fortsetzung
Subtext/argumente: 2.82.01 bis 2.82.11

2.82.01

gelegentlich verweise Ich darauf, dass ein bestimmtes sachproblem der politischen theorie nicht weiter erörtert werden soll. Mit einem knappen verweis wird der abbruch des diskurses in einer sachfrage anzeigt. Prima vista entsteht der fatale eindruck, dass Ich mich der erörterung der konkreten sachfrage entziehen wolle, gleichgültig, welcher grund benannt wird. Dieser verdacht ist secunda vista ohne grund, aber den verdacht werde Ich mit keinem argument entkräften können, wenn der rezipient auf seiner meinung beharren will. Dem verdacht kann Ich nur das argument entgegensetzen, dass die erörterung bestimmter sachprobleme en detail den rahmen dieses essays sprengen muss, ohne der sache, die Ich im blick habe, eine erweiterung hinzuzufügen(a). Der gegenstand meiner reflexionen ist die struktur des politischen prozesses, eines prozesses, der mit details überbordend angefüllt ist, dessen details einer näheren betrachtung dann nicht bedürftig sind, wenn, wie man so sagt, das grosse ganze der gegenstand ist. Meine perspektive auf den politischen prozess ist philosophisch motiviert und der fokus der reflexion ist die synthese des analytisch getrennten, eine synthese, die das in der analyse getrennte als bereits geleistete arbeit voraussetzt(b). Ein unbehagen aber bleibt, weil der verweis auf die notwendigen vorarbeiten im unbestimmten belassen ist. Dieses unbehagen muss Ich aushalten, aber Ich verweise, mich selbst entlastend, auf die erfahrung, dass die perspektive des universalgelehrten, wenn sie jemals möglich gewesen war, eine illusion ist; denn das angesammelte wissen der welt ist quantitativ nicht überschaubar, eine erfahrung, die im geläufigen, aber falschen spruch von der lücke greifbar ist. Wenn aber dem spruch: habe mut zur lücke, ein körnchen der wahrheit abgerungen werden kann, dann ist es die geste, mit der auf die datenbänke der welt gezeigt wird, in denen die details des politischen prozesses, säuberlich gelistet, dingfest gemacht sind, details, die die struktur des humanen wissens zu überwuchern scheinen, daten, die dem zugriff des methodisch versierten zwar offen stehen, ihren sinn aber erst in der deutung des interessierten entfalten können. Der trugschluss sollte aber gewärtig sein, dass die benennung der analytisch getrennten dinge der welt nicht ihre reflexion sein kann, exakt die reflexion, mit der das individuum als ich und sein genosse, jeder für sich, die analytisch getrennten details in vielfältigen synthesen verknüpfen(c).
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(a)
mein essay hat in den teilen: text und subtext, einen umfang erreicht, der quer zur schnellen kommunikation steht(01). Der grund der ausweitung ist in der sache fundiert. Jeder diskurs über den begriff: das_politische, ist in seiner struktur komplex ausgestaltet und es ist auszuschliessen, dass der begriff: das_politische, argumentativ auf wenige sätze verkürzt werden kann. Das problem aber bleibt, dass auch der ausweitung der erklärenden sätze grenzen gesetzt sind. Um einen gedanken klar zu fixieren, ist es nicht erforderlich, alles zu berücksichtigen, das im umkreis des gedankens auffindbar ist.
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(1)
das, was im wissenschaftsbetrieb von heute zählt, das ist die geschwindigkeit, mit der informationen verarbeitet werden - der trugschluss aber steht, die reflexion eines arguments mit seiner rezeption gleichzustellen. Rezipiert werden kann vieles, aber nur weniges kann und wird das individuum als ich, eingebunden in seiner reflexion, sich zu eigen machen.       (a)<==//
(b)
es ist ein gemeinplatz, dass die geläufigen gegenstände in der analyse des politischen prozesses ein teil des allgemeinen wissens sind, über das das individuum als ich und sein genosse in der wahrnehmung ihres lebens in gemeinschaften verfügen können. Das, was über dieses allgemeinwissen hinausgeht, das ist en detail in einer nicht mehr überschaubaren zahl von publikationen auf dem markt verfügbar. Ich würde mich nur mit fremden federn schmücken, wenn Ich mit ausführlichen bibliographischen hinweisen brillieren würde, beweisstücke, die mit fleiss und technischen hilfsmitteln kompiliert worden sind, die aber den gedanken ertränken. Das, was Ich von den anderen genossen der wissenschaft unmittelbar als argument übernommen habe, das habe Ich nach den regeln der konvention auch ausgewiesen.        (b)<==//
(c)
es wird berichtet, dass Aristoteles eine vielzahl von staatsverfassungen gesammelt habe, eine sammlung, die als dokument der historia aber verloren gegangen ist. Das, was heute von der arbeit des Aristoteles, damals im antiken Athen, übergeblieben ist, das ist sein schema der möglichen staatsverfassungen, ein schema, das bis heute als maasstab für die interpretation staatlicher organisationen benutzt werden kann. Es war die beschränkung auf die möglichen strukturen der staatlichen ordnung, die der schrift des Aristoteles seine dauer verschafft hatte, die details im grossen bild müssen aber die rezipienten hinzufügen, wenn sie die argumente des Aristoteles verstehen wollen, argumente, die heute noch gültig sind.       (c)<==//
(st/2.32.13/(f/02))<==//
2.82.02
glück - was ist das? Diese frage(a) hat nur eine antwort(b), aber die zahl der möglichen antworten, jede antwort für sich identisch mit sich selbst, ist identisch mit der zahl der individuen, die diese frage stellen, wenn sie sich als ich begreifen(c). Jene phänomene, die das individuum als ich und sein genosse als formen des glücks ansehen, das eigne eingeschlossen, sind in raum und zeit endlich, unübersehbar ist aber die menge der phänomene, die als das glück angesehen werden, präzise formuliert als die güter des glücks erscheinen. Der begriff: das glück,(d), definiert vom individuum als ich und seinem genossen, ist für sich einerseits ein phänomen(e), andererseits sind die weltdinge, gegenstand der glückvorstellungen, in ihrer überschaubare menge als phänomene beschreibbar, jedes phänomen für sich in ihrer vielzahl. Was das glück in der vorstellung des individuums als ich sein soll, das ist eine projektion in die zukunft, die, im moment der gelebten gegenwart real geworden, ein factum der vergangenheit sein wird, das das individuum als ich erinnern kann(f). Durchgängig wurde in der tradition über die flüchtigkeit des glücks räsoniert(g), ein glück, das im himmel unerreichbar stabil sei, aber von diesem glück ist der sterbliche, kein gott, ausgeschlossen. Das individuum als ich, eingeschlossen in seine welt, weiss vom glück im himmel zu erzählen, wenn es sein glück als projektion in die zukunft imaginiert oder als factum der vergangenheit erinnnert, gegenstände, die es im moment seiner gelebten gegenwart präsent hat, das eine oder das andere im horizont des jeweils ausgeschlossenen anderen(h). In seiner imagination des projektierten glücks, ein ganzes, ist dem individuum als ich das factum der vergangenheit, ein teil des bildes, präsent, versatzstücke, die interessengeleitet auswechselbar sind(i). Die differenz zwischen der projektion in die zukunft einerseits und andererseits dem factum der vergangenheit, begriffen in den formen der vermittlung, lebt das individuum als ich im moment seiner gelebten gegenwart; denn viel kann das individuum als ich über sein glück erzählen, aber dem, was als glück in den phänomenen erscheint, dem wird immer das eine mangeln oder das andere. Als moment des gelebten glücks, dinge der welt, ist das glück in raum und zeit transitorisch(j) und das, was en vogue als das reale glück auf den tafeln der klassifikationen erscheint, das sind die kleinen steine im mosaik der vorstellungen, die das individuum, das ein ich ist, als sein glückseliges leben ansieht(k). Es kann zutreffend sein, dass im forum internum das individuum als ich den moment der gelebten gegenwart als das glück, sein glück, lebt, aber eingeschlossen in das, was sein wird, und das, was gewesen war, kann es diesen moment des glücks in raum und zeit nicht auf dauer stellen, und das, was auf dem forum publicum als dauerhaft erscheint, das ist ein gewesenes glück, das in gleicher weise gegenstand ist eines euphorischen aufbruchs in die nahende zukunft oder eines resignativen fatalismus in bleierner vergangenheit. Ohne die utopie des glücks ist für das individuum als ich kein leben denkbar, dem das prädikat einer humanen existenz beigesellt sein könnte.
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(a)
nur das individuum als ich kann die frage nach dem glück stellen, gültig für sich. Folglich sind exakt soviele fragen nach dem glück möglich, wie individuen sich als ich bestimmen. Was der begriff des glücks(01) sein muss, das definiert das individuum als ich. Aber das, was das individuum als ich in seinem forum internum als sein glück lebt, das ist als phänomen auf dem forum publicum in seiner vielfalt so oder so beschreibbar. Diese beschreibungen des glücks(02) werden in ihrer vielzahl auf den tafeln der klassifikationen erfasst, ordnungen, die vom individuum als ich und seinem genossen im konsens gesetzt sein müssen, wenn die ordnung alle, die es betrifft, binden soll(03).
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(01)    argument: //==>2.22.08.        (a/01)<==//
(02)
das glück ausmalen zu wollen, ist eine grosse versuchung, aber es sind verlorene mühen; denn das glück an sich, wie es in der tradition heisst, ist als ideal etwas unerreichbares, für sich ist das glück so banal und langweilig, dass es nur den zu begeistern scheint, der dieses glück, anderes adaptierend, denkt. Es kann zwar eine reizvolle sache sein, das bild der glücksvorstellungen nachzumalen, aber die resultate werden nur soweit verbindlich sein, soweit der genosse bereit und willig ist, diese resultate als für sich bindend zu akzeptieren. Das hier weiter auszuführen ist nicht der zweck meines essays über den begriff: das_politische. Der ausschluss soll aber nicht heissen, dass Ich die eine oder andere glücksvorstellung nicht aufgreifen werde, um diese in meiner welt zu reflektieren.        (a/02)<==//
(03)
es sind also strikt die argumentebenen des begriffs und der phänomene zu unterscheiden. Der begriff: glück, kann nur für das individuum als ich bindend sein, das diesen begriff denkt. Den phänomenen, mit dem begriff unterschieden, kann verbindlichkeit dann zuwachsen, wenn der genosse die unterscheidungen zwischen den dingen der welt als auch für sich verbindlich akzeptiert. Das entscheidende moment ist nicht in den unterschiedenen phänomenen verortet, sondern im willen des individuums als ich und seines genossen, die unterscheidungen als für sich bindend zu akzeptieren. Es heisst, zu seinem glück kann keiner gezwungen werden, wäre es anders, dann entschiede die gewalt darüber, was das glück sein solle(*1), es wäre immer nur das glück des anderen.
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(*1) allein im selbstentwurf des individuums als ich kann das realisiert sein, was das individuum, das ein ich ist, als sein glück lebt. Aber dieses glück ist immer mehr als die summe der interessen, die das individuum als ich, gegensätzlich geteilt mit dem genossen, in raum und zeit artikulieren kann; denn vermittelt durch die wechselseitigen interessen des genossen und des individuums als ich ist der aspekt der ethik in die reflexionen über das konkrete glück einzubeziehen. Ein interesse aber, das ethisch nicht akzeptabel ist, kann auch nicht als element des realen glücks taugen, weil das glück, wenn es auf das individuum als ich oder den genossen fokussiert ist, in der wechselseitigen relation zwischen dem genossen und dem individuum als ich nur dann bestand haben kann, wenn beide, der genosse und das individuum als ich, in der geteilten glücksvorstellung sich selbst erkennen können.        (a/03)<==//            (a)<==//
(b)
die antwort auf die frage nach dem je meinigen glück ist ein obiter dictum - eine singuläre antwort, die mit anderen antworten gleich sein kann, in keinem fall aber identisch ist. Vergang'nes glück ist ein factum der vergangenheit, wiederholbar in der erinnerung als ein anderes glück.        (b)<==//
(c)
den eingehegten bezirk der tradition verlasse Ich nicht, auch dann nicht, wenn es den anschein hat, als ob nur das individuum als ich das glück definieren könne, einem gotte gleich. Die differenz ist in der terminologie verborgen. Das, was Ich dem individuum als ich zuordne, das wird in der tradition mit dem terminus: das subjekt, gefasst(01). Gemeinhin heisst es auch, nur der mensch sei fähig, eine vorstellung seines glückes zu fassen. Gemäss der logik heisst das, dass alle anderen geschöpfe der welt davon ausgeschlossen seien. Die logik ist das eine, und darüber kann nicht diskutiert werden, wenn kommunikation gelingen soll. Das andere sind aber die prämissen des schlusses, und diese können gemäss der regeln der logik nicht nach den logischen axiomen entschieden werden. Es kann sein, dass der mensch das einzige geschöpf ist, das zum glück fähig ist, allein wir wissen es nicht, ob die anderen lebewesen dazu auch fähig sind(02); denn das, was als dictum eine selbstgewissheit zu sein scheint, das ist nur das resultat eines denknotwendigen postulats, das in raum und zeit die setzung eines individuums als ich ist(03). Als setzung ist die behauptung, nur der mensch sei glücksfähig, logisch konsequent, als ontische aussage aber, üblich in der tradition, ist die glücksfähigkeit des menschen nur eine attribution, die zutreffend sein kann oder nicht, gemäss des glaubens. Ich halte es für möglich, dass tiere auch so etwas fühlen können wie einen glückhaften zustand, aber das sind spekulationen, die hier beiseite gelassen werden können.
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(01)
die historisch benennbaren differenzen zwischen dem begriff: das subjekt, und dem begriff: das individuum als ich, sollen beiseite bleiben(*1).
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(*1)   //==>INDEX der argumente, stichwort: subjekt/ich.
(02)
ein vorzüglicher gesprächsstoff ist auf den stehparties die frage, ob ausser dem menschen auch noch andere lebewesen fähig sein können, ihre existenz als ein eigenständiges glück zu empfinden. Ein vorschlag für einen tiefschürfenden streit könnte die vorstellung sein, dass das bakterium: staphyllococcus aureus, dann glücklich sei, wenn es den menschen mit einer eiterbeule quält. Möglich ist dieser diskurs, aber er kann nur absurd sein. Mit diesem obiter dictum ist der diskurs in meiner perspektive geschlossen.
(03)
das, was das glück ist, das erscheint in der setzung des individuums, das ein ich sein will, als die bestimmung seines selbst. Das glück ist seine erfindung in den formen des gelingens.        (c)<==//
(d)
jede mögliche antwort auf die frage nach dem glück wird im horizont der unterscheidung: das ontologische/das relationale argument, reflektiert. In der perspektive des relationalen arguments ist die frage nach dem wesen des glücks gegenstandslos, im horizont des ontologischen arguments wird die frage nach dem wesen einer sache vom gläubigen zirkulär beantwortet. Zwar kann die antwort auf die wesensfrage plausibel sein, aber in keinem fall ist die antwort ein überzeugender beweis für denjenigen, der an das wesen der geglaubten sache nicht glauben kann. In der termininologie des ontologischen arguments ist das glück zwar eine daseiende sache, eingebunden in das sein, aber aus der sache selbst ist kein schluss ableitbar, mit dem als notwendig erwiesen werden könnte, dass die emanation des daseiende weltdinges aus dem sein, so wie behauptet, zwingend sei. Das, was das glück ist, im moment der gelebten gegenwart real erfahren, das ist nur in der relation des individuums als ich zu seinem genossen bestimmbar(01). Das ding der welt: das glück, gleichviel was es ist, das ist als vermittlungsmoment in die wechselseitige relation: individuum_als_ich<==>genosse, eingefügt, sodass die wechselseitige relation von beiden als eine abhängige relation zum vermittelnden ding der welt: das glück, bestimmt ist(02), das, mit sich identisch, von beiden in ihren perspektiven unterschiedlich erfahren wird(03).
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(01)
es ist vorstellbar, dass das individuum als ich in seinem forum internum das gefühl des glücks real lebt, ohne dass der genosse in irgendeiner realen form präsent ist. Dieses gefühl, selbstvergessen in einem besonderen zustand zu sein, der den genossen ausschliesst, sollte aber nicht dahingehend missinterpretiert werden, dass das erleben eines glücksgefühls die notwendige wechselseitige relation des individuums als ich zu seinem genossen aufhebt. Diese relation kann als gegenstand der analyse in der reflexion ausgeblendet sein, aber die relation ist dennoch präsent. Ohne den genossen, gegenwärtig oder nicht, kann das individuum als ich kein ding der welt als form seines glückes erfahren(*1).
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(*1)
es ist ein irrtum, wenn der sogenannte reiche meint, er könne im ausleben seines reichtums als formen des glückes den armen vergessen - er kann in seinem bewusstsein den armen verdrängen, aber nicht auslöschen.        (d/01)<==//
(02)
der gedanke in einer graphik wiederholt. Die wechselseitige relation zwischen dem individuum als ich und seinem genossen ist auch dann real, wenn in der vermittlung durch das glück des einen oder des anderen das ding der welt: das glück, von beiden mit abhängigen relationen erfasst wird. Die relation: individuum_als_ich<==>genosse, ist äquivalent mit der relation: individuum_als_ich<==|==>(ding_der_welt:_das_glück)<==|==>genosse,(*1).
graphik: 204a

Diese konstellation ist im schema des trialektischen modus so darstellbar.
Die relationen:

1.relation: individuum_als_ich<==>genosse
2.relation: individuum_als_ich<==|==>ding_der_welt:_das_glück
3.relation: genosse<==|==>ding_der_welt:_das_glück
graphik: 204b

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(*1)
lies: das individuum als ich relationiert abhängig das ding der welt: das glück; das ding der welt: das glück, relationiert abhängig den genossen. Die reverse lesart ist äquivalent: der genosse relationiert abhängig das ding der welt: das glück; das ding der welt: das glück, relationiert abhängig das individuum als ich.        (d/02)<==//
(03)
man sagt, das glück des einen könne das unglück des anderen sein; äquivalent ist die rede: das unglück des einen könne das glück des anderen sein. Das, was die differenz entscheidet, das ist die perspektive. Hier wird allein auf das problem der perspektive verwiesen, der gedanke aber soll nicht weiter verfolgt werden; denn die bewertung bestimmter phänomene als glück ist eine frage der klassifikation unterschiedlicher glückvorstellungen. In diesem kontext diskutiere Ich das problem der klassifikation möglicher glücksvorstellungen nicht und folglich kann Ich ihre möglichen formen offen lassen(*1).
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(*1)   //==>anmerkung: (e).           (d/03)<==//        (d)<==//
(e)
das glück, ein ding der welt, ist als vorstellung ein phänomen und als phänomen ist es wie jedes ding der welt klassifizierbar(01). Eine wissenschaft des glücks ist denkbar, aber wenn diese wissenschaft ins werk gesetzt wird, dann unterliegen die resultate den interessen, die für das individuum als ich und sein genosse bestimmend sind, wenn sie ihre vorstellungen vom glück erörtern. Eine vielzahl von kriterien sind benennbar, mit denen die bedingungen festgelegt werden, die für die bestimmten tafeln der klassifikationen gelten sollen(02). Die aufgabe ist reizvoll, eine phänomenologie der glücksvorstellungen zu komponieren(03); denn für den anderen sind die vorstellungen des glücks eine quelle, die fremden wie die eigenen, quellen, die viel über die person des individuum als ich: A, und seines genossen: B, erkennen lassen; es sind perspektiven auf die dinge der welt, fokussiert im individuellen blick, der vom horizont der interessen begrenzt ist. Diese interessen sind zwar teile eines panoramas von möglichkeiten, aber im plan meines essays sind diese möglichkeiten kein moment des textes, folglich bescheide Ich mich mit dem verweis auf ein ausgedehntes problemfeld und belasse es bei diesem obiter dictum.
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(01)
die begriffe sind auf der argumentebene des begriffs nicht klassifizierbar, weil jeder begriff, den das individuum als ich nach dem logischen axiom des ausgeschlossenen widerspruchs denkt, zu jedem anderen begriff ein widerspruch sein muss. Das ist anders, wenn auf der argumentebene der phänomene die begriffe vom individuum als ich und seinem genossen als phänomene gehändelt werden.        (e/01)<==//
(02)
im gegensatz zur absicht halte Ich es für notwendig, auf ein kriterium möglicher einteilungen zu verweisen. Dem kriterium: zufall, wird in den vorstellungen vom glück eine grosse rolle zugestanden, aber mit dem, was als glück eingeschätzt wird, hat das kriterium: zufall, wenig zu tun. Zusammengezwungen in einem argument, hat das glück weder mit dem zufall etwas zu tun, noch kann durch einen zufall das bewirkt werden, das, wie man sagt, das glück sein solle. Was in den vorstellungen von welt als zufall erscheint, das ist ausserhalb der vertrauten kausalität zwischen den weltdingen verortet; denn es gilt, dass ein phänomen nur dann notwendig sei, wenn es in einer gültigen kausalität festgelegt ist. Folglich wird das als zufällig eingeschätzt, das einer geltenden kausalität nicht subsumiert werden kann. Insofern ist der zufall als phänomen, streng logisch geurteilt, das negative, über das nichts prädiziert wird. Im sinn des gemeinen verstandes, weniger streng geurteilt, wird das, was als zufällig klassifiziert ist, im graubereich des unbestimmten(*1) verortet. Vieles kann möglich sein, eins wird aber immer möglich sein, allein es ist nicht prognostizierbar, dass dieses ereignis der nächste fall sein wird. Das gängige beispiel ist die lotterie.
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(*1)
die differenz: unbestimmt/nicht_bestimmt, ist strikt zu beachten. Mit dem terminus: unbestimmt, wird keine logische verneinung fixiert, diese kann allein mit dem terminus: nicht_bestimmt, angezeigt werden. Aber was dem terminus: nicht_bestimmt, an stilistischem glanz fehlt, das kompensiert die logische klarheit des terminus.        (e/02)<==//
(03)
das unternehmen, die möglichen glücksvorstellungen zu kartographieren, könnte dann lukrativ sein, wenn die versprechungen des glücks, gebunden und sauber geordnet, in die verkaufsregale der supermärkte eingestellt sind. Läuft das geschäft, dann ist der momentane erfolg für den verleger und seinem autor eine sichere bank, ihre leser aber, das versprochene glück in den händen haltend, jagen weiter dem glücke nach.        (e/03)<==//             (e)<==//
(f)
das ding der welt kann nicht das glück sein, aber jedes daseiende ding der welt kann im moment des gelebten lebens für das individuum als ich ein möglicher gegenstand seines glückes werden; denn das, was das individuum als ich in seinen imaginationen des glücks sich vorstellt, das sind, evoziert in den erinnerten facta der vergangenheit, projektionen in die zukunft, vorstellungen, die das individuum als ich mit dem terminus: das glück, kenntlich macht. Jedes erinnerte factum der vergangenheit(01) kann der gegenstand einer projektion in die zukunft sein, projektionen in die zukunft, die im moment der gelebten gegenwart dem individuum als ich als gleich erscheinen können, als vorstellungen des glücks aber zueinander immer das_andere sind. Als das_andere leuchtet das glück in den schönsten farben, projektiert in der zukunft(02); es blitzt belebend auf im moment der gelebten gegenwart und ist als erinnertes factum der vergangenheit nur der schatten dessen, was das individuum, ein ich seiend, als sein glück gedacht hatte, ein factum der vergangenheit(03), das dem individuum als ich in den analysen und synthetisierenden reflexionen als phänomen präsent ist. Der vorwärts gewendete blick, im moment der gegenwart gelebt, ist im glück, gelebt im moment der gegenwart der blick zurück. Der blick des individuums als ich auf die dinge seiner welt, im glück gedoppelt erscheinend, ist für das individuum nicht verzichtbar, wenn es, eingeschlossen im horizont der facta der vergangenheit, in seinen projektionen in die zukunft sich als ich begreifen will.
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(01)
eine klasse dieser facta der vergangenheit wird in der tradition mit dem terminus: utopie, bezeichnet. Die erfahrung ist merkwürdig, dass das, was einmal sein soll, nur in den formen der erinnerten facta der vergangenheit imaginiert werden kann. Aber das, was prima vista auf der argumentebene der begriffe nicht mit den regeln der logik vereinbar zu sein scheint, das ist die realität in ihrer gegensätzlichkeit, wenn auf der argumentebene der phänomene secunda vista die dinge der welt wahrnehmend geordnet werden. Was dem individuum als ich real verfügbar ist, das sind die facta der vergangenheit in den formen ihrer erinnerung. Auch die schönste utopie ist, wenn das individuum als ich sie im moment der gelebten gegenwart als projektion in die zukunft denkt, nur als ein factum der vergangenheit in der erinnerung an diesen moment wieder präsent(*1).
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(*1)
das wiederdenken einer utopie kann das glück sein, das in der realität, komponiert aus den erinnerten facta der vergangenheit, schmerzlich vermisst wird. Ernst Bloch hat diese erfahrung in seinem werk: der Geist der Utopie, wahrnehmbar gemacht, wenn der leser den text zur hand nimmt, ein dokument der historia, und lesend in die welt eindringt, die noch nicht ist, aber sein soll, eine welt, die nur eine vergangene gewesen sein kann(+1).
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(+1)
Bloch, Ernst: Der Geist der Utopie. /bibliographie //==>2.94.10.        (f/01)<==//
(02)
das erinnerte factum der vergangenheit, immer ein anderes, kann als projektion in die zukunft in seiner unbestimmtheit mit den schönsten farben ausgemalt werden(*1), aber das, was in der analyse als eine ausgepinselte negation positiv erscheint, das übermalt das individuum als ich in seiner synthetisierenden reflexion, die die differenz zwischen position und negation verschwinden lässt, ohne die differenz zwischen dem utopischen bild und dem dokument der historia beseitigen zu können. Es ist ein durchsichtiges spiel, das die züge von bösartigkeit hat, wenn der kritiker der gegenwart einerseits mit überlegendem lächeln auf die utopia der geschichte verweist, andererseits aber die krude realität der gegenwart im blick auf die historia dahingestellt sein lässt. Das, was für den kritiker des utopischen bildes eine sichere bank zu sein scheint, das zeigt sich als sein unvermögen, die facta der vergangenheit, als phänomene präsent, im schema der geltenden kausalität nach klassen zu ordnen(*2). Die klasse: utopie, ist durch andere merkmale definiert als die klasse: dokument der historia, gleichwohl das eine oder das andere durchaus in der jeweils andere klasse erscheinen kann, wenn auf bestimmte gemeinsame merkmale abgestellt wird.
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(*1)
es genügt, wenn Ich auf die historia der utopien seit Thomas Morus verweise, aber das phänomen: utopie, ist historisch betrachtet älter und dürfte in den formen religiöser praktiken zur erbschaft humaner existenz gehören. In der jüdischen tradition markiert die metapher: Jerusalem, eine form der erinnerung an vergangenes, das noch in der zukunft liegt. Die dreiteilung der welt: "erde, himmel und hölle", der mythos vom jüngsten gericht, ist ein zentrales moment in der christlichen religion. Das versprochene paradies und die heimkehr nach Jerusalem sind, analytisch-formal beurteilt, utopien, deren wirksamkeit, fundiert im vertrauen der gläubigen, die hoffnung ist, dass das, was noch nicht ist, sein werde.
(*2)
die prognosen der wissenschaften sind varianten der kritik des utopischen bildes. Die differenz sollte aber nicht unterschlagen werden, die zwischen einer prognose, basierend auf statistiken, und der interpretation bestimmter erwartungen besteht, irreführend mit zahlen unterlegt. Eine prognose, insbesondere die der wirtschaftswissenschaften, ist post festum nicht deshalb falsch, weil ihre konstrukteure nicht rechnen konnten, sondern ihre prognosen werden immer dann notwendig falsch sein, wenn die klassen falsch definiert sind, die mit bestimmten zahlen besetzt werden. Die hochgerechnete zahl einer statistik sollte nicht mit der verheissung einer utopie gleichgesetzt werden, auch dann nicht, wenn bestimmte parameter eine gleichsetzung anzuzeigen scheinen(+1).
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(+1)   argument: //==>2.83.10.        (f/02)<==//
(03)
das, was als glück in einem ding der welt erscheint, das ist ein factum der vergangenheit, das in der erinnerung anders erscheint als es im moment der gelebten gegenwart erfahren wurde(*1). Die perspektive der zeiterfahrung kann analytisch ausgeblendet werden, in der synthese des analytisch getrennten ist sie aber wirksam, wenn das individuum als ich und sein genosse über das, was sie als glück ansehen, reflektieren. Die zeiterfahrung der diskurtanten ist in den diskursen über das glück ein konstitutives moment, das gespiegelt in den unterschiedlichen vorstellungen vom glück erscheint(*2).
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(*1)
das, was im moment der gelebten gegenwart als factum der vergangenheit in diese abgesunken ist, das kann das individuum als ich nur im moment der gelebten gegenwart erinnern, der immer ein anderer moment ist. Eine identität der momente ist logisch ausgeschlossen, und was als phänomen erscheint, das kann eine gleichheit der momente indizieren, zumeist sind es aber nur gegensätze in einem unterscheidbaren grad der verschiedenheit. In der erfahrung des glücks muss das individuum als ich seine zeiterfahrung immer mit einbeziehen.        (f/03/*1)<==//
(*2)
es kann zweckmässig sein, über die konkreten zustände des glücks(+1) zu räsonieren, damals undheute(+2). Das glück ist relativ, und was als form eines absoluten glücks(+3) präsentiert wird, das ist eine phantasmagorie, die gewalttätig wirkt. Weder das individuum als ich noch sein genosse können sich dem diskurs über das glück entziehen, weil das, was als ihr glück erscheint, von ihnen in einer konkreten relation festgestellt wird. Das glück, oder das, was für ein glück gehalten wird(+4), das ist als ding der welt ein teil der welt, das, gleichwohl im horizont der welt eingebunden, in keinem fall das ganze sein kann. Folglich muss das glück, von Aristoteles in seiner Nikomachischen Ethik erörtert(+5), ein anderes aussehen haben als das glück, von dem der moderne bürger, folgt man der werbung, träumen soll. Was das glück in seiner zeit ist, das ist ein problem der darstellung, und dieses problem ist mit einer kasuistik der glückfälle nicht auflösbar; denn jede gelebte gegenwart ist etwas neues, und das neue kann, wenn die zeit geschehen ist, nur ein factum der vergangenheit sein(+6).
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(+1)
das, was mit den termini: glück und glückseliges leben, bezeichnet wird, das sollte als phänomen auch strikt unterschieden werden. Der terminus: das glückselige leben,(§1) bezeichnet die strukturen, in denen das individuum als ich bestimmte dinge der welt als sein glück erfahren kann. Für sich ist das glück immer ein phänomen, das zu den anderen phänomenen relativ ist.
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(§1)   argument: //==>2.42.04.        (f/03/*2/+1)<==//
(+2)
das, was Aristoteles unter dem terminus: glück, in seiner zeit kritisch reflektiert hatte, das kann als dokument des historia heute noch von einem gewissen erkenntniswert sein, aber diese reflexionen sind etwas anderes als das, was meine zeitgenossen heute willens sind als glück anzusehen - eine bindensweisheit, auf die wieder einmal zu verweisen nützlich sein kann, wenn der raum freigehalten werden soll, um die strukturen möglicher glückserfahrungen diskutieren zu können, von denen behauptet wird, d'accord mit der tradition, dass sie gleich seien. Aber das ist ein anderes problem.        (f/03/*2/+2)<==//
(+3)
das, was das glück konkret sei, das lässt sich wie ein katalog von meinungen über das, was das glück sein soll, lesen. Die phänomenologie der glückvorstellungen ist so umfangreich wie die feststellbare zahl derjenigen, die sich als ein individuum begreifen, das ein ich ist. Für mich ist die realisation einer erschöpfenden phänomenologie des glücks nicht durchführbar und der zweifel besteht, ob die durchführung eines solchen programms sinnvoll sein kann. Vorhandenes wissen kann archiviert werden, wirksam ist das wissen aber nur dann, wenn es genutzt wird; denn in der zeit fasst das teil das ganze niemals real als ein ganzes.        (f/03/*2/+3)<==//
(+4)
das, was so als glück gedacht wird, das ist in der postmoderne 2011 bestens geeignet, gegenstand einer polemik zu sein. Das glück ist beliebig geworden, reduziert auf das, was von den strategen in den büros der werbeagenturen gerade als glück propagiert wird. Es mag ja sein, dass der folgsame zeitgenosse sich genau dann glücklich fühlt, wenn er fühlt, dass er d'accord ist mit den angeboten der werbebranche - das glück im schock. Für die verkäufer des glücks könnte dies am markt ein erfolgreiches geschäftsmodell sein, das angedrehte glück aber entpuppt sich als fall für die anstehende müllentsorgung.        (f/03/*2/+4)<==//
(+5)
Aristoteles hat das glück nicht als eine sache erörtert, wohl aber als eine tugend, die er mit dem terminus: glückseligkeit, bezeichnet. Nicht die güter des glücks, momentane zustände der glückseligkeit, sind der fokus seines interesses, sondern die formen des möglichen erwerbs der güter, die dann als das glück bewertet werden können. Diese differenz wird in den diskursen über das glück zumeist ignoriert.         (f/03/*2/+5)<==//
(+6)
als ein erschöpfendes ganzes ist die komposition einer phänomenologie der glücksversprechen bestenfalls eine projektion in die zukunft; pragmatischer aufgefasst, folglich auch näher an der realität des moments der gelebten gegenwart, ist die absicht, die bedingungen festzustellen, unter denen ein individuum als ich das erfahren kann, was sein glück sein könnte. Diesen plan, gültig für seine zeit, hatte Aristoteles in seiner Nikomachischen Ethik realisiert, Ich folge ihm in meiner zeit.        (f/03/*2/+6)<==//            (f/03/*2)<==//            (f/03)<==//            (f)<==//
(g)
es sollte genügen, wenn Ich allgemein auf das stichwort: glück, glückseligkeit, im Historischen Wörterbuch der Philosophie verweise(01). In seiner darstellung der historia der begriffe akzentuiert Robert Spaemann den besitz der güter als formen des glücks. Die eingrenzung der möglichen phänomene des glücks ist das fundament für seine feststellung, dass die menschen das glück niemals als gesichert angesehen haben. Dieser einschätzung widerspreche Ich nicht, aber die reduktion des begriffs: glück, auf dem besitz von gütern, als reichtum erscheinend, ist in meiner perspektive unzureichend. Angemessener erscheint mir die fundierung des begriffs: glück, in den vorstellungen der arbeit, durch die das individuum als ich die dinge der welt schafft, die sein eigentum sind, eigentum, das es besitzen können muss. Ein aspekt des glücks ist auch die freiheit, die der besitz der güter schaffen kann, die das individuum als ich mit seiner arbeit als eigentum geschaffen hat(02).
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(01)
Historische Wörterbuch der Philosophie: stichwort: glück, glückseligkeit. Bd.3, sp.679-707(Robert Spaemann). /bibliographie //==>2.93.48.
(02)
Richter,Ulrich: Die begriffe: eigentum und besitz, im trialektischen modus. 016:eigentum. /bibliographie //==>2.93.49.        (g)<==//
(h)
die wiederholung des gedankens in einer graphik. Die einbindung des gedankens ist klarer fassbar, wenn die beziehungen zwischen den momenten: "das individuum als ich, sein glück und der besitz desselben" in einer graphik gefasst werden. Das zugrundeliegende argument ist die zeiterfahrung im trialektischen modus(01). Im moment: gegenwart, ist immer das individuum als ich einzusetzen. Im moment: zukunft, können die momente: "projektion in die zukunft, oder glück, oder utopie" eingesetzt werden und im moment: vergangenheit, die momente: factum der vergangenheit und besitz(02).
Das grundschema des glücks,
die relationen sind:
1.relation: individuum_als_ich<==|==>glück
2.relation: individuum_als_ich<==|==>besitz
3.relation: glück<==|==>besitz
graphik: 204c

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(01)
zur schnelleren übersicht wird das schema als graphik zitiert(*1). Für den lokalen zweck wurde eine modifikation vorgenommen. Die momente: vergangenheit und zukunft, erscheinen im bezug auf die momente: glück und besitz, in ihrer stellung anpassend ausgewechselt.
Das schema der zeit/zeiterfahrung,
die relationen sind:
1.relation: gegenwart<==|==>zukunft
2.relation: gegenwart<==|==>vergangenheit
3.relation: zukunft<==|==>vergangenheit.
graphik. 0204d


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(*1)   argument: //==>2.24.26.        (h/01)<==//

(02)
die schemata des glücks und der zeit können in der reflexion miteinander verknüpft werden, ohne dass sie identisch fallen, auch dann nicht, wenn die momente gegeneinander ausgetauscht werden. (In der graphik nicht ausgeführt, die kombinationen sind dem rezipienten überlassen).
graphik: 204e

        (h/02)<==//            (h)<==//
(i)
räsoniert wird über die facta der vergangenheit, die als glück erinnert werden, und in diesen erinnerungen erscheint das glück allein in den formen eines mangels, weil das, vorgestellt in einer projektion in die zukunft, im moment der gelebten gegenwart, ort seiner verwirklichung, in ein factum der vergangenheit transformiert worden ist. Das ist der systematische anknüpfungspunkt für die meinungen der tradition, in denen das glück immer mit den formen des besitzes und des reichtums(01) verknüpft erscheint. Im genuss des besitzes kann das individuum als ich sich glücklich fühlen, aber der besitz materieller güter ist in der welt nur eine der möglichen formen des daseins, andere formen des daseins sind von der erfahrung des glücks nicht ausgeschlossen, erfahrungen, die aber mit dem besitz einer sache nicht unmittelbar verknüpft sein müssen. In der tradition spricht man auch vom glück in der askese, das durch die formen des nichtbesitzens bestimmter weltdinge definiert wird. Was als das glück gelten soll, das kann weder auf die eine form reduziert werden, noch auf die andere, immer fehlt dem einen per definitionem notwendig das andere(02).
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(01)
reichtum, in den formen des besitzes bestimmter weltdinge, ist auch das vermittlungsmoment, das die unterschiedlichen interessen des individuums als ich und seines genossen in den formen des glücks miteinander verbindet. Das interesse ist wiederum nur eine perspektive auf das, was als glück angesehen wird. In ihren perspektiven machen das individuum als ich und sein genosse, jeder für sich, formen der welterfahrung geltend, die sie als zustände des glücks interpretieren. Unter dem terminus: interesse, verknüpft das individuum als ich heterogene vorstellungen mit den vorstellungen, die es mit dem terminus: glück, bezeichnet(*1). In der perspektive des interesses wird die phänomenologie der glücksvorstellung mit zusätzlichen phänomenen angereichert, was für die übersichtlichkeit der möglichen fälle nicht gerade förderlich ist. Über das, was ein interesse ist, soll hier nicht weiter nachgedacht werden.
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(*1)
in der erklärung der grundrechte von Virginia, 12.06.1776, ist diese situation mit dem terminus: persuit of happiness, bezeichnet(+1).
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(+1)
Erklärung der Grundrechte von Virginia,12.06.1776, Artikel 1. In: Heidelmeyer(Hrsg.): Die Menschenrechte. /bibliographie //==>2.93.87.         (i/01)<==//
(02)
dieser aspekt schafft wiederum reizvolle perspektiven auf die möglichen phänomene, die von den menschen als zustände des glücks angesehen werden. Wenn über diese probleme reflektiert wird, dann werden immer die unterschiedlichsten phänomene in den blick fallen, die zu beurteilen im konkreten fall reizvoll, nützlich, ja zweckmässig sein können, aber was immer auch erörtert werden mag, es sind teile im ganzen, die im blick auf das ganze als defizitär gefühlt werden.        (i/02)<==//             (i)<==//
(j)
das glück ist flüchtig, es lässt sich nicht einsperren wie ein ding der welt, das das individuum als ich besitzt und im besitz desselben den genossen vom genuss desselben ausschliesst. Immer ist das glück auf der wanderschaft; es kann, wenn's denn glückt, an einem ort in der zeit oder im raum in einem moment der zeit dingfest gemacht werden, aber bereits in der benenung des glücks hat sich das, was das individuum als ich auf dauer gestellt wissen will, seiner verfügung entzogen und wird, wenn's denn geschieht, als factum der vergangenheit erinnernd in den moment der gelebten gegenwart zurückgeholt, aber das ist ein anderes glück und das neue glück ist zumeist nur eine blasse vorstellung von dem, was einmal gewesen war. Im moment der gelebten gegenwart blitzt das glück auf, immer etwas neues, wenn die reflexion der erinnerten glückszustände gelingt.        (j)<==//
(k)
das glück und das glückselige leben(01) ist nicht dasselbe, obgleich beides am selben ding der welt festgemacht sein kann. Die differenz ist in den begriffen: glück und glückseliges leben, verortet und nicht in den dingen der welt, die mit den begriffen voneinander unterschieden werden(02). Das glückselige leben kann die summe unterschiedlicher glückserfahrungen sein, die als form möglichen glücks interpretiert werden, aber das glückselige leben erschöpft sich weder in dem einen glück, das im moment der gelebten gegenwart aufscheint, noch kann das erscheinende glück im moment der gelebten gegenwart das glückselige leben sein. Die dialektik von glück und glückseligem leben ist für das individuum als ich nur dann als ein ganzes fassbar, wenn das individuum als ich die dialektik von glückseligem leben und glück in die trialektik der momente einbindet, in der das individuum als ich selbst ein moment ist. Das ist logisch nur dann widerspruchsfrei fassbar, wenn die momente: "individuum als ich, sein glück und sein glückseliges leben" in ihrer differenz gefasst sind(03). Diese differenz behauptet es, wenn es sein glück und sein glückseliges leben als ein werk begreift, das es mit seiner arbeit schafft.
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(01)    argument: //==>2.42.04.
(02)
Ich scheine mich zu wiederholen, aber auf diese klarstellung will Ich nicht verzichten, weil in der reflexion der begriffe und der phänomene diese differenz in den hintergrund abgeschoben werden kann, damit werden aber die bedingungen verändert, unter denen Ich den begriff: das glück, und die phänomene des glücks diskutiere.
(03)   argument: //==>2.24.63.        (k)<==//
(text/ 1.3.21b)<==//
2.82.03
Ich habe die absicht, in einem utopischen bild meine unsystematischen gedanken zu einer gerechten besteuerung des bürgers zusammenzufassen, aber das ist eine projektion in die zukunft, fixiert in einem moment der gelebten gegenwart, eine projektion in die zukunft, für die der moment der realisation noch ausständig ist, ein moment der gelebten gegenwart, in dem die projektion in die zukunft in ein factum der vergangenheit transformiert sein wird, ein factum der vergangenheit, das in einem dokument der historia präsent ist. Angekündigt ist das projekt, aber vieles wird am rand des weges noch unvollendet zurückbleiben ... (a).
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(a)
zuviel versprochen? - und doch zu wenig, ein obiter dictum eben.
(st/2.42.24/(h))<==//
2.82.04
wunsch und realität fallen auseinander - das ist keine neue wahrheit, es ist eine binsenweisheit, die aber, und das ist merkwürdig, immer wieder in den focus der politischen debatten gestellt wird(a). Das eine ist die realität, die, wie man so sagt, veränderungsresistent(b) ist, das andere sind die wünsche, die als spiegel der realität wahrgenommen werden(c). Der wünsche gibt es viele, exakt soviele, wie es individuen gibt, die sich als ich begreifen können, aber die realität kann nur die eine welt sein, in der das individuum als ich mit dem genossen die gemeinsam geteilte welt gestalten. Der wunsch(d) ist präsent, einerseits als fluchttraum(e), andererseits als utopie(f), aber jede utopie und jeder fluchttraum ist eingebettet in eine realität, in der die wünsche als das_andere erlebt werden, die ein gegensatz zu den anderen wünschen sind, den wechselseitigen ausschluss eingeschlossen. Die differenz zwischen der projektierten hoffnung in die zukunft und der tristesse der erinnerten facta der vergangenheit im moment der gelebten gegenwart ist das momentum, das das individuum als ich und seinen genossen antreibt, die welt, erfahren als eine defiziente, also schlechte ordnung, zu verwandeln in eine geschlossene, also eine gute ordnung, die im sinn des erwarteten besseren, in der realität aber als das enttäuschende schlechtere gelebt wird. Der konflikt zwischen den wünschen, die ungezählten fluchtträume und utopien, und der einen realität ist in raum und zeit nicht aufhebbar, die differenz kann aber gestaltet werden, wenn das der genosse und das individuum als ich wollen(g).
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(a)
es genügt, den blick auf die medien zu richten, die tagein/tagaus am markt sind. Keine gelegenheit wird von den damen/herren: politiker, am publizistischen rand des weges ausgelassen, wenn es gilt, das als den wunsch der öffentlichkeit auszuposaunen, was de facto nur ihr krudes interesse ist, das sie, verpflichtet auf das allgemeine wohl, in der realität implementieren wollen, diese realität al gusto zu lasten anderer verändernd.     (a)<==//
(b)
der politische jargon hat dafür den terminus technicus: beratungsresistent, parat(01).
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(01)
politikresistent ist ein anderer terminus. Die termini, so erscheinen sie, sind präzis, aber offen für jeden inhalt - politik macht schon das baby auf dem wickeltisch, wenn es etwas haben will, das die mutter partout nicht in reichweite bringen will.      (b)<==//
(c)
die relation: realität<==|==>spiegelbild, ist in raum und zeit nicht umkehrbar. Die realität hat immer ein spiegelbild, das aber, für sich fixiert, in der realität nicht immer das korrespondierende gegenstück hat. Das spiegelbild als utopie wahrgenommen ist die realität, die in raum und zeit erst sein soll und nicht das sein wird, was imaginiert worden war. Die differenz ist im individuum als ich verortet, das das spiegelbild imaginiert, die realität als widerständig erlebend.     (c)<==//
(d)
jeder wunsch ist klassifizierbar. Hier interessieren nur die klassen: fluchttraum und utopie, die alltagswünsche, nicht unwichtig, sollen ausgespart bleiben, auch der wunsch des kindes, das sich in die welt einordnen will und immer wieder daran gehindert wird, den anstrengungen der erwachsenen zum trotz.     (d)<==//
(e)
fluchtträume sind immer individuell, das träumende individuum als ich stellt sich die bessere welt vor, die (noch) nicht ist. Die phänomene der migration liefern hierfür das schreckliche anschauungsmaterial. Hier ist nicht der ort, dieses kapitel des elends in der welt weiter auszubreiten, das besorgen die medien besser und immer aktuell.      (e)<==//
(f)
in seiner struktur unterscheidet sich die utopie nicht von einem fluchttraum; die utopie ist ein phänomen über das, was in einer widerständigen welt imaginiert wird, nämlich der traum, alles möge besser werden. Für den rationalen dialog wäre es aber nicht zweckmässig, die differenz zu schleifen. Der fluchttraum akzentuiert das individuelle problem, das allgemeine problem, nämlich die gute ordnung, ist der gegenstand einer utopie(01).
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(01)
argument: //==>2.22.51. Und: //==>INDEX der argumente, stichwort: utopie.     (f)<==//
(g)
die aufhebung der differenz ist in raum und zeit auch ein gegenstand der wünsche, weil das individuum als ich in der realität sich mit seinen wünschen benachteiligt fühlt; denn nie ist alles (auf dauer) beisammen, etwas fehlt immer. Das maass, das unglück vom glück scheidet, ist variabel, aber es ist in der realität benennbar(01), entfiele diese differenz(02), dann verschwände das individuum als ich im meer der weltdinge, selbst nur das_andere.
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(01)
und wieder genügt der blick in die medien, die von einem unmaass an elend berichten. Der normalzustand der welt ist (offenbar) der krieg, nicht der frieden.
(02)
davon ist die rede, wenn die floskel aktualisiert wird: einmal wunschlos glücklich sein ... .       (g)<==//
2.82.05
die termini: der gott und die götter, sind wohlfeil(a), die phänomene, bezeichnet mit den einschlägigen termini, sind problematisch(b) und die einschlägig bezeichneten begriffe sind ein ständiger quell der zwietracht, des misstrauens und der grund für das morden im namen eines geglaubten gottes(c). Es ist notwendig, die argumentebenen zu unterscheiden(d), wenn das individuum als ich und sein genosse in ihrer kommunikation auf den argumentebenen: "begriff, phänomen und terminus", die termini, die phänomene und die unterscheidenden begriffe im horizont des jeweils ausgeschlossenenen dritten moments miteinander relationieren, das individuum als ich und der genosse als vermittlungsmomente der relationen eingeschlossen(e). In diesen konstellationen ist es ausgeschlossen, dass es nur den einen begriff: der gott, oder dass es nur das eine bestimmte phänomen: der gott, oder dass es nur den einen terminus: der gott, als passpartout(f) geben kann. Die kommunikation über diese weltdinge ist möglich, wenn das individuum als ich und sein genosse mit den vielen einschlägigen termini, das zeichen: gott, umkreisend, die vielen dinge der welt bezeichnen, die als symbole des geglaubten gottes real präsent sind, die mit und/oder ohne bild in einem kultus gehändelt werden, phänomene, die von allen, die es betrifft, den theologen, den philosophen und den gläubigen, als theorien gedacht werden, sei's die theorie des EINEN gottes(monotheismus), seien es die götter im heiligen hain oder auf dem Olymp. Das sind alternativen, die die bedingung sind, dass der frieden zwischen dem genossen und dem individuum als ich sowohl möglich als auch real ist. Diesen frieden müssen das individuum als ich und sein genosse, jeder für sich, auch wollen.
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(a)
die einschlägigen termini(01) sind blosse spielmarken, die, für sich betrachtet, nichts bedeuten. An den wörtern kann's also nicht liegen, wenn der konflikt um den richtigen gott im morden endet; denn die zeichenfolge: "g, o, t, t" für sich besagt nichts und kann mit der zeichenfolge: "a, l, l, a, h" beliebig ausgetauscht werden, abhängig von den parametern, die in der kultur festgemacht sind.
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(01)
die wörter: "jahwe, gott und allah", die signaturen der drei grossen monotheistischen religonen, bezeichnen, wie die theologen versichern, den EINEN gott - als konvention kann diese festlegung brauchbar sein und die bezeichneten theologien sind andernorts zu erörtern.      (a)<==//
(b)
die götter als phänomen sind in ihrer zahl nicht überschaubar und alle, die es betrifft, jeder für sich, haben so ihre vorstellungen von diesen weltdingen. Jedes ding der welt ist geeignet, die funktion eines vorgestellten gottes in der realität, hier und jetzt, auszufüllen(01).
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(01)
die konkreten vorstellungen sind von der kultur abhängig, in der das individuum als ich und sein genosse leben. Da kann es kein widerspruch sein, wenn der gott mal als weisser mann und/oder frau, mal als schwarzer mann und/oder frau, mal als gelber mann und/oder frau imaginiert wird, gleichwohl sind diese differenzen als gegensätze präsent. Auch der fetisch kann den gott stellvertretend präsentieren.      (b)<==//
(c)
das problem sind die begriffe, die das individuum als ich und sein genosse, jeder für sich in ihrem forum internum denken und diese begriffe auf dem forum publicum als phänomene händeln. Das, was in seinem forum internum nur der EINE gott sein soll, das kann das individuum als ich nur es selbst sein, seinen glauben denkend, aber auf dem forum publicum erscheint das gedachte dem genossen als das_andere, das nicht mit dem gedachten gott des genossen identisch sein kann. Diese trennung muss der genosse in seinem forum internum als seinen EINEN gott denken, den es auf dem forum publicum nur als das_andere händeln wird. In dieser differenz der vorgestellten gottesbegriffe liegt die chance des friedens, die aber, das ist die erfahrung, versäumt und in den religionskriegen ausgelebt wird(01).
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(01) in den europäischen religionskriegen des 16.jahrhunderts war es ein ritual, dass die feindlichen truppen unter dem gebet ihrer priester zur schlacht antraten, den gemeinsamen EINEN gott um beistand anrufend, der die ungläubigen vernichten solle - was für eine perversität des denkens.      (c)<==//
(d)
zum zusammenspiel der argumentebenen verweise Ich auf meinen essay zur historischen rezeption(01).
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(01)
Richter,Ulrich: Der terminus: freiheit, und die möglichen freiheitsbegriffe im denken Kant's, Hegel's und des rezipierenden individuums als ich. 024:rezeption. /bibliographie //==>2.93.76.     (d)<==//
(e)     argument: //==>2.24.93.     (e)<==//
(f)
das ur-wort: gott, gibt es nicht(01), aber es gibt die vorstellungen des individuums als ich und seines genossen, die in ihren vorstellungen wissen, was ihr gott und/oder ihre götter sein sollen. Über diese vorstellungen wird reflektiert, einerseits diese mit bestimmten termini bezeichnend, andererseits bestimmte begriffe konstruierend, mit denen die dinge der welt in der funktion eines gottes bestimmt werden können, bindend für das individuum als ich, das den begriff, sich autonom entscheidend, konstruiert hat, eine möglichkeit für den genossen, sich autonom an die festlegung des anderen anzubinden.
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(01)
anspielung auf Goethe's gedicht: urworte,(*1).
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(*1)
Goethe,Johann Wolfgang: Urworte. Orphisch. Bd.2, p.501-502. /bibliographie //==>2.94.46.          (f)<==//
2.82.06
die begriffe: gut und böse, sind relationsbegriffe(a). Das, was das gute sein soll, das ist nur im horizont des ausgeschlossenen bösen vorstellbar, nicht anders, wenn über das böse räsoniert wird. Damit ist der gebrauch der termini: gut/böse, nur begrenzt möglich(b), weil eine eindeutige zuordnung der vorstellungen, die das individuum als ich und sein genosse mit den termini vornehmen, nicht möglich ist. Das gute, das das individuum als ich realisieren will, wird immer das böse sein, das sein genosse real erfährt, nicht anders das gute, das der genosse realisieren will, und das dem individuum als ich als das böse erscheinen wird(c). Die dialektik von gut/böse ist nicht aufhebbar, weil in der bestimmung dessen, was das gute sein soll, immer die bestimmung des bösen impliziert ist, nicht anders die bestimmung des bösen im implizierten guten(d). In der wertschätzung des guten und in der verurteilung des bösen(e) wird es immer wieder streit geben(f), der zwar in begrenzten kompromissen entschärft werden kann, aber auf dauer in raum und zeit nicht ausschliessbar ist(g); das problem ist aber ein anderes. Das individuum als ich und sein genosse, jeder für sich, müssen in ihren synthetisierenden reflexionen immer die mögliche position des anderen in ihr urteil einbeziehen, wenn sie über die phänomene des guten und/oder des bösen räsonieren, diese für ihre zwecke instrumentalisierend. Im horizont des anderen werden diese urteile immer anders ausfallen, kontrovers diskutiert(h).
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(a)
der gegenstand der erörterung sind die begriffe: das gute und das böse,(01) als relationsbegriffe(02), nicht die phänomene des guten und/oder des bösen. In der perspektive der logik ist es falsch, diese begriffe als klassenbegriffe zu instrumentalisieren, weil die definition der begriffe nicht mit der zuordnung eines teilenden merkmals möglich ist(03). Welches merkmal als differentia specifica auch geltend gemacht werden soll, es ist immer im begrenzenden horizont des jeweils anderen begriffs situiert.
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(01)
es sind konventionen, wenn die verwendeten termini auch in varianten gebraucht werden. Entscheidend für die variationen sind stilistische erwägungen, alle denkbaren sachlichen erwägungen sollten zurückgestellt bleiben, weil diese ein anderes sind(*1).
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(*1)
mit der subtantivierung des adjektivs: gut/das gute, respektive: böse/das böse, werden assoziationen evoziert, die das gute/das böse als etwas anderes erscheinen lassen als das, was mit den termini: gut/böse, bezeichnet wird. Diese assoziationen haben ihren grund; denn das, was das gute/das böse sein soll, das ist im horizont des begriffs aufgeschlagen, der mit dem terminus: das ontologische argument, bezeichnet werden muss. Im horizont des relationalen arguments sind die so bezeichneten phänomene weltdinge wie jedes andere weltding auch, das in guter und/oder in böser absicht gebraucht werden kann.
(02)    argument: //==>2.22.38.
(03)
das ist der irrtum der manichäer. Das problem des manichäismus wird hier(*1) nicht erörtert und Ich belasse es beim allgemeinen verweis auf das stichwort: manichäismus, im Historischen Wörterbuch der Philosophie. Bd.5 .Sp.714-716. /bibliographie //==>2.93.72.
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(*1)   argument: //==>2.61.02/(b/01/*10).       (a)<==//
(b)
davon ist abzugrenzen, dass die termini: gut/böse, auch für die bezeichnung einschlägiger klassen verwendet werden kann. Das ist aber etwas anderes und diese fälle sollten strikt abgegrenzt gehändelt werden. Das, was als klasse mit dem termini: gut oder böse, bezeichnet wird, das setzt eine definition voraus, die zumindest im diskurs von allen, die es betrifft, akzeptiert sein muss. Solange diese definitionen gültig sind, kann mit diesen klassen rational kalkuliert werden(01).
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(01)
klarstellung. Das "wesen" der in den einschlägigen klassen versammelten weltdinge spielt keine rolle und wenn dem wesen der weltdinge doch eine rolle zugeordnet wird, dann handelt es sich um etwas anderes. Eine wurst kann gut sein, dann, wenn sie geschmeckt hat, unabhängig davon, ob puristen vom wesen der wurst faseln, die in ihrer beschaffenheit aus bösen fetten zusammengemischt ist. Die wurst war schlecht(=böse), wenn nach ihrem genuss der bauch rebelliert hat, gleichwohl der produzent der wurst, für sich, nur das beste gewollt hatte, nämlich profit(=gute).       (b)<==//
(c)
in einem anderen kontext(01) verwende Ich für diese dialektik die formel: "3.13.2 das böse ist das gute, das Ich besitzen will".
Zusatz.
Siehe auch das argument: 5.012,(02).
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(01)
Richter,Ulrich: Das werk. Argument: 3.13.2. /bibliographie //==>2.93.76.
Zusatz.
Der text: das werk, ist noch in statu nasciendi; es liegt in fragmenten vor, folglich erscheint es mir als zweckmässig, auf dieses material zu verweisen.
(02)
Richter,Ulrich: Das reine, der terror und das leben. Argument: 5.012. 011:reine/leben. /bibliographie //==>2.93.76.       (c)<==//
(d)
die dialektik von gut und böse ist das skandalon der ethik und der stachel in jeder moral(01). Hier genügt es, das festzustellen, weil das problem der zuordnung der einschlägigen phänomene allein im individuum als ich zu verorten ist, das autonom die maximen seiner moral bestimmt, die es in der sozialen beziehung mit dem genossen, sich selbst gehorchend, verantwortet.
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(01)
die kategorien der ethik und der moral sind weder den begriffen: herrschaft und macht, eindeutig zuordbar, noch werden mit diesen begriffen die phänomene der macht und der herrschaft klar voneinander unterschieden. Es ist eine geläufige erfahrung, dass fälle zitiert werden können, in denen die anwendung von macht einem guten zweck gedient hatte und die ausübung von herrschaft zu einem ergebnis mit bösen folgen führte(*1). In der logik der macht oder der herrschaft ist nicht ausgewiesen, dass das etikett: böse, der macht anzuhängen sei, der herrschaft aber das etikett: gut, auch nicht vice versa. Die einschlägigen verknüpfungen in allen logisch möglichen varianten sind immer das werk des individuums als ich und seines genossen, jeder für sich.
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(*1)
dem adressaten bleibt es überlassen, für sich gültig, die einschlägigen belege zusammenzutragen.        (d)<==//
(e)
in der sprache ist der bezug auf die tradition nicht vermeidbar, nämlich dann, wenn das gute und das böse als entitäten gehändelt werden(01). Im blick auf die praxis kann der verweis auf die tradition dann plausibel sein, wenn die involvierten probleme für den augenblick in der zeit gehändelt werden sollen. Gegen diese praxis gibt es kein vernünftiges argument, wenn die grenzen dieser praxis bewusst gehalten werden.
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(01)
wie selbstverständlich wird vom guten gesprochen, verkörpert in den gestalten der guten götter und sonstigen geistwesen, nicht anders vom bösen, verkörpert im teufel und den anderen bösen geistern. Es sind konventionen, vertraut in der tradition.        (e)<==//
(f)
wenn es das gute oder das böse als reale weltdinge gäbe, dann ist der streit auch notwendig, weil, wäre das der fall, das urteil nicht vermeidbar ist, dass die ganze tradition ein irrtum gewesen sein muss(01); denn mit der wahrheit des guten oder des bösen, so sagt man in der tradition, sei auch das maass gesetzt, mit dem richtig und falsch zu unterscheiden ist. Diese doktrin ist der cantus firmus des ontologischen arguments, allein das, was gehört wird, das erweist sich immer wieder als dissonant. Die vorstellung, es gäbe so etwas wie das wirklich gute oder das real böse(02), ist eine verführung, die, weil diese vorstellungen in raum und zeit nicht als reale weltdinge verfügbar sind, den streit über die gegensätzlichen vorstellungen programmiert.
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(01)
es ist bekannt, dass Aristoteles über das gute ebenso räsoniert hatte wie über das böse(*1) und er hatte, das liegt 2500 jahre zurück, davon gesprochen, dass es die wahrheit sei, dem sklaven keinerlei recht zuzusprechen, nicht einmal das des lebens. Der sklave war eben nur ein mittel zum zweck, mit dem der besitzer al gusto umspringen konnte, den wert des werkzeugs nach gut und schlecht(=böse) beurteilend. Was damals gängige meinung gewesen war, das soll in der moderne, der sogenannten, nicht mehr möglich sein(*2). Welche dieser meinungen könnte, belegt in den dokumenten der historia, zwingend darlegen, was das gute sein müsse und was das böse ist? - Ich sage: keine, weil die prämissen des schlusses nicht_richtig sind, sie sind falsch(*3).
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(*1)
es ist ausgeschlossen, dass Ich den gedanken des Aristoteles so reformulieren kann, wie Aristoteles diesen gedanken vor 2500 jahren gedacht hatte; es kann immer nur meine sichtweise sein und anderes ist mir, alle anderen, die es betrifft, eingeschlossen, nicht möglich. Sicher, der vorwurf bleibt, formuliert als verdacht, Ich würde mir meine gewährsleute al gusto zurechtbiegen, ein verdacht, der aber auf denjenigen zurückfällt, der mit dem brustton der überzeugung seine version zum besten gibt. Sicher ist allein der text(+1), entscheidend ist aber die deutung, die dem text zugeordnet wird, sowohl seitens des autors als auch seitens des rezipienten. Ich habe nicht den ehrgeiz, die argumente der anderen "objektiv" zu rekapitulieren, sondern Ich benutze sie als baumaterial für meine gedanken(+2). Allein für den adressaten muss erkennbar sein, was meine erfindung ist und was der gedanke des anderen gewesen sein könnte, vermittelt durch den text(+3).
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(+1)
auch der text kann die absolute sicherheit nicht vermitteln, aber es ist möglich, an der fassung des textes versuchte manipulationen mit tatsachen zu belegen. Die fälschung eines zitats ist nach den regeln beweisbar, schwerer ist es, wenn mit dem verbürgten text dargelegt werden soll, dass in der auslegung des textes sein sinn manipuliert worden sei. Es wird immer eine meinung gegen eine andere meinung stehen - hier das gute, da das böse - und das ganze auch anders rum.
(+2)
diese methode ist als arbeit mit kristalisationskernen ausgewiesen(§1).
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(§1)   argument: //==>2.23.11. Und: //==>INDEX der argumente, stichwort: kristallisationskern.
(+3)
Richter,Ulrich: Der terminus: freiheit, und die möglichen freiheitsbegriffe im denken Kant's, Hegel's und des rezipierenden individuums als ich. 024:rezeption. /bibliographie //==>2.93.76.       (f/01/*1)<==//
(*2)
d'accord, sklaverei im jahr: 2013, ist verpönt, allerorten aber wird sie weiter betrieben, das böse in aktion. In der wahl der termini ist das panorama der phantasie aufgeschlagen, in dem das böse als das gute präsentiert wird - man sagt, postmodern gewendet im neoliberalen jargon: prekäre arbeitsverhältnisse.       (f/01/*2)<==//
(*3)
klarstellung. Ich spreche nicht von "wahren" prämissen, weil die unterscheidung: wahr/falsch, in der logik irreführend ist, auch dann, wenn die formel in den texten der logiker eine unbestrittene konvention ist(+1). Das problem sind die termini: wahr/falsch, die nur in ihren erklärten festlegungen verwendbar sind.
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(+1)
die usancen der logiker stelle Ich nicht in frage, so lange die verwendung der formel: wahr/falsch, auf den definierten bereich der logik beschränkt ist. Die formel: richtig/falsch, wäre angemessener, weil sie eindeutig ist.   (f/01/*3)<==//           (f/01)<==//
(02)
die sprache verrät es selbst; denn ohne zusätze wie die termini: wirklich und real, kommt man im jargon nicht weiter. Es sind sprachliche floskeln, die mehr versprechen als sie leisten können.       (f/02)<==//           (f)<==//
(g)
im trialektischen modus wird die dialektik von gut und böse nicht aufgehoben, aber sie kann in ihrer unaufhebbarkeit dargestellt werden. Das individuum als ich denkt die momente: das gute und das böse, in zwei relationen, die in der dritten relation: das_gute<==|==>das_böse, miteinander relationiert sind. In der relation: individuum_als_ich<==|==>das_gute, hat das individuum als ich eine präzise vorstellung von dem, was das gute sein soll, das seine grenze im horizont des ausgeschlossenen dritten moments: das_böse, hat, ohne dass die merkmale des bösen im begriff des guten fixiert sein können. In der relation: individuum_als_ich<==|==>das_böse, hat das individuum als ich eine präzise vorstellung von dem, was das böse sein soll, das seine grenze im horizont des ausgeschlossenen dritten moments: das_gute, hat, ohne dass die merkmale des guten im begriff des bösen fixiert sein können. In der dritten relation: das_gute<==|==>das_böse, ist das individuum als ich das ausgeschlossene dritte moment, das als der begrenzende horizont festlegt, was das gute und das böse in ihrem bezug aufeinander konkret sind, und jedes individuum, das sich als ich bestimmt, hat seine eignen vorstellungen davon, keine vorstellung wird sein wie die anderen. Wenn das individuum als ich sagt, was es als das gute, respektive das böse ansieht(01), dann ist dies, gesetzt in der relation, für das individuum als ich wahr(02) und anderes kann für das individuum als ich nicht gültig sein, und das, was sein genosse davon hält, das ist etwas anderes. Nicht anders, wenn das individuum als ich über das böse in der gesetzten relation urteilt. Diese urteile, momente der relationen, sind für sich ein factum der vergangenheit, als dieses in einem dokument der historia fixiert, die der genosse zu momenten seiner relationen machen kann. Wenn diese dokumente der historia in der dritten relation: das_gute<==|==>das_böse, miteinander verknüpft werden, dann ist das dritte moment, in der terminologie der tradition: das subjekt, einerseits unbestimmt, mit der konsequenz, dass die relation unbestimmt oder beliebig bleibt, oder bestimmt, vertreten durch das individuum als ich oder seinen genossen. Die unterscheidbaren auslegungen dieser relation sind in keinem fall identisch, sie können gleich sein, aber sie werden gemeinhin in verschiedenen abstufungen ungleich erscheinen, die dialektik von gut und böse behauptend(03).
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(01)
im jargon der tradition werden diese sachverhalte mit dem terminus: das gute an sich, respektive mit den terminus: das böse an sich, bezeichnet.
(02)
es ist ein anderer fall, wenn die verknüpfung der beiden momente in einer relation gemäss der geltenden kausalität nach richtig oder falsch beurteilt werden. Das entscheidende kriterium hat dann die funktion des ausgeschlossenen dritten moments.
(03)   argument: //==>2.24.88.           (g)<==//
(h)
kann es wünschenswert sein, immer nur das gute zu wollen?  - die damen/herren: politiker, pflegen ja so zu schwätzen, den eigenen vorteil fest im blick, gleichgültig wer zahlt. Weder die frage wäre möglich, noch könnten die gegebenen antworten es sein, wenn das böse in den vorstellungen des individuums als ich und seines genossen, jeder für sich in seinem forum internum, nicht als möglichkeit gedacht werden könnte. Das problem der theodizee ist immer aktuell, gleichgültig, ob die ideen in der version der religionen gehändelt werden(01) oder profan in der philosophie(02).
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(01)
der mythos vom sündenfall hat in den religionen die funktion der theodizee, Ich zitiere partes pro toto: Gen.3.1-24(*1) und den Koran.20.117-125(*2).
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(*1)   Die Bibel. /bibliographie //==>2.93.71.
(*2)   Der Koran. /bibliographie //==>2.94.33.
(02)
Gottried Wilhelm Leibniz hat das problem unter dem terminus: theodizee, als topos in die agenda der philosophen eingestellt(*1)
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(*1)
Leibniz,G.W.: Versuche in der Theodicée ... . /bibliographie //==>2.93.84.       (h)<==//
(text/ 1.3.22)<==//
2.82.07
in der dialektik von krieg und frieden ist immer wieder die rede vom schicksal(a). Es fällt auf, dass das schicksal zumeist auf der seite des krieges verrechnet wird, selten auf der seite des friedens. Die konnotierung des schicksals mit dem bösen ist überwältigend, aber kann dies alles sein?

Die banale erklärung, das schicksal sei etwas, das geschickt worden ist, provoziert die frage, wer(b) es denn gewesen sein könnte, der etwas geschickt hat - ist es der böse dämon? oder ist es der gute gott? oder ist es doch nur der blosse zufall(c), der, maskiert als blind, erfahren wird? Bemerkt werden sollte, dass vom schicksal nur post festum gesprochen werden kann. Das schicksal ist etwas, das als belastend oder auch befreiend erfahren wird, das, nachdem es ein faktum der historia geworden ist, umgedeutet wird, sei's im guten, sei's im bösen. Der horizont dieser umdeutungen ist die welt, die das individuum als ich in seinem forum internum denkt, entweder in der form des ontologischen arguments oder in der form des relationalen arguments(d). Die differenz ist behauptet, wenn das individuum als ich in seiner vorstellung das sein als das ganze der weltdinge setzt, aus dem die dasseienden weltdinge nach der ordnung des seinsganzen emanieren, mit der konsequenz, dass die elemente in der ordnung des seins bestimmt sind - allein die ordnung des seins ist in raum und zeit nicht fassbar. Die differenz ist auch behauptet, wenn das individuum als ich sich selbst als den quellgrund der ordnung setzt, mit der es die dinge der welt in einer kausalreihe fixiert - allein die ordnung der gesetzten kausalität kann nur für das setzende individuum als ich gültig sein, das ein angebot an den genossen ist, diese ordnung für sich als gültig zu akzeptieren. Das, was das schicksal sein soll, das ist bestimmt, so oder so(e), aber das, was in jeder antwort als bestimmt erscheint und geltend gemacht wird, das ist als kristallisationskern der gegenstand einer neuen frage, mit der das individuum als ich und sein genosse, jeder für sich, wieder konfrontiert sind, wenn, jeder für sich, im moment seiner gelebten gegenwart sich wieder entscheiden muss, wissend, was als factum der vergangenheit gewesen war, und hoffend, was als projektionen in die zukunft sein soll.

Die frage nach dem schicksal hat keine abschliessende antwort und der tod des individuums ist kein schicksal.
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(a)

in vielfältiger weise wird vom schicksal gesprochen, einschlägig ist die metapher vom rad der fortuna(01). Der grund ist schwankend, auf dem über die phänomene des schicksals räsoniert wird.
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(01)   argument: //==>2.53.09.      (a)<==//
(b)
ein aspekt des redens über das schicksal ist die personalisierung des schicksals. Die gewalt der natur wird umgedeutet in eine gottheit, die das schicksal konkret erscheinen lässt, vorgestellt als eine person(01), mit der, zumindest auf zeit, ein deal als möglich vorgegaukelt ist. Wer's glaubt, der kann seiner sache im moment der entscheidungsnot sicher sein ... .
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(01)
das einschlägige kann in den bekannten mythen nachgelesen werden, so die schicksalsgöttinnen des antiken Griechenlands: "Klotho, Lachesis und Atropos".      (b)<==//
(c)
die säkulare variante ist das reden vom zufall, der in jedem system der kausalität eine funktion ist. Schicksal ist, wenn zwei kraftlinien in raum und zeit sich in einem punkt des raumes und der zeit kreuzen und die elemente im zusammenfall auf eine neue bahn geleitet werden. Im kalkül kann die mathematische formel genügen, wenn aber das individuum als ich und sein genosse ihre existenz bewältigen, dann kann diese erklärung nicht beruhigen(01).
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(01)
die formel von der maske ist in dieser perspektive zu lesen. Maskiert oder markiert - die differenz ist an zwei buchstaben festgemacht, zeichen, die im alphabet unmittelbar zusammenstehen.       (c)<==//
(d)
das ontologische argument und das relationale argument sind als die möglichen formen des denkens der welt gültig(01), dann, wenn das individuum als ich sich entschieden hat, sich an das eine oder das andere argument absolut bindend. Die bewertung der fakten, als schläge des schicksals benannt, werden immer different ausfallen, aber jede bewertung, autonom vom individuum als ich, sich selbst bindend, entschieden, ist gültig und kann als element eines kalküls instrumenalisiert werden.
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(01)
//==>INDEX der argumente, stichwort: argument/ontologische und relationale.      (d)<==//
(e)
jede antwort, in der form geschlossen, ist in seinem gegenstand offen, aber diese antworten sind, voneinander abweichend, nicht beliebig. Im gültigen kausalsystem hat jede antwort die funktion, ein rationales argument zu sein, mit dem die streitfrage nach richtig/falsch entschieden werden kann, aber jede dieser antworten, versetzt in ein anderes kausalsystem, ist nicht_gültig und muss als falsch verworfen werden. Der widerstreit der kausalitätssysteme ist das schicksal, das den genossen mit dem individuum als ich verknüpft, wenn sie ihre welt gemeinsam gestalten - im krieg zumeist, den frieden aber wollend.       (e)<==//
(text/ 1.3.41)<==//
2.82.08
die drei dimensionen des begriffs: das_politische,(a) sind, wenn sie vom individuum als ich und seinem genossen gedacht werden, jeder für sich, im individuum als ich, respektive im genossen verortet(b). Das, was die dimensionen des politischen miteinander verbindet, das ist die wechselseitige relation: individuum_als_ich:_A<==>genosse:_B, die in raum und zeit, ausgerichtet an der jeweiligen dimension(c), vielfältig gestaltet sein kann. In einer nachholenden zusammenfassung wird die verbindende struktur graphisch wiederholt(d).

Das ausgangsschema(e).

Die konstituierenden momente sind:
erste moment:  die relation: A<==>B,
zweite moment:  haus, macht, krieg(f)
dritte moment:  polis, herrschaft, frieden(f).
In der dritten relation sind die formen der dimensionen des politischen angezeigt:
1.dimension: haus<==|==>polis
2.dimension: macht<==|==>herrschaft
3.dimension: krieg<==|==>frieden
graphik: 207a


 

Die schemata getrennt nach A und B
graphik: 207b

graphik: 207c


 

Das zusammenfassende schema.

Die relation: A<==>B, in den perspektiven des A oder des B; der dicke strich markiert die trennung der schemata, die in der jeweiligen 3.relation manifest ist(g).
graphik: 207d


---
(a)

argumente: //==>2.42.01, //==>2.52.01; //==>2.62.01.     (a)<==//
(b)
in der graphik: 037,(01) ist dieser gedanke, diesen wiederholend, dargestellt. Für den terminus: individuum als ich, ist auch der terminus: genosse, einsetzbar.
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(01)   argument: //==>2.24.37.     (b)<==//
(c)
die graphik: 038,(01) stellt nur die perspektive des individuums als ich dar. Es ist ein anderes schema, wenn für den terminus: individuum als ich, der terminus: genosse, eingesetzt wird. Diese schemata, die nicht identisch fallen können, sind in ihrer struktur gleich, die durch die wechselseitige relation: individuum_als_ich:_A<==>genosse:_B,(02) vermittelt ist. Das, was in den graphiken: 207a-c) dargestellt ist, das sind aspekte der struktur einer bestimmten sozialen beziehung, die als begriff mit sich identisch ist, aspekte einer struktur, die in ihrem phänomenalen erscheinen einerseits gleich sind, andererseits aber verschieden wahrgenommen werden.
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(01)    argument: //==>2.24.38.
(02)
die verkürzung der relation: individuum_als_ich:_A<==>genosse:_B, auf das zeichen: A<==>B, in der graphik ist technisch bedingt.      (c)<==//
(d)
technisch wird so verfahren, dass die verschiedenen graphiken(01), die nichtidentische schemata zum gegenstand haben, übereinandergelegt erscheinen. Das zweite und das dritte moment erscheint dann differenziert in einem kasten zusammengefasst. In dieser form dürfte die gleichheit der struktur in ihrer differenz am besten darstellbar sein.
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(01)   die graphiken: "203a, 205a, 206a".   //    (d)<==//
(e)
die graphik: 207a, ist die zusammenführende erweiterung der graphiken: "203a, 205a, 206a(01).
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(01)
argumente: //==>2.42.01/(d)2.52.02/(d)2.62.01/(o).  //      (e)<==//
(f)
die reihung unterliegt weder einer negativen noch einer positiven bewertung. Es ist zwar üblich, die termini: macht und krieg, negativ zu konnotieren, die termini: herrschaft und frieden, positiv, über kreuz aber sind diese konnotierungen mit den termini: polis und haus, inplausibel.     (f)<==//
(g)
die graphik: 207d, ist eine zusammenführende erweiterung der graphiken: "203b, 205d, 206d(01).
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(01)   argumente: //==>2.42.01/(d)2.52.02/(d)2.62.01/(o).  //    (g)<==//
(st/2.42.01/(d))<==//
2.82.09
die causa: Daschner/Gäffgen, ist geschlossen, das gericht hat sein urteil gefällt(a). Der vizepolizeipräsident: Wolfgang Daschner, hat rechtswidrig seine befugnisse überschritten und er ist wegen nicht_legaler gewaltanwendung verurteilt worden. Die gründe des gerichts sollen nicht weiter untersucht werden, aber es ist notwendig den fall weiter zu reflektieren, weil der fall ein dilemma sichtbar gemacht hat, das mit einer gesetzesnorm nicht aufgelöst werden kann. Die individuelle schuld ist mit einer allgemein gültigen rechtsnorm abschliessend nicht bestimmbar.

Was also ist das problem? Darüber sollte es keinen dissens geben: folter, wer immer sie ausübt, ist unrecht und folglich gesetzlich verboten. Aber das, was so überzeugend behauptet wird, das ist in der sache keineswegs eindeutig. Folter ist nackte gewalt(b), aber nicht jede gewaltanwendung erfüllt auch den tatbestand: folter,(c). Die anwendung von gewalt, um einen illegimen zweck zu erreichen, gleich_gültig, ob privat oder im auftrag der staatsmacht, ist folter, aber kann die gewalt illegitim sein, die erforderlich ist, wenn in der abwägung widerstreitender rechtsgüter dem rechtsgut: leben und existenz, ein vorrang eingeräumt sein soll vor dem recht: freiheit der person? In der logik der abwägung des einen rechtsguts gegen das andere ist eingeschlossen, dass ein recht verletzt werden muss, wenn das andere gewahrt sein soll. Dieser widerstreit ist ohne schuld des entscheidenden individuums als ich nicht auflösbar, aber kann die gesellschaft dann verlangen, dass diese schuld auch mit einer strafe vergolten werden muss? Diese frage kann verbindlich nur fall für fall entschieden werden.

In der causa: Daschner/Gäffgen, kann eine andere meinung plausibel auch begründet werden, das soll heissen, diese rechtsauffassung ist rechtsstaatlich nicht angreifbar. Der ansatzpunkt ist nicht die angedrohte gewalt als mittel herrschaftlicher befugnisse(d), sondern der widerstreit legitimer rechtsgüter, die nicht ohne die verletzung des jeweils anderen rechtsguts geschützt werden kann. Im fall: Daschner/Gäffgen, hatte der ermittlungsbeamte als vertreter des staates einerseits die pflicht, die straftat aufzuklären, andererseits das leben des opfers zu sichern. Seine garantenstellung verwickelt ihn aber in den widerspruch, dass er einerseits das leben des opfers der kriminellen handlung schützen muss, wenn er die tat aufklärt, und dass er andererseits für die chance der aufklärung der kriminellen tat nur noch die anwendung physischer gewalt verfügbar hat; denn allein der täter hat es in der hand, das leben des opfers durch sein schweigen zu zerstören oder sein reden zu sichern. In dieser situation kann es eine unterlassung rechtlich gebotenen handels sein, wenn der herrschaftsbefugte die legalen mittel, eingschlossen die anwendung legitimer gewalt, in seiner garantenstellung nicht anwendet. Die frage ist, in welchen grenzen das mittel: gewalt, rechtlich zugestanden ist oder nicht. Die möglichen antworten sind von der bestimmten situation abhängig. Wenn die chance hinreichend grooss ist, das auch mit scharfen gewaltmitteln(e) das leben des opfers gesichert werden kann, dann dürfte das mehr an gewalt rechtfertigbar sein, diese rechtfertigung aber ist ausgeschlossen, wenn die wahrscheinlichkeit gewissheit ist, dass das opfer zum zeitpunkt der anwendung der gewalt nicht mehr am leben sein kann(f). Die beurteilung der umstände ist ein problem der kasuistik und das gericht ist der richtige adressat, diese streitfragen zu klären.
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(a)

der mordfall: Magnus Gäffgen, 27.09.2002, erregt die öffentlichkeit bis heute(01). Die person des mörders: Magnus Gäffgen, kann in der darstellung ausgeblendet bleiben(02). Der kern des falles ist die anordnung des Frankfurter vizepolizeipräsidenten: Wolfgang Daschner, den des mordes verdächtigten: Magnus Gäffgen, mit scharfen gewaltmitteln zu konfrontieren, um von ihm den entscheidenden hinweis auf den verbleib seines opfers: Jakob von Metzler, zu erhalten. Der verdächtigte war mit den ins kalkül gezogenen maassnahmen konfrontiert worden, 01.10.2002, und er hatte den verbleib des opfers, der zu diesem zeitpunkt bereits tot war, nach kurzer zeit, bevor die mittel real angewendet wurden, kundgetan(03). Das strafverfahren gegen Wolfgang Daschner wurde mit dem urteil vom 20.12.2004(04) abgeschlossen.
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(01)
der bericht ist auf wenige daten zum fall beschränkt, weil im fokus der erörterung nicht die umstände des falles stehen, sondern die besondere problematik der anwendung staatlicher gewalt, wenn ein schweres verbrechen aufgeklärt werden soll und das schicksal des opfers noch ungeklärt ist.        (a/01)<==//
(02)
ein aspekt des falles sind die zivilrechtlichen ansprüche des täters, die durch die umstrittene anordnung entstanden waren, bei der vernehmung des täters gewalt anzuwenden, um den täter zur auskunft über den verbleib des opfers zu veranlassen. Die gerichtlichen auseinandersetzungen um die entschädigungen für das rechtswidrige staatliche handeln haben immer wieder die aufmerksamkeit der öffentlichkeit für diesen fall erregt. Dieser rechtsstreit dürfte 2014 endgültig abgeschlossen sein.       (a/02)<==//
(03)
Ich stütze mich im kern auf den bericht im SPIEGEL und das interview, das Wilfried Voigt mit Wolfgang Daschner geführt hatte(*1).
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(*1)
DER SPIEGEL. 09/2003 p.22-26./bibliographie //==>2.94.31.       (a/03)<==//
(04)
die 27.Strafkammer des Landgerichts Frankfurt hat im urteil vom 20.12.2004 festgestellt: "Der Angeklagte D. hat sich der Verleitung eines Untergegebenen zu dieser Straftat(*1) gem.§375 Abs.1 StGB in verbindung mit §240 Abs.1 StGB schuldig gemacht"(*2). Das gericht hat den übergesetzlichen notstand (§34StGB) und entschuldigenden notstand(§35StGB) verneint.
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(*1)
mitangeklagt war der beamte, der die befragung durchgeführt hatte. Er wurde wegen nötigung (§240 Abs.1 StGB) verurteilt.
(*2)
Frankfurter Rundschau: Dokumentation. Urteil vom 19.02.2005(in auszügen). p.9. /bibliographie //==>2.94.22.       (a/04)<==//            (a)<==//
(b)     argument: //==>2.63.07.       (b)<==//
(c)
die differenz zwischen dem begriff: folter, und dem begriff: legitime gewalt, ist zu beachten. Legitime gewalt und folter sind gewalt, aber die legitimität bestimmter gewaltformen kann einerseits konsensuell gesichert sein, andererseits sind bestimmte formen der gewalt auch im konsens aller, die es betrifft, nicht legitimierbar. Die strikt zu behauptende unterscheidung kann im politischen prozess in der beurteilung der bestimmten gewaltphänomene streitig sein, die unverzichtbare unterscheidung aber muss als theoretisch möglich behauptet werden, wenn rational über die formen der gewalt gestritten werden soll.        (c)<==//
(d)
es ist unstrittig, dass der beamte dann gewalt gegen den bürger als teil seiner herrschaftsbefugnis anwenden kann, wenn der bürger selbst mit illegaler gewalt gegen die rechtsordnung verstossen hat. In den grenzen der herrschaftsbefugnis eingeschlossen, kann diese form der gewalt, geurteilt im horizont des begriffs: herrschaftsbefugnis, keine folter sein. Davon ist aber der fall zu unterscheiden, wenn der beamte die grenzlinie seiner befugnisse überschritten hat und gewalt anwendet, die gemäss des begriffs als folter zu beurteilen ist, aber das ist ein anderer fall(01).
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(01)
diese fälle sind typisch für diktaturen, die per definitionem kein rechtsstaat sein können.       (d)<==//
(e)
in jeder rechtsordnung, die als gerecht beurteilt wird, ist dem bürger die möglichkeit eines übergesetzlichen notstandes eingeräumt, der rechtlich sehr eng geregelt ist(01). Jeder ermittlungsbeamte kann in die heikle situation geraten, einerseits eine gewalttat aufklären zu müssen, deren aufklärung andererseits unter dem druck der lebensgefahr für das opfer der gewalttat steht. Diese situation hatte Wolfgang Daschner als für sich gegeben angenommen.
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(01)   §34 StGB.       (e)<==//
(f)
die situation der abwägung der konfligierenden rechtsgüter ist dann gegenstandslos, wenn ein anhaltspunkt erkennen lässt, dass das opfer im moment der gewaltanwendung nicht mehr am leben sein kann. In dieser situation kann die erzwingung einer aussage den tatbestand der erpressung eines schuldeingeständnisses erfüllen. Diese form der erpressung ist ein straftatbestand(02).
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(02)   §343 StGB.       (f)<==//
(st/2.63.26/(e/02))<==//
2.82.10
der essay über den begriff: das_politische, hat eine vorstufe. Der anlass zum essay war der vortrag auf dem Hegelkongress in Poznan(2006) gewesen, vorausgegangen war aber die argumentskizze eines vortrags, den Ich für den Kant-kongress, 2000 in Berlin, konzipiert hatte. Mein vorschlag war nicht angenommen worden und so blieb das projekt zum begriff: das_politische, für längere zeit liegen. In der zwischenzeit hatte Ich das projekt in den perspektiven auf Kant und Hegel immer wieder reflektiert.

Die skizze kann als vorgezogener abstract zum ausgearbeiteten essay gelesen werden. Der text wird unverändert dokumentiert; wenige offensichtliche orthographische fehler und eine stilistische unebenheit wurden stillschweigend korrigiert; der text ist mit den ergänzenden anmerkungen: (4) und (5), erweitert.

Dokument.

Titel:
Der wunsch nach einem ewigen frieden als eine dimension des politischen.
Eine systematische überlegung zum begriff des politischen und Kant's postulat eines ewigen friedens.
Zusammenfassung:
Ein anknüpfungspunkt für den begriff des politischen ist Kant's postulat eines ewigen friedens. In analytischer absicht getrennt werden vier dimensionen des politischen formuliert (Aristoteles: individuum- gesellschaft; Machiavelli: zweck-mittel; C.Schmitt: existenzielle grenzsituation; Kant: ich-der andere), die ihren spezifischen sinn erst in der synthese der dimensionen entfalten können. Im blick auf das von C.Schmitt indizierte problem liegt der akzent bei Kant's begriff des friedens; dessen begründung um die idee der anerkennung des anderen als den anderen erweitert wird.
Gliederung:
1.  methodische bemerkung zu meiner philosophischen Kantrezeption.
2.  der entwurf einer theorie des politischen
2.1.  der begriff des politischen
2.2.  der wunsch nach frieden als problem des begriffs des politischen
2.3.  die dimensionen des politischen
2.4.  die analyse der dimensionen des politischen
2.4.1. Aristoteles -die dialektik von individuum und gesellschaft
2.4.2. Machiavelli -die dialektik von mittel und zweck
2.4.3. C.Schmitt -die dialektik von leben und tod als existenzielle grenzsituation
2.4.4. Kant -die dialektik des ichs und seines anderen
2.5.  die synthese: anmerkung zur dialektik der dimensionen im begriff des politischen.
3.  der friede als maxime
1. methodische bemerkung zu meiner philosophischen Kantrezeption.
Es ist eine differenz ums ganze, wenn das, was Ich in meinem denken zu dem in eine relation setze, was Immanuel Kant zu seiner zeit gedacht hatte, und das heute allen im korpus der texte zur hand ist(1). Mehr als einen namen - ein simples wort, bestehend aus den vier buchstaben: K, A, N, T - hat das nicht gemeinsam. Die philologie, die sicherung eines textbestandes, einschliesslich seiner bedeutungen und konnotationen ist das eine, die philosophie, das denken eines individuums als ich über seine welt und sich selbst im unmittelbar gelebten augenblick seiner zeit ist etwas anderes. Beide momente gehören zwar eng zusammen, sie sind aber nicht dassselbe.

Auch ist der versuch sinnlos, zwischen der philologie und der philosophie eine rangfolge aufstellen zu wollen. Weder der philosoph, noch der philologe können ohne die überlegungen, einsichten und objektiven leistungen des anderen zu einem zureichenden und befriedigenden bild ihres tuns gelangen. Der philosoph ist auf die gültigkeit der resultate philologischer forschungen verwiesen und muss ihnen vertrauen können; der philologe kann seine arbeit überzeugend nur dann bewältigen, wenn er die erfahrungen seiner zeit, also auch die reflexionen der philosophen mit einbezieht.

Daher sollte in meinem bezug auf Kant und die anderen nicht der kern übersehen werden, der systemimmanent von den sprachlichen formeln des denkens der individuen als ich verdeckt wird: es geht um mein philosophieren, das ein angebot an die anderen ist. Es besteht der anschein, dass Ich das werk Kant's wie einen steinbruch ausbeute und nur das nutze, was in den kram zu passen scheint - ein verfahren, dass für jeden philologen inakzeptabel sein muss, das aber für den philosophen die conditio sine qua non seines tuns ist. Es geht um meine welt, die Ich mit allen anderen teile und in diesen welten ist die philosophie Immanuel Kants, so wie wir sie im jahre 2000 verstehen, ein moment unter vielen anderen.

2. der entwurf einer theorie des politischen
2.1. der begriff des politischen
Der begriff des politischen ist ein teil meiner welt, die Ich mit den anderen teile; er reicht weiter als der enge begriff der politik. Das politische ist ein konstitutives moment jedes weltbegriffs, den ein individuum als ich formulieren kann; denn in diesen vorstellungen formuliert es sein selbstverständnis als mensch und socius der anderen, mit denen es in einer gemeinschaft verbunden ist.

Mein interesse gilt den kriterien - oder wie Ich es formuliere - den dimensionen des politischen, die den begriff konstituieren.

2.2. der wunsch nach frieden als problem des begriffs des politischen
Es ist üblich, den begriff des politischen auf die alternative von frieden und krieg einzudampfen und den wunsch nach frieden als das höchste ziel menschlichen handelns zu deuten.

In der schrift vom ewigen frieden hatte Kant das problem im sinne der pax optima rerum aufgelöst. Nüchtern definierte er den frieden als ein rechtszustand, der als der oberste wert gedeutet werden kann, dem alle anderen notwendigen momente des begriffs des politischen, zu denen auch der krieg gehört, in einer abgestuften systematik untergeordnet sind.

Diese interpretation des politischen enthält systemimmanent den keim der zerstörung jeder möglichen humanen ordnung, weil sie die anderen aspekte des politischen beiseite schiebt, die niemals endgültig aus der realität der menschen ausgeschlossen werden können, und die als ausgeschlossene immer wieder mit gewalt auf die tagesordnung der geschichte zurückdrängen werden.

Ernsthaft kann der wunsch der menschen nach frieden nicht bestritten werden, zumal in zeiten, in denen die bürgerliche ruhe als gefährdet erfahren wird - mittelbar oder durch die medien vermittelt, aber dieser wunsch nach frieden kann nicht alles sein, was den menschen in seinem streben nach der sicherheit seiner existenz bekümmern muss.

2.3. die dimensionen des politischen
Der wunsch nach frieden ist ein aspekt des begriffs des politischen. Um den systematischen ort dieser dimension im begriff des politischen bestimmen zu können, ist es notwendig  die anderen dimensionen in den blick zu nehmen.

Vier dimensionen konstituieren den begriff des politischen; Ich kennzeichne sie mit den namen von vier personen, die exemplarisch die spezifische problematik erörtert hatten.

  •   Aristoteles erörterte im blick auf die interessen eines menschen die relation von individuum und gemeinschaft;
  •   Machiavelli diskutierte die relation von mittel und zweck, über die die individuen verfügen können;
  •   C.Schmitt bestimmte die relationen der individuen untereinander als eine existenzielle grenzsituation;
  •   Kant definierte die relationen der individuen in einer gemeinschaft als recht, das dem postulat des ewigen friedens als einer regulativen idee unterstellt ist.
Diese vier dimensionen des politischen, in jeweils unterschiedlicher gewichtigung, wirken zusammen, wenn ein individuum als ich über sich selbst und seine beziehungen zu den anderen individuen seiner gemeinschaft reflektiert. Der zweck der theorie ist, das konkrete tun der individuen verstehbar zu machen, nicht aber rezepte für die auflösung konkreter streitfälle der politik zu liefern.

In analytischer absicht werden die vier dimensionen des politischen getrennt voneinander expliziert und erörtert, um in der synthese die systematik der dimensionen nachvollziehbar zu machen.

2.4. die analyse der dimensionen des politischen(2)
2.4.1. Aristoteles - die dialektik von individuum und gesellschaft
Die soziale existenz des menschen ist eingespannt in das verhältnis von individuum und gesellschaft. In der ethik beantwortet Aristoteles die frage nach dem geglückten leben, das das individuum als zweck seiner existenz begreift; in der politik diskutiert er das problem, wie die gesellschaft geordnet sein muss, damit jedes individuum seine vorstellung von glück in der gesellschaft realisieren kann.

Er kommt zu dem schluss, dass die beiden momente: ordnung der polis - realisierung des glücks, nur in ihrer wechselseitigen verknüpfung bestand haben können. Die realisierung des geglückten lebens ist in einer ungeordneten polis nicht möglich, und die polis ist ungeordnet, wenn jeder seine vorstellung von glück zum absoluten maass erhebt. Die geordnete polis setzt den konsens aller voraus, indem jeder seine glücksvorstellung mit denen der anderen kompatibel machen muss. Jede vorstellung eines geglückten lebens impliziert, dass sie im blick auf eine funktionierende ordnung, sich selbst beschränken muss, um so die realisierung der konkreten glücksvorstellungen aller garantieren zu können.

2.4.2. Machiavelli - die dialektik von mittel und zweck
Der wille allein, etwas zu wollen, genügt nicht; es müssen auch die mittel vorhanden sein, um die zwecke realisieren zu können.

Machiavelli hatte die dialektik von mittel und zweck analysiert und konsequent auf das verhältnis von kosten und nutzen reduziert. In diesem kalkül kann die moral nur auf der kostenseite verrechnet werden. Die moralisierende entrüstung über diesen machiavelli'schen zynismus übersieht, dass Machiavelli für seine zeit eine politische praxis beschrieben hatte, die auch heute noch tagtäglich und mit gutem gewissen praktiziert wird. Macht erlangen zu wollen und erlangte macht zu behaupten, sind legitime zwecke eines individuums als ich, und ein individuum als ich kann diese zwecke nur erreichen, wenn die kosten- nutzen-rechnung ausbalanziert ist.

2.4.3. C.Schmitt - die dialektik von leben und tod als existenzielle grenzsituation
Im streit um C.Schmitt's definition des politischen als der fähigkeit zwischen dem freund und den feind unterscheiden zu können sollte nicht das aufklärende moment dieser extremen position ignoriert werden. Erst in seiner äussersten konsequenz, dem willen, den feind zu töten, wird deutlich, dass C.Schmitt auf eine konstante der menschlichen existenz verweist, die in der öffentlichen diskussion verdrängt wird: in der politik geht es immer auch um leben und tod, um sein oder nichtsein des individuums als ich. Die politik ist kein beliebiges, unverbindliches ereignis, so wie ein spiel, das man beliebig oft wiederholen kann, sondern sie ist eine existenzielle grenzsituation, in der jedes individuum als ich seine gesellschaftliche position in der auseinandersetzung mit den anderen bestimmen muss.

Die zivilisierten gesellschaften haben techniken entwickelt, die die durchsetzung konfligierender interessen ohne gewalt zu regeln versuchen, aber diese regeln können die gewalt faktisch nicht ausschliessen. Als horizont ist der tod im leben immer präsent.

Gegen die Schmitt'sche freund-feind-unterscheidung muss eingewandt werden, dass sie analytisch ein untaugliches instrument ist, die existenzielle grenzsituation zu erfassen, weil sie letztlich das zerstören muss, was sie vorgibt, sichern zu wollen: das feld des politischen.

Der feind ist das negative spiegelbild des ichs. Was das ich ist, das kann es nur im anderen sein. Der andere ist die grenze, die für das ich die bedingung ist, sich selbst als ein ich erkennen zu können. Wenn das ich einen anderen zu seinem feind erklärt, den es zu töten bereit sein muss, dann zerstört dieses ich mit seiner feinderklärung den anderen als seinen anderen und damit notwendig sich selbst.

2.4.4. Kant - die dialektik des ichs und seines anderen
Die idee eines ewigen friedens hatte Kant im kontext des rechts der völker (staaten) entwickelt. Die geschichtlichen erfahrungen des 19. und 20.jahrhundert aber nötigen die menschen, ihren blick auszuweiten: das problem heute ist der friede in den gesellschaften.

Kant hatte den frieden als einen zustand des rechts definiert. Seine begründung des rechts ist unzureichend, weil sie - notwendig - ihrer zeit verpflichtet ist, die in der metaphysischen tradition des ontologischen arguments stand. Zwar definiert das naturrecht einen grund, warum es so sein muss, wie es sein soll - ein klassischer zirkel - aber einsichtig ist diese setzung nur für denjenigen, der daran glaubt, dass es so auch ist, wie es sein soll. Kant versuchte dem naturrechlichen zirkel zu entkommen, indem er recht und moral identifizierte und diese identifikation als ein regulatives prinzip begriff. Aber auch diese auflösung des problems kann sich nicht der missdeutung entziehen, als grund dessen interpretiert zu werden, was "reguliert werden soll". Denn der grund für den frieden kann nicht das recht sein, weil das recht nur die form ist, in der der frieden von den menschen erkannt und anerkannt wird.

Das recht ist - als regulative idee - allein in der form eines vertrages konkret. Zu einem vertrag aber ist nur das individuum als ich fähig. das seinen beziehungen zu den anderen im vertrag eine objektivierte form gibt.

Das tragende prinzip eines jeden vertrages ist die relation, die das ich zu seinem anderen hat. Was das ich ist, das kann es nur im anderen sein, der ebenso ein ich ist wie es selbst. Das entscheidende moment in der selbsterfahrung eines ichs ist der andere, nicht das ich selbst. Damit entscheidet der andere, was das ich ist.

Da aber der andere ebenso ein ich ist, wie das ich selbst, ergibt sich eine struktur der wechselseitigen anerkennung. Diese anerkennung des anderen als den anderen(5) ist ein akt, den das ich als absolut freies wesen nur für sich selbst leisten kann.

Der begriff der absoluten freiheit(3) lässt keine einschränkung zu, folglich ist es logisch ausgeschlossen, dass ein ich seinem anderen diesen akt der anerkennung abzwingen kann. Folglich kommt ein vertrag nur dann zustande, wenn die beteiligten individuen als ich sich dazu frei entschieden haben.
Mit ihrer freien entscheidung haben sie sich aber auch an ihre freie entscheidung gebunden.

2.5. die synthese: anmerkung zur dialektik der dimensionen im begriff des politischen.
Erst im horizont der synthese ist die methode der trennung der dimensionen des politischen in analytischer absicht verstehbar. Die kritik einer dimension des politischen - im sinne der analyse - gewinnt ihre spezifische bedeutung im kontext der anderen drei dimensionen, die als horizont die bedingungen der kritik zur verfügung stellen. Die rede vom sogenannten gerechten krieg oder vom gerechten frieden ist rational dann nachvollziehbar, wenn im horizont der drei anderen dimensionen argumente geltend gemacht werden, die als zureichende gründe von denjenigen akzeptiert werden können, in deren interesse es ist, dass ein bestimmter krieg oder frieden als ein gerechter gerechtfertigt wird.

Eine hierarchie der dimensionen ist im begriff des politischen ausgeschlossen; die dimensionen sind gleichrangig. In der praxis aber, in den konkreten reflexionsprozessen, erhält die dimension, die analytisch genauer betrachtet wird, eine dominanz, die durch die theorie nicht begründet ist. Wer z.b. über den frieden räsoniert, der muss notwendig, wenn auch nicht explizit formuliert, die probleme mit in betracht ziehen, die die existenz der beteiligten, ihre ressourcen und interessen einschliesslich der sozialen bedingungen betreffen. Denn zum frieden ist ein individuum als ich nur dann fähig, wenn über seinen wunsch hinaus, frieden zu haben, ihm auch das minimum an sozialem status in der gesellschaft gewährleistet wird.

Die analytik der dimensionen vereinfacht vordergründig die theorie des politischen, in ihrer praktischen anwendung ist sie - wie jede theorie - ein komplexes phänomen.

3. der friede als maxime
Jede theorie ist ein geschlossenes system - die frage, ob die theorie in sich auch logisch stringent ist, berührt ein anderes problem. Folglich ist es auch der anspruch dieser theorie des politischen, einen vollständigen begriff des politischen zu formulieren. Etwas anderes ist die praxis - sie ist immer offen, und verweigert sich prinzipiell einem definitiven abschluss. Daher kann die frage nach dem politischen, so wie die individuen als ich ihr leben realisieren müssen, immer nur in einer maxime ihre adaequate antwort finden.

In bezug auf die dimension des frieden im begriff des politischen könnte diese maxime lauten:  Der friede ist nicht alles, aber ohne frieden ist alles nichts(4).

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Anmerkungen
(1) das argument gilt für Aristoteles, Machiavelli und C.Schmitt in der gleichen weise.
(2) aus zeit-und raumgründen werden die dimensionen, die mit dem namen von Aristoteles und Machiavelli gekennzeichnet sind, nur summarisch erörtert.
(3) die unterscheidung von absoluter freiheit und bürgerlichen freiheiten wird nicht thematisiert.
(4) Willy Brandt, aus dem gedächtnis zitiert.
(5) es muss jetzt heissen: der_andere,(2015).
finis
2.82.11
was will Ich? - Als philosoph betrachte Ich meine welt in der perspektive der reflexion. Nachdenkend über das geschehen in der welt suche Ich in meiner welt nach den teilen, die eine besserung dieser welt in ihrem so-sein zu versprechen scheinen. Als politiker agiere Ich, bürger des staates, in der perspektive der handlung. Ich will die mit dem genossen gemeinsam geteilte welt, mir als schlecht eingerichtet erscheinend, aktiv verbessern, aber das resultat meines angestrengten tuns ist nur elendes stückwerk(a). Das vermittelnde moment ist die analyse der weltdinge, die, getrennt in analytischer absicht, die differenz in den interessen, mein handeln und meine reflexionen, spiegeln, die Ich, der philosoph einerseits, andererseits der politiker, verfolgen muss, wenn Ich in meiner welt bestehen will, mit dem genossen diese welt in ihrem bestand bewahrend. Die analyse der weltdinge, ein neutral erscheinendes moment, ist reziprok an interessen gebunden, denen Ich mich nicht entziehen kann, weder als politiker noch als philosoph. Gefangen in der dialektik dieser situation überspiele Ich die differenz dieser interessen, wenn Ich, nach lösungen suchend, mich anspanne, im moment der gelebten gegenwart das interesse des handelnden mit dem interesse des reflektierenden zu amalgamieren. Das sind bestimmte auflösungen einer dialektik, die im moment der gelebten gegenwart schlüssig gewesen waren, die aber in jenem moment der gelebten gegenwart, abgesunken in die vergangenheit als factum der vergangenheit, zu einem versteinerten dokument der historia geworden sind, ein dokument der historia, das immer dann als falsch ausgewiesen ist, wenn Ich dieses factum der vergangenheit als moment meiner projektionen in die zukunft instrumentalisiere, das analytisch getrennte synthetisierend, sowohl als handlung als auch als reflexion, vorgestellt in den bildern des utopischen denkens. Das scheitern, so scheint es, ist programmiert(b), aber diese erfahrungen können kein zwingendes argument sein, weil Ich, meine existenz lebend, die perspektiven: handlung und reflexion, immer dann miteinander verknüpfen muss, wenn Ich, das_humanum realisierend in raum und zeit, das bin, das Ich sein will, ein ich.
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(a)
vom "stückwerk"(01) hatte Karl R.Popper gesprochen. Platon war kläglich gescheitert, einerseits als philosoph über den staat reflektierend, andererseits als politiker, sein projekt des vernunftstaates realisierend,(02), und die meinung Immanuel Kant's, dass der handelnde die schranke der moral beachten müsse, wird als gültig angesehen(03). In der praxis der politik hatte die melange: politiker und philosoph, noch nie funktioniert. In den weiten von zeit und raum verschwinden die grenzen des utopischen denkens - und dennoch, es muss getan werden.
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(01)
das zitat(*1) im kontext: "Der typische Stückwerk-Ingenieur wird folgendermaßen vorgehen. ((...)) Was immer seine Ziele sein mögen, er sucht sie schrittweise durch kleine Eingriffe zu erreichen, die sich dauernd verbessern lassen"(*2).
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(*1)
Popper,Karl_R.: Das Elend des Historizismus. 20.-21.kapitel, p.47-57. /bibliographie //==>2.94.44.
(*2)   a.a.O. p.53.
(02)
Platon hatte als geachteter philosoph die probe auf's exempel gewagt und am hof von Syrakus, 367 und 361 v.Chr. politik gemacht.
(03)
das zitat im kontext: "Die wahre Politik kann also keinen Schritt tun, ohne vorher der Moral gehuldigt zu haben, und ob zwar Politik für sich selbst eine schwere Kunst ist, so ist doch Vereinigung derselbe mit der Moral gar keine Kunst"(*1).
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(*1)   Kant,Immanuel: Zum ewigen Frieden. Bd.XI, p.243. /bibliographie //==>2.93.73.      (a)<==//
(b)
davon erzählt der mythos von Sisyphos.       (b)<==//
(text/ 1.4.1)<==//
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fortsetzung:
subtext: 2.83.01 bis 2.83.09

<==// (anfang/bibliograpische angaben)

stand: 16.04.01.

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