,
galerie und kaufhaus changiert.
(b)
eine kuriosität am rande, die das auktionshaus in ein
grelles licht taucht. Im versteigerungskatalog des Londoner
Auktionshaus: Chiswick, wurde für den 27.09.2017 "ein Stück der
Hochzeitstorte von Prinz William und Herzogin Kate" angezeigt.
Schätzwert: 875-1300€(01). Der vernunft sind grenzen gesetzt,
der dummheit nicht.
----
(01) notiz in den "Westfälischen Nachrichten",
Münster, 21.08.2017. /2.21.016/ text<==//
2.21.017
der blick auf die skandale in der kunst changiert
zwischen ästhetik und ökonomie. Es ist nicht klar, welche
perspektive auf das faktum(a) dominiert, die für die beurteilung
des streitobjekts entscheidend ist. Die inszenierung spricht für
die ästhetik, weil gewohntes und vertrautes in frage gestellt wird(b), die
inszenierung selbst, eingebettet in einem gesellschaftlichen
prozess(c),
lässt eher ökonomische motive vermuten(d).
Es ist unterhaltend, die ereignisse zur kenntnis zu nehmen(e), aber die
erzählungen tragen zur erkenntnis der struktur der skandale wenig
bei. Der blick von aussen auf die ereignisse ist erforderlich, um
erkennen zu können, welche funktion diese skandale in der
gesellschaft haben. Das fundament ist die ökonomie, die ästhetik
der weltdinge, streitig gefallen, ist das dekor der ereignisse.
Der streit um das "schöne" kunstwerk wird zur begierig gehörten
geschichte, nachhaltig aber sind die gesellschaftlichen wirkungen
des konflikts. Nach dem skandal ist die rückkehr zum alten nicht
mehr möglich(f)
und das, was sich im skandal durchgesetzt hat, das ist die neue
norm, nach der der mainstream sich ausrichtet - bis zum nächsten
skandal.
Auf der agenda der skandale stehen werte, die dann streitig
fallen, wenn der gesellschaftliche prozess den wechsel der
anschauungen erzwingt. Das, was nicht mehr geschätzt wird, das
gilt nicht mehr und die alte ordnung ist durch die neue
geltungsanordnung zu ersetzen(g). Stetig ist der prozess des wandels
und der skandal ist eine räumlich und zeitlich begrenzte störung,
die öffentliches aufsehen erregen soll. In der öffentlichen
erregung erscheint das ästhetische argument als mittel, genutzt,
um bestimmte interessen der akteure im skandal durchzusetzen,
interessen, die in der ökonomie verortet sind(h). Der skandal ist eine melange,
deren ingredienzien das individuelle (ökonomische) interesse und
das ästhetische urteil sind.
------
(a)
die historia der kunstskandale ist legendär und
faktisch jede epoche der moderne(01) hatte ihren skandal. Das
neue will sich bewähren und das alte verharrt in seiner
dominierenden stellung, aber es ist ein kampf, in dem das alte
verdrängt wird durch das neue, das auch bald "in die jahre"
gekommen sein wird und selbst das objekt neuer tendenzen in der
ästhetischen welt ist. Die ästhetik als theorie(02) ist ebenso
in die gesellschaftlichen prozesse eingebettet wie es die
ökonomie ist, die den prozess in bewegung hält.
------
(01) über die skandale in der alten zeit ist wenig bekannt. In
den dokumenten der historia sind die streitigkeiten der
theoretiker untereinander zwar belegt, aber diese geschichten
haben nicht die qualität der erzählungen, die aufmerksamkeit
erregen sollen. Die griechen der antike haben den streit in den
Olymp verschoben(*1). In der renaissance und im barock war es
die konkurrenz der fürsten um die grössten künstler, in der
moderne ist es der künstler selbst, der im zentrum des
geschehens steht, aufmerksamkeit heischend(*2).
-----
(*1) so der mythos vom Paris-urteil.
-
(*2) der "kunstskandal" in der renaissance und im barock war
eher ein machtkampf der fürsten, die sich wechselseitig zu
imponieren versuchten und für ihre vorlieben den grossen meister
bezahlen konnten. Das, was einerseits ein streit auf der ebene
der politik und der damit verknüpften ökonomie war, das war
andererseits auf der ebene der ästhetik die rivalität der
meister untereinander, die, weil sie mit ihrer "kunst" auch den
lebensunterhalt bestritten, dem fürsten als dienstherr dienten,
der sie alimentierte. Diese kontroversen über das schöne, das
nicht das hässliche ist, waren zwar das resultat theoretischer
überzeugungen, in der praxis erprobt, aber sie waren eingebunden
in ihr unmittelbares interesse, den ökonomischen status in der
höfischen gesellschaft zu behaupten(+1). Die kunst war bis zur
aufklärung gebrauchskunst, entweder zur belehrung und/oder
erbauung des volkes oder die kunst war der spiegel der sozialen
ordnung in der gesellschaft. Der fürst konnte es sich
(ökonomisch) leisten, das denkmal für sich selbst anfertigen zu
lassen.
-------
(+1) die struktur der wechselseitigen abhängigkeit, vermittelt
in der ökonomie, ist auch in der bürgerlichen gesellschaft
wirksam(§1). Hier hat der sponsor, traditional formuliert: der
mäzen, die rolle des fürsten übernommen.
------
(§1) ein spätes beispiel ist Richard Wagner, der von seinen
"gönnern" ausgehalten wurde, zuletzt vom bayrischen König Ludwig
II.
-
(02) //==>arg.: 2.31.001.
(a)<==//
(b)
die kontroversen über die ästhetischen normen werden
mit schlagwörtern geführt, wie: modo antiguo und modo
moderno(01). Das sind bequeme etiketten, mit denen die
streitigen positionen markiert werden können, die vertreter der
meinungen eingeschlossen. Die kontroversen werden auf der
fachebene geführt(02), sie wurden gepflegt im höfischen
ballsaal(03) und in szene gesetzt im öffentlichen konzertsaal
und showroom der galerien, ruppig geführt. Die struktur ist
immer die gleiche: "alt gegen neu, jung gegen alt", allein die
erscheinungsformen sind different.
--------
(01)
andere termini sind auch im gebrauch, so: "musica
nova, ars nova", oder: stile antiguo und stile moderno. Immer
geht es um den gegensatz: alt/neu.
(02)
ein beispiel will Ich geben(*1): der
musikwissenschaftler Karl Gustav Fellerer hat das problem:
alter/neuer stil, zum thema seiner rektoratsrede gemacht, Köln
1967(*2). Auf der folie: die "Neue Musik"(2.Wiener
schule)(*3), analysierte Fellerer den stilumbruch der musik im
15/16.jahrhundert und zog parallelen zur zeitgenössischen
musik, die als "Neue Musik" präsentiert
wird.
-----
(*1)
die historia der ästhetik kann nach weiteren
beispielen durchmustert werden. Wer zielgerichtet sucht,
wird viele beispiele finden, in denen der gegensatz:
alt/neu, der bestimmende hintergrund ist.
(*2)
Fellerer, Karl Gustav: Das Problem Neue Musik.
Krefeld: 1967./bibliographie //==>argument: 2.92.004.
(*3)
über die "Neue Musik", wofür der name:
Th.W.Adorno, steht, äussert sich Fellerer nicht en detail.
(03)
der opernstreit zwischen den Piccinisten(*1) und den
Gluckisten(*2) im 18.jahrhundert in Paris.
------
(*1) Nicola Vincenzo Piccini(1728-1800) als
vertreter der italienischen oper.
(*2) Christoph Willibald Gluck(1714-1787) als
vertreter der neuen oper. (b)<==//
(c)
prägend für die kunstskandale sind die
kulturereignisse in Wien 1890-1914, ein anderer ort ist Paris:
1860-1914. Ich verweise auf die Schönberg-skandale in Wien und
die Wiener Sezession(1897). Im streit stand der ästhetische wert
der präsentierten objekte, aber, was waren die ansatzpunkte, mit
denen die kontrahenten im skandal die objektiven differenzen
hätten rational erklären können und/oder erklären sollen?. Auf
dem feld der musik war die traditionale harmonik, mit Richard
Wagner als protagonisten, ausgereizt, neue formen des ausdrucks
wurden gesucht und gefunden, aber diese standen quer zur
tradition(01). Die aufbegehrenden künstler handelten als
pfadpfinder, aber die community in der kunst, träge im denken,
konnte ihnen nicht folgen, weil die stimmgewaltigen in ihren
reihen, wohlbestallt eingerichtet im hergebrachten, eben den
traditionalen begriffen und vorstellungen, keinen weg aus dem
selbstgeschaffenen gefängnis finden wollten. Die menge, geführt
von den claqeuren, sah, wenn überhaupt, nur die differenz und
lehnte, gelegentlich auch handgreiflich, das neue, das noch
nicht bekannte ab. Sie urteilen, den fall bewertend, das neue
sei unästhetisch, ein anderes urteil wollen sie nicht hören.
-------
(01)
das symbol der tradition ist die akademie. Da wird
die "richtige" ästhetik gelehrt, gesetz für alle, und wer sich
dem diktat nicht einordnend unterordnet, der wird aus den
reihen ausgeschlossen. Die ausgeschlossenen aber wehren sich
und machten ihre eigene ausstellung und ihr eigenes konzert,
die medien überlegt einbeziehend. (c)<==//
(d)
die vermutung, dass der motor der inszenierten
skandale mit dem treibstoff: geld, eine kategorie der ökonomie,
angetrieben werde, dürfte im einzelfall kaum zu beweisen sein.
Die beweislage ist anders zu beurteilen, wenn der inszenierte
skandal, ein lokales ereignis, in der überschau, das ganze in
den blick nehmend, beurteilt wird. In der erfahrung ist die
vermutung gegründet, dass die präsentation der jeweils neuen
kunst eingebettet ist in das geschäftsmodell, das die betreiber
der galerien, der theater und der konzertsäle, eingeschlossen
die börsen und messen der verlage, konzipiert haben, um den
verkauf, also ihren umsatz zu "promoten". Der skandal verschafft
aufmerksamkeit, und das interesse der informierten kann
kapitalisiert werden. (d)<==//
(e)
die historia der kunstskandale bleibt beiseite
gestellt. Die fälle, in den blick genommen, können unterhaltsam
sein, aber die erörterung der details ist ein seitenpfad, der
bei einer anderen gelegenheit der hauptweg sein kann.
(e)<==//
(f)
der blick auf die historia der skandale, den weg der
ästhetik folgend, zeigt, dass alle rückfälle in die restauration
des alten den prozess des fortschritts(01) nicht umkehren, aber
verlangsamen können. Das, was im horizont der alten ordnung noch
produziert wird, das bleibt als relikt des vergangenen am
wegesrand liegen, das im weiterschreiten der zeit goutiert wird.
------
(01)
der begriff: forschritt, ist im horizont der
ästhetischen theorien problematisch. Das problem ist die
festlegung des standorts, von dem der weg ausgeht, der, wenn
der weg begangen wird, als fortschritt interpretiert werden
kann. Sowohl die wilden neuen als auch die lahm gewordenen
alten können sich auf den "fortschritt" berufen, einmal in der
perspektive: zurück, einmal in der perspektive: voran, und
beide haben in ihrer perspektive recht. (f)<==//
(g)
das, was gelten soll, das kann am phänomen: mode,
illustriert werden. In der mode gilt allein das neue, das aber
am alten, dem verdrängten, gemessen wird. In der musikgeschichte
galt, Ich vereinfache die sache: "Bach ist out, in ist
Mozart",(01). Zwar ist es möglich und zulässig, in der
kontroverse argumente der ästhetik geltend zu machen und
aufzuzeigen, warum die neue leichtigkeit der gesangslinie im
rokoko den schwerfälligen kontrapunkt im barock ersetzt hatte,
aber den wechsel im stil machen eher die argumente plausibel,
die in der ökonomie verortet sind. Das interesse der menschen
hatte sich aus hof und kirche in die bürgerliche stube
verlagert. Der öffentliche konzertsaal erfordert, formuliert im
derzeit gültigen jargon, neue, schlichtwegs andere formate, die
in einem veränderten ökonomischen umfeld angesiedelt sind. Die
konflikte bleiben nicht vermeidbar, und in diesem prozess ist
der skandal ein phänomen neben anderen phänomenen, mit denen der
wechsel angezeigt werden kann.
-------
(01)
das historische faktum ist bekannt und begleitet die
rezeption der "alten", die neu geschätzt(=bewertet) werden. Es
ist ein merkwürdiges phänomen, dass im ausgehenden
20.jahrhundert und beginnenden 21.jahrhundert eine renaissance
der alten musik zu beobachten ist. Jedes vergilbte notenblatt
wird aufgenommen, der text wird für die gegenwart spielbar
gemacht und zu gehör gebracht. Es sind schätze darunter, die
es wert sind, im zeitalter der pop-music nicht vergessen zu
werden. Aber das ist ein anderes thema, das Ich hier nicht
weiter vertiefen will. (g)<==//
(h)
es ist plausibel, die argumentebene der ästhetik zu
verlassen und auf die argumentebene der ökonomie zu wechseln.
Die akteure im skandal wollen etwas durchsetzen - der neutöner
will an die futterkrippe, die der traditionalist noch besetzt
hält.
(h)<==// /2.21.017/ text<==//
2.21.018
wenn die behauptung gültig sein soll, dass die gesamte
ästhetische wahrnehmung eines individuums als ich gespannt ist
zwischen den polen: kunst und kitsch, dann ist den produkten des
kunsthandwerks eine besondere position zugewiesen, die das "schöne
stück"(a) einerseits als ästhetisch wertvoll ausweist,
andererseits aber das "schöne stück" gänzlich den bedingungen des
marktes aussetzt. Der entscheidende aspekt ist, dass die schönen
stücke des kunsthandwerks der klasse der gebrauchskunst subsumiert
sind(b). Den objekten ist es anzusehen, dass sie einerseits ein
produkt der könnerschaft seines produzenten sind, andererseits
evoziert das werk der kunst ein ästhetisches urteil, das das
objekt zu einem kunstwerk macht(c). Die zwecksetzung des
betrachters eines kunstwerks und/oder die zwecksetzung seines
produzenten ist das kriterium, das das "schöne stück" zu einem
kunstwerk für sich macht oder zu einem tauschbaren handelsobjekt
im markt, gleich_gültig, ob mit oder ohne gewinn. Der zweck des
meisters, sein interesse, das leben leben zu müssen und leben zu
wollen, ist darauf gerichtet, von dem produkt seiner arbeit
einerseits die mittel für den lebensunterhalt zu gewinnen,
andererseits im kunstwerk seinen schöpferischen willen zu
realisieren. In der gebrauchskunst, die produkte des
kunsthandwerks schlechthin, ist das vermittlungsmoment gesetzt,
das einerseits die ästhetik, real im kunstwerk, mit der
bürgerlichen welt, real im markt, vermittelt und andererseits die
ökonomie mit der ästhetik und/oder die ästhetik mit der ökonomie
verknüpft. Real ist diese verknüpfung, wenn das individuum als ich
das "schöne stück" beurteilt, entweder ästhetisch als kunstwerk
oder kitsch, oder ökonomisch als handelsobjekt, sei's kitsch oder
kunst, etikettiert mit einer zahl als preis. Es ist ein problem
der perspektive, ob das individuum als ich das ästhetische moment
akzentuiert oder das ökonomische, jeweils abhängig von den
interessen(d), die es mit dem "schönen ding" verbunden hat,
tauschobjekt oder kunstwerk.
-----
(a)
das "schöne ding" kann, pars pro toto(01), eine antike
uhr sein. Zu unterscheiden ist die mechanik der uhr und sein
gehäuse als verpackung der technik. Die mechanik der uhr
unterliegt dem gesetz der physik, das gehäuse aber, das die
mechanik einhüllt und birgt, ist vielfältig und weitschweifend
gestaltet. Das ornament der verkleidung ist für die zeitmessung
irrelevant, nicht aber für den genossen, auf den das individuum
als ich mit der "schönen uhr" eindruck machen will und den
genossen beeindrucken kann. Mit diesem objekt kann die
abhängigkeit demonstriert werden, die ästhetik und die ökonomie
miteinander verbindet. Die bereiche: technik und schmuck, sind
eindeutig trennbar, zuordbar der ästhetik oder der ökonomie. Das
originäre kunstwerk, entstanden im horizont der idee: l'art pour
l'art, wird dann in ein zwielicht gesetzt, wenn es im markt mit
einer zahl ausgepreist ist und, die rangordnung der zahl ist es,
die, gleichgesetzt mit dem inhärenten wert des ästhetischen
urteils, verwechselbar ist mit dem wert, den das objekt im markt
hat.
------
(01) de facto kann jedes ding der welt zitiert
werden, das ein produkt des schaffenden menschen ist.
(b)
mit dem terminus: gebrauchskunst, können alle
ästhetisch relevanten dinge der welt klassifiziert werden. Der
konträre begriff ist gefasst mit der formel: l'art pour l'art.
Diese unterscheidung ist in der tradition ein phänomen der
moderne, weil in den frühen phasen der geschichte diese
unterscheidung keine rolle gespielt hatte. Das können der
handwerker wurde genutzt, den eigenen lebensbereich zu
verschönern. Ausgewiesen in den schönen dingen ist das können
das mittel, um diesen zweck zu erreichen, und dieser zweck wurde
realisiert in den tauschaktionen im markt. Die intention, die
mit der formel: l'art pour l'art, verknüpft wird, mag in den
zirkeln der muusse wirksam gewesen sein, aber diese reflexionen
umfassen nachrangige fragen, wenn das erscheinen der dinge
argumentativ geklärt werden soll. Erst im blick auf die moderne
ist die dichotomie: reine kunst/gebrauchskunst, ein fokus der
debatten über die kunst. Ein weiterer aspekt ist, dass der
gebrauchskunst in der ausübung der religion eine funktion
zugeordnet ist. Die für das ritual notwendigen dinge wurden
immer ausschweifend gestaltet, partes pro toto der kelch für die
messfeier oder die monstranz für den leib Christus' im
katholischen ritus(01). Das sind meisterwerke der handwerklichen
kunst, die auf grund ihrer funktion im ritus einer religion
anders zu beurteilen(=bewerten) sind als die bilder,
meisterwerke der kunst, die im museum präsentiert werden oder an
der wand im salon aufgehängt sind(02).
-------
(01)
das gilt für jede religion, pars pro toto das gewand
des priesters(=schamane), das zur gültigkeit des ritus
getragen werden muss.
(02)
das bild an der wand im wohnzimmer ist, losgelöst
von gegenstand des ästhetischen urteils, einerseits
gebrauchskunst, andererseits kann es das kunstwerk sein, l'art
pour l'art, gleich_gültig, ob original oder kopie.
(c)
ein zu beachtender aspekt ist die beobachtung, dass
die produkte des kunsthandwerks einzelstücke sind. Im markt
erscheinen sie als replik eines originals(01). Die frage, warum
vom original duplikate hergestellt werden, ist in der ökonomie
verortet, die ästhetik scheidet aus. Diesem faktum steht aber
die frage entgegen, was die ökonomie mit der ästhetik verbindet,
eine frage, die an den objekten im markt exemplarisch
abgehandelt werden kann, weil die differenz zwischen ökonomie
und ästhetik in den kunstwerken, gehandelt im markt, real dann
präsent ist, wenn die frage analytisch zerlegt wird in ihre
teile. Das ästhetische urteil ist kein objekt des marktes, weil
der wert, fixiert im ästhetischen urteil und festgestellt am
objekt, original oder kopie(02), nicht quantifizierbar ist,
ausgedrückt in einer zahl. Als exemplar ist die kopie ein ding
der welt im markt, das bepreist werden kann, unabhängig vom
ästhetischen urteil.
------
(01) eingeschlossen die praxis der bildhauer, die von ihrem
modell gelegentlich mehrere abgüsse machen(*1). Das problem soll
hier nicht weiter verfolgt werden.
-----
(*1)
analog zu beurteilen ist das verfahren, wenn vom
druckstock, dieser sei aus holz, stein oder metall, ein abzug
gemacht wird.
Signiert gelten diese abzüge als originale, aber die
produktionsform weist die abzüge aus als kopien. Jedoch im
markt ist die frage: original oder kopie, nachrangig, wenn die
objekte im markt gehandelt werden, different in den preisen,
die zu zahlen sind.
(02) Richter,Ulrich: Original oder kopie.
026:original_kopie. /bibliographie //==>argument: 2.92.015.
(d)
auf die figur des kunst-/antiquitätenhändlers im markt
ist zu verweisen(01). Sein geschäftsmodell ist der
aufkauf/verkauf der schönen dinge im markt. Er steht zwischen
den beiden sphären und vermittelt mit seinem sachurteil,
ausgerichtet an der ästhetik und der ökonomie, zwischen den
anforderungen des marktes einerseits, das produkt muss handelbar
sein, und andererseits den bedingungen eines kunstwerks,
definiert im ästhetischen urteil. Die trennung zwischen der
sphäre der ökonomie, des strebens nach mehr, und der sphäre der
ästhetik, dem wollen zur schönheit der dinge, ist methodisch
möglich, wenn sie, geleitet von interessen, gewollt ist.
-------
(01) //==>arg.: 2.21.019.
/2.21.018/ text<==//
2.21.019
der zentrale akteur im markt ist der sammler. Der
begriff: sammler, ist unstrittig(a), das streitige problem sind die
phänomene, die das individuum als ich, sein genosse
eingeschlossen, als sammler kenntlich machen(b), aktiv in den märkten(c).
In der gesellschaft können gemeinhin die nachfolgenden gruppen
unterschieden werden:
- der sammler als kunstkenner,
- der sammler als galerist und
- der sammler als spekulant.
Es ist ein merkwürdiges phänomen, dass, wenn die funktion des
sammlers im markt analysiert wird, einerseits das kunstwerk, um
das alle interessen und motive kreisen, für den sammler der
kristalisationskern seiner sozialen beziehungen ist, andererseits
hat aber das kunstwerk als objekt seiner begierde eine
nachgeordnete funktion. Das, worauf das interesse aller, die es
betrifft, fokussiert ist, das ist der wert des objektes,
schwankend im auf und ab der börsen. Im zentrum des interesses
steht also nicht das ästhetische problem, sondern das ökonomische
kalkül(d).
Die einteilung der sammler als phänomen ist nicht eindeutig. Das
individuum als ich: A, und sein genosse: B, können als sammler
sein(e),
- der kunstkenner, dessen motiv zum besitz die schönheit des
kunstwerks ist,
- der galerist, der in seiner doppelfunktion sowohl
kunstkenner ist als auch spekulant, und
- der spekulant, den der blosse austausch der weltdinge
interessiert, die das fundament seines gewinns sind.
In der rolle des sammlers sind unterscheidbare motive gekreuzt,
die das individuum als ich und sein genosse al gusto miteinander
verknüpfen, fixiert auf das objekt, das im markt eine ware ist,
egal, ob kunstwerk oder nicht.
Der sammler als kunstkenner.
Das traditionale bild des sammlers ist der ästhet(f), der die
objekte seiner leidenschaft kennt, gesammelt mit lust,
vorausgesetzt, er hat auch die (geld)mittel dafür, die objekte
seiner begierde verfügbar zu haben. Der ideale sammler
realisiert die maxime: l'art pour l'art, aber als mitglied
seiner gesellschaft unterliegt der sammler den zwängen des
marktes, auf denen er das finden kann, was er begehrt,
erwartungen im markt, die er aber auch bedienen muss, wenn er
als mitglied seiner gesellschaft ökonomisch genötigt ist, die
schätze seiner lust wie ein beliebiges warenstück meistbietend
zu verkaufen.
Der sammler als galerist.
Der erfolgreiche galerist ist ästhet und geschäftsmann(g). Als
vermittler zwischen dem künstler und dem liebhaber von kunst(h) muss er
fähig sein, mit seinem ästhetischen urteil sowohl den wert des
kunstwerks zu bestimmen als auch mit seinem ökonomischen gespür
den wert des objekts im markt abzuschätzen. Der "gute"
kunsthändler kann sowohl für den künstler als auch für das
publikum ein segen sein, wenn er, seiner ästhetischen ratio
ebenso vertrauend wie seinem gespür für den markt, die
erwartungen seiner kunden erfüllen kann. Der liebhaber der kunst
kann darauf vertrauen, dass die relation zwischen dem
ästhetischen wert des kunstwerks und seinem ökonomischen wert in
einem plausiblen verhältnis steht, der schöpfer des kunstwerks
weiss, dass sein lebensunterhalt gesichert ist, der ihm die
möglichkeit verschafft, weitere werke zu schaffen.
In der realität liegt eine melange vor, die den "guten"
galeristen als rational kalkulierenden geschäftsmann ausweisen,
der als spekulant dem gehandelten objekt auch einen ästhetischen
reiz abgewinnt.
Der sammler als spekulant.
Der sammler als spekulant im markt ist der prototyp
des zynikers, dem jedes ding der welt als ware gleichwertig ist,
vorausgesetzt die ware kann sein motiv auf gewinn ruhigstellen(i). Das maass
der dinge ist der profit(=rendite), den der spekulant aus dem
geschäft, dem tausch: geld gegen kunstwerk und kunstwerk gegen
geld, als sammler zu erzielen hofft und auch erzielt. Solange er
aus dem geschäft den profit für sich abgreifen kann, ist es ihm
gleichgültig, was das objekt seines geschäfts ist. Kunst und
kitsch erscheinen ihm gleich, die ware markiert mit einer zahl.(j).
------
(a)
der sammler will das objekt seiner begierde besitzen
und alles, was ihm greifbar ist, versucht er in seiner hand zu
vereinen. Das primäre motiv seines handelns ist das besitzen
wollen des objekts, und dieser wunsch, seine vorstellung im
forum internum, ist dann befriedigt, wenn er das objekt auch
faktisch besitzt(01). D'accord, für den sammler kann es nicht
gleich_gültig sein, was das objekt in seiner sammlung ist,
original oder nicht, gleichwohl kann ihm das einzelne objekt,
das in seinem besitz ist, in der menge seines sammelguts
gleichgültig sein(02).
-----
(01)
für den sammler, aufgehend in seiner sammlung, ist
die frage: kunst oder kitsch? wenn nicht gegenstandslos, dann
doch nachrangig, entscheidend ist für ihn der faktische besitz
des objekts und, davon abhängig beurteilt, die frage nach dem
potentiellen wert des objekts im markt. Für ihn ist die
alternative: besitz oder nicht_besitz, leer - er muss sein
objekt besitzen, gleichgültig, ob auf zeit oder auf dauer.
Sein interesse ist die jederzeitige verfügbarkeit des objekts,
mit der sein bedürfnis befriedigt ist, das geschätzte objekt
zu besitzen, gleichgültig, ob dieses objekt als kunstwerk
ausgewiesen ist oder nicht(*1). Die frage: kunstwerk oder
nicht?, den wert des objekts steigernd oder mindernd, kann im
markt relevant sein(*2), sie ist irrelevant(*3) für den
sammler, weil er den besitz des objekts als äquivalent
einschätzt mit dem wert, den der faktische besitz des objekts
für ihn hat, ein wert, der nur für den sammler gültig sein
kann, für den begehrenden anderen aber ein moment der
orientierung ist.
-------
(*1)
die differenz: kunstwerk oder nicht, kann
festgemacht werden an den derivaten der "echten" kunstwerke,
nämlich die kopien des originals, die als kitsch oder
sonstiger erinnerungsmüll(+1) im markt identifiziert werden
können. Hierbei wird mit werten operiert, die aber nicht ein
teil des objekts sind, sondern resultat einer zuordnung.
------
(+1)
auf den auktionen wird alles versteigert, was
irgendwie einen gewinn verspricht, pars pro toto, die
weste des Elvis, die nur für den fan einen wert hat in der
funktion, dem fan eine identität mit seinem idol zu
suggerieren. Diese illusion ist dem fan etwas wert, und
dieser wert findet eben seinen ausdruck im auktionspreis,
den er zahlen will und zahlen kann. Wenn der fan den
geforderten betrag bezahlt hat, gleichgesetzt mit dem wert
der sache für den fan und fixiert in einer zahl, dann ist
er sowohl der besitzer dieses objekts, als auch der herr
über seine illusionen, weil er im besitz des objekts sich
identisch weiss mit dem idol.
(*2)
der tauschhandel im markt kommt nur dann zustande,
wenn in einer festgelegten form, nämlich der nennung eines
preises, der wert der getauschten objekte festgestellt ist.
Insofern hat jeder benannte preis im markt seine funktion,
aber es ist ein missverständnis, wenn der benannte preis mit
dem wert des objekts identifiziert wird, dessen kriterien in
der ökonomie verortet sind, nicht aber in der ästhetik.
(*3)
der im markt genannte preis, fälschlich
gleichgesetzt mit dem wert der ware, ist für den sammler in
seiner wertschätzung zwar nachrangig, aber der genannte
preis kann dann für ihn ein problem sein, wenn seine
marktmacht begrenzt ist. Er möchte das objekt der begierde
schon besitzen, aber das erforderliche tauschmittel, geld
oder ein anderes objekt, das von ihm als entbehrlich
eingeschätzt ist, reichen nicht für den handel. Sein
wohlbegründetes ästhetisches urteil, einen wert indizierend,
ist im markt irrelevant, und das, was zählt, das sind die
verfügbaren machtmittel, die über den preis(=geld)
angedeutet werden. Die mechanismen im markt indizieren, was
für die akteure die möglichkeiten sind, gehändelt als wert
eines weltdinges im markt. Der behauptete wert ist die
arbiträre entscheidung eines der beteiligten im markt.
(02)
das Cardillac-syndrom(*1).
-------
(*1) //==>arg.: 2.21.025/(d).
(a)<==//
(b)
als phänomen ist die rolle des sammlers vielschichtig
und in der person schillert seine rolle in vielen farben, jede
vorgeschlagene abgrenzung vieldeutig ausweisend. Es kann kein
widerspruch sein, gleichwohl jede einschlägige beobachtung einen
gegensatz zeitigt, wenn das individuum als ich sowohl als
kunstkenner agiert als auch als galerist oder als spekulant. Das
individuum als ich, sein genosse eingeschlossen, können die
funktionen, angedeutet mit der einteilung, in komplexen
strukturen miteinander kombinieren, so der galerist, der
einerseits als agent des kunstkenners tätig ist und andererseits
als spekulant handelt, wenn er im markt die objekte seiner
galerie an den mann/frau zu bringen versucht. In seinen
funktionen kann der sammler an der schönheit des objekts seinen
genuss haben, nicht anders am gewinn seiner ökonomischen
spekulation.
Dem ersten blick muss ein zweiter blick folgen. Die
unterscheidung: sammler/spekulant, ist zwar landläufig, aber es
ist ein unscharfe differenzierung(01).
Zwar ist es zweckmässig, die unterscheidung: sammler/spekulant,
weiter zu behaupten, aber diese behauptung ist eingeschränkt auf
das wissen, dass mit dieser unterscheidung, das problem, die
eindeutigen abgrenzungen in den rollen des sammlers festzulegen,
nicht abschliessend expliziert werden kann. Dem individuum als
ich und seinem genossen ist es in raum und zeit nicht möglich,
weder als der reine sammler, interessiert am kunstwerk, zu
agieren, noch als der reine spekulant zu wirken, für den jedes
im markt gehändelte warenstück ein durchlaufposten ist,
reduziert auf die maximierung der rendite. Mit der funktion des
galeristen als vermittler ist die zwischenposition angezeigt,
die jeder im markt tätige akteur in unterscheidbarer weise
einnimmt, mal deutlich, mal zweideutig - die realität ist bunt
und jedes ereignis ist eine melange.
------
(01)
die taxomie des begriffs: sammler, ist zu beachten.
Der terminus: sammler, markiert den oberbegriff, die
unterbegriffe sind der kunstkenner, der galerist und der
spekulant. Auf der folgenden begriffsebene können aufgezählt
werden, für den kunstkenner der schaffende künstler, der
kustos und der experte, für den galeristen alle personen, die
zwischen dem sammler als kunstkenner und/oder dem sammler als
spekulanten das geschäft des tauschens vermitteln. Für den
spekulanten können akteure in ihren speziellen funktionen
benannt werden, die faktisch das geschäft abwickeln. In der
person der handelnden akteure sind die überschneidungen
zwingend, die jede klare trennung trüben.
(b)<==//
(c)
die taxonomie der märkte sollte beachtet werden. Der
terminus: markt, bezeichnet den oberbegriff, die unterbegriffe
werden mit den termini: kunstmarkt, arbeitsmarkt, immoblienmarkt
usw. bezeichnet. Der kunstmarkt ist ein teilmarkt, der seine
eigentümlichkeiten hat. (c)<==//
(d)
der sammler, der seine sammelstücke mit zahlen
abschätzt, denkt als ökonom, nicht als ästhetiker.
(d)<==//
(e)
die vorgeschlagene einteilung kann, wenn weitere
motive in's spiel gebracht sind(01), auch anders organisiert
werden.
------
(01)
das leitende motiv dieser analyse und reflexion ist
fokussiert auf die kriterien, die als kriterien der ökonomie
und der ästhetik eindeutig gelten, einerseits das ästhetische
urteil, andererseits der besitz der sache(=kunstwerk). Weitere
motive können in betracht kommen, wenn die unterscheidung der
relevanten unterbegriffe des begriffs: der sammler, mit in den
blick genommen werden, so das motiv des künstlers als schöpfer
des kunstwerks(*1), so der kustos eines museums, das im besitz
ein privatmannes ist oder des staats. Das sind
differenzierungen, die von fall zu fall dem objekt
angemessener sein können. Als nachrangige fragen können sie
aber ausser betracht bleiben.
-------
(*1)
eine besondere variante des problems ist das
Cardillac-syndrom(+1).
--------
(+1) //==>arg.: 2.21.025/(d).
(e)<==//
(f)
in vielen funktionen ist der kunstkenner als sammler
am markt tätig. Im auktionshaus tummelt sich nicht allein der
privatmann, der sich den luxus einer kunstsammlung leisten kann,
es sind auch die bürger, die einerseits als schaffende künstler
die produkte ihrer arbeit auf dem markt anbieten müssen(01),
andererseits sind es die bürger, die das geschäft des sammelns
aus lust(02) oder berufsmässig(03) betreiben. In dieser
perspektive ist im phänomen des marktes die trennung von
ökonomie und ästhetik eindeutig. Der markt löst die probleme der
ökonomie auf, nicht die der ästhetik.
-------
(01)
paradigmatisch können zwei künstler zitiert
werden(*1). Picasso, davon zeugen photos, lebte in einem depot
von werken, aus dem er den kunstmarkt bedienen konnte. Vinzenz
van Gogh hatte "auf lager" gemalt, das seine erben
gewinnbringend räumen konnten.
-------
(*1)
der künstler, der das kunstwerk, sein eigentum,
geschaffen hat, kann in der rolle: sammler, auch der
besitzer des objekts sein(+1). Es sind zwei perspektiven auf
das nämliche objekt, das kunstwerk, selbstgeschaffen. Der
besitzer des werks, der sammler, kann einerseits sich in der
rolle des künstlers sehen, mit seinem ästhetischen urteil
das objekt fassend, andererseits ist der künstler in seiner
rolle als bürger genötigt, mit seiner kunst die bürgerliche
existenz zu bewältigen, darauf angewiesen, für seine arbeit
den entsprechenden gegenwert zu erhalten, der im
geschaffenen werk verbürgt sein soll.
------
(+1)
die unterscheidung: eigentum und besitz, wird en
detail andernorts erörtert(§1).
-------
(§1) Richter,Ulrich: Die begriffe: eigentum
und besitz, im trialektischen modus.
016:eigentum/bibliographie //==>argument: 2.92.015.
(02)
für den sammler, der aus lust sammelt, ist das
problem ein anderes. Er kann sich in seiner sammeltätigkeit
selbst als künstler verstehen, aber etwas anderes ist die
perspektive auf das kunstwerk, das sein besitz ist, nicht aber
sein eigentum; denn die bedingung seiner existenz als sammler
ist die gesicherte bürgerliche existenz. Wenn er seinen
besitz, aus welchen gründen auch immer, veräussert oder
umschichtet, dann kann sein ästhetisches urteil als triebfeder
erscheinen, aber das ästhetische urteil kann nicht das
argument sein, das sein ökonomisches handeln bestimmt, weil
die änderung der besitzverhältnisse am kunstwerk irrelevant
ist für das ästhetische urteil, das dem handel zugrunde liegen
kann.
(03)
die rolle des bestellten kustos einer sammlung, und
die rollen des ausgewiesenen experten, der für seine arbeit
eine virtuelle sammlung angelegt hat, sind in der
schnittmenge: ökonomie/ästhetik, zu verorten. Das ökonomische
motiv sollte nicht übersehen werden, aber es ist nachrangig
für das ästhetische urteil, weil es im interesse berufsmässig
agierender sammler ist, die kunstwerke ihrer sammlung für
alle, die es betrifft verfügbar zu halten.
(f)<==//
(g)
als prototyp des galeristen(01) sei Henry Daniel
Kahnweiler zitiert, der mit seiner ästhetischen expertise und
ökonomischen sachverstand aus der erfolgsgeschichte: Picasso,
nicht wegzudenken ist.
------
(01) //==>arg.: 2.21.022/(c).
(g)<==//
(h)
nicht allein die experten sind im kunstmarkt
unterwegs, auch die (wirklichen) liebhaber von kunstobjekten
sind das publikum in der auktion, gleich_gültig, ob ihre liebe
zur kunst auf sachwissen fundiert ist oder in einem vagen gefühl
verortert wird, kompensiert mit geld und einfluss(01).
-------
(01)
die ökonomisierung der kunst ist ein phänomen der
neuzeit und erst mit der zunehmenden bedeutung des verfügbaren
kapitals in den tauschprozessen ist auch der galerist, der
mittler zwischen dem meister und seinem kunden, in den fokus
der kunstszene gekommen. Bis ins 19.jahrhundert hatte der
fürst seinen maler als handwerker angestellt, der gegen
zahlung des lebensunterhalts das gewünschte bild zu malen
hatte. Mit der globalisierung der dienstleistungen, phänomene,
die auch im mittelalter und in der frühen neuzeit schon zu
beobachten gewesen waren, sind vermittler notwendig geworden,
deren rolle es ist, die gewünschten geschäfte zu vermitteln.
Das ist exakt die funktion des galeristen, der zwischen dem
produzenten(=der künstler) und dem sammler(=der kunstkenner)
vermittelt, zum vorteil aller, die ein akteur im markt sind.
(h)<==//
(i)
der sammler als spekulant ist im horizont der ökonomie
die zentrale figur, irrelevant im horizont der ästhetik, jedoch
das bild des spekulanten ist ein anderes, ausgestellt am
falschen ort in den feuilletons der medien. Der spekulant als
sammler ist allein ein geschäftsmann und seine geschäfte werden
im wirtschaftsteil der zeitung vermeldet(01).
-------
(01) mit diesem argument lege Ich die rolle des
spekulanten beiseite. (i)<==//
(j)
die auktion(01) ist der markt, auf der die geschäfte
mit den kunstwerken getätigt werden. Das ideal des auktionators
ist, dass das versteigerte objekt, eben aus der auktionshalle
herausgetragen, an der rezeption des auktionshauses für eine
neue versteigerung abgegeben wird - das alte spiel mit anderen
akteuren. Wenn geboten wird, schwirren wieder die zahlen im
raum, bis der hammer gefallen ist, gleich_gültig, ob das objekt
kitsch gewesen war oder ein kunstwerk.
-------
(01)
die kunstszene, ihr ort ist die auktion, wäre ein
neues kapitel. Das muss hier nicht aufgemacht werden, und mit
der formel: das schöne bild und seine preise, ist das kapitel
auch geschlossen.
(j)<==// /2.21.019/ text<==//
2.21.020
die wertbegriffe, verhandelt zwischen dem individuum
als ich und seinem genossen auf den argumentebenen: ästhetik und
ökonomie, haben in der person des genossen und des individuums als
ich, fokussiert auf das kunstwerk: n, eine gemeinsame
schnittmenge, mit der die verhandelten wertbegriffe al gusto(a)
austauschbar sind. Die szene ist geteilt, einerseits erscheinen
zwei schnittmengen, die als ästhetische kriterien(b) äquivalent
sind auf der argumentebene der ästhetik und als ökonomische
kritierien(c) different auf der argumentebene der ökonomie
gehändelt werden, andererseits sind es aber das individuum als
ich, sein genosse eingeschlossen, die, geleitet von ihren
interessen und motiven, die argumente über kreuz auf den
argumentebenen der ökonomie und der ästhetik instrumentalisieren.
Die argumente, unstrittig als rational ausgewiesen in der praxis,
können für den wert des im interesse stehenden objekts auf der je
anderen argumentebene in einem eng begrenzten bereich geltend
gemacht werden. Als illustration sind die objekte einschlägig,
gehändelt im markt, die sowohl als kunst bewertet werden als auch
als kitsch(d). Das handeln aller, die es im markt betrifft,
changiert zwischen den kategorischen forderungen des ästhetischen
urteils und des ökonomischen verstandes, unterworfen den
kalkulatorischen zwängen, bedingungen, denen sie sich weder als
ökonom noch als ästhetiker entziehen können(e). Aber das
individuum als ich, sein genosse eingeschlossen, müssen sich
entscheiden, autonom und den zwängen des marktes unterworfen,
gleich_gültig, in welcher rolle(f) sie sich entscheiden.
-----
(a)
es ist in das belieben des individuums als ich und
seines genossen gestellt, ob sie ein argument als ein
ästhetisches oder als ein ökonomisches verhandeln wollen,
zumeist ist es eine melange aus beiden. Das ist dann kein
problem, wenn alle, die es betrifft, sich auf die regeln des
gemeinsamen argumentierens verständigt haben. Der notwendige
kompromiss ist das spiegelbild der realen machtverteilung in der
gesellschaft.
(b)
die ästhetischen kriterien werden mit den termini:
schön und/oder hässlich, erfasst, die den blick auf die
weitgefächerten theorien der ästhetiken öffnen.
(c)
die ökonomischen kriterien sind die zahlen der
zahlenreihe: 1- (n+1), mit denen der ganze kosmos ökonomischer
theorien zusammengefasst ist.
(d)
die logik des marktes, fixiert in einer theorie der
ökonomie, ist demonstrierbar mit der unterscheidung: kitsch oder
kunst, die mit einer theorie der ästhetik begründet werden kann.
Die sonnenblumen des Vinzenz van Gogh hatten 1888 im markt
keinen preis, 100 jahre später sind sie mit millionen bepreist.
Die postkarten Adolf Hitler's,(um 1900) verschafften seinem
produzenten einen dürftigen lebensunterhalt, heute wird das
einzelstück im markt mit einer vierstelligen zahl ausgezeichnet
- das eine ausgewiesener kitsch, das andere grosse kunst, und
immer grosse oder kleine zahlen auf dem preisschild. Der markt
aber reagiert nach angebot und nachfrage, und kitsch verkauft
sich gut, wenn er nachgefragt wird, und kunst unterliegt dem
ökonomischen gesetz ebenso, wenn der preis durch die
singularität des objekts und die begierden potentieller besitzer
in die höhe getrieben wird.
(e)
das individuum als ich, sein genosse eingeschlossen,
agieren als ästhetiker und ökonomen sowohl auf der einen wie der
anderen argumentebene, jeweils die ausgeschlossene andere als
begrenzenden horizont im blick. Alle anderen bereiche
menschlicher erfahrung, gültig für sich auf den einschlägigen
argumentebenen, können weitere schnittmengen aufweisen, die in
diesem kontext aber nicht relevant sind.
(f) //==>arg.: 2.21.019. /2.21.020/ text<==//
2.21.021
der gegensatz von ästhetik und ökonomie ist in den
kunstwerken, den objekten im markt, dann greifbar, wenn die
objekte selbst in augenschein genommen werden, sei es, dass im
objekt das ökomische kalkül verdrängt ist durch das ästhetische
wohlgefallen an der schönheit des objekts, sei's, dass in der
anordnung der parameter eines kalküls die schönheit der anordnung
bewundert wird. In den objekten ist eine symbiose von ökonomie und
ästhetik entdeckbar(a), die es schwer macht, die kriterien
auseinanderzuhalten, die prägend sind für das eine, die ästhetik,
oder das andere, die ökonomie.
Ornament und funktion waren schon immer die bestimmenden faktoren,
wenn die objekte zu beurteilen sind, die im markt gehandelt
werden(b). Für den ökonomen können die ästhetischen fragen lästig
sein, nicht anders der ästhet, der die frage nach der
wirtschaftlichkeit des schönen objekts für ein sakrileg an der
heiligen kunst hält. In der reinen form sind diese positionen
nicht durchhaltbar(c), aber die palette der zwischentöne ist breit
gefächert. Der gegensatz von ökonomie und ästhetik ist kein
ausschliessender und die vermittlungsformen zwischen dem schönen
und dem nützlichen sind vielfältig und werden als solche auch
genossen. Die faktischen verknüpfungen werden vom individuum als
ich und seinem genossen hergestellt und als solche auch
goutiert(d).
------
(a)
es ist ein teil der erfahrung, dass der mensch die
werke seiner genossen bewundert(01). Die grazile silhouette der
brücke über das tiefe tal oder die eleganz eines simplen
wohnhauses am see und die zeitlose funktion eines werkzeugs
befriedigen ebenso das ökonomische interesse des
individuums als ich an diesen weltdingen wie das ästhetische
gefühl seines genossen. Beides ist wirksam, wenn das individuum
als ich, sein genosse eingeschlossen, die dinge der welt
beurteilen, von ihnen geschaffen oder nicht.
-------
(01)
davon sollten strikt die "wunderwerke der natur"
abgegrenzt werden. Diese unterliegen dem ästhetischen urteil
ebenso wie sie ein objekt des ökonomischen kalküls sein
können. Das Matterhorn ist in seiner erhabenheit kein
kunstwerk und die schönheit der rosenblüte ist kein werk eines
designers, als dinge der welt aber sind sie nicht der
ökonomischen verwertbarkeit entzogen, die das individuum und
sein genosse mit diesen weltdingen verknüpfen.
(b)
es genügt, auf die kampagne: kunst am bau, zu
verweisen, die die politischen debatten der jüngeren historia
der Bundesrepublik Deutschland bestimmt hatten. Historisch
betrachtet sind diese debatten ein alter hut. Soweit die
dokumente der historia es ausweisen, hatte der bauherr immer
darauf geachtet, dass die fassade seines neuen hauses auch schön
gestaltet war und am ornament wurde nur in der not gespart, der
bau selbst war das kunstwerk. Die architekten und die bauherren
halten's heute nicht anders. Ihre werke erscheinen als ein
unikat - die oper von Sidney gibt's nur einmal.
(c)
kein ding der welt ist nicht nur schön, es kann auch
nützlich sein. Und jeder gegenstand, den das individuum als ich,
sein genosse eingeschlossen, nutzt, kann auch die merkmale des
schönen aufweisen, ohne dass das eine hinter dem anderen
zurückstehen muss. Aber die merkmale des nützlichen und des
schönen, sind keine intrinsischen merkmale des objekts, sondern
es sind attribute des objekts, die das individuum als ich, sein
genosse eingeschlossen, mit dem objekt verknüpft haben, das sie
im markt händeln. Es gibt kein ding der welt, das das individuum
als ich in einer relation gesetzt hat, das nicht im horizont
einer anderen relation bestimmt ist, sei dies die perspektive
des schönen(=ästhetik), sei dies die perspektive des
nützlichen(=ökonomie). In welcher weise für das individuum als
ich oder für seinen genossen die perspektive: ökonomie, oder die
perspektive: ästhetik, gewichtiger sind, das ist im individuum
als ich und seinem genossen, jeder für sich, gegründet.
(d)
der ökonomische zweckbau kann als schön/hässlich
empfunden werden, nicht anders das schöne bild, das als
nützlich/unprofitabel bewertet ist, aber immer ist es der
genosse oder das individuum als ich, jeder für sich, die diese
entscheidung treffen, das jeweils ausgeschlossene im blick
haltend. Im individuum als ich ist die ästhetik und die ökonomie
vermittelt, variabel ist allein das verhältnis beider
zueinander.
/2.21.021/ text<==//
2.21.022
der sammler ist zwiegespalten(a) und steht im
brennpunkt der anforderungen von ästhetik und ökonomie. Im
zwielicht der ökonomie und der ästhetik muss er sich für das eine
oder das andere entscheiden, immer das jeweils andere im blick
haltend, von dem er nicht absehen kann. Der galerist ist der
prototyp des zweigespaltenen sammlers(b).
Die doppelstellung des sammlers ist kein makel, sondern die
bedingung seiner existenz als sammler(c). Das problem, die
widerstreitenden rollen in einer lebbaren harmonie miteinander zu
verknüpfen, ist keine frage der theorie, es ist eine frage der
praxis, die das individuum als ich in der interaktion mit dem
genossen auflösen muss, wenn es in der funktion des sammlers die
unterscheidbaren anforderungen der ästhetik und der ökonomie
miteinander verbindet. Der ort, wo das gelingen muss, ist das
forum publicum, auf dem der genosse mit dem individuum als ich
streiten, was für beide die beste auflösung des widerstreits sein
soll. Die darstellung der möglichen phänomene ist ein anderes
problem und soll hier beiseite gestellt bleiben(d).
------
(a)
zu erinnern ist das geläufige Goethezitat: zwei seelen
wohnen, ach, in meiner brust ... (01).
-------
(01)
das zitat im kontext. Faust im gespräch mit Wagner.
"Faust:
Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust,
Die eine will sich von der andern trennen;
Die eine hält, in derber Liebeslust,
Sich an die Welt mit klammernden Organen;
Die andere hebt gewaltsam sich vom Dust
Zu den Gefilden hoher Ahnen."(*1).
-------
(*1) Goethe, Johann Wolfgang von: Faust, I, Vor
dem Tor. vers: 1112- 1117. In: Trunz, Erich: Goethes
Faust.p.41./bibliographie //==>argument: 2.92.018.
(b) //==>arg.: 2.21.019.
(c)
der prototyp des gespaltenen sammlers ist der
galerist, der, eingespannt zwischen der ästhetik und der
ökonomie, beide bereiche bedienen muss, wenn er erfolgreich sein
will. Einerseits ist der galerist der sachkundige vermittler
zwischen den personen, die die kunstobjekte schaffen und
sammeln, andererseits agiert er als experte auf dem kunstmarkt,
auf dem die objekte zum tausch angeboten und getauscht werden.
Der galerist muss sowohl über ein ästhetisch fundiertes urteil
verfügen als auch über das geschick, das angebot und die
nachfrage auf den märkten gewinnbringend einzuschätzen. Der
galerist operiert mit zwei einschätzungen, die im zum tausch
anstehenden objekt, eingeschätzt als kunstwerk, ihren
schnittpunkt haben. Der galerist ist diener zweier herren, die
im markt nicht gleichrangig sind.
(d)
d'accord, im blickfeld der ökonomie mag das marketing
lukrativer sein, weil die worte über das schöne werk in der
bilanz nur in nullen figurieren. Aber die bilanz des händlers
ist eine andere als das resumee des kunstkenners.
/2.21.022/ text<==//
2.21.023
als subjekt ist der sammler sowohl ästhetiker als auch
ökonom, zwei rollen, denen der sammler in seiner welt gerecht
werden muss, wenn er als subjekt agiert, lebend inmitten seiner
gesammelten schätze, die er sammelnd auf dem markt zusammenträgt.
Das, was prima vista im argument als eine wiederholung
erscheint(a), das ist secunda vista als eine akzentverschiebung
ausgewiesen. Primär ist es ein konflikt zwischen dem ästhetischen
subjekt, das der sammler ist, und dem ökonomischen subjekt, das
der sammler auch ist(b). In diesen rollen, beschränkt auf das
forum internum, verbindet das individuum als ich die rolle des
ästheten mit der rolle des ökonomen, den widerstreit für sich in
eine lebbare form wandelnd, die form nämlich, in der das
individuum als ich mit dem genossen auf dem forum publicum,
gemeinhin dem markt, den konflikt austrägt, der als gegensatz der
widerstreitenden interessen und motive in raum und zeit real ist.
Wer im markt tätig ist, der kann seine rollen nicht ablegen, weder
als ästhet noch als ökonom. Zwar kann er die widerstreitenden
rollen ignorieren und/oder abstreiten, aber faktisch kann er
diesen rollen sich nicht entziehen. Der ästhet handelt immer auch
ökonomisch und der ökonom ist niemals ein kompletter banause,
dessen welthorizont zugestellt ist mit zahlen. Das, was dem
subjekt in diesem inneren streit als wert dünkt, das erscheint dem
subjekt im markt auch als der wert des benannten objekts, aber, es
ist etwas anderes, wenn das subjekt seinen streit im forum
internum, entäussert auf dem forum publicum, im markt mit dem
genossen streitig ausfechten muss. Die frage, ob das individuum
als ich seine vorstellung vom wert des objekts im markt auch
realisieren kann, beantwortet immer der genosse, involviert im
streit.
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(a) //==>arg.: 2.53.007.
(b) //==>arg.: 2.21.019.
/2.21.023/ text<==//
2.21.024
der künstler und seine sammler, eingebunden in ihre
rollen, sind aufeinander angewiesen, der eine kann ohne den je
anderen nicht existieren, also müssen sie sich arrangieren, wenn
sie ihre je verschiedenen ziele realisieren wollen. Prima vista
ist es der künstler, dem als schöpfer des werks der vorrang
zuzukommen scheint, secunda vista ist es aber der sammler, der es
versteht, im handel seinen reibach zu machen(a). Der preis, der
das tauschgeschäft vermittelt, hat die funktion, den wert des
tauschobjekts zu repräsentieren, der einerseits gültig ist für die
beziehung zwischen dem sammler und dem künstler, der aber
andererseits, wenn im tauschgeschäft der besitz gewechselt hat,
den künstler von seinem sammler trennt und den sammler in seinem
besitz frei macht, im markt das objekt zu verwerten. Das kapital,
das der künstler mit seinem werk erwerben konnte, ist zwar das
äquivalent für den wert des kunstwerks, aber die situation ist
eine andere, wenn das objekt der begierde des sammlers, gleich
jedem stück: ware, auf dem markt den besitzer wechselt(b).
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(a)
exemplarisch sind zwei fälle. Vinzenz van Gogh soll,
so geht die legende(01), im markt ein einziges werk mit gewinn
verkauft haben. Das geschäft haben seine erben gemacht. Von Max
Bruch wird erzählt, dass er die partitur für sein berühmtes
violinkonzert für 150 mark an den verleger verkauft habe, der
die tantiemen für jede weitere aufführung des konzerts
kassierte.
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(01)
ob die geschichten wahr sind, das kann Ich
dahingestellt sein lassen, weil es erzählungen sind, die, gut
erfunden, auch dann wahr sind, wenn sie mit historischen
fakten nicht unterlegt werden können. In der erfahrung sind es
spiegelungen einer struktur, die für jeden markt konstitutiv
ist, nämlich das faktum der ungleichen machtverteilung.
Obgleich der schöpfer des kunstwerks der stärkere zu sein
scheint - denn ohne ihn gäbe es das werk nicht - ist es der
sammler der werke eines anderen, der es versteht, den
materiellen(*1) profit aus den schöpfungen zu ziehen.
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(*1) der intellektuelle profit, den der kenner aus
dem objekt zu ziehen weiss, ist etwas anderes, und sollte
getrennt gehalten werden.
(b)
die struktur des problems ist eine andere, wenn der
sammler als besitzer seiner schätze auf dem kunstmarkt versucht,
seine schätze gegen andere begehrte objekte einzutauschen. Der
künstler mit dem interesse, für seine arbeit den gegenwert zum
leben zu erhalten, ist im geschäftsbetrieb des kunstmarktes
aussen vor. Gewalt über die produkte seines (schöpferischen)
geistes hat er nicht mehr und im geschäftsbetrieb der sammler
ist der name des künstlers im besten falle noch ein
preistreibendes moment. /2.21.024/ text<==//
2.21.025
die phänomenologie des sammlers als typus ist
vielgestaltig. Die skala der möglichkeiten ist gespannt zwischen
den extrempositionen, einerseits der weltvergessene sammler, der
nur noch seine objekte wahrnehmen kann, die welt verwechselnd mit
seinen sammelobjekten, andererseits der
auktionator(=börsenhändler), für den das kunstwerk ein blosses
objekt des tauschens ist, mit dem er seinen profit generieren
will. Das schlüsselmoment beider grundtypen ist der wille, das
objekt besitzen zu wollen, egal, was das preisschild der ware in
einer zahl ausweist(a). Das motiv des besitzers ist real in seinem
willen, in seiner hand das objekt zu haben, um jeden anderen vom
genuss des objekts ausschliessen zu können(b). Die phänomene der
extrempositionen aber weisen reste der jeweils anderen
extremposition aus, sodass es nicht möglich ist, weder den idealen
sammler als typus in seiner reinheit zu beschreiben, noch sein
gegenbild im phänomen des absoluten börsenmaklers zu fixieren. In
dieser spannbreite sind die klassen von sammlern einzuordnen, die
zweckmässig definiert werden können(c).
In diesem spektrum von klassen ist ein typus auffällig, dessen
vertreter ihren besitzanspruch absolut setzen. Es ist der künstler
selbst, der das werk geschaffen hat und der, trotz der
veräusserung des werks(=besitz), von seinem werk(=eigentum) nicht
loslassen kann und alles versucht, wieder in den besitz des
objekts zu kommen, auch vor dem verbrechen nicht zurückschreckend.
Seit der romantik wird dieses phänomen mit dem namen: René
Cardillac, verknüpft(d).
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(a)
die hitliste der aktuellen höchstpreise genügt als
beleg - letzte wasserstandsmeldung, die zahl: 450.000.000,00$.
(b)
so wird kolportiert, dass der käufer des bildes:
sonnenblumen,(01) das motiv gehabt habe, mit dem geld der firma
seinen genuss des werks zu monopolisieren(02).
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(01)
gemalt von Vinzenz van Gogh und gekauft von dem
manager einer bank in Japan.
(02)
der fall demonstriert zweierlei, erstens, dass der
sammelnde börsenspekulant sein ökonomisches urteil nicht frei
gefällt hat von ästhetischen erwägungen, und zweitens, dass
der spekulant die wahrnehmung der welt, die kommunikative
funktion jedes kunstwerks verkennend, eingeschränkt hat auf
eine perspektive, den besitz eines objekts.
(c)
die möglichen klassifikationen des sammlers, gefasst
als typus, können dahingestellt bleiben(01), weil der reale
sammler sowohl ökonomisch als auch ästhetisch urteilen muss,
wenn er im markt aktiv tätig ist, abhängig von den motiven, von
denen der sammler angetrieben wird.
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(01) //==>arg.: 2.21.019.
(d)
den künstler, der von seinen werken nicht ablassen
kann, hat E.T.A.Hoffmann zum protagonisten seiner novelle: Das
Fräulein von Scuderie, gemacht(01). Der plot ist ein
kriminalfall, der sich im 18.jahrhundert in Paris abgespielt
haben soll. Der goldschmied: René Cardillac, hat auf bestellung
schmuckstücke geschaffen, die er mit gewalt von seinen besitzern
wieder zurückholte, er ermordete die besitzer heimtückisch. Hier
interessiert nur die struktur einer relation, die zwischen dem
künstler als schöpfer eines kunstwerks besteht und dem besitzer
des vom künstler geschaffenen kunstwerks. Das vermittelnde
moment in dieser wechselseitigen relation ist das kunstwerk,
dessen besitz bestritten ist. Dieser besitz ist im phänomen des
kunstwerks doppelt kodiert:
- hat das kunstwerk in der perspektive seines schöpfers
einen wert, der im akt der schöpfung den wert repräsentiert,
der real in einem ästhetischen urteil festgestellt wurde und
für den ein kaufpreis entrichtet worden ist, den anspruch
auf besitz affirmierend.
- hat das kunstwerk in der perspektive des käufers/sammlers
in der erlegung des kaufpreises einen wert, gefasst in einem
ökonomischen kalkül, das irrelevant ist für das ästhetische
urteil(02).
Mit der gedoppelten kodierung ist erklärbar, einerseits, warum
der künstler sein werk, das sein eigentum ist, wieder in seinen
besitz zurückbringen will, notfalls die regeln des marktes
missachtend, und warum andererseits der sammler, der, als
kunstkenner ein ästhetisches urteil gefällt hatte, als besitzer
des kunstwerks aber, rechtlich und/oder faktisch, an dem
kunstwerk kein eigentum erlangen kann(03). Dieser widerstreit,
Ich verwende dafür den terminus: Cardillac-syndrom, ist nicht
auflösbar, gleichwohl praktisch modi etabliert sein müssen, den
gegensatz lebbar zu halten.
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(01)
Hoffmann,E.T.A.: Das Fräulein von
Scuderie./bibliographie //==>argument: 2.92.008.
(02)
beiseite gestellt bleiben soll der
psychisch-emotionale aspekt, der in der erzählung zwar ein
starkes moment ist, das aber in der analyse des problems
nachrangig ist. Wenn dieser aspekt in den fokus des interesses
gerückt wird, ist die situation eine andere, und beide
situationen sollten nicht miteinander vermengt werden.
(03)
zu der entscheidenden differenz: eigentum/besitz,
andernorts en detail(*1).
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(*1) Richter,Ulrich: Die begriffe: eigentum und besitz,
im trialektischen modus. /bibliographie //==>argument: 2.92.0015.
/2.21.025/ text<==//
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fortsetzung: subtext:
2.31.001
<==// anfang
stand: 20.04.26.
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